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Nebel der Highlands
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eBook522 Seiten7 Stunden

Nebel der Highlands

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Über dieses E-Book

Seabhag MacKay ist ein junger, hitzköpfiger Highlander aus dem hohen Norden Schottlands. Er ist von seinem Vater als dessen Nachfolger bestimmt, einmal Laird des mächtigen Clan MacKay zu werden.
Als er die schöne Mórag verlässt, verflucht sie den Highlander, entfesselt die Bestie in ihm. Keiner Frau soll es jemals gelingen, diese zu bändigen...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Juni 2018
ISBN9783752805192
Nebel der Highlands
Autor

Ailsa Garrick

Ailsa Garrick ist ein Pseudonym. Die Autorin schreibt seit zwölf Jahren hobbymäßig Geschichten. Dabei ist Nebel der Highlands eines ihrer ersten und längsten Projekte. Sie lebt mit ihrem Mann in einem kleinen Dorf in der Nähe von Frankfurt am Main.

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    Buchvorschau

    Nebel der Highlands - Ailsa Garrick

    Nebel der Highlands

    Prolog

    Erster Teil

    I Kapitel 1

    I Kapitel 2

    I Kapitel 3

    I Kapitel 4

    I Kapitel 5

    I Kapitel 6

    I Kapitel 7

    Zweiter Teil

    II Kapitel 1

    II Kapitel 2

    II Kapitel 3

    II Kapitel 4

    II Kapitel 5

    II Kapitel 6

    II Kapitel 7

    II Kapitel 8

    II Kapitel 9

    II Kapitel 10

    II Kapitel 11

    II Kapitel 12

    II Kapitel 13

    II Kapitel 14

    II Kapitel 15

    II Kapitel 16

    II Kapitel 17

    II Kapitel 18

    II Kapitel 19

    II Kapitel 20

    II Kapitel 21

    II Kapitel 22

    II Kapitel 23

    Dritter Teil

    III Kapitel 1

    III Kapitel 2

    III Kapitel 3

    III Kapitel 4

    III Kapitel 5

    III Kapitel 6

    III Kapitel 7

    III Kapitel 8

    III Kapitel 9

    III Kapitel 10

    III Kapitel 11

    III Kapitel 12

    III Kapitel 13

    III Kapitel 14

    III Kapitel 15

    III Kapitel 16

    Vierter Teil

    IV Kapitel 1

    IV Kapitel 2

    Epilog

    Impressum

    1685

    "Du verschmähst mich? Mich, die Dir mehr hätte geben können, als du je zu träumen gewagt hast?, schrie Mórag und sah ihn finster an. Ich will mit Deinen Machenschafen nichts zu tun haben, a Mhórag! Niemals wirst Du Schottland unterjochen können!, raunte er und packte sie hart am Arm. Ach nein? Wer glaubst du, wer du bist, Seabhag Dubh? Du glaubst, Du kannst mich aufhalten? Niemals sage ich Dir!" Er spürte ein Zucken, dass durch ihren Arm lief. Plötzlich war sie seinem eisernen Griff entwischt und er sah sich erstaunt um. Mórag stand am anderen Ende des Turmzimmers und murmelte etwas vor sich hin. Es musste die Sprache des alten Volkes sein, denn er verstand nichts davon.

    Ein entsetzliches Geräusch drang ihm plötzlich bis ins Mark und zwang ihn in die Knie. Er schlug sich die Hände auf die Ohren und presste die Zähne zusammen, sein Schädel fühlte sich an, als würde er jeden Moment in tausend Stücke bersten. Jetzt packte ihn eine starke Hand am Hals und riss seinen Kopf nach oben, sodass er sie ansehen musste. Mórag hatte sich in eine Sidhe verwandelt, ihr Gesicht war grotesk verzerrt und abstoßend hässlich.

    "Ich verfluche Dich, Seabhag Iain MacKay! Dich und deine Nachfahren! Dein Leben soll erfüllt sein von Schmerz und Verlust! Keiner Frau soll jemals dein Herz gehören, sonst wird sie leiden! Ich entfessele das Monster in Dir, das seit Anbeginn Deiner Linie in Dir schlummert!"

    Ein Schatten senkte sich über ihn und als er aufsah, sah er, dass Mòrag ein paar Zentimeter über dem Boden schwebte.

    Ein Feuer fuhr durch seinen Körper, das ihm das Herz versengte und seine Augen verbrannte. Er schrie auf, ein Laut, der schier unmenschlich war und er wollte sich die Augen herausreißen, nur damit der Schmerz endlich aufhörte.

    Dann war mit einem Mal alles vorbei und es war totenstill. Mòrag war verschwunden.

    Er keuchte und würgte, spuckte Blut.

    Nichts deutete darauf hin, dass das eben wirklich geschehen war. Mit einem unmenschlichen Schrei brach er zusammen und wünschte er würde einfach sterben, doch diesen Gefallen tat ihm sein Körper nicht.

    Die Tür zum Turmzimmer flog auf. Bruder! Ist alles in Ordnung? Ich habe einen schrecklichen Schrei gehört! Hugh eilte zu ihm, als er ihn am Boden kauern sah. Was ist passiert? Er half seinem jüngeren Bruder auf, doch dieser machte sich umgehend los. Nichts. Und jetzt lass mich in Ruhe, aye? Aber... "Bas mallaichte!", fuhr er ihn an. Hugh war zwar der Ältere, doch vor dem Zorn seines kleinen Bruders wich er zurück.

    Beide waren fast gleich groß, maßen gut und gerne sechseinhalb Fuß. Doch sonst konnten sie unterschiedlicher nicht sein. Hugh war blond und hatte graue Augen, helle Haut mit Sommersprossen und eine kräftige Statur. Seabhag hingegen hatte nachtschwarzes Haar, seine Haut hatte den dunklen Ton eines Mannes, der viel im Sattel sass und war muskulös wie ein griechischer Gott. Viele Clansleute fürchteten sich vor dem jungen Hitzkopf und auch bei den anderen Clans eilte ihm sein Ruf voraus. Doch er war es, der einmal Laird werden würde. Laird des Clans MacKay of Strathnavern, denn sein Vater, Iain Mór, zweiter Lord of Reay hatte ihn als seinen Nachfolger bestimmt, wenn er sterben würde. Hugh hingegen hatte sein Leben dem Militär verschrieben, auch wenn das bedeutete, seine Familie oftmals für lange Zeit zu verlassen.

    ξ

    1688

    Im Dezember 1688 floh König James VII. von Schottland in Folge der Glorious Revolution nach Frankreich. Dem Druck, seine Toleranzpolitik zu überdenken und dem Katholizismus den Rücken zu kehren, hatte James nicht länger Stand halten können. Seine Frau Mary und sein erst wenige Monate alter Sohn James Francis Edward begleiteten ihn ins Exil.

    Schottlands Thron wurde schließlich von James' protestantisch erzogener Tochter Maria Stuart und ihrem Ehemann William III. von Oranien-Nassau bestiegen.

    Seither brodelten heftige Unruhen in Schottland und es gab viele, die ihren König als Feigling verschrien.

    Trotz seiner Flucht ins Exil versuchte James VII. den schottischen Thron zurück zu erobern. Den ersten Versuch startete er auch nur wenige Monate nach seiner Flucht.

    Seine treuen Anhänger, Jakobiten genannt, erhoben sich erstmals im April 1689 unter der Führung von John Graham of Claverhouse. Graham war auch unter dem Namen Bonnie Dundee bekannt.

    Schon im Juli 1689 schlugen die Jakobiten die gegnerischen Regierungstruppen bei Killicrankie. Der entscheidende Sieg und damit die Rückkehr von König James war so gut wie gewiss, doch eine Kugel, die Dundee traf, sollte das Schicksal der Schotten in eine andere Richtung lenken.

    Die Hochlandarmee war somit ihrer starken Führung beraubt und nur wenige Wochen später sollten sie die Schlacht bei Dunkeld gegen die königliche Armee, geführt von General Hugh MacKay, verlieren. Daraufhin zogen sich die Hochländer wieder in ihre Heimat zurück.

    Um zu verhindern, dass die Jakobiten sich wieder zusammentaten und zu einem neuen Aufstand erhoben, wurde ein Militärregiment zusammengestellt. Die Soldaten des sogenannten 'Black Watch Regiments' patroullierten von nun an durch die rauen Highlands, um etwaige beginnende Aufstände im Keim zu ersticken.

    Gleichzeitig etablierte sich die presbyterianische Kirche in Schottland und die Regierung begann Pläne zu entwickeln, um das bislang unwegsame Hochland kontrollieren zu können.

    John Campbell of Breadalbane, ein regierungstreuer Clanchief, hatte schließlich die glorreiche Idee, dass jeder Clanchief König William einen Treueeid leisten sollte.

    Dem König gefiel diese Idee und er setzte eine Frist bis zum 1. Januar 1692.

    Vielen Chiefs widerstrebte der Gedanke, doch aus Angst vor den Übergriffen der Regierungstrupps leisteten sie schließlich den Eid.

    Erster Teil

    Irgendwo in Schottland

    Dezember 1691

    I Kapitel 1

    Er war mit dem dritten Regiment des Black Watch unterwegs, als er die Nachricht erhielt.

    Ein junger Bursche trat an ihn heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Callum stand abrupt vom Tisch auf, an dem er mit dem Captain und ein paar anderen Soldaten Karten spielte und entschuldigte sich.

    Der Junge wich nun angstvoll vor ihm zurück. Sag mir, was passiert ist!, fuhr er ihn an und der Bote wurde noch etwas kleiner. I-ich weiß es nicht genau...Sir. I-ich... Callum holte schon aus und der Junge duckte sich. Es...es war das Herz, glaube ich. Verzeiht Mylord. Ich möchte Euch mein tiefstes Beileid zu Eurem Verlust aussprechen. Callum ließ abrupt die Hand sinken. Er hatte verstanden, was der Junge nicht auf die Reihe gekriegt hatte zu sagen.

    Sein Vater war tot. Sein Vater, der Laird. Sein Vater, der ihn als seinen Nachfolger bestimmt hatte.

    Callum ließ sich auf einen Stuhl sinken, als ihm plötzlich das Ausmaß dessen bewusst wurde, was der Tod seines Vaters für ihn und den Clan bedeutete. All das, was er vorhatte, für seinen Clan als Laird zu tun, war plötzlich in greifbare Nähe gerückt.

    Der Junge zappelte vor ihm auf und ab. Was ist denn? Hast du Flöhe im Arsch, oder was? N-nein, Sir. Ich würde nur gerne wieder gehen. I-ich fürchte mich ein wenig vor den Soldaten, Sir, gab er schließlich kleinlaut zu. Aye, dann mach, dass du verschwindest! Richte meinem Bruder aus, dass ich so schnell wie möglich kommen werde. Der Junge nickte, zögerte aber noch einen Moment. Was ist? Sieh zu, dass du Land gewinnst, Junge! Er war aufgesprungen, als wolle er ihn davonjagen und wieder war der Junge zurückgewichen. A-aye. Nur welchem Eurer Brüder soll ich es ausrichten? Callum schnaubte belustigt. Dem, der dich geschickt hat, natürlich! Er zog eine Münze aus seinem Sporran und gab sie dem Jungen. Dieser bekam runde Augen und ließ die Münze irgendwo in den Falten seines zerlumpten Gewands verschwinden. Dann nahm er die Beine in die Hand und verschwand.

    Einen Augenblick stand Callum einfach nur da und starrte vor sich hin, musste das auf sich wirken lassen was er eben erfahren hatte. Dann drehte er sich plötzlich um und kehrte zu den Kartenspielern zurück.

    Alles in Ordnung, Mann?, fragte der Captain, als er sich wieder an den Tisch setzte. Aye. Mehr sagte er nicht. Den Rest würde er mit dem Captain unter vier Augen besprechen.

    Sie spielten bis tief in die Nacht hinein, ehe sich der ein oder andere, der es sich nach dem Spiel noch erlauben konnte, die Dienste der Huren in Anspruch nahm.

    Callum fing den Captain vor seinem Zelt ab, eine zierliche, teuer aussehende Hure am Arm. Mylord, verzeiht mir die unerhörte Störung. Doch ich muss Euch um fünf Minuten Eurer kostbaren Zeit bitten. Der Captain warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu, doch dann nickte er. Los, geh und halt mir schon mal das Bett warm, Molly! Ich bin gleich da. Dann zeig ich dir, wie ich's gern hab!, raunte der Captain mit vom Whisky heiserer Stimme. Molly warf ihm ein kokettes Lächeln zu und löste die Haarnadeln aus ihren braunen Locken. Aye Mylord! Ich glaube, ich werde Euch gut dienen können! Sie drehte sich um und ging, dabei glitt plötzlich ihr Unterrock zu Boden. Molly lief weiter, als wäre nichts passiert und Callum sah ihr nach. Dann folgte ihr Mieder.

    Hattet Ihr mir nicht etwas zu sagen, MacAlister? Callum riss sich vom Anblick der halbnackten Frau los und sah in das grimmige Gesicht seines Captains.

    Verzeihung. Ich...aye. Der Botenjunge vorhin hat mir die Nachricht überbracht, dass mein alter Herr tot ist. Der Laird ist tot? Callum nickte. Aye. Und ich werde seinen Platz einnehmen. Deshalb muss ich das Regiment so bald wie möglich verlassen. Und ich möchte Euch ein unschlagbares Angebot machen...

    ξ

    Er ließ sich schwer atmend neben sie sinken. Ihr Name war Mathilda, bei weitem nicht so teuer und gut wie Molly, aber immerhin sauber. Kurz bevor sie zu ihm unters Plaid geschlüpft war, hatte er an seine Frau Catriona gedacht. Doch in den zwei Monaten in denen sie verheiratet waren, hatte er nur dreimal bei ihr gelegen, dann war er wieder mit dem Regiment gegangen. Also musste er sich woanders Abhilfe schaffen. Catriona mochte es ohnehin nicht gern, wenn er bei ihr lag.

    Noch immer hörte er das rhythmische Klatschen von Fleisch auf Fleisch und heftiges Stöhnen und Grunzen aus dem Zelt des Captain. Teufel nochmal hatte der eine Stehkraft! Das arme Mädchen dafür würde morgen keinen Schritt gehen können.

    ξ

    Am nächsten Morgen brach Callum nach dem Frühstück auf in Richtung Tarbert. Der Captain hatte ihn offiziell aus dem Regiment verabschiedet, sonst hätte es Gerede gegeben. Molly hatte er leider nicht mehr gesehen, doch der Captain sah mehr als zufrieden aus.

    Ich danke Euch, Captain. Und vergesst mein Angebot nicht! Callum salutierte und der Captain tat es ihm gleich. Aye, ich werde darüber nachdenken. Lebt wohl, Soldat!

    Callum sass auf seinem braunen Wallach auf und lenkte ihn gen Südwesten.

    Eigentlich sollte ihm das Herz schwer sein, wegen dem Tod seines Vaters, doch der Gedanke daran, was ihm und dem Clan bevorstand, beflügelte ihn geradezu. Er würde den Clan MacAlister revolutionieren.

    Er ritt den ganzen Tag und auch den größten Teil der Nacht und drei Tage später erreichte er Tarbert Glen.

    ξ

    Das Dorf war fast wie ausgestorben und die wenigen Leute, die ihm begegneten, sprachen ihm ihr tiefstes Beileid aus.

    Callum lenkte das Pferd den Berg hinauf, auf dem Castle of Tarbert stand. Als er in den Burghof ritt, rief jemand seinen Namen. Kaum hatte er abgesessen, lag ihm auch schin seine Schwester Iseabaìl weinend in den Armen. O Callum! Es ist so schrecklich! V-Vater... "Shh, shh mo nighean. Es wird alles wieder gut. Ich bin ja jetzt da." Er tätschelte ihr den Rücken und schob sie dann ein wenig von sich. Sie sah ihn aus rot verquollenen Augen an und schniefte. Es sah aus, als hätte sie die letzten Tage durchgeweint. Callum zückte ein Taschentuch aus seinem Ärmel und betupfte damit ihr Gesicht. Schließlich gab er es auf und reichte ihr das Taschentuch. Sie putzte sich geräuschvoll die Nase, dann schluchzte sie ein paar Mal auf. Er legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie hinein.

    Tarbert wirkte anders, als beim letzten Mal, als er es verlassen hatte. Nun, es hatte keinen Laird, keinen Anführer. Noch nicht.

    Drinnen wurde er schon ungeduldig erwartet.

    Seine Brüder John und Malcolm begrüßten ihn, von Alexander fehlte jedoch wie zu erwarten jede Spur.

    Schließlich trat noch der Jüngste von ihnen zu ihm, Ciaran. Er warf sich schluchzend an seinen Bauch und presste sich an ihn. Callum hätte ihn gern von sich geschoben und ihm gesagt, dass er seine Rotznase woanders abschmieren sollte, doch das konnte er vor den ganzen anwesenden Clansmitgliedern nicht machen. Schließlich war er auf sie angewiesen, wenn er ihr Laird war. Zwar nicht so sehr, wie sie auf ihn, aber dennoch...

    Was ist geschehen? Iseabaìl schluchzte, doch John ergriff das Wort.

    Ewan MacAlister war vor einer Woche plötzlich an der Tafel zusammengebrochen. In einem Moment hatte er noch mit seinem jüngsten Sohn gescherzt, im nächsten war er tot gewesen. Mausetot.

    Ein schneller Tod war es, den jeder sich wünschte. Aber dann nicht mal im Kampf zu sterben...

    Er ließ sich von Ciaran zum Grab ihres Vaters führen, ein frischer Steinhügel zur Linken ihrer Mutter, zwischen den beiden ein kleines Grab des Neugeborenen, das noch am Tag seiner Geburt vor fünfeinhalb Jahren gestorben war.

    Ciaran sank neben dem Grab zu Boden und weinte bitterlichst. Iseabaìl zog ihn hoch und in ihre Arme, presste seinen Kopf an ihre Brust.

    Was wirst du jetzt tun, Callum? Sie wischte sich eine widerspenstige feuerrote Locke aus den Augen, die der kalte Dezemberwind ihr ins Gesicht geweht hatte.

    Ich bin jetzt Laird, Iseabaìl. Verantwortlich für den Clan und sein Wohlergehen. Ich werde für euch sorgen. Für jeden einzelnen von euch. Und ganz besonders für Dich, Schwesterherz, dachte er und beglückwünschte sich selbst für seinen schnellen, cleveren Einfall.

    Boten wurden in alle Ecken der MacAlister-Ländereien geschickt, um die Leute zu unterrichten, dass es einen neuen Laird gab. Und in der kommenden Woche sollte das Schwurfest abgehalten werden, bei dem die Clansleute ihrem neuen Laird die Treue schworen. Wenn Sie sicher hinter ihm standen, würde er den Clan langsam in seine neue Richtung lenken. Es würde neue Verbindungen geben und Iseabaìl würde einen nicht kleinen Teil dazu beitragen. Allerdings wusste sie noch nichts davon und das sollte auch erst nochmal so bleiben.

    I Kapitel 2

    Mylord, was gedenkt Ihr zu tun? Callum sah auf und Kenneth, der tanister stand vor ihm. Was meinst du? Kenneth' Augen weiteten sich. Ihr wisst es nicht? Callum sah ärgerlich zu dem älteren Mann. Komm auf den Punkt, Mann! Was soll ich wissen?, raunte er und Kenneth wich zurück. Nun, der Laird...verzeiht, Euer Vater. Er wollte den Treueeid an König William nicht leisten. Callum starrte sein Gegenüber einen Moment an. Was? Soll das bedeuten, dass er den Eid noch nicht geleistet hat? Kenneth nickte und Callum sprang von seinem Lehnstuhl auf. Aber es ist nur noch eine Woche bis zum Stichtag! Verfluchter alter Esel!, schrie er und warf den Lehnstuhl um. Kenneth wich noch weiter zurück. Mylord, er... Er war ein Nichtsnutz! Er riskierte damit das Wohlergehen des Clans! Ich werde gleich morgen aufbrechen, um den Eid zu leisten! Seid Ihr Euch sicher, Mylord? Euer Vater wollte... Plötzlich standen sie sich Auge in Auge gegenüber, Callum presste den alten Mann an die Wand. Zweifelst du etwa an meinem Urteilsvermögen als Laird, Kenneth? N-nein, Mylord, flüsterte der alte Mann, als er den kalten Stahl einer Klinge an seiner Kehle spürte. Callum ließ ihn los und er sackte in sich zusammen. Ab jetzt weht hier ein anderer Wind! Ich werde nicht zulassen, dass uns dieser unfähige König James ins Verderben stürzt! Deswegen muss ich die Gunst von König William of Orange erwerben... Es war jetzt mehr ein Selbstgespräch und als er Kenneth noch immer dastehen sah, fuhr er ihn an: Hast du nichts zu tun? Los verschwinde! Ich habe noch einiges vorzubereiten! Kenneth nahm die Beine in die Hand und verschwand.

    ξ

    Es würde alles viel einfacher machen. Und wenn er den Clan erstmal als Verbündeten hatte, standen seine Chancen gar nicht mal schlecht, in die Gunst des Königs zu kommen. Und wenn das passierte...dann bekam er vielleicht sogar einen Titel.

    Ein Klopfen an seiner Tür unterbrach seine wundervollen Gedankengänge und er rief ärgerlich: Herein! Sein Bruder Alexander betrat die Stube. Es war das erste Mal, seit dem Schwurfest, dass er ihn sah. Ist das wahr? Du willst diesem deutsch-niederländischen Schwachkopf die Treue schwören? Der nicht mal einen Brocken Englisch spricht, obwohl er über zwei Länder herrscht, deren Muttersprache es ist!, raunte er. In Sachen aufbrausendem Temperament stand er seinem großen Bruder in nichts nach. "Hüte Deine Zunge, a Ailig! Ich halte auch keine großen Stücke auf ihn, aber es immer noch besser, als diesem Taugenichts James hinterher zu trauern! Hört, hört! Seit wann denkst Du so über Deinen König, Callum? Du, einer seiner größten Verfechter!? Alexander ging um den Schreibtisch herum und starrte seinen Bruder unverwandt an. Seitdem der Feigling ins Exil gegangen ist. Wäre Dundee nicht getötet worden, hätten wir die Schlacht bei Dunkeld auch gewonnen! Aye, wahrscheinlich. Aber es ist anders gekommen. Und ich habe entschieden, dass es besser für uns alle ist, wenn wir James den Rücken kehren und uns einem stärkeren Herrscher zuwenden. Alexander schnaubte abfällig. Ist es das, was Du wirklich denkst? Dass William, der uns seine verfluchten Rotröcke auf den Hals hetzt, ein besserer König ist? Oder hat Dir das jemand eingeredet? Pah! Mir kann niemand irgendetwas einreden! Aber ich habe die andere Seite kennen gelernt und weiß, dass es sich so besser leben lässt! Das ist es, was ich will! Für den Clan! Alexander winkte ab. Aye, für den Clan... Wohl eher für Dich selbst. Ein Titel. Das ist es doch, was du willst. Schon jeher wolltest. Raus!, raunte Callum. Los raus hier!" Alexander lächelte wissend und verließ dann langsam die Stube.

    ξ

    Im Morgengrauen von Hogmanay ritt er mit ein paar Männern des Clans los in Richtung Inveraray.

    Iseabaìl war genauso wenig begeistert gewesen, wie ihr Bruder Alexander, als sie davon erfuhr, was Callum vorhatte.

    Das kannst Du doch nicht tun, Callum! Das ist alles entgegen dem, was Vater immer getan hat!, hatte sie entsetzt gejammert. Aye, das ist genau das, was ich will. Ich bin nicht er, hörst Du? Und ich entscheide jetzt, was das Beste für den Clan ist. Außerdem bist Du eine Frau, also halt Dich da raus!, hatte er sie angefahren.

    Am 29. Dezember 1691 kam Callum in Inveraray an.

    Sir Colin Campbell, Sheriff von Argyll war es, der den Treueeid auf König William entgegennahm.

    Als es geschafft war, fühlte er sich gleich um vieles besser. Jetzt begann ein neues Leben für die MacAlister of Loup. Und jetzt galt es, die Verbindung so schnell wie möglich zu besiegeln.

    I Kapitel 3

    An einem kalten Februarmorgen brachte ein Bote eine furchtbare Nachricht.

    Vor drei Tagen hatte es in Glencoe, dem Tal der MacDonald's of Glencoe ein grausames Massaker gegeben.

    Callum hatte etwas mit seinem Bruder John besprechen wollen, doch jetzt schickte er ihn mit einer groben Geste hinaus. John warf ihm einen finsteren Blick zu, verließ aber dann die Stube.

    Was ist geschehen? Der Bote sah übernächtigt und mitgenommen aus und der raue Ton ließ ihn zusammenzucken. Mylord, es heißt, der MacDonald hat den Eid nicht rechtzeitig geleistet… Callum schluckte. Auch er hatte es nur knapp geschafft, den Eid vor Ablauf der Frist zu leisten. "Es gibt nur wenige Überlebende, Mylord. Und die wenigen, die überlebt haben, sind wohl irgendwo in den Bergen. Ich habe gehört, dass die erste und zweite Kompanie des Regiments des Earl of Argyll unter dem Kommando von Robert Campbell of Glenlyon bei den MacDonald’s einquartiert wurde. Und dann kam Captain Drummond in Glencoe an. Zwischen ihm und dem alten MacDonald hatte es grobe Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Eidesleistung gegeben. Und Drummond muss wohl schließlich den Befehl an Campbell überbracht haben. MacDonald’s jüngster Sohn war mit Campbell’s Nichte verheiratet, eine der Schwestern von Raibeart Rhuaidh MacGregor. Könnt Ihr Euch das vorstellen?" Callum schüttelte den Kopf. Der Bote gab ihm ein blutdurchweichtes Stück Pergament.

    Was ist das? Er nahm es mit spitzen Fingern und begann es auseinander zu falten. Das, Sir, ist das Schreiben, in dem Drummond den Befehl zum Massaker gegeben hat.

    Sir, Ihr werdet hiermit beauftragt, die Rebellen zu überfallen, die MacDonalds of Glencoe, und alle Personen jünger als 70 Jahre hinzurichten. Ihr werdet insbesondere angewiesen, darauf zu achten, dass der alte Fuchs und seine Söhne Euch auf keinen Fall entkommen können. Eure Truppen haben alle Straßen und Wege zu sichern, dass kein Mann entkommen kann. Diesen Befehl müsst Ihr exakt um 5 Uhr morgens ausführen. Ich werde um diese Uhrzeit oder kurz danach mit einer starken Streitmacht zu Euch stoßen. Sollte ich nicht um 5 Uhr kommen, habt Ihr nicht auf mich zu warten, sondern weiterzumachen. Dieser Befehl kommt direkt als Spezialauftrag vom König, zum Wohle und zur Sicherheit des Landes, damit die Wurzeln dieser Kreaturen abgeschnitten werden. Achtet darauf, dass dieser Befehl unparteiisch befolgt wird, andernfalls werder Ihr als Feind des Königs und der Regierung betrachtet und als unfähig ein königliches Kommando zu führen. In Erwartung, dass Ihr schon in eigenem Interesse erfolgreich sein werden, unterzeichne ich dies eigenhändig

    Unterzeichnet Robert Duncanson

    Im Dienste Ihrer Majestät

    An Captain Robert Campbell of Glenlyon

    Callum schnaubte. Gedenkt Ihr, es ist klug, soetwas mit Euch herumzutragen? Man könnte Euch für den Überbringer der Nachricht halten und Euch auf der Stelle aufknüpfen! Der Bote wurde bleich. O Herr im Himmel, hilf! Ich…nein! Ich habe nur…ich habe gedacht es sollte gesichert werden. Als Beweis. Er schüttelte den Kopf. Man könnte glauben, Ihr habt den Befehl selbst überbracht. Der jüngere Mann wurde noch fahler, seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst.

    Die Nachricht über das Massaker verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Alle waren zutiefst erschüttert, über die Grausamkeit des englischen Captains.

    ξ

    Das Massaker von Glencoe lag gerade einmal vier Wochen zurück, als Captain MacKay und seine Männer südwestlich an der Grenze zu den Upper Lowlands in Richtung Tarbert ritten.

    Zu ihrer Linken lag Loch Fyne, bald darauf kamen sie in das Dorf Tarbert Glen, wo der Clan der MacAlister of Loup lebte. Es lag direkt am Ufer des Loch Fyne. Salz lag in der Luft und bei dem strengen Geruch nach Fisch blähten die Pferde ihre Nüstern.

    Die zwanzig Männer in der Uniform der schwarzen Garde reichten aus, um die Leute ängstlich in ihren Hütten verschwinden zu lassen. Die Soldaten des Regiments waren noch gefürchteter als die englischen Rotröcke.

    Der Captain zügelte seinen schwarzen Hengst. Fürchtet Euch nicht. Meine Männer und ich ersuchen eine Unterkunft. Sein Pferd warf den Kopf nervös herum und die Menschen auf dem Dorfplatz wichen noch weiter zurück. Bringt mich zu Eurem Laird.

    Ein buckliger Mann wies zu dem Hügel hinauf, auf dessen Spitze Tarbert Castle stand. Und so ritt er hinauf, auf der Suche nach dem Laird der MacAlister.

    ξ

    Die Tür seines Arbeitszimmers flog auf und Kenneth kam hereingestürmt. Mylord! Das Black Watch Regiment hat in Tarbert Glen Einzug gehalten!, platzte es aus ihm heraus. Callum sah von seinem Blatt Papier auf. Oh aye. Bring den Captain zu mir, ich erwarte ihn schon! Kenneth atmete schwer, als sei er den ganzen Weg hierher gerannt und jetzt entwich ihm die Luft keuchend. I-ihr…wusstet, dass sie kommen? Was hat das zu bedeuten? Callum winkte ab. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Kenneth. Wir haben nichts von ihnen zu befürchten.

    Er wollte noch etwas erwidern, aber Callum schickte ihn mit einer groben Geste hinaus.

    Als der Captain, begleitet von Kenneth hereinkam, stand Callum auf und verneigte sich vor dem Hünen.

    Willkommen auf Tarbert, Mylord. Ich freue mich, Euch bei bester Gesundheit anzutreffen. Der Hüne verneigte sich. Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Laird MacAlister. Kenneth musterte den Captain verstohlen.

    Er war ein wahrer Hüne und seine Erscheinung war mehr als düster.

    Callum bedeutete dem Captain, Platz zu nehmen. Er goss ihnen beiden einen guten Whisky ein und setzte sich dann dem Captain gegenüber. Als er den alten Kenneth noch immer wie angewurzelt in der Stube stehen sah, fragte er ihn: Hast du noch ein Anliegen, Kenneth? Denn wenn nicht, würde ich dich bitten zu gehen. Der Captain und ich haben einige wichtige Dinge zu besprechen. Der Alte war wie versteinert, zuckte dann jedoch zusammen. Zu Euren Diensten, Mylords. Er verneigte sich und verließ dann schleunigst die Stube.

    Die beiden Männer unterhielten sich eine Weile angeregt, ehe sie zum eigentlichen Thema kamen.

    Habt Ihr über mein Angebot nachgedacht? MacKay nickte. Aye, das habe ich. Und ich werde es mit Freuden annehmen. Innerlich jubelte Callum und hätte gern einen Freudentanz aufgeführt. Doch äußerlich wahrte er die Ruhe. Das lief ja alles besser als geplant!

    Sie brüteten noch eine Weile über der Idee und deren Bedingungen, ehe sie sich einig wurden.

    Der Captain genehmigte sich einen großen Schluck vom Whisky. Und wann habe ich die Ehre, meine Braut kennen zu lernen? Callum seufzte. Darin liegt das Problem, Mylord. Im Moment weilt sie auf Skye, bei unserer Cousine. Es durchzuckte den Körper des Captain wie ein Blitz, doch Callum bemerkte es nicht. Wie lautet der Name Eurer Cousine, Laird MacAlister? Sein Gegenüber war so in seinen emsigen Kritzeleien vertieft, dass er das Zittern in der Stimme des Captain gar nicht bemerkte.

    Meara. Meara MacLeod. Er tunkte die Feder nochmal in das Tintenfass und setzte seine Unterschrift unter die Aufstellung der Mitgift. Ein tiefes Grollen stieg in der Brust des Captain auf und Callum sah ihn erschrocken an. Stimmt etwas nicht, Mylord? Er sah in die schwarzen Augen des anderen Mannes und meinte es kurz blau aufblitzen zu sehen. Aber das hatte er sich bestimmt nur eingebildet.

    Nein, nein. Alles in Ordnung. Doch der Name MacLeod bringt mich in manch Zusammenhang in Wallung. Ich bitte um Verzeihung. Callum winkte ab und goss nochmal nach.

    Auf den heiligen Bund der Ehe. Möge er uns beiden viele Vorteile bringen! Er prostete dem Captain zu und erntete ein verwegenes Grinsen.

    I Kapitel 4

    Zwei Monate später

    Ich stand vor dem Spiegel in meinem Gemach und starrte hinein. Mein Spiegelbild starrte aus großen grünen Augen zurück. Danke, Deirdre. Das reicht, sagte ich zu meiner Magd, die mir die hüftlangen feuerroten Locken bürstete.

    Vor zwei Tagen war ich nach Tarbert zurückgekehrt. Ich hatte ein paar Wochen bei meiner Cousine Meara verbracht. Ich liebte sie wie eine Schwester, auch wenn sie ein wenig verrückt war. Vor fast sechs Jahren war sie verschwunden. Wir hielten sie alle für tot, umgebracht von einem Mann, den sie kurze Zeit später hätte heiraten sollen. Doch beinahe ein Jahr später tauchte sie plötzlich und wie aus dem Nichts wieder auf. Die Leute munkelten, sie sei von den Feen entführt worden, andere sagten sie wäre aus den Fängen eines Selkies entkommen. Mir vertraute sie sich schließlich an und erzählte mir, dass ein Fremder sie gerettet habe. Und dieser Fremde tauchte schließlich im folgenden Jahr auf. Ethan war sein Name und Meara behauptete, er komme aus der Zukunft. Wäre sie nicht meine Cousine, ich hätte sie schon längst der Hexerei angeklagt. Gut, Ethan war schon ein wenig sonderbar, aber dass ich deshalb an Zeitreisen glaubte? Nein. Ich hatte sie natürlich ausgelacht, doch sie beharrte auch nach all den Jahren auf der Geschichte. Meara war schon immer wie eine große Schwester für mich und ich betete jeden Abend für ihr Seelenheil. Schon jetzt vermisste ich sie schrecklich.

    Seufzend drehte ich mich herum und verließ das Gemach, um zum Frühstück zu gehen.

    Ich setzte mich ans Kopfende der langen Tafel in der großen Halle.

    Alle hatten schon begonnen zu essen und keiner meiner Brüder an der Tafel beachtete mich, als ich mich zu ihnen gesellte. Außer Ciaran. Er war mein Ein und Alles und wir hingen sehr an einander. Mit seinen neun Jahren war er der Jüngste von sechs Kindern. Seit Mutters Tod vor beinahe sechs Jahren im Kindbett, kümmerte ich mich fast ausschließlich allein um ihn. Seit auch nun Vater von uns gegangen war, hatte ich mir ernstlich Sorgen um ihn gemacht.

    Ich lächelte ihm freundlich zu und er lächelte zurück, ehe er weiter Porridge in sich hinein schaufelte.

    Eine Dienstmagd stellte eine dampfende Schüssel Porridge vor mir ab und ich begann mit knurrendem Magen zu essen.

    Beim Essen schweifte mein Blick über die Mitglieder unseres Clans. Ein Blick nach links brachte mir einen finsteren Blick des Laird, meinem ältesten Bruder Callum ein. Er hatte vergangen Oktober Catriona Douglas geheiratet und im Spätsommer würde ihr erstes Kind geboren werden.

    Eine Hand legte sich auf meinen Arm und erst da merkte ich, dass mein Bruder mit mir sprach. "Iseabaìl, bas mallaichte! Wo bist Du nur schon wieder mit Deinen Gedanken?, wollte er wissen. Es wird Zeit, dass du heiratest! Völlig überrumpelt von diesem plötzlichen Thema, sah ich meinen Bruder ungläubig an. Cha bu toil, mo brathair! Das kannst Du nicht tun! Vater hat es Mutter auf dem Totenbett versprochen, dass er mich nicht zwingen würde! Aye und jetzt sind sie beide tot! Vater war ein Narr, soetwas Törichtes auch nur in Betracht zu ziehen! Die Zeiten haben sich geändert, Iseabaìl und auch Du musst an das Wohl des Clans denken! Aber…, versuchte ich einzuwenden, doch er unterbrach mich unwirsch. Ich dulde keine Widerrede! Ich habe eine äußerst gute Partie für Dich arrangiert und dem wirst Du Dich fügen, hast Du verstanden? Du kannst Dir gar nicht Vorstellen, wie wertvoll diese Verbindung für den Clan ist! Ich schnaubte verächtlich. Du meinst wohl, welch vorteilhafte Verbindung es für Dich ist, Callum!", raunte ich sarkastisch und stand auf. Callum sprang auf, sodass der hohe Lehnstuhl beinahe gekippt wäre und sein Alekrug fiel scheppernd zu Boden. Ehe ich mich versah, hatte er mir eine schallende Ohrfeige verpasst. Die gesamte Halle wurde mit einem Mal gespenstisch still und alle sahen zu uns hoch. Das Thema Ehe war wahrlich keines, was am Frühstückstisch besprochen werden sollte.

    Ich hielt mir die brennende Wange und warf meinem Bruder vernichtende Blicke zu, ehe ich auf dem Absatz kehrt machte und mit wehenden Röcken davoneilte.

    Auf dem Weg nach oben in meine Kammer rempelte ich ein paar Leute an, da mir Tränen der Wut die Sicht verschleierten.

    Mit einem Knall, der die Tür in ihren Angeln erzittern ließ, warf ich diese zu und ließ mich auf’s Bett fallen.

    Kurz darauf klopfte es an meiner Tür. Lasst mich allein!, rief ich schluchzend.

    "A bhean shealbhadair, ich bin es, Deirdre", antwortete die Dienstmagd und ich erhob mich langsam von meinem Bett und entriegelte die Tür.

    Vor mir stand die kleine runde Deirdre und sah mich unsicher an. Sie war ein Jahr älter als ich und vor ein paar Wochen, am Beltane Fest, hatte Robert Innes um ihre Hand angehalten. Ich freute mich für sie, doch mir wurde das Herz schwer, als ich daran dachte, was mein Bruder nun plötzlich mit mir vorhatte.

    Deirdre steckte eine Strähne ihres braunen Haares zurück unter die Haube, dann sagte sie: Ich habe es gehört…Wollen wir ein wenig durch Euren Rosengarten spazieren?

    Ich schneuzte mir die Nase und trocknete meine Tränen, ehe ich mir mein Schultertuch schnappte und Deirdre folgte.

    Kurz darauf schlenderten wir durch den blühenden Rosengarten, der an der Westseite der Burg lag. Er wurde von einer kleinen, halb verwitterten Mauer eingeschlossen, die Vater schon mehr als einmal hatte abtragen lassen wollen. Überhaupt hatte er für die Schönheit des Gartens nichts übrig gehabt, außer abfällige Bemerkungen.

    Der Gedanke an meinen Vater schmerzte immer noch. Ich wünschte, er wäre noch hier. Dann würde ich keinen Fremden heiraten müssen. Ich schämte mich ob meiner egoistischen Gedanken. Natürlich wünschte ich mir auch so, dass mein Vater um seinetwillen noch leben würde.

    Wieso will Callum mich jetzt plötzlich verheiraten? Vater ist doch erst ein paar Monate tot! Er kann mich doch nicht zwingen, irgendeinen Mann zu heiraten, den ich nicht mal kenne!, sagte ich. Deirdre legte mir eine Hand auf den Arm. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass er es kann. Und er wird es tun, wenn er glaubt es ist zum Wohle des Clans.

    Bei ihren ehrlichen Worten stockte ich und starrte sie an. Offenbar wusste sie schon mehr darüber als ich. Was weisst du, Deirdre?, fragte ich sie. N-nichts. Ich warf ihr einen funkelnden Blick zu. Nun ja, jedenfalls nicht sehr viel. Euer Bruder hat sich mit dem Advokaten beraten, um den Ehevertrag auszuhandeln. A-aber ich weiß nicht, wen er als Euren zukünftigen Gemahl auserwählt hat. Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.

    ξ

    Ein paar Tage später ritt Callum Gott sei Dank fort. Also nutzte ich die Zeit, um nach Tarbert Glen zu reiten. Ich wollte ein wenig über dem Markt gehen um mich abzulenken. Außerdem war mir zu Ohren gekommen, dass die Schwarze Garde seit gestern im Dorf verweilte und das hatte mich neugierig gemacht.

    Auf dem Weg merkte ich, dass meine Stute lahmte, also machte ich bei der Schmiede von Tarber Glen halt.

    Ich öffnete das quietschende eiserne Tor und lief in die Schmiede herein. Enorme Hitze schlug mir entgegen und der kleine braungefleckte Hund schlich mir plötzlich um die Knöchel. Duncan?, rief ich. Ich bin es, Iseabaìl! Keine Reaktion. Dann hörte ich das metallische Klingen, als der Hammer auf Eisen traf. Duncan stand vor dem Amboss und bearbeitete ein glühendes Stück Eisen. Ich trat näher heran und bewunderte das Spiel seiner Muskeln unter der rußgeschwärzten Haut, als er wieder und wieder den Hammer schwang. Ein Hufeisen!

    Mit einem Zischen und viel Qualm tauchte er das Hufeisen in kaltes Wasser. Duncan, versuchte ich es noch einmal und erschrocken glitt ihm die Zange aus der Hand und das Eisen landete auf dem staubigen Boden. Im ersten Moment sah er mich verwirrt an, doch dann lächelte er. Lady Iseabaìl! Mein Gott, Ihr habt mich zu Tode erschreckt! Tut so etwas nie wieder! Wütend sah ich ihn an. Und du benutze den Namen unseres Herrn nicht so abfällig! Ich habe dich mehrmals gerufen, doch du hast nicht geantwortet! Ich drehte mich herum, um zu gehen, doch er packte mich am Arm. Er drehte mich zu sich herum und sah mich entschuldigend an. Verzeiht, Mylady. Seid mir nicht böse, aye? Ich wollte Euch nicht verärgern. Sanft strich er mir eine widerspenstige Locke hinter das Ohr, doch dabei entwich mir nur ein Seufzer. He, das war nicht so gemeint, Lady Iseabaìl. Ich freue mich über so einen wunderschönen und unerwarteten Besuch! Doch sagt, was führt Euch zu mir? Ich deutete über meine Schulter. „Mein Pferd lahmt glaube ich etwas. Ich dachte, du könntest villeicht mal danach schauen."

    Er nickte und ich folgte ihm hinaus in den Hof.

    Duncan sah sich alle Hufe an, kund schliesslich fand er den Übeltäter. Er kratzte den linken Hinterhuf aus und entfernte damit den Stein, den Geal sich unter das Eisen getreten hatte.

    Er sah auf und sie lächelte ihn einfach an. Langsam richtete er sich auf, doch ihr Blick blieb an ihm haften. Duncan ging auf sie zu und nahm ihr Kinn in die Hand und zwang sie so, ihn anzusehen. Sie wirkte unglücklich. Eigentlich hatte er geglaubt, sie würde vor ihm zurückweichen, doch sie blieb stehen und sah ihn aus ihren großen grünen Augen an. Was macht Euch so traurig, Lady Iseabaìl? Plötzlich schossen Tränen in ihre Augen und sie versuchte sie schnell wegzublinzeln. Ich…nichts. Es ist nur… Eine Träne rollte über ihre Wange und er wischte sie mit seinem Zeigefinger weg. Dabei hinterließ er eine kleine Rußspur, wie er sehr zu seinem Verdruss feststellen musste. Sagt mir, was Euch so sehr bedrückt… Doch statt zu antworten, kam sie ihm mit einem mal sehr nahe und er roch den betörenden Duft nach Rosenöl, der von ihr ausging. Schon sehr lange hatte er sich danach gesehnt und so zog er sie noch näher zu sich und küsste sie.

    Von seinem plötzlichen Kuss vollkommen überrumpelt, löste ich mich schnellstmöglich und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Ich war völlig durcheinander. In dem Moment ging das Tor der Schmiede auf und der Mann erstarrte im Hereinkommen.

    Ich spürte, wie mir die Schamesröte ins Gesicht schoss und schnappte die Zügel meiner Stute. Ohne ihn nochmal anzusehen, drängte ich das Pferd an ihm vorbei, hinaus auf die Straßen von Tarbert.

    Verzeiht die unpassende Störung Schmied, aber sind die Hufeisen fertig? Mein Pferd lahmt nämlich. Aye, drei habe ich schon fertig. Wir können sie morgen anpassen… Duncan rieb sich verlegen die Wange und ging zurück in die Schmiede.

    ξ

    Duncan’s Dreistigkeit, mich zu küssen, hatte mich erschüttert. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er das wirklich getan hatte! Wir kannten uns schon seit Kindertagen, seine Mutter hatte früher als Magd auf Tarbert gedient und hatte sich mit meiner Mutter angefreundet. Duncan und ich waren einige Jahre unzertrennlich gewesen, bis mein Vater dem Ganzen einen Riegel vorgeschoben hatte. Denn schließlich geziemte es sich nicht, dass eine Lairdstochter mit dem Sohn des Schmieds herumtollte.

    Eine Weile war ich am Ufer des Loch Fyne entlang gegangen, doch dann hatte ich mir überlegt, noch ein bisschen über den Markt von Tarbert zu gehen. Das bunte Treiben zwischen den Ständen und die Menschen würden mich auf andere Gedanken bringen.

    Ich schlenderte über den Markt, einen Weidenkorb am Arm, als etwas meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein fahrender Händler bot wunderschöne Tücher und Bänder feil.

    Diese Farbe würde Euch ganz wunderbar stehen!, sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir und ich drehte mich erschrocken um und ließ dabei das saphirblaue Schultertuch fallen.

    Vor mir stand der größte Mann, den ich je in meinem Leben gesehen hatte und grinste mich charmant an, seine weißen, makellosen Zähne blendeten mich beinahe. Er zog seine bonnet vom Kopf und verneigte sich vor mir, das blaue Tuch in seiner großen Hand.

    Wir hatten vorhin beim Schmied gar nicht die Möglichkeit, einander vorzustellen. Ich bin Seabhag MacKay, Euer ergebenster Diener, Ma'am.

    Er sah mich von unten herauf beinahe spitzbübisch an, ehe er sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete. Mir sank plötzlich das Herz in die Knie, meine Atmung beschleunigte sich vehement, sodass ich mir vorkam wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er war es gewesen, der vorhin in die Schmiede gekommen

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