13 SHADOWS, Band 47: DER LEICHENFRESSER: Horror aus dem Apex-Verlag!
Von Errol Lecale
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Über dieses E-Book
Castledoom, das Felsennest der MacGlennies, birgt ein dunkles Geheimnis in seinen düsteren Mauern: Einer der Burgherren führte im 16. Jahrhundert eine blutige Schreckensherrschaft; er raubte und mordete, bis die Angehörigen seiner Opfer ihn lebendig einmauerten.
Jahrhunderte später öffnet man bei Renovierungsarbeiten das Verlies des Unholds und setzt damit einen Ghul in Freiheit. Bald hören die Dorfbewohner in der Nähe der Burg grässliche Schreie: Die Bestie hat ihr erstes Opfer zerfleischt...
DER LEICHENFRESSER von Errol Lecale (= Wilfred Glassford McNeilly) wurde in Deutschland erstmals im Juni 1975 als VAMPIR-HORROR-ROMAN Nr. 23 veröffentlicht (unter dem Titel SOHN DER FINSTERNIS).
DER LEICHENFRESSER erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Horror-Reihe 13 SHADOWS aus dem Apex-Verlag, die ganz in der Tradition legendärer Heftroman-Reihen wie GESPENSTERKRIMI und VAMPIR-HORROR-ROMAN steht.
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Buchvorschau
13 SHADOWS, Band 47 - Errol Lecale
Das Buch
Castledoom, das Felsennest der MacGlennies, birgt ein dunkles Geheimnis in seinen düsteren Mauern: Einer der Burgherren führte im 16. Jahrhundert eine blutige Schreckensherrschaft; er raubte und mordete, bis die Angehörigen seiner Opfer ihn lebendig einmauerten.
Jahrhunderte später öffnet man bei Renovierungsarbeiten das Verlies des Unholds und setzt damit einen Ghul in Freiheit. Bald hören die Dorfbewohner in der Nähe der Burg grässliche Schreie: Die Bestie hat ihr erstes Opfer zerfleischt...
DER LEICHENFRESSER von Errol Lecale (= Wilfred Glassford McNeilly) wurde in Deutschland erstmals im Juni 1975 als VAMPIR-HORROR-ROMAN Nr. 23 veröffentlicht (unter dem Titel SOHN DER FINSTERNIS).
DER LEICHENFRESSER erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Horror-Reihe 13 SHADOWS aus dem Apex-Verlag, die ganz in der Tradition legendärer Heftroman-Reihen wie GESPENSTERKRIMI und VAMPIR-HORROR-ROMAN steht.
DER LEICHENFRESSER
Erstes Kapitel
Die düstergrauen Steine der Burg hoben sich kaum von dem zerklüfteten Felsen ab, auf dem sie stand. Uneinnehmbar sah Castledoom aus. Und sie war es auch, wie die Angriffe von Generationen kriegerischer Clansleute bewiesen hatten.
Das Gras auf der Ebene unterhalb des Felsens wuchs dicht und saftig – weil es mit dem Blut der Männer gedüngt war, die vergebens gegen die Mauern angerannt waren. So zumindest behaupteten die Bewohner von Glenballoch voll Stolz. Und jene, die dieses Blut vergossen hatten, waren die Männer des Clans MacGlennie, die diesen Teil von Morar viele Jahrhunderte erfolgreich verteidigten und selbst gegen andere Clans gezogen und mit ihrem Raub und ihrer Kriegsbeute in den Schutz der trutzigen Castledoom zurückgekehrt waren.
Keinem hatten diese Raubzüge größeren Spaß gemacht als Rory MacGlennie, dem Oberhaupt des Clans im sechzehnten Jahrhundert. Selbst seinen eigenen Leuten flößte der rothaarige Riese Furcht und Schrecken ein. Weniger seiner Brutalität und seiner Tollheit im Kampf wegen, sondern mehr aufgrund der Dinge, die die Leute über ihn tuschelten.
Rory MacGlennie hatte seine Seele dem Teufel verkauft.
Nicht einer der MacGlennies zweifelte daran. Es gab kaum einen seiner Kampfgefährten, der nicht selbst erlebt hatte, wie der sicherste Schwerthieb ihm nichts anzuhaben vermochte, wie die Pfeile geradewegs auf ihn zupfiffen und ihn dann doch verfehlten, weil sie im letzten Moment ihre Richtung änderten. Und wie genau er immer über alles Bescheid wusste, selbst über bevorstehende Ereignisse!
Natürlich profitierte der Clan unter seinem Ruf, denn die Angst vor ihm schwächte seine Feinde und lähmte ihre Angriffslust. Allein seine Anwesenheit während einer Schlacht wog fünfzig Claymores, die zweischneidigen Breitschwerter der Clankämpfer auf.
Aber das alles brachte ihm keine Beliebtheit im Tal von Glenballoch, denn die immer neuen Geschichten über ihn, von denen eine grauenhafter war als die andere, schienen seinen Pakt mit dem Teufel nur noch mehr zu bestätigen.
Die MacGlennies waren von einem ihrer Raubzüge heimgekehrt und feierten ihren Triumph in der großen Halle von Castledoom. Immer wieder wurden die Hornbecher mit dem feurigen Usquebaugh nachgefüllt. Nur Rory MacGlennie schlürfte seinen aus einem Silberkelch, den er, wie man munkelte, unter anderem aus einer Kirche geholt hatte.
Er war wahrhaftig eine furchterregende Gestalt mit seinen fast zwei Metern, den bis zur Schulter hängenden roten Haarzotteln und dem nicht weniger struppigen Vollbart. In ständiger Herausforderung starrten die fahlgrünen Augen unter den buschigen Brauen um sich.
Doch nicht weniger Grauen als er flößte sein Begleiter ein, ein Rabe, der auf seiner Schulter kauerte, und der nach den kahlen Stellen auf Schädel und Brust bereits ein hohes Alter erreicht haben musste.
»Nun, Clootie, erzähl mir, was hat sich so zugetragen während der Abwesenheit des Herrn?«
Ein kalter Schauder lief den anderen über den Rücken, als sie sahen, wie der Vogel näher ans Ohr des Lairds, des Oberhaupts aller MacGlennies, rückte und hineinzuflüstern schien. Clootie, der Rabe, war vor etwa fünfzehn Jahren plötzlich auf der Brustwehr der Burg aufgetaucht. Einer seiner Flügel war verletzt gewesen, und er vermochte auch jetzt nur mühsam und nicht weit zu fliegen. Erstaunlicherweise fand der junge MacGlennie Gefallen an dem Tier und pflegte es gesund, anstatt die scheinbar hilflose Kreatur umzubringen, wie es normalerweise seine Art war. Seither war der Vogel sein ständiger Begleiter in Castledoom.
Nie nahm Rory ihn auf seine Raubzüge mit. Mit seinem lahmen Flügel wäre er den behenden Plünderern nur zur Last gefallen. In der Burg munkelte man jedoch, dass der Laird ihn aus einem anderen Grund zu Hause ließ. Hier raunte man, er sei der teuflische Vertraute des Oberhaupts, und man war überzeugt, dass der Rabe nur deshalb zurückblieb, um für seinen Herrn Augen und Ohren offenzuhalten. Nicht dass es in Castledoom an anderen Spitzeln mangelte.
»Aha! So ist das also – so ist das!« Eine finstere Entschlossenheit verhärtete die bärtigen Züge noch mehr, und die blassen Augen glänzten rachsüchtig.
»Holt die Herrin!«, befahl MacGlennie, und sofort entfernten sich eilende Schritte. »Eigenartig genug, dass die liebende Gattin ihrem Ehemann bei seiner Rückkehr nicht in die Arme eilt, um so mehr, da er ihr die Schätze der Macphersons zu Füßen legen will«, murmelte er vor sich hin.
»Die Lady fühlt sich nicht wohl. Sie verließ während Eurer Abwesenheit kaum ihr Schlafgemach«, erklärte ungefragt einer der Clansleute.
»So hörte ich es.« MacGlennie kraulte den Raben am Hals. »Aye. So hörte ich es.«
Am unteren Ende der Tafel kaute Duncan Og MacGlennie an den Nägeln und wurde blass. Er war keine zwanzig, ein noch bartloser Jüngling mit langen goldenen Locken, ein Vetter des Lairds. Er besuchte die neue Universität in Glasgow, aber selbst die aufgeklärte Schulbildung hatte nicht vermocht, seine tiefverwurzelte abergläubische Furcht vor Rory zu verwischen.
Zögernd betrat Fiona MacGlennie die Halle. Ihr von langem seidigschwarzem Haar umrahmtes Gesicht war bleich. Eine schlanke Schönheit war sie, die geborene Maclean von Mull. Rory hatte sie zu seiner zweiten Frau gemacht, als seine erste im Kindbett gestorben war. Durch die Heirat gedachte er die Macleans im Kampf gegen die Campbells von Argyll an sich zu binden. Es kam jedoch nie zu dieser Auseinandersetzung.
»Gott hat meinen Herrn wohlbehalten nach Hause geleitet«, begrüßte sie ihn mit gesenktem Blick.
»Vielleicht war es auch der Teufel, der mich beschützt hat.« Rory erhob sich von seinem geschnitzten Sessel mit der hohen Rückenlehne – die anderen saßen auf einfachen Bänken. In seiner gewaltigen Größe blickte er auf die zurückschreckende Frau herab.
»Hat der siegreiche Laird keinen Kuss verdient?«, fragte er drohend. Er beugte sich zu ihr hinab und hob mit besitzergreifenden Fingern ihr Kinn zu sich empor. Er spürte die instinktive Abscheu, die sie empfand, während sie vergeblich versuchte, ihr Gesicht zur Seite zu drehen. Aber gewaltsam presste er seine Lippen auf ihre, die kalt und gefühllos blieben. Also bestand sein Verdacht zu Recht.
»Wenig Wärme liegt in deiner Begrüßung«, sagte er mit leiser, doch schneidender Stimme.
»Es... es ist nicht schicklich – vor all den Leuten. Allein in unserem eigenen Gemach...«
»Aye. In unserem eigenen Gemach. Unserem eigenen Schlaf gemach... Doch es sind mehr als wir zwei, die es benutzen, wie ich gehört habe.«
Der Rabe auf seiner Schulter krächzte, seine Perlaugen glitzerten erwartungsvoll.
Plötzlich schob der Laird sie zur Seite und starrte auf die Gesellschaft.
»Hinaus!«, brüllte er. »Hinaus – ihr alle. Alle, außer dir, Duncan Og. Mit dir habe ich noch zu reden... Fergus, auch du bleibst. Und Angus... Und jetzt hinaus, sage ich.«
Die Halle leerte sich schnell, nur MacGlennies blindergebene Gefolgsleute, der einäugige Fergus und Angus, der fast so groß wie Rory selbst war, blieben zurück.
»Komm her, Duncan Og!« Es klang nicht wie eine Einladung. Mit weichen Knien schleppte sich der Jüngling zum Kopfende der Tafel, wo sein furchterregender Vetter auf ihn wartete.
Grausam funkelten MacGlennies Augen, als er von seiner beeindruckenden Höhe auf den Scholaren herabstarrte.
»Du warst also in der Kemenate meines Weibes«, knurrte er.
Duncan Og zitterte am ganzen Leib. Er wagte nicht, sich auszudenken, was nun kommen würde. Aber es musste etwas Furchtbares sein, und er wusste, dass er seine Eltern nie Wiedersehen würde.
»Nein, mein Lord, nein!«, schrie Fiona. »Er besuchte mich nur, um mir vorzulesen, während ich krank darniederlag. Es gab nichts zwischen uns, nichts.«
»Wenn du glaubst, mich mit diesen Worten besänftigen zu können, meine Teure, so täuschst du dich. Er war in deiner Kemenate, das genügt. Kein Mann würde sich diese Beleidigung gefallen lassen.«
Fionas Busen hob und senkte sich heftig. Sie hatte keine Hoffnung, aber trotzdem musste sie versuchen, den Jüngling zu retten.
»Ich schwöre Euch, bei allem, was mir heilig...«
»Schweig, Weib!«, donnerte der Laird und setzte den Silberkelch an die Lippen. Er füllte seinen Mund mit dem brennenden Whiskey und spuckte ihn ihr ins Gesicht. Während sie vor Schock noch wie erstarrt dastand, riss er den Skean Dubh aus der Scheide. Die Klinge gleißte rot im Schein des flackernden Feuers.
Die Angst lähmte Duncan Og.
»Du wagtest es, dich meinem Weib zu nähern!«, brüllte MacGlennie. »Dich an ihrem weißen Leib zu ergötzen! Nun, du wirst deine Augen noch einmal daran weiden können!«
Zweites Kapitel
Diese barbarische Geschichte aus langvergangenen Zeiten klang unwirklich und unpassend in der viktorianischen Eleganz des Salons in Eli Podgrams Londoner Herrschaftshaus. Aber Eli widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit und saß mit gebeugtem Kopf da, wodurch das merkwürdige weiße Kreuz, das sich durch sein Haar zog, noch deutlicher zu sehen war. Es war ein Zeichen, das seinen Ursprung einer nicht weniger schrecklichen Nacht verdankte, als jener in der großen Halle von Castledoom.
»Wie man es sich bei uns im Gien erzählt«, fuhr Ewan MacGlennie mit leichtem Hochlandakzent fort, »zwang mein Vorfahr seine Frau, sich vor Duncan Og, der von Fergus und Angus festgehalten wurde, ihrer gesamten Kleidung zu entledigen. Man sagt, sie sei eine sehr schöne Frau gewesen, und nach der Portraitskizze, die es von ihr gibt, dürfte das auch stimmen. Außerdem war sie überaus schamhaft und sittsam, wie überhaupt die Ladys des Hochlands zu jener Zeit. Der Schock, so berichtet man, verwirrte ihren Geist. Sie brach in ein hysterisches Gelächter aus, bis Rory ihr ins Gesicht schlug und sie auf dem Steinboden zusammenbrach.
Danach wandte er sich an Duncan Og. Sieh sie dir gut an, Duncan Og, knurrte er. Denn nie wieder werden deine Augen das Weib eines anderen schauen.
Man erzählt sich, dass Duncan Og daraufhin zu schreien begann, aber ich glaube eher, dass er durch den Schock viel zu gelähmt war, um auch nur einen Laut herauszubringen. Er war schließlich kein Kämpfer, sondern Scholar und bisher noch keiner Brutalität ausgesetzt gewesen.
Der Laird hob sein Messer, den Skean-Dubh, und blendete den Jüngling.
Meines Erachtens hat Duncan Og erst dann geschrien. Aber man sagt, er habe nur ausgerufen: Die Dunkelheit, oh, diese Dunkelheit. Sie hat sich auf mich herabgesenkt.«
Rory schüttelte sich vor Lachen, und der Rabe krächzte laut und schrill und hüpfte auf der Schulter seines Herrn hin