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Die Quittung: Die Finanzkrise. Und was wir daraus lernen können
Die Quittung: Die Finanzkrise. Und was wir daraus lernen können
Die Quittung: Die Finanzkrise. Und was wir daraus lernen können
eBook137 Seiten1 Stunde

Die Quittung: Die Finanzkrise. Und was wir daraus lernen können

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Über dieses E-Book

TOP-Aktuell: Die Analyse des renommierten Wirtschaftsjournalisten

- Was passiert ist
- Warum es passiert ist
- Was sich ändern muss

"Die Finanz- und Wirtschaftskrise präsentiert die Quittung für vielfältiges Fehlverhalten in vielen Lebensbereichen. Wenn dieser Befund stimmt, dann muss sich in vielen Bereichen vieles ändern."

In seiner fundierten und anschaulichen Analyse geht der renommierte Wirtschaftsjournalist Volker Wörl den Ursachen auf den Grund. Er ist überzeugt: Es kann sich etwas ändern. Mehr noch: Wir alle können etwas ändern.

Volker Wörl, Diplom-Volkswirt, ist bekannt als langjähriger Leitender Wirtschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung und Autor des Bestsellers "Deutschland ein neurotischer Standort?"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Feb. 2012
ISBN9783879969029
Die Quittung: Die Finanzkrise. Und was wir daraus lernen können

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    Buchvorschau

    Die Quittung - Volker Wörl

    Volker Wörl

    Die Quittung

    Volker Wörl

    Die Quittung

    Die Finanzkrise.

    Und was wir daraus lernen können

    © Verlag Neue Stadt, München, 2009

    Downloads und Zitate nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags Neue Stadt.

    E-BOOK-Ausgabe der gleichnamigen deutschen Ausgabe von 2009

    © Verlag Neue Stadt, München

    Umschlaggestaltung (unter Verwendung eines Fotos von: © froggy64 – www.photocase.de) und Satz: Neue-Stadt-Graphik

    ISBN 978-3-87996-902-9

    Datenkonvertierung eBook:

    Kreutzfeldt Electronic Publishing GmbH, Hamburg

    www.kreutzfeldt.de

    Inhalt

    Die Verarmung der Armen

    Ein geschichtlicher Einschnitt

    E

    s gibt Jahreszahlen, die werden einmal in den Geschichtsbüchern stehen. Das Jahr 2008 wird ein solches Jahr sein. Das liegt nicht nur an der Finanzkrise, die sich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise ausgewachsen hat. Wichtiger noch, und mit ihr untrennbar verbunden, ist eine geopolitische Wende, nämlich der Verfall von Macht und Prestige der Vereinigten Staaten von Amerika. In den acht Jahren der Regierungszeit von George W. Bush vollzog sich ein beispielloser Verlust an innerer Stärke und äußerem Einfluss der USA. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich zwar seit dem Sommer 2008 von Monat zu Monat zugespitzt, sie hat den Erdball umrundet und niemand wagt zu prophezeien, wann sie zu Ende ist. Aber sie wird ein Ende finden – wenn nicht 2009, so doch in überschaubarer Zeit. Dagegen beendet Amerikas Abschied von seiner imperialen Position eine weltgeschichtliche Epoche.

    Aber niemand darf und wird die Aufbruchstimmung und den Elan unterschätzen, die von dem so charismatisch wirkenden jungen Präsidenten Barack Obama ausgehen. Die geradezu demütige Kraft, die seine Antrittsrede durchzog, löste weltweit ein positives Echo aus. Amerika sucht eine neue Position im internationalen Kräftefeld – stark, aber nicht größenwahnsinnig.

    „Das Gleichgewicht der Kräfte verändert sich ... Die Ära der amerikanischen Führung ist unwiderruflich vorbei", schrieb John Gray, emeritierter Professor an der London School of Economics, im Oktober 2008 in der Süddeutschen Zeitung. Und weiter: „Man erkennt das schon allein daran, wie die Macht der USA in ihrem eigenen Hinterhof untergraben wird. Venezuelas Präsident Hugo Chavez kann die Supermacht necken und verspotten, so viel er will, bestraft wird er nicht. Auf globaler Ebene wird Amerikas Schwäche noch deutlicher. Mit der Verstaatlichung zentraler Teile des Finanzwesens haben die Vereinigten Staaten ihr Credo der freien Märkte selbst zerstört. Eine ganze Regierungsform mitsamt der Ökonomie ist kollabiert. Die Folgen werden so weitreichend sein wie beim Untergang der Sowjetunion."

    Der abermalige Gewaltausbruch im Nahen Osten um die Jahreswende 2008/2009 wirft ernste Fragen auf und könnte auch schwerwiegende finanz- und wirtschaftspolitische Folgen nach sich ziehen. Bleibt der Konflikt auf Israel und die Palästinenser beschränkt? Werden die islamischen Staaten einmal aus Solidarität die Ölförderung drosseln? Was macht die iranische Führung, die schon vordem mit dem Auslöschen des Staates Israel gedroht hat? Selbst wenn sich – derzeit weiß niemand wie – eine Lösung abzeichnen sollte, zeigt der Konflikt, wie labil und wie verwoben die weltweite Lage ist.

    Die Vereinigten Staaten und im US-Kielwasser Großbritannien haben nach dem Untergang des Kommunismus und der gelenkten Wirtschaft in den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang den unbestritten nützlichen Markt und seine Mechanismen dogmatisiert – er kann alles, er ist allmächtig und allwissend. Und in Europa, gerade auch in Deutschland, ließ man sich von den meist höheren amerikanischen Wachstumsraten faszinieren. Politiker, maßgebliche Journalisten, die meisten Wirtschaftswissenschaftler starrten bewundernd auf diese Politik, forderten sie als Maßstab allen ökonomischen Handelns.

    Die Finanzkrise beweist, dass der Kapitalismus, so wie er in den letzten Jahrzehnten praktiziert wurde, menschenfeindlich, gefährlich, unmoralisch, in gewisser Weise sogar selbstmörderisch ist. Er hat das Weltwirtschaftsgefüge schwerstens gefährdet, den Zweifeln an der Globalisierung neues Futter gegeben. Die Krise hat nicht nur die Armen ärmer gemacht, sondern auch viele Reiche. Dummheit und Gier, Skrupellosigkeit und auch Betrug haben die Krise angeheizt, Panikreaktionen waren die erste Folge. Sie mündeten in eine weltweite Rezession. Die Verantwortung derer, die bestenfalls leichtfertig und mit begrenztem Horizont, oft aber auch gewissenlos diese Entwicklung vorangetrieben haben, ist eine Schuld im wahrsten Sinn des Wortes. Man sagt: Diese Schuld trifft auch Politiker, die es versäumt haben, einen Ordnungsrahmen und ein Kontrollsystem aufzubauen. Das ist leicht gesagt. Aber wer hätte das vermocht, konfrontiert mit ganz neuen finanzpolitischen Instrumenten, die bis dahin niemand kannte? Es war und ist immer noch, als stünden Ärzte vor Krankheitsbildern, die es bisher nicht gegeben hat.

    Meine Gedanken schweifen weit zurück – wir schreiben das Ende der Fünfzigerjahre. Im „Audimax, dem großen Hörsaal der Ludwig-Maximilians-Universität zu München, liest Professor Bernhard Pfister Allgemeine Volkswirtschaftslehre. Aus dem Mund über dem gepflegten Spitzbart kommt x-mal in einer Vorlesung das Wort „insgesamt – eine Marotte des nicht mehr ganz jungen Herrn. Manchmal, wenn es ein wenig langweilig wurde, habe ich gezählt, wie oft innerhalb von fünf Minuten – eine Marotte meinerseits (aber das ist eigentlich unwichtig). Damals, die Bundesrepublik war noch ziemlich jung, war es wichtig, dass ständig neue Absatzmärkte das „Wirtschaftswunder" auf Touren hielten. Mit dem Erfinden neuer Produkte entstehen und entstanden sie, wodurch Kauflust mobilisiert wurde. Pfister erklärte dies am Beispiel des italienischen Motorrollers Vespa, der damals recht neu war. Die Vespa war das Traumfahrzeug vieler Studenten. Etliche parkten schon vor dem Universitätshauptgebäude am Geschwister-Scholl-Platz oder in der Amalienstraße. Mit dem eigenen Auto kam damals niemand zur Uni – wenn doch, vielleicht jeder Tausendste. Man konnte es sich nicht leisten und es hätte auch gar nicht in den Geist der Zeit gepasst. Die Studierenden kamen mit der Tram; wenn das Geld ausgegangen war, kamen sie mit dem Fahrrad oder zu Fuß – ich kam aus Ramersdorf.

    Zwei oder drei Semester später bereicherte, aus Kiel kommend, Professor Erich Schneider die Besetzung der Fakultät. Er bescherte uns eine kleine Revolution, nämlich die Anfänge der mathematischen Volkswirtschaftstheorie. Wir lernten graphische Darstellungen – das Koordinatensystem mit der Nachfrage- und Angebotsfunktion war gleichsam die Anfangslektion. Und er präsentierte neue Vokabeln: Makroökonomie und Mikroökonomie, Geldschöpfung und Geldvernichtung, Akzelerationsprinzip und Exportmultiplikator, auch die sogenannte Liquiditätsfalle – sie droht uns jetzt, falls die mit den Konjunkturprogrammen wachsende Geldmenge gehortet wird. Und vom Exportmultiplikator haben wir profitiert.

    Wir begegneten den Theorien des Magiers dieser Jahre, des britischen Nationalökonomen John Maynard Keynes, der etwa zehn Jahre zuvor gestorben war. Er brachte die Denkmodelle der nationalökonomischen Klassiker ins Wanken und übertrug dem Staat eine Schlüsselrolle. Wenn in der Krise die Nachfrage von Unternehmen und Haushalten zu niedrig ist und die Arbeitslosigkeit zunimmt, müsse er eingreifen, zusätzliche Schulden machen, die dann allerdings zurückbezahlt werden müssten, sobald es wieder besser läuft. Deficit spending nennt man das. Und gerade jetzt ist es in vollem Gang. Wann die Zeit reif sein wird, den Schuldenturm allmählich abzubauen, kann derzeit niemand vorhersagen. In der deutschen Wirtschaftspolitik fanden die Gedanken der „Keynesianer damals deutlichen Niederschlag. Während der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kiesinger (1966 bis 1969) agierten der christlich-soziale Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß und der sozialdemokratische Wirtschaftsminister Karl Schiller, „Plisch und Plum wurden sie in Anlehnung an Wilhelm Busch genannt, erfolgreich und harmonisch – zwei Politiker, die sich gegenseitig respektierten. Das magische Viereck – so nannte man das gleichzeitige Erreichen von vier wichtigen Zielen: Vollbeschäftigung, Preisstabilität, ausgeglichene Zahlungsbilanz und angemessenes Wirtschaftswachstum – wurde weitgehend erreicht. Aus der Magie wurde Realität – damals! In diesen Jahren konnte Wirtschafts- und Finanzpolitik noch weitgehend autonom betrieben werden. Von der Globalisierung war die Welt weit entfernt.

    Inzwischen sind die Volkswirtschaften vernetzt wie nie zuvor. Was in Washington, Paris, Brüssel oder Peking geschieht und beschlossen wird, muss von Bundesregierung und Bundesbank beachtet werden.

    Immer dann, wenn Geld zu billig ist, wenn die Geldmenge aufgebläht wird, droht eine Inflation. Menschen und Unternehmen verschulden sich, werden zahlungsunfähig, die Börsen schnappen über, im kapitalistischen Wirtschaftssystem brechen Krisen aus. In den USA, in jenem Land also, in dem

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