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Krise der Inflationskultur: Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption
Krise der Inflationskultur: Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption
Krise der Inflationskultur: Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption
eBook475 Seiten5 Stunden

Krise der Inflationskultur: Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption

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Über dieses E-Book

Unser Währungssystem muss reformiert werden. Die Krise der Staatsfinanzen und Finanzmärkte hat eine große Schwachstelle der westlichen Volkswirtschaft en offenbart: das verstaatlichte Währungssystem. Guido Hülsmann zeigt auf, welche Probleme seit dem Jahr 1971 mit dem Abschied vom Goldstandard entstanden sind. Da heute keine einzige Währung mehr eine Anbindung an Gold oder Silber hat, ist die Geldschöpfung durch die Zentralbanken und Geschäftsbanken praktisch unbegrenzt. Viele Ökonomen sehen diese neue Freiheit als einen großen zivilisatorischen Fortschritt, Hülsmann und die Ökonomen der Österreichischen Schule bewerten diese Entwicklung kritisch. In allgemein verständlicher Sprache erläutert Hülsmann die komplexen Zusammen-hänge zwischen Finanzen und Staat. Er charakterisiert die grundlegende Bedeutung des Sparens und erklärt, warum es nicht durch Geldschöpfung ersetzt werden kann. Er zeigt auf, dass die Verstaatlichung der Geldordnung dem Staat zugleich den Zugriff auf das Vermögen seiner Bürger erleichtert und erläutert, welche wirtschaftlichen und kulturellen Folgen sich aus den prinzipiell unbegrenzten Geldschöpfungsmöglichkeiten der Zentralbanken ergeben. Vor diesem Hintergrund skizziert Hülsmann außer-dem eine politische Alternative zu den derzeit fadenscheinigen kosmetischen Reparaturen an Symptomen: eine grundlegende Reform unseres Währungssystems.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum8. Mai 2013
ISBN9783862484331
Krise der Inflationskultur: Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption

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    Buchvorschau

    Krise der Inflationskultur - Hülsmann Jörg Guido

    Erster Teil:

    Über Wachstum

    Kapitel I

    Wachstum ohne Geldschöpfung

    Unter wirtschaftlichem Wachstum wird gewöhnlich eine Steigerung der Konsumgüterproduktion von einer Periode zur nächsten verstanden. Auch wir wollen nachfolgend von dieser Definition ausgehen und uns insbesondere auf das Pro-Kopf-Wachstum konzentrieren.²²

    Eine vermehrte Güterproduktion pro Kopf der Bevölkerung kann grundsätzlich aus vier Ursachen entstehen: verbesserte Unternehmensführung, verbesserte menschliche Zusammenarbeit (Unternehmens- und Wirtschaftskultur), verbesserte Technologie und höheres Sparvolumen. Alle vier hängen aufs Engste zusammen und können im konkreten Handeln nicht getrennt werden. Zum Beispiel hat jede Veränderung der Wirtschaftskultur gewisse Rückwirkungen auf die Unternehmensführung, auf die verwendeten Technologien und auf das Sparverhalten. Zum vollständigen Verständnis von Wachstumsprozessen ist es erforderlich, gerade das Zusammenspiel zwischen diesen Einzelursachen zu begreifen. Aber das setzt natürlich voraus, dass man in einem ersten Schritt bereits versteht, wie jede von ihnen »an und für sich« wirkt. Allein auf diese erste Verständnisebene kommt es uns hier an.

    Die grundsätzliche Bedeutung der Unternehmer, der Kultur und der Technologie wird heute von kaum jemandem ernsthaft in Zweifel gezogen.²³ Zwar ist das Zusammenspiel zwischen Technologie und Wirtschaftskultur oder zwischen Unternehmergeist und Sparverhalten keineswegs lückenlos ergründet – und wird es wahrscheinlich auch nie sein. Aber jedenfalls besteht weitgehende Einigkeit, dass z. B. die Qualität der Unternehmensführung das gesamtwirtschaftliche Wachstum positiv beeinflusst.

    Welcher Einfluss geht aber von einem höheren Sparvolumen aus? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Genau auf diese Frage wollen wir uns daher nachfolgend konzentrieren. Wir werden zeigen, wie eine Produktionssteigerung durch ein größeres gesamtwirtschaftliches Sparvolumen möglich wird, und zwar insbesondere auch ohne jede Geldschöpfung.

    Um den Einfluss des Sparvolumens gedanklich zu isolieren, werden wir bei allen Überlegungen in diesem Kapitel annehmen, dass die Geldmenge konstant bleibt. Außerdem wollen wir zunächst annehmen, dass es keine Finanzmärkte gibt, sondern dass alle Investitionen von den Sparern selber vorgenommen werden. Nachfolgend werden wir diese Annahmen fallen lassen. Auf diese Weise kann dann die Rolle der Finanzmärkte und die Wirkung der Geldschöpfung hervorgehoben werden.

    Verbrauchen, Sparen und Investieren

    Bevor wir uns an unsere eigentliche Aufgabe machen, sollen nachfolgend einige Begriffe geklärt werden. Bekanntlich gibt es keinen dümmeren Streit als den Streit um bloße Worte, und ebenso bekannt ist auch, dass gerade solcher Streit häufig mit der größten Inbrunst geführt wird. Dabei wollen wir besser nicht mitmachen.

    Ausgangspunkt unserer Definitionen ist der Begriff des Geldeinkommens. Damit meinen wir die zusätzliche Summe Geldes, die innerhalb einer bestimmten Zeitspanne in das Eigentum einer Person gelangt. Sie kann sie durch den Verkauf von Gütern oder als Geschenk erhalten. Es kann sich um Tributzahlungen unterlegener Feinde handeln oder um Steuern. Wenn die betreffende Person ein Geldproduzent ist (z. B. ein Goldminenbesitzer in einer Wirtschaft mit Goldstandard), dann ist ihr Geldeinkommen die Summe Geldes, die sie in der jeweiligen Zeitspanne produziert.

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    Abb. 1: Fünf Verwendungsmöglichkeiten von Geldeinkommen

    Das Geldeinkommen kann nun auf fünf grundsätzliche Weisen verwendet werden, deren Zusammenhang in der beistehenden Abbildung 1 dargestellt ist.

    Zunächst einmal kann das Geldeinkommen entweder gespart oder zum Kauf kurzlebiger Verbrauchsgüter (einschließlich Geldgeschenke) verwendet werden. Es gibt keine dritte Möglichkeit. Jeder Euro, der nicht zum Kauf eines Konsumguts verwendet wird, ist ein gesparter Euro. Nun gibt es allerdings verschiedene Formen des Sparens. Grundsätzlich kann ein gesparter Euro entweder gehortet oder investiert werden.²⁴

    Als gehortet bezeichnen wir nur jene Summen, die sich unter ausschließlicher Kontrolle des Eigentümers befinden. Dazu zählen wir die Münzen und Geldscheine, die er in seinem Haus lagert oder vielleicht auch im eigenen Garten vergraben hat. Dazu zählen wir ebenso die Summen, die er in seinem Portemonnaie mit sich herumträgt.²⁵ Hingegen sind diejenigen Summen, die er auf seinem Bankkonto hält, kein Teil der Geldhorte; denn die Banken verfügen über diese Summen, um sie als Kredite an andere Kunden weiterzureichen, und somit besteht über die betreffenden Summen keine ausschließliche Kontrolle der Kontoinhaber.²⁶

    Diejenigen Ersparnisse, die nicht in die Geldhorte fließen bzw. darin verbleiben, werden investiert. Sie werden zum Kauf anderer als kurzlebiger Verbrauchsgüter verwendet. Der Sparer wandelt sich dann sozusagen in einen »Sparer-Investor«. Drei grundsätzliche Investitionsformen lassen sich unterscheiden.

    Zum einen können die gesparten Geldsummen zum Kauf von langlebigen Konsumgütern verwendet werden, insbesondere zum Kauf von Wohnimmobilien, Land, Autos und Haushaltsgeräten. Der Kauf solcher Güter beinhaltet natürlich immer auch eine Konsumkomponente, da ein Teil des Verbrauchs schon in der Gegenwart stattfindet. Doch der größte Teil der betreffenden Nutzleistung wird eben nicht in der Gegenwart verbraucht bzw. zerstört, und dieser Teil ist eben der gesparte Teil.

    Zum anderen können die gesparten Summen auch zum Kauf von Produktionsfaktoren verwendet werden. Das ist typischerweise der Fall, wenn der Sparer eine eigene Firma hat und sein Geldeinkommen in diese Firma investiert. Er kauft also Rohstoffe und Werkzeuge, mietet Fabrikhallen oder Büroräume, kauft alle Arten von vorgefertigten Produkten, die er dann weiterverarbeitet, und er bezahlt Löhne an seine Angestellten und Arbeiter. Diese Tauschhandlungen auf den Faktormärkten sind der zentrale Teil des sogenannten Kapitalmarktes.²⁷

    Schließlich und endlich können die gesparten Geldsummen auch im Rahmen eines intertemporalen Tausches auf andere (natürliche oder juristische) Personen übertragen werden. Dabei vertraut der Sparer-Investor der betreffenden Person hier und jetzt eine von ihm gesparte Summe an. Im Tausch erhält er das Versprechen dieser Person, ihm in der Zukunft eine andere, typischerweise höhere Zahlung zu leisten. Der Sparer-Investor kauft also ein Zahlungsversprechen; und der unmittelbare Nutznießer der gesparten Summen verkauft dieses Zahlungsversprechen. Hier haben wir das Grundschema einer finanziellen Investition. Finanzmärkte sind Märkte, auf denen Zahlungsversprechen gehandelt werden.²⁸

    Von besonderer praktischer Bedeutung sind solche Versprechen, die in schriftlicher Form gegeben werden. Dazu zählen Bankkredite, Gesellschafterverträge usw. Unter den schriftlichen Zahlungsversprechen ragen wiederum die besonders liquiden Wertpapiere heraus, also Aktien, Schuldverschreibungen, Staatsanleihen usw.

    Auch die Summen, die auf ein Bankkonto eingezahlt werden, zählen zu den finanziellen Investitionen im soeben genannten Sinne. Den meisten Bankkunden ist das natürlich nicht klar.²⁹ Aber dem Buchstaben des Gesetzes nach bedeutet die Einzahlung von 10 Euro auf ein Sichtguthaben, dass der betreffende Kunde mit seiner Bank ein Tauschgeschäft vornimmt. Er verkauft seiner Bank 10 Euros und im Gegenzug verkauft ihm die Bank das Versprechen, ihm jederzeit auf Verlangen 10 Euro zurückzuzahlen.

    Der Kauf von Zahlungsversprechen ist immer nur eine Zwischenstation der Sparverwendung. Die Empfänger der betreffenden Zahlungen werden diese nämlich ihrerseits auf eine der vier vorgenannten Weisen verwenden. Wenn der Staat beispielsweise eine Staatsanleihe (ein Zahlungsversprechen) verkauft, wird er den Verkaufserlös entweder zum Kauf kurzlebiger Konsumgüter oder zum Horten oder zum Kauf von Produktionsgütern oder zum Kauf langlebiger Konsumgüter verwenden. Genauso liegen die Dinge bei der Emission von Aktien u. Ä. Letztlich fließt also alles Geld in den Kauf von Konsumgütern, in die Geldhorte oder in den Kauf von Produktionsfaktoren.

    Fassen wir die vorstehenden Unterscheidungen zusammen. Wie wir sahen, kann ein Geldeinkommen auf fünf grundsätzliche Arten und Weisen verwendet werden, nämlich zum Kauf kurzlebiger Konsumgüter (1), zum Horten (2), zum Kauf langlebiger Konsumgüter (3), zum Kauf von Produktionsfaktoren (4) und zum Kauf von Zahlungsversprechen (5). Zwischen diesen fünf Verwendungsmöglichkeiten besteht somit ein Konkurrenzverhältnis. Jeder Euro, der in den kurzlebigen Konsum fließt, wird nicht gespart. Jeder Euro, der zum Kauf von Wertpapieren verwendet wird, steht nicht zum Kauf der anderen Güterarten zur Verfügung. Dieses Konkurrenzverhältnis ist eine wichtige Tatsache des Wirtschaftslebens, auf die wir noch öfter zurückkommen werden.

    Nachfolgend wollen wir das Verhältnis der Verwendungen (1) und (4) klären. Es ist schließlich nicht schwer zu verstehen, wie und warum verringerte Konsumausgaben (1) mit verstärktem Horten (2) einhergehen können; oder auch mit umfangreicheren Käufen von Immobilien (3) und Staatspapieren (5). Wie aber ist es möglich, verringerte Konsumausgaben mit einer Erhöhung der produktiven Investitionen (4) zu vereinbaren? Ist es möglich, die Investitionen in die Güterproduktion zu erhöhen, wenn gleichzeitig die Konsumausgaben fallen?

    Trugschluss der Verallgemeinerung

    Diese Frage wird von den keynesianisch geprägten Ökonomen verneint. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf das sogenannte »Sparparadoxon« bzw. auf den »Trugschluss der Verallgemeinerung«. Demzufolge könne vermehrtes Sparen zwar das Vermögen eines einzelnen Sparers vergrößern, doch lasse sich dieses Ergebnis nicht verallgemeinern. Denn wenn alle Bürger mehr sparten, so bedeute dies eine Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Kon­sumausgaben. Dies wiederum hieße nichts anderes, als dass die Verkaufserlöse der Unternehmen fallen, und mithin falle auch die Rentabilität ihrer Investitionen. Es werde also weniger investiert, folglich weniger produziert, und somit sinke das gesamtwirtschaftliche Realeinkommen.

    Diese Argumentation ist allerdings falsch. Sie irrt insbesondere darin, dass sie einzelwirtschaftliche Zusammenhänge unzulässig verallgemeinert. Mit anderen Worten beruht sie auf genau jenem logischen Fehler, den sie eigentlich berichtigen will.³⁰

    Es stimmt, dass eine einzelne Firma ihre Investitionen verringern wird, wenn die Gelderlöse aus dem Verkauf ihrer Produkte sinken. Denn sie wird in der Regel außerstande sein, ihre Kosten – d. h. die Geldsummen, die sie an ihre Angestellten und Lieferanten zahlen muss – so weit zu senken, dass die Produktion trotz der geringeren Erlöse weiterhin genauso rentabel ist wie zuvor. Warum aber lassen sich die Kosten nicht senken? Weil die Angestellten und die Lieferanten damit in der Regel nicht einverstanden wären und abwandern würden. Denn die anderen Firmen leiden ja annahmegemäß nicht unter verringerten Gelderlösen. Also würden die vormaligen Angestellten und Lieferanten der leidenden Firma für andere Firmen arbeiten, anstatt eine Verringerung ihrer Bezahlung in der leidenden Firma hinzunehmen.

    Genau dies gilt jedoch nicht aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Denn wenn die Gelderlöse aller Firmen sinken, werden sie auch alle versuchen, ihre Kosten zu senken. Daraus folgt, dass eine Abwanderung für die Angestellten und Lieferanten dann in der Regel nicht möglich bzw. ratsam ist. Letztere stehen nunmehr vor der Alternative, entweder eine Verringerung ihrer Bezahlung hinzunehmen oder überhaupt kein Geldeinkommen mehr zu erzielen. Sie werden sich also in der Regel dazu entscheiden, bei verringertem Geldeinkommen ihre Tätigkeit weiterzuführen. Vom Standpunkt der Firmen würde dies bedeuten, dass der Einbruch der Gelderlöse keineswegs unbedingt zu einem Einbruch der Rentabilität führt, denn die verringerten Gelderlöse könnten ja durch verringerte Kosten kompensiert werden. Sie würden dann im Großen und Ganzen weiterhin auf dem alten Niveau produzieren können. Mit anderen Worten würde sich in diesem Fall aus realwirtschaftlicher Sicht nichts ändern. Es würden weiterhin die gleichen Mengen an Arbeit und Material verwendet werden. Es würden also weiterhin die gleichen Mengen an Konsumgütern und Produktionsgütern produziert werden. Und somit würden weiterhin die gleichen Gütermengen konsumiert werden können. Die Realeinkommen blieben also unverändert.

    Diese grundlegenden Überlegungen gelten ganz unabhängig von der Frage, aus welchem Grund es zu einer Verringerung der Konsumausgaben kommt. Sie gelten insbesondere auch für den Fall vermehrten Geldhortens; auch hier käme es zu einer Verringerung aller Geldeinkommen. Mit Hinblick auf das gesamtwirtschaftliche Realeinkommen ist das Niveau der Geldeinkommen jedoch wie gesagt völlig unerheblich. Die wesentliche Frage lautet stets, wie viele Güter rentabel produziert werden können. Nun ist die Produktion grob gesprochen immer dann rentabel, wenn die Verkaufserlöse höher als die Kosten sind. Aber ein solcher Überschuss der Erlöse über die Kosten lässt sich bei jedem Niveau der Geldzahlungen erwirtschaften. Beispiel: Ein Bäcker produziert in einer Stunde 20 Brote. Zutaten und Amortisierung seines Ofens kosten ihn 1 Euro pro Brot, und er verkauft seine Brote zum Stückpreis von 2 Euro. Realwirtschaftlich ändert sich nichts, wenn die Kosten auf 2 Euro und der Verkaufspreis auf 4 Euro steigen. Es ändert sich ebenfalls nichts, wenn sie auf 0,50 Euro und 1 Euro

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