Im Einkauf liegt der (Börsen-)Gewinn: Wie Sie besser anlegen als Warren Buffett
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Über dieses E-Book
Doch es geht noch besser: Mit "Kaufe vernünftigen Unternehmen zu wundervollen Preisen" hätten Anleger mehr Geld verdient als Warren Buffett. Den Investment-Ansatz dahinter erklärt Tobias Carlisle in seinem Buch. Wie schwimme ich erfolgreich gegen den Strom der herrschenden Meinung? Wie finde ich die Unternehmen, die nicht aus guten Gründen billig sind, sondern unterbewertet? Carlisle gibt Antworten auf diese Fragen und legt damit das Fundament für eine erfolgreiche Anlegerkarriere seiner Leser.
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Buchvorschau
Im Einkauf liegt der (Börsen-)Gewinn - Tobias E. Carlisle
an!
KAPITEL 1
SO HANDELN MILLIARDENSCHWERE ANTIZYKLISCHE INVESTOREN
„Um den Markt zu schlagen, muss man etwas anders machen als der Markt."
– Joel Greenblatt, Talks at Google, 4. April 2017
„Hü oder hott – Grundbedeutung: Zurufe an ein Zugtier, „vorwärts
und „halt, im übertragenen Sinne für gegensätzliche Entscheidungen gebraucht, vor allem bei Wankelmut: „Einmal hü und einmal hott sagen
.
Die antizyklischen Deep-Value-Anleger, die Milliarden verdient haben, sagen hü, wenn die Masse hott sagt.
Sie kaufen das, was die Masse verkaufen will. Sie verkaufen, wenn die Masse kaufen will.
Sie kaufen Aktien mit fallenden Kursen …
… mit schrumpfenden Gewinnen …
… die Verlust machen …
… die bankrottgehen …
… die bankrottgegangen sind.
Aber das tun sie nur, wenn die Aktie stark unterbewertet ist.
Der milliardenschwere Value-Investor Warren Buffett ist für die Aussage bekannt, er versuche „ängstlich zu sein, wenn die anderen gierig sind, und gierig zu sein, wenn die anderen ängstlich sind". Anders ausgedrückt sagt Buffett hü, wenn die Masse hott sagt.
Der milliardenschwere Heuschrecken-Investor Carl Icahn ist wie Buffett Value-Anleger. Er wurde einmal als der „Antizykliker, der allen Antizyklikern ein Ende macht", bezeichnet.² Ken Moelis, ehemaliger Leiter des Investmentbankings bei UBS, sagte über Icahn: „Er kauft im schlechtesten denkbaren Moment, wenn es keinen Grund gibt, einen Lichtstreif zu sehen, und wenn niemand seiner Meinung ist."³ Icahn erklärt, warum:⁴
„Die herrschende Meinung ist meistens falsch. Wenn man mit einem Trend geht, zerrinnt einem das Momentum immer zwischen den Fingern. Deshalb kaufe ich unglamouröse Unternehmen, die meistens in Ungnade gefallen sind. Noch besser ist es, wenn die ganze Branche die Anlegergunst verloren hat."
Icahn sagt hü, wenn die Masse hott sagt.
Der milliardenschwere Trader Paul Tudor Jones ist als Antizykliker bekannt. In dem Buch „Magier der Märkte" von Jack D. Schwager aus dem Jahr 1989 sagte er:
„Ich habe gelernt, dass Märkte zwar dann am besten aussehen, wenn sie neue Hochs erreichen, aber dass das häufig auch der beste Zeitpunkt ist, zu verkaufen. Um ein guter Trader zu sein, muss man in gewissem Maße antizyklisch handeln."
Paul Tudor Jones sagt hü, wenn der Markt hott sagt.
Der milliardenschwere Investor Peter Thiel zeichnet ein Diagramm, um den idealen Bereich, den „Sweet Spot", der von ihm ausgewählten Aktien zu beschreiben:
Der Sweet Spot: Eine gute Idee, die nach einer schlechten aussieht
Quelle: Paul Graham, „Black Swan Farming", September 2012, verfügbar unter http://www.paulgraham.com/swan.html
Thiels „Sweet Spot" ist eine gute Idee, die für die Masse nach einer schlechten Idee aussieht. Aber Thiel hält sie für eine möglicherweise gute Idee. Thiel sagt hü, während die Masse hott sagt.
Der milliardenschwere Global-Macro-Investor Michael Steinhardt verwandelte das Geld seiner Anleger in den 30 Jahren bis 1995 in den 500-fachen Betrag. In seiner Autobiografie beschreibt Steinhardt, wie er einem Praktikanten erklärte, worauf er achtet:⁵
„Ich erklärte ihm, im Idealfall müsse er mir in zwei Minuten vier Dinge sagen können: (1) die Idee, (2) die herrschende Ansicht, (3) seine davon abweichende Wahrnehmung und (4) ein auslösendes Ereignis. Keine kleine Leistung. In Fällen, in denen keine abweichende Wahrnehmung vorlag … hatte ich meistens kein Interesse und riet von der Investition ab."
Steinhardts „abweichende Wahrnehmung" ist eine Ansicht, die sich von derjenigen der Masse unterscheidet. Steinhardt versucht, hü zu sagen, wenn die Masse hott sagt.
Der milliardenschwere Global-Macro-Investor Ray Dalio schreibt:⁶
„Man muss eigenständig denken, wenn man an den Märkten erfolgreich sein will, denn die herrschende Meinung ist bereits eingepreist. Man muss eine Ansicht haben, die sich von der Konsensmeinung unterscheidet."
Dalio sagt also, dass man den Markt nur dann schlägt, wenn man hü sagt.
Der Milliardär Howard Marks, der in notleidende Schuldpapiere investiert, schreibt: „Um überlegene Investmentergebnisse zu erzielen, muss man vom Konsens abweichende Ansichten über den Wert haben und diese müssen zutreffen."⁷ Laut dem Wagniskapitalgeber Andy Rachleff stellt sich Marks für Investments ein Raster mit vier Feldern vor, das so aussieht:
Überdimensionale Renditen: Richtig und vom Konsens abweichend
Quelle: Andy Rachleff: „Demystifying Venture Capital Economics, Part 1", verfügbar unter https://blog.wealthfront.com/venture-capital-economics/
Auf der einen Seite kann man entweder mit dem Konsens – mit der Masse – gehen oder davon abweichen – hü. Auf der anderen Seite kann man richtig- oder falschliegen. Rachleff erläutert sein Raster:⁸
„Natürlich verdient man kein Geld, wenn man falschliegt. Überdimensionale Gewinne kann man als Anleger und als Unternehmer nur erwirtschaften, wenn man richtigliegt und vom Konsens abweicht."
Man schlägt den Markt nicht, wenn man falschliegt oder mit der Masse hott sagt.
Dieser letzte Punkt überrascht viele Anlageneulinge. Man schlägt den Markt nicht, wenn man richtigliegt und mit der Masse hott sagt? Nein. Man schlägt den Markt nicht, wenn man richtigliegt und die Masse schon zu dem Schluss gekommen ist, dass die Aktie gut ist. Der Grund? Wie wir noch sehen werden, zahlt man einen hohen Preis, der die Hoffnungen der Masse für die Aktie widerspiegelt. Die Aktie schlägt den Markt selbst dann nicht, wenn sie diese großen Hoffnungen erfüllt.
Man kann den Markt nicht schlagen, wenn man mit ihm hott sagt. Um ihn zu schlagen, muss man hü sagen, wenn die Masse hott sagt. Und zwar aus folgendem Grund: Einen niedrigen Preis bekommt man nur dann, wenn man das kauft, was die Masse verkaufen will, und dann verkauft, wenn die Masse kaufen will.
Ein niedriger Preis ist ein Preis, der unter dem Wert der Aktie liegt. Das bedeutet eine unfaire, einseitige Wette: geringe Verlustmöglichkeit und hohe Gewinnmöglichkeit. Die geringe Verlustmöglichkeit bedeutet, dass der Preis das Worst-Case-Szenario bereits enthält. Das bietet uns Spielraum für Irrtümer. Wenn wir falschliegen, verlieren wir nicht viel. Wenn wir richtigliegen, verdienen wir viel. Die größere Gewinnmöglichkeit bedeutet, dass wir auch dann auf null kommen, wenn wir mehr Verluste als Erfolge einfahren. Wenn es uns gelingt, genauso oft oder öfter Erfolg zu haben als Fehler zu machen, wird es für uns gut laufen.
Es reicht aber nicht, einfach entgegengesetzter Meinung zu sein. Man muss damit auch richtigliegen. Steinhardt schreibt: „Wenn man konträr vorgeht und richtig urteilt, wenn sich die anderen irren, gewinnt man den goldenen Ring. Das passiert nicht sehr oft, aber wenn es passiert, verdient man damit außerordentlich viel Geld."⁹
Der milliardenschwere Value-Investor Seth Klarman schreibt: „Value-Investing ist im Prinzip eine Kreuzung aus antizyklischer Neigung und einem Taschenrechner."¹⁰ Klarman sagt damit, dass man auch etwas tun muss. Dass die Masse eine Aktie nicht haben will, reicht nicht aus. Man muss herausfinden, ob man selbst sie haben will. Dafür schaut man sich die Fundamentaldaten des Unternehmens an.
Was sind die Fundamentaldaten eines Unternehmens? Buffetts Lehrer Benjamin Graham brachte ihm bei, dass eine Aktie ein Besitzanteil an einem Unternehmen ist. Sie ist nicht nur ein Tickersymbol. Zu denken wie ein Besitzer zieht drei Dinge nach sich:
1. Man sollte wissen, was das Unternehmen macht. Worin besteht seine Geschäftstätigkeit? Womit verdient es sein Geld?
2. Man sollte wissen, was das Unternehmen besitzt. Welche Vermögenswerte hat es? Wie viele Schulden hat es?
3. Man sollte wissen, wer das Unternehmen leitet und wem es gehört. Leistet das Management gute Arbeit? Achten die Großaktionäre darauf?
Manchmal verwenden Anleger die Begriffe „Unternehmen (oder „Gesellschaft
) und „Geschäft, als wären sie austauschbar. Sie sind aber verschieden. Ein Unternehmen oder eine Gesellschaft ist eine juristische Person. Ihr gehören die Vermögenswerte. Sie beschäftigt die Mitarbeiter. Sie schließt Verträge. Sie kann klagen und verklagt werden. Das „Geschäft
im Sinne von „Geschäftstätigkeit" ist hingegen die Aktivität, Waren oder Dienstleistungen mit Gewinnabsicht zu verkaufen. Die Aktionäre besitzen Anteile an der Gesellschaft. Die Gesellschaft besitzt die Geschäftstätigkeit und die Vermögenswerte.
Eine Geschäftstätigkeit kann viel wert sein, wertlos sein oder noch weniger als gar nichts wert sein – wenn sie regelmäßig Verlust bringt. Auch ein Unternehmen kann einen großen Wert oder einen negativen Wert besitzen – wenn seine Schulden den Wert seiner Vermögenswerte übersteigen. Viele Anleger schauen genau auf die Gewinne – die Früchte der Geschäftstätigkeit –, ignorieren dabei aber die Vermögenswerte einschließlich des Barbestands.
Oft stellt man fest, dass unterbewertete Aktien aus gutem Grund so billig sind: Das Geschäft läuft schlecht oder wird schlecht gemanagt. Glamouröse, schnell wachsende oder sehr profitable Unternehmen erzielen hohe Preise. Eine Unterbewertung ergibt sich aus stagnierendem Wachstum, sinkenden Gewinnen oder einem drohenden Bankrott. Warum sollte man ein Unternehmen kaufen, dessen Geschäftstätigkeit schwächelt, auch wenn es unterbewertet ist?
Dafür gibt es drei Gründe:
1. Vielleicht besitzt es wertvolle Vermögenswerte. Die Masse verkauft eine Aktie oft ausschließlich wegen ihrer Geschäfte, ignoriert dabei aber ihren Barbestand und ihre sonstigen Vermögenswerte.
2. Viele scheinbar angsteinflößende, schlechte oder langweilige Geschäfte erweisen sich als weniger angsteinflößend, schlecht oder langweilig, als sie scheinen.
3. Schlecht geführte Unternehmen ziehen außenstehende Investoren an, die sie übernehmen oder zum Turn-around führen könnten. Davon leben Private-Equity-Firmen und aktivistische Investoren. Aber Aktionäre brauchen gar nicht auf andere Investoren zu warten. Sie haben als Eigentümer Rechte und üben diese aus, indem sie bei Versammlungen abstimmen. Wenn sie genügend Stimmen zusammenbringen, können Aktionäre die schlechte Politik eines Unternehmens ändern.
Diese drei Gründe schaffen Chancen für Antizykliker mit Taschenrechnern. Deswegen suchen wir nach Aktien, die Verlust machen oder nach schlechten Ideen aussehen, und deswegen ignorieren wir die Masse. Unterbewertete und in Ungnade gefallene Aktien bieten die Chance, hü zu sagen – etwas Wertvolles zu kaufen, das jemand anders zu günstig verkaufen will.
Unternehmen werden unterbewertet, weil das Geschäft auf ein Schlagloch stößt. Die Masse reagiert über. Oder das Geschäft des Unternehmens ist langweilig und die Masse wird ungeduldig. Wenn ein unterbewertetes Unternehmen eine angsteinflößende, schlechte oder langweilige Geschäftstätigkeit ausübt, braucht es oft bloß Zeit. Viele Unternehmen erweisen sich als weniger angsteinflößend, langweilig oder schlecht, als sie zunächst zu sein scheinen, wenn man ihnen genug Zeit lässt. Ein scheinbar schlechtes Geschäft mit hohem Buchwert kann eine gute Wette sein. Wenn die Geschäfte besser laufen, kann es sogar zur großartigen Wette werden.
Woher weiß man, ob ein schlechtes Geschäft mit der Zeit besser wird? Man weiß es nicht. Aber man weiß, dass das mit vielen schlechten Geschäften passieren wird. Der Grund dafür ist eine mächtige Marktkraft namens Rückkehr zum Mittelwert. Das ist der Fachausdruck für einen einfachen Gedanken: Die