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Lernen, lernen, lernen
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eBook232 Seiten2 Stunden

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Über dieses E-Book

Wissen ist nicht gleich Macht. Aber Unwissen führt zu Ohnmacht. Die JACOBIN-Ausgabe über Bildung und Befreiung.


Inhaltsverzeichnis


Pranger
Krawallunternehmer (Nils C. Kumkar)
Wir brauchen eine andere Schule (Ryan Plocher)
Die Hektik der Aufklärung (Ines Schwerdtner)
Die bessere Volkshochschule (Till Brückner)
Der Pädagoge der Befreiung (Peter McLaren)
»Marluce, was steht heuete auf dem Schild der Essensausgabe« (Adelaide Ivánova)
Soziale Arbeit ist unmöglich (Cansin Köktürk)
Die Lüge von der Leistungsgesellschaft (Jonas Thiel)
Gegen Buchstaben (Thomas Zimmermann)
Die Kinderrepublik (Frederik Schwieger)
Gehirne bleiben relevant (Marlen van den Ecker)
Die Börse sitzt mit im Hörsaal (Lukas Scholle)


Essay
Vom Zwang, frei zu sein (Slavoj Žižek)


Die Internationale
Der Rüstungswahn muss enden (Morten Hameken)
Wie Meta in Kenia gegen seine Arbeiter vorgeht (Jody Ray)
New Yorker Eliten regieren Puerto Rico (Ramón Vela-Córdova)
Das Steueroasen-Imperium hat einen neuen König (Rachel Etter-Phoya)
Zukunftstechnologie aus der indischen Antike (Shobbit Mahajin)


Kulturpalast
Greige (Astrid Zimmermann)
Genosse Goethe (Matthias Ubl)
»Lieber ein Kommunist als ein Systemling« (Floh de Cologne)


Kleine Freuden
The Internet Speaks
Bonusmaterial
Shoutouts
Horoskop

SpracheDeutsch
HerausgeberBrumaire Verlag
Erscheinungsdatum20. Juli 2023
ISBN9783948608347
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    Buchvorschau

    Lernen, lernen, lernen - Slavoj Žižek

    1

    PRANGER

    KRAWALLUNTERNEHMER

    NILS C. KUMKAR

    Von der Art, wie Wissen in der Öffentlichkeit verhandelt wird, profitieren vor allem die, denen es wurscht ist.

    Jürgen Habermas ist kein Osteuropa-Experte. Sahra Wagenknecht ist keine Expertin für Kriegsrecht. Richard David Precht ist kein Experte für irgendetwas, wozu er sich in letzter Zeit geäußert hat. Das haben sie auch nie behauptet. Dennoch finden es scheinbar viele nötig, das immer wieder festzustellen, weil man daraus angeblich schließen kann, dass man sich nicht weiter mit ihnen befassen muss. Als Faustregel gilt aber: Wer einen offenen Brief unterzeichnet, initiiert oder angreift, tut dies nicht als Expertin oder Experte. Aber ich gehe noch weiter: Niemand, der sich in einer Talkshow, dem Meinungsfeuilleton oder auf Twitter politisch äußert, äußert sich als Expertin oder Experte, egal wie schlau sie oder er ist. Und es wird höchste Zeit, dass wir wieder lernen, zumindest zu versuchen, Expertise und Politik auseinanderzuhalten. Davon profitiert am Ende nämlich nicht nur die Expertise, sondern auch der politische Streit.

    Expertise soll Wissen bereitstellen, damit andere Entscheidungen treffen können. Sie klärt      Probleme – diese zu bearbeiten, ist Politik. Das ist praktisch komplex, aber theoretisch gar nicht so kompliziert. Keine Expertise dieser Welt kann klären, wie viele Tote wir dafür in Kauf nehmen möchten, dass die Deutschen ihr Gaspedal auf der Autobahn ganz durchdrücken dürfen. Sie kann uns höchstens sagen, wie viele Tote wir in Kauf nehmen, indem wir eben das zulassen, und was das gegebenenfalls für die Umsatzzahlen von Mercedes bedeutet.

    In unserer massenmedial vermittelten politischen Öffentlichkeit wird diese Trennung dadurch verkompliziert, dass sich politische Figuren ständig darauf berufen, dass die beste aller Expertisen ihre Lösungsvorschläge geradezu erzwingt. Dann kommen andere, die andere Expertise hervorkramen, und alle sitzen miteinander in der Talkshow und streiten sich darüber, wer am expertigsten ist. Talkshows inszenieren Konflikte über Infektionsschutz, über den Klimawandel oder über die Regulierung von Finanzmärkten als einen Dauerplebiszit. Dabei wird immer mitthematisiert, wie viel Sachkenntnis man prinzipiell haben müsste, um überhaupt beim Spiel »wer hat die beste Meinung« mitspielen zu dürfen. 

    Aber es wäre vergeblich, sich genau dieses Wissen anzueignen, denn der nächste Konflikt wird wieder anderes Wissen voraussetzen und wieder werden Wissenschaftlerinnen in Talkshows oder in Feuilletons bedauern, dass ihr Wissen in der Allgemeinbildung der Bevölkerung viel zu kurz komme, was man nicht zuletzt daran sehe, dass es immer noch Menschen gibt, die ihre Einschätzung nicht teilen und, schlimmer noch, ihre Kompetenz bestreiten. Allein: Wenn alle alles wüssten, bräuchte es die Experten ja gar nicht, und wenn man nur eine Meinung haben dürfte, wenn man Expertise hätte, dann bräuchte es das Publikum nicht. Die Zuschauerin bleibt also darauf zurückgeworfen, ihr      Vertrauen nach Autoritätsargumenten zu verteilen – wer hat die meisten Doktortitel, zu wem ist der Moderator am nettesten, bei wem zieht die Politikerin die Augenbrauen hoch – oder einfach zu glauben, was ihr sowieso am besten in den Kram passt. 

    Eigentlich wäre das die Stunde der Intellektuellen. Intellektuelle sind keine Experten, sondern Dilletanten – aber eben solche, denen man zutraut, den Stand der Dinge genug zu überschauen, um      eine durchdachte politische Position zu formulieren und in die Debatte zu werfen. Intellektuelle betreiben damit Bildung und Agitation gleichzeitig. Unter der Voraussetzung, dass sie keine politischen Entscheidungskompetenzen haben und sich nicht als Verkörperung der Wissenschaft präsentieren, ist diese Verquickung kein Problem. Man kann das ohne Frage besser oder schlechter tun – insofern sind Habermas, Wagenknecht und Precht auch alle drei ihrer Rolle nach Intellektuelle und man kann die albernen Anführungszeichen getrost weglassen, mit denen dieser Begriff heute fast ausschließlich verwendet wird. Doch um diese gesellschaftliche Funktion auszuüben, muss man die Rolle erstmal annehmen und in ihr ernstgenommen werden. Und daran hapert es. 

    Das Politedutainment – jenes Mischwesen aus Nachrichten-, Wissens- und Unterhaltungsformat, das unsere mediale Debattenkultur beherrscht – kann nicht wirklich Wissen vermitteln, weil eingeladene Wissenschaftlerinnen hauptsächlich damit beschäftigt sind, zu beweisen, dass die anderen keine Experten sind. Zugleich findet intellektuelle Debatte dort aber auch nicht statt – denn wo immer sich eine Form der informierten Laienkritik zu artikulieren sucht, wird sie als entweder zu verkopft oder ungenügend qualifiziert abgekanzelt. Kritik wird so gut wie nie auf ihre innere Konsistenz überprüft oder inhaltlich angenommen, sondern mit Blick auf die Credentials der sie Äußernden »eingeordnet«. 

    Die primäre Funktion dieses Debattenformats ist Personalisierung und Identitätsbestätigung. Die Einzigen, die wirklich von diesem Modell profitieren, sind Krawallunternehmer wie Precht, denen es erkennbar weniger darum geht, einen Punkt zu machen, als darum, auf dem generierten Gegenwind in immer höhere Höhen der Aufmerksamkeit aufzusteigen. Paradoxerweise führt also gerade das Austragen von politischem Konflikt als Konflikt über das Bescheidwissen dazu, dass nicht nur die Politik als Streit um Interessen (die so verleugnet werden), sondern auch das Wissen unter die Räder gerät.

    Nils Kumkar ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen. Sein Buch Alternative Fakten ist 2022 bei Suhrkamp erschienen.

    2

    WIR BRAUCHEN EINE ANDERE SCHULE

    RYAN PLOCHER

    Das heutige Schulsystem versagt nicht nur am eigenen Anspruch, alle fit für die Wirtschaft zu machen. Es verstärkt auch noch die Klassenspaltung.

    Ist Herrin Eboshi aus Prinzessin Mononoke ein Bösewicht? Einerseits hat sie ehemalige Zwangsprostituierte und Leprakranke befreit und in die Gesellschaft ihrer kleinen Minenstadt integriert. Andererseits will sie den Gott des Waldes umbringen. In dieser Debatte in meinem Ethik-Unterricht in einer Reihe über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier sind Oskar und Maria vollen Herzens dabei. (Namen und Details sind selbstverständlich zwecks Datenschutz geändert.) Oskar will um jeden Preis den Wald beschützen, schließlich wäre der Tod des Waldgottes ziemlich apokalyptisch – wie der Klimawandel. Maria findet die Inklusion der Ausgegrenzten wichtiger; eigentlich will der Kaiser den Waldgott tot sehen, Herrin Eboshi versucht einfach, ihre Leute zu schützen. Endlich debattiert meine neunte Klasse über ernsthafte ethische Fragen – dann klingelt es. »Wir müssen nächste Woche weitermachen, jetzt ist Zeit für Mathe.«

    »Können wir nicht bitte weiterdiskutieren? Dann nächste Woche zwei Stunden Mathe, versprochen!« will mich Oskar überzeugen. »So ist Schule halt«, muss ich verneinen. »Schule ist ein Gefängnis für Kinder!«, seufzt Oskar frustriert und wirft sein Mathe-Buch hin. Er hat den Förderstatus »emotional-soziale Entwicklung«, was einst »verhaltensauffällig« hieß. »Du hast Recht, Oskar, und ich bin Dein Wärter. Setz Dich hin!« Meine gute Laune ist wieder verpufft. Die nächste Mathe-Stunde ist für Oskar eventuell versaut, dabei braucht er da am meisten Hilfe. Seine Mitarbeit in Ethik hilft ihm nicht bei der zentralen Prüfung in wenigen Monaten, die darüber entscheidet, ob er einen Schulabschluss bekommt oder nicht. Durchaus aber Algebra und Geometrie, die Hayao Miyazaki noch nicht in einem episch-historischen Anime fassbar gemacht hat.

    Als ich später die Hofpause beaufsichtige, tagträume ich von einer anderen Fantasy-Welt – dem anarchistischen Planeten Anarres aus dem Roman Freie Geister von Ursula K. Le Guin. Dort sind die »Lernzentren« gänzlich nach den Wünschen der Lernenden organisiert. Sie gestalten die Kurse gemeinsam mit den Lehrenden oder entwickeln eigene Projekte, an denen sich die Erwachsenen manchmal, aber nicht immer, beteiligen. Die Rückmeldung der Lehrenden ist konstruktiv, am Lernziel orientiert und dient nicht zur Notenbildung. Wie lange und wann alles stattfindet, entscheiden die Beteiligten miteinander. In jedem Lernzentrum gibt es alle nötigen Räume und Einrichtungen, um alles lernen zu können, was man für das ganze Leben lernen möchte: Bibliotheken, Aulen und Labore, aber auch Holz-, Stoff- und Metallwerkstätten sowie Küchen. Im Mittelpunkt stehen nicht die Abschlüsse, sondern das Lernen. 

    Ich gönne mir für den Moment die Vorstellung von Lerngruppen, die alle freiwillig und zu selbstbestimmten Zeiten miteinander arbeiten. Meine Aufgaben müssten nicht den Formaten des Zentralabiturs entsprechen. Ich müsste niemanden zwingen, an Juni-Nachmittagen noch Grammatik zu pauken. Dann klingelt es wieder in der Lernfabrik und ich und die Kids schleppen uns zurück in die Klassenräume, um nach Plan und Schicht zu malochen.   

    Alle außer Henry, der einen Rollstuhl benutzt und mich zu sich hinüberwinkt. Der erst wenige Jahre alte Fahrstuhl ist schon wieder defekt. Henry wird heute wohl nicht in den Informatik-Raum kommen. Ich sprinte selber die Treppe hoch, um dem Kollegen Bescheid zu geben, dass er seinen Unterricht spontan umplanen muss, damit Henry zumindest am Laptop mitarbeiten kann – vorausgesetzt, es gibt irgendwo einen freien Raum und einen freien Laptop. Zugleich muss ich mich mit dem Problem auseinandersetzen, dass wir schon wieder kein Kopierpapier mehr haben. Um den verschiedenen Niveaus der nächsten Gruppe gerecht zu werden, habe ich einen Text über das Pflichtthema Demografischer Wandel mehrfach selber umgeschrieben. Ohne Papier werde ich wohl einen anderen Zugang zu diesem staublangweiligen Thema finden müssen. 

    Ob man nun die Metapher Gefängnis (wie Oskar und Michel Foucault) oder Fabrik (wie ich und einige Schulreformer seit den 1970ern) bedienen will – Fakt ist: Die neoliberale Schule ist dafür da, möglichst »kosteneffizient« die Klassengesellschaft zu reproduzieren. Der Mythos der Meritokratie verschleiert, dass unser heutiges Schulsystem immer noch von Disziplinierung und Ausgrenzung geprägt ist. Und die Begünstigten dieser Scheinmeritokratie befürworten das System und blockieren Versuche, es zu reformieren, obwohl es gesamtgesellschaftlich ineffizient ist. 

    Die Politik des »schlanken Staates« verschwendet das Lernpotenzial der Kinder und Jugendlichen. Damit enthält sie der Demokratie effektiv mündige Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft gut ausgebildete und produktive Arbeitskräfte vor, was im Generationentakt immer mehr politische und ökonomische Probleme verursacht. Dieselben politischen Kräfte, die das staatliche Spardiktat vertreten, geben vor, aus Deutschland eine »Wissensökonomie« machen zu wollen. Hier haben Mittel und Zweck nicht das Geringste miteinander zu tun. Und zu einer Gesellschaft der Freien und Gleichen führt uns diese Bildungspolitik schon gar nicht. Denn diese Gesellschaft beginnt in einer Schule, die zuvorderst dem Lernbedürfnis dient. 

    Die Schule als Sparmaßnahme

    Die Behindertenrechtskonvention und die Kinderrechtskonvention der UN erkennen an: Menschen dürfen nicht aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden. Seit 2009 ist das Recht auf inklusive Bildung in Deutschland gesetzlich verankert. Daher müsste jedes Kind eine Schule in seiner Nähe besuchen können, egal ob es eine Lese-Rechtsschreib-Schwäche, Autismus, Fluchtgeschichte oder arme Eltern hat. Stattdessen gibt es in jedem Bundesland eine Variante der Sonderschule. 

    Die Sonderschule ist eine Sparmaßnahme, getarnt als sonderpädagogische Förderung. Es ist einfach billiger, die passenden Räume, das Personal und die Ausstattung an einem Ort zu konzentrieren. Überall Fahrstühle zu installieren wäre viel teurer, man müsste auch die Computerräume, Chemielabore und Toiletten anpassen. Außerdem kann man diese Kinder so von der »Regelschule« fernhalten, ohne sich schwierigen Fragen stellen zu müssen. Und Kinder mit viel Bildungskapital müssen sich erst recht nicht ihre Räume mit Benachteiligten teilen.

    Diese Sparlogik rechtfertigt auch das Gymnasium. Die Hauptvoraussetzung für das Gymnasium – abgesehen von Akademikereltern – ist, für die gesamte Stunde still sitzen zu können und keine besonderen Lernbedürfnisse zu haben. Wer mehr Förderung braucht, wird aussortiert und muss eine der anderen Schulformen besuchen, die aber auch nur eventuell über die nötigen Ressourcen verfügen: kleinere Klassen, Sonderpädagogik, Schulsozialarbeit, Schulpsychologie. So kann auch das Gymnasium eine Schule zum Spartarif sein. 

    Die neoliberale Logik steht konträr zur Pädagogik. Nach der Grundschule festzulegen, auf welchem formellen Niveau ein Kind in sämtlichen Fächern dauerhaft lernen soll, ist Unfug – das wusste man in der DDR von Anfang an und in der BRD seit Einführung der Gesamtschule in den 1970ern. Dass »begabte« Kinder in homogenen gymnasialen Klassen besser lernen, ist keineswegs gesichert. Und selbst wenn, dann tun sie es auf Kosten all jener Kinder, die anderswo hinsortiert wurden.

    Die »Durchlässigkeit« des Systems erweist sich ebenfalls als illusorisch, da Jugendliche, die »verspätet« beweisen, dass sie doch auf einem höheren Niveau arbeiten können, alle ihre Freundinnen und Freunde verlassen müssen, wenn sie von der einen Schule auf die nächstbessere wechseln wollen. Und auch wer das Gymnasium nur dank Nachhilfe in bestimmten Fächern oder durch elterlichen Druck bestanden hat, weiß, dass es falsch ist, Leistung durch Erwartung anstatt durch Förderung erreichen zu wollen. 

    In den »Restschulen« müssen die Lehrkräfte dann alle problematischen Fälle – aufgrund von Schuldistanz, Gewalt, Lernschwierigkeiten und so weiter – möglichst kostengünstig bewältigen. Dabei reicht die Ausstattung keineswegs aus, um mit allen diesen Problemen zurechtzukommen. So übersetzen sich soziale Probleme in Bildungsprobleme, und viele Jugendliche verlassen die Schule ohne die relevanten Fähigkeiten und formellen Qualifikationen. So wird die Unterschicht, deren harte Lebensumstände dazu dienen, die arbeitenden Klassen abzuschrecken und zu disziplinieren, immer wieder neu geschaffen.

    Die ethische Frage lautet: Sollen vermeintlich begabtere (in der Regel bloß mit mehr Bildungskapital ausgestattete) Kinder besser lernen, dafür aber Kinder mit Benachteiligung aufgrund von Klasse, Sprache, Elternhintergrund oder Behinderung schlechter? Seit dem Hamburger Volksentscheid von 2010, als bürgerliche Eltern einen Aufstand machten, um längeres gemeinsames Lernen in der Grundschule zu verhindern, ist klar, dass die Wünsche der Privilegierten obsiegen, auch wenn es zum Nachteil der eigenen Kinder ist. Denn in

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