Gestern Kollege – heute Vorgesetzter: So schaffen Sie den Rollentausch
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Über dieses E-Book
Mit welchen Fallstricken besonders junge Führungskräfte rechnen müssen, wie sie sich in ihrer neuen Rolle behaupten und schwierige Situationen meistern können, erläutert Dagmar Kohlmann-Scheerer in diesem praxisnahen Ratgeber.
Im Zentrum stehen dabei: Führungsstile, Kokmmunikationsverhalten, Delegieren von Verantwortung, Konfliktlösung und der faire Umgang miteinander.
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Buchvorschau
Gestern Kollege – heute Vorgesetzter - Dagmar Kohlmann-Scheerer
Dagmar Kohlmann-Scheerer
Gestern Kollege – heute Vorgesetzter
So schaffen Sie den Rollentausch
Dagmar Kohlmann-Scheerer
Gestern Kollege – heute Vorgesetzter
So schaffen Sie den Rollentausch
Information der Deutschen Nationalbliothek
Die Deutsche Nationalbliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Lektorat: Susanne von Ahn,Hasloh
Umschlaggestaltung: Martin Zech Design, Bremen
Umschlagfoto: Zefa Visual Media,Hamburg
Satz und Layout: Lohse Design, Büttelborn
©2015 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem Buch „Gestern Kollege - Heute Vorgesetzer" von Dagmar Kohlmann-Scherer, ©2004 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.
ISBN Buchausgabe: 978-3-89749-463-3
ISBN epub: 978-3-95623-292-3
10. Auflage 2013
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
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www.gabal-verlag.de
Inhalt
Zu Beginn: Was der Rollentausch mit sich bringt
1 Gestern Kollege – heute Vorgesetzter
Fallstrick 1: Versprechungen
Fallstrick 2: Ein Mitarbeiter zieht nicht mit
Fallstrick 3: Neue Besen kehren gut
Fallstrick 4: Du oder Sie?
Fallstrick 5: Intrigenspiele
Fallstrick 6: Freundschaft
Fallstrick 7: „Affen" im Büro
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
2 Führung – ein schwieriges Kapitel
Alte und neue Führungsstile
Test: Welchen Stil pflegen Sie?
Führung des nächsthöheren Vorgesetzten
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
3 Kommunikation – Siegen ist nicht alles
Unfaire Dialektik: Was sie bewirken soll
Zehn unfaire Taktiken: Wie Sie reagieren sollten
Faire Dialektik: These, Antithese, Synthese
Faire Dialektik: Platons Regeln
Faire Dialektik: partnerbezogene Gesprächsführung
Effektiv und fair: Gesprächsrunden mit Mitarbeitern
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
4 Kritisieren, ohne zu verletzen
Auswirkungen unfairer Kritik
Ein Mittel fairer Kritik: Ich-Aussagen
Ein Mittel fairer Kritik: Kritik-Brücken
Spielregeln für Kritikgespräche
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
5 Erfolgsrezept Motivation
Intrinsische und extrinsische Motivation
Motivation durch Lob und Anerkennung
Demotivation durch strenge Vorgaben
Demotivation durch Störungen
Sieben ironische Regeln zur Motivation
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
6 Auch Delegieren will gelernt sein
Welche Aufgaben lassen sich delegieren?
Tipps für Delegationseinsteiger
Sechs Ausreden, nicht zu delegieren
Die Vorteile des Delegierens
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
7 Selbstwertgefühl, Ängste & Co.
Prägung: Jeder lebt auf seiner Insel
Kostenfaktor Angst
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
8 Unser Gehirn – Logik kontra Emotion
Im Vergleich: linke und rechte Gehirnhälfte
Im Vergleich: Sachebene und Beziehungsebene
Im Vergleich: weibliche und männliche Denk- und Führungsstrukturen
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
9 Die Kunst der fairen Konfliktlösung
Konfliktgründe und Konfliktarten
„Konfliktklassiker" und ihre Lösung
Überprüfen Sie Ihre Führungssituation!
Test: Wie erfolgreich führen Sie Mitarbeitergespräche?
Zum Schluss
Literaturverzeichnis
Zu Beginn: Was der Rollentausch mit sich bringt
Zwischen den Stühlen
Der Rollentausch – gestern noch Kollege, heute Vorgesetzter – fällt schwer, denn der neue Chef wird von allen Seiten mit Argusaugen betrachtet. Alles, was er in seiner neuen Rolle tut, kommt auf den Prüfstand. Er spürt einen hohen Erwartungsdruck. Die Exkollegen hoffen, dass einerseits alles beim Alten bleibt, der zukünftige Boss andererseits endlich die Interessen der Gruppe nach oben durchsetzt. Er weiß ja genau, welche Verbesserungen sich die Mitarbeiter schon lange wünschen. Die Geschäftsleitung wiederum hofft, dass der ehemalige Mitarbeiter genügend Durchsetzungsvermögen hat, um die Unternehmensziele nach unten zu vermitteln. Der Zweifel, ob nicht „einer von außen" durch straffere Führung mehr Erfolg hätte, wird ihn eine Weile begleiten. So sitzen die frisch gebackenen Chefs oft zwischen allen Stühlen.
Kaum kontrollierbar sind die Gefühle der „Zurückgebliebenen", also der Kollegen, die ebenfalls auf die Position reflektiert haben. Diese Mitarbeiter können dem frisch gekürten Chef nicht loyal folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass über diese Enttäuschung meistens nicht gesprochen wird.
Die Beziehung zu den ehemaligen Kollegen verändert sich klammheimlich. „Der muss sich ja jetzt auf die Seite der Geschäftsleitung stellen – irgendwie ist er doch einer von ihnen ... Skepsis und Misstrauen begleiten die neue Konstellation. Aus ehemaliger Nähe wird abwartende Distanz. „Was tue ich
, fragt sich vielleicht der neue Vorgesetzte, „um beliebt zu bleiben, auch wenn ich gezwungen bin, schwache Leistungen zu kritisieren und ungeliebte Veränderungen durchzusetzen?"
„Opfer, „Retter
und „Verfolger"
Solche Gefühle verändern unmerklich das Betriebsklima, rufen „Opfer, Retter
und „Verfolger auf den Plan. Der ehemalige Kollege, der um die enge Beziehung zum neuen Chef bangt, wird immer eine Warnung auf den Lippen haben: „Du, pass auf, die Kollegen in der Buchhaltung reden über dich ...
– ganz in der Rolle des Retters aufgehend. Der Verfolger hingegen wird keine Gelegenheit auslassen, dem Neuen zu beweisen, dass er ständig Fehler macht. Bleibt noch der Opfertyp: Immer wieder wird jemand in Not geraten und um Hilfe bitten: „Du, ich bin doch nicht aus dieser Abteilung, deshalb kann ich das noch nicht . . ."
Nicht nur die Mitarbeiter müssen sich an die veränderte Situation gewöhnen, auch den nächsthöheren Vorgesetzten beschäftigt vielleicht die Angst vor neuer Konkurrenz, sollte der jüngst Beförderte seine Aufgabe zu gut meistern. Er hört womöglich schon Sägegeräusche an seinem Stuhl, meint, sein Terrain schützen zu müssen. Das zeigt er etwa dadurch, dass er den potenziellen Konkurrenten nicht hinreichend informiert. Die neue Führungskraft erfährt beispielsweise erst in einer Besprechung von einer wichtigen Entscheidung – und ist bloßgestellt.
Veränderungen stoßen auf Widerstand
Ein frischer Wind wirbelt zunächst einiges durcheinander. Halten Sie die Unruhe der neuen Situation aus; und treten Sie nicht in die Falle, alles sofort sachlich regeln zu wollen. Menschen reagieren auf Veränderungen häufig mit Widerständen. Sie befürchten, dass ihnen liebe Gewohnheiten genommen werden, und das löst Verunsicherung aus. Gerüchte verbreiten sich, die Mobbinggefahr wächst. Jede Abweichung von Erwartungen wird als Bedrohung aufgefasst, und dies führt zu Ablehnung. Das erklärt auch, weshalb es oft so schwierig ist, neue Ideen, Visionen, Ziele in eine bestehende Ordnung zu implementieren. Blicken Sie hinter die Kulissen und erspüren Sie die Hintergründe der Ablehnung. Das erfordert ein wenig Übung. Erst wenn Sie verstehen, dass die Ablehnung Ihrer neuen Ideen nichts mit Ihnen zu tun hat (sondern mit der Angst vor Veränderungen), können Sie gelassen und „richtig" reagieren.
Ganz wichtig: Transparenz
Sie können die Gerüchteküche in Schach halten, indem Sie möglichst viele Informationen fließen lassen. Je mehr die Menschen über Pläne und Projekte wissen, desto weniger müssen sie darüber spekulieren. Transparenz heißt das Zauberwort.
Manche Probleme bedürfen keinerlei Reaktion Ihrerseits, vieles legt sich nach einiger Zeit von selbst. Lassen Sie Ihren Mitarbeitern Spielraum für Konflikte, für negative Emotionen. Greifen Sie zu früh ein, wird der Konflikt öffentlich und Sie sind gezwungen zu handeln: Gespräche zu führen, zu lenken, zu beschwichtigen usw. Zu erspüren, was los ist, den richtigen Riecher fürs Eingreifen, Handeln oder Lenken zu bekommen, wird eine Ihrer neuen Aufgaben sein.
Dieses Buch will Ihnen dabei helfen.
Viel Erfolg, Sie schaffen das!
PS: Um das lästige „Verweiblichen der Substantive zu vermeiden (Ihr/e Chef/in), bitte ich um freundliches Verständnis dafür, dass mit der allgemeinen Bezeichnung „Chef
automatisch auch die Chefin gemeint ist.
1 Gestern Kollege – heute Vorgesetzter
Ziel des Kapitels:
Sie lernen, aus dem Rollentausch resultierende typische Fußangeln zu erkennen und zu bewältigen.
Fallstrick 1: Versprechungen
Beispiel: Autoritär oder freundschaftlich?
Gertrud Liehner lässt die Korken knallen – sie ist zur Leiterin der Buchhaltung aufgestiegen. Sie feiert mit ihren Exkollegen bei einem Glas Prosecco die Beförderung. In der sehr harmonischen Runde (alle freuen sich mit ihr) gelobt man sich, dass zwischen den jetzigen Mitarbeitern und ihrer Chefin alles beim Alten bleibt. Sie verspricht ihren früheren Kollegen fest in die Hand, dass sie sich für veränderte Arbeitszeiten stark macht. Schließlich hat sie jetzt ja mehr Einfluss.
Das Aus von oben kommt prompt: „Leider, bedauert der Geschäftsführer, „können wir im Moment in dieser Hinsicht nichts für Sie tun, denn wir planen in Kürze eine generelle Umstrukturierung der Kernzeiten, somit können wir vorab keine Zusagen für einen Teilbereich des Unternehmens machen. Bitte behalten Sie die Information für sich, das Projekt ist noch nicht spruchreif.
Schluss mit den Plänen, als frisch gebackene Chefin für die Mitarbeiter etwas zu bewirken. Zusätzlich noch die Verpflichtung zu schweigen ...
Die Enttäuschung der Mitarbeiter ist deutlich spürbar. Immer öfter sitzt Gertrud Liehner außerhalb der Kernzeiten allein in ihrem Büro: keine Aufforderungen mehr, mit zum Squashen zu gehen. Überhaupt fällt ihr auf, dass immer, wenn sie ihr früheres Büro betritt, plötzlich alles schweigt. Sie ist nicht mehr eingebunden in das, was die Mitarbeiter bewegt – sie fühlt sich isoliert.
Lange überlegt Gertrud Liehner, ob sie ihre Exkollegen auf diesen Zustand ansprechen soll. „Aber was, wenn die alles abstreiten?, denkt sie im Stillen, „beweisen kann ich es ihnen ja nicht, dass sie sich verändert haben.
Sie beschließt, erst einmal abzuwarten
„Hallo Frau Liehner, fragt bei der nächsten Begegnung ihr Vorgesetzter, „na, wie geht es unserer neuen Chefin? Alles im Griff? Bringen Sie ruhig ordentlich Schwung in die Abteilung, wir zählen auf Sie!
Sie erkennt die Gefahr, die sich aus der neuen Situation ergibt: Entweder sie versucht, nun wieder in engeren Kontakt mit den Kollegen zu treten und nicht mehr Vorgesetzte, sondern guter „Kumpel" zu sein, damit ihre Isolation ein Ende hat. Oder sie fasst die ganze Gruppe mal ein bisschen härter an. Schließlich hat sich unter der früheren Leitung in der Buchhaltung ein gewisser Schlendrian eingeschlichen, da hat der Chef schon Recht. Da sind schon ein paar ganz kräftige Veränderungen nötig.
Sie beschließt, am nächsten Morgen ihr Team zu sich zu rufen, um die Aufgaben neu und klar zu verteilen. Nicht zuletzt deswegen, um den Exkollegen zu zeigen, wer hier jetzt das Sagen hat. Es ist ihr zwar nicht ganz wohl bei der Sache, aber so, wie die Stimmung bislang war, kann es auch nicht weitergehen. Die Mitarbeiter trudeln langsam ein. Deutlich ist den Gesichtern anzusehen, dass sie diese komische Sitzung als lästige Zeitverschwendung empfinden. Mit einem Ohr hört Gertrud Liehner Bemerkungen wie: „Das hat es früher nicht gegeben, da wurde alles am Arbeitsplatz besprochen, die will wahrscheinlich jetzt den Chef rauskehren."
Guter Rat ist teuer. Frau Liehner – immer noch mit der Absicht, alles „richtig zu machen – wird langsam zornig. So ablehnend hatte sie sich ihre Mitarbeiter nicht vorgestellt. „Gut
, sagt sie sich im Stillen, „wenn die Herrschaften so wenig Einsicht zeigen, ich kann auch anders! Sie eröffnet die Runde mit einem kühlen „Hallo, kommen wir gleich zur Sache
, erläutert kurz die nötigen Umstrukturierungen, erstickt jede Kritik im Keim und beendet die Sitzung ebenso knapp mit dem