Die Rhetorikfalle: Warum Rhetoriktipps in die Irre führen und wie Sie wirklich überzeugen
Von Dorothee Zapke
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Über dieses E-Book
Dorothee Zapke arbeitet seit 20 Jahren mit Menschen, die ihre persönliche Präsenz verbessern wollen. Im vorliegenden Buch stellt sie jeder der 12 Rhetorikfallen einen wirksamen Übungsansatz gegenüber. Mithilfe dieser Übungen können Sie Ihre ganz persönlichen und authentischen Ausdruckspotenziale wiederfinden.
Das erste Buch, das oberflächliche Rhetorik-Tipps entlarvt und anhand von authentischen Fallbeispielen zeigt, worauf es wirklich ankommt.
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Buchvorschau
Die Rhetorikfalle - Dorothee Zapke
Dorothee Zapke
Die Rhetorikfalle
Warum Rhetoriktipps in die Irre führen und wie Sie wirklich überzeugen
gabal_logo_neg_Fond_epub.tifBibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-95623-251-0
Lektorat: Christiane Martin, Köln | www.wortfuchs.de
Umschlaggestaltung: Martin Zech, Bremen | www.martinzech.de
Umschlagfoto: Frank van den Bergh/iStock, inkit/iStock
Satz und Layout: Lohse Design, Heppenheim | www.lohse-design.de
Copyright © 2015 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
www.gabal-verlag.de
Inhalt
Einführung: Wirksam präsent – präsent wirksam
Rhetorikfalle 1
„Atmen Sie erst einmal tief durch!"
… und die Stimme klingt gestresst
Fallbeispiel: Der gehetzte Vorstand
Wie Sie sich optimal auf Ihren Auftritt vorbereiten
Rhetorikfalle 2
„Brust raus, Bauch rein!"
... und schon wirken Sie arrogant
Fallbeispiel: Der Designer, der es hasste, zu präsentieren
Die richtige Haltung finden
In den Präsenzraum ausstrahlen
Rhetorikfalle 3
„Lächeln Sie!"
... aber nur, wenn Ihnen auch danach ist
Fallbeispiel: Callcenter-Munterkeit
Wenn das äußere Auftreten dem Inneren nicht entspricht
Rhetorikfalle 4
„Sprechen Sie tiefer, das wirkt souverän!"
... und ist genau so anstrengend wie monoton
Fallbeispiel: Der Projektleiter, den keiner bei Besprechungen dabeihaben wollte
Den richtigen Ton treffen
Rhetorikfalle 5
„Keine Gesten unterhalb der Taille!"
... und mancher wirkt wie gefesselt
Fallbeispiel: Die Merkel-Raute
Warum man Gesten nicht wie Vokabeln lernen sollte
Rhetorikfalle 6
„Machen Sie sich groß!"
... und Sie wirken wie Popeye
Fallbeipiel: Die kleine Trainerin
David meets Goliath
Rhetorikfalle 7
„Pokerface, denn Masken schützen!"
... und jeder fragt sich, was Sie zu verbergen haben
Fallbeispiel: Der Abteilungsleiter, der sich im Griff haben wollte
Was wir zulassen und was wir verbergen sollten
Von Mädchenschema bis Sarkasmus – stereotype Ausdrucksarten
Rhetorikfalle 8
„Fester Stand heißt Sicherheit! oder „Niemals bewegungslos!
... und schon sind Sie verwirrt
Fallbeispiel: Wenn Trainer sich widersprechen
Das Dilemma beim Anwenden der Standardtipps
Rhetorikfalle 9
„Sprechen Sie immer 30 Prozent lauter, als Sie wollen!"
... und es kann sein, dass Sie Ihre Zuhörer verschrecken
Fallbeispiel: Der Mann, der nicht so laut sein sollte
Mit Lautstärkefilter auf verbale Angriffe reagieren
Rhetorikfalle 10
„Bleiben Sie sachlich!"
... und Ihr Publikum langweilt sich todsicher
Fallbeispiel: Der Mathematikprofessor, dem keiner zuhörte
Wenn Sachlichkeit die Persönlichkeit auslöscht
Rhetorikfalle 11
„Hören Sie aktiv zu!"
… dieses Seminar hat Ihr Gegenüber auch besucht
Fallbeispiel: Die beflissene Zuhörerin
Von Ich-Botschaft bis Political Correctness: Wie viel Dressur vertragen Sie?
Rhetorikfalle 12
„Zählen Sie bis drei, bevor Sie antworten!"
… und Sie wirken wie ein Roboter
Fallbeispiel: Der Moderator, der Pausen auszählte
Wie führen Sie Ihre Zuhörer?
Pflegen Sie Ihre Stärken
Charisma – Gabe des Himmels oder erlernbar?
Raus aus der Komfortzone
Mut beweisen – sich weiterentwickeln
Vom Nutzen des Feedbacks und von der Zweischneidigkeit von Videoaufnahmen
Über die Notwendigkeit, Paradigmen zu wechseln
Sich selbst kennenlernen
Die Kunst des assoziierten Sprechens
Vorderer oder rückwärtiger Präsenzraum
Ausblick:
Wer andere berühren will,
darf nicht so tun als ob
Quellen- und Literaturverzeichnis
Danksagung
Über die Autorin
Einführung: Wirksam präsent – präsent wirksam
Hundertfach werden in Charisma- und Rhetorikseminaren stereotype Haltungen propagiert, die angeblich Souveränität und hohe Präsenz ausdrücken sollen. Die Arme darf man nicht verschränken. „Still stehen bleiben vor dem Plenum, sagen die einen. „Hin- und herlaufen
, sagen die anderen. Immer lächeln, ja regelrecht das Lächeln üben – „Kampfgrinsen" wird das genannt – bis hin zum selbst geklebten Smiley neben dem Bildschirm, damit man sich immer daran erinnert, beim Telefonieren zu lächeln. Was hat das mit uns zu tun? Stereotype Haltungen, die Erfolg versprechen?
Dieses Buch schärft die Sinne für die Fallen, in die wir oft durch die Anwendung rhetorischer Patentrezepte tappen. Je undurchsichtiger der Dschungel der Rhetoriktipps, Assessmentvorbereitungen und Präsentationstechniken, desto wichtiger ist es, genau zu prüfen, welche stimmlichen und körpersprachlichen Komponenten wir persönlich benutzen und welche wir irgendwann einmal auf Eis gelegt haben, weil wir damit vielleicht eine schlechte Erfahrung gemacht haben oder weil wir sie als Kind aberzogen bekommen haben.
Keine Allgemeingültigkeit für rhetorische Tools
Im Laufe meines Lebens als Trainerin und Dozentin im Bereich der unmittelbaren Kommunikation habe ich nach und nach erfahren, dass es – bis auf wenige Ausnahmen – keine Allgemeingültigkeit für all die gängigen rhetorischen Tools gibt, dass all die Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, einzigartig sind in ihrer Ausstrahlung. Ich habe Teilnehmer erlebt, die mit verschränkten Armen die spannendsten Geschichten erzählt haben, und Menschen mit großen antrainierten Gesten, die sehr, sehr unecht wirkten. Ich habe Redner gesehen und gehört, die mit ausgefeilt rhetorischem Vokabular ihre Inhalte vermittelten – und trotzdem hörte ihnen niemand zu. Oder Menschen, die in Verkaufsgesprächen ihre potenziellen Kunden abholten und mit geschickten Fragestellungen ins Gespräch verwickeln wollten. Sie wurden sehr schnell entlarvt.
Am wenigsten authentisch waren diejenigen, die beflissen versuchten, all die vermittelten Tipps und Tricks eins zu eins zu übertragen. Sie waren die ganze Zeit damit beschäftigt, das Gelernte kontrolliert anzuwenden. Man sah, dass sie sich nicht wohlfühlten. Und das Publikum fühlte sich auch nicht gut unterhalten. Die Anwender dieser allgemeingültigen rhetorischen Standards fragten sich nie, ob die Haltungen zu ihnen gehören. Egal, dachten sie, was für alle gilt, gilt auch für den Einzelnen. Das war ihre Maxime.
Persönliche Kommunikationspotenziale entdecken
Mich überzeugt das Entdecken persönlicher Kommunikationspotenziale, die einmalig sind und nur für einen Menschen gelten. Und die, einmal wiedergefunden, für eine große charis- matische Ausstrahlung sorgen. Aber wie finden wir sie?
Machen wir uns ans Werk und schauen uns zunächst zwölf typische rhetorische Patentrezepte an – und die Fallen, die in ihrer eins zu eins übersetzten Anwendung lauern. Jedem stereotyp vermittelten Tipp habe ich einen Übungsansatz gegenübergestellt. Mithilfe dieser Übungen können Sie Ihre ganz persönlichen Ausdruckspotenziale wiederfinden.
Vor Hunden fürchten sich 11 Prozent aller Menschen. Vor Krankheit und Tod 19 Prozent. Und davor, öffentlich zu reden, 41 Prozent (www.statista.com). Glaubt man der Statistik, gibt es also Menschen, die würden lieber sterben, als hinter ein Rednerpult zu treten.
Zapke_Rhetorikfalle_1.jpgRhetorikfalle 1
„Atmen Sie erst einmal tief durch!"
… und die Stimme klingt gestresst
Lampenfieber in den Griff bekommen
Nervös sind die allermeisten, und das hat Folgen: Anspannung, feuchte Hände, trockener Mund, kurz: Lampenfieber. Der häufigste Tipp dagegen lautet: „Tief durchatmen! So empfiehlt das Internetportal „redenwelt.de
: „Bei Nervosität und Angst ist der Körper verspannt. Tiefes Ein- und Ausatmen wirkt auf den ganzen Körper entspannend." Mag sein, und im Yoga-Kurs ist das auch genau die richtige Strategie. Bei einer Alltagssituation, in der es auf Ihren Auftritt ankommt, kann es dagegen nach hinten losgehen. Lesen Sie, warum – und wie Sie tatsächlich entspannter starten können.
Fallbeispiel: Der gehetzte Vorstand
Wirtschaftsempfang zum neuen Jahr an einer norddeutschen Universität. Ich war eingeladen und stand mit etwa 500 weiteren Gästen mit einem Glas Sekt in der Hand da und wartete auf den Redner. Der Präsident der Hochschule hatte ihn bereits angekündigt, doch er ließ auf sich warten. Dann sah ich ihn. Mit zehnminütiger Verspätung lief der Chef einer großen Bank gehetzt zum Podium. Mit einem großen Seufzen und sehr hörbarem Atem begann er seine Rede: „Sehr geehrte Damen und Herren. Ich freue mich, heute zu Ihnen sprechen zu dürfen. Entschuldigen Sie die Verspätung, aber dafür die gute Nachricht zuerst: Es gibt keine Wirtschaftskrise und es hat auch nie eine gegeben."
Zu schnelles Reden durch Kurzatmigkeit
Ich schaute mich im Publikum um. Die meisten hatten abgeschaltet, man unterhielt sich leise weiter, manche hantierten mit ihrem Handy, einige hörten höflich, aber gelangweilt zu. Was aber am auffälligsten war: Als vom Redner der große Seufzer kam, seufzten viele mit. Es war hörbar. Und von da an glaubte seinen Worten keiner mehr. Der Bankchef wurde immer leiser und immer schneller. Er spürte, dass der Funke nicht übersprang. Und wollte weg. Weg vom Podium. Also schnell fertig werden. Das geht nur durch schnelleres Reden. Dadurch wurde er immer kurzatmiger, und das übertrug sich auf seine Zuhörer. Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Reihen, als der Redner sich schließlich verabschiedete. Dabei hatte er große bedeutsame Worte gewählt.
Was hätte der Manager anders machen können? Er kam zu spät. Das kann passieren, ein Stau oder ein unvorhersehbarer wichtiger Termin können immer dazwischenkommen. Aber sich mit gestresster Atmung ans Rednerpult zu stellen, bedeutet, das vorherige Geschehen mit auf die Bühne zu nehmen. Die Leute hören dann in der gepressten Stimme nur noch den Stress. Die professionelle Rolle des Redners verlangt es, sich auf das Jetzt und das Hier zu konzentrieren. Und das hat in erster Linie damit zu tun, wie er seine Atmung einsetzt. Für ein gutes, souveränes und präsentes Vortragen brauchen wir eine ruhige Atmung. Und einmal tief durchatmen bringt da gar nichts – im Gegenteil: Mit dem tiefen Atemzug gehen die meisten Menschen in die Schreckatmung, in eine Art „Ich reiß mich jetzt zusammen-Atmung, im Fachjargon „Hochatmung
genannt. Wer dann auch noch den Fehler macht, ins Mikro auszuatmen, beginnt zusätzlich mit einem gequälten Seufzer.
Wie Sie sich optimal auf Ihren Auftritt vorbereiten
Atmung und Stimme sind untrennbar verbunden. Wenn uns „die Luft wegbleibt, bekommen wir keinen Ton heraus. Wenn wir angespannt sind, atmen wir flach in den Brustkorb statt in den Bauch. Auch wenn wir uns erschrecken, atmen wir unwillkürlich in die Brust – probieren Sie es vielleicht kurz aus. Daher spricht man von Schreckatmung oder Hochatmung im Unterschied zur Bauch- oder Tiefenatmung. Bei der Hochatmung hört man Ihrer Stimme den Stress an. Sie klingt gepresst, schnell und höher. Wie verräterisch die Stimme ist, wissen Sie aus Ihrem privaten Umfeld. Dort erkennen Sie schon nach der zweiten Silbe am Telefon, ob jemand nicht gut drauf ist, und fragen: „Was ist los? Geht’s Dir nicht gut?
Doch auch bei Unbekannten können wir an der Stimme ablesen,