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Star Trek - Titan 7: Gefallene Götter
Star Trek - Titan 7: Gefallene Götter
Star Trek - Titan 7: Gefallene Götter
eBook378 Seiten3 Stunden

Star Trek - Titan 7: Gefallene Götter

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Über dieses E-Book

Das Raumschiff Titan setzt seine Entdeckungsreise fort!
In den unbekannten Weiten des Beta-Quadranten wird die Suche nach der lange verlorenen Terraforming-Technologie einer uralten Zivilisation fortgesetzt. Sie wäre ein Segen für viele von den Borg verwüstete Welten innerhalb und außerhalb der Föderation.

Die wissenschaftlichen Experten der Titan stoßen auf den Planeten Ta'ith, wo Überbleibsel einer ehemals großen Zivilisation beheimatet sind. Doch der Besuch des Planeten bringt die Titan auch gefährlich nahe an den tödlichen Vela-Pulsar heran, die stärkste Quelle todbringender Strahlung in der gesamten Galaxis, und riskiert damit sowohl die Titan und was von der ta'ithianischen Zivilisation noch existiert.

In der Zwischenzeit sieht sich Riker auf Konfrontationskurs mit dem Föderationsrat und der andorianischen Regierung, die beide vorhaben, die andorianischen Besatzungsmitglieder der Titan abzuberufen. Und eine dieser Andorianer, Lieutenant Pava Ek'Noor sh'Aqabaa, deckt eine furchtbare Gefahr auf, die seit zweihundert Jahren von allen unbemerkt geblieben war.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum15. Juli 2014
ISBN9783864253300
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    Buchvorschau

    Star Trek - Titan 7 - Michael A. Martin

    zu.

    KAPITEL 1

    U.S.S. TITAN

    Lieutenant Commander Melora Pazlar streckte sich über die Lichtjahre hinweg und ergriff den um die eigene Achse wirbelnden Neutronenstern. Sie hielt ihn sanft und drehte den hellen abgeflachten Südpol, bis die energetische Protuberanz beinahe direkt auf ihr Gesicht gerichtet war, während sein nördliches Gegenstück fast in genau die entgegengesetzte Richtung zeigte. Die große sternübersäte Wolke aus Gas und Staub, die eine Supernovaexplosion vor Jahrtausenden hinterlassen hatte – tief im Gum-Nebel, einer noch größeren Wolke aus Gas und Staub, geschaffen von einer noch viel älteren Supernova –, spiegelte die Veränderung in der Orientierung des Pulsars, und folgte gehorsam den Graviationskräften, die fast unmerklich jedes Teilchen Materie im Universum miteinander verbanden.

    In den astronomischen Verzeichnissen der Föderation als Vela-Pulsar bekannt, lag das hell strahlende Objekt in Pazlars offener Hand und war nun so ausgerichtet, dass der nächstgelegene seiner kosmischen Jets zu dem elektromagnetischen Äquivalent eines Feuerwehrschlauchs geworden war. Die beträchtliche Schwerkraft des Pulsars hatte seine äußere Hülle aus einfallender Materie so beschleunigt, dass seine Pole starke Energieströme ausstießen, die jede Wellenlänge von Gamma- und Röntgenstrahlen über sichtbaren Licht- und Funkwellen bis hin zu den Subraumbändern umfassten. Als ihr der Strom aus leuchtenden Falschfarben ins Gesicht schoss, zuckte sie unwillkürlich zusammen und ließ den Pulsar los. Sie wusste, dass die Lichteffekte vollkommen harmlos und nicht mehr als eine holografische Darstellung waren, auch wenn sie durch eine kleine Drehung des Kopfs bemerkte, dass sich der Strahl über den Platz, den sie besetzte, erstreckte. Er formte einen langen Schweif, als ob sie gar nicht da wäre. Und doch war sie zusammengezuckt. Bei ihrer Reaktion hatte es sich um einen Urinstinkt gehandelt, den sie nicht kontrollieren konnte. Ihre Sinne fanden die Illusion viel zu überzeugend, obwohl sie wusste, dass das alles nicht echt war. Wenn das holografische Objekt vor ihr neben seiner Helligkeit noch eine andere Eigenschaft des echten Vela-Pulsars besessen hätte, wäre sie schon lange verbrannt, bevor sie auch nur in die Nähe seiner kochenden Atmosphäre gekommen wäre.

    Während sie wie ein Staubkorn in der riesigen schwerelosen Hologrammkammer schwebte, die einen Großteil des Labors der Stellarkartografie ausmachte, schalt sie sich innerlich. Schließlich wusste sie, dass sie sich nicht im All, sondern an ihrem Arbeitsplatz befand.

    Aus dem Kommunikator an Pazlars Uniform ertönte plötzlich eine vertraute efrosianische Stimme. »Bist du gerade beschäftigt, Melora?«

    Sie berührte den Kommunikator. »Das könnte man so sagen, Xin«, antwortete sie dem Chefingenieur der Titan. »Ich wollte gerade mit einer Fernanalyse unseres nächsten Ziels starten. Bevor wir ankommen und unsere Forschungsmission beginnen, möchte der Captain so viel wie möglich über den Vela-Pulsar wissen.«

    »Kann das vielleicht noch ein paar Minuten warten?«, fragte Commander Xin Ra-Havreii. »Ich könnte hier im Maschinenraum deine Hilfe gebrauchen.«

    Pazlar achtete genau darauf, ob Xin flirtete, aber das schien nicht der Fall zu sein. Auch wenn sie wusste, dass Xin seine Arbeit genauso ernst nahm wie sie die ihre, hatte sie schon sehr früh in ihrer Beziehung festgestellt, dass er durchaus hin und wieder ein mittägliches Schäferstündchen vorschlug.

    »Warum?«, fragte sie, und bemühte sich vergeblich, nicht neugierig zu klingen.

    »Gleich wird Captain Rikers Konferenz mit Admiral de la Fuego beginnen, und er möchte dafür das schiffsweite Holosystem benutzen. Leider hat das System ein paar Macken, die ich mit deiner Hilfe schneller ausbügeln könnte.«

    Sie runzelte die Stirn. »Das Holosystem zu reparieren, klingt aber eher nach deinem Fachbereich als nach meinem, Xin.«

    »Die jahrelange Leitung des Stellarkartografielabors hat dich zu einer größeren Hologrammexpertin gemacht, als du denkst, Melora«, sagte er. »Außerdem benutzt du es von allen Besatzungsmitgliedern mit Abstand am häufigsten.«

    Seine Worte trafen sie wie eine Ohrfeige und erinnerten sie daran, dass sie nach dem integrierten Holoemitternetzwerk der Titan geradezu süchtig gewesen war. Das System ermöglichte es ihr, praktisch jede Abteilung des Schiffs zu besuchen, ohne aufgrund der für sie zu hohen künstlichen Schwerkraft, die praktisch überall sonst auf der Titan herrschte, einen Knochenbruch zu riskieren. Ohne es benötigte sie entweder einen unförmigen Schutzanzug oder ein Exoskelett und musste außerdem die Sicherheit des Labors oder ihres Quartiers verlassen, die beide die Mikroschwerkraft ihrer Heimatwelt nachbildeten.

    Aber im Verlauf des letzten Jahrs hatte sich Pazlar die übermäßige Nutzung des schiffsweiten Holosystems abgewöhnt. Auf den Rat von Counselor Huilan Sen’kara und anderen hin – Ratschläge, die sie zuerst abgelehnt hatte – war Pazlar klar geworden, dass sie die Nutzung der Telepräsenztechnik überstrapazierte, wodurch das Ganze zu einer ungesunden Form selbst auferlegter sozialer Isolation geworden war.

    Sie schnitt eine Grimasse und schob den Vela-Pulsar von sich. Er kehrte an seinen ursprünglichen Platz einige künstliche Lichtjahre entfernt zurück. Wenn Xin es doch nur auf ein Schäferstündchen abgesehen haben sollte, lässt sein Charme aber zu wünschen übrig, dachte sie.

    »Was genau willst du damit sagen, Xin?«

    Pazlar wusste, dass ihre Fähigkeit, sich auf astronomische Dinge zu konzentrieren, davon abhängen würde, was Xin Ra-Havreii als Nächstes sagte.

    »Ich will damit sagen, dass du damit mehr Erfahrung als jeder andere an Bord hast, abgesehen von mir selbst natürlich. Der Captain will, dass das Holosystem reibungslos läuft – jetzt sofort –, und ich will ihn nicht enttäuschen. Ein zweites Paar geübter Augen könnte da den entscheidenden Unterschied ausmachen. Bitte komm runter in den Maschinenraum, Melora. Es wird auch nicht lange dauern.«

    Während sie wie ein Stück kosmisches Treibgut in der Schwerelosigkeit schwebte, dachte sie über seine Bitte nach. »Also gut, Xin«, erwiderte sie gedehnt. »Gib mir eine Minute.«

    Sie konnte sich genau vorstellen, wie ihm ihre Antwort ein zufriedenes Grinsen entlockte und sein schneeweißer Schnurrbart leicht nach oben zuckte. »Danke, Melora. Ra-Havreii Ende.«

    Pazlar aktivierte eine der kleinen Druckluftdüsen an ihrer Uniform. Im Einklang mit den grundlegenden newtonschen Gesetzen begann sich ihr Körper in die entgegengesetzte Richtung des Schubs zu bewegen, auf die Steuerkonsole des Labors und die sie umgebenden zahlreichen Laufstege und Geländer zu.

    Sobald sie »Bodenhöhe« erreicht hatte, ging sie zu dem Schrank, in dem sie ihren Antigravitationsanzug aufbewahrte. Doch auf dem Weg überlegte sie es sich anders und manövrierte sich lieber an die nächstgelegene Konsole des Holosystems.

    Nur für den Fall, dass er doch irgendwelche Hintergedanken haben sollte, die er nur ausführen konnte, wenn sie persönlich zu ihm kam.

    Captain Will Riker erreichte sein Ziel zwei Minuten zu früh und beschloss, das als gutes Omen zu werten.

    Er stand allein in der schwach beleuchteten Hauptaussichtslounge, blickte aus dem Panoramafenster und bewunderte die atemberaubende Aussicht, die sich ihm bot. Er sah über den breiten Bug der Titan hinweg in die mysteriösen, doch zugleich verlockenden leuchtenden Tiefen des Gum-Nebels.

    Was erreichen wir hier draußen eigentlich wirklich?, dachte er. In letzter Zeit hatten ihn Albträume heimgesucht. Bilder von einem Dutzend und mehr Welten – Föderationsmitglieder und Verbündete –, die während der letzten Borg-Invasion am härtesten getroffen worden waren. Deneva, Vulkan, Andor, Tellar, Qo’noS, all diese Welten befanden sich noch in der Wiederaufbauphase. Würden sie sich angesichts der umfassenden Zerstörung, die das Borg-Kollektiv über sie gebracht hatte, jemals wieder vollständig erholen?

    Riker drehte sich um und betrachtete den Raum. Er hatte angeordnet, die Lounge um fünfzehnhundert exklusiv für ihn zu reservieren. Um diese Zeit sollte die Besprechung mit Admiral de la Fuego stattfinden. Er hätte es vorgezogen, Deanna an seiner Seite zu haben, da einer der angesetzten Punkte auch sie betraf. Doch dies war eine Angelegenheit auf Kommandoebene und nur für die Ohren des Captains bestimmt. Einige der Themen würden heikel sein, daher hatte er darauf bestanden, die Besprechung mithilfe des Holosystems durchzuführen. Wenn Admiral de la Fuego vorhatte, ihm ein paar unangenehme Anweisungen aufzuzwingen, musste sie ihm dabei wenigstens in die Augen sehen.

    Riker setzte sich mit dem Rücken zum Aussichtsfenster an den breiten runden Besprechungstisch, der die Mitte des Raums einnahm. Er seufzte. »Computer, öffne sicheren holografischen Subraumkanal, Sternenflotte siebzehn Tau Alpha Ypsilon. Autorisierung: Riker, Beta eins null zwei. Erhöhe Beleuchtung auf null Komma sieben fünf des Standards.«

    Sofort wurde es heller. Nach nur wenigen Herzschlägen nahm auf einem Stuhl gegenüber von Riker ein Hologramm Gestalt an. Das Bild schimmerte und wurde immer deutlicher, bevor es wieder hinter einem Vorhang aus weißem Rauschen zu verschwinden begann. Es sah fast so aus, als würde der Admiral mit einem fehlerhaften Transporter an Bord der Titan gebeamt, der das Signal zu verlieren drohte.

    Der Captain schnitt eine Grimasse und fluchte. Gerade als er nach seinem Kommunikator greifen wollte, gewann das holografische Bild auf dem Stuhl plötzlich an Klarheit, Schärfe und Auflösung. Es war, als ob der Admiral mit ihm im Raum wäre, anstatt ihn aus einer Entfernung von mehreren Tausend Lichtjahren zu beobachten.

    Riker hatte sich bewusst dafür entschieden, die Besprechung in einem Raum abzuhalten, der hinter ihm den Beta-Quadranten zeigte, um damit zu unterstreichen, welche besondere Bedeutung die Titan und ihr Captain innehatten.

    Admiral Alita de la Fuego, deren von Grau durchzogenes schwarzes Haar zu einem strengen Knoten frisiert war und auf deren hellbrauner Stirn neue Sorgenfalten prangten, sprach als Erste.

    »Captain Riker. Ich bedaure, dass seit unserem letzten Gespräch so viel Zeit vergangen ist. Wie lange ist es her? Neun Wochen?«

    »Zehneinhalb, Admiral«, antwortete er und schenkte ihr ein, wie er hoffte, einnehmendes Lächeln. »Nicht dass ich mitzählen würde. Ich weiß, wie viel Sie in letzter Zeit zu tun haben.«

    Der Admiral nickte höflich. »Ich habe gerade den Bericht gelesen, den Sie nach der Hranrar-Affäre eingereicht haben. Wie ich sehe, wurde Commander Tuvok ziemlich schwer verletzt.«

    Riker verstand sofort, worauf sie hinauswollte. Als er die Besatzung der Titan zusammengestellt hatte, war ihm aufgefallen, dass sein taktischer Offizier de la Fuegos Mentor gewesen und immer noch eng mit ihr befreundet war.

    »Tuvok erlitt ein schweres neurales Trauma, als er versuchte, eine telepathische Verbindung mit der künstlichen Intelligenz herzustellen, die wir an Bord des Biosphärenwandlers entdeckten.« Als er ihren leeren Blick bemerkte, erklärte er: »Das Brahma-Shiva-Artefakt.« Die inzwischen stillgelegte Terraforming-Maschine, die die Wissenschaftsspezialisten der Titan Brahma-Shiva getauft hatten, war von einer längst verschwundenen Rasse gebaut worden. Sie hätte die Biosphäre des Planeten Hranrar ausgelöscht – einschließlich seiner hoch entwickelten Zivilisation –, wenn die Titan nicht eingegriffen hätte.

    Admiral de la Fuego lehnte sich vor und legte ihre virtuellen, aber echt aussehenden Hände auf den Konferenztisch. Sie war eindeutig ziemlich nervös. »Wie geht es ihm jetzt?«

    »Besser als erwartet«, sagte Riker, der froh war, gute Neuigkeiten überbringen zu können. »Wir haben noch heute Morgen vor dem Frühstück zusammen ein Suus-Mahna-Training absolviert. Seit sechs Wochen ist er wieder im Dienst.«

    »Ich wusste nicht, dass Sie ein solch strenger Vorgesetzter sind, Captain.«

    Abwehrend hob er beide Hände. »Es war nicht meine Idee, Tuvok wieder in den Dienstplan aufzunehmen. Und es geschah auch gegen Dr. Rees Empfehlung. Aber Sie wissen ja, wie … entschlossen der Commander sein kann.«

    Sie lächelte. »Ich hätte wohl eher ›dickköpfig‹ gesagt, Captain.«

    »Da stimme ich zu«, sagte er und erwiderte ihr Lächeln. »Aber er erledigt seine Aufgaben hervorragend. Ree berichtet, dass er keine erheblichen Spätfolgen feststellen kann.« Zumindest nicht bis jetzt, dachte Riker.

    »Ich bin froh, das zu hören«, sagte sie. »Aber es gibt da eine ›Spätfolge‹, an der das Sternenflottenkommando besonders interessiert ist.«

    »Ich weiß gerade nicht, was Sie meinen, Admiral.«

    Ihr Lächeln erstarb. »Die Terraforming-Maschine, die Sie auf Hranrar entdeckten, Captain. Und dann zerstörten. Laut Ihren Berichten ist sie die Quelle der künstlichen Intelligenz, die Ihre Mannschaft entdeckt hat. Unsere Wissenschaftsabteilung und das Ingenieurkorps haben schon mit den Hufen gescharrt, um einen Blick in das Innere dieses Dings zu werfen. Die Gedankenverschmelzung, die Commander Tuvok mit dem Brahma-Shiva durchgeführt hat, könnte unsere einzige Möglichkeit sein herauszufinden, wie es funktioniert hat. Konnte Tuvok sich denn jetzt, nachdem er vollständig genesen ist, an Einzelheiten der Verschmelzung erinnern?«

    Riker spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. Er versuchte, sich bewusst zu entspannen. Wie auch immer de la Fuego zu seiner Entscheidung, Brahma-Shiva zu zerstören, stehen mochte, wusste der Captain doch, dass er das Richtige getan hatte. Die Terraforming-Technologie in diesem Artefakt hätte möglicherweise dabei helfen können, das Leid der Föderation zu lindern – ganz zu schweigen von dem Vorteil, den es ihr gegenüber dem Typhon-Pakt verschafft hätte – aber Brahma-Shiva zu sprengen, war die einzige Möglichkeit gewesen, die Auslöschung einer ganzen Zivilisation zu verhindern.

    »Leider nein«, sagte er. »Bis jetzt konnte sich Tuvok an gar nichts erinnern.«

    Nachdenklich zwirbelte der Admiral eine Haarlocke. »Sie würden doch nicht absichtlich Informationen zurückhalten, oder, Captain?«

    Wieder hörte Riker den anklagenden Tonfall. Er war subtil, aber auf jeden Fall vorhanden. Es gab nur eine Antwort, die er darauf geben konnte, und er bemühte sich, seine Stimme so sachlich wie möglich zu halten. »Ich vertraue meinen Führungskräften bedingungslos, Admiral. Tuvok kann sich glücklich schätzen, den Vorfall überlebt zu haben. Ein anderes Mitglied meiner Besatzung versuchte ebenfalls, sich mit dem Brahma-Shiva zu verbinden, hatte dabei aber weniger Glück.«

    De la Fuego runzelte sichtlich verwirrt die Stirn. Dann verstand sie. »Ah. Sie beziehen sich auf die künstliche Lebensform, die Sie vor ein paar Monaten mit an Bord nahmen, laut Ihren Berichten ein gewisser Blau-Weiß.«

    »ZweitGen Weiß-Blau«, korrigierte Riker sie sanft.

    »Natürlich, Captain.«

    Riker gestand sich ein, dass es wohl seine lange Freundschaft mit dem verstorbenen Lieutenant Commander Data war, die ihn bezüglich des Umgangs mit unorganischen Kollegen empfindlicher gemacht hatte. Aber da es ohnehin nichts nützen würde, das Thema weiterzuverfolgen, fuhr er mit seinem Bericht fort.

    »Wir hatten gehofft, dass uns Weiß-Blaus Verbindung mit der Brahma-Shiva-KI Teraquads an Informationen verschaffen könnte, um Brahma-Shivas Terraforming-Eigenschaften zu duplizieren. Ensign Torvig Bu-kar-nguv hat in den vergangenen zwei Monaten fast unaufhörlich daran gearbeitet, ihn oder zumindest irgendwelche lesbaren Dateien zu reaktivieren. Aber ich befürchte, dass er bis jetzt noch keinen Erfolg hatte. Der Schaden war offenbar zu beträchtlich.«

    »Sie geben doch nicht auf, Captain?« Wieder hatte sie diesen anklagenden Tonfall in der Stimme. Oder bildete er sich das nur ein und projizierte seine eigene Unsicherheit auf sie?

    »Nein, Admiral«, sagte er, verspürte dabei aber erneut Zweifel, ob es angesichts all dessen, was in der Föderation vor sich ging, wirklich klug von der Sternenflotte gewesen war, ihre zwei modernsten Schiffe – die Titan und ihre Luna-Klasse-Schwester Ganymede – auf reine Forschungsmissionen abzukommandieren. Vielleicht hätte man sie besser eingesetzt, um der Föderation den Rücken zu stärken, falls die Gorn-Hegemonie oder eine der anderen Mächte des Typhon-Paktes, die große Gebiete innerhalb des Beta-Quadranten für sich beanspruchten, angreifen sollte. Der Umbruch, den der kürzliche Austritt Andors aus der Vereinigten Föderation der Planeten verursacht hatte – ganz zu schweigen von den internen Machtkämpfen auf dieser Welt –, machte der Föderation das Leben auch nicht einfacher.

    Der Captain bemerkte, dass der Admiral durch ihn hindurchzusehen schien. Einen Moment später begriff er, dass sie tief in den Gum-Nebel blickte, der durch das Panoramafenster hinter ihm zu sehen war. Sie lehnte sich vor und fixierte ihn mit einem erwartungsvollen Blick, der ihm das Gefühl vermittelte, sie würde ihn um seine Mission beneiden.

    »Erzählen Sie mir von Ihrem nächsten Ziel, Captain«, verlangte sie.

    »Der Vela-Pulsar«, erwiderte Riker, nachdem er einen Befehl in das Padd eingegeben hatte, das auf dem Tisch lag. Zwischen ihnen entstand in der Luft das Falschfarbenbild eines verzerrten Sterns, der aus einem orangefarbenen Lichthof aus Radioaktivität Doppelströme aus goldenem Feuer absonderte. Auch wenn das Bild unbewegt zu sein schien, wusste Riker es besser. Laut Dr. Cethente drehte sich das unglaublich dichte Objekt von der Größe Manhattans so schnell, dass das menschliche Auge die Bewegung nicht wahrnehmen konnte, die Energieströme des Pulsars vibrierten wie verrückt, und immer wieder peitschten mit Lichtgeschwindigkeit Strahlungsblitze hin und her.

    »Beeindruckend«, sagte de la Fuego. »Sieht ja ziemlich abenteuerlich aus.«

    »Das ist es. Es handelt sich um einen Pulsar mit einer Rotationsdauer von 89 Millisekunden. Er ist der Überrest einer Supernovaexplosion, die hier vor mehreren Tausend Jahren stattfand. Er ist das hellste Objekt seiner Art im Gum-Nebel und eine der größten Quellen für Röntgen- und Gammastrahlen sowie Gravitonwellen im gesamten Beta-Quadranten. Die Mitarbeiter unserer Astrophysikabteilung denken, dass er uns fundamentale Einblicke in Bezug auf die Frage liefern könnte, wie sich Materie und Energie austauschen, bis auf die Quarkebene oder sogar weiter.«

    »Außerordentlich, Captain. Die Wissenschaftler waren wegen der astronomischen Daten, die ihnen die Titan bis jetzt von den äußeren Bereichen des Beta-Quadranten liefern konnte, geradezu ekstatisch.«

    Riker grinste. »Dann werden sie jetzt wahrscheinlich vollkommen ausrasten. Allerdings nur, wenn wir nah genug herankommen.«

    »Wie weit kann sich die Titan dem Pulsar denn nähern, ohne sich in Gefahr zu bringen?«

    »Die Astrophysiker stellen immer noch eine detaillierte Gravitationskarte zusammen. Wir wissen mehr, sobald wir näher dran sind. Ich erwarte, dass die Titan in weniger als einem Tag einen sicheren Beobachtungsorbit erreicht. Nah genug, um den Pulsar unseren Sensorfeldern zugänglich zu machen, aber weit genug entfernt, um uns vor der freigesetzten Strahlung zu schützen. Während der Untersuchung werden wir uns den längerfristigen Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten widmen.«

    Die Gorn-Affäre vor zwei Monaten hatte die Reparatur- und Instandhaltungsliste der Titan beträchtlich verlängert. Riker war dankbar, dass sie sich in den nächsten acht Wochen Zeit nehmen konnten, um sie abzuarbeiten.

    »Dann freuen Sie sich bestimmt zu hören, dass das Sternenflottenkommando in der Lage ist, der Titan bei diesen Arbeiten zu helfen«, sagte de la Fuego mit einem breiten Lächeln. »Eines unserer neuen Vesta-Klasse-Schiffe ist bereits auf dem Weg zu Ihrer gegenwärtigen Position: Mit ihrem Slipstream-Antrieb sollte die Capitoline in etwa drei Tagen auf die Titan treffen.«

    Diese unerwartete Neuigkeit überraschte Riker, und er fragte sich, ob es wirklich notwendig war, die Capitoline zu ihnen zu schicken. Er wusste, dass die Titan nicht schwer beschädigt war, auch wenn dem Schiff tatsächlich einige nicht replizierbare Bauteile fehlten. Erschwerend kam hinzu, dass er, was sein Schiff betraf, furchtbar besitzergreifend war, und er wusste, dass es seinen Ingenieuren ebenso erging – allen voran Xin Ra-Havreii. Das Letzte, was Riker und sein Chefingenieur brauchten, war ein neues Team aus Spezialisten. »Wobei genau soll uns die Capitoline denn helfen?«

    »Sie wird hauptsächlich Bauteile schleppen«, erklärte de la Fuego. »Die Teile, die Sie brauchen werden, um die vier Shuttles zu ersetzen, die seit Beginn Ihrer Mission zerstört wurden. Die Capitoline wird mit allem ausgestattet, was auf der Wunschliste der Titan stand. Sie sollten innerhalb einer Stunde ein ausführliches Ladungsverzeichnis erhalten. Außerdem wird die Capitoline einige notwendige Mannschaftsablösungen durchführen.«

    »Danke, Admiral.« Riker wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Es klang einfach zu gut, um wahr zu sein.

    An dieser Sache muss doch irgendetwas faul sein.

    Sie lehnte sich vor und studierte ihn. »Sie scheinen beunruhigt zu sein, Captain. Wo drückt der Schuh?«

    Nachdem er sich dafür gescholten hatte, sein berühmtes Pokerface nicht beibehalten zu haben, sagte er: »›Beunruhigt‹ wäre ein wenig übertrieben, Admiral. Ich frage mich nur, warum dieses Treffen unter vier Augen stattfinden muss. Bis jetzt haben wir nichts besprochen, was die Sicherheitseinstufung meiner Führungskräfte übersteigen würde.«

    »Dieses Treffen ist noch nicht vorbei, Captain«, sagte der Admiral mit steinerner Miene. »Wir haben noch nicht über die Andor-Situation gesprochen.«

    Riker nickte düster. »Ich kann es kaum glauben. Eine der fünf Gründungswelten der Föderation ist ausgetreten.«

    »Mir geht es genauso. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas je würde miterleben müssen.«

    »Vielleicht ist der Schaden ja nicht dauerhaft. Die Andorianer sind bekannt dafür, aus der Hüfte zu schießen, bevor sie gründlich darüber nachgedacht haben. Ist es möglich, dass sie es sich noch mal überlegen, sobald sie sich ein wenig abgeregt haben?«

    »Seit Andor seinen Rückzug verkündet hat, ist das die einzige Hoffnung des Diplomatischen Korps – mal ganz abgesehen von den zahllosen Friedensangeboten, die sie den Andorianern seitdem unterbreitet haben.« Traurig schüttelte sie den Kopf. »Aber sie hatten einfach kein Glück. Tatsächlich ist Andor so unversöhnlich geblieben, dass der Föderationsrat gestern Morgen offiziell seine diplomatischen Bemühungen eingestellt hat.«

    »Was ist mit Andors Rückführungserlass?«, fragte Riker. Die andorianische Regierung hatte eine, wie sie es nannte, »formale Bitte« ausgesandt, dass alle andorianischen Bürger innerhalb des Föderationsraums sofort zu ihrer Heimatwelt zurückkehren sollten. Riker hatte es weniger als formale Bitte denn als unverhandelbare Forderung verstanden.

    »Der Rat wird heute erklären, dass er Andors Wünschen Folge leistet – aber nur bis zu einem gewissen Grad.«

    Riker runzelte die Stirn. »Admiral, sie haben darum ›gebeten‹, dass jeder Andorianer im fortpflanzungsfähigen Alter unverzüglich nach Andor zurückgebracht wird. Notfalls mit Gewalt.«

    »Und das ist die Grenze, die der Rat nicht überschreiten wird, Captain.«

    »Ich bin froh, das zu hören, Admiral«, erwiderte Riker.

    »Angesichts dieser Vereinbarung hat der Rat eine Maßnahme autorisiert, um allen ›gewillten Andorianern im fortpflanzungsfähigen Alter Unterstützung und Transport bereitzustellen‹.«

    Riker nickte. Auch wenn er mit der Gesamtsituation unzufrieden war, musste er zugeben, dass die Entscheidung des Rates angemessen war und Sinn ergab. Niemand wurde gezwungen, den Föderationsraum zu verlassen, genauso wenig wie jemand zum Bleiben gezwungen wurde. Wenn ein unabhängiger Planet den Status seiner Föderationsmitgliedschaft einseitig verändern durfte, konnten einzelne Personen das wohl auch.

    »Doch aus Sicherheitsgründen«, fuhr de la Fuego fort, »hat die Sternenflotte mehr Spielraum als die Zivilregierung.«

    Riker wurde klar, dass dieser spezielle Punkt wohl der Grund dafür war, warum de la Fuego unter vier Augen mit ihm sprechen wollte. »Ich bin nicht sicher, ob mir diese Vorstellung gefällt, Admiral.«

    »Ich weiß es ebenfalls nicht.« Ihr Tonfall war steif und nachdrücklich geworden, um jeglichen Widerspruch abzublocken. »Aber was uns gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Seit vom Typhon-Pakt entsandte Breen-Agenten die Slipstream-Technologie entwendet haben, ist das Sternenflottenkommando stärker um die innere Sicherheit besorgt als seit dem Parasitenbefall vor achtzehn und dem erneuten Zwischenfall auf Bajor vor sechs Jahren. Seit Andors Regierung ihren Rückzug verkündete, hat sich das Kommando bemüht, jede Sternenflotteneinrichtung im Prokyon-System zu schließen, von unserer Reparaturbasis in Laibok bis hin zur Sternenflottenvertretung in Laikan. Und andorianisches Sternenflottenpersonal wird äußerst misstrauisch betrachtet.«

    Rikers Magen zog sich zusammen. »Admiral, ich hoffe, Sie wollen damit nicht andeuten, dass das Sternenflottenkommando vorhat, seine andorianischen Offiziere zu einer Rücksiedlung zu zwingen?«

    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Captain. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass es meinen Job nicht ungemein vereinfachen würde, wenn jeder Andorianer in der Sternenflotte schon morgen in seine Heimat zurückkehren würde. Aber ich werde nicht auf Sippenhaft pochen und darauf bestehen. Allerdings …« Eine nachdenkliche Traurigkeit umspielte ihr Gesicht, und ihre Stimme verlor sich, als ob sie ihre nächsten Worte mit äußerster Sorgfalt auswählen würde. »Allerdings hat das Sternenflottenkommando entschieden, dass es für alle Beteiligten am besten wäre, wenn das andorianische Personal, das nicht auf seine Heimatwelt zurückkehrt, eine Versetzung auf alternative Posten akzeptieren würde, zumindest vorübergehend.«

    Riker spürte, wie sich sein Stirnrunzeln vertiefte. Er wusste, wie leicht vorübergehende Maßnahmen zu permanenten werden konnten.

    »Wann?«, fragte er.

    »Was die Titan angeht? Sobald die Capitoline ankommt, um das Personal auszuwechseln.«

    Er hätte kaum erstaunter sein können, wenn das

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