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Die Gotengeschichte
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eBook321 Seiten3 Stunden

Die Gotengeschichte

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Über dieses E-Book

Die Ursprünge und Taten der Goten des römischen Gelehrten Jordanes aus dem 6. Jh. n. Chr. ist die wichtigste erhaltene schriftliche Quelle zur Geschichte der Goten, eines antiken-frühmittelalterlichen germanischen Stammes, der vom Schwarzen Meer nach Westen zog und mehrere Reiche gründete. Jordanes' Darstellung fußt auf einer zwölfbändigen Geschichte der Goten des Staatsmannes und späteren Mönchs Cassiodor, die aber verloren gegangen ist. Die Gotengeschichte wird hier in deutscher Sprache mit ausführlichen Erläuterungen zum Verständnis vorgelegt. Auch wenn kein heutiges europäisches Volk die Goten im engeren Sinne als seine Vorfahren betrachten kann, bleibt dieses Volk ein wichtiges Stück europäischer Geschichte.

"Dieser Attila nämlich … folgte mit seinem Bruder Bleda in das Königsamt der Hunnen und … suchte seine Anhängerzahl durch den Mord an seinem Verwandten zu vermehren. … Er schritt hochmütig umher, hierhin und dahin seine Augen rollend, damit die Macht des Stolzen auch in der Bewegung des Körpers sichtbar wurde. Er liebte die Kriege, mäßigte sich aber selbst und war überaus klug im Rat. Von demütig Bittenden ließ er sich erweichen, gnädig war er gegen die, die er einmal unter seine Befehlsgewalt aufgenommen hatte; von kleiner Gestalt, breiter Brust, ziemlich großem Kopf, winzigen Augen, schwachem Bartwuchs und grauem Haar, platter Nase, dunkler Hautfarbe - diese Zeichen seiner Abstammung, trug er." Jordanes' Darstellung des berühmten Hunnenkönigs, den die Ostgoten unterstützten und die Westgoten bekämpften, prägte dessen Bild über Jahrhunderte. Aber auch für andere Ereignisse, von denen er berichtet, hat Jordanes eine der ganz wenigen Quellen hinterlassen.
SpracheDeutsch
Herausgebermarixverlag
Erscheinungsdatum29. Okt. 2012
ISBN9783843803021
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    Buchvorschau

    Die Gotengeschichte - Jordanes

    Über den Autor

    DR. LENELOTTE MÖLLER

    studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie ist Studiendirektorin am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis.

    Im marixverlag sind von ihr u.a. folgende Übersetzungen erschienen: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius’ Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios’ Der Aufstieg Roms, Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen, Tacitus’ Agricola und Germania und Sallusts Römische Geschichte. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe.

    Zum Buch

    Die Ursprünge und Taten der Goten des römischen Gelehrten Jordanes aus dem 6. Jh. n. Chr. ist die wichtigste erhaltene schriftliche Quelle zur Geschichte der Goten, eines antiken-frühmittelalterlichen germanischen Stammes, der vom Schwarzen Meer nach Westen zog und mehrere Reiche gründete. Jordanes’ Darstellung fußt auf einer zwölfbändigen Geschichte der Goten des Staatsmannes und späteren Mönchs Cassiodor, die aber verloren gegangen ist. Die Gotengeschichte wird hier in deutscher Sprache mit ausführlichen Erläuterungen zum Verständnis vorgelegt. Auch wenn kein heutiges europäisches Volk die Goten im engeren Sinne als seine Vorfahren betrachten kann, bleibt dieses Volk ein wichtiges Stück europäischer Geschichte.

    Dieser Attila nämlich … folgte mit seinem Bruder Bleda in das Königsamt der Hunnen und … suchte seine Anhängerzahl durch den Mord an seinem Verwandten zu vermehren. … Er schritt hochmütig umher, hierhin und dahin seine Augen rollend, damit die Macht des Stolzen auch in der Bewegung des Körpers sichtbar wurde. Er liebte die Kriege, mäßigte sich aber selbst und war überaus klug im Rat. Von demütig Bittenden ließ er sich erweichen, gnädig war er gegen die, die er einmal unter seine Befehlsgewalt aufgenommen hatte; von kleiner Gestalt, breiter Brust, ziemlich großem Kopf, winzigen Augen, schwachem Bartwuchs und grauem Haar, platter Nase, dunkler Hautfarbe – diese Zeichen seiner Abstammung, trug er." Jordanes’ Darstellung des berühmten Hunnenkönigs, den die Ostgoten unterstützten und die Westgoten bekämpften, prägte dessen Bild über Jahrhunderte. Aber auch für andere Ereignisse, von denen er berichtet, hat Jordanes eine der ganz wenigen Quellen hinterlassen.

    Jordanes

    Die Gotengeschichte

    Jordanes

    Die

    Gotengeschichte

    Übersetzt, eingeleitet und erläutert

    von Lenelotte Möller

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

    Alle Rechte vorbehalten

    Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012

    Lektorat: Dietmar Urmes, Bottrop

    Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH

    Bildnachweis: mauritius images GmbH, Mittenwald/Cubolmages

    eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

    ISBN: 978-3-8438-0302-1

    www.marixverlag.de

    Vorwort

    99 Jahre nach der ersten und bisher einzigen deutschen Übersetzung der Gotengeschichte des lateinischen Geschichtsschreibers Jordanes erscheint die zweite. Während der erste Übersetzer, Wilhelm Martens, 1913 nach eigenem Bekunden nicht wagte, die vorkommenden und zum Teil verderbten geographischen, Völker- und Personennamen zu erklären und auch nur einige wenige in seiner deutschen Ausgabe erläutert hat, kann die Übersetzerin des Jahres 2012 auf Forschungsliteratur und Lexika aus inzwischen fast 100 Jahren zurückgreifen, sodass in der vorliegenden Ausgabe die Mehrheit der Eigennamen sowie auch manche nicht für sich selbst sprechende Formulierungen fortlaufend erklärt werden und das Werk somit auch für nicht althistorisch oder germanistisch vorgebildete Leser, die sich mit Fug und Recht dennoch für Geschichte interessieren, erschlossen wird. Freilich bleiben einige, nur bei Jordanes vorkommende Namen, über die mehr, als er berichtet, auch heute nicht gesagt werden kann.

    Das Werk ist mit einem Register der Eigennamen erschlossen, das durch die Angabe der Paragraphen bzw. Abschnittsnummern nicht nur für die vorliegende Ausgabe verwendet werden kann.

    Dank ergeht an den marixverlag für die Anregung und die Veröffentlichung der neuen Übersetzung sowie meinen inzwischen langjährigen Lektor Dietmar Urmes für die sorgfältige Bearbeitung.

    INHALTSVERZEICHNIS

    Vorwort

    Einleitung

    Geten und Daker

    Die Goten vom 1. bis zum 6. Jh. n. Chr.

    Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus

    Jordanes und seine Gotengeschichte

    Andere Quellen zur Geschichte der Goten

    ÜBERSETZUNG DER GETICA

    Einleitung in das Werk

    Vorrede des Jordanes an Castalius (1) 1–3

    Erdbeschreibung (1) 4–9

    Die Insel Britannien (2) 10–15

    Gemeinsame Geschichte der Goten

    Die Insel Scandza und ihre Bewohner (3) 16–24

    Der Auszug (4) 25–29

    Die neue Heimat – das Gebiet der Skythen (5) 30–38

    Leben der Goten im Laufe der Wanderung (5) 39–43

    Geschichte der Geten (und Daker)

    Krieg der Geten mit den Ägyptern (5) 44 (6) 48

    Die Amazonen – Frauen der Geten (7) 49 (8) 57

    Exkurs: Der Kaukasus (7) 52–55

    Die Geten im Trojanischen Krieg (9) 58–60

    Die Geten im Kampf gegen die Perserkönige (10) 61–64

    Die Geten und König Philipp II. von Makedonien (10) 65–66

    Die Geten werden gelehrt (11) 67(12) 73

    Geographische Hinweise (12) 74–75

    Fortsetzung der Geschichte der Goten

    Die Herrscherreihe der Goten (13) 76 (14) 82

    Kaiser Maximinus [Thrax] – ein Gete (15) 83–88

    Einfall der Goten ins Römische Reich 247 (16) 89–93

    Konflikt mit den Gepiden (17) 94–100

    Einfälle der Goten in das Imperium Romanum unter Cniva und seinen ersten Nachfolgern (18) 101 (19) 106

    Neue Kämpfe mit den Römern und anderen Nachbarn (20) 107 (22) 115

    König Ermanarich (23) 116–120

    Die Hunnen: Entstehung, Ankunft und Aussehen (24) 121–128

    Ermanarichs Ende und der Untergang des Ostgotenreiches (24) 129–130

    Das Schicksal der Westgoten nach dem Hunneneinfall

    Die Umsiedlung der Westgoten in das Imperium Romanum und die Schlacht von Adrianopel (25) 131 (26) 138

    Die Goten und Kaiser Theodosius (27) 139 (28) 145

    Die Kaiser Honorius und Arcadius (29) 146–151

    Die Eroberung Roms 410 (30) 152–156

    Alarichs Tod und Begräbnis (30) 157–158

    Kampf um Galla Placidia (31) 159 (32) 166

    Geiserich und das Vandalenreich (33) 167 (34) 177

    Attila (34) 178 (36) 186

    Römisch-gotisches Bündnis (36) 187 (37) 196

    Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (38) 197 (41) 218

    Attila in Italien (42) 219–224

    Thorismunds Sieg und Ende (43) 225–228

    Theoderids Kampf gegen die Herrscher der Suaven (44) 229–234

    König Eurich und das Ende des Weströmischen Reiches (45) 235 (47) 245

    Das Schicksal der Ostgoten nach dem Hunneneinfall

    Die Ostgoten nach dem Tod Ermanarichs (48) 246–251

    Attilas Tod (48) 252 (49) 258

    Das Ende des Hunnenreiches und die Neuaufteilung des Landes (50) 259–268

    Die Kleingoten (51) 267

    Geburt und Jugend Theoderichs des Großen (52) 268–271

    Kriege der Ostgoten in Pannonien und erste Taten Theoderichs (53) 272 (55) 282

    Aufbruch ins Römische Reich (56) 283–288

    König Theoderich (57) 289–296

    Familien- und Innenpolitik (58) 297–303

    Theoderichs Tod und die Herrschaft Amalaswinthas (59) 304–306

    Das Ende der ostgotischen Herrschaft (60) 307–314

    Epilog (60) 315–316

    Literaturverzeichnis

    Gemeingotische Herrscher

    Die Amaler

    Die Balthen

    Herrscher der Westgoten

    Herrscher der Vandalen

    Herrscher der Hunnen

    Register der Eigennamen

    EINLEITUNG

    Das Volk der Goten, das um Christi Geburt auf der historischen Bildfläche erschien, nach weiten Wanderungen, Trennungen und Vermischungen, Eroberungen und Landverlusten schließlich im Jahr 410 die Stadt Rom eroberte (als erste Kriegsmacht nach 800 Jahren) und schließlich in der Spätantike in anderen Völkern aufging, schuf die ältesten germanischen Sprachdenkmäler und prägte wesentlich die germanische Sagenwelt. Jordanes’ »Ursprung und Taten der Goten« ist einerseits eine der wenigen und gleichzeitig eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte dieses Volkes, enthält andererseits aber zahlreiche Irrtümer und wohl auch einige bewusste Verfälschungen. Um Jordanes’ Erzählung mit Erkenntnisgewinn lesen zu können, ist es nützlich, die Grundzüge der Geschichte der hauptsächlich darin behandelten Völker zuvor kennenzulernen. Während die römische Geschichte, namentlich die der Kaiserzeit, eher als bekannt vorausgesetzt werden kann, ist das Wissen über die Goten dagegen gering, da sie noch seltener im Unterricht behandelt werden, während Geten den meisten Mitteleuropäern noch nicht einmal dem Namen nach bekannt sind. Und während nach den mit den Geten verwandten Dakern eine in Deutschland zunehmend verbreitete und originell beworbene Automarke benannt ist, hat dies zur Bekanntheit des namengebenden Volkes und seiner Geschichte noch kaum beigetragen.

    Geten und Daker

    Obwohl die Geten und die mit ihnen verwandten Daker thrakische Völker waren, werden sie in Verfälschung der tatsächlichen Gegebenheiten in Jordanes’ Geschichtswerk mit den germanischen Goten gleichgesetzt. Den willkommenen Anlass dazu bot dem Verfasser die Namensähnlichkeit der Geten und Goten sowie ihre nahe beieinanderliegenden Siedlungsgebiete. Die Intention des Autors, die mit dieser Gleichsetzung verfolgt wird, soll im Kapitel »Getica oder Origo Gothica« erläutert werden. In der Übersetzung wurde der Begriff »Geten« gewählt, wo Jordanes aus deren Tradition schöpfte, das Wort »Goten« wurde verwendet, wo er sich auf tatsächliche oder vermeintliche gotische Tradition stützt.

    Die Geten waren der nördlichste thrakische Volksstamm und siedelten im Ostbalkan und an der Ostküste des Schwarzen Meeres, das in der Antike Pontos genannt wurde. Ihre Nordwestliche Gruppe ist seit dem 2. Jh. v. Chr. als Daker belegt, das Volk, von dem sich die Rumänen der Gegenwart herleiten. In das umschriebene Siedlungsgebiet waren die Geten wohl im 5. Jh. v. Chr. eingewandert, und sie ernährten sich wahrscheinlich als Nomaden und Viehzüchter. Sie wohnten in kleinen Einheiten zusammen, Dörfer und kleine Städte gründeten sie erst nach den ersten Kontakten mit den Griechen. Nach Auskunft antiker Geschichtsschreiber und Geographen (Herodot 4,94–96; Strabon 7,3,3–5; Pomponius Mela 2,18) verehrten sie als ihren höchsten Lehrer Zalmoxis und waren Anhänger des Unsterblichkeitskultes, der ihnen im Kampf absolute Todesverachtung verlieh und sie damit besonders mutig machte. Das Reitervolk, das mit Pfeil und Bogen kämpfte, war deswegen in der Antike sehr gefürchtet. Dennoch unterwarf Perserkönig Dareios sie während seines Skythenfeldzugs (Herodot, Geschichte 4,93) im Jahr 510 v. Chr., jedoch wohl nur für kurze Zeit. Denn noch im selben Jahrhundert zogen sie mit Odrysenkönig Sitalkes, dem Herrscher eines Nachbarvolkes, gegen Perdikkas von Makedonien mit einem großen Reiterkontingent (Thukydides, Der Peloponnesische Krieg 2,97). Um 360 v. Chr. wurde ihr Gebiet von den Skythen erobert und von diesen zum Teil für ihr eigenes Volk beansprucht. Als die Geten dagegen Widerstand leisteten, rief Skythenkönig Atheas seinen Verbündeten Philipp von Makedonien zu Hilfe, entzweite sich aber später mit diesem und wurde von Philipp geschlagen. Darauf wurden die Geten ein Teil des von Alexander d. Gr. eroberten Reiches, und nach dessen Tod fielen sie an den Diadochen Lysimachos (Iustinus 13,4), der seine Macht nach einigen Aufständen zu Beginn festigen konnte. Damals wanderten viele Geten als Sklaven in griechischen Poleis, einem Umstand, dem die Gegenwart viele zuverlässige Auskünfte griechischer und römischer Historiker (Herodot, Thukydides, Strabon, Cassius Dio, später Pomponius Mela und Plinius d. Ä.) über dieses Volk verdankt. Das nächste Volk, das über die Geten und ihre Nachbarn hereinbrach, waren die nach Osten ziehenden Kelten (Iustinus 25,1).

    Im Bündnis mit König Eupator von Pontus gerieten sie in Konflikt mit den Römern und wurden 72 v. Chr. von L. Licinius Lucullus besiegt. Etwa zur Regierungszeit C. Iulius Caesars in Rom einigte Dakerkönig Burebista alle thrakischen Stämme auf dem Balkan und am Schwarzen Meer und wagte sogar einen Aufstand gegen Caesar. Dieser allerdings wurde ermordet, bevor er gegen Dakien ziehen konnte. Doch auch Burebista konnte seine Macht nicht langfristig stabilisieren, sondern sein Reich zerbrach nach einer Generation.

    Die bedeutendste Stadt der Geten, Tomis am Schwarzen Meer, das heutige Constanţa in Rumänien, wurde bekannt als Exilort des Dichters Ovid (8–14 n. Chr.), der nach eigenem Zeugnis nicht nur gemeinsam mit seinen Gastgebern einen Skytheneinfall in das zu dieser Zeit römische abwehrte, sondern auch die Sprache der Geten erlernte und sogar in ihr dichtete.

    Zu den wichtigen Herrschern der Geten in dieser Zeit gehörten Dapyx und Zyraxes. Ab 46 n. Chr. setzte die allmähliche Romanisierung der Bevölkerung ein. Am Ende des Jahrhunderts einigte König Dekebalos noch einmal die Geten und Daker, doch in mehreren Kriegen von 101 bis 106 wurden sie von Kaiser Traian unterworfen, unter dem das Imperium Romanum seine höchste geographische Ausdehnung erreichte. Er richtete die Provinz Dakien ein, und bis zur Ankunft der Goten waren die Daker vollständig romanisiert, was sich bis heute an der Sprache ihrer Nachfahren ablesen lässt.

    Die Goten vom 1. bis zum 6. Jh. n. Chr.

    Ein gemeinsamer Ursprung der Stämme, die in der antiken Geschichtsschreibung als Gauten und Gutonen bezeichnet werden, ist wohl anzunehmen. Sie stammen aber weder, wie Jordanes erzählt, aus Skandinavien, noch sind sie von skandinavischer Zuwanderung beeinflusst worden. Diese Vorstellung ist eher eine Selbstdeutung des Volkes in der Zeit Theoderichs des Großen aufgrund von Namensähnlichkeiten wie derjenigen zu der skandinavischen Insel Gotland, die aber auf anderen Ursachen beruht. Im 1. Jh. n. Chr. werden die Gutonen als Bewohner des östlichen Germaniens erstmals in der antiken Literatur erwähnt (Plinius, Naturalis Historia 4,99; Tacitus, Germania 44,1, Annales 2,62,2). Um 150 spricht Klaudios Ptolemaios (3,5,8) als letzter antiker Autor von den Gutonen, und zwar mit der präzisesten Nennung ihres Siedlungsgebietes, des Weichselknies. Dort sind sie archäologisch identifizierbar mit der Wielbark- bzw. Willenberg-Kultur. Es erfolgten im Laufe ihrer Geschichte wohl Teilungen des Stammes, wobei jeweils ein Teil aus dem bisherigen Siedlungsgebiet abwanderte, während ein anderer zurückblieb. Die Auswanderer siedelten in neuen Gebieten, wo sie sich mit den bisherigen Bewohnern nicht nur bekriegten, sondern allmählich auch verbanden. Etwa fünf Jahrzehnte später wanderte ein großer Teil der Gutonen aus Ostpommern ab und drang allmählich bis zur Donaumündung vor. Dort ist er in der Tscherniachov-Kultur nachweisbar. Die Goten erschienen erstmals 208 am Schwarzen Meer und gewannen mit der Zeit die Vorherrschaft über die schon zuvor hierher gewanderten Bastarnen, ebenfalls ein germanischer Stamm, sowie über die Karpen und Sarmaten.

    Als die Goten unter König Kniva 238 das Südufer der Donau überfielen, kamen sie erstmals mit den Römern in Kontakt. Es folgten abwechselnd Abwehrkämpfe der Römer gegen die Goten, Friedensschlüsse, gotische Kontingente bei römischen Feldzügen – so mit Kaiser Gordianus gegen die Perser 242 – und wieder Einfälle in römisches Hoheitsgebiet. 249 setzte König Kniva mit den Goten über die Donau, dann zog sein Heer in einem dreifachen Vorstoß (die beiden anderen Abteilungen unter den Heerführern Argaith und Guntherich) nach Dakien, Moesien und Thrakien und drangen bis nach Philippopel (Plovdiv) vor. Einen Rückeroberungsversuch der Römer unter Kaiser Decius wehrten sie in der Schlacht bei Abrittus-Hisarlak in der Nähe von Razgrad (Bulgarien) im Jahr 251 erfolgreich ab, in der Decius selbst und sein Sohn fielen. Decius’ Nachfolger Trebonianus Gallus schloss Frieden zu den Bedingungen der Goten. Doch schon 254 überfielen diese die Stadt Thessaloniki, weitere drei Jahre später zu Schiff überfielen sie vom Kimmerischen Bosporus ausgehend, vereint mit einem Landheer, die Südwestküste des Schwarzen Meeres und drangen zum Bosporus und nach Bithynien vor. Dabei wurde vermutlich aus dem Dorf Sadogolthina bei Parnassos in Kappadokien die Familie verschleppt, aus der später Bischof Wulfila hervorgehen würde. 268 fielen sie gemeinsam mit dem germanischen Stamm der Heruler von See her ins Römische Reich ein, wurden aber erfolgreich abgewehrt; dennoch gelang ihnen das Vordringen bis zur Ägäis, sie wurden von Milizen und zunächst von Kaiser Gallienus aufgehalten – der aber fiel – und dann bei Nisch (jetzt in Serbien) von Kaiser Claudius II. besiegt, der sich als erster römischer Herrscher Gothicus nannte (269). Ein Rachefeldzug überlebender gotischer Einheiten im folgenden Jahr wurde von römischen Bürgerwehren zurückgeschlagen. 271 erkämpften die Römer zwar einen Sieg, bei dem 5000 Goten mitsamt ihrem König Kannabaudes fielen, mussten aber in der Folge die Provinz Dakien aufgeben. Unter Kaiser Probus nahmen die Römer 280–295 die die von den Goten verdrängten germanischen Bastarnen ins Römische Reich auf und siedelten diese in Thrakien an.

    In dieser Zeit teilten sich die am Schwarzen Meer wohnenden Goten allmählich in zwei Gruppen: die Ostrogoten (von *austra – glänzend), die auch Greutungen hießen, und die Visigoten (von *uesu – gut), die auch Terwingen hießen. Da die Ostrogoten östlich des Flusses Olt siedelten und die Visigoten westlich davon, setzten sich durch die zufällige Ähnlichkeit der Eigennamen mit den relativen Himmelsrichtungen die Bezeichnungen Ost- und Westgoten durch. Die weitere Geschichte dieser beiden Großgruppen ist wegen der Teilung und der getrennten Schicksale von hier an parallel in einer Tabelle dargestellt. So gut wie nie traten die beiden Gruppen alleine auf, weder gegenüber den Römern noch gegenüber anderen Außenstehenden. Meist waren sie bei Raubzügen und in Kriegen mit verwandten oder fremden Völkern in wechselnder Kombination verbündet.

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