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Wer als Meister ward geboren…: Briefe und Schriften. Wagner ganz privat
Wer als Meister ward geboren…: Briefe und Schriften. Wagner ganz privat
Wer als Meister ward geboren…: Briefe und Schriften. Wagner ganz privat
eBook251 Seiten3 Stunden

Wer als Meister ward geboren…: Briefe und Schriften. Wagner ganz privat

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Über dieses E-Book

Richard Wagners Einfluss auf die europäische Kulturgeschichte ist unschätzbar, sein muskalisches Genie über jeden Zweifel erhaben. Und doch polarisiert Wagner als Denker wie als Künstler bis heute. Wer sich für den Menschen hinter dem unsterblichen Werk interessiert, kommt an der Lektüre der vorliegenden Auswahl seiner Briefe nicht vorbei. Wagner zeigt sich darin als leidenschaftlicher Liebhaber und sorgender Ehemann, Egomane und reflektierter Kritiker, als problematischer politischer Denker und einflussreicher Kunstphilosoph.
SpracheDeutsch
Herausgebermarixverlag
Erscheinungsdatum20. Feb. 2013
ISBN9783843803366
Wer als Meister ward geboren…: Briefe und Schriften. Wagner ganz privat
Autor

Richard Wagner

Richard Wagner is the former editor of Ad Astra, the journal of the National Space Society. He lives in Northhampton, Massachusetts.

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    Buchvorschau

    Wer als Meister ward geboren… - Richard Wagner

    Bayern

    Zum Geleit

    Kein Zweifel: Richard Wagner hat im 19. Jahrhundert die Musik revolutioniert. Vor allem seine Leitmotivtechnik und seine Auffassung des Musikdramas als „Gesamtkunstwerk sind epochemachende Leistungen, und die auf ihn angewandte Bezeichnung „Genie hat durchaus keinen Beiklang von Übertreibung. Umstrittener dagegen ist seine Qualität als Dramatiker und Dichter, und seine im Schweizer Exil verfassten „philosophischen, kunsttheoretischen Schriften („Die Kunst und die Revolution; „Das Kunstwerk der Zukunft") zeichnen sich bedauerlicherweise durch einen nicht mehr tolerierbaren Antisemitismus aus.

    Wie immer man zu Wagner stehen mag: Das gigantische Ausmaß seines Werkes verschlägt einem den Atem. Es liegt nahe, dass hinter diesem Werk eine Persönlichkeit mit durchaus megalomanen Zügen steht. Alle Dimensionen sprengend, wie in allem, was er anpackt, ist Wagner nicht zuletzt als Briefeschreiber. Über 10.000 Briefe sind von ihm bekannt, allein aus dem Jahr 1867 sind es 3000! Die noch nicht abgeschlossene Publikation seiner sämtlichen Briefe (sie liegen darüber hinaus bislang nur in einzelnen Adressaten gewidmeten Sammlungen und wenigen Auswahlbänden vor) wird dreißig Bände umfassen!

    Diese Briefe sind natürlich eine Quelle von unschätzbarem Wert. Sie sind ein Schlüssel zur Biografie des großen Komponisten und machen mit den vielen Facetten seiner Persönlichkeit vertraut: mit den anrührenden, beeindruckenden, problematischen, ja auch befremdlichen oder – bei aller gebotenen Vorsicht – als pathologisch einzustufenden. Sie sind aber gleichzeitig auch Mosaiksteine, aus denen sich ein buntes Bild seines Jahrhunderts erschließen lässt.

    Richard Wagner wird hier kein jeder Kritik und Skepsis enthobenes Denkmal gesetzt. Die an seinem Werk Interessierten werden es viel eher zu schätzen wissen, wenn der große Komponist ihnen als lebendiger Mensch in all seiner Widersprüchlichkeit begegnet: als der bis zur Selbstverleugnung Liebende, aber auch Liebesbedürftige, als der sich ständig auf der Flucht – vor Gläubigern und Landesherren – Befindliche und sich nach einem Zuhause sehnende, als der Revolutionär und untergebene Untertan, als der loyale Freund und als der andere für seine Zwecke Benutzende, als der Eitle, Selbstbewusste und für sein Werk alles Riskierende ...

    Die vorliegende kleine Auswahl erhebt selbstverständlich keinen „wissenschaftlichen" Anspruch.¹ Sie ist für die „Liebhaber" gedacht und darf sich deshalb die Freiheit einer gewissen Subjektivität nehmen. Dennoch war ich dabei darauf bedacht, die Persönlichkeit Wagners und die Sphären seines Lebens und Wirkens aus möglichst vielen Blickwinkeln zu zeigen. Und nicht zuletzt hat die Auswahl berücksichtigt, dass ein Band mit Wagner-Briefen vor allem das Herz der Musikfreunde erfreuen wird. Deshalb wurden gerade jene Briefe berücksichtigt, die die Begleitumstände schildern, unter denen ein großes Werk entstanden ist, die die Intention des Dramatikers und Komponisten wiedergeben, die zum Ausdruck bringen, wie er seine Bühnenwerke realisiert haben wollte, wie etwa die Sänger die Rezitative auffassen sollten etc. So kann diese Briefsammlung durchaus auf den Genuss der Wagner’schen Musik einstimmen und vorbereiten.

    Bruno Kern

    1   Um der besseren Lesbarkeit willen wurde die Orthografie – abgesehen von der Großschreibung der Anrede – unserer heutigen angepasst. Das betrifft auch bestimmte Eigenheiten Wagners, der zum Beispiel eine Zeitlang alle Substantive mit kleinem Anfangsbuchsaben schrieb. Auch die oftmals verwirrende Zeichensetzung wurde vereinfacht.

    Liebe, Leidenschaft und Eitelkeit: Wagner und die Frauen

    An Minna Planer (Wagner)

    Bereits im Jahr 1836, mit 23 Jahren, heiratete Wagner die Schauspielerin Minna Planer (1809–1866). Die Ehe stand unter keinem guten Stern. Wagner gestand rückblickend, dass die frühe Heirat mit einer Frau, mit der ihn geistig allzu wenig verband, ein Fehler gewesen sei.(vgl. dazu auch die Briefe an Peter Cornelius vom 4.3.1862 und an Franz Liszt vom 15.1.1854, S. 177–183 und 151) Das unstete Leben Wagners mit seinen zahlreichen Übersiedlungen, mit seiner Flucht vor Gläubigern bzw. politischer Verfolgung trug Minna großenteils loyal und geduldig mit – abgesehen von ihren amourösen Eskapaden. Das vertrauliche Verhältnis zu Mathilde Wesendonck, der Zürcher Nachbarin Wagners, löste bei Minna allerdings starke Eifersucht aus, sodass das Paar sich schließlich trennte. Um die materielle Lebensbasis für Minna sicherzustellen, sah Wagner von einer formalen Scheidung ab. Trotz seiner notorischen Geldnöte sorgte Wagner stets treu für seine Gattin. Die Briefe an sie bezeugen, dass er auch nach der endgültigen Zerrüttung des Verhältnisses und vollzogenen Trennung um Minna in anrührender Weise Sorge trug und ihr weiter zugetan war. Minna erlag schließlich im Jahr 1866 einem langen Herzleiden. Die Verbindung der beiden war kinderlos geblieben.

    Leipzig, den 6. Mai 1835

    Mein liebes, liebes einziges Mädchen, schon über vierundzwanzig Stunden von Dir, nachdem ich vorher so oft nach einer Minute geizte. Wie soll das werden! Ich bin durch und durch voll Wehmut und Tränen, und kann mich über nichts freuen, über nichts – nichts! Du bist mir zu lieb geworden – das empfinde ich wohl, Du feinstes, liebes Kind! Wie soll ich mich so bald an die Trennung von Dir gewöhnen, wie könnte es mir möglich sein, Dich zu missen! Du bist ein Stück von mir geworden, und ich fühle in allen meinen Gliedern eine Verstümmelung, wenn Du mir fehlst! – Ach, wenn Du nur halb meine Wehmut teiltest, so wärest Du ganz Liebe und Andenken an mich.

    Ich habe noch viel geweint – sag’, warst Du mir bös, über den Brief, den ich Dir noch so spät zukommen ließ? – O, ich wär’ noch bald selbst zu Dir gekommen – aber dann wär’ ich bei Dir geblieben – das wusste ich wohl – und hätte Reise u. alles aufgegeben! – Ach – wer beschreibt meinen einsamen Zustand! – Ja, meine Minna, ich liebe Dich, und bin dabei ein wenig eitel, sieh, ich bilde mir nun ein, ich hätte Dir Leben und Seele eingehaucht, die Du früher nicht hattest, oder die ich wenigstens nicht bei Dir kannte; ich glaubte auch oft, Du liebtest mich doch nicht, aber ich glaube es jetzt, ja, als ich Dir den letzten Kuss gab, da drang all’ Deine Liebe doppelt u. tausendfach in mich! – O mein Leben, vergiss mich nie, verrate mich nie, halte treu an mir, bleib’ meine Minna, und wenn Du je Liebe empfandest, so wende alles mir ganz zu, und lass mich nie mit jemand teilen, Du hast ja selbst mein ganzes Herz! – Hörst Du? Hörst Du? Verrate mich nie! – Du kannst nicht glauben, mit welch’ schmerzlichem Gefühl ich auf Euch alle zurückblicke; tief in meine Seele geht mir’s, Euch in diesen jämmerlichen, entwürdigenden Verhältnissen zu wissen; ich will mir alle Mühe geben, um etwas für die Haas zu tun. Du hast ja meinen Wunsch refüsiert, etwas für Dich zu tun. – Fort müsst Ihr von dort, das ist klar! – Ich hasse jetzt Leipzig u. Magdeburg u. alles, nur Dich liebe ich, o komm’ bald hieher, dass ich Dich sehe u. mich überzeuge, ob Du mich noch liebst! Schreib’ mir umgehend, ob Du mich liebst, ob Du an mich denkst! Schreib! Schreib! Und stärke mich, mein Engel! Bald mehr! Bald mehr! Adieu! Adieu! Gedenke mein, gedenke

    Deines Richards.

    Reichels Garten, Hintergebäude,

    pro Adre.: Rosalie Wagner.

    Magdeburg, den 5. November 1835

    Nein, Minna, es kann nicht sein, ich kann es nicht glauben, dass Du von mir gegangen wärest, um nicht wiederzukehren! O dieser gestrige Tag! Schon um des Jammer’s dieses Tages willen müsstest Du wissen, was Du zu tun hättest! Wie mein Schatten wankte ich hier herum; nichts hat mehr Bezug, nichts mehr Interesse für mich. Mein Streben, die Oper, meine Geschäfte, existieren für mich nicht mehr, wenn Du mich verlässt; denn Du warst ja der Brennpunkt, in dem sich mein ganzes Streben u. Wirken dahier konzentrierten; denn nur um Dich zu besitzen, übernahm ich es ja. Mein Kind, noch eine Woche wie diesen Tag, und ich habe mich verzehrt vor Gram u. Kummer; selbst auf der Straße konnte ich meinen Tränen nicht wehren; ach, und Deine Wohnung – wenn ich sie betrete, zerknirscht mich der Schmerz. O Minna, Du machst mich elend, u. bedauerst mich nicht einmal! Mein Herz ist mir gebrochen, alles liegt farblos u. freudenleer vor mir; u. diese Zukunft; was soll ich noch hier? Was? – Kehrst Du mir nicht zurück, u. erfahre ich, dass Du Dich fest in Berlin gebunden hast, so muss ich das als den Treubruch unserer Liebe ansehen; u. dann hält mich auch kein Gott mehr hier; ich bin dann fest entschlossen, einen Verzweiflungsstreich zu begehen; wohin? – mir gleich viel, ich stürze mich dann mit Willen in meinen Untergang, denn es ist unmöglich, dass Du mich noch lieben solltest, nachdem Du diese Tränen u. diese Bitten kalt von Dir gewiesen. – Ich werfe mich dann in ein ganz neues Leben, u. will darin untergehen – O Minna, Mädchen, mit aller Inbrunst, deren die auf den höchsten Punkt gesteigerte Liebe fähig ist, sieh mich Deine Knie umfassen, u. wie ein Verzweifelnder von Todesangst Dich anflehen: Kehre zu mir zurück; komm wieder! So lacht uns bald eine glückliche schöne Zukunft, kommst Du nicht, so ist mein Verderben gewiss! O komm! Komm! Höre diesmal nicht auf die Stimmen der Eitelkeit, mögen sie von Deiner Mutter, oder wem sonst kommen; höre die Stimme der Liebe! Und, warum muss ich denn darum anflehen? Könnte ich denn nicht in einem ganz anderen Tone sprechen? Könnte ich denn nicht auf das Recht der Liebe hin sagen: Minna komm zurück, ich biete Dir hiermit förmlich nach dem Gebrauch meine Hand u. den Ring u. Du gehörst mir. Und, bei Gott, so will ich jetzt sprechen, u. mit Deiner Mutter ebenfalls so. Und jetzt höre: Bethmann war außer sich, u. wollte den Kontrakt als gebrochen ansehen, doch habe ich ihn schon insoweit umgestimmt, dass er Dir diesen widerrechtlichen Streich vergeben wird. Er hat mir bewiesen, dass Romeo u. Julia noch nicht von ihm, sondern von Grabowsky auf seine eigene Hand ausgeteilt sei u. wenn er auch selbst die Julia, die er nicht ganz für Dich geeignet hielt, an die Grabowsky austeilen würde, so solltest Du doch jedenfalls das Gretchen u. die Luzia haben; das sei gewiss. Im Übrigen solle der Glöckner wieder daran kommen, damit Du immer in Deinem vollen Rechte bliebest. Das sind seine eigenen Worte, u. er sprach sie in der Absicht, dass ich sie Dir mitteilen solle. Und Minna, gesetzt auch, Du könntest Dich selbst mit hier nicht wieder einigen, nun, gehörst Du denn mehr dem Theater als mir? Wir verloben uns, Du bleibst bei mir, u. der Rest dessen, was mir noch zu Gebote steht, soll uns so lange durchhelfen, bis uns eine sichere Stellung ganz vereinigt. Minna – mehr kann ich Dir nicht bieten, verschmähst Du dies alles, u. verlässt Du mich dennoch, so wirst Du wohl begreifen, dass ich dann nicht mehr an Deine Liebe glauben kann. Gott sei mit Dir! Amen!

    Und damit bin ich zu Ende; ich kann nichts mehr hervorbringen; ich habe jetzt als Liebender u. als Mann gesprochen u. alles wohl überlegt. Tue Du dies auch u. sprich als Weib.

    Dein Bräutigam, Richard Wagner.

    Berlin, den 23.–27. Mai 1836

    Gestern war mein Geburtstag, das war ein übler garstiger Tag. Keinen, keinen teilnehmenden Menschen! Ach Minna, es ist doch recht elend, ich wüsste nicht, was aus mir werden sollte, wenn mir der Himmel meine Vereinigung mit Dir noch lange vorenthalten sollte. Ich bin stumpf für alles, mein Inneres verzehrt sich, u. ich sehe mehr als jemals ein, nur ein glückliches Leben mit Dir kann mir meine Kraft wiedergeben; dann auch erst, fühle ich, werde ich kräftig u. glücklich als Mann handeln u. wirken können. Jede Hoffnung, die mir einzeln winkt, existiert für mich gar nicht. Mein Kind, ich las eben Deine sämtlichen Briefe der Reihe nach durch, u. freue mich wie ein Seeliger über unsre Liebe; wie hat sie sich entfaltet, u. immer inniger, fester geschlossen! Es rührt mich bis in das innerste Mark. Sieh, meine Minna, ich kann jetzt wieder schmachten, so jugendlich u. sehnsüchtig, wie vor einem Jahre; so heiß, so jung ist noch meine Liebe. Und welch eine Liebe! Welch ein Paar hat sich mehr bewährt als wir? Mitten unter den niederdrückendsten Drangsalen des Lebens, fast erliegend der Last der niedrigsten Bekümmernisse, schmachten wir u. lieben wir uns, als ob uns das Leben gar nichts anginge. Meine Liebe zu Dir ist so kräftig u. kräftiger als sie je gewesen. Ist das nicht schön? Und was haben wir erlebt? Sind wir denn bloß ein Liebespaar, sind wir denn nicht geprüfter u. inniger verschmolzen als manches Ehepaar? Nun denn, wir wollen es durchkämpfen, wir wollen ein Beispiel geben, was wahre Liebe ist u. vermag! – Letzthin sah ich im Opernhaus Fidelio; Schwabe saß neben mir. Bei der Stelle, als Leonore ihren Florestan gerettet hat u. ihn umarmt, stürzten mir die heißen Tränen aus den Augen. Schw. glaubte, dass mich das Spiel so ergriffen hätte; oh, aber was war alles in mir vorgegangen! Wie diese Leonore, dachte ich, ließe wohl auch deine Minna für dich ihr Leben, oder es würde ihr gewiss kein Leiden, kein Drangsal groß genug sein, um dich, wüsste sie dich im Verderben, zu retten, u. diese Minna solltest du verlassen, wie einige kalte Menschen es wünschen? Ein Weib, das mir überall hin standhaft u. liebend folgen würde? Und nicht wahr, meine Minna, das würdest Du? Ich weiß es, Du würdest es, Du hast es mir bewiesen, – u. ich? Was will ich denn, sind wir denn nur noch zu trennen, sind wir denn nicht schon vereinigt, welch ein Band ist denn fester als Unseres? Gibt es ein festeres als das, welches Leiden u. Teilnahme knüpft? Es hat uns vereint, Du bist mein Weib!

    Den 24sten Mai.

    Jeden Morgen werde ich Dir etwas schreiben, mein Engel, sodass Du ein völliges Tagebuch von mir haben sollst. Nie hatte ich einen so unruhigen Schlaf als jetzt; es peinigt mich früh aus dem Bett heraus, das mich in seiner Einsamkeit nie mehr erquicken kann. Ich kann sagen, ich träume nur von Dir, aber immer beängstigende Träume. Wie wird es werden? Mit Cerf stehe ich auf dem besten Fuß der Welt; er hält sehr viel von mir, u. hat gestern im Kronprinzen laut davon gesprochen, dass Gläser bald verreisen würde, u. ich, so lange er wegbliebe, seine Stelle einnehmen u. meine Oper aufführen sollte. Die Oper ist mir natürlich die Hauptsache, denn auf ein längeres Engagement kann es hier unmöglich abgesehen werden. Meine Hoffnung u. mein Zweck ist höchstens das, dass ich, falls ich mein Engagement in Königsberg nicht sogleich antreten kann, ungefähr 6 Wochen oder 2 Monate hier in Gläsers Stelle bleibe, was mir doch gewiss viel Ehre u. Ruf machen wird; während dieser Zeit führe ich nun hier meine Oper auf u. sind dann die Leute, wie ich hoffe, recht mit mir zufrieden, wofür meine schriftstellerischen Bekannten schon sorgen werden, – so schließe ich, eh’ ich hier fortgehe, mit Cerf einen Kontrakt von künftigem Jahre an ab, denn da ist Kuglers Kontrakt um; versteht sich aber, dass ich mir dann mehr Gewalt als Kugler geben lassen werde, sodass ich mit Gläser alterniere u. auch eine bedeutendere Gage als jener bekomme. Demnach würde ich Ende Sommers nach Königsberg kommen, u. Dich schnell heiraten, u. dann in einem Jahre mit Dir nach Berlin zurückkehren, wo Du dann allenfalls auch gar nicht beim Theater zu sein brauchst, denn bis dahin, denke Ich, sollen mir auch meine Kompositionen etwas einbringen. Das ist nun alles recht gut, u. besser, als ich mir erwartet habe. Das Liebste aber wäre mir doch, wenn ich gleich nach Königsberg kommen könnte; Berlin läuft mir doch nicht fort, u. in Königsberg weiß ich jemanden, der mir lieber ist als Berlin u. die ganze Welt, u. das bist Du, mein Einziges, mein Alles. Berlin ist mir weniger wichtig für die Gegenwart als für die Zukunft. Ach, meine Minna, dürfte ich Dich denn auch so lange allein lassen, könnte ich es denn auch? Du weißt, wie unentbehrlich Du mir bist, Du weißt, was ich ohne Dich bin, ein trostloser, verlassener u. unglücklicher Mensch, dem Atem, Luft u. alles fehlt, wenn Du ihm fehlst. Und das ist keine hohle Redensart, das weißt Du wohl, wie wahr, wie natürlich das ist! O meine Minna, meine Minna! Bist Du jetzt froh, oder leidest auch Du?

    Den 25sten.

    Von nun an erwarte ich täglich einen Brief von Dir; das ist eine peinliche Zeit! Kannst Du es wohl glauben, dass das ganze große Berlin für mich zu weiter nichts da ist, als in allem nur eine Erinnerung an Dich zu fühlen? Was ist doch im Ganzen dieser Schwabe für ein unbedeutender Mensch, u. doch bin ich viel mit ihm zusammen, weil er unsre Liebe kennt, u. weil ich immer mit ihm von Dir reden kann. Gestern fuhr ich mit ihm, Dedel u. einem Königsberger nach Charlottenburg; es war unter uns unausgesetzt nur von Dir die Rede; es wurde mir auch gesagt, dass Hr. Hübsch, ein sehr hübscher Mann, junger Mann sein solle, u. man wollte mich nun durchaus eifersüchtig machen; diesmal gelang es ihnen aber nicht, denn ich weiß wohl, dass, wenngleich Du auch Dein Bild Hr. v. Barby überlassen hast, was Du mir doch durchaus leugnen wolltest, eine völlige Untreue Dir jetzt jedoch unmöglich sein dürfte, weil ich Dich kenne, dass Du mir herzlich gut bist. Das Verhältnis u. Leben in Königsberg ist mir von mehreren dortigen durchaus nicht so unangenehm geschildert worden, im Gegenteil weiß ich ganz bestimmt, dass es mir dort mit Dir vereint, wie überall, recht gut gefallen würde. Von Wohlbrück aus Riga habe ich erfahren, dass L. Schubert, euer Musikdirektor, jedenfalls zum Herbst nach Riga geht, u. ich demnach, wenn nicht früher, doch dann gewiss zu Dir kommen könnte. Aber bis dahin noch von Dir getrennt zu sein, halte ich nicht aus. Tue alles Mögliche, um mich bald zu Dir zu bringen, ich trag’ es sonst nicht. Wie gesagt, Berlin läuft mir nicht davon, Cerf wird meine Oper am Ende auch ohne mich geben, und einen Kontrakt vom künftigen Jahre an will ich schon herauskriegen. Es hat mir aber jemand gesagt, wir würden uns in Königsberg so gefallen, dass

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