Schauplatz der Betrüger - Anthologie berühmter Verbrecher mit 258 Erzählungen: Schau-Platz der Betrieger. Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln
Von W.B.M.
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Über dieses E-Book
"Schau-Platz der Betrieger" wurde in Hamburg & Frankfurt am Main, 1687 bei Zacharias Hertel anonym publiziert. Die Initialen W.B.M. (dritter Teil, S. 1) konnten nicht aufgelöst werden.
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln: Als: In behender Dieberey: Kartenspiel: Liebes-Räncken: Rechts-Sachen: Discursen: Todtschlägen: Rauben: Heurathen: Kaufmanschafften/ und andern unzählichen vielen Begebehneheiten. Auffgesetzt/ nicht zur Nachfolge/ sondern Zur Ergetzlichkeit/ Warnung und Lehre/ sich für dergleichen listigen Menschen-Kindern zu hüten/ und ihre Gesellschafft zu meiden/ damit sie nicht in ihre Stricke fallen.
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Schauplatz der Betrüger - Anthologie berühmter Verbrecher mit 258 Erzählungen - W.B.M.
Vorrede:
Lustliebender Leser.
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Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahrē Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie als einen listig-klugen Menschen und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag. Diese Buben dürffen sich noch wohl ihres Verstandes rühmen / und andern Leuthen einbilden / daß sie gebohren wären / die Leuthe klug zu machen / gleich wie die Lacedæmonier, eine sonst strenge Nation, ihren Kindern vergönneten zu stehlen / damit sie dadurch zur Behändigkeit / und die bestohlene zur Fürsichtigkeit angewehnet wurden. Die Egypter liebten gleichergestalt einen behenden Diebsta / daher rühmeten sich die Poëten der subtilität Mercurii, und der Kunst Lavernæ einer Göttin die aller Dieben Vorsteherin war und man hat die Erfinder des Raubens Stelens und anderer Plackereyen weyland fürnehmen Leuthen / so gar auch wohl Königē und Monarchē zugeschrieben; und daher kombts / daß so wackere Männer selber sich des stehlens hernach bedienet / wie von dem Fürsten aller Peripateticorum erzehlet wird / daßer damit behender umbzugehen gewust / als alle seine Vorgänger. Virgilius hat seine schönste Inventiones dem Homero und Theocrito sehr unvermerckt abgestohlen oder vielmehr abgeborget / und der in aller Lateinischen Welt so hoch berühmte Cicero hat sich vermessentlich beholffen mit den Lehrsätzen der Stoicorum, Academicorum und Epicureorum.
Immittelst bleibt es doch unveränderlich dabey /daß die Laster zu tadeln sind / und die Dieberey vor eine grosse Sünde müsse geachtet werden als welche schnur gerade laufft wieder die Liebe / womit wir unserm Nächste verbunden sind / wie solches nicht allein im andern und dritten Buch Mosis, sondern hernach auch durch den Apostel Paulum ausdrücklich verbothen ist / in dem dieser an die Bürger zu Epheso schreibt / daß der so gestohlen hinführo nicht mehr stehlen / sondern sich begeben solle zu dem Werck seiner Händen. Die alten Völcker / so diese Warheit erkant haben weyland allerley Straffen vor die Diebe erdacht absonderlich die Griechen / und darunter am meisten die Athenienser, wie uns desfals der hochgelahrte Ludovicus Vives klärlichen Bericht thut. Käyser Fridricus III. erkante solchenden Galgen zu / und Ovidius lehret / das Scyron, einer von denen berüchtigsten Dieben zu seiner Zeit in die See gestürtzet worden durch Theseus. Procustes ist durch Herculem getödtet / und Sysiphe darnieder geworffen worden. Virgilius bezeuget / daß sein Meister Balista umb seiner Räuberey willen / gesteiniget worden und nach dem Bericht Aristotelis / ließ der König Agramenta den Brunel auffhängen / als welcher ein gar behender Räuber war / dann durch seine unbegreiffliche Liftigkeit hatte er sich des Rings von Angelica, und des Pferdes von Sacripantus bemächtiget.
Jener Philosophus ward wegen seines Vaterlandes befraget / worauff er antwortete / er sey von der Welt bürtig / und wandere in der Welt so lange erlebe. Ist wohl gered dann alle Menschen sind Weltlinge der Geburth und dem Leben nach die meisten aber sind Frembdlinge in ihrem eigenen Vaterland und mißbrauchen die Welt / als ob sie derselben vergängliche Güter ewiglich gebrauchen könten und musten. Dadurch ist eingerissen die Augen-Lust / die Fleisches-Lust und ein hoffärtiges Leben wozu sie vom Satan /ihrem Fürsten / welcher sein Werck hat in den Kindern des Unglaubens angereitzet und unterwiesen werden und gleich dieser ihr Herz und Lehr-Meister selber ein uhralten außgeübter und durchtriebener Tausend-Künstler also hecket er noch täglich und insonderheit zu diese Zeiten eine grosse und zahlreiche Bruth in seiner gottlosen Lehr-Schule aus allermassen List und Betrug noch niemahlen zu solcher hohen Staffel ihrer Excellentz gediegen sind wie sie jetzo zusehen. Zu verwundern ists daß an etlichen Orthen / fürnehmlich in volckreichen Städten / gewisse Lehr-Meister sich einfinden / welche denē / so Lusten dazu haben / um einen gewissen Preiß / solche Hand-Griffe zeigen und sothane Regeln geben wodurch hernach manchem ehrlichen Mann sein Haab und Guth offtmahls auch Leib und Seelabgenommen wird. In Abgang des nechst verwichenen 1686 Jahrs fand man zu Paris einen solchen leichtfertigen Lehr-Meister / der seine Discipeln in der Wissenschafft der Filouterie oder des hurtigen Beutelschneidens mit allem Fleiß unterrichtete. Er bekam für jede Mann vor die Unterrichtung 30 biß 40 Rthl. und hatte er einen grossen Anhang / ob auch gleich damahl seine leichtfertige Schule zerstöret worden ist doch kein Zweiffel er wird mit seiner Compagnie dadurch keines weges vertilget seyn.
Aus der mündlichen Erzehlung eines vollkommenen durchtriebenen Gaudiebes ist man ziemlich hinter ihre gottlose Geheimnüsse kommen nehmlich wann sich ihrer 2030 biß 100 und mehr zusammen geschlagen / formiren sie ein rechtes Corpus oder Gilde / haben ihre Gesetze Regeln Ordounantzen und bestraffen die so dawieder handeln. Einer davon ist Obrister dem alle andere Diebe gehorchen und dieser ordiniret allerhand Diebesstücklein. Dieser weiß und kennet den Unterschied seiner Untergebenen /darum schicketer die verschlagnesten an die gefährlichste Oerther. Dieser Capitain examiniret alle / die sich in ihre Compagnie begeben wollen und giebt ihnen 3 Monath Zeit umb ihre Arth und Gemüth zu erforschen da er sie inzwischen in allerhand subtilen Diebs-Griffen unterrichtet wie sie nehmlich etwas von der Höhe holen mögen ohne Leiter Stock oder Strick; wie sie ein Pferd stehlen darauff der Mann würcklich sitzet; wie sie einem Hoffmann das Halß-Tuch vom Leibe nehmen / der da unter viel hundert Menschen stehet. Nachdem nun der Lehrling tüchtig befunden worden / wird er angewiesen entweder zum Rauben Beutelschneiden klettern oder wozu er sonsten geschickt ist. Hierin verfahren die Diebe viel klüger / als sonsten in andern Societäten / Städten und Aemtern geschiheit dann ihr Corpus kan wohl bestehen weil einjeder von ihnen eine Bedienung erlanget / dazu er geneigt und bequem geachtet wird. In andern Societäten gibt man die Aembter an Leute / die offt weder Sinn noch Geschickligkeit dazu haben / man nimbt Geld dafür / oder befördert einen durch Gunst /der zu seiner Charge offt so tüchtig / als der Sack-Pfeiffer alhier in der Thum-Kirchen. Im übrigen ist der Diebs-Capitain / gemeiniglich ein alter weiser und fürsichtiger Mann / von dem Stehlen befreyet weil es ihm dazu an Hurtigkeit und Kräfften ermangelt /wannenhero er es nur theoreticè mit seinen Leuthen überleget / was dieseselben practicè hernach ausführen müssen. Sie kommen einmahl in der Woche zusammen an einem bestimten Orthe da der Capitain Rechenschafft von einem jeden fordert wegen seines Diebstals so einer etwas wieder ihre Regeln mißhandelt wird er als dann gestrafft wie auch der / so sich träg und unvorsichtig erwiesen. Ein solcher muß zum ersten mahl den Theil / den er an dem gestohlnen Guth hat entbehren zum anderumahl aber cassiret man ihn auff etliche Wochen oder Monathen / oder man macht ihn aus einen Dieb zu einen Außspäher /und Schildwacht Von allen gestohlnen Sachen legt man den fünfften Theil an die Seite vor den der die gefangenen Diebe vom Pranger / Galgen und Rad erlösen soll. Von dem Rest ziehet man den zehenden Theil zu guten Wercken / wie sie es nennen / und hievon unterhält man die Krancken von der Compagnie /die Gefangenen so es sein kan / loß zu kauffen / und der Brüderschafft sonsten auff alle Weise beförderlich zu sein. Sie nehmen keine Frau in ihre Gesellschafft es sey dann die hohe Noth oder ein sonderbahrer Verstandt und Bequemlichkeit bey solchem Weibe /wie bey der alhier eingeführten Falsette / sie wissen wohl daß den Weibern das Plaudern allzu gemein darumb mag auch bey grosser Straffe kein Diebsgesellschaffter seiner leiblichen Ehe-Frauen etwas von der Heimligkeit ihrer Zunfft offenbahren. Derjenige welcher stielet hat so viel als der Capitain vor seine Gefahr und Arbeit die Consorten haben einen dritten und die Auspäher und Schild-Wachten einen fünfften Theil. Ein jeder weiß sich in seinem Ambt zu halten wie es dasselbe erfordert ist die Gesellschafft sehr groß so versamlen sich nur gewisse Sorten daraus wochentlich an dem bestimten Orth als erstlich die Räuber als dann die Staffadoren hernach die Kletterer / ferner die Währ-Wölffe / dann die Wollzieher weiter die Aposteln hernach die Kinder-Diebe endlich die Beutel-Schneider und dann zu letzt der Hoff-Meister. Aber es würde all zu lang fallen / alhier die gantze Beschreibung sothaner Diebs Republicq anzuführen / welches gleichwohl bey einer andern Gelegenheit / weil es merckwürdig / nicht soll unterlassen werden.
Sothane behende Dieberey aber gehet nicht allein itzo würcklich in Franckreich Holland Engelland und andern Orthen gewaltig im Schwange sondern es werden wohl gantze Nationen gefunden die solches Laster / als eine freye Kunst preisen. Die Europæische Tartern sind solche Vögel / welche sich nicht allein von der Beraubung ihrer angräntzenden Völcker erhalten sondern es ist auch so gar unter ihnen erlaubt einander mit einer behendigen Geschwindigkeit dieses oder jenes abzuzwacken / und wofern der Dieb nicht würcklich und auff der That ertappet wird /mag er das Gestohlene hernächst / alß sein mit Recht erworbenes Guht besitzen. Die Mohren in Guinea machen allerseits Profession vom Diebstall und sind darin so fertig / daß es nicht zu beschreiben / weßfals dann die daselbst handlende Europeer wohl Argus Augen von nöthen häben / sich vor ihrer behendigen Entwendung fürzusehen. Die geraubte Christl. Sclaven in Constantinopel und in der Barbarey suchen vielfältig ihre Nahrung in dem Diebstahl darunter man so fertige Meister findet daß die Unchristen selber sich über deren Behändigkeit offtmahl entsetzē. Und obwohl dieselbe sehr grausahm mit diesen ihren Sclaven verfahren / sehen sie ihnen dannoch in diesen Stücken gantz gütig durch die Finger / eben als wann man sothane Fertigkeit mehr preisen als abstraffen muste.
In diesem Buch / günstiger Leser / wird man von allerhand list-und lustigen Hand-Griffen solcher verübten Diebereyen eine gantze Menge finden / überdem siehet derselbe auch hieselbst abgehandelt mancherley listige Striche / die sich in vielen andern Begebenheiten eräugnet haben also daß man hieraus wohl erkennen mag welcher Gestalt die Welt itzo im argen insonderheit aber im Betrug und List gleichsahm ersoffen ist. Man hat diese Geschichte zusammen getragen theils dem Leser zur Warnung oder Lehre damit er durch Lesung derselben bester massen gewitziget werde / sich für den Ränckē sothaner listigē Dieben u. losē Leuthen zu hütë / fürnemlich aber bey müssigen Zeiten die ermatteten Sinnen dadurch wieder auffzumuntern / und sich darin die Zeit zu kürtzen / dann ob es gleich scheinet als hette man wenig aus dergleichen Sachen zu lernen so muß man hingegen doch wissen / daß kein Buch so übel geschaffen / daraus man nicht etwas gutes erlernen möge. Und wie der Leib seine Nahrung durch Hunger und Durst erheischet / also verlanget offtmahl das Gemüth seine Nahrung und süsse Speisen in dergleichen list-und lustigen Erzehlungen und Exempeln, worin es gleichsahm einiger massen vergnügt wird / welche Vergnügung mit gutem Fug ein Nutze kan genennet werden und in sich selber beruhet wie die Tugend ihre Ubertrefflichkeit in dem erweiset / daß sie sonder alles äuserliche Ehr-und Gewinnsüchtiges Absehen /zu lieben und zu loben ist. Viel ist nützlich das nicht allemahl nothwendig ist wie die Ribbe / welche GOTT aus Adams Seithen genommen. Alhier wird man finden Exempeln fürtrefflichen Verstandes / der aber mißbrauchet und nur zum Laster angewendet worden woraus zu schliessen / daß sothane Leuthe /wofern ihnen die übele Aufferziehung / oder böse Gesellschafften und Verführungen nicht im Wege gestanden / auch in der Tugend den höchsten Grad leicht hetten erreichen mögen. Die einige so genandte Falsette dienet der Welt zu einem Muster wunderbahrer List und Behendigkeit dergleichen man bey einem gemeinen Weibs-Bilde wie dieses gewesen und annoch ist wohl sein Lebenlang nicht mag erhöret noch erlebet haben. Lieber Leser / liese dieses Büchlein zu deiner Erbauung / und nicht zur Nachfolgung es wird dich nicht gereuen weder das angewandte Geld noch die Zeit / aber hüte dich vor der Nachfolge / welche dir schlechten Nutzen / wohl aber sehr grossen Schaden bringen kan.
Register, über die List-und Lustige Welt-Händel.
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Capitel Pagina
1 Der betrogene Kramer 1
2 Der listige Dieb 3
3 Der betrogene Betrieger 5
4 Die lebendige Pastete 6
5 Der unverschämbte Dieb 7
6 Der betrogene Advocat 8
7 Die listige Frau. 9
8 Der betrogene Jude 10
Ein dergleichen Possen 12
9 Die listige Phryne 13
10 Die listige Lebens-Rettung 13
11 Der betrogene Richter 15
12 Die listige Fontimama 17
13 Die verwegene Behändigkeit 19
14 Der verzeihete Diebstall 20
15 Der betrogene Alarbe 21
16 Der gefährliche Diebstall 23
17 Der listige Engelsmann 25
18 Der betrogene Segelmacher 27
19 Die listige Auffenthalt 29
20 Der verschlagene Bassa 30
21 Das falsche Gespenst 34
22 Der vermeinte Teuffel 35
23 Der unglückliche Dieb 37
24 Die boßhaffte List 38
25 Der listig-bestohlne Käyser 42
26 Der fertig bestohlene Cardinal 42
27 Der betrogene Roßkam 44
28 Der verschlagene Landfleger 46
29 Der listige Teuscher 47
30 Der betrogene Baur 49
31 Der listige Gast 50
32 Der kluge Advocat 52
33 Die betrogene Fürsichtigkeit 53
34 Der überredete Baur 55
35 Der behende Schneider 56
36 Der behende Müller 58
37 Der ungemeine Diebstal 59
38 Der behende Kirchen-Raub 61
39 Der behende Beutelschneider 63
40 Die unglückliche Beutelschneider 65
41 Die listige Rache 66
42 Der betrogene Bürger 69
43 Der betrogene Weinhändler 72
44 Der überlistete Advocat 74
45 Die verlohrne Wette 79
46 Die betrogene Italiänerin 83
47 Der betrogene Wechseler 87
48 Der fürsichtige Dieb 93
49 Der vermessene mörderische Dieb 95
50 Der wunderlich entdeckte Diebstal. 97
51 Der listige Goldmacher 99
52 Der wohlbezahlte Wucherer 101
53 Der behende Dieb 102
54 Der listig-erlösete Gefangene 103
55 Die mörderische List 106
56 Der betrogene Buhler 107
57 Der listige Narr 109
58 Der seltzame Beicht-Vater 113
59 Die verschlagene Weiber-List 115
60 Der künstliche Betrieger 118
61 Der betrogene Hertzog 121
62 Der geteuschte Margraff 122
63 Der verkleidete Türck 124
64 Der übel-bezahlte Wirth 126
65 Der liederliche Schmarotzer 128
66 Die listig-erworbene Buhlschafft 129
67 Die betrogene Hochmuth 137
68 Der lustige Student 141
69 Der betrogene Dieb 142
70 Die hintergangene Ehebrecherin 143
71 Der listig betrogene Hörnträger 144
72 Der betrogene Münch 145
73 Der listige Spanier 147
74 Der listig verborgene Diebstahl 148
75 Die betrogene Diebe 150
76 Der zweymahl bezahlte Esel 152
77 Das gestohlne Schwein 153
78 Der bezahlte Wirth 158
79 Der possirliche Doctor 159
80 Die behende Magd 160
81 Der betrogene Ehebrecher 160
82 Die betrogene Spitzfündigkeit 161
83 Der lustige Narr 162
84 Der listige Hannibal 162
85 Der spitzfindige Blinde 163
86 Der kluge Richter 164
87 Das listig getreue Eheweib 165
88 Die betrogene Holländerin 171
89 Die betrogene Alt-Mutter 175
90 Die listige Behändigkeit 177
91 Die listige Köchin 178
92 Die Schelmische List 179
93 Der grobe Spitzbube 182
94 Der Syracusische Betrieger 185
95 Der hintergangene Wucherer 189
96 Der gezwungene Tantz 191
97 Der listige Fuhrmann 193
98 Der doppelt-betrogene Marggraff 195
99 Der angemaste Trauer 201
100 Der listige Buhler 203
101 Die hintergangene Einfalt 206
102 Der arglistige Beutelschneider 208
103 Der listige Mörder 217
104 Der Rechtfertige Mörder-Lohn 215
105 Der unglückliche Spieler 227
106 Der betrogene Spieler 229
107 Der hintergangene Bauer 231
108 Der geteuschete Westphälinger 233
109 Der unerschrockene Westphälinger 235
110 Die Spielers List 237
111 Der listige Jude 241
112 Der betrogene Pfaff 245
113 Der listige Mantuaner 246
114 Der überlistete Quacksalber 246
115 Die abgedroschene Buhler 248
116 Die mit Behendigkeit vergoltene Kühnheit. 250
117 Der übel belohnte Lautenist 251
118 Der listig entwante Esel 251
119 Das gestohlne Pferd 253
120 Die behende Schneiderin 254
121 Der vergoltene Ehebruch 256
122 Der bestraffte Ehebruch. 257
123 Der listige Pabst. 259
124 Die mit List erworbene Braut. 260
125 Der falsche Envoye. 263
126 Der falsche Potentat. 265
127 Der falsche König von Portugal. 267
128 Der listige Persianer 271
129 Der leichtfertige Betrieger 272
130 Der listige Ehebrecher 281
131 Die listige Sultanin 293
132 Der überlistete Pabst 297
133 Der eingebildete Paradieß 299
134 Der listige Ubelthäter 301
135 Der listige Poet 301
136 Der kluge Hertzog 302
137 Der listig verheelte Ehebruch 304
138 Der verschlagene Spanier 305
139 Das übelgehaltene Testament 306
140 Der betriegliche Fürst 307
141 Die listige Semiramis 308
142 Der falsch-betriegliche Sultan 309
143 Der listige Chur-Fürst 310
144 Der listige Printz 312
145 Die Bayrische Verschlagenheit 313
146 Der falsche Bischoff 315
147 Der betrügliche Hatto 318
148 Der redliche Betrug 321
149 Die listige Uberredung 324
150 Der listige Perlenschlucker 328
151 Der listig betrogene Cavallier 330
152 Die listige Tryn 333
153 Der betrogene Reuter 335
154 Das übelgelungene Spiel 336
155 Der unglückliche Kirchen-Dieb 343
156 Der sich selbst verrahtende Buhler 344
157 Die vergoltene Beschimpfung 350
158 Die veränderte Schrifft 351
159 Die listige Gegen-Betrug 354
160 Das listige Kenn-Zeichen 358
161 Der behende Laken-Dieb 363
162 Der listige Soldat 367
163 Das gestohlne Pferd 371
164 Der ungebetene Gast 374
165 Der betrogene Edelmann 376
166 Die listige Erlösung 378
167 Der gerettete Hertzog 379
168 Die Florentinische Rettung 380
169 Die kluge Erfindung 381
170 Das rettende Uhrwerck 382
171 Der betrogene Geitz 382
172 Das seltzame Geschick 385
173 Die listige Betrieger 390
174 Der listige Eseltrieber 391
175 Der schlaue Soldat 391
176 Der arme Teuffel 393
177 Der vorsetzliche Hanrey 394
178 Der betrogene Zauberer 397
179 Der betrogene Betrieger 399
180 Die behändigkeit eines Bauren 403
181 Die listige Käyserin 405
182 Der kluge Richter 406
183 Der verständige Türck 406
184 Der verrahtene Diebstahl 408
185 Der listige Griff 408
186 Das gestohlne Pferd 409
187 Der entdeckte Diebstahl 410
188 Der listige Advocat 411
189 Die überlistete Klugheit 413
190 Die abgewiesene Unrechtfertigkeit 414
191 Der listige Ulysses 416
192 Die verständige Tapfferkeit 418
193 Der Rhetorische Zanck 420
194 Das seltzame Uhrtheil 421
195 Der betrogene Zöllner 422
196 Die Klugheit Davids 423
197 Der überlistete Kornwuchrer 424
198 Die Jüdische Weißheit 424
199 Der überlistete Jud 426
200 Der seltzame Schrecke 426
201 Die listige Rache 427
202 Der wohlbezahlte Richter 428
203 Der behende Knecht 429
204 Die listig entwandte Schuh 429
205 Die kluge Buhlschafft 430
206 Der betrogene Schneider 431
207 Die seltzame Wette 431
208 Die gestraffte Buhler 433
209 Die betrogene Einfalt 435
210 Das verwechselte Kleid 436
211 Die Bauren List 439
212 Der seltzame Liebes-Handel 440
213 Der leichtfertige Scribent 445
214 Die listige Buhlerin 450
215 Der betrogene Courtisan 454
216 Der glückselige Bastard 460
217 Der gestohlene Rock 462
218 Der hintergangene Eyffersucht 463
219 Der stehlende und bestohlne Dieb 470
220 Der bestohlne Bürger 477
221 Die entwandte Tapezereyen 480
222 Das betrügliche Maulschloss 481
223 Der listig betrogene Advocat 488
224 Der falsche Diamant 493
225 Die hintergangene Kauffmannin 496
226 Der übelgelährte Meister-Knecht 503
227 Der entführte Gastwirth 506
228 Der gefährliche Diebstahl 509
229 Der betrogene Kauffmann 513
230 Der blutgierige Räuber 516
231 Die betrogene Einfalt 519
232 Die Gaudiebische Spitzfindigkeit 524
233 Der listige Amertis 526
234 Das bezahlte Gespenst 530
235 Der Mißlungene Betrug 534
236 Der behende Gastgeber 536
237 Die betrogene Judenschafft 539
238 Das gestohlene Silber-Geschirr 543
239 Der Genffer-dieb 544
240 Der listige Soldat 547
241 Der beschämte Dieb 548
242 Der betrogene Cancellist 549
243 Der öffentliche Dieb 549
244 Der betriegliche Spanier 550
245 Die betrogene Aebtißin 551
246 Der einfältige Bauer 553
247 Der listige Spieler 554
248 Der listige Quacksalber 554
249 Der betrübte Gefangene 555
250 Die gestohlene Kuh 556
251 Der behende Handwercker. 558
252 Der übel bezahlte Jud 558
253 Der listige Studenten-Griff 559
254 Der unterrichtete Bauer 560
255 Die unzeitige Reue 561
256 Der arme Freyer 562
257 Der bezahlte Apotecker 565
258 Der listige Soldat. 566
Ende des Registers.
Register über den durchtriebenen
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Bau-Dieb Du Vall:
Die Erste Abtheilung
Darin dessen Geburt und Aufferziehung seine erste Reise nach Paris allda er eines Procurators Dienst kombt / und dessen listige Streiche erzehlet werden. pag. 3
Die Andere Abtheilung.
Er wird von seinem Herrn aus dem Hause gestossen / komt in des Hertzogs von Buckingam Dienst; Seine erste Liebes-Possen in Engelland / und seine Wiederkunfft in Franckreich. pag. 7
Die Dritte Abtheilung.
Er lehret das Falsch-Spielen / gewinnet eine grosse Summa Geldes von einem jungen Edelmann wird aber von demselben unterwegens angetastet halb todt geschlagen / und ihm all sein Geld genommen. Geräth an das Stehlen. pag. 12
Die Vierdte Abtheilung.
Artige Dieberey an einem Goldschmied in Paris verübet: Er verwundet einen Edelmann / warumb er die Flucht aus Paris nimbt; Erzehlung noch einiger anderer verwegenen und listigen Diebstahle.
pag. 15
Die Fünfte Abtheilung.
Er ziehet nach der Normandie / allda er mit einem Gasconier und Engelländer ins Spielen geräth / mit welchen er sich in Compagnie einlässet. pag. 29
Die Sechste Abtheilung.
Der Gasconier erzehlet seinen Lebens-Lauff / wie auch der Engelländer / darauff sie alle drey einander huld und getreu zu seyn / zusammen sich verschweren. pag. 31
Die Siebende Abtheilung.
Nachdem Du Vall und seine Gesellen sich mit Pferden und aller Nohtwendigkeit versorget / werden sie Strassen-Räuber in Engelland / und haben unterschiedliche wunderliche Vorfälle. pag. 57
Die Achte Abtheilung.
Wunderlicher Diebstall / den Er und seine Gesellen an einem Edelmann in der Graffschafft Esser verübet. pag. 61
Die Neundte Abtheilung.
Nachdem Er unterschiedliche Oerter in Engelland durchstrichen / ward er von seinen Gesellen bestohlen. pag. 71
Die Zehende Abtheilung.
Er kömbt nach Richmond / alda Er den Gasconier der ihn bestohlen antrifft / denn er tödlich verwundet / und wird darüber gefangen und als jener auff seinem Todt-Bette ihn angeklaget ward Er zum Tode veruhrtheilet / und ausserhalb Londen gehencket. pag. 77
Die Eilffte Abtheilung.
Allhier werden noch etliche List-und boßhaffte Stücklein des du Vall erzehlet / so er in Franckreich / über vorbesagte begangen / wie sie von einem andern Authore schrifftlich verzeichnet sind. pag. 85
Ende dieses Registers.
Register über die betriegliche Falsetta worin für gestellet werden / derselben ungemeine Listig-und Behändigkeiten.
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Geschichte Pagina
Die Ertz-Betriegerin Falsette 3
1 Falsette erreichet ihren Zweck nicht 4
2 Falsette betrieget eine Krämerin 5
3 Falsette beziehet einen Prediger 8
4 Die Betriegerin wird in einer Heurath gestöhret 20
5 Falsette erbeutet ein Silber-Geschirr 20
6 Die Betriegerin beziehet einen Mann umb 20 Reichsthaler 23
7 Falsette bekömpt Schläge für Beute 25
8 Falsette laufft übel an / wirckt sich doch loß 26
9 Ein Priestet thut der Falsette viel guts 31
10 Falsette schlägt abermahl einen Blossen 35
11 Hier spielet Falsette einen artigen Possen 36
12 Falsette beziehet einen Zöllner sehr listig 38
13 Falsette locket einen Officierer ins Netz. 39
14 Falsette verheuratet sich / komt aber übel an 42
15 Falsette muß ihr gestohlnes Guth mit Schanden wieder geben 66
16 Itzo wird Falsette über ihren Schelmstücken zu Hamburg ertappet. 74
Endlich wird die Falsette für Gericht geschleppet / und empfängt ihre Straffe. 75
Erinnerung / an den Lust-liebenden Leser:
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Der Verfasser dieser List-und lustigen Welt-Händel /versichert einen jeden hiemit / daß die hierin begriffene lust-und listige Geschichten aus sehr vielen Authoribus ausgezogen sind / deren sie ein jeder Liebhaber nach seiner Gelegenheit / die Zeit zu kürtzen /oder sein Gemüth davon zu ergätzen nach seinem Belieben bedienen kan; Und dafern verspüret wird / daß diese Materie viel Liebhaber und einen guten Abgang bekommen / soll es der Mühe wehrt erachtet werden den andern oder wol gar den dritten Theil sothaner List-und lustigen Händel gegen bevorstehendes Jahr auff die Oster-Messe heraus zu geben / darinn man fürnehmlich allerhand Estaats / Heurahts-Kriegs-Kunst-und andere sehr merckwürdige nachdenckliche und sinnreich Behendigkeiten davon unser List-und Lust-Magazin reichlich angefüllet / zu deß Lesers höchster Contentement in annehmlicher Redens-Arten und beliebter Verwechslung publiciren wird.
List-und lustige Welthändel.
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I. Der betrogene Krahmer.
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In der Welt-bekandten Stadt Amsterdam wohnete ein Krahmer der allerhand Seiden Wahren Strümpffe /Hüte und was dazu gehöret / zu kauf hatte. Dieser war so begierig zu handeln / daß kein Fremdling seine Bude vorbey gieng / den er nicht anhielt / und ihn zu Handeln hinein nöhtigte: Er hatte dabey eine solche Einbildung / daß er meinte / kein mensch könte ihn in handeln übersetzen / oder betriegen gleich wie nun sein Nahme in gantz Niederland bekant war also kam derselbe auch zu den Ohren eines Lust-und listigen Osterlings (also nennet man der Orthen die Leute so aus dem Osten von Europa in Holland ankommen) welcher es vor ein geringes achtete diesem oder jedem durch einen behenden Griff etwas abzuzwacken. Wie dieser vor die Bude besagten Kauffmans kam rieff ihn derselbe hinein / und ließ sich mit ihm in einen Discurs ein / fürwendend er habe ihn vor diesen mehr gesehen dannenhero setzte er ihm ein Frühstück vor / und wolte ihn dadurch zum Handel verpflichten. Unter dem Essen forschete der Niederländer / ob er nicht ein und anders von Nöhten hette? Ja sprach der Osterling / wann er ihn nicht würde übersetzen / wolte er wohl ein hundert paar Seydene Strümpffe von ihm nehmen. Worauff jener: Ich habe zwar eben nicht so viel parat aber in einer halben Stunde kan ich sie lieffern. Hiemit war der Frembde zufrieden und gedachte / es würde sein Profit alhter zu machen stehen. Immittelst sprach er zu seinem Wohltähter: Mein Freund / ich habe in meinen Logiment 2 oder 3 Beutel mit Geld stehen / welche ich dem Haußwirth nicht gar gerne vertrauen will / wollet ihr sie wohl in eure Verwahrung nehmen? Ja gerne / war des Niederländers Antwort / sendet sie nur her ich will sie woll bewahren. Als gieng der Fremdeling hin und brachte die Beutel eben zu der Zeit /da der Kauffman die begehrte Zahl der Seydenen Strümpfē parat hatte. Nach dem dieser das Geld empfangen / welches eine Tracht von etwa 1000 Rthalr. zu sein schiene fragte er diesen angenehmen Gast ob er auch etwas mehr vor nöhten hette? jener forderte noch dieses und jenes biß er an Wahren bey 1400 Gülden empfangen hatte. Dieselbe ließ er an das Schwollische Schiff bestellen und gab vor daß er denselben Abend mit seinem Kauffman Rechnung machen wolte umb denselben zu bezahlen und den Rest seines Geldes wieder abzufodern / immittelst aber hatte er in der Stadt noch ein und anderes zu verrichten und sich zur Rückreise parat zu machen. Der Kramer verließ sich auff das Geld / so er in verwahrung hatte und sagte daß es mit der bezahlung eben kein Eyl hette / und solle er auch noch ein halb Jahr damit anstehen. Darauf nahmen sie einē höflichen Abschied von einander / unn der Femdling gieng fort denselben Abend stillschweigends mit dem Schwollischen Schiff von Schwoll aber nahm er einen gantz andern unbekanten Weg also daß kein Mensch erfahren kunte / wohin er gestoben oder geflogen wäre. Wie er nun etwa 2 Tage ausgeblieben / begunte der Kauffman einige Gedancken zu bekommen ob es auch recht mit diesem Manne seye er rahtschlagte mit seiner Frauen und sie beschlossen noch eine volle Woche des Frembdlings zu warten / nach deren Verfliessung sie resolvirt waren / das Gericht zu versuchen / das ihm vergönnet sein möchten / das hingesetzet Geld zu besichtigen / und sich davon bezahle zu machen.
Wie nun in derselben Wochen (auch noch in vielen folgenden) der Osterling sich nicht wieder einstellete /gieng der Amsterdammer zu den Herren des Gerichts und erwiese seine Sache mit Zeugen wie und von wem er dieses Geld empfangen hette / und was ihm davon zu käm / nach dem Beweiß der angezeichnete Waaren / so er dem Käuffer davor eingehändiget hette. Aber wie verstört, sahe er bey der Nase nieder /als er in den eröffneten Beuteln an statt der Silbernen Thaler und Ducatons nichts anders / als lauter Schwedische Kupferstücke fand / er stund erstarret / und wünschete dem Osterling eine ungesegnete Reise. Er möchte aber fluchen wie er wolte / so muste er selber bekennen / er habe sich seiner Klugheit zu früh gerühmet / und sey von einem Osterling betrogen worden.
II. Der listige Dieb.
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Zu Rotterdam am Marckte saß der Schultz mit etlichen Herrn in einem Hause und truncken mit einander / da sie bald mercktē / welcher gestalt ein Gaudieb auff einen Kauffmann laurete und demselben gewaltig nachgieng der Schultz sandte dem nach seine Diener hin und ließ hin und wieder auff den Dieb lauren. Wie nun dieser dem Kauffmann dem er gar lange nachgestellet seinen Beutel zuletzt wegpractisiret packten ihn die Diener an und führeten ihn zum Schultzen welcher ihm vorhielt wie er so keck sein dörffte / daß er am hellen Mittage ein solch Schelmstücke begieng / und zwar in Gegenwart vieler Leute? Es ist mein Ampt und Kunst antwortete der Gefangene ja mein Pflug und Raht / davon ich mich ernähren. Der Schultze fuhr fort / weistu Vogel auch wohl / daß du und deines gleichen mit aller Kunst an den Galgen gehören? Das hoffe ich nicht / nahm jener auß / der Galgen ist nur vor die Unglückseligen / und nicht vor die andern / ob ich aber unter die Zahl der Unglücklichen zu rechnen / kan ich nicht wissen ein jeder hofft das beste. Sey zu frieden sprach der Schultz / wirstu den Beutel wieder mit solcher Behändigkeit an seinen vorigen Ort bringen / als du ihngenommen hast so soll dir Leben und Freyheit geschenckt seyn und weil der Dieb dieses versprach zehlete der Schultz vorher das Geld und merckte die Müntz Sorten. Darauff ließ er den Dieb gehen dem aber gleichwohl die Diener abermahl zugeordnet wurden damit er das Ding recht bestellen möchte. Er machte sich hierauff zum Kauffmann und brachte demselben seinen Beutel so behende in die Tasche daß er nicht einmahl gewahr worden / daß er verlohren gewesen: Darauff gieng der Dieb seines Wegs und die Diener brachten dem Schultzen bericht / der alsobald einen auß ihrē Mittel nach dem Kauffman sandte / und ihn zu sich ruffen ließ. Dieser wuste nicht / was er mit dem Schultz zu theilen hette. Gieng demnach halb verstört hin. Ihr wisset vielleicht nicht sprach jener warumb ich euch zu sprechen begehre die Ursach ist diese: Ich habe mit diesen Herren gewettet /daß ich wisse / wie viel Geld ihr bey euch habt / und in welchen Sortē dasselbe bestehe. Der Kauffman hörte hoch auff / und wettete mit dem Schultzen umb eine freye Zeche Reinischen Weins. Hierauff beschrieb der Schultz die Summa und Müntz Sorten und als der Kauffman im nach sehen die Warheit befand und gestehen muste / daß die Wette verfallen /hielte er dieses vor ein Magisches Kunststück der Schultz aber bedeutete ihm was mit seinen Beutel vorgefallen / denselben möchte er auff ein andermahl besser verwachen / weil / wann er nicht dafür gewachet / derselbe nicht mehr in seiner Gewalt wäre hievor bedanckte sich der Kauffman bezahlte seine Schuld / und gieng seines Weges.
III. Der betrogene Betrieger.
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Eine Magd solte Abends späth umb 11 Uhren ihren Herren von einer Gasterey bey der Leuchten einholen / unterwegs begegnete ihr ein dem ansehē nach seiner Monsieur / der sich mit ihr in ein Gespräch einlässet und unter andern fragte wie viel sie wohl dis Jahr für sich bringen könte / welches sie auff 40 Gülden schätzete / daß ist sehr wenig sprach der Begleiter wann ihr wollet so sollet ihr diesen Abend / und zwar ohne Mühe 40 Gülden verdienen / wann ihr mir nur einmahl wollet zu willen seyn. Die Dirne söhnete sich nach dem Geld / und ließ sich verleiten zu einer Sache / die sie hernach nimmer abwischen aber stets bereuen kunte. Darauff foderte sie auch ihr Geld. Monsieur gab ihr zu verstehen / daß er eben itzo so viel nicht bey sich hette / er zeigte ihr aber seine Wohnung an und bestellete sie am folgenden Tage die schuld abzufodern. Die verlangte 40 Gülden machten ihre Füsse / daß sie zu bestimter Zeit sich einstellete /dabey aber vernam sie / daß ihr Schuldener nicht einheimisch / und weil sie mit derselben Antwort etliche mahl abgespeiset worden laurete sie von weitem auff wann er auß oder ein gienge in sein Hauß. Zu letzt ertappte sie ihn da er aus seinem Hause kam dannenhero sprach sie ihn umb die Schuld an aber jener leugnete und gestunde ihr nichts. Sie nicht Faul schicket ihm einen Herren Diener und lässet ihn für dem Richter fodern / brauchte keinē Advocaten / sondern als ihr gegenpart kommet / bringet sie ihre Sache durch ein Gleichnüß vor: Indem sie vorgab / sie habe diesem Freund einem Keller vor 40 Gülden verheuret / er aber gestünde ihr itzo keine bezahlung: Mein Herr / sprach der beklagte es ist wahr daß ich von dieser Persohn einen Keller geheuret habe aber der Keller war nicht Wasser-Dicht. Das habt ihr woll gewust wo die Dirne ein ehe ihr den Keller mieretet: Worauff der Richter: Wolan habt ihr vorher gewust / daß der Keller nicht Wasser-Frey gewesen / so must ihr das Geld dafür bezahlen. Hiemit hatte der Proces ein Ende / und er muß wieder seinen Willen und Danck die 40 Gülden bezahlen / dessen sich die Magd etwas erfreuete.
IV. Die lebendige Pastete.
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Auff einer Unversität wolten sich etliche Studenten gutlich thun / darumb bestelleten sie bey dem Frantzösischen Koch eine gute Pastete / selbige zur angesetzten Stunde zu haben. Zween andere Studenten hatten solches gehöret wolten demnach diesen Leuten einen Possen spielen und der Magd / wan sie vom Frantzman zurück käme / das Leckerbißlein entwältigen. Sie passen also zu bestimter Zeit auff und wie sie eine Dirne mit einer Tracht vorbey gehen sahen / fallen sie dieselbe gar Ungestüm an / und reisse ihr die Pastete auß der Hand dieselbe befunden sie noch gantz Warm darumb eileten sie nach Hause / ruffe ihren Hospes und alle Leute im Hauß zu sammen /ihne zu zeigen / wie glücklich sie auff dem Raub gewesen. Indem sie die Mäntel ablegen / hören sie etwas Pfeyffe sie machen die Serviet von einander / da in zwischen die umbstehende sich über die kleine Stimme verwunderten / und rieffen: Hört! Hört! was ist das? Wie aber die Serviet abgewunden / fand man ein neu gebohrnes Söhnlein darin gewickelt / worüber die Studenten wacker außgelacht wurden / als die das Kindlein behalten und erziehen lassen musten.
V. Der unverschämbte Dieb.
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Zu Paris wohnete ein sehr berühmter Doctor der wegen seiner grossen Wissenschafft von jederman gebraucht ward ein durchtriebener Bube laurete auff ihn da er wuste / daß er mit einer Summe Geldes / so er auß etlichen Häusern zusammen gebracht bey sich hatte. Es war Abends umb 9 Uhr da begegnete er dem Doctor auff der Strassen machte grosse Complementen nach Frantzosischer Mode und sprach: Mein Herr ich muß itzo so kühn seyn / daß ich euch auff der Strassen anspreche / ich bin in eurem Hause gewesen und habe eine gute Zeit eurer heimkunfft erwartet: Ich bitte euch umb des Himmels willen kompt mit mir / dann meine Hauß-Frau hat solche Bauchschmertzen / daß sie alle Minuten zu sterben meinet. Der Doctor versahe sich alles gutes gieng mit den Buben und wie er ins Hauß kommen / machte sein Führer die Thüre fest hinter ihm zu. Langt darauff einen langen ledigen Beutel her / und spricht: Herr Doctor diese ist meine Frau sie hat grosse Bauchschmertzen: Wollet ihr mir diesen Beutel mit Geld füllen so sollet ihr von mir nach Hause begleitet werden. Der Doctor erschrack und wolte schreyen als er aber die Pistol vor dem Kopf sahe / füllete er dem Schelm den Beutel und wolte seines Wegs gehen; Der Dieb sprach / Herr ich will euch geleiten damit euch nicht ein neuer Posse gespielet werde. Er gehet also mit der Pistol in der Hand neben ihm her /und wie sie vors Hauß kommen / klopfet der Dieb an und spricht zum Doctor-Herr es will regenen / ihr müsset mir euren Mantel leihen; Hiemit nahm er ihm denselben vom Halß / und gieng seines wegs. Am folgenden Tage erkündigte sich der Doctor wegen des Hauses / darinn er am vorigen Abend seltzame Bauch-Schmertzen curiren müssen / er fuhr aber / daß der Dieb schon weg und nicht mehr zu finden war.
VI. Der betrogene Advocat.
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Sween Bauren waren in einen Streit mit einander gerahten / dannenhero kam einer davon in die Stadt und nahm den berühmtesten Advocaten an / ihm seine Sache für Gericht zu bedienen. Am folgenden Tag kompt auch der ander Bauer zu eben diesen Advocaten / und begehrt vor Geld seines Beystandes. Dieser aber hält ihm vor / welcher gestalt er von seinem Gegenparth schon bedungen und besprochen sey recommedirt ihm aber einen andern der / seinem fürgeben nach / eben so verschlagen alß er schreibt auch ein Zettelchen und erinnert den Bauren selbiges bedeuteten Advocaten zu bringen so werde er sein bestes in dieser Sachen thun.
Der Baur ist auch ein Fuchß nimbt den Zetel mit sich und zeigt es dem Dorff-Priester dessen Erklärung er darüber bittet weil es in Lateinischer Sprache geschrieben war. Der Priester lieset und lachet spricht endlich zum Bauren also: Mein Freund der Inhalt dieses Brieffs lautet auff gut Deutsch also: Bruder ich sende dir diesen fetten Vogel du kanst ihn annehmen ich habe seinen Gegenpart / auch ein fettes Wildpräth angenommen / lasse uns diese Vögel pflücken so lange sie Federn haben; Der Baur wuste wohl wo ihm der Leib offen gieng zu seinem Gegepart erzehlete demselben die Meinung der Advocaten / und sprach: wir können uns in der güte vergleichen / so sind diese Kumpen am meisten vexirt: Solchem kamen sie nach und die Advocaten bekamen das Nachsehen.
VII. Die listige Frau.
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Eine überauß listige und durchtriebene Frau gieng in einer wohlbekanten Stadt zu einem Goldschmied und hielt ihn vor daß ein Priester desselben Orts zwo silberne und vergüldete Kannen zu einem gewissen Gewicht welches sie nennete zu sehen und von ihm zu erhandeln begehrte / der Goldschmit lässet 2 stattliche Kannen herbringen / welche der Frauen sehr wohl anstehen und bittet also den Meister er möge seine Magd mit ihr und den Kannen zu dem Pastorn senden / so würde er guten bescheid erlangen. Solches geschichet / und wie die Frau mit des Goldschmits Magd in des Priesters Hauß kommen fodert jene die Kannen von dieser und gehet damit die Stiege hinauff. Da sie zum Priester kombt sagt sie: Mein Herr ich habe eine Dirne auß meiner Freundschaft mit mir gebracht welche nicht recht bey Sinnen und allezeit von Silber und Gold redet / daß es also scheinet / als wann sie von einem Geitz-Teuffel besessen wäre ich bitte euch thut euren Fleiß redet ihr ins gewissen und bringet sie doch nach euren besten wissen auff einen andern Weg. Der Priester hat mitleyden mit der Frauen / und verspricht ihr seinen fleiß. Also gehet die Frau mit den zwo Kannen / so sie unter einem Verdeck getragen wieder von dem Priester und nimbt die Abrede / daß die Dirne allein zu ihm kommen / und sich von ihm unterrichten lassen soll. Wie sie hinunter ins Hauß kombt spricht sie zu der Magd: Gehet hinauff zum Priester der wird euch das Geld vor die Kannen geben die Dirne steigt hinauff und der Priester heisset sie nieder sitzen. Er siehet sie eine zeitlang an und fragt endlich wo sie jetzo diene? Bey dem und dem Goldschmitt war die Antwort welcher euch die zwo Silberne Kannen geschickt hat. Mein liebes Kind sprach der Priester du must dein Gemüth nicht so sehr auff daß Irrdische wenden sondern vielmehr nach dem trachten was droben ist. Daß thue ich auch gab die Magd zur Antwort aber ich habe nicht lange Zeit der Herr gebe mir nur das Geld vor die 2 Silberne Kannen. Priester. Vorhin waren es nur Silberne Kannen und nun wiltu auch noch Geld dazu haben / Dencke doch nicht so sehr auff daß Zeitliche / trachte vielmehr nach dem ewigen Schatz der kein Ende hat. Dirne. Ey Herr /was haben wir hier viel vom zeitlichen und Ewigen zu reden? ich muß daß Geld vor meines Hauß-Wirts Kasten haben / die Zeit wird mir zu kurtz ich soll noch zum Marckt gehen und ein gericht Fische hohlen zur Mittags-Mahlzeit. Der Priester redet ihr nachmahlen beweglich zu / umb sie von dem vermeinten Irrthum abzuführē / aber die Magd spricht: Herr habt ihr von der Frauen die jetzo von euch weggangen ist keine Silberne Kannen empfangen? Vor die selbe will ich das Geld abholen. Ich bin von keinem Geitz-Teuffel besessen sondern Gott Lob bey guten Verstande /und weiß wohl / was ich reden soll. Hierauff dencket der Priester dem Dinge nach ruffet nach der Frauen aber die ist fein sauber davon geschlichen und nirgends zufinden worauß ihr Betrug offenbahr wird. Der Goldschmitt verlohr das meiste dabey / und der Prediger sambt der Magd waren vexirt.
VIII. Der betrogene Jude.
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Es hat sich vor kurtzer Zeit in Hamburg begeben /daß ein sehr ansehnlicher Cavallier in einer fürnehmen Herberge eingekehret / und einen grossen schweren Kuffer unter andern mit sich bringet. Er lässet sich wohl bedienen und ein jeder meinet er sey ein fürnehmer Herr. Am folgenden Tage lässet er einen wohlhabenden Jubilirer Judischen Glaubens zu sich kommen / und begehret eine Quantität von allerhand Edelgesteinen / zu einem Fürstlichen Verlöbnüß / wie er fürwendet / zusehen. Der Jude bringet ihm einen grossen Schatz an Jubelen welche der Gast besiehet und weil sie ihm gleichsam nicht allesambt anstehē / kieset er etliche darauß / und überreichet dem Juden die Ubrigen darauf erstehet er eine ins Auge gelegte Spiel-Karte nimbt sie zur Hand / und nöthiget den Juden zum Spiel. Nach einem kleinen wegern / setzet sich der Jude zu ihm und ob gleich der Satz nicht hoch gewesen nimmet doch der Cavallier nachden er etliche Spiele verlohren Gelegenheit zu seinem grossen Kuffer zu gehen / daselbst eröffnet er einen Beutel / und langet etliche Ducaten /auß einem andern grössern aber viel Krönen herauß /gibt auch durch sein Gerassel zu verstehen / daß der gantze Kuffer mit Geld angefüllet / woran der Jude einen ziemlichen Schmack hatte. Endlich / alß der Jude wohl 3 oder 4 Reichsthaler gewonnen / gehet er seines Wegs / sambt den außgeschossenen Jubelen /und verspricht / am folgenden Tag sich mit noch einer andern Qvantität einzufinden. Er bringet auch allerhand Sorten zusammen / und besuchet darauff seinen vorigen Käuffer wieder. Diesem stehen allen Jubelen wohl an / er fängt nochmahl mit dem Juden an zuspielen / und tractiret ihn höfflich / daß der Jude ein grosses Vergnügen an dem freundlichen Wesen dieses ihm eingebildeten fürnehmen Herrn hat; zuletzt nimmet er Abschied / und überlässet auch dem Käuffer die Jubelen auff dessen Begehren / sintemahl er fürgegeben / ermüsse sie sehen und von einem andern taxiren lassen der solches in des Fürsten Nahmen muste thun. Am folgenden Tage solte er wieder kommen / und eine gute Summe Geldes empfangen. Inzwischen gehet der Cavallier mit den Jubelen zum Hause hinauß / und soll auch noch wiederkommen. Wie der Jude am andern Tage kommet findet so wohl er alß der Gastgeber ein ledig Nest und weil ihnen nicht gar wohl bey der Sachen erbrechen sie den Kuffer / und finden lauter Kupferstück in verschiedenen grossen und kleinen Beuteln. Der Verlust des Hauß-Wirths war zwar zu ertragen / aber des Juden Schade erstreckete sich auff etliche 1000 Reichsthl.
Ein dergleichen Possen.
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Ein Ander dem Ansehen nach wackerer Cavallier kombt auff einer berühmten Messe zu einem frembden Juden und fodert ihn mit vielen Edelgesteinen zu seinem Principalen der ein Fürst sein solte. Der Jude stecket alle sein Geschmeide zu sich und folget dem Cavallier wie dieser mit ihm in ein ansehnlich Hauß kommet nimmt er die Jubelen von ihm alß wan er sie in dem Gemach / seinem gnädigsten Herrn zeigen wolte. Der wartete lange Zeit / aber er bekommet keinen Bescheid endlich klopfet er vor dem Gemach an; man thut ihm auff aber von seinen Jubelen / wie auch von dem Fürsten und dessen Cavallier weiß niemand zu sagen / sondern man bedeutet ihm / daß vor etlichen Stunden ein Mensch / so und so gekleidet /durch dieses Gemach zur Hinter-Thür hinauß gangen wäre / alwo er auff die Gassen kommen kunte. Hierauß merckte der Jude / daß sein Schatz weg / und er rechtschaffen betrogen sey der sonsten gewohnet war andere Leute zu betriegen.
IX. Die listige Phryne.
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Phryne eine weltbeschriebene / fürnehme und sehr reiche Hure in Griechenland / bekam einsmahls von dem fürtrefflichen Mahler Apelles, (ohne Zweiffel gegen einen andern Dienst) die Freyheit eines von seinen allerbesten Gemählden zu erwehlen / welches ihr solte geschencket sein. Weil sie nun keine sonderbahre Kennerin solcher wunder-raren Stücken war / erdachte sie einsmahls da sie sich bey Apelle befand diese List / und ließ einen dazu bestelleten Knaben ruffen / es wäre eine Feuersbrunst in der Nachbarschafft entstanden. Darauff siehet sich Apelles alsobald nach seinen Gemählden umb / darin sein gröster Reichthum bestunde / und trachtete / die köst-und künstlichsten am ersten zu bergen / vor allen Dingen aber war er bemühet ein Conterfait des Cupido zu retten / und als das beste Gemählde der eingebildeten Brunst zu entreissen. Solches nahm die Phryne in acht / und weil Apelles unversehens erwiesen / daß dieses das rareste Stuck wäre / erwehlete sie solches hernach / auß allen Bildnüssen / für sich / und Apelles erkandte ihre List zu späthe.
X. Die listige Lebens-Rettung.
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Viele haben durch verbottene Liste ihre Säckel mit frembdem Gute bereichert / aber folgende warhaffte Geschichte stellet unß für / ein Exempel eines Mannes / der durch einen behenden und wohlvergönnten Griff sein Leben erhalten hat.
Zu Zürch in Schweitzerlande war vor Zeiten ein starcker und freudiger Rittersmann / Jacob Müller genandt / der dem nachmahligen löblichen und frommen Käyser Rudolph von Habspurg sehr auffsätzig war /und ihm alles zu wieder thät was er nur thun kunte. Es trug sich aber zu daß Anno 1279 dieser Rudolph / alß damahliger Graff im Elsaß / den Jacob Müller ohngefähr auff freyem Felde antraff und weil er wohl wuste daß er sein abgesagter Feind war rante er eylig und im vollem Grimm auff ihn zu ihm alsobald den Rest zu geben und zu erstechen. Da aber der Ritter solches sahe stieg er behende vom Pferd zog seine Hosen hinunter und setzte sich unter einen Baum / alß wolte er seine Nohtturfft thun. Weil er sich ohne dem nicht getrauete / dem Graffen zu entrinnen. Wie nun der Graff also im Zorn auff ihn zurante und ihn gleich durchstechen wolte bahte er mit auffgehobenen Händen umb Gottes willen er solte doch so lange einhalten / biß er auffgestanden / und seine Hosen wieder zugemacht hatte. Solches sagte ihm der Graff Augenblicklich zu und hielt so lange an sich. Der Ritter aber war so listig daß er die Hosen in den Händen behielt und sagte: So schwer ich zu Gott und allen Heiligen daß ich diese Hosen nimmermehr auffziehen und zu nesteln wil und so lange werden auch Eure Gnaden mein Leben fristen wollen sie anders ihrer Gräfflichen Zusage nicht zu wieder leben. Alß sich nun der Graff ein wenig hierauff besann / der sonst ein freundlicher und sanfftmüthiger Herr war /reichte er ihm seine Hand und verziehe ihm alles was er alß ein Feind gegen ihn mißhandelt nahm ihn darneben zu seinem Ritter und Diener an der ihm auch Zeit seines Lebens sehr treulich gedienet. Deswegen ihn, hernach Rudolphus sehr lieb gehabt weil er wohl wuste daß er ein starcker und freudiger Held war dem es weder an der Faust noch an verschlagenem Kopff mangelte.
XI. Der betrogene Richter.
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Zu der Zeit als der Weltbekante hochgelährte Thomas Morus annoch würcklicher Cantzeler in Engeland war / brachte man etliche Diebe und Beutel-Schneider für Gericht / die man ihrer behenden Bubenstück wegen gar hart und peinlich anklagte. Einer aber von den Gerichtlichen beysitzern ein alter ansehnlicher Mann schalt die Ankläger warumb sie nicht acht auff ihre Beutel und Taschen gehabt und auß Unachtsambkeit solchen Leuten gelegenheit gegeben / ihnen die Beutel abzuschneiden. Man könte deswegen mit den Beklagten nicht so hart noch strenge verfahren. Den dabey Gegenwärtigen Cantzler verdroß diese Rede / daß der alte Herr den Beutelschneidern noch über zu helffen bemühet war und hies demnach die Beschuldigten wieder abtreten. Auff den Abend aber schickte er nach einem von diesen den man vor den schlimsten und fertigsten in seinen Diebsgriffen hielte und sagte zu ihm Ob er sich nicht getraute bewustem alten Herren auch seinen Beutel wann er gelegenheit dazu hette / abzuschneiden? So fern er dieses könte Werckstellig machen / solte es ihm zwar keine Gefahr bringen / doch müsse er ihm dem Beutel wieder geben. Er solte auch umb dieser Behendigkeit willen / wegen seiner begangenen andern Thaten ein Gnädiger Urtheil empfangen. Und der Cantzelrr gab ihm darneben selber Gelegenheit / wie er es solte machen