Parson- und Jack Russell Terrier: Große Hunde in kleinem Körper
Von Christiane Jantz
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Über dieses E-Book
gebrauchshundeschlag in Mode gekommen. Wunderschöne Fotos
ergänzen den informativen und unterhaltsamen Text zu einem
umfassenden Bild seiner Talente und illustrieren die unterschiedlichen Russelltypen, die heute unter verschiedenen Namen gezüchtet werden. Kombiniert mit Tipps und praktischen Ratschlägen zu Alltag und Erziehung verhilft dieses Buch zu einem erfüllten Leben von Mensch und Terrier und gehört in jeden Bücherschrank von echten Rassefans.
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Buchvorschau
Parson- und Jack Russell Terrier - Christiane Jantz
LESETIPPS
VORWORT
Als ich zu der Rasse des Parson/Jack Russell Terriers kam und meine uneingeschränkte und bedingungslose Liebe zu ihr entdeckte, stand am Anfang dieser großen Leidenschaft für mich die eine oder andere Überraschung.
Die erste und nachhaltig prägende erlebte ich, als ich mich im Jahr 1999 für einen Jack-Russell-Terrier-Welpen interessierte. Als ich den infrage kommenden Züchter das erste Mal besuchte, präsentierte man mir dort voller Stolz den Vater der Welpen, den damaligen Weltsieger „Vlietstede Dynamite Digger". Ich wiederum saß auf der Hollywoodschaukel, hielt meine Tasse Kaffee gut fest und fragte mich intensiv, warum denn dieser Hund bloß so lange Beine hatte. Und nicht nur das, er sah auch komplett anders aus als die Jack Russell Terrier, die ich bisher gesehen hatte.
Dass meine Irritation nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel war, sollte ich im Lauf der Jahre noch öfter beobachten.
Damals brachte mich diese Überraschung dazu, intensiv zu forschen. Wie konnte das sein? Ein Name, zwei Rassen? Das Internet, soweit zu dieser Zeit schon möglich, und Bücher wurden befragt, und es folgten viele Gespräche mit Züchtern unterschiedlichster Charaktere und Zielsetzungen. Dadurch lernte ich nach und nach, dass es verschiedene Typen der Rasse, Verbände und Zuchtziele gab. So gut wie jeder erhob seine Philosophie zu der einzig richtigen, es war nicht immer leicht, den roten Faden im Auge zu behalten.
Aber zurück zu meinem kleinen Welpen: Als das Mädel, meine Hazel, bei mir einzog, sollte sich mein Leben komplett verändern. Sie stellte einfach alles auf den Kopf und infrage. War vor ihrem Einzug vieles reine Theorie, verknüpft mit einem Wunschbild, wie sich das Leben mit dem Knirps gestalten würde, verschwand dieses euphorische Gefühl mit jeder weiteren nicht durchschlafenen Nacht und wich echter Arbeit. Denn statt eines unkomplizierten gemeinsamen Lebens hatte ich einen kleinen Hund, der meinen Alltag durcheinanderwirbelte, überaus selbstbewusst agierte, Frauchens Entscheidungen ständig hinterfragte und sie nicht zwingend als sinnvolle Ergänzung ihres Lebensplans ansah – umgekehrt fand ich Hazel wirklich großartig, nur mit unserem Verständnis füreinander standen wir noch ziemlich am Anfang.
Das führte unweigerlich dazu, dass ich mich kurz darauf in einer Welpenstunde wiederfand, die von der kleinen Terrortüte ordentlich aufgemischt wurde. Hier kam ich dann erstmals mit dem Hundesport Agility in Kontakt, ebenso wie das vollkommen aufgelöste Bündel Hund, das eindeutig diese Dinge jetzt und sofort lernen wollte. Hier wurde der Grundstein für mein Engagement in Sachen Erziehung und Ausbildung von Parson und Jack Russell Terriern gelegt, das bis in die Gegenwart hineinreicht.
Immer auf Draht: Parson/Jack Russell Terrier – ob im Team oder einzeln. (Foto: S. Schürmann)
Mit diesem Buch erhalten Sie eine Lektüre, die Ihnen aktuelle Informationen über die Rasse, ihre Zuchtziele und Möglichkeiten aufzeigt, kombiniert mit den speziellen Aspekten, die sich für die Erziehung und Haltung ergeben, wenn man einen Parson oder Jack Russell Terrier in sein Leben holt. Ergänzend finden sich immer wieder auch Beispiele und Anekdoten aus unserem Leben mit zur Zeit fünf Parson Russell Terriern, die ganz praktisch aufzeigen, was es heißt, solch einen „großen Hund in kleinem Körper" sein Eigen zu nennen.
LICHT INS DUNKLE:
Was ist ein Jack, ein Parson Jack und ein Parson Russell Terrier?
Ihr durchdringender Ausdruck – auch keen expression genannt – ist rassetypisch. (Foto: M. Franck)
Über die vielen Jahre der Entstehung und Verfeinerungdes Rassebildes haben sich verschiedene Zuchtvorstellungen und auch -verbände entwickelt, die dazu führten, dass es sich ergänzende, aber auch sich voneinander entfernende Trends gab und weiterhin gibt. So kennen heute viele Menschen einen Jack Russell Terrier und verbinden damit ein spezielles Äußeres, was ein Züchter so nie akzeptieren würde. Genauso ist der Parson (Jack) Russell Terrier in den Augen vieler Menschen einfach nur der hochläufige Bruder des Jack Russell Terriers. Wieder andere glauben fest daran, dass nur der „Reiterjackie" der wahre Russell ist.
So kann es passieren, dass man selbst als Fan der Rasse oft nur Teile dieser Szenerie kennt, denn es herrscht schon ein vielfältiges Treiben in der Welt des Parson/Jack Russell Terriers – ohne dass dies negativ gemeint wäre. Deshalb gehen wir auf die Suche nach den grundlegenden Antworten auf viele, oft wiederkehrende Fragen, wie zum Beispiel: Woher kommt die Rasse, wo steht sie heute, wo können wir sie uns in vielen Jahren vorstellen?
Jack Russell Terrier „East Essex Satan", tricolor, glatt, 35 cm nach Originalstandard gezüchtet. (Foto: A. Heller)
Die Ursprünge
DER RASSE
Parson und Jack Russell Terrier sind wahre Multitalente, ob bei der Jagd, im Sport, als Familien- oder Begleithund; sie zeichnen sich durch Intelligenz, Charme, Robustheit und ein großartiges Temperament aus. Klingt perfekt und ist es für bestimmte Menschen auch.
Aber woher kommt der Russell? Was war die Idee, einen solchen Hund zu züchten? Warum ist er so, wie er ist?
Ihren Ursprung hatte die Rasse, ebenso wie der Foxterrier, in den alten Working Fox Terriern. Dass beide Rassen auf dieselben Wurzeln zurückreichen, ist heute aufgrund ihres unterschiedlichen Äußeren nur noch schwer vorstellbar und ihre Entwicklung hätte unterschiedlicher kaum sein können. Während die Zucht des Foxterriers schon früh in Richtung Rassehund und Vereinheitlichung ging, blieb der kleine Bruder, der zu dieser Zeit lediglich Working Terrier genannt wurde, lange Zeit der unbekanntere Typ.
Zu Beginn dieser Entwicklung, Anfang des 19. Jahrhunderts, entstand der Wunsch, neben den vielen bereits vorhandenen spezialisierten Hunderassen, nach einem Stöberhund für die Jagd auf den Fuchs, Dachs oder auch Otter. Nach einem Hund, der dem Jäger das Wild im Bau stellen und verbellen sollte, um es so durch die Gänge ins Freie zu drängen, wo es dann von der Meute oder dem Jäger erwartet wurde.
Reverend John Russell, 1795–1883, mit seinen Hounds und einem Terrier. Die Working Terrier liefen bei der Jagd mit und kamen dann, ihrer Aufgabe entsprechend, zum Einsatz. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Blundell‘s School, UK)
Erstmalig namentliche Erwähnung fanden diese speziellen Hunde im Zusammenhang mit dem Vikar John (allgemein Jack genannt) Russell aus Swimbridge, einem leidenschaftlichen Jäger und auch Hundezüchter. Dieser begann um 1815 neben seiner erfolgreichen Foxhoundzucht einen Terriertyp zu züchten, der seinen Ursprung in einer kleinen weißen Hündin namens Trump (dt. „Trumpf") hatte, die dem heutigen Parson/Jack Russell Terrier optisch schon recht nahekam und als Stammmutter der Rasse gilt.
Ihr Bild hängt heute noch in der Sattelkammer des Schlosses Sandrigham und ist Eigentum der Queen. Diese Hündin wurde von E. W. L. Davies (vgl. Davies, 1902, Chapter III) in seiner Biografie A Memoir of the Rev. John Russell and his out-of-door life sehr detailliert beschrieben:
„Ich will versuchen, wie wenig perfekt auch immer, das Porträt zu beschreiben, wie es gerade vor mir liegt. Zu allererst, die Farbe ist weiß mit nur einem dunkelbraunen Fleck über jedem Auge und Ohr, während ein ähnlicher Punkt, nicht größer als ein Penny, den Rutenansatz markiert. Das Fell, welches dicht, anliegend und ein wenig drahtig ist, ist gut bemessen, um den Körper vor Nässe und Kälte zu schützen, hat aber keine Ähnlichkeit mit dem langen, rauen Fell eines Scotch Terriers. Die Beine sind gerade wie Pfeile, die Pfoten perfekt; die Lenden und der Körperbau des gesamten Erscheinungsbildes bezeichnend für Kühnheit und Ausdauer; während die Größe und Höhe des gesamten Tieres verglichen werden könnten mit der einer ausgewachsenen Füchsin."
Überraschend ist, wenn man dies liest, wie nahe Trump damit schon dem heutigen Erscheinungsbild des Parson/ Jack Russell Terriers kam. In dieser Periode fand man von Landstrich zu Landstrich, überwiegend im Süden Englands, den jeweiligen Bedürfnissen der Jäger angepasste Terrierschläge. In Gebieten mit überwiegend engen Kaninchenbauen wurde eher mit kleineren Hunden gejagt, während andere Landstriche, die unwegsam und mit großen Bauen besiedelt waren, eher kräftigere Hunde erforderten. So nahmen verschiedene Terriermen mit viel Umsicht, Fachkenntnis und Freude an der Arbeit mit Hunden eine bemerkenswerte Selektion vor. Sie formten nicht nur das Äußere der Working Terrier, sondern auch ihren Charakter, eine genetische Prägung, die bis in unsere Zeit nachwirkt, denn ihr Wesen ist auch heute weiterhin das markanteste Merkmal der Russells.
Fox-Terrier um 1850, zu dieser Zeit waren Unterschiede zum Working Terrier und späteren Russell Terrier noch sehr gering. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Jane Harvey.)
Arbeitsterrier, circa 1890. Der Wunsch nach Vereinheitlichung führte bis heute zu deutlichen Unterschieden zwischen Fox und Russell Terriern, obwohl beide auf denselben Ursprung, den Working Fox Terrier zurückgehen. Während man bei dem rechten Hund schon an den heute bekannten Foxterrier-Typ erinnert wird, ähnelt der linke Hund stärker dem Typ, der von John Russell gezüchtet wurde. (Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Jane Harvey.)
Von diesem Charakter hatte man in der frühen Phase der Rasseentwicklung bereits recht genaue Vorstellungen. John Russell bezeichnete die gewünschten Eigenschaften als the gentlemanly characteristics (Merkmale eines Gentlemans) (vgl. Plummer, 1980, Geschichtlicher Hintergrund). Mirpersönlich schiebt sich dabei immer das