Töchterglück und Alltagswahnsinn: 13 Töchterväter über ihr Leben in einem Frauenhaushalt
Von Martin Gundlach
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Buchvorschau
Töchterglück und Alltagswahnsinn - Martin Gundlach
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ISBN 978-3-7893-2104-7 (E-Book)
ISBN 978-3-7893-9671-7 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
© 2013
SCM Collection im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
Bodenborn 43 | 58452 Witten
Internet: www.scm-collection.de;
E-Mail: info@scm-collection.de
Umschlaggestaltung: Christina Custodis
Titelbilder: www.thinkstockphotos.de/search/#digitalVision/; Fuse; iStockphoto
Satz: Philipp Alexander
INHALT
VORWORT
„Das ist etwas ganz Besonderes!"
STEFAN LENNARDT
Das Schöne in meinem Leben
THORSTEN SCHMIDT
„Ich kann nur Mädchen!"
TOBIAS FAIX
Verzückung, Verzweiflung, Versöhnung
MARTIN GUNDLACH
Wie meine Töchter mich verändern
PETER HÖHN
Die Sprache des Herzens
JOACHIM STÄNGLE
Bis an mein Lebensende
ANDREAS STOPP
Unvergleichlich elegant
FALK FÖRTER
Unterschiedlicher geht’s nicht mehr!
GOTTFRIED SCHWEHN
Gedankensprünge
KLAUS KIRSTEN
172 Jahre Frauenerfahrung
MARIO SCHLACHTER
Um den Finger gewickelt
ANDREAS JUNGE
Bilder im Herzen
CHRISTOF KLENK
Solange sie klein sind …
FAZIT
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
VORWORT | „DAS IST ETWAS GANZ BESONDERES!"
VORWORT | „DAS IST ETWAS GANZ BESONDERES!“Manche belächeln ihn. Manche bestreiten ihn. Manche regt dieser Satz auf. Aber wir sagen ihn trotzdem: „Väter und ihre Töchter – das ist etwas ganz Besonderes!"
Das merkt man schon, wenn wir als Töchter-Väter anderen von unserer Familiensituation erzählen. WIE FÜHLEN SICH HÄHNE IM KORB? Das bleibt nie unkommentiert. Die Reaktionen aber sind ganz unterschiedlich: „Ach, da sind Sie ja der Hahn im Korb! (Hat eigentlich irgendwer mal rausgefunden, wie diese Hähne sich fühlen?) Oder: „Da ist ja immer Leben in der Bude!
(Ja klar, oft mehr als uns lieb ist!) Oder: „Wie schön, da werden Sie ja verwöhnt!" (Hä, hab ich was verpasst?)
Die Älteren zitieren manchmal den Film „Das Drei-Mädels-Haus", eine Romanzen-Schmonzette, die mit unserem Leben aber auch gar nichts zu tun hat. Und Jungs-Väter meinen gelegentlich hämisch-schmunzelnd sagen zu müssen, dass es wohl zum Erzeugen kerniger Männer nicht gereicht hätte … Was davon stimmt?
Die ganze Wahrheit finden Sie in diesem Buch.
Zwölf Töchter-Väter beschreiben, wie sich ihr Leben anfühlt. Manche stehen mit ihren Mädels noch ziemlich am Anfang, manche haben schon zwei oder drei Jahrzehnte Töchter-Erfahrung.EIN SELTSAMES, WUNDERSCHÖNES LEBEN. Bei aller Unterschiedlichkeit: Uns verbindet die lebenslange Liebe zu unseren Töchtern. Das ist ein zentraler Baustein unseres Lebens. Die Mädels sind die besonderen Gottesgeschenke für uns.
„Besonders" ist das in vielerlei Hinsicht, großartig, von der Knuddelei mit den Kleinen bis hin zur erwachsenen Beziehung auf Augenhöhe. Dazwischen lernen wir alles über Hunde und Pferde, kaufen Pixibücher und kopfschüttelnd weitere Schleichtiere. Wir erarbeiten uns die Unterschiede zwischen Rosa und den verschiedenen Pink-Tönen und amüsieren uns in Klamottenläden.
Es ist aber bei Weitem nicht immer süß und romantisch. Wir geben unser Geld für Dinge aus, die wir für unnötig halten. Es gibt Knatsch und Streit – und manchmal bleiben uns die Frauen aller Altersklassen ein Geheimnis. Wir erleben Pubertäten (gibt es diesen Plural?) und verstehen überhaupt nichts mehr. Auch diesen Anteil werden Sie in den Väter-Berichten reichlich finden.
Nur – wir können nicht raus aus unserer Haut: Was bedeuten „die paar" schwierigen und heiklen Situationen angesichts der überwältigenden Vater-Tochter-Liebe, die in uns schlummert … (Zumindest jetzt, wo wir in Ruhe hier sitzen und darüber schreiben.) Das ist und bleibt das überwältigende Grundgefühl.
Viel Spaß beim Lesen allen Töchter-Vätern und allen, die ihr unser seltsames, aber wunderschönes Leben verstehen wollt!
Im Namen der
„Töchter-Väter-Selbsthilfegruppe",
Martin Gundlach[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
DAS SCHÖNE IN MEINEM LEBEN
STEFAN LENNARDT ÜBER SEINE BEMERKENSWERTE WOHNUNGSEINRICHTUNG, DIE KUNST, VORZULESEN OHNE SICH SELBST ZUZUHÖREN, UND LACHEN ALS LÖSUNG.
Stefan Lennardt (Jahrgang 1970) ist Lehrer für Physik und evangelische Religion. Er ist Vater von Lea (13) und Lilly (10). Stefan ist verheiratet mit Britta.Stefan Lennardt (Jahrgang 1970) ist Lehrer für Physik und evangelische Religion. Er ist Vater von Lea (13) und Lilly (10). Stefan ist verheiratet mit Britta und steht seit 2004 mit ihr als Teil des Comedytheater-Duos „Lennardt + Lennardt" auf der Bühne.
Es klingelt. Ich gehe zur Tür und öffne. Draußen steht der Paketbote und begrüßt mich mit: „Guten Morgen. Ein Paket für Lennardt! Ich nehme das Paket an und quittiere mit einer Unterschrift. Ich will mich gerade wieder umdrehen, als der Paketbote laut ausruft: „Was ist das denn?
Ich sehe ihn an und bemerke, dass sein Blick an mir vorbei durch die geöffnete Tür in unseren Eingangsflur fällt. „Davon kriegt man ja Augenkrebs!"
Ich folge seinem Blick und mir wird klar, was er meint. An den Wänden unseres Flurs klebt eine bemerkenswerte Tapete. Auf silbergrauem Untergrund befindet sich ein üppiges, florales Muster.„MEIN BEILEID." Die teilweise pastelligen, teilweise kräftigen Farben geben dem Raum einen verspielten, barocken Charakter, der noch durch einen Kronleuchter an der Decke verstärkt wird. Gläserne Perlen und zahllose andere Formen fließen von den kerzenförmigen Lampen herab und brechen und streuen das Licht in alle Richtungen. Natürlich ist der Kronleuchter ein Aufschneider, denn sein tatsächlicher Wert beträgt nur einen kleinen zweistelligen Euro-Betrag und das Glas ist in Wirklichkeit gar keins. „Ich lebe mit drei Frauen zusammen, entgegne ich dem Paketboten, der immer noch fassungslos in unsere Wohnung starrt. Die Erklärung scheint er zu akzeptieren, denn er nickt und sagt trocken: „Mein Beileid.
Dann macht er kehrt und ist wieder verschwunden. Hm. Mein Beileid – so habe ich das noch nie gesehen.
Ich bin gerne Töchter-Vater. Ich habe zwei Töchter und eine Frau. SCHÖN IST GESCHMACKSSACHE Und ich liebe es, in einem Haushalt mit drei weiblichen Mitmenschen zu leben. Wenn man mich fragen würde, warum, dann würde ich sagen: „Weil das schön ist!" Und das meine ich ganz wörtlich. Ich finde meine Mitbewohnerinnen schön und schaue sie gerne an. Ich finde ihre Haare schön, ihre Zähne, ihr Lachen und vieles mehr. Außerdem genieße ich es, schöne Dinge um mich herum zu haben. Ich wäre aber selbst oft nicht in der Lage, die schönen von den fast schönen – mit anderen Worten, den geschmacklosen, kitschigen und peinlichen – zu unterscheiden. Also überlasse ich das meinen Töchtern und meiner Frau, die sich mit schönen Dingen gerne befassen, sie gerne anhäufen und gelegentlich sogar herstellen. Dass das Schöne mitunter Geschmackssache ist, wird durch die Szene mit dem Paketboten eindrucksvoll bestätigt.
Was ich dem Paketboten verschwiegen habe: Ich habe diese Tapete mit ausgewählt. Ja, ich bin gefragt worden. Ich hätte auch „Nein" sagen können. Habe ich aber nicht!
ÄSTHETISCHE DISKREPANZEN
Es ist nicht immer so, dass wir zu Hause in geschmacklichen Dingen übereinkommen. Auch ich stelle gelegentlich fest, dass meine und meiner Töchter Vorstellungen von „schön" auseinandergehen.
Ich erlebte es erst kürzlich beim gemeinsamen Spielen. Zum letzten Weihnachtsfest haben wir uns eine Spielekonsole gekauft.LUSTLOS UND GEQUÄLT BEWEGTE ICH DIE PUPPEN. Meine Frau und ich sind keine besonders leidenschaftlichen Brettspieler. Eine Spielekonsole sollte unser Repertoire an gemeinsamen Familienaktivitäten erweitern, so lautete der Plan. Auf dem Wunschzettel unserer Töchter stand ein Tanzspiel, bei dem es darum geht, die Bewegungen eines Vortänzers nachzuahmen und sich anschließend bewerten zu lassen. Nachdem ich am ersten Weihnachtstag Konsole und Spiel vorbereitet hatte, ging es los. Nach der ersten Spielrunde wartete ich als einziger immer noch auf den Spaß. Nach der zweiten überlegte ich, ob man auch Ballerspiele für dieses System bekommen könnte und ob dies moralisch vertretbar sei. Kurzum: Ich fand es schöner, meinen Frauen beim Tanzen zuzuschauen als in einen Wettstreit mit ihnen zu treten.
Bereits in der Vergangenheit gab es Spiele, die mich das Fürchten lehrten: Sämtliche Puppenspiele (sowohl solche mit den schlanken, langbeinigen Puppen, als auch die mit den kleinen, dicken Windelnässern) waren für mich alles andere als „schön". ICH LESE VOR, OHNE MIR SELBST ZUZUHÖREN. Lustlos und gequält bewegte ich die Puppen und legte ihnen Sätze in den Mund, die wohl von ihnen erwartet wurden. Bei Rollenspielen dagegen muss ich differenzieren: Die, in denen Tiere vorkamen, waren für mich „nicht schön, aber solche mit Monstern und Menschenfressern stellten für meine Töchter und mich eine akzeptable Schnittmenge dar. Unser Spielehöhepunkt war „Schule
. Ich musste stets einen bösen, ungerechten und inkompetenten Lehrer spielen, der seine Schülerinnen in unangemessener Strenge zu unterrichten versuchte, in den szenetypischen Machtkämpfen jedoch den Kürzeren zog. Meine Töchter quietschten vor Vergnügen. Ich auch. Die Berechtigung zu diesem zweifelhaften Spiel entnahm ich der Tatsache, im wirklichen Leben selbst ein Lehrer zu sein.
Weitere Beispiele für unterschiedliche ästhetische Vorstellungen entdeckte ich auf dem Gebiet der Literatur. Dass Kinderbücher vereinfachen und verniedlichen, kann ich einsehen. Dass ein adressatentypisches Umfeld verwendet wird, ist verständlich. Dennoch war mir die Welt der Feen, Elfen, Connies