Alphabet des Schreckens
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Der Magdeburger Kabarettist serviert mit diesem Buch das Neueste und Beste aus dem "Pölitz-Frühstück", seiner wöchentlichen MDR-Sendung, und erweist sich einmal mehr als Meister des geschliffenen Wortes.
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Buchvorschau
Alphabet des Schreckens - Hans-Günther Pölitz
Impressum
ISBN eBook 978-3-359-50015-5
ISBN Print 978-3-359-02384-5
© 2013 Eulenspiegel Verlag, Berlin
Umschlaggestaltung: Verlag, unter Verwendung
eines Fotos von Renate Pölitz
Eulenspiegel · Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Neue Grünstraße 18, 10179 Berlin
Die Bücher des Eulenspiegel Verlags erscheinen
in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de
Hans-Günther Pölitz
Alphabet des Schreckens
Eulenspiegel Verlag
Die Lage
… ist die: Es gibt schon ein Buch. »So ein Quatsch«, werden jetzt jene sagen, die diesen Satz lesen und dabei gerade in einer Buchhandlung stehen. »Hier liegen die Dinger doch rum wie Sand am Meer.« Natürlich gibt es schon ein Meer von Büchern. Aber die sind nicht von mir. Von mir gibt es bisher nur eins. Gut, wenn ich mein Fahrtenbuch mitzählen würde, dann wären es schon zwei. Aber das Fahrtenbuch ist ja nur für den Finanzminister bestimmt. Ob der es liest, weiß ich nicht. Von Politikern erfährt man meistens nur, dass sie Bücher in den Urlaub mitnehmen. Ob sie die auch lesen, darüber liest man nichts. Wenn Politiker Bücher lesen würden, dann würden sie sich sicher nicht so benehmen, dass man über ihre Politik noch weitere Bücher schreiben müsste. Satirische, meine ich.
So, jetzt bin ich gleich vom Thema abgekommen, weil ich von Politikern geredet habe. Sobald man von Politikern spricht, verliert man das eigentliche Problem aus den Augen. Das ist in diesem Fall der Anfang dieses Buches.
Am Anfang eines Buches muss immer eine Behauptung aufgestellt werden. So wird in einem Buch behauptet: »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.« In einem anderen: »Ein Gespenst geht um in Europa«, und ein drittes behauptet sogar: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Während der Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptungen bis heute aussteht, ist der Nachweis für die Richtigkeit meiner Behauptung: »Es gibt schon ein Buch« durch einen Blick in das Programm des Eulenspiegel Verlages schnell erbracht. Da dieses erste Buch sogar schon zu einer zweiten Auflage geführt hat, kam der Verlag auf die Idee, nun ein zweites Buch von mir zu einer ersten Auflage zu führen. Dieses kann sich der Leser zu Hause wieder in die Ablage stellen (am besten neben das erste Buch), falls er die Auslage dafür nicht scheut.
Ich habe das mit dem einen Buch auch nur gesagt … nee, hier muss es besser »geschrieben« heißen, denn es ist ja kein Hörbuch, sondern ein Lesebuch, in dem nun das geschrieben steht, was ich sonst sage. Im Mitteldeutschen Rundfunk, Radio Sachsen-Anhalt. Jeden Sonnabend um sechsuhrfünf und neunuhrzweiundvierzig. Danach können sie den Wecker stellen, da gehe ich den Hörern auf selbigen. Auf den nächsten Seiten kann man nun nachlesen, was ich im Radio bereits vorgesagt habe. Es ist also ein Buch vom Sagen. Und Sagen, so kann man es bei »Wikipedia« nachlesen, sind bekanntlich auf »mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählungen von fantastischen, die Wirklichkeit übersteigenden Ereignissen. Da diese mit realen Personen- und Ortsangaben verbunden werden, entsteht der Eindruck eines Wahrheitsberichts.« So gesehen ist die Sagenwelt der politischen nicht unähnlich. In beiden wird berichtet von Zwergen und Riesen. Während aber in der Sagenwelt ein Riese meist ein Riese und ein Zwerg ein Zwerg bleibt, so erleben wir in der politischen Welt oft spektakuläre Verwandlungen. Aus einem großen Bundespräsidenten wird plötzlich ein Zwerg, oder ein Zwerg gauckelt uns vor, ein politischer Riese zu sein …
Die Lage ist weiter, dass uns die Geschichte lehrt, dass es selten bei nur einem Buch geblieben ist. Schon das Buch der Bücher besteht aus zwei Bänden. Nach dem »Alten Testament« folgte noch ein neues. Im ersten Buch Moses wurde erst einmal die Schöpfung beschrieben. »Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.« Das entsprach im Wesentlichen auch dem Inhalt meines ersten Buches. »Herrgott, sprach ich, es ist nicht gut, dass der Mensch allein frühstückt; ich will ihm eine Hilfe machen, die mit ihm spricht.« Und so wurde »Muttilein« erschaffen.
Im zweiten Buch Moses ist dann von den neun Plagen die Rede, die über die Menschen kommen.
1. Das Nilwasser wird zu Blut.
2. Frösche wimmeln im Land.
3. Mücken plagen Mensch und Tier.
4. Stechfliegen plagen Mensch und Tier.
5. Eine Seuche rafft das Vieh dahin.
6. Bei Mensch und Vieh brechen Geschwüre auf.
7. Hagelstürme verwüsten das Land.
8. Heuschrecken fressen das Land kahl.
9. Drei Tage herrscht Dunkelheit im Land.
Damit ist auch der Inhalt meines zweiten Buches grob umrissen.
1. Der arabische Frühling.
2. Philipp Rösler nennt Angela Merkel einen Frosch.
3. Die GEMA bedroht den Gesang von Mensch und Tier.
4. BSE und Vogelgrippe bedrohen Mensch und Tier.
5. Orakel-Krake Paul gestorben.
6. Gesundheitsreform.
7. Klimakatastrophe im ICE.
8. Ratingagenturen stufen Länder herab.
9. Die Europäische Union verbietet die Glühlampe.
Im Laufe der Jahre wurde dann immer mehr nur wegen des Moses geschrieben. Allein drei Bücher wegen des »Kapitals«, sieben wegen »Harry Schotter« und wegen ganzer drei Groschen sogar eine Oper. Deshalb möchte ich hier klarstellen, dass ich das zweite Buch nicht des Moses wegen geschrieben habe, auch nicht des Kieses, Zasters oder dessen, was das Synonymwörterbuch sonst noch hergibt wegen, sondern allein der Vollständigkeit halber. Das erste Buch musste nämlich auf halber Strecke enden. Im Juli 2010. Dieses Schicksal teilte es mit der deutschen Fußballnationalmannschaft, die zum gleichen Zeitpunkt bei der Fußballweltmeisterschaft im Halbfinale endete. Bei den Fußballern waren es die Spanier, die ein Weiterspielen verhinderten, bei mir war es der Verlag, der ein Weiterspinnen verhinderte, da er auf den Abgabetermin pochte. Doch beide haben wir eine Chance bekommen, uns bis ins Jahr 2012 vorzuarbeiten. Die Fußballer bei der Europameisterschaft in die Stadien von Polen und der Ukraine und ich bei den Buchhändlern in die Regale.
Nun schreibe ich also das zweite Buch der deutschen Geschichte(n) da fort, wo das erste aufhörte, am 10. Juli 2010. Diejenigen, welche das erste Buch schon hinter sich haben, also in ihrem Bücherregal, meine ich, können jetzt noch mal schnell auf die Toilette gehen, oder gleich weiterblättern auf die Seite 13. Für die neu hinzugekommenen Leser heißt es jetzt erst einmal für das Jahr 2010:
Was bisher geschah
Das Jahr 2010 ist eingegangen. Und zwar in die Geschichte als das Jahr der Biodiversität. Dieses hatte zum Ziel, bedrohte Lebewesen in ihrem Bestand zu schützen: Maulbrüterfrösche, Ülmtülpe und die FDP. Durch Letztere wussten wir bereits im Januar, was in Deutschland ein Gesetz kostet. Nicht etwa Zeit, Nachdenken oder Mühe. Nein, schon für eine schlappe Million kann man es kaufen. Für diesen Betrag hatte sich die Hotellobby bei der FDP die Mehrwertsteuersenkung erspendet. Erste Stimmen wurden laut, in Deutschland ginge es mittlerweile zu wie in einer Bananenrepublik. Aber gerade dafür waren doch die Leute einmal auf die Straße gegangen: Für mehr Bananen in der Republik.
Der Einzige, der das Land zu diesem Zeitpunkt im Griff hatte, war der Winter. Nicht einmal das Streusalz reichte. Das, was noch vorhanden war, wurde für die Suppe gebraucht, die an Obdachlose ausgegeben wurde, damit die nicht erfrieren. Hilfslieferungen mit Salz kamen per Schiff aus Afrika. Dort wurde das Salz nicht gebraucht, da man in Afrika wiederum keine Suppe hatte. Deshalb konnten wir das Salz bei uns auf die Straßen streuen. Auf denen wurde dann die dümmste Sau durchs Dorf getrieben, die es je gegeben hat. Die Schweinegrippe. Die wollte und wollte nicht kommen. Die Impfstoffe wurden »kulant« von der Pharmaindustrie zurückgenommen, die auch ohne Schweinegrippe ein Schweinegeld verdient hat.
Im Februar zeigte sich am Himmel über Magdeburg zwar kein Silberstreif, dafür aber viel heiße Luft. Diese war abgefüllt in Ballons mit der Aufschrift »OTTO hebt ab«, die irgendwann hoch über dem Rathaus mit einem lauten Knall zerplatzten. Seither denkt der Stadtrat, OTTO wäre ein Knaller und würde die Stadt überregional bekannt machen. Eine Hamburger Agentur hatte es Magdeburg etwas kosten lassen, damit es sich überregional widerspiegeln kann. Heraus kam das Spiegelwort OTTO. Von welcher Seite aus man es betrachtet, es ergibt den gleichen Sinn. Das hat der Magdeburger sofort begriffen. In unzähligen Leserbriefen teilte er mit: »OTTO is mich ejoal!« Ins Reich der Legende gehört allerdings die Behauptung, dass aufgrund der OTTOmanie ein großes Versandhaus jetzt mit dem Slogan wirbt: »Magdeburg find ich gut!«
Im Märzen der Böhmer zu reden anfing. Während man Ministerpräsidenten wie Rüttgers oder Tillich erst Geld in die Hand drücken musste, damit sie reden – »Rent ä Ministerpräsident« war ihre Devise –, redete der sachsen-anhaltische Rentner auch ungefragt. Was er sagte, war meist unbezahlbar. Zum Beispiel seine Idee mit dem Teilzeitparlament. Es reiche aus, so Böhmer, wenn sich die Abgeordneten nur den halben Tag im Parlament die vier Buchstaben breit säßen, die andere Hälfte könnten sie in ihrem Beruf arbeiten. Nach Böhmers Erfahrung würde im Landtag zu viel über Dinge palavert, die sowieso anderswo entschieden werden. Da hat er recht. Über die Mehrwertsteuer in Hotels entscheidet Mövenpick, die Abwrackprämie wurde von VW und BMW diktiert, über die Gesundheitspolitik entscheiden Ratiopharm, Hexal und Bayer und über den Fahrplan der Deutschen Bahn das Wetter. Und wenn wirklich mal etwas entschieden werden könnte, ist keiner da. Die Begründung lautet dann immer: Die Abgeordneten wären gerade im Ausschuss. Und Ausschuss muss man senken. Das erhöht die Qualität. Dass Böhmer damit ins Schwarze getroffen hatte, sah man daran, dass alle Abgeordneten über Parteigrenzen hinweg einstimmig reagierten. Mit dem Aufschrei »Rettet unsere Diäten!« hätten sie Böhmer am liebsten in der Psychiatrie Uchtspringe interniert.
In den April wird man bekanntlich immer lustig hineingeschickt. Tragisch dagegen ist es, wenn man als deutscher Soldat herausgeschickt wurde. Aus Afghanistan in einem Zinksarg. Und das, obwohl die Kanzlerin gerade mit den Taliban geschimpft hatte, weil die ausgerechnet am Karfreitag deutsche Soldaten erschossen hatten. »Ok!«, haben die Taliban gesagt, »wir können auch donnerstags.« Und schon war es passiert. In seiner Trauerrede sagte Verteidigungsminister von und zu Guttenberg: »Eine meiner kleinen Töchter … fragte mich, ob die drei jungen Männer tapfere Helden unseres Landes gewesen seien und ob sie stolz auf sie sein dürfe … Ich habe beide Fragen mit Ja beantwortet.« Da wusste man nicht, was schlimmer ist. Wenn Guttenberg das bloß erfunden hätte, oder wenn schon wieder Kindern beigebracht wird, dass es gut sei, »fürs Vaterland zu sterben«.
Aber ein Elend kommt selten allein. Im Mai ereilte Deutschland die größte Katastrophe, die man sich vorstellen kann. Dagegen nahmen sich die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko, die Finanzkrise oder der vierundvierzigste tote Bundeswehrsoldat in Afghanistan wie Kindergeburtstage aus. »Ballack hat kaputten Knöchel – deutscher Fußball röchel, röchel.« Jogi Löw jammerte wie weiland Kaiser Augustus: »Varus, Varus, gib mir meinen Ballack wieder.« Nur dass diesmal der Varus Boateng hieß. Der Sportreporter Heinz Erhardt hätte diesen Vorfall so kommentiert:
Hinter eines Balles Leder
rannten zwei. Es wollt ein jeder
erster an der Kugel sein
und treten sie ins Tor hinein.
Dabei gab es ein Gedräng.
Da kam Boateng – Peng!
Ein ganzes Volk war mit dieser Schreckensbotschaft derart beschäftigt, dass es gar nicht bemerkte, dass ihm der Bundespräsident abhanden gekommen war. Keine Osterbotschaft von ihm, kein Wort zu Pfingsten. Da lag doch die Vermutung nahe, dass dem was passiert ist. Das liest man doch oft, dass alte Menschen monatelang in ihrer Wohnung herumliegen; was man erst mitbekommt, wenn der Gestank durch die Wohnungstür dringt. Und mit Horst Köhler ist es auch so gewesen. Was der von sich gegeben hatte, das stank einige gewaltig an. Hatte er doch ausgeplaudert, dass unsere Soldaten nicht im Ausland sind, um Kindergeburtstage auszugestalten, sondern unserer Wirtschaft ungehinderten Zugang zu Rohstoffquellen und Wirtschaftsmärkten zu sichern. SPD und Grüne bezeichneten Horst Köhler daraufhin als »alten Sack, der nicht mehr ganz dicht sei«. Ein Bundespräsident sollte eben keine Wahrheiten aussprechen, sondern Weisheiten. Horst nahm aber lieber seinen Hut als sich ein Beispiel an Lena Meyer-Landrut. Deren Weisheiten »Ich habe neue Unterwäsche gekauft, blau. Ich habe auf der Veranda das Licht brennen lassen. Ich habe mir sogar die Zehennägel für dich lackiert« – umkreisten wie ein Satellit die Gehirne und führten zu einem nationalen Blackout. Die Umbenennung von Niedersachen in Landrut und von Hannover in Lena-City scheiterte nur daran, dass Christian Wulff im Juni kein Ministerpräsident mehr war, sondern als neuer Bundespräsident ins Schloss Bellevue einzog. Damit wurde aus der »Köhlerhütte« nun eine »Wulffsschanze«. Sein Nachfolger in Hannover, MacAllister, war als Schotte zu geizig, um Geld für die Umbenennung auszugeben.
Im Juli passierte das Gleiche wie schon 2006. Deutschland spielte bei der Fußball-WM wieder gegen Argentinien. Bereits damals war Angela Merkel auf der Tribüne hochgesprungen. Diesmal sprang sie wieder hoch. Immer, wenn sie bei einem Spiel gegen Argentinien war, geriet sie in Hochstimmung. 2006 ging danach die Mehrwertsteuer hoch und nun die Krankenversicherung. Kommt nach der WM 2014 dann der Eintopfsonntag? Oder das Winterhilfswerk? Warten wir es ab. Jetzt kommt erst einmal der
17. Juli 2010
Muttilein, ich habe mal versucht, mir auf diese Woche einen Reim zu machen. Jetzt ist doch gerade Urlaubszeit und Urlaubszeit ist Reisezeit. Und da heißt es doch immer:
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Doch fährt er mit der Deutschen Bahn, dann tun se ihn schön quälen.
Durchs Fenster sieht er gar nichts mehr, nicht Flora und nicht Fauna,
weil literweise Schweiß verdampft, grad wie in einer Sauna.
Davon sind dann im ganzen Zug, die Scheiben dick beschlagen.
Wer noch auf Beinen stehen kann, schleppt sich zum Speisewagen.
Dort hofft er auf ein kühles Bier, auf Selters oder O-Saft.
Doch nach zwei Schritten merkt er schon, dass er es dahin No-schafft.
Am Boden wälzen zuckend sich schon komatöse Leiber.
Von Austrocknung gezehrt sah er die Kinder, Männer, Weiber.
Noch war er erst im Wagen eins. Noch viere musst er schaffen.
Schon fühlte er die Hoffnung auf ein kühlend Nass erschlaffen.
Ihn trafen Blicke flehentlich in ihrer ganzen Not – oh,
sie bettelten um Wasser wie der Glöckner Quasimodo.
Mit Grausen wendet er den Blick, das Elend nicht zu sehen.
Es überlebt der Starke nur, so dachte er, beim Gehen.
Mit letzter Kraft rafft er sich auf, setzt vorwärts seine Schritte.
Dem einen trat er auf den Schlips, der andern auf die … Handtasche.
Erreicht das Bistro mit Müh und Not,
vor seinen Augen das Angebot.
Das Pilsner, die Selters, die Dose Red Bull –
doch leider war das Ergebnis gleich null.
Wie er sich greifen will ein Exemplar,
merkt er, dass es nur Fata Morgana war.
Im Bistro gibt’s Glühwein, Grog und Trinkschokolade.
Jetzt wurde auch ihm in den Knien malade.
Das Bewusstsein ist ihm dann entschwunden,
man hat ihm beim »Roten Kreuz« aufgefunden,
wo man ihm Infusionen einführt,
weil er nach der Reise total dehydriert.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er das erzählen.
Doch leider nicht, dass man die Schuldigen daran tut pfählen.
Sie brüsten sich am Ende noch, auch wenn versagt die Kühlung,
so funktionierte immer noch im Bord-WC die Spülung.
Das ist wohl auch das Einzige im ICE, was geht,
damit die Kacke bei der Bahn nur bis zum Halse steht.
Doch könnte das Geschehene durchaus von Vorteil sein.
Denn nur durch was Besonderes prägt als Bahn man heut sich ein.
So ist die Transsibirische in aller Welt bekannt.
Die Deutsche Bahn wird ab sofort: Transpirierende genannt.
24. Juli 2010
Muttilein, die große Hitze soll ja nun erst mal vorbei sein. Steht jedenfalls im Wetterbericht. Aber irgendwie hat die ihre Spuren hinterlassen. Wenn ich lese, was da gleich daneben steht. Es gibt wieder Neues von »Paul«. Den kennste doch, Muttilein, den Orakel-Kraken von der Fußballweltmeisterschaft, der vorausgesagt hat, dass wir im Halbfinale gegen Spanien verlieren. Seit der Zeit ist der Octopus in seinem Aquarium in Oberhausen nicht mehr so sicher. Unzählige Rezepte sind schon eingegangen, wie der am leckersten schmecken würde. In Öl paniert oder süß-sauer mariniert … Man hatte ihn zum Fressen gern. So ist es eben, Muttilein, wer in Deutschland die Wahrheit sagt, ist noch nie sonderlich beliebt gewesen. Dem bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder muss er sich selbst aus dem Staub machen – ich sage nur Horst Köhler –, oder er wird in den Dreck getreten. Wie Lafontaine. Anstatt die sich seine Fähigkeiten in der Regierung zunutze gemacht hätten … Nee, Muttilein, nicht die von Lafontaine. Die von dem Kraken! … Na ja, gugge doch mal, Muttilein. Die Bundesregierung hatte bisher nicht ein einziges Mal ein glückliches Händchen für eine richtige Entscheidung. Der »Paul« hat aber gleich acht glückliche Ärmchen für so was. Der Koalition steht das Wasser bis zum Halse. In diesem Feuchtbiotop würde sich so ein Krake wie zu Hause fühlen. Zum Beispiel hätten sich die Hamburger ihren Volksentscheid zur Schulreform sparen können. Dem »Paul« einfach zwei Miesmuscheln hingelegt, auf eine »dafür« geschrieben, auf die andere »dagegen«, schon wäre die Sache erledigt gewesen. Oder wenn die Merkel wissen will, wer ihr als nächster CDU-Ministerpräsident abhanden kommt. Einfach dem »Paul« zwei Bilder hinlegen. Sagen wir mal eins von Peter Müller und eins von Wolfgang