Drachenschiffe vor Vinland
Von Alfred Bekker
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Über dieses E-Book
Ein packendes Wikinger-Abenteuer für junge Leser! Mit Erläuterungen!
Die Wikinger segelten bis Amerika, das man damals Vinland nannte. Dorthin wollen auch die Eltern der Wikinger-Kinder Einar und Freya. Ein besseres Leben soll sie dort alle erwarten! Doch als sie nach einer stürmischen Überfahrt das neue Land erreichen, warten dort ungeahnte Gefahren. Denn Vinland ist keineswegs unbewohnt. Jäger mit rötlicher Hautfarbe leben dort. Skrälinger nennt man sie. Und erst scheint es, als könnte man Freundschaft schließen. Als als diese Jäger von der Milch der Kühe trinken, die die Wikinger mitgebracht haben, vertragen sie das nicht und glauben, dass man sie vergiften wolllte! Ein furchtbarerer Krieg droht.
Kann der junge Einar ihn noch verhindern?
Oder werden die Wikinger das neue Land wieder verlassen müssen?
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Buchvorschau
Drachenschiffe vor Vinland - Alfred Bekker
1. Kapitel: Aufbruch ins Ungewisse
Ein eisiger Wind wehte über die Langhäuser der kleinen Wikingersiedlung. Einar Svenson hatte alles, was er an Kleidung besaß, übereinandergezogen. Er trug mehrere knielange Wollgewänder und eng anliegende Hosen, die er in seine Fellstiefel hineingesteckt hatte. Der Ledergürtel war viel zu lang für einen Neunjährigen. Obwohl er so dick angezogen war, reichte die Länge aus, um ihn sogar zweimal um seinen Bauch zu binden.
Sein Vater Sven Bleichhaar hatte ihm den Gürtel gemacht und gemeint, dass er für lange Zeit passen sollte. „Den kannst du auch noch tragen, wenn du groß bist!", hatte er ihm gesagt. Alles, was Einar sonst noch besaß, steckte in einem kleinen Bündel, das er über der Schulter trug. Neben ihm stand Freya Svenstochter, seine Zwillingsschwester. Auch sie hatte alle ihre Sachen übereinandergezogen und den Rest in ein Bündel geschnürt. Das blonde Haar war zu einem Zopf gebunden und sie hatte sich eine Decke wie einen Umhang umgehängt.
„Schade, dass wir wegziehen müssen", sagte sie an Einar gewandt.
„Ja, murmelte Einar und blickte zu den Langschiffen, die am Meeresufer lagen – bereit, um in Kürze abzulegen. Die Segel flatterten schon lose im Wind. Ein paar Männer trugen Fässer mit Met und Frischwasser an Bord. „Aber es geht nicht anders...
„Du redest schon wie Vater!", meinte Freya.
„Aber er hat doch Recht. Es ist zu kalt hier in Grönland..." Einar sah zu den schneebedeckten Gletschern hinüber, die das gesamte Innere des Landes mit einem Eispanzer bedeckten. Nur hier an der Küste gab es einen schmalen Streifen, der im Sommer für wenige Monate grün wurde. Aber das wenige Gras reichte nicht für die Rinder. Und es gab außerdem immer zu wenig Holz, um Häuser zu bauen und die Öfen zu heizen, weil auf Grönland keine Bäume wuchsen.
Zwei Männer versuchten gerade, eine Kuh auf eines der Schiffe zu bringen. Die Kuh sträubte sich aber. Einar und Freya sahen zu, wie ihr Vater hinzusprang, um mit zu helfen.
Laut muhte das Tier auf.
„Ich glaube, die weiß schon, was ihr bevorsteht!, meinte Freya. „Eine Seefahrt durch raue See, bei der es dauernd hin und her schaukelt, dass einem schlecht wird!
„Aber in dem Land, in das wir kommen, wird es mehr Gras geben, gab Einar zu bedenken. „Und sogar Bäume!
Einar und Freya hatten in ihrem Leben noch nie einen Baum gesehen, denn sie waren in Grönland geboren und dort gab es kleine Bäume. Ihr Vater und die anderen Männer mussten immer wieder über das weite Meer fahren, um in anderen Ländern Bäume zu fällen, die sie dann nach Grönland brachten.
Er hatte ihnen oft davon erzählt, wie Bäume aussahen, wenn sie noch nicht gefällt waren und man ihnen die Äste bereits abgeschlagen hatte.
Mit viel Mühe hatten es die Männer inzwischen geschafft, die Kuh ins Schiff zu bugsieren. Aber einige weitere Rinder warteten noch an Land und wurden nun unruhig.
Freya zuckte mit den Schultern. „Wir können sowieso nichts daran ändern, sagte sie. „Wirklich traurig finde ich auch nicht, dass wir fortziehen, sondern dass wir Großvater und Großmutter wahrscheinlich für lange, lange Zeit nicht wiedersehen werden. Vielleicht sogar nie, falls wir im neuen Land bleiben.
„Wer sagt das?", fragte Einar.
„Großvater hat das gesagt. Du kannst ihn ja gerne selbst fragen."
––––––––
„Einar!", rief in diesem Moment die helle Stimme seiner Mutter. Sie stand vor Großvaters Langhaus und winkte ihn herbei.
Einar seufzte. „Mal sehen, was los ist, meinte er. „Wahrscheinlich muss ich irgendetwas helfen...
„Aber eigentlich müsste doch außer den Tieren schon alles an Bord der Schiffe sein!", gab Freya zurück. Sie hatten schließlich beide kräftig mithelfen und bei allem mit anfassen müssen, was nicht zu schwer für sie war.
Einar setzte Freya sein Bündel vor die Füße.
„Hier, pass du mal drauf auf!"
Dann rannte er los. Wenig später hatte er seine Mutter Sigrun Björnstochter erreicht. Auch sie war warm angezogen und fertig für die Reise. Über ihrem bis zum Boden reichenden Kleid trug sie einen wollenen Umhang, den sie sich um die Schultern gewickelt hatte. Am Kragen war ein kleines Holzkreuz zu sehen, das ihr um den Hals hing. Dieses Kreuz war das Zeichen dafür, dass sie an den neuen Christengott glaubte, während Vater und die meisten anderen Wikinger aus Grönland noch an die alten Götter des Nordens glaubte. Den Donnergott Thor zum Beispiel, der Blitze schleuderte – oder Odin, der auf einem achtbeinigen Pferd ritt und ein Auge für die Allwissenheit geopfert hatte. Manche gingen aber auch auf Nummer sicher und beteten sowohl zu Jesus Christus als auch zu Thor und Odin, weil sie der Meinung waren, dass man nie genug göttliche Hilfe bekommen konnte.
„Was ist los, Mutter?", fragte Einar.
„Du sollst zu Großvater Björn in die Werkstatt kommen. Beeil dich!"
„Ja!"
Die Werkstatt von Großvater Björn lag im hinteren Teil des Langhauses und hatte einen eigenen Eingang.
Björn war ein großer, stattlicher Mann mit schneeweißen Haaren und einem langen Bart.
„Ah, schön, dass du kommst, Einar."
„Was ist, Großvater?"
„Ich habe etwas für dich, das ich dir geben möchte. Nenn es ein Abschiedsgeschenk... Du wirst es drüben in dem neuen Land sicher gut brauchen können..."
Damit reichte Großvater ihm eine Axt mit kurzem Stiel, der mit Runen verziert war.