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Knöpfchen: Peter im Knokkiland
Knöpfchen: Peter im Knokkiland
Knöpfchen: Peter im Knokkiland
eBook371 Seiten4 Stunden

Knöpfchen: Peter im Knokkiland

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Über dieses E-Book

Alle, die noch an Zwerge, Feen, Trolle und ähnliche Wesen glauben oder auch gern glauben möchten, werden sich in dieser Geschichte bestätigt finden.
Peter lernt Knöpfchen kennen, einen echten Knokki, der stolz darauf ist, boshaft, hinterlistig und gemein zu sein. Kurz darauf ist Peter spurlos verschwunden und alle Suchmaßnahmen bleiben erfolglos.
Als Peter nach einer ganzen Woche wieder auftaucht, will er keinem erzählen, wo er gewesen ist, denn er hat ein Versprechen abgegeben.
Die Geschichte, die er erzählen könnte, ist außerdem so unwahrscheinlich, dass sie ihm ohnehin niemand glauben würde.
Ich aber habe ihm geglaubt, denn auch ich durfte Knöpfchen kennen lernen. Und so habe ich die Abenteuer der beiden aufgeschrieben und Ihr bekommt die Gelegenheit, in eine ganz andere Welt einzutauchen und könnt Euch Euer eigenes Bild machen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum30. Nov. 2013
ISBN9783732264360
Knöpfchen: Peter im Knokkiland
Autor

Sabine H.

Die Autorin wurde auf der Insel Rügen geboren und verbrachte dort auch ihre Kindheit und Jugend. Seit fast 25 Jahren lebt sie in Bayern und arbeitet in ihrem Beruf als Schriften- und Plakatmalerin. Mit dem Schreiben und Illustrieren von Geschichten und Büchern für Kinder befasst sie sich seit über 10 Jahren.

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    Buchvorschau

    Knöpfchen - Sabine H.

    *

    Wie alles anfing

    Wer ist eigentlich Knöpfchen? Gute Frage. Ich konnte erst gar nicht recht glauben, was Peter mir da erzählte. Zuerst dachte ich: verdammt phantasievoll, der Junge. Nicht, dass ich Phantasie bei einem Kind geringschätze, ganz im Gegenteil. Aber das klang doch alles sehr merkwürdig.

    Inzwischen weiß ich natürlich auch, dass Peter mitnichten ein phantasievoller Träumer ist… äh, sagen wir mal: in Sachen Knöpfchen. Ich habe ihn nämlich auch kennengelernt. Knöpfchen, meine ich.

    Es hat sehr lange gedauert, bis wir Knöpfchen soweit hatten, dass ich seine Geschichten endlich aufschreiben durfte. Schließlich konnte ich das nicht einfach so ohne seine Zustimmung tun.

    Peter hat mich mit großen Augen angesehen und begeistert genickt.

    Knöpfchen wurde hysterisch. „Frag das nie wieder!, war seine erste Reaktion. Später sagte er: „Nein!

    Verdammt, schimpfte ich. „Warum stellt er sich denn so an? Das würde doch bestimmt eine lustige Geschichte werden.

    „Hm, na ja, überlegte Peter. „Das ist wohl das Problem, denke ich. Du weißt doch, er ist eigentlich ein kleiner Angeber und er ist überhaupt nicht lustig. Glaubt er. Er hält sich für einen finsteren Gesellen. Peter prustete los. Nach einer Weile: „Entschuldige. Bei ‚finsterer Geselle‘ musste ich jetzt doch lachen. Obwohl mir eigentlich gar nicht danach zumute ist. Tja, es wäre zu schön, um wahr zu sein. Aber wir müssen ja nicht aufgeben… den Plan, seine Geschichte aufzuschreiben, meine ich. Vielleicht schaffen wir es doch noch, ihn zu überreden."

    „Das hoffe ich auch sehr", erwiderte ich noch immer enttäuscht.

    Und so habe ich ihn kennengelernt!… Eines Tages klingelte mein Telefon. Es war Peter.

    „Hallo. Ich bin es, Peter. Hier ist jemand, der gern mit dir sprechen möchte."

    Dann war am anderen Ende eine Weile nur noch Geflüster zu hören. „Nein. Hier unten musst du rein sprechen. Da oben kann man nur hören. Ja genau. Jetzt fang an."

    „Du?… Hörst du mich?"

    „Ja. Natürlich hör ich dich. Was gibt’s denn?"

    „Sag das noch mal!, blaffte Knöpfchen mich an. „Ich hatte gerade mein Ohr am falschen Ende.… Scheißtechnik!

    „Ich sagte: Ja, ich höre dich", antwortete ich betont gelangweilt, war aber gespannt wie ein Flitzebogen.

    „Also, sprechen wollen will ich nicht mit dir. Da hat Peter gelogen. Ihr seid ja so furchtbar schrecklich aufdringlich. Also wenn du was aufschreiben willst von mir… bitte sehr. Von mir aus. Nur zu. Aber du musst mir alles vorlesen. Und wenn mir was nicht gefällt, dann musst du’s neu schreiben. Vielleicht schreibe ich auch selbst was auf. Mal sehen. Das ist meine Bedingung. Ich muss ja schließlich alles richtigstellen dürfen. Damit könnte ich vielleicht, eventuell, unter Umständen leben. Eventuell! Mal sehen. Aber wenn ich es mir noch mal anders überlege… also das müsst ihr dann apzep…, apzep…, also einsehen."

    „Aber ja. Selbstverständlich. Natürlich akzeptieren wir deine Bedingungen." Jetzt war ich erst einmal sprachlos. Eine lange Pause entstand.

    „Bist du noch da drin?, fragte Knöpfchen ungeduldig. „Was ist denn jetzt?

    Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht laut zu lachen. Einerseits vor Freude aber andererseits auch, weil Knöpfchen mich scheinbar im Telefonhörer vermutete. „Ja, ja, sagte ich schnell. „Wann kann es denn losgehen? Ich hätte Zeit… im Moment. Wie hast du dir den Ablauf vorgestellt?

    „Ablauf, Zeit im Moment, äffte er mich verächtlich nach. „Komm einfach her, bring einen Zettel, einen Bleistift und einen großen Radiergummi mit und dann kann‘s losgehen.

    Zettel? Bleistift? Das hörte sich nicht sehr umfangreich an. Hatte er etwa vor, mir heute ein bisschen zu erzählen und dann war die Sache für ihn erledigt? „Bleibt wo ihr seid, ich bin gleich bei euch", sagte ich, meine Zweifel beiseite schiebend.

    Ich packte mein Schreibzeug ein und machte mich auf den Weg.

    Von wegen: „… kann‘s losgehen." Ha! Er hat uns gerade mal begrüßt. Dann stellte er fest, dass ihm das alles viel zu schnell ginge und er müsse das alles noch einmal überschlafen! Er ‚überschlief‘ seine Entscheidung drei Monate lang.

    Zusammenfassend kann ich sagen: Es war sehr schwierig, mit ihm zu arbeiten. Wir mussten ständig aufpassen, nichts zu sagen, was ihn hätte verärgern können. Schließlich wollten wir nicht noch einmal drei Monate warten. Aber dann plötzlich fand unser kleiner Freund mehr und mehr Gefallen am Geschichten erzählen. Und er fand Gefallen an einer Sache, mit der ich mich absolut nicht anfreunden konnte, ganz im Gegensatz zu Peter.

    Ich hatte mir vorgestellt, dass ich gemütlich über Knöpfchens Leben schreiben würde, über die Sitten und Gebräuche in seiner Welt. Und er wollte eigentlich nur ein wenig über sein Leben plaudern.

    Nun, alles ist anders gekommen als er dachte. Und es ist auch alles anders gekommen als ich dachte. Aber lest selbst, was aus dieser Geschichte geworden ist.

    Eine seltsame Begegnung (Peters Version)

    Es war Sonntagmorgen, ich lag noch im Bett und döste im Halbschlaf so vor mich hin. Etwas kitzelte an meiner Nase. Schlaftrunken griff ich mir ins Gesicht und versuchte das ‚Etwas‘ wegzuwischen. Dann fiel ich wieder zurück in den Halbschlaf. Erneutes Kribbeln in der Nase.

    Langsam kam ich zu mir. Plötzlich fuhr ich hoch und war mit einem Mal hellwach. Ich sah mich erschrocken um, konnte mir aber nicht erklären, was mich erschreckt hatte.

    Neben meinem Bett schwebte eine Feder zu Boden und irgendwo im Raum kicherte jemand boshaft.

    Kurz darauf schlug eine Schranktür zu. Nein… keine Schranktür. Es klang etwas dumpfer.

    „Anna? Ich fragte mich, ob mich meine kleine Schwester ärgern wollte. „Anna?… Keine Antwort.

    Quatsch! Ich sank zurück auf das Kopfkissen. Anna war doch bei Oma und Opa übers Wochenende. Sie kicherte auch anders, eigentlich. Mehr… albern, ja albern. Dieses Kichern hatte eher etwas hinterlistiges, ja schon fast boshaftes an sich.

    Ich überlegte, ob ich vielleicht irgendetwas geträumt hatte, konnte mich aber beim besten Willen nicht erinnern. Und die Feder?! Wo kam die her? Ach was, dachte ich, es wird ein Alptraum gewesen sein!

    Ich streckte mich noch einmal und stand auf. Auf Zehenspitzen schlich ich leise zum elterlichen Schlafzimmer und hielt das Ohr an die Tür. Papa schnarchte leise. Es musste noch sehr früh sein. Also schlich ich ins Wohnzimmer und sah auf die Uhr. Sechs! Es war erst sechs Uhr! Also ging ich wieder in mein Zimmer und legte mich noch einmal hin.

    Nach dem Frühstück, das hatte ich mir fest vorgenommen, wollte ich meine Hausaufgaben machen, damit ich dann, ohne ständig an die Schule denken zu müssen, mit Nils durch die Gegend streunen konnte.

    Nils ist schon seit dem Kindergarten mein bester Freund. Jetzt gehen wir beide in die gleiche Klasse und verstehen uns noch immer prima, meistens jedenfalls.

    Nach dem Mittagessen also Nils. Darauf freute ich mich schon riesig. Aber wie gesagt, erst wollte ich ja meine Pflichten erfüllen. Ich saß also am Schreibtisch, mit den Heften vor mir und stellte fest, dass mal wieder einige meiner Sachen weg waren. Schon oft habe ich vermisste Sachen in Annas Zimmer wiedergefunden. So war es auch diesmal. Als ich aus ihrem Zimmer kam, ärgerte ich mich sehr über sie.

    Meine Sachen lagen wieder mal in einer ihrer Schubladen.

    Mir fiel plötzlich die Geschichte mit Annas Barbie ein. Sie lag unter meinem Bett!

    Es sah aus, als wollte die Barbie sich vor Anna verstecken.

    Anna sah das natürlich ganz anders. „Was soll ich denn mit deiner Barbie?!", hatte ich gefragt, als Anna schimpfend aus meinem Zimmer stapfte.

    „Das würde ich auch gern wissen!", rief sie aus dem Flur.

    Vielleicht war Anna ja gar nicht Schuld? Aber wer dann? Solche Sachen passierten nämlich in der letzten Zeit öfter. Ich hatte auch schon mit Mama und Papa drüber gesprochen, aber aus der Richtung kam immer die gleiche Erklärung: „Haltet mehr Ordnung, dann passiert so etwas nicht."

    Ob es bei Nils genauso ist, überlegte ich. Nils hat einen großen Bruder, und ich weiß, dass sie sich oft streiten. Ich könnte ihn ja mal fragen und auch gleich die Sache mit der Feder und dem Kichern erzählen. Mit Nils kann man über so rätselhafte Sachen eigentlich sprechen. Mit Mama und Papa…. eher nicht. Und mit Anna…. erst recht nicht.

    Am späten Nachmittag kam ich verdreckt und verschwitzt wieder nach Hause. Oh ja, wir hatten Spaß, aber jetzt mussten die Hausaufgaben wirklich erledigt werden. Am Vormittag hat es einfach nicht geklappt. Ich konnte mich nicht konzentrieren.

    Nils hat sich meine Geschichte angehört und genickt. „Ständig passiert das bei uns", meinte er. „Mein Bruder gibt immer mir die Schuld. Aber seine Sachen interessieren mich eigentlich überhaupt nicht. Na ja, außer seinem Handy natürlich. Da sind tolle Spiele drauf. Oder sein Gameboy. Aber das ist was anderes.

    Manchmal denk ich, bei uns spukt es.… Glaubst du an Gespenster? Nicht? Na ja, ich auch nicht. Meine Eltern sagen immer: ‚Wenn ihr etwas ordentlicher wärt, hättet ihr dieses Problem nicht‘".

    Darüber haben wir herzhaft gelacht. Nils hatte also die gleichen Probleme wie ich.

    Eine Erklärung für das alles hatte er aber leider auch nicht.

    Ich ärgerte mich über mich selbst, als ich mit einem großen Glas Saft in mein Zimmer ging. Ich hatte die Hausaufgaben wieder mal bis zur letzten Minute nach hinten verschoben.

    Meine Eltern sagen immer: „Das ist doch typisch unser Peter. Das kriegt nur er hin."

    Das stimmt natürlich nicht. In meiner Klasse gibt es genug andere, denen es genau so geht. Das weiß ich ganz sicher. Aber trotzdem, ich ärgerte mich. Es hätte so gemütlich sein können.

    Meine Hefte lagen noch immer da, wo ich sie am Vormittag hingelegt hatte. Ich stellte das Glas auf den Tisch. Die Abendsonne blendete mich. Na ja, verschiebe ich die Hausaufgaben eben noch einmal, dachte ich. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. „Das ist doch typisch unser Peter", sagte ich im typischen Tonfall meiner Eltern.

    „OK. vielleicht habt ihr ja doch Recht." Ich blinzelte aus dem Fenster und wartete, dass die Sonne hinter den Häusern auf der anderen Seite der Straße verschwinden würde. Als ich nach meinem Glas Saft greifen wollte, schreckte ich zurück.

    Das Glas hatte so etwas Ähnliches wie einen Strahlenkranz. Dann aber erkannte ich, dass das helle Haare waren, von der Sonne beschienen. Hinter dem Glas musste also irgendetwas sein… da… der Strahlenkranz hatte sich bewegt.

    Ohne lange zu überlegen griff ich in die Haare und hob etwas Zappelndes hoch. Ein Schrei erschreckte mich und ich ließ das zappelnde Haarbüschel auf den Tisch fallen.

    „Auuuu… huhu… auuuuu."

    Als ich mich vom ersten Schreck erholt hatte, beäugte ich das Wesen auf meinem Schreibtisch etwas genauer. Natürlich mit einem gehörigen Abstand! Was, um Himmels Willen, ist das denn, dachte ich entsetzt.

    Ein kleiner Kerl mit einem prächtigen Bauch und einem gut gepolsterten Hinterteil saß auf meiner Schreibunterlage und rieb sich laut jammernd den Po. Er trug eine braune Hose, die schon überall geflickt und gestopft war. Seine struppigen hellen Haare standen vom Kopf ab. Man hätte ihn wohl drollig nennen können, wenn nicht dieser finstere Blick gewesen wäre.

    „Wer oder was bist du denn? fragte ich leise. „Hast du dir weh getan?

    „Weh getan?! Was glaubst du denn? Ich bin voll auf mein Hinterteil geknallt! Ja! Das tut weh! Huuuuu." Der kleine Knirps jammerte erneut.

    „He, das tut mir leid.… Ehrlich.… Ich wollte das nicht", antwortete ich voller Mitleid.

    „Das ist doch typisch für euch. Ihr tut etwas und dann sagt ihr, dass es euch furchtbar schrecklich leid tut. Huhuuu." Das Jammern ging weiter.

    „Na ja, du wirst dir schon nichts gebrochen haben. Dein Hintern ist ja gut gepolstert", sagte ich unüberlegt.

    Der Knirps hörte sofort auf zu jammern. Er stand auf und sah mich mit einem zornigen und einem fragenden Auge an. „Wie meinst du das? Gut gepolstert… also dick?" fragte er mit einem drohenden Unterton.

    „Tja also. Dein Hintern ist doch ziemlich… äh… na ja, groß. Und über deinen Bauch haben wir noch gar nicht gesprochen."

    „ICH BIN NICHT DICK!" schrie er mich an.

    „Psssst. Sei nicht so laut. Wenn meine Eltern das hören." Ich sah mich erschrocken um.

    „Außerdem habe ich auch nicht gesagt, dass du dick bist. Du bist eher…, ich überlegte einen Moment, „… vollschlank.

    ‚Vollschlank‘ schien ihm zu gefallen. Nach kurzem Zögern nickte er jedenfalls zufrieden.

    „Du hast mir noch immer nicht gesagt, wie du heißt und wer du bist. Wie soll ich dich denn ansprechen?"

    „Ansprechen? Wieso willst du mich ansprechen? Ich hoffe, wir begegnen uns nie, nie wieder."

    „Ach komm. Ich heiße zum Beispiel Peter. Das ist kein so großes Geheimnis."

    „Kein Geheimnis, äffte er mich nach. „Mein Name ist auch kein Geheimnis, man. Knöpfchen!

    „Was?"

    „So heiße ich. Knöpfchen! Bist du taub?"

    „Ah ja.… Und was bist du, Knöpfchen? Ein Gnom? Ein Zwerg? Ein Troll?"

    Knöpfchen hielt sich die Ohren zu. „Hör auf, jammerte er. „Warum beleidigst du mich? Ich bin ein Knokki! Einer der mutigsten und tapfersten obendrein. Bis heute. Aber jetzt ist alles anders! Alles ist vorbei! Huhuuuu. Das ist so eine Schande. Huhuuu. Das ist noch nie passiert. Noch nie wurde ein Knokki von einem Menschen gesehen… glaube ich. Alles ist nur deinetwegen passiert. Du bist Schuld! Zornige Augen starrten mich an.

    „Moment! Das konnte ich nun nicht auf mir sitzen lassen. „Du hast dich einfach nicht besonders gut versteckt. Ähm… warum wollt ihr denn eigentlich nicht von uns gesehen werden?

    „Was für eine dumme Frage! Wir wollen unsere Ruhe haben. Wenn ihr von uns wisst, werdet ihr nach uns suchen. Plötzlich schwieg Knöpfchen. Er sah sich hektisch um. „Oh Gott! Jetzt ist es ja passiert.… Hoffentlich hat das kein anderer Knokki gesehen. Aber das ist nicht meine Schuld. Das habe ich nur dir zu verdanken!

    „Jetzt hör doch mal auf, mir die Schuld zu geben."

    Knöpfchen sah mich wieder mit einem zornigen und einem fragenden Auge an. „Was hat mich verraten?"

    „Rate!"

    „Ich denke nicht dran! Also, was war es?"

    „Nicht deine Füße jedenfalls."

    Er sah irritiert auf seine Füße, fast so, als wäre er enttäuscht, dass es nicht die Füße waren.

    „Deine Hände übrigens auch nicht. Weder dein Bauch noch dein dicker Po." Es machte mir eben Spaß, den Knirps zu ärgern.

    Knöpfchen wurde rot vor Wut. „Hab ich vielleicht gefragt, was mich nicht verraten hat?! Idiot!"

    „OK, lachte ich, „es waren deine Haare. Du hättest sie zusammenbinden sollen.

    „Huhuuu, ich will nicht mehr leben. Ich werde Omma nie wieder in die Augen sehen können. Ich bin doch ihr ganzer Stolz, ihr Liebling." Knöpfchen verbarg sein Gesicht in den Händen und jammerte wirklich herzzerreißend.

    Nun tat er mir schrecklich leid. Er hörte sich wirklich traurig an, aber ich wusste nicht, was ich machen sollte.

    Klar konnte ich ihn verstehen. Wir wollen alles immer gleich gründlich erforschen, und das würde mir auch nicht gefallen, wenn ich ein Knokki wäre. „Du, pass auf. Meinetwegen musst du keine Angst haben. Wenn du nicht möchtest, dass ich jemandem von dir erzähle, werde ich das auch nicht tun."

    Nun sah mich der kleine Knokki überrascht an. „Ehrlich? Im Ernst? Wirklich?"

    „Na ja,… sagen wir mal: Vielleicht. Mit manchen Menschen kann man sich auch über Geheimnisse unterhalten."

    „Och bitte, bitte! Keinem sagen!" Knöpfchen klatschte bettelnd in die Hände, was mich zum Lachen brachte. Das bereute ich sofort. Seine Augen sprühten Funken. Er sah unbeschreiblich zornig aus und drehte sich hin und her, als suchte er nach etwas, an dem er sich abreagieren konnte. Und er fand es umgehend. Das Glas kippte und sein Inhalt ergoss sich auf meinen Schreibtisch. Dann war wieder ein boshaftes Kichern zu hören und schon war mein neuer ‚Freund‘ verschwunden.

    Verschwunden wohin? Ich hatte keine Ahnung.

    Plötzlich ging die Tür auf, Mama kam herein! „Hast du Besuch?" Sie sah sich suchend um und mich dann fragend an.

    „Nö."

    „Ich hab dich doch sprechen hören. Du hast dich doch mit jemandem unterhalten. Oder?… Ach Peter! Kannst du nicht aufpassen? Warte. Ich hole ein Tuch."

    Kurze Zeit später kam sie zurück und wischte meinen Schreibtisch sauber. Und bohrte natürlich weiter: „Wer war denn nun da? Mit wem hast du dich gerade unterhalten?"

    „Mit Knöpfchen. Knöpfchen ist ein Knokki und…", lautete meine wahrheitsgemäße Antwort.

    Lachend und kopfschüttelnd unterbrach mich Mama. „Du bist ein Spinner, Peter." Dann verließ sie mein Zimmer wieder und ich atmete auf.

    Ans Hausaufgaben machen war jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Meine Gedanken drehten sich nur noch um Knöpfchen.

    Wird er wiederkommen? Wer sind die Knokkis? Wo leben sie? Und, und, und…

    Tja, und das war unsere erste Begegnung. Das klingt zwar alles so unwahrscheinlich, dass ich es selbst kaum glauben kann. Aber ehrlich, so war’s!

    Ha! So war es nicht ganz, Freunde! (Knöpfchens Version)

    Oh, war das immer ein Spaß! Ich habe sein Leben manchmal ganz schön durcheinander gebracht. Nicht nur seines natürlich, nein, nein. Aber darum geht es hier ja nicht, oder? Na, Peter? Kannst du dich an das verschwundene Pausenbrot aus deiner Schulmappe erinnern. Hast du Hunger gehabt an dem Tag? Omma, Muttern, Vattern und ich haben drei Tage gefeiert.

    An dieser Stelle hatte Peter laut gelacht, was Knöpfchen zu einem seiner Funkenregenblicke veranlasste. Ich stieß Peter den Ellenbogen in die Rippen und schüttelte den Kopf. Das brachte ihn wieder zur Besinnung.

    Später sagte er mir, dass er sich tatsächlich gewundert hatte, wo das Pausenbrot abgeblieben war. „Ich hab es nicht gegessen, hatte keinen Hunger. Also habe ich es wieder mit nach Hause genommen. Das gibt wieder eine Standpauke von Mama, hab ich noch gedacht. Aber… es war ja weg."

    Und kannst du dich noch an das Problem mit diesen kleinen Autos erinnern? Du hast sie immer in einer bestimmten Reihenfolge stehen gehabt. Na, klingelt‘s? Ich hab sie fast jeden Tag durcheinander gebracht. Du hast dich richtig geärgert, das habe ich beobachtet. Aber als du anfingst, dafür deiner Mutter die Schuld zu geben, wurde es ziemlich langweilig. Hab dann damit aufgehört.

    Jetzt hob Peter die Augenbrauen. Da schien Knöpfchen doch tatsächlich einen Nerv getroffen zu haben.

    Aber wenn ich all meine Streiche aufschreiben soll, würde ich hundertdreiundsiebzig Bögen Papier klauen müssen.

    Außerdem tut mir jetzt schon die Hand vom Schreiben weh, wenn ich nur daran denke. Es wird also Zeit, dass ich zur Sache komme.

    Ja, er hat mich gesehen. Ja, ich war ziemlich leichtsinnig. Wie konnte ich nur so dusselig sein und mich hinter einem Glas verstecken. Einem Glas! Durchsichtiges Glas! OK, mit Saft drin.

    Und das viele Kunststoffzeug auf dem Tisch hat dann noch irgendwie meine Haare elektrisiert. Sonst stehen sie nämlich nicht so ab. Mein Pech war auch, dass die Sonne so ungünstig stand. Und überhaupt, er hat sonst nie in meine Richtung gesehen, warum denn ausgerechnet an diesem Tag?

    Oder bin ich gerade deswegen so leichtsinnig geworden? Ich meine, weil es vorher immer so gut geklappt hat. Egal, jedenfalls haben mehrere Sachen eine Rolle gespielt.

    Nachdem Peter mich gesehen hat, fingen die Unverschämtheiten an. Er griff mir in die Haare, zog mich hoch und knallte mich auf die Tischplatte. Ich habe dabei eine Menge Haare verloren. Meine schönen, wertvollen, tollen Haare. Haare sind wichtig für uns. Unsere Haare haben magische Kräfte. Aber erst, wenn wir erwachsen sind. Ich hoffe, dass sie bis dahin alle wieder nachwachsen! Und ich hatte eine Woche lang ein blaues Hinterteil.

    Jawoll, das alles hat sehr weh getan! Und überhaupt, ich habe weder geheult noch gejammert. Ein Knokki-Mann heult nicht. Und er jammert auch nicht. Ich habe die Schmerzen ohne einen Pieps wie ein Mann ertragen. Also ich nenne diesen Teil aus Peters Bericht mal die große ‚Huhu-Lüge‘.

    Kommen wir zu den gemeinen Beleidigungen. Gnom, Troll, Zwerg! Gut, die Menschen sind nun mal dumm, wissen nicht allzu viel. Aber Peter müsste doch wenigstens wissen, wie Gnome, Trolle oder Zwerge aussehen. Wir sehen doch ganz, ganz anders aus. Oder?

    Jedenfalls sind wir Knokkis ein normales kleines Volk, das immer in der Nähe der Menschen lebt. Wir ziehen öfter mal um. Aus ganz verschiedenen Gründen.

    Einmal mussten wir umziehen, weil sich die Menschen dort plötzlich viele Hunde angeschafft haben: Wir hassen Hunde. Und Katzen! Und Schlangen! Kaninchen sind nicht so schlimm.

    Die lassen uns in Ruhe. Kanarienvögel auch.

    Aber am liebsten haben wir, wenn die Menschen ein Aquarium haben. Da gibt es bei uns manchmal Fisch zum Mittag. Schade, dass Peter kein Aquarium hat.… Oh, ich schweife ab.

    Eigentlich wollte ich ja über die vielen Beleidigungen sprechen, die ich ertragen musste. Tja, Peter hat gesagt, dass ich dick bin. Nein, er hat eigentlich vollschlank gesagt. Zu Hause hab ich dann Muttern gefragt und sie hat gesagt, dass vollschlank dick bedeutet. Ich war ja soooo enttäuscht von Peter. Dabei bin ich gar nicht dick. Er ist viel dicker als ich. OK, er ist ein bisschen größer, aber… dicker als ich.

    Peter blickte an dieser Stelle schuldbewusst auf und biss sich auf die Unterlippe. „Entschuldige, Knöpfchen. Ich meinte es nicht so, sagte er. „Ich wusste ja nicht, dass dich das kränkt. Nein, so dick bist du doch gar nicht.

    Knöpfchen stand da, hatte die verschränkten Arme auf dem Bauch liegen. Für Peter hatte er nur einen finsteren Blick übrig.

    Aber egal, Schmerzen hin, Beleidigungen her, dass ich entdeckt wurde, ist eine große Schande für mich. Ich bin leichtsinnig gewesen. Das kann ich leider nicht rückgängig machen. Keiner aus meinem Volk darf das je erfahren. Wir leben sehr gerne hier und wenn mein… meine Geschichte bekannt werden würde, müssten wir wieder umziehen. Meinetwegen!

    Omma würde mich hassen. Auch Muttern und Vattern. Überhaupt alle. Jetzt läuft mir auch noch die Nase.… Nein ich heule nicht! Ein Knokki-Mann… ach das hatten wir ja schon.

    Aber ich habe mich gerächt. Hab das Glas auf seinem Tisch umgekippt. Das hat mir gut getan, für eine Weile jedenfalls. Eigentlich hatte ich gehofft, dass er Ärger mit seiner Mutter kriegt, aber die ist wahrscheinlich nicht so streng wie Omma. Hat er jedenfalls erzählt. Aber auch das kann eine Lüge sein.

    *

    Wiedersehen (Peters Version)

    Am nächsten Tag hatte ich so richtig was zu tun. Ich musste die Hausaufgaben vom Wochenende nachholen, die neuen Hausaufgaben machen und auch noch eine Extraaufgabe lösen, weil ich am Wochenende keine Hausaufgaben gemacht hatte. Also, da musste ich durch, sonst hätte ich irgendwann wahrscheinlich einmal eine ganze Woche lang nur Hausaufgaben machen müssen.

    Ich seufzte, ging aber an die Arbeit. Immer wieder wurde ich von den Gedanken an Knöpfchen abgelenkt. Bei jedem Geräusch im Zimmer sah ich auf. Wenn man genau drauf achtet, gibt es ständig irgendwo im Zimmer ein Knacken. Aber der kleine Knokki erschien nicht an diesem Tag. Auch gut. Ich hatte ja, wie bereits erwähnt, viel zu tun.

    Nach den Hausaufgaben habe ich dann angefangen zu grübeln. Ist das alles wirklich passiert? Hab ich das ganze nicht vielleicht doch nur geträumt? Die Zweifel wurden immer stärker. So etwas gibt es doch eigentlich nicht. Vielleicht ist ja meine Phantasie mit mir durchgegangen? Aber andererseits weiß ich noch genau, wie sich Knöpfchens Haar angefühlt hat. Und ich sehe ihn noch deutlich vor mir.

    An diesem Tag habe ich dir die ganze Geschichte erzählt, erinnerst du dich Sabine? Ich musste es einfach jemandem erzählen. Ich brauchte jemanden, der mir sagt, dass ich nicht verrückt bin. Dein skeptischer Blick hat mich erst ziemlich verunsichert. Also doch? Kann ich also doch nicht unterscheiden zwischen Traum und Wirklichkeit?

    Aber je mehr ich erzählte, desto interessierter hast du zugehört. „Was meinst du, kann ich die Geschichte aufschreiben? Hört sich nämlich total verrückt an", hast du gefragt.

    Ich war begeistert. Auf die Idee war ich natürlich noch nicht gekommen. „Ich muss ihn aber erst fragen. Er ist komisch. Für ihn war es ja schon eine Katastrophe, dass gerade ich, ein dummer Mensch, ihn gesehen habe.

    Wenn diese Begegnung nun auch noch aufgeschrieben werden soll, könnte

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