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Mütterchen Frust frisst die Familie: Portrait einer Familie in den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts
Mütterchen Frust frisst die Familie: Portrait einer Familie in den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts
Mütterchen Frust frisst die Familie: Portrait einer Familie in den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts
eBook204 Seiten2 Stunden

Mütterchen Frust frisst die Familie: Portrait einer Familie in den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts

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Über dieses E-Book

Die Geschichte ist ein Portrait einer vierköpfigen Familie in den siebziger und frühen achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts: Mutter, Vater, Tochter, Sohn. Treibende Kraft ist Gisela, die Mutter, die den Rest der Familie von der Außenwelt abschirmt und diese wie eine Diktatorin regiert. Sie kann ihren Ehemann nicht ausstehen, bedauert, ihn geheiratet zu haben, ist aber zu bequem, ihn zu verlassen. Das verursacht ihr eine konstante Unzufriedenheit und schlechte Laune, die sich in einem Dauerzustand von Wut und Aggression äußert. Gisela ist die Hauptfigur der Geschichte – das „Mütterchen Frust“.

Hans, der Ehemann, bleibt ein stiller Dulder, der sich alles gefallen lässt und damit jede Achtung und Akzeptanz der beiden gemeinsamen Kinder verspielt. Gefördert wird dies durch das manipulative Wesen Giselas, die Sohn Klaus und Tochter Sabine zu chronischen Lügnern und Hassern erzieht und gegen den Vater aufhetzt. So werden die Kinder zu Geiseln der Mutter. Für ihre ausschließliche Fixierung auf die Mutter werden sie von dieser belohnt. Das aber setzt die konsequente Ablehnung des Vaters voraus.

Erzählt wird teilweise rückblickend: Von der Kindheit über die Jugend der Kinder Sabine und Klaus – bis diese von zu Hause ausziehen. Und lange danach sind sie noch von der übermächtigen Mutter bestimmt, die sich eines Tages mit dem verachteten Vater endgültig arrangiert. Für die beiden Geschwister aber ist eine solch einfache Lösung nicht mehr möglich. Ihre Persönlichkeiten sind durch die jahrelange seelische Verwahrlosung im elterlichen Heim nachhaltig zerstört.

Eine vermeintlich ganz normale Familie in geordneten Verhältnissen in den siebziger Jahren in einer deutschen Kleinstadt: der Vater Sparkassenfilialleiter, die Mutter Hausfrau, beide Kinder Schüler der örtlichen Gymnasien.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum26. Mai 2015
ISBN9783739252179
Mütterchen Frust frisst die Familie: Portrait einer Familie in den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts
Autor

Gabriele Gargamehl

Dies ist Gabriele Gargamehls erstes Werk. Es wird wahrscheinlich auch ihr einziges bleiben.

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    Buchvorschau

    Mütterchen Frust frisst die Familie - Gabriele Gargamehl

    Inhaltsverzeichnis

    Vorgriff: eine kurze Einladung in die Gegenwart

    Hans und Gisela – ein Ehepaar, das in den sechziger Jahren unseres letzten Jahrhunderts heiratet

    Keine glückliche Liebe

    Die Kinder erkennen die Verhältnisse

    Ein ungastliches Haus

    Freundschaften und Familie einfach kündigen

    Hans wird zum Feind erklärt und die Kinder werden zum Lügen erzogen

    Gisela phantasiert vom Tod von Hans

    Was meint Hans dazu?

    „Glasperlenspiel"

    Hans als Witzfigur

    Mordabsichten von Hans?

    Ein Selbstmordversuch – vorgetäuscht

    „Kristallnacht"

    Der Ernie und der Löwe – der Knecht und das Kamel

    Kinderpsychologe, Erziehungsanstalt oder Internat?

    Der Mutter vertrauen?

    Willensbrechung

    Erziehung zum Gehorsam

    Würgerhände

    Zeitlupe

    Der letzte tätliche Angriff des Alten

    Heranwachsen – Sabine

    Heranwachsen – Klaus

    Abhauen

    Hell und dunkel, gut und böse – Traumdeutung, Handlesen und mythische Ahnungen

    Hans und Klaus – der unerträgliche Ekel

    Gisela und Sabine – warum sollte es der Tochter besser gehen?

    Zweierlei Maß – die Zeit vor der Gleichberechtigung

    Klaus als Fass ohne Boden

    Geldnot: Klaus

    Geldnot: Sabine

    Das Geld als Helfer und Heiler

    Hans ist gar nichts wert: Sein Kiefer knackt beim Kauen und nicht einmal beim Essen kann er sich benehmen

    Gisela: Macht und deren Erweiterung

    Ordnung ist das halbe Leben – was Ordnung ist, das bestimmt Gisela

    Gisela kann auch ohne Alkohol lustig sein

    Sabine und Klaus brauchen Alkohol, um lustig zu sein, an Esskultur fehlt es ihnen auch

    Spartanische Essgewohnheiten

    Bescheidenheit und Zurückhaltung

    Kulturlosigkeit

    Bildungsferne Schichten

    Gemeinsamer Urlaub

    Sich nicht gehen lassen

    Zähe Wochenenden

    Alles aufstehen! Krank spielen verboten!

    Gute schulische Leistungen

    Versetzungsgefährdung und Blaue Briefe

    Giselas Wiedereintritt in die Berufstätigkeit

    Manchmal sogar ein wenig Freude

    Aber im Großen und Ganzen keine Entspannung der Lage

    Die Kinder aus dem Haus

    Kommunikation mit Sabine – per Telefon

    Kommunikation mit Sabine – per Post

    Giselas Beschluss: endlich einmal etwas für sich selbst tun

    Giselas Idee: Einen jüngeren Mann lieben

    Giselas Therapie: Ein Helfersyndrom

    Alles bleibt beim Alten – und Gisela bei Hans

    Hans darf im Keller bleiben

    Hans trennt sich (fast) von Gisela

    Eine Art Versöhnung

    Ein glückliches Ende?

    Vorgriff: eine kurze Einladung in die Gegenwart

    Gisela ist nicht mehr jung, und die beiden erwachsenen Kinder sind längst aus dem Haus. Dabei denkt sie sich, dass sie jung geblieben ist und ist auch gern bereit, einiges an Zeit und Geld in ihre Jung-und-Frisch-Erhaltung zu investieren. Auch wenn sie jetzt bald Ende fünfzig ist, merkt sie täglich von Neuem, wie jung sie eigentlich noch ist.

    „Man ist immer so jung, wie man sich fühlt", sagt sie gern. Die eigenen Kinder sollen sie jetzt mit ihrem Vornamen, Gisela, anreden. Früher hätte sie das nicht erlaubt, denn von einer antiautoritären Erziehung hat sie nie etwas gehalten. Aber jetzt fühlt sie sich dadurch, dass sie sich von Sabine und Klaus ganz schlicht Gisela rufen lässt, beschwingt und verjüngt. Wenn sie sich Sabine, ihre Tochter, die nicht einmal Mitte dreißig ist, der es aber an jedem Witz und Esprit fehlt, anschaut, dann gelangt sie zu der Überzeugung, dass die sich an ihrer eigenen Mutter sowieso noch ein Beispiel nehmen könnte. So wie Sabine sich anzieht, sieht sie mindestens zehn Jahre älter aus als sie ist. Wie ein kariertes Maiglöckchen, so beschreibt Gisela das oft und gern. Manchmal schenkt Gisela ihrer Tochter ein paar Kleidungsstücke, die sie zunächst für sich selbst ausgesucht hat. Oft geschieht es aber, dass – kaum dass sie diese zu Hause noch einmal angezogen hat – ihr die teuer erworbenen Kleider bereits nicht mehr gefallen, oder sie sich diese einfach in der falschen Größe gekauft hat. Ganz gleichgültig, was sie davon Sabine zukommen lässt: Gisela fühlt sich dabei als Wohltäterin, denn schlimmer als die Lumpen, die das armselige Kind trägt, könnte kaum etwas sein. Warum muss die sich so gehen lassen, obwohl sie noch so jung ist. Der Tochter Sabine scheint das wohl völlig gleichgültig zu sein. Dabei hat Gisela ihr bereits als Teenager die besten Ratschläge mit auf den Weg gegeben, wie sie sich ein wenig zurecht machen könnte. Um doch noch einmal einen abzukriegen.

    Hans und Gisela – ein Ehepaar, das in den sechziger Jahren unseres letzten Jahrhunderts heiratet

    Einen abzukriegen – und nach Möglichkeit nicht irgendeinen. Darauf wäre es nach Giselas Einschätzung im Leben angekommen, und für sie ist das Ganze ein bitteres Kapitel. Denn, so meint Gisela, sie hat sich selbst darauf nicht gut verstanden, sogar kläglich dabei versagt. Hier wird deshalb die traurige Geschichte der Gisela B., geborene Gisela K., erzählt. Diese sah als Grund dafür, dass der Großteil ihres Lebens nicht zu ihrer eigenen Zufriedenheit verlief, allein den, dass sie einen abgekriegt hatte, der sich als der Falsche erwies. Sie hatte immer ehrgeizig „hoch hinaus" gewollt, mehr werden, als ihr in die Wiege gelegt worden war. Aber das hatte sie nur ansatzweise und durchaus nicht in dem erwarteten Ausmaß erreicht:

    Obwohl sie nur über einen Hauptschulabschluss verfügte, hatte sie sich zur anerkannten fleißigen Schreibkraft im Büro hochgearbeitet. Damit war sie schon stolz über den Arbeiterstand, dem ihre Eltern angehörten, hinausgewachsen. Mit ihrer gepflegten Erscheinung beeindruckte sie den jungen Sparkassenfilialleiter Hans B., der sich schnell in sie verliebte. Dessen Eltern waren zwar gegen diese Ehe, weil Hansens dominante Mutter sich bereits eine Schwiegertochter aus ihrem eigenen Bekanntenkreis erwählt hatte, aber das junge Paar ließ sich nicht beeindrucken und schloss unbeirrt den Bund fürs Leben. Gisela hat es oft noch bitter bereut. Klug, ehrlich, fleißig und strebsam bot Hans einst Anlass zu Optimismus und schneller Heirat. Später dachte Gisela oft, dass sie's besser hätte treffen können, aber da war es längst zu spät, zwei Kinder da, und wer wollte denn schon eine Frau mit zwei Kindern? Sehr kurze Zeit nach der Eheschließung war Gisela bereits der Ansicht, mit Hans die Mogelpackung angedreht bekommen zu haben, denn so viel Geld verdiente er als junger Sparkassenfilialleiter gar nicht. Gisela ärgerte sich, dass sie sich heute täuschen lassen – einfach dadurch, dass sie geglaubt hatte, dass jemand, der etwas Höheres war, automatisch zu den Reichen gehören müsse. Hinzu kam, dass Hans äußerst sparsam, Gisela sagte dazu geizig, war, weil er feste Ziele, wie zum Beispiel den möglichst zügigen Bau eines eigenen Heims, vor Augen hatte. Das strebte auch Gisela an, aber ohne den Geiz des Alten, wie der Ehemann und Vater recht bald hieß. Innerhalb kürzester Zeit war aus Hans, dem Ehemann, der Alte, der bloß als Versorger benötigt wurde, geworden. Die Kinder, Sabine, die Ältere, und Klaus, der Jüngere, würden sich im Erwachsenenalter niemals an ein anderes Verhältnis erinnern können: Es lebte im gleichen Haus wie sie der Alte, der ganz zu Anfang einmal „Papa" gerufen worden war. Dieser war von Beginn an bloß als Nutztier betrachtet worden, als Esel – denn auch so wurde gelegentlich von ihm gesprochen – der das zum Leben notwendige Geld verdiente, mit welchem Gisela wirtschaftete.

    Keine glückliche Liebe

    Wäre Gisela dazu befragt worden, wann genau das sexuelle Verhältnis zu Hans ein Ende genommen habe, hätte sie darauf gewiss nicht einmal eine Antwort geben können. Hans und Gisela hatten recht jung eine Ehe geschlossen, unbedarft, und beide noch jungfräulich. Bei Hans war ohnehin stets nur ein gering ausgeprägter Sexualtrieb vorhanden gewesen. Der Grund dafür war vermutlich in seiner Familie zu suchen: Hansens Vater war ein Trinker und unzuverlässiger Mensch gewesen – Weiberheld war in der Vergangenheit die halb anerkennende Bezeichnung für solche Männer. Der Vater von Hans hatte nicht nur die Mutter betrogen, sondern außerdem sein Geld mit anderen Frauen und Spielsucht durchgebracht und dabei seine eigene Familie darben lassen. Hans hatte sich vorgenommen, genau das Gegenteil seines Vaters zu werden und dies auch mit großem Pflichtgefühl erfolgreich verwirklicht. Frauen interessierten ihn nur zwecks Heirat und Familiengründung. War das erst geschehen, hatte er seine Pflicht erfüllt. Gisela hingegen hatte sich unter dem großen Unbekannten mehr vorgestellt gehabt, als ihr schließlich geboten wurde. Nach ersten Erfahrungen mit Hans war sie bitter enttäuscht gewesen. Das sollte nun alles gewesen sein?

    Die Kinder konnten sich, soweit ihre bewussten Erinnerungen an das Verhältnis der Eltern zueinander zurückreichten, an keinen wirklich harmonischen Moment zwischen den beiden erinnern. Beinahe täglich beschimpften sich Hans und Gisela in Gegenwart der Kinder ordinär und machten einander große Vorwürfe. Außerdem waren die Gesten für Sabine und Klaus selbst im Kindesalter unmissverständlich: Hans versuchte Gisela zu umarmen oder auf irgendeine Art zu berühren, worauf sie zu fluchen begann und ihn fortstieß. Weder Sabine noch Klaus vermögen sich an Augenblicke der Intimität oder ansatzweisen Harmonie zwischen ihren Erzeugern zu erinnern. Sogar heute, da die Kinder erwachsen sind und längst alt genug, selbst eine Familie zu haben, wünschen sie dies nicht, weil beide von der Phobie verfolgt werden, sie könnten ihren eigenen möglichen Abkömmlingen eine Kindheit zumuten wie jene, welche ihnen von ihren eigenen Eltern geboten wurde.

    Die Kinder erkennen die Verhältnisse

    Sowohl Sabine als auch Klaus können sich sehr wohl an etwas erinnern, das beiden noch heute peinlich ist: An von diesem selbst unbemerkt gebliebene Kindheitsbeobachtungen des eigenen Vaters, die sie als Kinder verstörten und welche sie sich erst als Jugendliche und besonders später als Erwachsene mit Hansens sexueller Verklemmtheit und Ermangelung anderer Befriedigung erklären konnten. Was Hans für sein Geheimnis hielt, war die Beobachtung seiner nackten, sich im Bad waschenden oder ankleidenden Ehefrau durchs Schlüsselloch. Die Genugtuung, seine Frau, die sich ihm längst sexuell entzogen hatte, ohne deren Wissen unbekleidet zu sehen, wurde zusätzlich durch den besonderen Reiz des Bewusstseins des absolut Verbotenen und die Angst vor dem Erwischtwerden nahezu unbeschreiblich erhöht. Denn eine äußerst riskante Zerstreuung, bei der Hans sich besser nicht von Gisela erwischen ließ, war das zweifellos. Außer dieser gelegentlichen, recht pubertären, armseligen und dürftigen Befriedigung gab es aber für Hans keine weitere.

    Und dabei war wirklich äußerste Vorsicht geboten. War es auch unwahrscheinlich, dass Gisela selbst ihn ertappte, wenn er sich nur leise genug verhielt, so konnte doch keinesfalls ausgeschlossen werden, dass eines der Kinder ihn bei seinem verbotenen Vergnügen erwischt und verraten hätte. In diesem Falle, da konnte aber, um es mit einem geflügelten Wort Hansens selbst zu sagen, jeder „Gift drauf nehmen", dann wär‘s kein Leben mehr gewesen. Hans überschätzte dabei allerdings seine Kinder: Ihn in einer solchen Angelegenheit bei Gisela anzuzeigen wäre den beiden viel zu peinlich gewesen. Es fehlte ihnen das genaue Verständnis für das, was sie sahen, aber dennoch war ihnen klar, dass es sich um etwas handelte, was ihnen zu erzählen unerklärliche Schwierigkeiten bedeutet hätte. So geschah es, dass sie den Vater zwar gelegentlich peinlich berührt beobachteten, aber sein Geheimnis wahrten.

    Ein ungastliches Haus

    Hans und Gisela gaben sich keine Mühe, vor den Kindern ihr schlechtes Verhältnis zueinander zu verbergen. Gisela hatte dafür die nur ihr plausible Erklärung, dass dieses „ewige Heile-Welt-Getue intakt scheinender Familien, diese bei vielen erkennbare Harmonie doch nur nach außen vorgetäuscht und nichts weiter als miese, niederträchtige Heuchelei sei. Hin und wieder bot sich Sabine und Klaus die Gelegenheit, bei anderen Kindern – Spielkameraden – zu Hause zu Gast zu sein. Jedes Mal beneideten sie diese Kinder glühend um die bei ihnen angeblich vorgetäuschte häusliche Idylle. Die Möglichkeiten, bei anderen Kindern eingeladen zu werden, waren für Sabine und Klaus jedoch sehr begrenzt, weil auf eine Einladung in der Regel eine Gegeneinladung erwartet wurde. Daraus ergab sich für Sabine und Klaus, dass sie längst nicht jede Einladung akzeptieren durften. Aber selbst wenn sie bei anderen Kindern gespielt hatten, bedeutete dies noch lange nicht, dass sie im Gegenzug auch ihre Freunde nach Hause bringen durften. Sabine erinnert sich, an einem Wintertag mit einer Freundin nach längerem Draußenspielen an der elterlichen Haustür geschellt zu haben. Um die Mutter zu fragen, ob sie hereinkommen und die Freundin zum Spielen mitbringen dürfe, weil es den beiden inzwischen zu kalt geworden sei. Gisela verweigerte mit dem Hinweis, es sei noch nicht spät genug, den Eintritt und forderte die frierenden Kinder auf, weiter draußen zu bleiben. In ein paar Stunden könne Sabine zum Essen allein nach Hause kommen. Bei den seltenen Anlässen, zu welchen nach langer Voranmeldung ausnahmsweise Kinderbesuch zugelassen wurde, begann für Gisela jedes Mal ein Alptraum: Alles, was sie hörte, ging ihr auf die Nerven. Klaus und Sabine waren angehalten und längst erfolgreich darauf konditioniert, sich beim Spielen ruhig zu verhalten. Waren Freunde der beiden im Haus, musste Gisela immer wieder von Neuem erscheinen, wütend Ruhe gebieten und andernfalls den nicht eingeladenen Gästen mit Rausschmiss drohen. Die größte Sorge hatte sie, dass die Fremden Dreck hereintragen und etwas verunreinigen könnten. Nach jedem seltenen Kinderbesuch wurden Sabine und Klaus schwerste Vorhaltungen wegen des Benehmens ihrer Gäste, für das sie als persönlich verantwortlich und haftbar galten, gemacht. Zuvor hatte Gisela den Besuchern durch eindeutig zur Schau gestelltes ablehnendes Verhalten, das schon damit begann, dass sie deren Gruß entweder gar nicht oder verärgert erwiderte, verdeutlicht, dass sie keinesfalls willkommen waren. Zum einen hatte dies das Ziel, die Unwillkommenen gegen ein erneutes Erscheinen zu entmutigen. Zum anderen sollte es Sabine und Klaus als Gastgeber bloßstellen, die sich schämen würden und deshalb so bald nicht mehr auf die Idee kämen, „da irgendwelche Leute anzuschleppen. In zumindest dieser Hinsicht war Gisela ehrlich und hielt sich mit ihrer Ehrlichkeit nicht hinter dem Berg. Jedenfalls nicht, wenn es darum ging, anderen ihre Ablehnung zu beweisen. In Bezug auf Betrug gegen Hans war dies ein anderes Thema, von welchem jedoch später noch die Rede

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