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Glück gehabt!: Erzählungen aus meinem Leben
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eBook175 Seiten1 Stunde

Glück gehabt!: Erzählungen aus meinem Leben

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Über dieses E-Book

Ob als 15jähriger Luftwaffenhelfer, 17jähriger Soldat oder 18jähriger Schwarzmarkthändler, Hubert Buss schlägt sich mit viel Glück durch den Krieg und die Jahre danach. Leider ergattert er keinen Studienplatz und landet als einfacher Buchhalter bei der Metallgesellschaft. Doch dort macht er mit Tatendrang und Geschick eine ungewöhnliche Karriere. Glück gehabt! ist eine informative und humorvolle Zeitreise durch das Leben eines rastlosen Frankfurters.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum23. Juli 2015
ISBN9783739270005
Glück gehabt!: Erzählungen aus meinem Leben
Autor

Hubert Buss

Hubert Buss, geb. 1927, war in seinem beruflichen Leben Gerneralbevollmächtigter des Unternehmensbereichs Transport in der Metallgesellschaft und ein gefragter Experte in vielen deutschen Verkehrsgremien. Er lebt in Frankfurt am Main.

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    Buchvorschau

    Glück gehabt! - Hubert Buss

    Bildnachweis

    Vorwort

    In Gesprächen mit Freunden blickte ich bisweilen auf alte Zeiten zurück: die Jahre in der Schule sowie meine Kriegsjugend als Luftwaffenhelfer und beim Militär; Frankfurt am Main nach dem Krieg und meine folgende langjährige Tätigkeit in der Metallgesellschaft. Damals Alltägliches erscheint heute kurios, Ungewöhnliches manchmal abenteuerlich. Wenn man so wie ich im Jahre 1927 geboren ist, glaubt der Leser auf Erinnerungen an harte, entbehrungsreiche Zeiten eines durch den Zweiten Weltkrieg Geprägten zu stoßen. Sicherlich gehörte dies auch zu meiner Jugend, nur hatte ich fast immer Glück im Unglück. Davon handeln meine Erzählungen: wie ich entweder durch Zufall oder wohlüberlegtes Handeln trotz manch widriger Umstände gut durch mein Leben gekommen bin. Um ein Glückskind zu sein, braucht es ein Quäntchen Humor, deshalb werden dem Leser allerlei Anekdoten begegnen.

    Meine Freunde ermunterten mich, meine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ich wandte mich an Andrea Wenzek, die meine Erzählungen zuerst mit dem Aufnahmegerät aufzeichnete und dann mit mir gemeinsam verfasste. Was daraus geworden ist, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

    Hubert Buss

    Meine Oma Buss

    Kapitel 1

    Über meine familiären Wurzeln weiß ich wenig. Vielen aus meiner Generation geht das so, denn vor Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man noch nicht so viele Möglichkeiten, sein Leben zu dokumentieren. Hinzu kommt, dass viele Kinder ihre Eltern durch Infektionskrankheiten oder Kriege früh verloren hatten, entsprechend konnte ihnen nur wenig aus der Familiengeschichte überliefert werden. So erging es auch meiner Mutter, schon als Kind war sie eine Waise. Ihr Vater Ferdinand Hartmann hatte eine große Werkzeughandlung in Frankfurt besessen. Mit Sicherheit war er ein sportlicher Mann gewesen, denn als Ruderer wurde er „Meister vom Rhein, und im Einer gewann er den „Kaiser-Preis von Bad Ems. Seine Frau, also meine Großmutter mütterlicherseits, verstarb sehr früh nach der Geburt meiner Mutter Maria im Jahre 1904. Danach verheiratete Ferdinand sich erneut, lebte allerdings nicht mehr lange. Ich habe unter meinen Großeltern nur „Oma Buss", die Mutter meines Vaters, kennen gelernt, denn auch sie hatte ihren Gatten schon vor meiner Geburt verloren.

    Oma Buss war eine außergewöhnlich selbstbewusste Frau; sie war es, die meine Kindheit und Jugend entscheidend prägte. Heute würde man sagen, sie war eine emanzipierte Karrierefrau, und das, obwohl sie aus einfachen Verhältnissen stammte. Im Jahre 1874 kam sie in Ruppertshain im Taunus in einer Familie von zwölf Geschwistern zur Welt.

    Sie gebar nach ihrer Heirat drei Kinder, 1898 zuerst meinen Vater Otto; ihm folgte Tante Else, die später als Gewerbeoberlehrerin in Düsseldorf arbeitete und unverheiratet blieb. Heinrich kam als Dritter und wurde Studienrat an der Wirtschaftsoberschule in Frankfurt. Noch heute treffe ich frühere Schüler meines Onkels, die von ihm als Lehrer schwärmen. Insbesondere seine jährlichen Klassenreisen nach England erfreuten sich großer Beliebtheit. Mit Tante Elisabeth gründete er eine Familie von vier Kindern. Oma Buss war es als junger, berufstätiger Witwe gelungen, all ihren drei Kindern ein Studium zu ermöglichen. Zuerst hatte sie in der Frankfurter Fürsorge für den Kinderschutz als eine der ersten weiblichen Polizeibeamten in Deutschland gearbeitet. Ende der 1920er Jahre berief man sie zur Direktorin des Mädchenaufnahmeheims Steinmühle in Ober-Erlenbach. Oma Buss hatte nicht nur für mich eine große Bedeutung, sondern auch für meine Mutter Maria. Zunächst nicht als Schwiegermutter, eher als Herbergsmutter, denn sie fand als Waise Unterschlupf in ihrer Frankfurter Wohnung. Natürlich lernte mein Vater Otto die hübsche Maria genau dort kennen und später auch lieben. Die beiden heirateten. Am 20. September 1927 erblickte ich im Frankfurter Marienkrankenhaus das Licht der Welt. Mein Bruder Gerhard kam mir drei Jahre zuvor. Vor seiner Begegnung mit Maria hatte mein Vater als Soldat im Ersten Weltkrieg gedient. Er überlebte ihn nur knapp in der Champagne als Verschütteter. Deswegen konnte er eine Weile nicht mehr sprechen, erlernte es jedoch aufs Neue. Nach dem Krieg machte der studierte Diplomkaufmann Karriere als Journalist. Er schrieb für das in Frankfurt ansässige Europa-Pressbüro und arbeitete zusätzlich für die Kölnische Zeitung als Wirtschaftsredakteur.

    Die Hochzeit meiner Eltern Maria und Otto Buss

    In der Steinmühle

    Wir Brüder verlebten nicht nur in unserem Elternhaus eine glückliche Kindheit, sondern auch in der Steinmühle, dem Aufnahmeheim für Mädchen, dem Oma Buss bis 1934 vorstand. Das Heim beherbergte bis zu hundert Mädchen, viele wurden als „gefallene Mädchen" von der Fürsorge dort einquartiert. Oma Buss sorgte dafür, dass wir Buben uns oft in der Steinmühle aufhielten, auch später als Schulkinder in den Ferien. Für uns war das Gelände ein richtiger Abenteuerspielplatz: das große Gebäude, das heute noch steht, außerdem eine Kirche und daneben ein Gutshof mit großem Gemüsegarten. Zu dem Hof gehörten auch Schweine, Gänse und Hühner, allerdings keine Kühe. Die Mädchen arbeiteten dort regelmäßig. Die Einnahmen des Betriebs flossen an das damalige Land Hessen-Nassau, dem das Aufnahmeheim gehörte. Deshalb kamen gelegentlich Regierungsbeamte wie Dr. Stöffler, vor dem wir Buben großen Respekt hatten, bei meiner Großmutter zum Kontrollbesuch vorbei. Meistens spielten wir drüben im Gutshof. Dort gab es drei wunderschöne Pferde. Zwei zogen die Kutsche und das dritte die Gig, den Einspänner. Die Pferdekutschen waren wichtig, denn mit der Frankfurter Straßenbahn kamen wir nur bis Ober-Eschbach; dort wartete der Kutscher und brachte uns dann zur Steinmühle. Mit dem Braunen und den zwei schönen Rappen hatten wir viel Spaß. In einem der Häuser auf dem Hofgelände wohnte der Gutsverwalter Herr Weldert mit Frau und Tochter. Auch der Landarbeiter Herr Lang lebte dort mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, er kümmerte sich vor allem um das Vieh.

    Das Mädchenheim Steinmühle

    Klein Hubert vor der Steinmühle

    In der Kirche gingen sowohl der katholische Pfarrer Hein aus Ober-Erlenbach als auch der evangelische Pfarrer Romberg aus Nieder-Erlenbach ein und aus. Damals kamen sich die katholische und evangelische Kirche im gesellschaftlichen Leben nicht sehr nahe, es gab noch keine Ökumene, aber im Hause meiner Großmutter wurde dies bereits praktiziert. Oma Buss achtete als fromme Frau sehr darauf, dass die Mädchen regelmäßig am Gottesdienst teilnahmen. Und sie legte großen Wert darauf, dass die Mädchen beider Konfessionen an den Krippenspielen teilnahmen, in denen mein Bruder und ich als Zwerge mitwirken durften. Die Autorität der Pfarrer bekam auch ich zu spüren. Eines meiner Lieblingsspiele war, unbeirrt Regenwürmer zu killen. Pfarrer Hein hielt mir eine Predigt, so etwas täte man nicht.

    Vom Essen und Trinken

    Oma Buss trat sehr energisch auf, mitunter autoritär, das war damals nicht unüblich. Am Essen im Speisesaal mussten alle teilnehmen, auch wir Buben als Gäste des Hauses. Ich mochte keinen Rosenkohl, und einmal weigerte ich mich, ihn zu essen. Oma Buss ging mit mir aus dem Saal und hielt mir eine Standpauke: „Das gibt es hier nicht! Hier wird gegessen, was dir vorgesetzt wird. Alle machen das, und du machst das auch! Daraufhin fing ich mir von ihr die erste Ohrfeige ein. „So, nun gehst du dort wieder rein, und es wird gegessen ordnete sie an. Merkwürdigerweise esse ich seitdem gerne Rosenkohl. Oft spielten wir am Erlenbach, er befand sich hinter der Steinmühle vor dem Lohrwald. Für uns Kinder war der Platz ein kleines Paradies. Als mein Bruder mit mir pünktlich zum Essen in die Mühle zurück wollte, wehrte ich mich dagegen und bin einfach am Bach geblieben. Mein Bruder erstattete Meldung bei Oma Buss, und bald kassierte ich von ihr meine zweite Ohrfeige. Auch wir mussten uns an die Regeln halten, die für die Mädchen galten. Auf dem Gutsgelände befand sich ein schöner Obstgarten. Die Mädchen und wir beide pflückten das Obst, anschließend bereitete meine Großmutter ihre Vierfruchtmarmelade daraus zu. Jahraus, jahrein erfreute sich die ganze Familie an der Köstlichkeit. Eines Tages stand im Balkonzimmer der Steinmühle ein gläserner Krug auf dem Tisch, darin ein rötliches Getränk. Ich füllte mir davon zwei Gläser ein, und siehe da, diese Limonade schmeckte ganz wunderbar. Herr Weldert gegenüber vom Gutshof beobachtete mich. „Was ist denn mit dem Dittchen los" dachte er, denn mein Köpfchen wankte so merkwürdig zwischen den Balkonpfeilern hin und her. Schnell griff er zum Telefon und rief meine Großmutter an. Die lief flugs die Treppe hinauf und fand ihren Enkel in einem doch recht fragwürdigen Zustand vor. Dank einer Erdbeerbowle erlebte ich meine erste Trunkenheit schon als Fünfjähriger!

    Familientreffpunkt

    Meine Großmutter residierte im Haupthaus in einer großen Wohnung, in der auch wir Buben und die anderen Mitglieder der Familie Buss als Gäste logierten. Mein Vater kam nicht so häufig zu Besuch auf die Steinmühle, er zog es vor, nach Pressberg im Rheingau zur Jagd auf Sauen zu gehen. Nicht so meine Mutter sowie ihr Schwager

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