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Ein Leben: Vom Stadtkind zur Bauersfrau
Ein Leben: Vom Stadtkind zur Bauersfrau
Ein Leben: Vom Stadtkind zur Bauersfrau
eBook144 Seiten2 Stunden

Ein Leben: Vom Stadtkind zur Bauersfrau

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Über dieses E-Book

Die Ereignisse im Leben von Cläre reichen im Grunde genommen für zwei Leben. Als uneheliches Kind aus "gutem Hause" hat sie einen denkbar schlechten Start. Sie muss schon früh lernen, wie schwierig das Leben ist. Zeitweise lebt sie in einem Waisenhaus, weil ihre Mutter sie aus "Standesgründen" nicht selbst aufziehen kann. Den zweiten Weltkrieg erlebt Cläre von Anfang bis Ende, mit all seinen Grausamkeiten, die für ein Kind eigentlich nicht zu ertragen sind. Nach dem Krieg kommt sie schließlich der Arbeit wegen aus der Großstadt Bonn aufs Land, wo sie ihre große Liebe Franz kennenlernt. Anstatt ihr Leben nun unbeschwert genießen zu können, muss sie mehrfach miterleben, wie sich ihre Mutter versucht, das Leben zu nehmen. Eigene schwere gesundheitliche Probleme bringen ebenso immer wieder neue Rückschläge für Cläre...
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Dez. 2014
ISBN9783738666854
Ein Leben: Vom Stadtkind zur Bauersfrau
Autor

Cläre Moll

Cläre Moll wurde am 18.12.1931 in Dangast geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie hauptsächlich in Bonn. Mit 17 Jahren verschlug es sie dann aufs Land, nach Hückelhoven-Ratheim, wo sie eine Ausbildung in der Landwirtschaft absolvierte. In Ratheim lernte sie auch ihren späteren Ehemann Franz Moll kennen, mit dem sie bis zu seinem Tod über 50 Jahre lang verheiratet war. Cläre hat zwei Kinder und lebt immer noch in Ratheim auf ihrem eigenen Hof. Trotz ihres hohen Alters führt sie mit großem Engagement noch ihren kleinen Hofladen.

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    Buchvorschau

    Ein Leben - Cläre Moll

    Hofladen.

    Ich weiß nicht, wo ich am besten anfangen soll das Leben meiner Mutter und mein eigenes Leben zu erzählen. Am besten beginne ich mit meinen Großeltern Gustav und Sophie Födisch, die in Bad Neuenahr ein großes Hotel hatten: Hotel und Pension Hohenzollern. Meine Mutter Else Födisch wurde als drittes Kind am 3. Oktober 1904 geboren. Wann ihre Geschwister geboren wurden, kann ich nicht sagen. Ich hab sie wohl später alle kennengelernt. Walter, Richard, Else, Milly und Heinz waren der ganze Stolz ihrer Eltern, bis zu den schlimmen Tagen als meine Großeltern innerhalb von vier Tagen starben. Ich kann jetzt nur das erzählen, was meine Mutter mir erzählt hat. Meine Großmutter muss wohl einen geplatzten Blinddarm gehabt haben. Ob sie noch operiert worden ist wusste meine Mutter nicht, nur soviel, dass mein Großvater sie mit umgebettet hat und ihm Eiter an seinen Finger gekommen sei, in den er sich vorher geschnitten hatte.

    Als meine Großmutter innerhalb von drei Tagen dann gestorben war hat er nur gesagt „Was soll ich denn ohne meine Frau?" und ist am nächsten Tag auch gestorben. Ich glaube das wohl nicht, dass er so einfach gestorben ist. Da er ein sehr sensibler Mann war, nehme ich an, dass er Selbstmord begangen hat. Aber das sind nur Vermutungen meinerseits. Ganz Bad Neuenahr war bestürzt über den Tod zweier Menschen, die dort sehr angesehen waren. So blieben fünf kleine Kinder als Waisen zurück. Sie wurden auf fünf Familien verteilt. Milly, die zweitjüngste, wurde als einzige adoptiert, vom Regierungspräsidenten von Rheinland-Pfalz, Herrn Gerhard von Nasse und seiner Frau. Meine Mutter kam in eine Apothekerfamilie, dort war sie zwei Jahre, wurde aber von der Frau des Apothekers nicht gut behandelt, bekam öfters Schläge, weinte viel und vermisste natürlich sehr ihre Eltern.

    Sie wurde dann von zwei entfernten Tanten in Bonn aufgenommen, es waren Adele Gut und Caroline von Weyersberg.

    Da das Hotel in Bad Neuenahr verkauft wurde, es war in der Zeit der Inflation, bekamen die fünf Kinder keinen Pfennig. Es war eine schlimme Zeit. Kontakt hatte meine Mutter zunächst nur mit ihrem jüngsten Bruder Heinz, er wohnte in Oberkassel. Später aber mit allen Geschwistern.

    Meine Mutter wurde jetzt ganz liebevoll von den beiden Tanten, die wohl beide nicht verheiratet waren, großgezogen. Aus diesem Grunde wurde auch niemals über Aufklärung gesprochen, das war sowieso kein Thema in dieser Zeit, über Aufklärung sprach man einfach nicht. Sie ging in Bonn zum Lyzeum, machte ihren Abschluss mit „sehr gut". Anschließend ging sie ein Jahr in die Schweiz, zum Bruder von Tante Adele und dessen Frau, mit denen sie bis zu ihrem Tod korrespondierte und die ich auch kennengelernt habe. Meine Mutter machte eine Ausbildung zur Diätköchin. Den Abschluss machte sie auch wieder mit Bravour.

    Sie besuchte oft die Freunde Arno und Milly Backhaus aus Mannheim, Freunde aus der Jugendzeit. Das alles hätte sie nicht gekonnt, wenn sie die beiden Tanten nicht gehabt hätte. Eine Cousine meiner Mutter, die ihr sehr ähnlich sah, war in Ostfriesland verheiratet. Sie wohnte in Dangast im Kreis Varel, das liegt am Jadebusen. Dorthin wurde meine Mutter oft eingeladen. Sie ging dann für ein Jahr nach Berlin-Charlottenburg und lebte im Haus von Professor Rauff und seiner Frau, wo sie viele Menschen kennen lernte. Damals, 1930 wurde noch jeder mit Geheimrat, Hofrat, Kommerzienrat, Major, Rittergutsbesitzer und was es alles noch so an Titeln gab, angeredet. Doch danach blieb meine Mutter in Bonn bei den Tanten, die ja auch älter wurden und sie brauchten. Besonders Tante Caroline, die sehr schwache Nerven hatte und oft mit ihrem Leben nicht fertig wurde. Dies war eine große Belastung für meine Mutter, die auch nicht gerade die stärksten Nerven hatte. Mittlerweile war ihre Cousine in Dangast gestorben.

    Sie hinterließ Mann und zwei Söhne. Die Freunde in Mannheim hatten mittlerweile einen Sohn bekommen und wurden von meiner Mutter sehr oft besucht. Alle waren stolz auf den kleinen Werner. Meine Mutter fuhr dann noch mal nach Dangast zum Mann und den zwei Söhnen ihrer Cousine. Es kam dann wie es kommen musste, sie verliebte sich in den Mann ihrer Cousine, der ja nun Witwer war. Sie blieb nur ein paar Tage, fuhr dann aber wieder zurück nach Bonn. Ihre Freunde in Mannheim luden sie nach ein paar Monaten zu sich ein. Milly beguckte meine Mutter ein paar Mal und fragte „Kann es sein, dass Du in anderen Umständen bist? „Nein! sagte meine Mutter, „das kann doch nicht von einem Mal sein!" Sie gingen zum Arzt und er bestätigte ihre Schwangerschaft. Da sie ja nun überhaupt nicht aufgeklärt war, musste sie es ja den Tanten erklären. Aber wie? Als sie tränenreich alles erzählt hatte, musste meine Mutter ja nun zu meinem Vater, um es ihm zu sagen.

    Er war entsetzt, wollte mich auf keinen Fall, weil er ja schon große Söhne hatte. Meine Mutter sollte mich abtreiben lassen. Sie war natürlich zutiefst gekränkt und entsetzt. Die Schwester meines Vaters, die in Dangast ein großes Gut hatte, hielt zu meiner Mutter. Sie fuhr wieder zurück nach Bonn. In der damaligen Zeit war es undenkbar, dass ein Mädchen aus gutem Hause ein uneheliches Kind bekam. Der gute Ruf stand auf dem Spiel. Was sollten die Bekannten nur denken? Das war einfach unmöglich. So wurde dann entschieden, dass meine Mutter, sowie man etwas sehen konnte, zur Schwester meines Vaters nach Dangast fuhr, um mich dort zur Welt zu bringen. Am 18. Dezember 1931 war es dann so weit und ich wurde nach langen Stunden und vielen Mühen mit lautem Schreien geboren.

    Mein Vater, der in Dangast ein Hotel hatte und auch Kapitän auf größeren Fahrgastschiffen war, hat uns nie besucht und sich auch nicht um uns gekümmert.

    Aber meine Mutter bekam viel Besuch, und ihre Schwägerin hat sich sehr um uns bemüht. Meine Mutter war, wie es ja jede Mutter ist, sehr stolz auf mich. Sie hatte sehr viel Milch und hätte drei Kinder stillen können, so wurde eben abgepumpt und diese Milch bekam der Jagdhund meines Onkels. Die Milch schlabberte die Cora so gerne. Darum lag sie immer vor der Zimmertüre und wartete. Jetzt waren wir schon zehn Monate in Dangast. Meine Mutter wollte wieder zurück nach Bonn, weil die Tanten sie ja brauchten. Nun kamen wir wieder nach Bonn. Aber wegen dem Gerede der Leute musste sie mich weggeben. Zwei Straßen weiter von unserem Haus auf der Marienstraße war ein sehr gut geführtes Waisenhaus, dort wurde ich abgegeben, aber meine Mutter kam mich sehr oft besuchen und fuhr auch sonntags mit mir spazieren. Bis dann auf einmal die Bekannten fragten, mit was für einem Kind fährt denn die Else immer spazieren. Die Tanten erzählten dann die ganze Geschichte.

    Sehr viele hatten Verständnis für meine Mutter und sie durfte mich dann nach Hause holen. Dort wurde ich sehr liebevoll betreut, ich war dann der Mittelpunkt bei meinen Tanten. Oft kamen auch die Mannheimer zu Besuch, Werner und ich spielten im Garten unter der Aufsicht von Tante Adele. Sie hatte immer Angst dass etwas passieren könnte, denn wir waren ziemlich rau. Wir kletterten auf Mauern die unseren Garten einzäunten. Sie waren etwa 1,5 Meter hoch, so dass man immer Kontakt mit den Nachbarn hatte, und es wurde oft von Garten zu Garten erzählt. Rechts neben uns wohnten Goldkuhles, mit denen meine Mutter fast täglich redete. Wenn sie mal nicht da war, rief Frau Goldkuhle schon nach ihr. Es wurde eine lange Freundschaft. Oft kamen auch die Verwandten von Tante Caroline, die nur ein paar Häuser weiter wohnten, ihre Schwester Frau von Wrede und Frau von Rittershaus. Aber es waren eben alles nur ältere Menschen mit denen ich auch zusammen kam.

    Tante Caroline wohnte Parterre, wir wohnten mit Tante Adele auf der zweiten Etage und auf der ersten wohnte Familie Nagel, sie und er und die Tochter Lilo. Ein sehr nettes Ehepaar. Mittlerweile schrieben wir das Jahr 1935, und ich kam in einen Privatkindergarten. In diesem Jahr lernte ich auch meine Freundin Elly kennen, es begann eine Freundschaft, die nun schon 79 Jahre hält. Wir sehen uns leider nicht oft, aber telefonieren dafür umso mehr. Da ich immer verrückt war nach Tieren, spielte ich entweder Tiere vom Zoo oder Bauernhof. Ich lief auch gern auf allen Vieren, dann war ich Pferd oder Hund. Einmal war ich auf allen Vieren die Treppe zum Garten hinunter gelaufen. Auf einer Treppenstufe lag ein Flaschenboden mit einer scharfen Kante. Mit der linken Hand bin ich genau auf die Glasscherbe gefallen. Eine große, klaffende Wunde war das Ergebnis. Diese Wunde konnte man nicht nähen, weil sie so weit auseinander klaffte. So wurde meine Hand fest eingewickelt, damit sie besser zusammenwuchs.

    Die Kindergartentanten hatten ein sehr schlechtes Gewissen, entschuldigten sich sehr, aber das hätte nicht passieren dürfen. Nach zehn Tagen fiel ich unsere Treppe im Haus runter und die Hand war wieder auf. Es dauerte dann sechs Wochen, bis sie zugeheilt war. Aber ich spielte trotzdem weiter als Tier. Wenn ich mit meiner Mutter einkaufen ging, blieb ich bei jedem Hund stehen. Noch glücklicher war ich, wenn der große Brauereiwagen, gezogen von vier schweren Pferden dann stehen blieb. Ich hatte immer ein Stück Brot in meiner Tasche, das ich ihnen dann gab. Meine Mutter hatte immer Angst, dass so ein Pferd mich mal beißen könnte, aber das ist nie geschehen. Meine Liebe zu den Pferden ist bis heute geblieben. Jedes Hallenturnier, aber auch die Freilandturniere vom Frühling bis zum Herbst, sehe ich mir im Fernsehen an, wenn es die Zeit erlaubt. Wenn mich irgendeiner mitnimmt, fahre ich einen Tag nach Aachen. Der Geruch von Pferden, der durch das Stadion weht,… einfach herrlich.

    So verging meine glückliche Zeit im Kindergarten. Meine Freundin und ich spielten viel zusammen. Ich liebte die Freiheit, aber meine Mutter hatte immer Angst um mich und da durfte ich eben nicht raus. Tante Caroline hatte einen Bechstein-Flügel, sie konnte sehr gut Klavier spielen und ich sollte das auch lernen. Aber das war ja für mich Freiheitsberaubung. Ich wollte oder konnte nicht still sitzen. Nachher konnte ich wenigstens den Flohwalzer, die Tanten und meine Mutter haben dann gedacht, aus dem Kind könnte doch noch was werden. Ich habe zwar gerne gesungen und auch gepfiffen, aber Klavierspielen war nichts für mich.

    So kam dann langsam die Einschulung heran, Elly und ich, wir freuten uns auf die Schule, da wir ja zusammen eingeschult wurden und auch in eine Klasse kamen. Am 1. April 1937 war es dann soweit. Wir kamen nach Poppelsdorf, ein weiter Weg für uns Kinder. Wir hatten Rektor Heimann als Klassenlehrer. Noch konnten wir unbeschwert zur Schule gehen und die Kreuze hingen auch noch an der Wand unserer Klassenzimmer. Auch sagten wir morgens noch „Guten Tag, Herr Lehrer! und nicht „Heil Hitler!. Man sah jetzt schon vermehrt braune Uniformen, aber noch wusste man ja nicht, was in ein paar Jahren geschehen würde. Nach einem Jahr bekamen wir das erste Zeugnis, darauf stand dann „groß und „sehr groß, nicht wie heute „gut und „sehr gut.

    Wir haben sehr viel mit unserem Lehrer gesungen. Also Elly und ich waren gern in der Schule. Wir machten auch oft gemeinsam Hausaufgaben, ich ging dann zu den Eltern von Elly,

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