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Unser Schlüssel zur Ewigkeit: Roman
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eBook394 Seiten4 Stunden

Unser Schlüssel zur Ewigkeit: Roman

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Über dieses E-Book

Christian Schneider ist ein weltbekannter Physiker. Seine Vorstellungen von „Gott und der Welt“ entsprechen natürlich dem heutigen Mainstream.
Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in einer gut bürgerlichen und auch heilen Welt.
Doch der Schein trügt; denn vieles in seiner Welt ist in Wahrheit anders, als er vermutet.
Ganz unerwartet sieht sich Christian mit heftigen Problemen konfrontiert.
Durch einen schweren Schicksalsschlag, der seine eigene Existenz gefährlich bedroht, begibt er sich auf eine ungewöhnliche und spannende Reise in eine nicht für möglich gehaltene Welt, in der er allmählich lernt, sein Denken komplett infrage zu stellen.
Von bedingungsloser Liebe getragen, werden ihm ganz neue und folgenreiche Einsichten zu den Eckpfeilern seines Lebens und dem aller Menschen zuteil.
Seine Ansichten über Materie und Geist, Raum und Zeit, Mensch und Tier, Mann und Frau, Sünde und Strafe, Leben und Tod, und nicht zuletzt zu ‚Gott’ verändern sich grundlegend.
SpracheDeutsch
Herausgebervan Laack GmbH
Erscheinungsdatum21. Okt. 2015
ISBN9783936624274
Unser Schlüssel zur Ewigkeit: Roman
Autor

Walter van Laack

Prof. Dr. med. Walter van Laack ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin, Physiotherapie, Chirotherapie, Akupunktur und Schmerztherapie. Als Professor für Medizintechnik, Orthopädie und Grenzgebiete der Medizin ist er auch an der Fachhochschule Aachen, Campus Jülich, tätig. Durch mehrere "Außergewöhnliche Bewusstseinserfahrungen (ABE)" und wiederholte eigene Todesnähe befasst er sich seit Anfang der 1980er Jahre auch mit Nahtoderlebnissen, jedoch immer auf Basis naturwissenschaftlicher Forschung, sowie Grenzwissenschaften. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Existenz- und naturphilosophischer Bücher in deutscher und englischer Sprache. Prof. Dr. med. Walter van Laack is a specialist in orthopedics, trauma surgery, sports medicine, physiotherapy, chirotherapy, acupuncture and pain therapy. As a professor of medical technology, orthopedics and border areas of medicine, he also works at the Aachen University of Applied Sciences, Campus Jülich. Through several "Extraordinary Consciousness Experiences (ABE)" and repeated close to death, he has been dealing with near-death experiences since the early 1980s, but always on the basis of scientific research and border sciences. He is the author and editor of numerous existential and natural philosophy books in German and English.

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    Buchvorschau

    Unser Schlüssel zur Ewigkeit - Walter van Laack

    Laack

    1

    Plötzlich Blitze … viele Blitze. Ich sehe nichts, nur Blitze.

    Es blendet furchtbar… es ist unglaublich hell, Um mich herum viele Farben …

    Ein ohrenbetäubender Knall erschüttert uns zwei bis tief ins Mark.

    Was war das?… Wir taumeln …

    „Max, was ist los?"

    „Ich weiß nicht, lass alles los…

    … ich kann das verdammte Ding nicht halten …"

    Schwindel … unsere Herzen rasen, alles rast.

    Gedanken kommen und kreisen in Windeseile.

    Was nun, warum, wieso?

    Es ist wie ein Spielball in einer großen Spirale … mit Wahnsinnstempo … geht es abwärts…

    Freunde tauchen auf, die Geschwister, die Familie, Situationen aus der Vergangenheit …

    Es wird dunkel, höllischer Lärm, einfach furchtbar…

    „Max? Was ist? Sag was!"

    Dann, ein harter dumpfer Schlag, ein Rutschen, ein neuer Schlag, noch härter, noch ein Rutschen…

    Splitter überall, ein harter Schlag auf den Kopf, und es wird Nacht…

    2

    Heiligabend 2015. Es ist bereits abends nach neun.

    Am Aachener Stadtrand trifft sich Familie Schneider, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

    Die Schneiders sind eine typische Familie, wie es sie überall im Land gibt – oder doch nicht ganz?

    Schon seit meiner eigenen Kindheit feiern wir den Heiligabend stets in der Familie. Früher, als Kinder, waren meine jüngere Schwester und ich immer sehr aufgeregt, wenn dieser Tag nahte. Ich erinnere mich noch gut, wie wir am Tag davor nicht oft genug für unsere Mutter einkaufen und alles Mögliche sonst erledigen durften, nur damit die Zeit endlich schneller verging.

    Meine Eltern und wir beiden Kinder lebten in Köln, ja eigentlich so mittendrin. Und in unserem ‚Veedel’, dem kölschen Wort für Stadtviertel, gab es alles zu kaufen, ohne dafür weit laufen zu müssen.

    Schon seit langem lebe ich nun mit meiner eigenen Familie in Aachen. Das ist zwar nicht gar so weit weg von Köln und doch ganz anders. Von unserem recht großen Reihenhaus am Aachener Stadtrand wären die Wege für meine Kinder viel weiter gewesen.

    So sitze ich, der Physiker Christian Schneider – von allen schon immer nur Chris genannt – in meinem angestammten und auch schon etwas angestaubten Sessel unseres schönen Wohnzimmers, und meine Gedanken schweifen wie so oft recht weit in die Vergangenheit zurück. Mittlerweile bin ich Mitte Fünfzig und meine drei Kinder sind auch bereits erwachsen … na ja, so ziemlich jedenfalls.

    Meine zwei Söhne, Robert der ältere, genannt Bob, sowie Thomas, fast immer Tom genannt, haben beide schon fertig studiert.

    Bob ist jetzt 30. Bereits als Kind wollte er in meine Fußstapfen treten und wie ich Physiker werden. Schon in jungen Jahren war er fasziniert von den schier unendlichen Weiten unseres Universums und strebte deshalb danach, sich später einmal genauer mit seiner Geschichte vom Urknall bis in die ferne Zukunft zu beschäftigen. Noch in der Grundschule hat er mich mit seinen Fragen zu allem dazu regelrecht durchlöchert. Auf gemeinsamen Spaziergängen am Sonntagmorgen haben wir dann später häufig darüber diskutiert und auch viel zusammen fantasiert.

    Besonders Aliens hatten es ihm in seiner Jugend angetan. Und ich weiß gar nicht mehr, wie oft er sich als Kind den amerikanischen Science-Fiction-Film von ‚E.T.’, diesem drolligen Außerirdischen, angeschaut hatte. Aber es war ziemlich oft.

    Mein zweiter Sohn Tom ist nun 28. Im Gegensatz zu Bob zweifelte er in seiner Jugend an so manchem, was ich aus wissenschaftlicher Sicht über das Universum ihm und seinem Bruder erzählte. Immer versuchte er, hinter die Dinge zu schauen und glaubte, dort Vieles zu entdecken, was nicht ganz schlüssig sei.

    Tom war viel mehr an Philosophie interessiert. Daher gehörten zu seinem Steckenpferd mehr so typische Fragen wie: Woher kommt der Mensch? Was macht ihn aus und wohin wird er gehen? Später habe ich dann schon mal gekalauert, wohin man ginge, sei doch klar: Sein letzter Gang führe ihn ins Grab. Bob konnte darüber lachen, aber Tom fand das nie sehr komisch. Außerdem war Tom schon immer sehr musikalisch undwollte einmal Bandleader werden.

    Ich gebe zu, ich halte Musik und Philosophie mehr für brotlose Kunst, aber Tom geht ganz darin auf. Nicht dass ich grundsätzlich etwas dagegen hätte, ganz im Gegenteil, ich liebe vor allem klassische Musik und diskutiere auch gerne über philosophische Fragen. Aber zum einen glaube ich, dass sich mit beiden Bereichen – zumindest für die meisten – nur mühsam Geld verdienen lässt. Und zum anderen stehe ich auf dem Standpunkt, dass man zur Beantwortung von existenziellen Fragen um die objektiven Ergebnisse der Naturwissenschaften halt nicht herumkommt.

    Nach seinem Physikstudium an der hiesigen RWTH¹ promovierte Bob zunächst, bevor er nach München ging, wo er vor ein paar Jahren eine wissenschaftliche Assistentenstelle am Garchinger Max-Planck-Institut für Astrophysik bekam. Sein Kindheitstraum ging damit in Erfüllung. Bob beschäftigt sich seither mit allen Fragen rund um unser Universum.

    Tom ist trotz seines noch jungen Alters schon Dozent an der Musikhochschule in Köln, wo er auch studiert hatte. Tom spielt unter anderem Elektrogitarre und Klavier. Am liebsten jedoch spielt er Saxophon in einer Vier-Mann-Band. Damit ist er seiner Linie, die schon seine Kindheit prägte, treu geblieben.

    Ja, und dann ist da noch die ‚Kleine’: Lara ist unser Nesthäkchen und in diesem Jahr 18 geworden. Sie geht noch zur Schule und macht im nächsten Frühjahr ihr Abitur. Während Lara bei uns im Haus wohnt, sind Bob und Tom schon seit langem ausgezogen.

    Da Tom in Köln studierte, zog er bereits zu Beginn seines Studiums in eine ‚WG’ nach Köln. Aber auch Bob, der ja in Aachen studierte, hielt es für gut, schon früh seine eigenen Wege zu gehen und zog in ein kleines Appartement im Aachener Pontviertel, dem ‚Quartier Latin’ unserer Stadt. Dort treffen sich abends viele Studenten in einer der zahlreichen Restaurants und Gaststätten, die sich hier aneinander reihen.

    Unser Haus stand für sie beide jedoch immer offen.

    Meine Frau Helen, eine geborene Smith, ist genauso alt wie ich und gebürtige Amerikanerin.

    Nach Highschool und Junior College examinierte sie in Boston als Krankenschwester. Sie arbeitet auch hier noch immer in ihrem Beruf, inzwischen wieder voll, aber wegen der Kinder viele Jahre gar nicht oder nur in Teilzeit. Ihre Eltern und ihr älterer Bruder leben in den USA.

    Heute, an Heiligabend, sind wir Fünf alle bei uns zusammengekommen, worüber sich meine Frau Helen und ich sehr freuen. Bobs Freundin Jenny ist nicht dabei. Sie bleibt noch bis zum zweiten Weihnachtstag bei ihren Eltern in München, kommt aber später nach Köln, wo wir in diesem Jahr auch zusammen Silvester feiern wollen.

    Bei Tom weiß ich gar nicht, ob er liiert ist, und auch Lara hat wohl keinen festen Freund.

    Heute Abend hat Helen für uns ein besonders leckeres Essen zubereitet, eine knusprige Gans mit Klößen und Rotkohl. Na ja, typische Spießer werden einige sagen. Tatsächlich ist Gans zu Weihnachten Tradition in der Familie Schneider: Schon zu meiner Kindheit gab es sie immer an Weihnachten, damals allerdings erst am ersten Weihnachtstag. Zu Heiligabend machte meine Mutter dagegen traditionell einfache Gerichte, häufig zum Beispiel ‚Würstchen mit Kartoffelsalat’ oder Ähnliches. Aber eine knusprige Gans ist eine meiner Lieblingsspeisen, und alle anderen in der Familie mögen sie auch sehr gern.

    Früher fuhr die ganze Familie immer am ersten Feiertag zu meinen Eltern nach Köln. Doch leider sind sie schon beide verstorben: Mein Vater starb vor fast zehn Jahren und meine Mutter leider auch vor inzwischen drei Jahren. Im ersten Jahr nach ihrem Tod waren wir am ersten Weihnachtstag noch alle bei meiner Schwester in Bonn, und im Jahr danach kam sie dann mit ihrer Familie zu uns. Letztes Jahr und auch diesmal ist sie aber mit ihrem Mann über die Feiertage in Urlaub, da auch ihre beiden eigenen Kinder inzwischen aus dem Haus sind und wohl andere Pläne für Weihnachten haben.

    Deshalb ist in diesem Jahr alles anders: Wir bleiben zuhause. Bob und Tom wohnen über Weihnachten bei uns. An den beiden Feiertagen wollen sie alte Freunde in Aachen besuchen und sich vielleicht mit dem ein oder anderen irgendwo treffen und, wie ich so beiläufig hörte, auch mal ins Kino gehen.

    Wenn es das Wetter zulassen sollte, haben sie vor, einige Spaziergänge durch den ‚Öcher Bösch’ zu machen: So nennt man hier übrigens den herrlich weitläufigen Aachener Wald.

    Von Lara weiß ich nicht genau, was sie an den beiden Feiertagen vorhat, ob sie sich vielleicht ihren Brüdern anschließen oder bei uns bleiben möchte. Ich schätze jedoch, dass sie mit Bob und Tom herumtouren wird.

    Zwar weiß ich es nicht sicher: Aber ich habe mal ‚läuten gehört’, sie habe inzwischen einen Freund und würde ihn morgen treffen. Bei ihr bekomme ich das nie so richtig mit – eigentlich genauso wenig wie bei Tom. Viel Privates erzählen sie mir beide nicht – vielleicht ja auch nur mir nicht…

    Nach unserem köstlichen Abendessen sitzen wir Fünf gemütlich bei einem Glas Sekt zusammen, und es riecht förmlich nach weihnachtlicher Bescherung.

    In meiner Kindheit hätte man das erst so spät am Abend nicht machen dürfen. Vor lauter Aufregung wären meine Schwester und ich längst ‚explodiert’ gewesen, und unsere Eltern hätten uns sicher nicht mehr aushalten können. Auch als unsere drei Kinder klein waren, gab es die Bescherung immer schon am späten Nachmittag.

    Alle Geschenke liegen – eine weitere Tradition in unserer Familie – in allerlei buntem Geschenkpapier verpackt, gut verteilt unter dem Weihnachtsbaum. Manchmal ist auch darin das ein oder andere sorgsam versteckt. Dann schickt einer den anderen in lockerer Reihenfolge reihum zum Baum, sich dort etwas abzuholen. Dabei haben wir sehr viel Spaß: Gerne ziehen wir unsere Bescherung in die Länge, erzählen uns so manches, veralbern uns sehr oft gegenseitig, probieren ausgepackte Geschenke an oder aus und genießen einfach zusammen den Abend.

    Neben Geschenken, bei denen man sich wirklich etwas gedacht hat und mit denen man dem anderen eine echte Freude machen möchte, hält meist jeder von uns auch das ein oder andere ‚Nonsens-Geschenk’ bereit, einfach irgendetwas, was ihm einfiel, um jemand anderen damit zu foppen.

    So ‚entsorge’ ich auf diese Weise zum Spaß schon mal diverse Sachen, die mir im Laufe des Jahres an Werbegeschenken über den Weg gelaufen sind. Natürlich nehme ich gerne in Kauf, ähnlichen Nonsens zurück zu bekommen. Daneben aber gibt es, wie schon gesagt, auch wirklich Sinnvolles und Schönes.

    Regelmäßig steigert sich über den Abend allmählich die Spannung unserer Bescherungen wie bei einer guten Sinfonie.

    Auch diesmal sind wir gut drauf und haben viel Spaß miteinander und beim Auspacken. Nur Lara scheint mir ein wenig zurückhaltender als sonst zu sein.

    Eigentlich scheint bereits alles verteilt, ausgepackt, belacht oder bewundert, da bitten mich meine Kinder, doch noch mal zum Baum zu gehen. Natürlich folge ich ihrer Aufforderung, schaue mich dort um und suche, finde aber auf Anhieb nichts. So leiten sie mich – wie früher die Freunde untereinander beim ‚Renner’ am Kindergeburtstag, dem ‚Topfschlagen’, mit lauten Warm- und Kalt-Rufen in die gewünschte Richtung.

    Da ich aber immer noch nichts finde, amüsieren sie sich köstlich, und so laufe ich wieder und wieder um den Baum herum, mal heißt es ‚kalt’, mal wieder ‚warm’.

    Da, an einem Tannenzweig, tief im Baum versteckt, hängt noch etwas. Es sieht aus wie ein kleiner Schlüssel, silbern glänzend und nicht verpackt. Bei all dem vielen Baumschmuck – auch das mal wieder Tradition – ist er mir gar nicht aufgefallen.

    Ich greife nach ihm und wirklich – auf den ersten Blick ist es doch tatsächlich ein Schlüssel. Bei näherem Hinschauen entpuppt sich dieser aber als ein kleiner USB-Stick in Schlüsselform. Nach meinem Laptop brauche ich erst gar nicht zu suchen, Lara reicht mir schon ihren mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

    Auf dem Stick ist nur eine Datei. Ich klicke sie an und ein wunderschön gestalteter Gutschein öffnet sich.

    Ich bin ganz begeistert: Meine Kinder schenken mir damit einen einstündigen Flug über Aachen und das Dreiländereck mit einem kleinen Hubschrauber. Und das Tollste ist: Ich soll ihn sogar selbst fliegen. Klasse! Zuvor gibt es noch eine eingehende theoretische Unterweisung, und dann soll ich selbst Hand anlegen dürfen. Nie zuvor bin ich so ein Ding geflogen, und natürlich habe ich auch keinen Flugschein, weder dafür, noch für andere Fluggeräte.

    Als Jugendlicher bin ich wohl ein paar Mal in einem Segelflugzeug mitgeflogen. Ein Klassenkamerad, mit dem ich damals gut befreundet war, hatte bereits mit sechzehn den Segelflugschein erworben. Da musste ich natürlich mit, und er war stolz, seine Freunde mal mitnehmen zu dürfen.

    Einen Termin für den 5. Juni des nächsten Jahres, einen Sonntag, hatten sie auch schon festgemacht.

    Eine tolle Überraschung war gelungen. Schon jetzt freue ich mich riesig. Tatsächlich hatte ich mir das immer schon mal gewünscht. In großer Vorfreude umarme ich meine Kinder innig und bedanke mich bei ihnen und auch bei Helen ganz herzlich für alles.

    Dann stoßen wir mit unseren Sektgläsern zusammen auf ein frohes Weihnachtsfest und auf uns an.

    Natürlich weiß ich jetzt auch, warum mich Tom vor ein paar Wochen mal so beiläufig gefragt hatte, ob ich im Juni weg wäre. Er hatte noch vage in Erinnerung, dass ich irgendwann im nächsten Sommer auf dem Jubiläumskongress zum 100jährigen Bestehen der Internationalen Gesellschaft für Physik in New York den Festvortrag halten soll. Und er ahnte, damit wäre ich sicher monatelang vorher beschäftigt und hätte dann kaum mehr Zeit für irgendetwas anderes.

    Man hatte mich gebeten, anlässlich dieses weltweit bedeutenden Ereignisses über den aktuellen Stand der Kosmologie – mein großes Steckenpferd – zu berichten. Für mich ist diese Einladung sowohl eine riesengroße Herausforderung als auch eine besondere Ehre. Und sicher nicht nur einmal hatte ich meiner Familie bereits davon erzählt.

    Eine Stunde lang soll meine Festrede dauern. In dieser Zeit möchte ich einen Überblick über die neuesten Erkenntnisse zum ‚Urknall’, zu ‚kosmischer Inflation’, ‚Dunkler Materie’ und ‚Dunkler Energie’, ‚Schwarzen Löchern’, ‚Strings’ und vielem mehr geben, halt eine ‚Sicht auf die Welt im 21. Jahrhundert’.

    Natürlich soll mein Vortrag dabei so anschaulich wie möglich werden; denn schließlich werden dann auch die Partner der Kongressteilnehmer anwesend sein, und sie alle sollen ja ’was davon haben.

    Sehr viele namhafte Wissenschaftler aus der ganzen Welt werden dazu erwartet. Doch das Jubiläum ist erst im nächsten September – also noch reichlich Zeit bis dahin.

    3

    Als ich diesen Kongress im Familienkreis jetzt nur mal wieder kurz erwähne, hält es Bob für eine sehr gute Gelegenheit, mich zu einer weiteren Diskussion über ‚Gott und die Welt’ zu animieren – selbst an Weihnachten.

    Ich gebe zu, dass ich dann immer gerne mitmache. Normalerweise mischt auch Tom dabei gerne mit, aber heute hält er sich sichtlich zurück.

    Helen dagegen mag solche Diskussionen an Tagen wie diesen gar nicht, doch wenn es losgeht, steht sie dem machtlos gegenüber und verzieht sich meist.

    Auch jetzt geht sie mit verkniffenem Gesichtsausdruck in die Küche.

    Lara kramt derweil noch ihre Geschenke, hört dabei aber mit halbem Ohr zu. Doch auch sie scheint heute kein besonders großes Interesse zu haben, sich an unserem Gespräch aktiv zu beteiligen.

    Überhaupt scheint mir Lara in den letzten Tagen, ja eigentlich schon seit Wochen, des Öfteren abwesend, ja sogar ein wenig bedrückt zu sein. Wenn ich sie dann einmal frage, warum, ist sie sogar abweisend. Manchmal darf man sie kaum ansprechen und schon reagiert sie richtig mimosenhaft.

    Zugegeben, ich sagte eben zwar so salopp, ‚über Gott und die Welt sprechen’. Religiös bin ich jedoch nicht gerade. Schon seit langem ist ‚Gott’ für mich mehr eine Art Lückenbüßer für alles das, was wir heute noch gar nicht wissen oder naturwissenschaftlich nicht absolut sauber erklären können. Und meiner Ansicht nach werden die Lücken für einen Gott im Laufe der Zeit noch viel kleiner werden.

    Im Grunde habe ich es überhaupt nicht so sehr mit religiösen Dingen – ganz im Gegensatz zu unserer Tochter Lara und deshalb auch zu ihrem Leidwesen.

    Nicht nur, dass Lara sehr aktiv vor allem in der Jugendarbeit der Pfarrei in unserem Stadtviertel tätig ist und Kommunionsgruppen leitet. Aus meiner eher ‚atheistisch-agnostischen’ Sicht erscheint sie mir oft schon etwas zu dogmatisch.

    Okay, alle unsere Kinder wurden katholisch getauft, weil auch ich einmal katholisch getauft worden bin. Genauso hatte es mein Vater damals gerne gesehen, dass Helen und ich katholisch geheiratet haben. Wir beide hatten ja auch nichts dagegen.

    Im Gegensatz zu mir ist Helen zwar durchaus gläubig, aber nicht besonders streng. Ihre Eltern sind Mitglied einer amerikanischen Baptisten-Kirche, einer Art evangelischen Freikirche. Und in dieser Gemeinde wuchs Helen natürlich auch auf. Allerdings sind die Baptisten sehr tolerant und treten für Glaubens- und Gewissensfreiheit ein, so dass Helen von ihnen nicht an ihrer Zustimmung zu einer katholischen Hochzeit gehindert wurde.

    Ich aber, der ‚orthodoxe Naturwissenschaftler’, dazu noch ein auf diesem Planeten mittlerweile bekannter Physiker – quasi ein Vertreter des ‚härtesten Fachs der Wissenschaften’ – habe trotz meines religiösen Unglaubens bei alldem stets mitgemacht – allein schon des lieben Friedens wegen.

    An meiner eigenen Einstellung zu ‚Gott und der Welt’ hat sich damit bis heute jedoch nicht viel geändert.

    Warum auch? Bislang konnten wir Physiker am Ende eben doch noch alles irgendwie physikalisch erklären.

    Deshalb erkenne ich auch nach wie vor keinen Grund, warum das in Zukunft anders sein sollte.

    Besonders große Probleme habe ich mit dem ganzen ‚esoterischen Quatsch’, wie ich all das sogenannte ‚Übernatürliche’ bezeichne.

    Man sieht davon ja ab und an mal ’was im Fernsehen und liest darüber in Boulevardblättern.

    Aber, mal ganz abgesehen davon, dass mir selbst so etwas noch nie passiert ist: Immer wenn etwas einmal so schien, als könne es auch nur einen Hauch in diese Richtung gehen – schwups gab es dafür bald schon wieder ganz natürliche Erklärungen.

    Und last-but-not-least sind ja von einigen Kritikern alles Übersinnlichen sogar schon Millionenbeträge als Preisgeld für alle diejenigen ausgesetzt worden, die für ihre Behauptungen Belege beibringen können. Meines Wissens hat bisher jedenfalls noch kein einziger einen solchen Preis bekommen.

    Vor einiger Zeit las ich dann das erste Mal von Erlebnissen, die angeblich sehr viele Menschen gehabt haben sollen, als sie ihrem Tod recht nahe schienen: ‚Nahtoderfahrungen’.

    Ja, es gibt sogar Leute, die angeben, sogenannte ‚Nachtoderfahrungen’ gemacht zu haben.

    Als ob schon jemals einer tot war und dann wieder ins Leben zurückgekommen ist: Das scheint mir doch alles großer Blödsinn zu sein.

    Natürlich ist auch mir als medizinischer Laie klar, dass am Ende eines Lebens, also wenn man in den Tod hinüber gleitet, viel weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt, weil es nicht mehr genügend durchblutet wird. Von einem befreundeten Arzt weiß ich, dass das Gehirn dann recht schnell aussetzt und es in dieser Phase manchmal zu Halluzinationen kommen kann. Viele scheinen dann seltsame Träume zu haben. Bei manchen sollen sich außerdem sogar Glücksgefühle einstellen. Von Kampfpiloten, die in superschnellen Zentrifugen hohen Drehbeschleunigungen ausgesetzt werden, kennt man solche Erfahrungen. Dabei kommt es häufig auch zu sehr hellen Lichtempfindungen und sogenannten Tunnelphänomenen.

    Vielleicht hat uns die Natur damit ja auf ihre Weise noch eine Art ‚Weihnachtsgeschenk’ gemacht – ein letztes vor unserem Tod. Wir träumen dann von einer heilen Welt mit ganz viel Glück und wunderschönen Dingen, und danach ist plötzlich alles aus … und zwar endgültig aus.

    Der durch eine furchtbare Nervenkrankheit vom Kopf abwärts gelähmte und bekannte englische Physiker Stephen Hawking meinte einmal in einem Interview auf die Frage, ob er an ein ‚Leben nach dem Tod’ glaube: „Ich sehe das Gehirn als einen Computer, der irgendwann nicht mehr läuft. Es gibt keinen Himmel, kein Leben nach dem Tod für kaputte Computer."²

    Ich sehe das wohl genauso.

    Bob und ich tauschen uns schnell, aber intensiv, über den aktuellen Stand der Astrophysik aus. Aus einem extrem heißen und dichten Anfangszustand ließ der Urknall nach jüngsten Berechnungen vor ziemlich genau 13,7 Milliarden Jahren überhaupt erst Raum und Zeit entstehen. Seither dehnt sich das Universum immer weiter aus.

    Zunächst blähte sich in schier unvorstellbar kurzer Zeit eines vielleicht einen billiardstel Bruchteils einer Sekunde das Universum aus einem ‚Hauch von Nichts’ auf etwa Fußballgröße auf. Man nennt diese Phase der überlichtschnellen Raumausdehnung auch ‚Inflation’.

    Anschließend wuchs es in wenigen Hunderttausend Jahren auf bereits astronomische Größe heran. Viele Physiker rechnen diese Anfangszeit zum ‚Urknall’ dazu. Das Universum war bis dahin noch so heiß, dass es aus einem Plasma elektrisch geladener Atomkerne und Elektronen bestand, in dem die Strahlung aus der gegenseitigen Auslöschung von anfangs existierender Materie und Antimaterie ständig hin- und her gestreut wurde. Nach fast 400.000 Jahren waren aber Dichte und Temperatur des jungen Universums soweit gesunken, dass sich aus den Kernteilchen Atome bildeten. Zugleich breitete sich nun die Strahlung gleichmäßig in alle Himmelsrichtungen aus.

    Sie ist heute als ‚kosmische Hintergrundstrahlung’ im Frequenzspektrum der Mikrowellen nachweisbar.

    Im ganzen Universum besitzt sie eine überall ziemlich gleichmäßige Temperatur von ziemlich genau 2,73 Grad über dem ‚absoluten Nullpunkt’ oder 2,73 Kelvin. Diese Temperatur schwankt nur unvorstellbar gering, was durch Gravitation, also Schwerkraft, verursacht wird – also durch Anziehungskräfte, wie sie immer zwischen zwei beliebigen Massen herrschen. Auch die Schwerkraft ist durch den Urknall erst entstanden.

    Heute dehnt sich das Universum wohl immer weiter aus. Genau genommen streben nicht die Galaxien selbst auseinander, sondern ganze Galaxienhaufen fliegen immer schneller voneinander weg. Gerne vergleicht man das Universum mit einem Rosinenteig: Die Galaxienhaufen sind die einzelnen Rosinen. Wenn sich nun der Teig beim Backen aufbläht, driften diese immer weiter auseinander. Ein Ende der universellen Expansion, welches früher einmal diskutiert wurde, scheint es aber wohl doch nicht zu geben. Ganz im Gegenteil: Die Ausdehnung nimmt an Geschwindigkeit noch zu, wie wir mittlerweile wissen. Im Grunde ist das jedoch rätselhaft; denn eigentlich müsste die Schwerkraft aller Massen genau das Gegenteil bewirken und alles irgendwann wieder zusammen ziehen, so wie auch jeder Ball, den man auf der Erde in die Luft wirft, durch die Gravitation oder Schwerkraft der Erde wieder auf den Boden fällt. Deshalb scheint es eine Kraft geben, die wir bisher weder messen noch gar sehen können. Wir nennen sie ‚Dunkle Energie’. Sie sorgt für die immer schnellere Expansion des Kosmos.³

    Auf der anderen Seite ist aber selbst die gesamte sichtbare Masse im Universum viel zu klein, um zu erklären, warum etwa Galaxien nicht auseinander fliegen, wenn sie sich doch so schnell drehen, wie es der Fall ist. Durch jede Drehung entsteht schließlich eine Kraft, die der Schwerkraft entgegengesetzt ist, die Flieh- oder Zentrifugalkraft. Wir kennen das etwa von einer Schokoladenschleuder: Indem man Schokolade in Formen gibt, die dann anschließend geschleudert werden, entstehen die so beliebten, innen hohlen Osterhasen und Weihnachtsmänner. Daraus schließt man, dass es neben der sichtbaren Materie noch viel mehr Masse geben muss, die Schwerkräfte ausübt.

    Da wir sie aber ebenso weder messen noch sehen können, sprechen wir von ‚Dunkler Materie’. Nur damit lassen sich die tatsächlich zu beobachtenden Bewegungsmuster und Strukturen erklären.

    Wenn man sich nun das ganze Universum vor Augen hält, dann ist nur etwa 5% sichtbare Materie. Weitere 20% sind ‚Dunkle Materie’ und 75% müssen ‚Dunkle Energie’ sein.

    Auf diese Art und Weise lässt sich heute schon fast alles plausibel erklären. Somit braucht man auch Gott nicht: Ähnlich sagte es sogar schon vor über 200 Jahren der französische Mathematiker Pierre-Simon Laplace, als Napoleon ihn fragte, wo denn Gott in einem solchen wissenschaftlichen Weltbild noch Platz fände, „Monsieur, ich brauche diese Hypothese nicht."

    Tom hat lange Zeit teilnahmslos zugehört. Nun jedoch unterbricht er unser Zwiegespräch ziemlich mürrisch: „Seid Ihr euch da wirklich so sicher? Vieles davon scheint mir doch eher an den Haaren herbeigezogen und pure Spekulation zu sein. Manche dieser Thesen werden allein durch immer wieder neue Thesen gestützt, aber ohne jeden echten Beweis. Du selbst sagst, keiner kann bislang ‚Dunkle Materie’ oder ‚Dunkle Energie’ sehen oder messen. Kennst du einen Physiker namens Laughlin?"

    „Meinst

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