Sieg der Zufälle: Ein Krieg - zwei Geschichten
Von Klaus Jüttner
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Über dieses E-Book
Klaus Jüttner
Klaus Jüttner, geboren 1933 in Berlin, lebt heute in Oberbayern.
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Buchvorschau
Sieg der Zufälle - Klaus Jüttner
Mein besonderer Dank gilt
Aglaya von Reininghaus-Fickel für die Aushändigung der Niederschriften ihres Bruders Rüdiger von Reininghaus über die Erlebnisse während seiner Gefangenschaft und seiner Flucht. Sie war es auch, die mich immer wieder dazu aufforderte, meine Eindrücke und Erlebnisse in der Zeit von 1939 bis 1948 niederzuschreiben, was dann nach vierjähriger Reifezeit auch geschah.
Monika Steininger, meiner Lebensgefährtin, die anhand meiner Erzählungen die Idee zur Titelgestaltung hatte und das Titelbild gemalt hat.
Bodo Zieske, meinem Bruder und Hannelore Ludwig, meiner Schwester, die mich mit Fotoaufnahmen aus Berlin versorgten. Frauke Vangierdegom, die mich tatkräftig unterstützt und beraten hat.
All den Menschen, in Ost und West, die mir geholfen haben.
Widmen möchte ich dieses Buch meinen beiden Töchtern Ute Jungbauer und Gisela Neuwirth, geborene Jüttner.
Klaus Jüttner, Dezember 2009
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Mein Konfirmationsspruch
Meine Zeit in Krakau
Vater im Partisanen-Einsatz
Oma Malzbier
Leben in KLV-Lagern
Bomben auf Berlin
Zwei Wochen leben im Dunkel
Der Weg hinter die Front
Das Kriegsende
Ein Wunder im Trümmerhaufen
Mein Weg in den Westen
In Rekordzeit in die Freiheit
Meine schönste Schulzeit
Mein Weg zum Ich
Schlacht am Großen Weichselbogen
Gefangen im fernen Russland
Leben im Massenlager
Fast wie im Himmel
Marischka und Olga
Unternehmen Flucht
Endlich in Freiheit
Struppi, mein treuer Begleiter
Friedliche und sorglose Tage
Krautsuppe und Hirsebrei
Die Hälfte des Weges ist geschafft
Menschliche Wärme
Abschied von meinem treuen Freund
Wieder Gefangener
Noch einmal fliehen?
Zufall oder Schicksal?
Der Weg nach Hause
Vorwort
Zwei junge Menschen – der eine noch ein Kind, der andere ein junger Mann – haben die Wirren des 2. Weltkrieges überlebt und auch die Zeit danach gemeistert. Beide haben sich in eine bessere Zukunft geflüchtet, sind dem Tod durch Bomben, Kugelhagel und anderen Grausamkeiten dieser Zeit entronnen. Kennen gelernt haben sich diese beiden Menschen nie – und doch verbindet sie viel mehr als nur dieses Buch.
Der eine, Klaus Jüttner, wurde 1933 geboren und hat seine Erinnerungen an die Jahre im KLV-Lager, die Bombenangriffe auf , den Kampf um und in Berlin und seine Flucht in den Westen in diesem Buch niedergeschrieben. Nicht jede Orts- oder Zeitangabe kann heute genau überprüft werden, die Erinnerung kann und darf von der wahren Begebenheit ein Stück weit abweichen.
Der andere, Rüdiger von Reininghaus († 2001), wurde 1925 geboren und geriet 1945 in russische Gefangenschaft. 2001 starb er in Brasilien.
Posthum sind die Aufzeichnungen seiner Gefangenschaft und Flucht von Russland nach München in diesem Buch veröffentlicht.
War es Zufall, dass Klaus Jüttner die Schwester von Rüdiger von Reininghaus kennen lernte?
War es Zufall, dass er im zarten Kindesalter seine leibliche Mutter im zerbombten Berlin wieder fand? Oder war es Zufall, dass Rüdiger von Reininghaus seine Fluchtpläne einer ihm fremden Frau anvertraute, die ihm half, statt ihn zu verraten? Zufälle scheinen sowohl das Leben von Klaus Jüttner als auch das von Rüdiger von Reininghaus immer wieder gerettet zu haben. Gibt es sie überhaupt – die Zufälle? Oder ist unser Leben von Anfang an voraus bestimmt, ist jeder Schritt, den wir gehen, schon choreographiert?
Erfahren werden wir das wohl nie, doch die Hoffnung, dass Zufälle unser Leben zum Besseren gestalten können, gibt uns die Kraft, den nächsten Schritt zu gehen.
Möge Ihnen dieses Buch den Mut geben, weiter zu machen, sich selbst und auch andere Menschen nie aufzugeben. So, wie der kleine Klaus Jüttner seinen Weg unbeirrt gegangen und Rüdiger von Reininghaus nie den Glauben an ein Leben in Freiheit nie aufgegeben hat.
Mein Konfirmationsspruch
„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn. Er wird’s wohl machen", dieser Spruch, den mir Pfarrer Twisselmann zu meiner Konfirmation mit auf den Weg gegeben hat, hat mich mein ganzes Leben lang begleitet. Schon die Umstände meiner Geburt am 23. September 1933 und die anschließende Nottaufe im Oktober in einem Berliner Krankenhaus zeigen, dass der Herr mich von Anfang an auf meiner Reise begleitet hat.
Mein Konfirmationsspruch
Eine Reise, die immer aufregend und manchmal beschwerlich war. Vor allem meine Kindheit habe ich ständig auf Reisen verbracht – die wenigsten davon freiwillig, aber alle voller Abenteuer und Gefahren. Und immer habe ich Menschen getroffen, die mir geholfen haben, die mich in ihre Obhut nahmen, die mich beschützt und geliebt haben. All denen, auch wenn ich viele nicht einmal mehr namentlich nennen könnte, möchte ich danken. Mit diesem Buch möchte ich mein Ehrgefühl zum Ausdruck bringen, meine Hochachtung und meine tiefe Dankbarkeit.
Meine Zeit in Krakau
1939 – meine Eltern hatten sich längst getrennt und wurden in diesem Jahr geschieden, zeitweise mussten wir Kinder im Waisenhaus leben. Es war das Jahr meiner Einschulung.
Meine Schwester Hannelore lebte bei meiner Mutter und ihrem neuen Freund und späteren Ehemann. Mein Vater heiratete 1940 seine Frau, die aus Nürnberg stammte und die er auf dem Reichsparteitag, zu dem er dienstlich abgeordnet war, kennen gelernt hatte.
Die beiden wohnten auch in Berlin, in der Cotheniusstraße 19, da wo auch die Mutter meines Vaters, also meine Oma lebte. Ich war überwiegend bei meiner Oma. Die Häuser der Straße bildeten mit Vorder- und Rückgebäude sowie den Seitenflügeln ein Quadrat, in dem sich ein riesiger Innenhof mit wunderschönen Rhododendren befand. Dieser Innenhof sollte schon bald eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen.
Meinen Vater sah ich öfter als meine Mutter, denn zu ihr war mir jeglicher Kontakt verboten worden. Warum, das weiß ich bis heute nicht genau. Die Frage, was denn zur Trennung meiner Eltern geführt habe, stellte ich Mutter zwar später einmal, eine Antwort darauf erhielt ich aber nie.
Ich sollte kurz nach Kriegsbeginn zu meiner Mutter, meiner Schwester und deren neuem Mann ziehen. Denn Vater war ja einberufen worden und musste nach Polen. Seine neue Frau war bei der Polizei in der Vermittlung tätig und sollte ebenfalls nach Polen versetzt werden.
Einige Zeit vorher erinnere ich mich noch sehr genau an einen nicht sehr schönen Vorfall, der mich bis heute geprägt hat.
Mein Vater mit seiner neuen Frau und meine Mutter mit ihrem neuen Mann trafen sich auf der Straße vor dem Pantoffelgeschäft, Metzerstraße 42 am Senefelder Platz. Es gab auf offener Straße eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Ehepaaren. Grund war meine zukünftige Unterbringung. Eigentlich sollte ich ja zu meiner Mutter ziehen, doch ihr Mann lehnte ab, weil für mich kein Platz in der Wohnung sei. Vater meinte, er könne mich nicht aufnehmen, weil er ja nach Polen müsse. Die Streitigkeiten gingen hin und her und eskalierten.
Irgendwann ging Vater mit seiner Frau fort, auch meine Mutter mit ihrem Mann ließ mich einfach auf der Straße stehen. Da stand ich nun