Michael
Von Books on Demand
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Über dieses E-Book
Michael, dem sechzehnjährigen Teenager, fallen die ersten, eigenständigen Schritte in der Welt nicht leicht. Zu vage und verworren wirken Land und Gesellschaft, um seinen Bedürfnissen gerecht zu werden. Als sich sein bester Freund Thomas in dasselbe Mädchen verliebt, eskaliert die Situation. Michael nimmt sich eine Auszeit und startet eine Reise durch die Republik, mit der er so fremdelt. Ein moderner Entwicklungsroman über das Leben, kleine Erfolge und das Scheitern im Großen.
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Buchvorschau
Michael - Books on Demand
gewidmet allen helden
jenen, die jedes mal aufstehen,
und in den tag hineingehen
ohne sich morgendlich unter
der dusche zu ersäufen
Inhaltsverzeichnis
Kapitel I
Schatten
Sonnensterne
Abwesenheit
Sternenschatten
VERLORENHEIT
Der Vortrag
Behinderte im Alltag – Integration Leben!
Alltag
Erwachen
Inspired by life
Blutige Entscheidung
Stumme Verhandlung
Der Aufbruch in eine neue Welt
Reiselust
Letzte Version
Kapitel II - Ein knappes Jahr später
Ignorama
Abwegigkeit
Morgendämmerung
Liebe
Der Weg nach Hause
Todesmoment
Abschiedsbrief
Missionarisch
Leblose Grundsatzfaszination
Atemnot
Psychiatrische Unvernunft
Designerkultur zuerst
Endlose Morgenröte
Fernsehgelüste
Hüttenparty
Das Erwachen
Bergwanderung
Haremsphilosophie
Die Begegnung
Zauberer
Treibsand
Fanatismus II
Essenz
Widmung und Dank
Kapitel I
Schatten
„Es ist vorbei!". Ein Hall rau-forscher Stimme. Alles gegen den verfallenen Häuserblock. Ungewöhnlich. Lebloses Echo vervielfältigt sich tausendfach; verstummt zwischen den Wänden. Stille Verlorenheit. Eingekesselt. Verhüllt. Die Vögel wagen keinen Laut, selbst die Geister bleiben fern. Jäger laufen ins Leere.
Es ist eine dieser kalten Septembernächte. Vollmondzeit. Ein Schatten durchquert stolpernd die verfallene Ruine. Schwärze als fremdes Spiegelbild - kein Anhaltspunkt. Vorherrschende Atemnot im unnötig aufgewirbelten Staub.
Zwei Flaschen in beiden Händen. Wodka Schwarz und Rot. Es ist alles dabei. Die Gestalt wankend, suchend. Keine Witterung. Kurze Nächte überwältigender Schönheit. Das Gehen wird anstrengend. Heilende Qual. Die leeren Glasbottiche zu Boden geworfen. Tausendfaches Glitzern, als gleite man auf vergoldeten Rosen.
Ruhende Endlosigkeit spiegelt die Überheblichkeit in den Augen. Zitternd streift er sich die verklebten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Schweiß perlt von seiner Stirn, die linke Hand den Nacken umschließend. Unruhiges, unwillkürliches Zittern seiner Rechten. Begleitende, verschreckte Augen. Erloschen.
Betonte Gleichgültigkeit, den Blick gesenkt. Stets nur auf den nächsten Schritt gerichtet, als wolle er mit jedem Meter die Vergangenheit vergessen, ungeschehen machen. Unsicherheit. Keine Vision in den Himmel.
Die Gedanken kreisen. Verloren in Erinnerung und Wortspielerein. Kein Geplänkel. Je mehr er nachdenkt, desto fester die Überzeugung: Es war das Richtige, die einzige Möglichkeit! Kann nichts bereuen, kann nicht verurteilen, konnte nichts verhindern. Beschränkte Philosophie. Der Verfall in höhnisches Lachen. Eigener Sarkasmus – die Flucht nach vorne. Ein letzter verzweifelter Widerstand. Die Augen wieder entflammt im vergangenen Funkenflug. Es ist eine einsame Zündelei. Streichholzakrobatik. Die Kräfte reichen nicht aus – nicht mehr. Ausdruckslose Mimik. Verlogene Verlorenheit in ferner Heimatsucht.
Schlussendlich die Erschöpfung. Zusammenbruch. Bewegungslos bleibt er auf den taubedeckten Steinen liegen. Kein harter Aufschlag im gewohnt weichen Fall. Keine Regung, kein Lebenszeichen. Es ist vorbei.
Als die ersten Sonnenstrahlen zart über den Horizont streifen ist er verschwunden. Ohne Wiedersehen, ohne Kontakt. Bis heute.
Es ist Zeit.
Jetzt oder nie mehr.
Sonnensterne
Ein frischer Luftstrom durchströmt Michaels braunschwarzes Haar. Gepflegt ungewaschen. Grenzenlose Unmöglichkeit. Dieser Eindruck zieht sich durchs gesamte Erscheinungsbild. Kein Zufall. Ihm liegt wenig an einem makellosen Aussehen; hasst es, sich bis ins letzte Detail gestylt der Öffentlichkeit zu präsentieren. Kein Tier, im Sonntagsgewandt der breiten Masse zur Schau gestellt. Begaffend nach Markenklamotten bewertet zu werden - kein Interesse. Warum sich in der Gesellschaft tagtäglich beweisen; definieren. Sinnlos, sich selbst im Sekundentakt neu zu erfinden. Generell fällt es schwer sein Aussehen zu beschreiben. Auf dem ersten Blick würde ihn jeder 5-8 Jahre älter schätzen. Erste kleine Einkerbungen zieren sein unebenes Gesicht. Seine kurze, ständig verschnupfte Nase ebenso selbstverständlich wie hell flackernde Augen. Meist nur halb geöffnet. Gerade genug für die schwebende Mischung aus Trance und Wirklichkeit. Aber dennoch eigentümliche Anziehungskraft, der man sich kaum entziehen kann. Ein Blick in die glasklaren Augen genügt. Schattenspielerei, überraschendes Verlangen geborgen aus tiefstem Urgestein. Es ist unerträglich. Nahezu unnahbare Gefangenschaft – leere Versprechungen. Vielmehr als nur stupide Illusion – man müsste es selbst erleben. Die Begegnung dem Zufall überlassen.
Michael überlässt vieles der Kompassnadel. Schicksal auf höchster Ebene, nicht weil ihm alles egal bleibt. Ob er nun 500 Euro oder nur 5 Cent in der Tasche hat: Wen interessiert das schon? Auf Nullen gilt es zu verzichten. Ob nun mit Nike oder nicht durch die Straßen wandernd – das Gehen würde dadurch auch nicht einfacher. Man hätte auch nicht mehr Begleiter. Wenn es auch andere besorgt, Michael verschwendet keinen Gedanken. Er liebt die Abgeschiedenheit, liebt die Gedanken der Zeit, liebt das Vergessen. Er liebt das Leben, flirtet beherzt mit der Sinnlosigkeit.
Verschlagen stellt er sich an den Gehsteigrand; auf den Stadtbus wartend schweifen seine Augen in die ihm umringende Menge. Hier und da hat man eine Zigarette in der Hand. Eigene Präsentationstechnik umringt vom neidigen Freundeskreis. Wohin man auch blickt: Man steht überall auf gnadenlos perfekten Schuhen. Werben in eigener Person. Man ist etwas Besonderes. Eifrig unterhalten sich Gleichaltrige über wichtige Dinge des Lebens. Verdecktes Geheimnis offenbarter Zukunftsängste. Sein Interesse schweift ab.
Gedankenverloren schlendert Michael durch die Straßen der vergoldeten Stadt. Ein Zwang durch enge Gassen; im Versuch der Menschenmenge zu entgehen. Alleine zu sein, mit sich und der Welt. Unabdingbare Freiheit. Atemlos. Inzwischen schleckt Michael lustlos an einem Eis; vermutlich Pfirsich-Zitrone mit Schokoladenüberzug. Während er hier und da einen desinteressierten Blick in ein Schaufenster wirft, umschließen die Augen einzig und allein das verachtete Spiegelbild.
Im Grunde hasst er es. Eis, selbst in der heißen Jahreszeit hat ihn bisher nichts dazu bewogen. Kein vernünftiger Grund halb gefrorenes Fruchtwasser, eingekerkert im Zustand irgendwo zwischen Trinken und Essen. Wozu auch? Diente es zum Leben? Ein Teil von Glück? Kalte Zufriedenheit erkauft? Michael kann sich nicht mehr erinnern. Ungläubigkeit, strenger Blick auf seine Hand. Aber es ist ja auch egal, denn an diesem Tag sollte es anders sein. Dennoch kein Kniefall, er schmeißt es achtlos zu Boden. Kein Tritt, kein Sprung. Gleichgültigkeit.
Belanglose Sekunden prägen und verändern ein Leben. Kein Unterschied bei Michael. „Nie, erinnert er sich reumütig, „einfach nie...
. Ein altes, erloschen geglaubtes Feuer kehrt für kurze Zeit in seine Augen zurück, flammt auf. Verglimmt, weicht innerhalb von Sekunden im Geäst einer Glut trüber Melancholie. „Nie werde ich vergessen können. Allein die Tatsache, ich wäre an diesem Tag wie jeden Tag einfach gleichgültig nach Hause gegangen, allein dies macht den Gedanken unerträglich. Dennoch... Es hätte doch nichts geändert."
Michael verlässt selbstzufrieden den Bus; den blauen Himmel, mit dessen gebrochenen, schneeweißen Wolkenschwaden bewundert; seine Gedanken schweifen erneut ab; träumt den Traum, seinen Traum. „Michael? Michael!. „Wie? Was? Oh...
Eine Nachbarin reißt Michael unsanft, ungewollt, aus seiner Traumwelt in die Realität zurück. Michael in Ungewissheit. Grund zur Freude, unstillbare Momentdynamik, einen Smalltalk probieren, oder einfach weitergehen? Nach einer anfänglich übertriebenen Begrüßung versuchen beide ein Gespräch; scheint jedoch keines zu gelingen und bevor man vollends in Standardfloskeln verfällt; sich durch Schweigen und zu Boden gesenkte Blicke blamiert – getrennte Wegkultur. Bereits nach wenigen Augenblicken hat Michael diesen lästigen Zwischenfall vergessen. Wie vieles scheint ihm auch dies nicht wert, in Gedanken zu bleiben. Zaghaft schließt Michael seine Augen, lässt seine Traumwelt erneut aufleben; ein verzweifelter Versuch, auch wenn er sich selbst darüber noch im Unklaren ist. Eigenständiger Aktionismus dem Zeitgeist entkommend. Endlich weg von der „Keine Zeit zum Leben"-Einstellung. Kein Wunder von Anarchie, eher verzweifelte Rebellion der Freiheit. Endlich ein Sonnenblick purer Gedankenluft. Es ist zum Atmen zu schwer.
Gelangweilt schlendert er an einem Computerladen vorbei. Umringt von Bildschirmen, piepsende Effektdynamik. Braune Blutspritzer. Überall Zensur. Stillstand. Ein Text zum Lesen, ein Auswahlmenü.
„... life is over...
start again
quit and exit"
Pure Ironie.
Endlich hat Michael sein Lieblingscafé erreicht, lässt sich, wie jedes Mal, nachdem er verstohlen, verschämt die Eingangstür geöffnet hat, in einen Sessel fallen. Alle Blicke auf ihn gerichtet. Sekundengenauer Mittelpunkt. Nicht ohne Grund.
Endlich Entspannung. Ruhe vor dem Sturm. Wie immer sitzt er auf der Bank, Rücken gegen Wand. Der Hass auf Plastiksesseln zu sitzen - unbeschreiblich. Nicht aus Bequemlichkeit. Kraft der Symbolik.
Michaels Blick schweift in die Menge. „Menschenmassen, da glaubt man an Verallgemeinerung. Dabei doch alles Einzelschicksale. Unglaubwürdige Anzahl, alle nur wenige Meter von mir entfernt. Einen Atemhauch nah und doch weiß ich nichts von ihnen; nicht einmal ihre Namen. Indessen werden Pickel und schiefe Zähne enttarnt, während Hoffnungsträume im Untergrund dämmern. Es interessiert mich auch nicht." Ein Mann, nicht einmal zwei Meter von Michael entfernt, zündet sich eine Zigarette an. Es ist bereits die dritte innerhalb von fünf Minuten. Den Blick besorgt aus dem Fenster; Menschen; Frauen, Männer und Kinder huschen wie Schatten an ihm vorbei. Jeder ist auf seinem Weg Richtung Morgen. Ende unbekannt.
„Was darf’s denn sein? „Wie?
„Äh, ich wollt nur wissen, was du gerne trinken möchtest. Verhaltenes Lachen, einsame Grübchenbildung. „Du kannst natürlich auch einfach nur so dasitzen. Normal dürft ich das ja nicht sagen, aber bei dir...
„Ach, ist schon ok. Ich hätt’ gerne einen Eistee. Sie bleibt stehen, kein Anhaltspunkt. Gefrorene Steinskulpturen. Verwirrung, der Versuch die Situation zu retten. „Sonst... Sonst noch etwas? Vielleicht ein Eis? Eine Apfeltorte? Oder vielleicht doch lieber etwas anderes, wir haben da ziemlich gute...
; Michael vielsagende Blicke zuwerfend; ein scheues Lächeln ihre Lippen entstellend. „Danke, ein Eistee reicht mir. Mehr brauch‘ ich derzeit nicht zum Glücklichsein. Versuchte Tiefgründigkeit. Die Botschaft kommt an, härter als gewollt. Leicht gekränkt stolziert die 18jährige Bedienung zur Theke. Im Gehen wirft sie ihr blondes Haar provozierend zurück; einem scheinbar unbemerkten Blick folgend. Resignation in vorletzter Instanz, wieder kein Erfolg. „Wie kann man nur so stur sein? Jetzt versucht sie’s schon seit fast einem Jahr. Dabei weiß Sandy doch genau, dass ich für den Scheiß weder Zeit noch Lust habe. Liebe und Gefühle bringen nicht nur Blindheit; sie lassen einen wirklich verblöden. Und dafür bin ich mir ehrlich gesagt echt zu schade. Zum Glück...
Michael versinkt in Gedanken. Sein Notizblock liegt geöffnet vor ihm. Unmerklich leicht schwebend über Blättern. Ein Spiel. Linien zu Buchstaben, Wörter zu Botschaften. Leichtgängigkeit, kein Nachdenken. Wenn ich’s mir recht überlege... Im Grunde dreht sich doch alles in unserer Gesellschaft nur um Sex. Kein Unterschied. Überall versucht man ein Girl mit Standardfloskeln zu beeindrucken. Stolze Eitelkeit: Egal wo, wer oder wann man es probiert – das Ziel ist immer dasselbe. Irgendwie schon grotesk. Da sitzen wir nun rum in dieser Kapitalismusscheiße, umgeben von Hightech, Gentechnik und allen möglichen Erkenntnissen. Und dennoch sind wir stupide Gefangene dieses primitiven Urtriebes.
Michael wirkt deprimiert, als Sandy mit dem Getränk heranstolziert. „Sicher wird sie mir den Eistee wieder mit einem - ihrem - scheuen Lächeln der Augen; vielsagenden Blicken; näher als nötig auf den Tisch stellen. Wie immer voller Hoffnung." Michael irrt sich nicht
„Michael? Bist du’s? Bist heute aber reichlich spät dran. Übrigens, Frau Czyner hat angerufen. Sie würde gerne wissen, ob du wieder einmal zu einer Partie Schach Zeit hättest. Tu ihr doch bitte den Gefallen, sie hat doch sonst niemanden und... Stille. „Und? Was und?
„Ach nichts. War nicht so wichtig „Ok, auch gut.
Klare Gedanken, unruhige Luftvibrationen. Michael hat es im Gespür, unausweichlich. „Wie war es übrigens in der Schule? „Naja, wie immer halt. Großteils recht in Ordnung, nur die Alte nervt mich echt jeden Tag mehr.
„Ach du mit deinem ewigen Kleinkrieg. Ich weiß ja, dass du die Sprache