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Als die Sonne den Tag verließ
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eBook219 Seiten3 Stunden

Als die Sonne den Tag verließ

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Über dieses E-Book

Dies ist die wahre Lebensgeschichte eines jungen Mädchens aus Nordfriesland. Als sie im Alter von siebzehn Jahren ihren Freund bei einem Autounfall verliert, trauert sie Tag für Tag, Monate lang. Ihr Leben erscheint ihr sinnlos und leer. Geplagt von Depressionen und Schuldgefühlen versucht sie mit ihrem verstorbenem Freund Kontakt aufzunehmen. Sie beschäftigt sich fast ausschließen mit dem Tod, um herauszufinden ob sie ihn jemals wieder sehen wird. Ihr Leben bedeutet ihr nichts und sie flüchtet sich in die Drogenwelt. Gerade als sie sich ins Leben zurück kämpfen will, geschieht der nächste Schicksalsschlag. Und auch das soll nicht der letzte gewesen sein. Von all der Trauer zerfressen, flüchtet sie sich immer weiter in die Drogensucht. Doch sie findet zurück ins Leben.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum23. Sept. 2014
ISBN9783735729439
Als die Sonne den Tag verließ
Autor

Veronika Simonsen

Mein Name ist Veronika Simonsen und ich bin 29 Jahre jung. Über zwölf Jahre habe ich an diesem Buch geschrieben. Es ist meine Lebensgeschichte, die mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Ich hoffe, dass ich für mein weiteres Leben vom Leid verschont werde und weiterhin ein ruhiges und geregeltes Leben auf dem Lande führen kann.

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    Buchvorschau

    Als die Sonne den Tag verließ - Veronika Simonsen

    (UNBEkANNT)

    Vorwort

    Ich bin gerade siebzehn Jahre jung, als ich beginne, dieses Buch zu schreiben.

    Ich wohne mit meinen Eltern und meiner älteren Schwester in Nordfriesland, in einem kleinen Dorf nahe der dänischen Grenze, in einem alten aber schönen Haus. Das, was ich hier schreibe, ist mein wahres Leben, so wie ich es erlebt habe.

    Wenn man jung ist, sieht man jeden schweren Moment als den schlimmsten seines Lebens an. Auch ich kenne diese Momente nur allzu gut, doch gerade dann, wenn man glaubt, nach dieser schweren Phase sich wieder gefasst zu haben, kommt es noch schlimmer, viel schlimmer...

    Wie mein Leben begann…

    Ich weiß aus Erzählungen, dass meine Mutter in den ersten Wochen nach meiner Geburt keine besonders große Bindung zu mir hatte: sie fand mich dick und hässlich. Es gibt kaum Fotos von mir aus dieser Zeit.

    Aber die erste wirkliche Erinnerung, die ich an mein Leben habe, ist die, als ich in den Kindergarten kam. Ich hatte den Malwettbewerb gewonnen. Die Aufgabe bestand darin, ein Hochhaus mit vielen Fenstern auszumalen. Während ich auf jedes kleinste Detail achtete, malten die anderen Kinder das gesamte Blatt aus. Der Gewinn war ein Playmobil Krankenhauszimmer. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl unter den vielen anderen Kindern. Ich wollte nach kurzer Zeit nicht mehr in den Kindergarten gehen. Meine Mutter sorgte dafür, dass ich zuhause bleiben konnte. Meine sozialen Kontakte beschränkten sich somit vorerst auf meine Familie.

    Im Großen und Ganzen hatte ich eine gute Kindheit. Das habe ich zumindest immer geglaubt. Eigentlich gab es auch nichts auszusetzen, ich hatte viele Freiheiten. Wir waren viel draußen an der frischen Luft, fuhren mit unseren Fahrrädern, tobten im Wald oder kletterten auf Bäume. Die Sorgen der heutigen Eltern, wie z.B. schimpfende Nachbarn, Fehlverhalten der Kinder oder gar plötzliches Verschwinden, gab es bei uns in der Art nicht. Im Dorf schien alles friedlich. Dennoch weiß ich heute, dass mich damals schon vieles geprägt hat. Mein Vater ging, wie fast jeder Vater, werktags regelmäßig zur Arbeit. Er hatte selten Zeit für uns Kinder. Meine Mutter hatte ihren Job als Verkäuferin für meine Schwester und mich an den Nagel gehängt, als ich noch ein Kleinkind war. Von da an war sie Hausfrau. Trotzdem hatte sie nicht besonders viel Zeit für uns. Sie war viel im Garten und oft bei meiner Tante zum Kaffee trinken. Manchmal zwei bis dreimal täglich. Wahrscheinlich deswegen, weil meine Tante aufgrund ihrer schlechten Ehe viel Beistand benötigte. Außerdem litt meine Mutter an Migräne. Jeder, der so einen Fall in seiner Familie hat, weiß, was das bedeutet: Ruhe! Dass auch mich das Leid der ewigen Kopfschmerzen in absehbarer Zeit treffen würde, hatte ich natürlich zu der Zeit noch nicht erwartet. Aber ich hätte mich rücksichtsvoller verhalten.

    Als es so weit war und ich in die Schule ging, war ich oft auf mich allein gestellt. Wenn ich nach Hause kam, war ich allein. Keiner half mir bei den Hausaufgaben oder hatte ein warmes Essen gekocht. Für mich war das in Ordnung. Ich war gern allein. Aber ich wurde (wahrscheinlich unbewusst) zur Selbstständigkeit erzogen. Das ging so weit, dass ich Unterstützung und Hilfe im Schulbereich nicht mehr zulassen konnte und auch nur wenig soziale Kontakte zuließ. Ich hatte zudem Schwierigkeiten damit, in Gesellschaft zu essen und blieb lieber allein.

    Mit sechs Jahren wurde ich eingeschult. Und mit der Schulzeit fingen auch die Kopfschmerzen an, ich hatte sie eigentlich täglich. Ich denke, das hatte viele Gründe: die schlechte Luft im Klassenraum und im Schulbus, zu wenig Flüssigkeitszufuhr, Stress, Belastung…. Tag für Tag, und es wurde mit den Jahren immer mehr. Im Sommer war es noch schlimmer…

    Die Ferien und die Wochenenden verbrachte ich oft bei meiner Tante. Ich schlief bei meiner Cousine Marie, manchmal mit meiner Schwester, aber überwiegend allein. Wir spielten häufig mit ihrer Legostadt, mit Barbie oder waren auch bei ihr viel draußen. Ich war gerne dort, nur das gemeinsame Essen gefiel mir eben nicht.

    Mein Onkel spielte oft mit uns, er baute zusammen mit uns die Legostadt auf, fuhr mit uns baden oder tobte mit uns, aber er war sehr grobmotorisch. Als wir, zusammen mit meinen Eltern, bei ihnen im Garten gegrillt haben, ich denke ich war ca. sieben bis acht Jahre alt, bemerkte ich zum ersten Mal, wie Alkohol die Menschen verändern kann. Mein Onkel saß allein, mit einem Bier in der Hand, in der Küche, während alle anderen draußen aßen. Wir Kinder gingen zu ihm hinein. Er bat uns, den anderen nichts zu sagen, aber er hätte gerade „gekotzt". Ich weiß nicht warum, aber ich wusste sofort, dass es mit dem Bier zu tun hatte. In der nächsten Zeit wurde es immer schlimmer. Seine ständige Trunkenheit wurde mir mehr und mehr bewusst. Meine Tante und mein Onkel stritten sich immer häufiger und heftiger. Es war ein fürchterliches Gefühl, diese Veränderungen mitzuerleben und so hilflos zu sein. Meine Cousine tat mir unendlich leid. Meine Mutter verbot uns schließlich, bei ihm ins Auto zu steigen. Dieses Verbot brachte viel Unsicherheit und Angst mit sich. Ich wusste nicht, wie ich ihm das Mitfahren in seinem Auto ohne Angaben von Gründen verweigern sollte. Ich erinnere mich nur an ein einziges Mal, als ich es tun musste. Es war auf dem Schulweg nach Hause, er wollte mich schnell rum fahren. Doch ich lehnte ab und log, dass ich lieber laufen würde. Ich hatte stets Angst, wieder in solch eine Situation zu geraten und mich mit Unwahrheiten zu rechtfertigen.

    Meine Cousine und ich sprachen in unserer Kindheit gar nicht über das Thema Alkohol und ihren Vater.

    Erst später wurde mir so richtig bewusst, dass der Grund dafür, warum er stets für uns zum Laden fuhr, um Bonbons zu kaufen, das Bier war. Das der Grund für seine grobe Art, das Bier war. Dass der Grund, warum er stets die Namen von Sally und mir vertauschte, das Bier war. Dass der Grund, warum er meine Tante so häufig beleidigte, das Bier war. Und dass der Grund, warum ich seinen Bruder nicht leiden konnte, das Bier und der Jägermeister waren, den er täglich mitbrachte.

    In dieser Zeit entwickelte ich meine Einstellung und meine Abneigung zum Alkohol.

    Ich erinnere mich an einen Silvesterabend. Meine Schwester und ich waren mit unserer Tante auf dem Weg zu unseren Eltern zum Abendessen. Mein Onkel fuhr betrunken das Auto. Marie und mein Cousin waren ebenfalls dabei. Als meine Tante und mein Onkel anfingen sich zu streiten, weil mein Cousin nicht angeschnallt war, artete es völlig aus. Mein Onkel hielt am Straßenrand an und warf meine Tante aus dem Auto. Es war eine dunkle Straße ohne Beleuchtung. Ohne sie fuhren wir weiter. Ich war jung und empfand es als schrecklich, fies und gefährlich. Am liebsten hätte ich geschrien. Auch sie hatte etwas getrunken. Ich machte mir Sorgen, dass sie überfahren werden könnte. Als wir bei meiner Mutter ankamen, fuhr mein Großvater sofort los um sie zu suchen. Immer wieder sah ich zur Tür, bis sie endlich mit verweintem Gesicht vor uns stand.

    Meine Freizeit nach der Schule verbrachte ich zusammen mit meiner Schwester und den anderen Dorfkindern. Wir waren viel draußen, und taten eben das was alle Kinder und Jugendlichen (zu meiner Zeit) so taten. Da es keinen anderen Platz für uns Kinder gab, trafen wir uns auf dem Spielplatz. Später wurde der Spielplatz für uns gesperrt. Nur Kinder bis zu zwölf Jahren durften diesen betreten. Von da an trafen wir uns am Busunterstand, gleich neben dem Bäcker, wo wir immer ungern gesehen waren.

    Im Dorf gab es einen Jungen, dem ich in meinen Kindertagen zu Füßen lag. Ich schwärmte für ihn. Und er auch für mich, zeitweise zumindest. Schon früh musste ich erfahren, was es heißt, wenn ein Mann, bzw. ein Junge, zwei Frauen gleichzeitig „liebt. Das hat mir sehr viel Kummer gebracht, und schon früh habe ich das Gefühl der Eifersucht kennen gelernt. Ja, ich habe mich regelrecht ausnutzen und hintergehen lassen. Meine Enttäuschungen ließ ich stets in meinem Zimmer raus, indem ich mit Gegenständen um mich warf. Doch außer diesem Dorf gab es nichts für mich. Wir lebten so, als sei die Dorfgrenze das Ende der Welt. An den Tagen, an denen die Jungs im Dorf Lust auf ärgern" hatten, war ich immer zweite Wahl, gleich nach dem Jungen mit Übergewicht. Da wurde ich mal mit einem Kabel am Fuß durch den Wald gezogen, mit unreifen Mirabellen beworfen, oder es wurde auf meinem Schulranzen herumgesprungen. Zweimal bin ich von der Schule nach Hause gelaufen, einmal wegen dem Schulranzen und einmal wegen pausenloser Schubserei. Oft habe ich geweint, bin regelrecht ausgerastet. Doch, wie schon gesagt, es gab nur dieses Dorf. Vor meinen Eltern habe ich dieses Verhalten der Jungs viele Jahre verheimlicht, auch in Phasen der völligen Verzweiflung habe ich immer meinen Mund gehalten.

    Als ich nach der vierten Grundschulklasse in die Realschule wechselte, merkte ich schnell, dass die Welt größer war als nur unser Dorf. Ich lernte neue Leute kennen, ich verließ das Dorf und der Abstand zu meiner alten Clique wurde jeden Tag ein Stück größer, bis es schließlich nur noch der Ort war, wo ich mit meiner Familie wohnte und höchstens Mal zum Bäcker ging.

    Als ich nach zwei Jahren auf die Hauptschule wechselte, fand ich (mit dreizehn Jahren) einen neuen Freund. Ein Jahr waren wir zusammen, es war meine erste richtige Beziehung. Doch schon nach den ersten Monaten war das Feuer aus. Meine Zeit verbrachte ich damit, darauf zu warten, dass er sich melden würde, meistens vergeblich, bis ich schließlich herausfand, dass er neben mir bereits eine andere Freundin hatte. Da war es vorbei. Wieder war ich allein und verzweifelt. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens, dachte ich. Ich war Erschrocken darüber, wozu gewissenlose Menschen fähig sind. Von da an traf ich mich mit meiner besten und einzigen Freundin Denise; wir waren ständig zusammen. Aufgrund dessen, das sie einige Probleme mit ihren Eltern hatte, schlief sie auch öfters bei mir.

    Meine erste große Liebe

    Es gab kaum Verbote in meiner Familie, denn das Vertrauen war sehr groß.

    Mit vierzehn Jahren lernte ich Stefan auf dem Tondern Festival in Dänemark kennen. Er war gerade achtzehn Jahre alt geworden, blond und sehr sympathisch. Ich ging so über den Platz, als ich Stefan auf dem Fahrersitz eines VW Busses sitzen sah. Er schaute aus dem Fenster und sah mich an. Er war ein Freund meiner Schwester Sally. Ich hatte schon etwas getrunken und war auf der Suche nach einem Bekannten. Da ging ich zu ihm ans Fenster und meldete mich bei ihm ab, als sei er mein Vater. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, und sofort fragte er, ob er noch einen bekäme. Den bekam er. Dann ging ich weiter. Später trafen wir uns wieder und liefen gemeinsam über den Platz. Wir lachten, redeten und aßen eine Margaritha Pizza von seinem letzten Geld. Spät nachts brachte er mich zu dem Bus eines Kollegen, in dem ich schlafen sollte. Ich schlief sofort ein. Als ich morgens aufwachte und zur Toilette ging, sah ich, wie er in seinem roten VW Golf auf dem Vordersitz schlief. Als ich von der Toilette zurückkam, stand er plötzlich vor unserem Bus. Ich hatte ein dickes Grinsen im Gesicht. Da er selber noch nicht fahren durfte, fuhren wir ihn schließlich nach Hause. Mit seinem Humor verging die Fahrt wie im Flug.

    Die nächsten Tage sollte Sally mich immer von ihm grüßen, und ich fuhr immer häufiger mit ihr ins Nachbardorf, in der Hoffnung ihn zu treffen.

    Am Wochenende ging ich mit meiner Schwester auf eine Party ihres Freundes Basti. Stefan war auch da und gab sich richtig Mühe, mich kennen zu lernen. Obwohl wir uns gut verstanden, kannten wir uns kaum. Alkohol war schon damals nichts für mich; nicht nur dass ich nicht viel vertrug, die anschließenden Tage waren stets der Horror mit endlosem Erbrechen. So trank ich immer nur sehr wenig. An diesem Abend ging ich mehrmals mit einem vollen Glas hinter den Schuppen und kam mit einem fast leeren Glas zurück. Niemand bemerkte mein absichtliches Verschütten der für einige fast schon heiligen Sternmarke. Mit Stefan verließ ich die Party, um in seinem Bus zu übernachten. Schnell schlief ich ein, und als wir am nächsten Morgen aufwachten, sahen wir, dass sich unbemerkt noch zwei seiner Freunde zu uns gelegt hatten. Früh schon fuhr ich nach Hause, denn es war mir irgendwie unangenehm, wenn er mich nach einer Party so verschlafen und ungeschminkt gesehen hätte. Ich dachte oft an ihn.

    Einige Tage später hatte ich in unserem Dorf auf dem Feuerwehrflohmarkt einen Verkaufsstand. Wir hatten vereinbart, dass er mich dort besuchen würde. Ich trug eine weiße, viel zu lange Stoffhose, die aufgrund des nassen Grases am Morgen bis zu den Kniekehlen durchnässt und schmutzig war. Besonders schön sah es nicht aus. Hin und wieder sah ich zur Auffahrt hoch, ob er kommen würde. Und er kam tatsächlich vorbei, mit leider viel zu wenig Zeit. Aber wir verabredeten uns für den nächsten Tag am Abend. Er wollte zu mir nach Hause kommen. Ich war total aufgeregt und versuchte mich besonders schön anzuziehen. Vor Aufregung lief ich immer wieder durchs ganze Haus. Mein Zimmer blitzte bald in allen Ecken so räumte ich auf. Immer wieder hörte ich dasselbe Lied Blue von Eiffel 65. Dann endlich hatte das lange Warten ein Ende, meine Tante hatte ihm die Tür geöffnet. Er hatte sich ein rot kariertes Hemd angezogen und ich war total erstaunt, dass ein achtzehnjähriger junger Mann sich ein Hemd anzog. Er sah sehr gut aus, er hatte sich richtig hübsch zu Recht gemacht. Ich erinnere mich daran, als ob es erst gestern gewesen wäre. Er schrieb mir später seine Adresse auf und fragte nach meiner, denn er müsse ja wissen, wo er den Heiratsantrag hinschicken solle. Bis in die Nacht war er bei mir. Ich erzählte ihm, dass meine Eltern nichts dagegen hätten, dass er so lang bei mir sei; jedoch wusste ich, wie sie vor Wut kochten. Als wir beide schon fast einschliefen, war es jedoch Zeit für ihn zu gehen. Unten an der Haustür gab er mir den ersten Kuss. Seit diesem Tag waren wir ein Paar. Es war kurz vor meinem fünfzehnten Geburtstag.

    Eine Woche später fuhr er mit seinem Vater und seinem Bruder nach München zum Oktoberfest. Dort wurde natürlich viel getrunken. Er rief immer wieder bei mir an, und wenn ich nicht zu erreichen war, rief er auch bei meiner Freundin Denise an, ob sie wüsste, wo ich sei. Er sagte mir dass er mich über alles liebe, dass er so gerne alles für mich tun würde und dass es ihm leid täte, dass er jetzt nicht bei mir sein könne. Wir waren doch erst kurze Zeit zusammen, und ich bedeutete ihm schon so viel. Durch die Einkaufsstraße rief er Ich liebe meine Freundin, so glücklich war er. Wenn es auch manchmal schon sehr extrem war, nach nur so kurzer Zeit, fand ich es doch sehr rührend. Wir hatten etwas Unzertrennliches.

    „Liebe ist ein seltener Gast,

    halte sie fest wenn du sie hast!"

    (Unbekannt)

    Stefan war in der Lehre zum LKW – Fahrer bei Transit Transport und ich ging noch zur Schule. Seine Freunde waren alle ein paar Jahre älter als ich, aber ich verstand mich nach einiger Zeit recht gut mit ihnen; trotzdem fühlte ich mich in ihrer Gegenwart unwohl.

    Wir waren sehr glücklich und haben uns jeden Tag gesehen und telefoniert, auch wenn es hin und wieder Streit gab, weil ich immer sehr eifersüchtig war und er manchmal einen über den Durst trank. Vielleicht war ich auch ein wenig zu jung, in der Pubertät und es fehlte mir an Selbstbewusstsein. Auf jeden Fall hatte er es bestimmt nicht immer leicht mit mir. Ständig war mir alles peinlich, und ich habe mich in gewissen Situationen sehr unreif verhalten. Ich wünschte, ich wäre älter gewesen. Trotzdem liebte Stefan mich über alles, er hat immer alles für mich getan. Er schrieb mir die süßesten Briefe, und wenn er auf LKW Tour war, rief er mich jede Nacht an. Wir redeten dann einfach nur. Wenn er nachts anrief und ich es nicht gehört hatte, war ich morgens sehr traurig und unruhig. Er war meine erste große Liebe und gleichzeitig mein bester Freund.

    Die meiste Zeit haben wir uns sehr gut verstanden und haben fast alles zusammen gemacht. Wenn wir nicht gerade zusammen auf dem Sofa lagen, sind wir einfach mit seinem Auto irgendwo hingefahren, nur zum Spaß. Wir fuhren zu seiner Firma um ein Foto von ihm und einem LKW zu machen, nur eins, nicht zwei oder drei, nein nur eins. Wir haben im Garten Badminton gespielt, sind baden gegangen oder Tandem gefahren. Einmal fuhren wir zusammen an den Strand und gingen spazieren. Es war wunderschön. Dabei fand er zufällig eine Flaschenpost, die er zurück ins Wasser warf, weil er sie leider nicht lesen oder gar beantworten wollte. Wir konnten zusammen lachen und er gab mir stets das Gefühl, das wichtigste und größte für ihn zu sein.

    In seiner Familie habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Seine Mutter lebte mit ihm und seinem Bruder allein. In ihrem Haus war es stets urgemütlich, in den Ecken

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