MEIN MALTA: Gestern und heute
Von Anke Jablinski
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Über dieses E-Book
(Aus dem Kapitel "Andacht und Zeremonie")
"›Mein Malta – gestern und heute‹ […] ist ein Reisebuch der besonderen Art, persönlich und ›kulturhistorisch‹. Die Autorin bereist Malta seit Mitte der achtziger Jahre regelmäßig, feierte 2015 ihr sechzigstes" und 2019 ihr vierundsechzigstes "›Malta-Jubiläum‹. Man kann spüren, dass Anke Jablinski sich mit Haut und Haar und ganzem Herzen den Inseln Malta, Gozo und Comino verschrieben hat." Die Titel der vierzehn Kapitel des Buches – "Eine Märchenstadt bei Vollmond", "Andacht und Zeremonie", "Hafen der Winde" – sind so poetisch wie das Erlebnis des kleinen Archipels: Anke Jablinski hat auch Gedichte über Malta geschrieben hat, die sie ›Liebeserklärung an einen Inselstaat‹ nennt.
"Die Autorin geht von einer ihrer vierzehntägigen Reisen aus, und bringt uns die schönen und reizvollen Orte nahe. Bestimmte Plätze, Orte und Städte führen […] in die interessante Geschichte Maltas, die von dort aus historisch fundiert und gründlich recherchiert erzählt wird. Mit Neugier und Staunen folgt man der Autorin zu den außergewöhnlichen Festen der Insel und den Spuren des Apostels Paulus, zu den Festungen der Malteserritter und in das mysteriöse ›Hypogäum‹, und vor allem zu den einzigartigen Megalith-Tempeln, einem Thema, dem sich Anke Jablinski als Studentin der Ur- und Frühgeschichte besonders angenommen hat."
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Buchvorschau
MEIN MALTA - Anke Jablinski
Anke Jablinski
MEIN MALTA
Gestern und heute
ErlebnisMalta 1
Anke Jablinski
MEIN MALTA
Gestern und heute
ErlebnisMalta 1
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
©dieser Ausgabe: Dezember 2019 | Mai 2024
p.machinery Michael Haitel
Titelabbildung, Fotos & Illustrationen: Anke Jablinski
Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda
Lektorat: Michael Haitel
Herstellung: global:epropaganda & Bookwire GmbH, Frankfurt (Main)
Verlag: p.machinery Michael Haitel
Norderweg 31, 25887 Winnert
www.pmachinery.de
ISBN des Paperbacks: 978 3 95765 179 2
ISBN des Hardcovers: 978 3 95765 176 1
ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 911 8
Anke Jablinski
MEIN MALTA
Gestern und heute
Vorwort Prolog Zufluchtsort Malta Malta – ich kann dich riechen! Andacht und Zeremonie Ihr warmen Steine Auf den Spuren des St. Paul Valletta Trabrennbahn 8. September Der lustige Malteser Hafen der Winde Ein tierischer Nachmittag in Marsaxlokk Eine Märchenstadt bei Vollmond Im Untergrund Von Honig und Salz Ausflug auf die Kümmelinsel Comino Reise in die prähistorische Zeit Gozos Überfahrt nach Gozo Riesen, Mythen und Legenden Magic Spurensuche Kommen und Gehen der Tempelmenschen Einst weinte ich Every Little Path | Jeder kleinste Pfad Zeittafel – ein Überblick Quellenverzeichnis At last … Vita
Für Hilde und Christoph.
Ich danke Maltas Botschafter in Deutschland, Herrn Dr. Albert Friġġieri, B.u.Ch. Launer von der Deutsch-Maltesischen Gesellschaft zu Adenau und meinen langjährigen Freunden Inge und Renzo.
Merħba! heißt: Willkommen in Malta! Blick von Valletta über den Grand Harbour auf das Fort St. Angelo in Birgu (Vittoriosa).
Vorwort
Anlässlich meines vierundsechzigsten Aufenthalts auf dem maltesischen Archipel innerhalb der vergangenen zweiunddreißig Jahre habe ich den Entschluss gefasst, dieses Buch erneut zu veröffentlichen. Es liegt nun in überarbeiteter und aktualisierter Form vor, mit zahlreichen Fotografien und selbst gemalten Bildern, mit Fußnoten und Gedichten.
Eine frühere Ausgabe des Buches trug den Titel Zufluchtsort Malta und führte angesichts der Flüchtlingsströme nach Europa auf Lesungen zu Verwirrungen und Missverständnissen. Das Thema Flüchtlinge wird hier jedoch nicht behandelt.
Der Titel hatte vielmehr eine doppelte Bedeutung. Malet, der phönizische Name für Malta, bedeutet Zufluchtsort oder sicherer Hafen. Und Malta stellte für mich über Jahrzehnte hinweg eine Art Zufluchtsort dar, wenn ich nach viel Arbeit, Lautstärke, Hektik und Stress in der deutschen Hauptstadt den maltesischen Archipel bereiste.
Die allererste Version habe ich in den Jahren 1992–1994 zu Papier gebracht und hatte 1995 auch sogleich einen geeigneten Verlag gefunden. Nachdem bereits die Vorschau herausgekommen war, blieb der Verlag jedoch in seiner damaligen Form nicht bestehen. Der Druck meines Buches wurde gestoppt. Da es nicht in eine der vielen Reisebuchreihen passte, sondern »zu eigenwillig« war, wie ein Lektor es ausdrückte, war es schwer, einen geeigneten Verleger zu finden.
1998 hatte ich trotzdem einen Verlag gefunden und wieder kam etwas Unvorhergesehenes dazwischen!
Ich stellte das Buch seitdem auf Lesungen vor und es kam immer gut an. Als ein dritter Verlagsvertrag jedoch auch noch platzte, entschied ich mich schließlich für den Selbstverlag.
2009 erschien endlich »Zufluchtsort Malta. Ein persönlicher Reiseführer«, gefolgt von einer ersten Überarbeitung unter dem Titel »Mein Malta – gestern und heute«.
Ich bereise die Inseln Malta, Gozo und Comino seit Mitte der 1980er-Jahre. Vor allem die Hauptinsel Malta hat sich nicht nur von den 80ern zu den 90ern sehr verändert, sondern noch wesentlich stärker in den letzten zwanzig Jahren. Man könnte mitunter meinen, Malta habe seinen einzigartigen Charakter längst verloren, aber es ist immer noch möglich, das Ursprüngliche zu finden, wenn man die Augen nur offen hält und sich fernab vom Massentourismus und von den zusammenwachsenden Städten im Osten des Landes bewegt.
Malta ist 2004 der EU beigetreten und hat seit 2008 den Euro als Währung¹. Schon seit vielen Jahren gibt es größere und besser ausgebaute Straßen, die Anschnallpflicht, viel weniger Oldtimer zu sehen und stattdessen wesentlich mehr Ampelanlagen². Die vielen Roundabouts, durch die sich früher der Autoverkehr auch ohne Ampeln gewissermaßen von selbst regelte, scheinen beinahe schon der Vergangenheit anzugehören. Die alten Leyland- und Bedford-Busse wurden im Jahr 2011 aus dem Verkehr genommen und durch neue Fahrzeuge ersetzt. Erste Wolkenkratzer ragen in den Himmel: Vorreiter war der Portomaso-Tower in St. Julian’s (San Ġiljan), der im Jahr 2001 neben der ebenfalls neu gestalteten Hilton-Anlage gebaut wurde und bei der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt ist. Etliche andere sind bereits in Planung.
Einer der grünen Oldtimerbusse, die in dieser Lackierung bis 1995 im Einsatz waren. Danach waren sie auf der Hauptinsel gelb, auf Gozo zunächst rot, später grau – und 2011 wurden die Oldtimer endgültig gegen neue Fahrzeuge – darunter auch Gelenkbusse – ausgetauscht.
Meine Lieblingstempelanlage Mnajdra, von der der Westtempel mit 5700 Jahren einer der ältesten der Welt sein dürfte (und dafür viel zu unbekannt ist!), wurde seit den 1990er Jahren arg gebeutelt. Im Jahr 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, zerstörte ein Orkan im Jahr 1994 einen Teil der Anlage. Da die Tempel damals nicht eingezäunt waren, wurden sie mehrmals von Vandalen zerstört, einmal so schwer, dass der Anblick des Westtempels erschütternd war. Im Jahr 2009 wurden die Tempelanlagen von Mnajdra und die benachbarten von Ħaġar Qim schließlich zum Schutz mit einer permanenten Zeltkuppel überdacht, die alles andere als schön, aber nützlich ist. Der Zauber, der einst von den Steinen ausging, ist seitdem allerdings kaum noch wahrzunehmen.
Die prähistorische, unterirdische Kultstätte namens Hypogäum sollte ebenfalls geschützt werden und wurde zur Besichtigung umgestaltet. Auch hier steht der Sinn und Zweck des Umbaus dem einst so faszinierenden Erlebnis gegenüber, bei dem ein Mann uns alleine und nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet durch die dunklen, in den Stein geschlagenen Kammern führte.
Die Bastionen von Valletta, Mdina und der Zitadelle auf Gozo wurden und werden restauriert. Auch das ist sicherlich erforderlich und richtig, und trotzdem passen die neu gestalteten Mauern mitunter nicht in das Bild, wie auch die modernen, protzigen Tore und Häuser inmitten der verzierten alten Gebäuden aus gelbem Kalkstein verstören.
Leider ist auch ohne menschliches Zutun das Wahrzeichen von Gozo, das Azure Window (Tieqa Żerqa), während eines Sturms am 8. März 2017 eingestürzt. Die White Rocks-Apartmentanlage, so wie einige im Text erwähnte Restaurants, gehören auch schon lange der Vergangenheit an.
Wie wir es aus anderen Mittelmeerländern schon kannten, wurde auch Malta nicht von Bauwahn, schlechter Planung und Korruption verschont. Malta steht seit einigen Jahren sehr in der öffentlichen Kritik, nicht nur seit dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia, sondern auch schon vorher wegen dubioser Auslandskonten (Panama Papers), der Möglichkeit des Kaufs der maltesischen Staatsbürgerschaft durch Investitionen von insgesamt 1,15 Millionen Euro und deren Folgen wie Geldwäsche, Drogenhandel und Prostitution. Malta wird auch immer wieder kritisiert, weil Rettungsschiffen mit Flüchtlingen an Bord das Anlegen in den Häfen verweigert wurde. Unbedingt zu bedenken ist aber die Tatsache, dass Malta über eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt verfügt, nämlich über 1370 Einwohner pro Quadratkilometer! Auch ohne Flüchtlinge wird es langsam eng auf Malta, auch und vor allem, was die vielen Autos angeht. Es gibt keine Metro oder dergleichen auf Malta. Zwar gehört diese ebenso wie eine Brücke oder ein Tunnel zwischen Malta und Gozo zu diversen Zukunftsvisionen, es bleibt allerdings zu befürchten, dass die Umsetzung solcher Ideen das so hübsche Bild Maltas weiter ruinieren würde.
Blick von den Upper Barrakka auf die Lower Barrakka Gardens in Valletta.
Das Azure Window (Tieqa Żerqa), Wahrzeichen von Gozo, das 2017 während eines schweren Sturms einstürzte.
Mein Buch führt aber in die Welt des alten, vergangenen Malta aus den Achtziger- und Neunzigerjahren, und es ist etwas für Nostalgiker und Malta-Liebhaber. Zusammen mit den Fußnoten und den alten, in gedeckteren Farben gehaltenen Bildern ist es zugleich eine Gegenüberstellung: (Mein) Malta – gestern und heute.
Anke Jablinski im Oktober 2019
Frühling auf Gozo.
1 · Bis zum 31.12.2007 hieß die Währung (maltesische) Lira (Mz. Liri; Lira Maltija, Lm., ISO-Code MTL), oft auch maltesisches Pfund genannt.
2 · Malta galt in zahlreichen deutschen Reiseführern noch lange als Inselstaat mit nur einer einzigen Ampel, als dies schon längst nicht mehr der Fall war.
Prolog
1994. Ich wachte auf und spürte, dass ich Sehnsucht nach Ruhe und Einsamkeit hatte. Nicht, dass es mir schlecht ging, aber ich hatte keine Lust, auch nur mit einem einzigen Menschen ein Wort zu wechseln. Das lag wohl daran, dass ich in den letzten Tagen von einer Verabredung zur nächsten gehetzt war, und diese vielen unterschiedlichen Menschen mein Verlangen nach Einsamkeit und Stille von Tag zu Tag hatten wachsen lassen. Ich schien übersättigt zu sein vom Smalltalk in den Bars von Sliema. Schließlich war ich nach Malta gereist, um in aller Ruhe an meinem ersten Buch über Malta zu schreiben!
Gerädert von einer fast schlaflosen Nacht auf einem quietschenden Bett mit Sprungfedermatratze und mit zu viel Wein am Vorabend, taumelte ich zum Fenster, zog den staubig-grauen Vorhang auf und kniff geblendet die Augen zusammen. Über mir rasselte der alte Ventilator, auf den ich in der Nacht meine Wäsche zum Trocknen gehängt hatte. Ich stellte ihn aus und das Radio an, hörte immer wieder ein aufgeregtes ballun und xejn, Ball und Null, Fußball also. Ich drehte so lange am Knopf des alten Transistorradios, bis ich gute Bluesmusik fand, machte mir einen Tee mit zu viel Milch und Zucker, und öffnete alle Fenster.
Was für ein schöner Tag! Es roch nach Kräutern und salziger Meeresluft. Die Sonne schien, und auf den Flachdächern lag ein goldener Schimmer. Unten in den Höfen spielten die Katzen. Ein paar Spatzen zwitscherten laut und hüpften aufgeregt in den großen, knallroten Weihnachtssternen herum. Sie übertönten sogar das Geräusch meines ratternden Kühlschranks. In den Gärten spannten Frauen Wäscheleinen, andere pflückten Früchte von den Bäumen. Eine Frau sang bei ihrer Arbeit, und ein milder Wind trug dieses Lied bis in mein Zimmer im fünften Stock hinauf. Es war warm für Januar. In der Ferne lagen saftig grüne Wiesen, die heute wie selten leuchteten. Eine friedliche Stimmung lag in der Luft, trotz des Lärms, der von der Stadt aus der Ferne herübergetragen wurde.
Noch immer verharrte mein Blick auf diesen leuchtenden Wiesen Maltas, meine Gedanken aber waren durch dieses Grün längst auf Maltas Schwesterinsel Gozo. Auf Gozo waren die Wiesen noch grün, wenn es auf Malta schon ausgedörrt und karg aussah. Es gab keinen Lärm, denn es gab keine großen Städte, und Männer und Frauen sahen zufrieden aus, wenn sie morgens Netze auslegten oder vor ihren Häusern sitzend Spitzendeckchen klöppelten, ein Bild aus bald schon vergangener Zeit. Auf Gozo hatte ich immer meinen inneren Frieden gefunden, wenn mir das auf Malta nicht geglückt war.
Schon bald stand mein Entschluss fest: Ich würde einen Tagesausflug nach Gozo unternehmen! Für Gozo lohnte es sich, trotz Kater aufzustehen, anstatt sich wieder ins Bett zu verkriechen. Ja, bestimmt würde ich zur Ruhe finden auf der Insel, von der man sagt, dass dort die Zeit stehengeblieben sei.
Auf Malta haben die Autos Namen und werden oftmals von ihren Besitzern selbst repariert. Oder auch nicht. Jedenfalls nicht gleich.
In früheren Jahren war Malta dank hoher Einfuhrzölle ein Mekka für Oldtimer. Das änderte sich mit dem Wegfall der Zölle – und zu den beliebtesten Marken zählten in den ersten Jahren Toyota und Isuzu. Heute sind die Oldtimer leider ein seltener Anblick geworden.
Eine nette Frau aus der Nachbarschaft hatte mir am Vortag Tomaten aus ihrem Garten geschenkt, die ich zum Frühstück aufschnitt. Ich hatte nämlich noch Reste von einem Ħobż-biż-żejt³, die ich mir sogleich im Ofen warm machte. Forn, il-forn, murmelte ich vor mich hin, denn ich lernte gerade Maltesisch, Malta, Malti, il-forn, Ofen. Marsalforn, Hafen mit Ofen, Ofen am Hafen. Gozo rief und ich rief Gozo zum Fenster hinaus, Gozo, Għawdex, Gaudisio, ich komme, geliebtes Land, Insel der Ogygia, der Nymphe Kalypso, Insel der Liebe!
Ich lief und hüpfte die Treppenstraße hinunter. Katzen kamen mir entgegen und miauten, ich streichelte sie. Bald schon würde ich die roten Katzen von Gozo streicheln, am roten Sandstrand der Ramla Bay (ir-Ramla l-Ħamra)!
Der salzige Geruch des Meeres wurde immer intensiver, ich atmete tief ein und schüttelte die Katerstimmung ab. Tausche Kater gegen Katzen, ging es mir durch den Kopf.
Ich sprang in meinen