Erlebnis Rennstrecke: Fit4RaceTrack
Von Dirk Kissenbeck
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Viele Grüße,
Dirk Kissenbeck
Dirk Kissenbeck
Dirk Kissenbeck ist ein begeisterter Motorradfahrer, der sein Hobby Motorradfahren seit 2003 auf Rennstrecken in ganz Europa auslebt. Von 2010 bis 2015 war er bei dem Rennsportveranstalter ProSpeed als Instruktor tätig, wo er bereits sein Wissen und seine Rennstreckenerfahrungen an Rennstreckeneinsteiger weitergab. Von 2016-2017 nahm er als aktiver Hobbyrennfahrer am Triumph Cup teil und von 2018-2022 fuhr er Langstreckenrennen in unterschiedlichen Klassen.
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Buchvorschau
Erlebnis Rennstrecke - Dirk Kissenbeck
Kapitel 1
- Vom Traum zur Wirklichkeit -
Wie bereits im Vorwort erwähnt, bin ich seit meiner Kindheit vom Motorradrennsport fasziniert und infiziert. Ende der 80er Jahre war ich ein großer Fan von Anton (Toni) Mang. Nicht nur weil er Deutscher, sondern weil er ein hervorragender und gewissenhafter Motorradrennfahrer war, der zudem in den Medien sehr authentisch rüberkam. Ich mochte ihn einfach, fieberte bei den Rennen immer mit und war begeistert, wenn er Rennen gewann. Nicht zu vergessen sind auch die beiden anderen deutschen Rennfahrer Helmut Bradl und Reinhold Roth. Es waren ebenfalls herausragende Sportler, wobei Reinhold Roth 1990 beim Großen Preis von Jugoslawien in Rijeka leider Opfer eines tragischen Unfalles wurde und aufgrund eines schweren Schädel-Hirn-Trauma zum Pflegefall wurde. Knapp 31 Jahre später verstarb er mit 68 Jahren. Später rückte als Deutscher Rennfahrer noch Ralf Waldmann nach, dem ich ebenfalls immer die Daumen drückte. Leider konnte er Max Biaggi schlussendlich nie bezwingen und wurde daher leider in der 250er WM-Klasse nie Weltmeister. Sehr bedauerlich, denn er war ebenfalls ein herausragender Sportler und Botschafter für den Motorradrennsport. Bedauerlicherweise verstarb Ralf Waldmann 2018 viel zu früh im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt. In der damaligen 500er WM-Klasse waren Wayne Rainey, Kevin Schwantz, Randy Mamola und Michael Doohan meine Favoriten, die sich immer rasante Rennen lieferten. An Mick Doohan beeindruckte mich sein Perfektionismus und der eiserne Wille, immer das, was er sich vorgenommen hatte, auch zu erreichen. Er war ein herausragender Motorradrennfahrer.
Aber nun zurück zu mir.
Ich habe als Heranwachsender unzählige Rennsportveranstaltungen der heutigen MotoGP, der Superbike WM und der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) als Zuschauer besucht.
Bei diesen Veranstaltungen entstand dann bei mir irgendwann die Frage: „Wieso fahre ich dort nicht mit? Diese Frage konnte ich mir schnell beantworten. Ich fuhr dort nicht mit, weil ich nicht aus dem „normalen
Leben ausbrechen wollte und weil ich damals nicht bereit war dafür scheinbar viel Geld auszugeben. Daher tat ich das, was alle von mir erwarteten. Ich stieg brav ins Berufsleben ein und versuchte mich dort zu verwirklichen. Trotzdem ließ mich der Gedanke nie los und ich träumte vom Motorradfahren auf der Rennstrecke.
Es vergingen einige Jahre und ich widmete mich zunächst mit voller Hingabe meinem Beruf und der Tatsache, dass man ja erst einmal ein vernünftiges Auto brauchte, um in der Gesellschaft klarzukommen. 1996 war es dann aber endlich so weit. Ich kaufte mir von meinem Ersparten eine neue Honda CBR 600 F (PC 31, Baujahr 1996). Die Honda hatte 98 PS und war zur damaligen Zeit in der 600er Klasse das Nonplusultra.
Honda CBR 600 F, PC 31, Baujahr 1996Honda CBR 600 F, PC 31, Baujahr 1996
Ich freute mich beim Kauf der Honda wie ein kleiner Junge und ich kaufte mir zudem noch den Helm von meinem damaligen Favoriten Michael („Mick") Doohan.
Die Honda CBR 600 F war ein perfektes Bike. Ich fuhr mit ihr mehrere Tausende Kilometer auf der Straße, aber leider nicht auf der Rennstrecke, denn für die Rennstrecke war sie mir damals zu teuer und zu schade, was nach heutiger Sicht völliger Unsinn war. Aber so war es halt, man wollte das hart erarbeitete Motorrad nicht auf der Rennstrecke verlieren
. Stattdessen fuhr ich mit diesem hervorragenden Gefährt über holprige Straßen und Landschaften und in den Urlaub. Was auch seinen Reiz hatte, aber auch nicht ganz ungefährlich war, denn im Straßenverkehr lauern mehr Gefahren als man denkt. Dies bekam ich 1999 zu spüren, als ich auf einer meiner Hausstrecken in einer langgezogenen Linkskurve mit dem Hinterrad unglücklich auf einen auf der Straße liegenden Stein fuhr und das Motorrad aufrichten musste. Nach dem Aufrichten der Maschine ging mir dann die Fahrbahn aus und ich musste mich schnell entscheiden, ob ich in den rechten Graben oder zunächst noch weiter geradeaus auf eine Wiese fahre, wo ich den weiteren Verlauf nicht sehen konnte. Ich entschloss mich für den rechten Straßengraben, was eine gute Entscheidung war. Denn wie sich später herausstellte, befand sich hinter der sichtbaren Wiese ein steiler Abhang. Den Sturz hinunter hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt. So fuhr ich nach meiner Ansicht kontrolliert in den rechten Straßengraben, was zunächst auch funktionierte. Allerdings fiel mir dort die Maschine auf die linke Seite und quetschte mein linkes Bein ein. Nun hing ich in dem Graben fest.
Aus dem Graben heraus, versuchte ich durch Winken auf mich aufmerksam zu machen. Bis heute kann ich nicht verstehen, dass zahlreiche Autofahrer an dem Graben vorbeifuhren und mir keiner half, obwohl sie mich in dem Graben gesehen haben mussten. Eine riesige Schweinerei
und menschlich nicht nachvollziehbar. Zum Glück konnte ich nach einiger Zeit mein linkes Bein selbst befreien und schob im Anschluss mein Bike aus dem Graben. Wie durch ein Wunder war ich nicht verletzt und mein Motorrad hatte nur ein paar kleine Kratzer abbekommen. Ein Fremdschaden lag ebenfalls nicht vor. Das mein Fuß nicht verletzt wurde verdanke ich, glaube ich, meinen Daytona Stiefeln, die den Druck des Bikes standhielten. Ich will zwar keine Werbung für die Firma Daytona machen, aber der Innenschuh des Motorradstiefels hatte mich vor einer Verletzung bewahrt. Daher sollte man bei jeder Ausfahrt mit dem Motorrad vernünftige Motorradschutzbekleidung tragen, denn bei einem plötzlichen Unfall kann die richtige Schutzkleidung einem vor Schlimmeren bewahren, wenn kein direkter Einschlag auf einen festen Gegenstand erfolgt.
Nach langjährigen Straßentouren kaufte ich mir im Jahr 2001 eine Honda CBR 900 RR, wobei es sich bei diesem Modell um die SC 50 mit 953 ccm handelte. Die Maschine hatte 150 PS und mir wurde schnell klar, dass dieses Motorrad auf der Straße eigentlich nichts zu suchen hatte. Die Straßentouren machten zwar Spaß, allerdings fuhr man immer nur mit Halb Gas, da man ja seinen Führerschein nicht verlieren wollte. Daher verwirklichte ich mir im Jahr 2003 mit mittlerweile 30 Jahren endlich meinen Traum vom Motorradfahren auf der Rennstrecke. Ich buchte bei dem Rennsportveranstalter ProSpeed mein erstes Rennstreckentraining. In Begleitung eines Freundes und unter Anleitung eines erfahrenen Instruktors erlebte ich dann auf der Grand Prix Strecke in Assen (Niederlande) mein erstes Rennstreckentraining.
Kapitel 2
- Erste Erfahrungen auf der
Rennstrecke -
Assen 2003_ erstes Rennstreckentraining mit ProSpeedAssen 2003_ erstes Rennstreckentraining mit ProSpeed
Es war ein überwältigendes und zugleich beängstigendes Gefühl. Ich war endlich auf einer Rennstrecke und ich fühlte mich wie ein Grand Prix Fahrer und ich wollte dort so richtig Gas
geben. Nur das mit dem richtig „Gas geben hielt sich ein wenig in Grenzen, denn trotz einer jahrelangen Erfahrung im öffentlichen Straßenverkehr, hatte man nun auf der Rennstrecke wieder keine Ahnung, wie man dort die ganzen Kurven richtig fährt. Man war wieder ein
Rookie" und wurde anfänglich von vielen, schnelleren Fahrern überholt, obwohl man immer geglaubt hatte, man sei selbst schon recht schnell und erfahren. Naja egal, jeder Anfang ist schwer. Das Wichtigste war jedoch der Spaßfaktor und die Tatsache, dass man im Straßenverkehr sein Motorrad noch nie im vermeintlichen Grenzbereich angebremst hatte, geschweige denn sich getraut hatte enorme Schräglagen zu fahren, um eine Kurve mit dem optimalen Speed zu erwischen.
Man hatte vielleicht auf seinen Hausstrecken schon mal das sog. „Hanging off ausprobiert, aber das Knie wurde dann meistens mehr mit körperlicher Akrobatik bei relativ geringen Geschwindigkeiten auf den Boden gedrückt und nicht aus der Fahrdynamik heraus. Nun konnte ich das sog. „Hanging off
vernünftig aus der Fahrdynamik üben. In den ersten Runden funktionierte es noch nicht so recht, da ich die Strecke noch nicht kannte und ich mich zunächst orientieren musste. Aber nach ein paar Turns und nach sehr guten Tipps von unserem gebuchten Instruktor, brachte ich in der Doppelrechtskurve mein Knie aus der Fahrdynamik heraus auf den Asphalt. Der noch jungfräuliche rechte Knieschleifer kratze über den Asphalt. Herrlich, ich freute mich riesig und kriegte das Grinsen unter dem Helm nicht mehr weg. Ein unbeschreibliches, gutes Gefühl mit dem Knie über den Asphalt zu schleifen.
Nach diesem Erlebnis war für mich klar, die Rennstrecke war der richtige Ort für mich, um die Fahrdynamik eines Motorrades zu erleben. Mein Ziel war es nun, in jeder Kurve mit dem Knie auf den Boden zu kommen, um dieses unbeschreibliche Gefühl vom Bodenkontakt immer wieder und so oft wie möglich zu erleben. Bei meinem ersten Rennstreckenbesuch blieb es jedoch in jeder Runde bei der Doppelrechtskurve. Aber egal, ich hatte es zumindest in dieser Kurve geschafft und ich war richtig happy, als ich nach