Mit dem Einzylinder zum Nordkap: Ein Reisebericht für Motorrad-Freunde und die, die es werden möchten
Von Joachim Schulze
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Über dieses E-Book
Der Autor Joachim Schulze war drei Wochen lang auf seiner Yamaha XT 660 ZA Ténéré unterwegs und durchquerte dabei auf 6.700 Kilometern insgesamt 5 Länder. Besonders beeindruckend waren die Hochgebirgslandschaften in Norwegen, die endlosen Weiten der schwedischen und finnischen Wald-, Fluss- und Seenlandschaften, die raue und lebensfeindliche Region der Arktis bis ans Nordkap sowie die entspannte Inselwelt der Ålands.
In diesem Reisebericht gibt Joachim Schulze nützliche Informationen und Tipps an alle, die eine ähnliche Motorradtour in den Norden Europas unternehmen möchten.
Joachim Schulze
Joachim Schulze wurde 1958 in Lübeck geboren. In seiner Jugendzeit unternahm er bereits viele Reisen, die ihn quer durch Europa führten. Nach seinem Studium der Angewandten Geologie an der Universität in Kiel nahm er 1992 eine Stelle in einem Ing.-Büro in Garbsen bei Hannover an. Er ist seit 1993 verheiratet und hat zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Die Leidenschaft zum Motorradfahren entdeckte er für sich erst relativ spät und so erwarb er mit 59 Jahren seinen Aufbauführerschein A2. Besondere Motorradtouren ans Nordkapp im Jahr 2018 und auf die Lofoten und Vesteralen im Jahr 2022 weckten in ihm die Begeisterung, seine Erfahrungen und Erlebnisse in Form von Reiseberichten auf interessante und ansprechende Weise zu dokumentieren.
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Buchvorschau
Mit dem Einzylinder zum Nordkap - Joachim Schulze
Wie alles begann
Es ist ca. ein Jahr her. Um genau zu sein, hege ich schon seit vielen Jahren den Gedanken ans Nordkap zu reisen. Die Vorstellung, die Reise mit einem Motorrad anzutreten, hatte für mich eine besondere Herausforderung.
Als ich im Sommer 2017 mit nunmehr 59 Jahren meinen Aufbauführerschein A2 (Fahrerlaubnis bis 35 KW, 48 PS) in den Händen hielt, war alles klar. Die Vorbereitung auf meine Reise konnte beginnen. Das Hauptaugenmerk lag zunächst auf dem Erwerb einer geeigneten Maschine. Sie sollte robust, tourentauglich, gut zu händeln und sparsam im Benzinverbrauch sein. Ein wesentlicher Aspekt war für mich die Reichweite einer Tankfüllung. Diese sollte mindestens zwischen 400 und 450 km liegen. Nach einigen Gesprächen mit langjährigen Motorradfahrern und Internet-Recherchen auf mobile.de und AutoScout24 fiel mein Focus auf eine gebrauchte Yamaha XT 660 ZA Ténéré. Diese Maschine bündelte weitgehend meine Vorstellung von einem belastbaren und tourentauglichen Motorrad für meine Führerscheinklasse. Nach Angaben des Herstellers verfügt die Ténéré über einen Tankinhalt von 23 Liter (inkl. Reserve). Das sollte auf jeden Fall reichen, um mich auch durch Regionen mit einer geringen Tankstellendichte problemlos zu führen.
Nach dem Erwerb dieser Maschine unternahm ich im Herbst 2017 eine einwöchige Reise von Hannover nach Skagen (nördlichster Punkt in Dänemark), um somit die Ténéré auf „Herz und Nieren" zu prüfen. Ich musste schnell feststellen, dass ein 1-Zylinder zwar sehr robust ist, der Charme einer gewissen Laufruhe jedoch vollends fehlt. Zudem sollte der Fahrer eine Vorliebe für häufiges Schalten mitbringen. Auf den Tagestouren durch Dänemark merkte ich schnell, dass die Ténéré für mein Empfinden über eine relativ harte Sitzbank verfügt und ich hier auf jeden Fall eine Änderung vornehmen muss. Eine andere Sitzbank kam für mich nicht in Frage und so habe ich mich für ein luftgepolstertes Sitzkissen von Tourtecs entschieden. Es ist nach einer gewissen Eingewöhnungsphase überaus bequem und für ca. 80 Euro durchaus erschwinglich.
Unterm Strich erwies sich die Ténéré für mich als ein sehr zuverlässiges Motorrad, mit dem ich die Planung für eine Tour ans Nordkap aufnehmen wollte. Da das Motorrad jedoch beim Kauf mit Stollenbereifung (Metzeler/Tourance) ausgestattet war, und ich meine Tour nicht mit ausgedehnten Offroad-Abenteuern plante, ließ ich vor Antritt der Fahrt die Bereifung erneuern und von Stollen- auf Straßenbereifung (Pirelli Skorpion Trail II) wechseln. Ob dies die richtige Entscheidung war, wird sich vermutlich erst während der Reise herausstellen.
Eine Internet-Recherche über die Erfahrungen von Leuten, die eine derartige Reise bereits unternommen haben, sollten mir einen tieferen Einblick in den für die Fahrt erforderlichen Zeitansatz, die beste Jahreszeit, das erforderliche Kartenmaterial, die Packliste, das notwendige Werkzeug fürs Motorrad, etc. geben. Eine entscheidende und sehr individuell zu beantwortende Frage war, ob ich alleine reisen oder mich einer Gruppe anschließen sollte. Eigentlich stellte sich für mich diese Frage gar nicht – es stand für mich fest – ich reise alleine. Die Vorteile jederzeit eigene Entscheidungen zu treffen, mich mit niemandem abstimmen zu müssen, anzuhalten, um die Landschaft zu genießen oder zu fotografieren, jeden Tag an einem anderen Ort zu sein, Essen einzukaufen, das vielleicht nur mir schmeckt, je nach Laune die Fahrstrecke gestalten oder kurzfristig umgestalten, nie zu schnell oder zu langsam zu fahren, mit netten Leuten ins Gespräch zu kommen, all diese Dinge sind für mich sehr wichtig und machen die eigentliche Freiheit auf einer derartigen Reise aus. Aber wie gesagt, es ist eine sehr individuell zu treffende Entscheidung und sollte von jedem im Vorfeld gut überlegt sein.
Während der Vorbereitungszeit habe ich viel darüber nachgedacht, wie weit ich wohl kommen werde, auf meiner Tour Richtung Norden. Ob ich es bis ans Kap schaffen oder auf Grund schlechten Wetters früher umkehren werde. Ob die Maschine hält, oder ich zwangsweise umkehren muss. Ob ich unfallfrei und vor allem gesund bleibe. All diese Überlegungen sind zwar müßig aber sie haben mich dennoch beschäftigt, zumal mir – und das muss ich zugeben – die Erfahrung mit dem Motorradreisen fehlt.
***
Wie heißt es so schön:
Jeder fängt mal an. Und was man nie ausprobiert hat,
wird einem irgendwann fehlen.
Ein paar nützliche Informationen zur Planung
Mit dem Entschluss die Reise zu planen und durchzuführen, galt es als ersten Schritt, die Fährverbindung von Kiel nach Göteborg zu reservieren. Hier kann bei rechtzeitiger und verbindlicher Buchung Geld gespart werden und es gibt einem einen zusätzlichen Antrieb, die Reise auch wirklich anzutreten.
Eine sinnvolle Installation auf meinem Smartphone war die App NorCamp, in der für unterwegs sehr viele Campingplätze in Norwegen und Schweden gelistet – und wie ich finde – gut beschrieben sind.
Zu meinen wichtigsten Anschaffungen im Vorfeld der Reise zählt das Navi TomTom Rider 410 mit einem Kartensatz von ganz Europa. Es hat mich – um es vorweg zu nehmen – die gesamte Reise nie in die „Irre" geführt, sondern problemlos und leicht bedienbar überallhin gelotst. Aus meiner Sicht kein zwingendes Muss, es macht die Planung und Streckenführung jedoch deutlich entspannter. Nützliche Funktionen, wie die Entfernungsanzeige zur nächsten Tankstelle oder bis zum nächsten Blitzer mit rechtzeitiger akustischer Warnung oder die Anzeige der Restfahrzeit und verbleibende km bis zum Ziel, konnte ich gut gebrauchen. Kurzum, für mich war es eine sinnvolle und nützliche Anschaffung. Es ist ein Gerät, das ich nach kurzer Zeit nicht mehr missen wollte.
Neben dem Navi habe ich mir einen Satz Straßenkarten von Norwegen, Schweden und Finnland gekauft. Diese haben sich besonders zur Übersicht und Planung der Tagesrouten, Eintragung von Besonderheiten sowie zur Markierung der zurückgelegten Fahrtstrecke bewährt. Ich habe gute Erfahrungen mit den Verlagen „Kümmerly+Frey oder „Michelin
gemacht.
Im Internet kursieren viele Hinweise auf Packlisten für eine Tour durch Skandinavien, die ich mir im Vorfeld auch intensiv angesehen habe. Aus meiner Sicht sind jedoch viele Dinge nicht zwingend erforderlich und führen nur zu Mehrgewicht und einer scheinbaren Sicherheit, stets auf Dinge zurückgreifen zu können, die man sowieso nicht braucht. Daher gilt es, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Zu meinen Reiseutensilien gehörte z.B. ein kleiner Gas-Kocher mit Ersatzkartusche. Ich muss jedoch zugeben, dass ich ihn auf der gesamten Reise nie gebraucht habe. Wer nicht ständig das Jedermannsrecht in Skandinavien in Anspruch nimmt und fern der Zivilisation campen möchte, der kann getrost den Gaskocher von seiner Packliste streichen.
Alle Campingplätze verfügen in der Regel über ein Service-Gebäude mit Küche und entsprechenden Kochgelegenheiten.
Im Anhang meines Buches habe ich auf der Grundlage meiner Erfahrungen eine Packliste beigefügt. Informationen über die relevanten Reisekosten sind ebenfalls dem Anhang zu entnehmen.
Die Wahl eines geeigneten Zelts wird immer wieder gern diskutiert. Aus meiner Sicht sollte es relativ leicht, eine hohe Wasserdichtigkeit aufweisen und stabil gegenüber kräftigem Wind sein. Ein wichtiger Aspekt ist auch das Handling. Das Zelt sollte mit einer gewissen Routine schnell aufzubauen sein und über ein