Das Zubereiten gemeinsamer Zeit
Von Jobst Mahrenholz
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Über dieses E-Book
Durch einen Zufall begegnen sie sich an der winterlichen Küste Dänemarks, haben sich dort eine Auszeit verordnet.
Der eine liebt das Hantieren am Herd, kann aber kaum etwas zu sich nehmen, der andere genießt leidenschaftlich, ihm fehlt jedoch das Talent des Kochens.
Die perfekte Ergänzung.
Und dann wären da noch die Gespräche ...
Eine Geschichte über die verschlungenen Pfade des Lebens, das Meistern, als auch das Scheitern daran.
Jobst Mahrenholz
Wenn man ihn selbst erzählen lässt, erkennt man rasch, was für ein bewegtes Leben Jobst Mahrenholz ausfüllt. Die Liebe zur Sprache gewann am Ende. Heute widmet er seine Zeit ganz und gar dem Schreiben von Büchern.
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Buchvorschau
Das Zubereiten gemeinsamer Zeit - Jobst Mahrenholz
Jobst Mahrenholz
Das
Zubereiten
gemeinsamer Zeit
E-Book, erschienen 2024
ISBN: 978-3-95949-685-8
1. Auflage
Copyright © 2024 MAIN Verlag,
im Förderkreis Literatur e.V.
Sitz des Vereins: Frankfurt/Main
www.main-verlag.de
www.facebook.com/MAIN.Verlag
order@main-verlag.de
Text © Jobst Mahrenholz
Umschlaggestaltung: © Antonio Kuklik
Umschlagmotiv: © Antonio Kuklik
E-Book Distribution: XinXii
www.xinxii.com
logo_xinxiiDas Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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Die Handlung, die handelnden Personen, Orte und Begebenheiten
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Das Buch
Ein Fotograf und ein Radio-Moderator.
Durch einen Zufall begegnen sie sich an der winterlichen Küste Dänemarks, haben sich dort eine Auszeit verordnet.
Der eine liebt das Hantieren am Herd, kann aber kaum etwas zu sich nehmen, der andere genießt leidenschaftlich, ihm fehlt jedoch das Talent des Kochens.
Die perfekte Ergänzung.
Und dann wären da noch die Gespräche …
Eine Geschichte über die verschlungenen Pfade des Lebens, das Meistern, als auch das Scheitern daran.
Für Simone
Inhalt
Prolog
BUCH I
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
BUCH II
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
BUCH III
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Epilog
›Niemals tut man so vollständig und so gut das Böse,
als wenn man es mit gutem Gewissen tut.‹
Blaise Pascal
Prolog
Mein Vater hasst mich seitdem, Mads, und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll?«
Mads weiß genau, wie Nils darauf reagieren muss.
»Wie äußert sich dieser Hass, Nils?«, fragt er leise nach.
»Er schreit mich an, sagt, dass ich an allem schuld bin, was geschehen ist. Dass ich nutzlos bin, dass er sich für mich schämt …«
Am anderen Ende der Leitung bricht die Stimme etwas, als er fortfährt. »Ich bin das Unglück seines Lebens, sagt er.«
Mads schweigt einen Moment. Diese Pause ist wichtig. Sie signalisiert dem Hörer, dass er sich Gedanken macht, um zu einer guten Antwort zu kommen.
»Niemand hat das Recht, einem anderen Menschen solche Dinge zu sagen, Nils. Niemand! Kein Vater, kein Freund, kein Fremder, einfach niemand.«
Ein Schluchzen in der Leitung.
»Es ist grausam und falsch.« Mads ändert seinen Tonfall. »Wie alt bist du, Nils?« Mads kennt die Antwort, sieht sie vor sich, auf dem Fragebogen. Informationen, die bei dem Vorgespräch mit der Redaktion routinemäßig abgefragt werden.
»Siebzehn …«
»Hast du Freunde, denen du dich anvertrauen kannst?« In der Regel haben sie die nicht, greifen genau aus dem Grund zum Telefon.
»Nein«, sagt er erwartungsgemäß. »Habe ich nicht.«
»Hör zu, Nils«, antwortet Mads nun mitfühlend. Ganz dicht befinden sich seine Lippen am Mikrofon, leise spricht er, eindringlich, beinahe beschwörend. »Ich möchte, dass du dir gleich Stift und Zettel holst, um einige Notizen zu machen. Das ist wichtig, verstehst du?«
Nils bestätigt es mit einem leisen »Ja, mach ich«.
»Gut. Du kommst aus der Nähe von Herning, richtig?«
»Ja, genau, das ist richtig.«
»In Herning gibt es eine Beratungsstelle, die sich exakt auf Situationen wie die deine spezialisiert hat. Meine Mitarbeiter werden dir gleich nach unserem Gespräch deren Telefonnummer und ihre Adresse nennen. Ich möchte, dass du sie dir notierst und morgen diese Stelle aufsuchst. Sprich dort mit jemandem. Ich bin mir sicher, dass man dir dort helfen wird.« Eine kurze Kunstpause, dann sagt Mads entschieden, dabei hoffnungsvoll: »Nils, du bist nicht alleine. Verstehst du?«
»Ja«, antwortet er leise.
»Glaub mir das! Du bist nicht alleine.« Er gibt ein Handzeichen, die Technik legt weichen Jazz über die Schaltung und signalisiert, dass alles seinen Gang geht. Mads legt die Kopfhörer beiseite. Das Sendelicht erlischt.
Pause.
Mads hat elf Minuten.
Genug Zeit, um einen Schluck zu trinken und das Profil seiner kommenden Gesprächspartnerin zu studieren. Astrid, 55 Jahre alt, aus Videbæk. Sie hat in der Lotterie gewonnen und seitdem läuft bei ihr alles schief.
So was kommt gut an, weiß Mads. Neider wird es mit Genugtuung erfüllen, die Warmherzigen werden Mitleid empfinden. Sie werden Astrid lieben. Sie alle! Und ihn werden sie lieben, denn mit etwas Glück und den richtigen Worten kann er aus dieser Geschichte etwas Positives rausholen. Dieses Talent besitzt er. Und er hat auch schon eine Idee, wie er das hinbekommen wird.
»Das ist allerdings ein furchtbarer Schicksalsschlag«, sagt Mads betroffen. Astrid hat ihm gerade anvertraut, dass ihre Tochter an Leukämie erkrankt ist. Der letzte einer ganzen Reihe ungewöhnlich harter Einschnitte im Leben dieser nunmehr reichen armen Frau.
»Es raubt mir regelrecht die Luft zum Atmen«, erklärt sie gerade mit tränenerstickter Stimme.
»In welcher Klinik wird sie behandelt?«, fragt Mads.
»Hier, bei uns, im Hospital von Ringkøbing.«
»Wenn ich dir etwas raten darf, Astrid, dann suche mit deiner Tochter die Universitätsklinik in Odense auf. Der Leiter der onkologischen Abteilung dort heißt Akbar Karimi, eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Wenn jemand deiner Tochter helfen kann, dann Professor Karimi.« Eine bedächtige Kunstpause. »Wenn du es wünschst, werden wir einen Kontakt herstellen.«
»Das würdest du für uns tun?«
»Sehr gerne«, versichert Mads. Ein Blick in die Technik zeigt, dass die Regie das Sendeprotokoll dahingehend ergänzt.
»Dieses verdammte Geld. Es hat alles zerstört!«
»Versteh bitte, dass ich diese Ansicht nicht teilen kann, Astrid. Geld ist nicht in der Lage, eigenständig und mit Berechnung zu handeln«, sagt Mads ruhig, geradezu besonnen, »aber, wenn du wirklich dieser Ansicht bist, warum trennst du dich dann nicht von diesem Vermögen. Oder zumindest von einem Teil davon. Spende es für einen guten Zweck, und prompt bewirken die Kronen plötzlich Gutes.«
»Das ist …«
Stille.
»Keine so schlechte Idee, oder?«
Astrid gibt ihm recht. Warum sie nicht selbst auf die Idee gekommen ist, fragt sie.
Pause.
Mads hat 17 Minuten. Es ist die längste Pause der Nacht. Angefüllt mit Miles-Davis-Sound. Miles legen sie grundsätzlich auf, vor dem letzten Anrufer. So, wie sie am Schluss mit Chet Baker aussteigen. Chet um eins ist unerreicht, weiß Mads. Wer die Sendung jetzt noch verfolgt, der kennt das. Und der bleibt in der Regel auch bis zum Schluss dabei.
Mikka, 24 Jahre, aus Esbjerg. Mikka ist einsam.
Die Einsamen melden sich immer wieder.
Im Grunde versteht Mads es nicht. Kennst du einen, kennst du sie alle. Er wird Mikka empfehlen, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. So etwas gibt es in dieser Stadt. Er empfiehlt sie nicht das erste Mal. Auch nicht zum neunten oder siebzehnten Mal. Und genau darum versteht Mads es auch nicht. Warum rufen sie immer wieder bei ihm an, die Einsamen, obwohl er ihnen ja doch immer wieder genau diesen Ratschlag gibt. Er wird Mikka fragen, was ihn interessiert, und ob es nicht Menschen in seiner Umgebung gibt, die diese Interessen teilen.
In der Regel haben einsame Menschen ein entscheidendes Problem, stellt Mads immer wieder fest. Sie wollen an ihrer Situation nichts verändern. Oder sie sind nicht mehr in der Lage dazu.
Eins ist sicher: Mikka wird viele Zuhörer haben, denen es ähnlich geht. Denn wer hört schon bis ein Uhr in der Nacht solch eine Kummerkasten-Sendung, wenn nicht Menschen, die sich einsam fühlen. Genau diese sind Mads’ Kapital.
Also wird er sich Zeit nehmen, für Mikka.
»Ich bin hässlich, Mads.« Das ist Mikkas Antwort auf Mads’ Frage, woran es liegen könnte, dass er sich einsam fühlt. »Ich bin einfach ein sehr unansehnlicher Mensch, verstehst du? Das war schon immer so. Entweder sehen die Menschen weg, weil sie mein Anblick abstößt, oder sie sehen ganz genau hin. Das ist schlimmer.«
Mikka hat eine sanfte, weiche Stimme. Tatsächlich klingt sie etwas verloren, doch wirklich schön dabei, was seine Worte verkompliziert. Zu dieser Stimme will einem nichts Hässliches einfallen.
»Du hast eine schöne Stimme«, sagt Mads daher, und er meint es ernst. »Ich habe ein Gehör dafür. Das kannst du dir denken. Und deine Stimme ist wirklich schön, Mikka.«
»Danke!« Mads meint, ein Lächeln heraushören zu können. »Aber ich lebe in einer Welt der Sehenden. Und da hilft mir meine Stimme nicht wirklich weiter.«
Ein Anhaltspunkt, der sinnvolles Nachhaken erlaubt.
»Aber doch«, erwidert Mads. »Deine Stimme – vor allem aber deine Worte, die du sagst, können vor Schönheit nur so strahlen. Schönheit ist doch nicht nur ein optisches Phänomen.«
»Ich habe alles versucht …«
»Entschuldige«, unterbricht er, ganz gegen seine Art, »aber niemand hat jemals alles versucht. Nimm mir das bitte nicht übel. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viele Wege – kein Mensch kann sie wirklich alle ausprobiert haben. Das ist einfach nicht möglich.«
»Immer vorausgesetzt, man berücksichtigt den eigenen Rahmen«, erwidert Mikka fest.
Gut, hier hat er es mit jemandem zu tun, der kognitiv mithalten kann, stellt Mads fest.
»Das stimmt natürlich, du hast recht«, versichert er Mikka daher. Bestätigung ist etwas Positives, also hat er sie hier einzusetzen. »Wie kann ich mir deinen Rahmen vorstellen?«
»Ich lebe alleine, schon immer. Die klassische Geschichte, Mads. Im Waisenhaus aufgewachsen. Da war ich schon der Außenseiter. Ein Außenseiter unter Außenseitern, verstehst du? Dann eine Lehre als Tischler. Dann erkrankt und dadurch berufsuntauglich. Seitdem lebe ich so vor mich hin.«
Mikka nach Freundschaften zu fragen, erübrigt sich. Er entscheidet sich für: »Welche Form der Erkrankung ist denn für deine Berufsunfähigkeit verantwortlich?«
»Ist das wichtig?«, fragt Mikka zurück.
»Nein, ist es natürlich nicht. Es könnte mir aber helfen, dich besser zu verstehen.« Vor allem interessiert es die Hörer, weiß er.
»Gicht«, lautet Mikkas Antwort. »Ich habe starke Gicht.«
»Du bist 24 Jahre alt und leidest schon unter Gicht?«
»Ich bin nicht mehr in der Lage, einen Hammer zu halten, geschweige denn, einen Schraubenzieher zu benutzen. Meine Hände sind vollkommen nutzlos, mittlerweile.«
Eine Pause.
»Weißt du, dass es auch für solche Probleme eine Lösung gibt, Mikka?«, erklärt Mads entschieden. »Eine Umschulung, gekoppelt mit technischen Hilfsmitteln, kann deine jetzige Situation vollkommen verändern. Du ahnst nicht, welche Möglichkeiten es gibt, um Menschen wie dir eine Perspektive zu ermöglichen.«
»Meine Hände sind nicht das Problem.«
Stille.
»Was ist dein Problem, Mikka?« Die Frage stellt Mads eindringlich.
»Ich bin hässlich!«
»Das sagtest du eingangs …«
»Ich bin so hässlich, dass kein Mensch etwas mit mir zu tun haben will.«
»Auch da gibt es Möglichkeiten.«
»Genau!«, sagt Mikka fest.
»Es gibt doch sicher etwas, was dir an dir gefällt?«, fragt Mads weiter, um etwas Positives einzubringen.
Einen Moment schweigt die Leitung.
»Mein Wille!«, lautet die Antwort. »Ich habe einen starken Willen.«
»Und wie äußert sich der?«, will Mads wissen.
»Zum Beispiel durch diesen Anruf. Ich habe entschieden, dich anzurufen. Ich wollte das unbedingt.«
Eine gute Antwort
»Kannst du mir sagen, was du dir erhoffst, von unserem Gespräch, Mikka?«
Ein leises Lachen.