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The Complete Works of Ernst Eckstein
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eBook1.511 Seiten22 Stunden

The Complete Works of Ernst Eckstein

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Über dieses E-Book

The Complete Works of Ernst Eckstein


This Complete Collection includes the following titles:

--------

1 - Der Besuch im Carcer.

2 - Quintus Claudius, Volume 1 of 2

3 - Quintus Claudius, Volume 2 of 2

4 - Die Mädchen des Pensionats

5 - Humoresken (Zweites Bändchen)

6 - Gesammelte Schulhu

SpracheDeutsch
HerausgeberNew Wisdom Books
Erscheinungsdatum3. Okt. 2023
ISBN9781398291195
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    Buchvorschau

    The Complete Works of Ernst Eckstein - Ernst Eckstein

    The Complete Works, Novels, Plays, Stories, Ideas, and Writings of Ernst Eckstein

    This Complete Collection includes the following titles:

    --------

    1 - Der Besuch im Carcer.

    2 - Quintus Claudius, Volume 1 of 2

    3 - Quintus Claudius, Volume 2 of 2

    4 - Die Mädchen des Pensionats

    5 - Humoresken (Zweites Bändchen)

    6 - Gesammelte Schulhumoresken

    7 - Das Kind

    8 - Afrodite: Kertomus vanhan Hellaan ajoilta

    9 - The Chaldean Magician

    Produced by Jens Poenisch and the Online Distributed

    Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was

    produced from images generously made available by The

    Internet Archive)

    Anmerkungen zur Transkription

    Im Original gesperrter Text wird so dargestellt.

    Im Original in Antiqua gesetzter Text wird so dargestellt.

    Im Original in fetter Antiqua gesetzter Text wird so dargestellt.

    Weitere Anmerkungen finden sich am Ende des Buches.

    Der

    Besuch im Carcer.

    Humoreske

    von

    Ernst Eckstein.

    Mit 6 Original-Illustrationen von G. Sundblad.

    Fünfzigste Auflage.

    Leipzig.

    Verlag von Fr. Thiel.

    1882.

    Alle Rechte vorbehalten.

    Vorwort

    zur siebenundvierzigsten Auflage.

    Mit der hier vorliegenden siebenundvierzigsten Auflage geht die Humoreske »Der Besuch im Carcer« in den Verlag von Fr. Thiel zu Leipzig über. Der Herr Verleger hat dem Verfasser den Wunsch ausgedrückt, diese Auflage – als die erste, die unter der neuen Flagge erscheint – mit einem Vorwort ausgestattet zu sehn. Ich entspreche diesem Wunsch mit dem lebhaftesten Vergnügen, obgleich ich Nichts Besonderes zu sagen habe. Daß der »Besuch im Carcer« bei Weitem der größte buchhändlerische Erfolg unseres Decenniums ist, rechnen wir uns nicht zum Verdienste. Gewiß hätten andere, wenn auch minder kurzweilige Humoresken deutscher Autoren mehr Anspruch auf diese Auszeichnung. Indessen das Glück ist blind, und so hat es denn einen Scherz gekrönt, der an die ästhetischen Vorzüge zahlloser ungekrönter nicht von ferne heranreicht. Ich selber hätte mir diese Gunst des Schicksals am wenigsten träumen lassen. Als ich in meiner stillen, traulichen Stube zu Rom, im Angesichte des Pantheons, die Gestalt Samuel Heinzerling's aus dem Dunkel beschwor, da ahnte ich nicht, wie rasch dieser würdige Mann die Rundreise um die bewohnte Erde zurücklegen sollte. Ich überließ mich dem vollen Behagen an seiner Erscheinung. Ich ergötzte mich königlich, aber ich hielt meine Freude für subjektiv. Ich gestaltete ohne jeden Hinblick auf's Publikum. Ich war mein dankbarster und eifrigster Leser. Schon diese Genesis überhebt mich der Mühe, auf die zahlreichen Anfeindungen beschränkter Seelen, insbesondere verunglückter Schulmeister zu antworten, die den Streich »Wälhelm Rompf's« minder angenehm auffassen als unser trefflicher Samuel. Ich habe den »Besuch im Carcer« geschrieben, weil das Ding mir Vergnügen machte – nicht aus diesem oder jenem abseits gelegenen »Motiv«. Das freilich kann ein trübseliger Pedant, dem die spontane Wirksamkeit einer fröhlichen Laune unbekannt ist, mit all seiner Gelehrsamkeit nicht begreifen. Mögen die Herren ungenirt fortfahren, ihrem Aerger in der gewohnten »pädagogischen« Weise Luft zu machen! Unsere siebenundvierzigste Auflage wird deßhalb ebenso wenig ins Wasser fallen, wie die bisherigen.

    Elgersburg, im Herbst 1880.

    E. E.

    Der Besuch im Carcer.

    Humoreske.

    [1]

    Es schlug Zwei. Der Direktor des städtischen Gymnasiums, Dr. Samuel Heinzerling, wandelte mit der ihm eignen Würde in den Schulhof und erklomm langsam die Stiege.

    Auf der Treppe begegnete ihm der Pedell, der eben geläutet hatte und sich nun in seine Privatgemächer verfügen wollte, wo es allerlei häusliche Arbeiten zu erledigen gab.

    »Äst nächts vorgefallen, Quaddler?« fragte der Direktor, – den devoten Gruß des Vasallen durch ein souveränes Kopfnicken erwidernd.

    [2]

    »Nein, Herr Direktor.«

    »Hat der Herr Bibläothäkar noch nächt öber die bewußten Bände resolvärt?«

    »Nein, Herr Direktor.«

    »Goot, so gähen Sä noch heute hinöber und erkondigen Sä säch, wä säch diese Angelägenheit verhält … Noch Eins. Der Prämaner Rompf fehlt seit einigen Tagen. Verfögen Sä säch doch einmal in seine Wohnung und öberzeugen Sä säch, ob er wärklich krank ist! Ich zweifle fast …«

    »Entschuldigen Sie, Herr Direktor, der Rumpf ist wieder da; ich sah ihn vorhin über den Hof kommen.«

    »Non, om so bässer!«

    »Non, om so bässer!«

    Der geneigte Leser verzeihe die eigenthümliche Orthographie, mit der wir die geflügelten Worte des Gymnasialherrschers zu Papier bringen. Herr Dr. Samuel Heinzerling sprach allerdings nicht ganz so abnorm, als unsre Schreibweise vermuthen [5] lassen könnte: allein das deutsche Lautsystem gibt uns kein Mittel an die Hand, die specifisch Heinzerling'sche Klangfarbe genauer zu versinnlichen. Ich, der bescheidene Erzähler, habe selber hundertmal den Vorträgen des Herrn Direktors in stummer Andacht gelauscht und den Heinzerling'schen Vokalismus so zu sagen zu meinem Lieblingsstudium erhoben. So lange unser armseliges Alphabet nicht eigene Zeichen für Zwitterlaute zwischen i und e, zwischen u und o u. s. w. besitzt, so lange wird der Historiograph, der sich mit Herrn Dr. Samuel Heinzerling beschäftigt, die von uns vorgeschlagene Rechtschreibung adoptiren müssen.

    Der Herr Direktor sagte also: »Non, om so bässer!« und schritt über den langen Corridor den Pforten seiner Prima zu.

    Samuel war heute ungewöhnlich frühe gekommen. In der Regel hielt er an der Theorie[6] des akademischen Viertels fest. Dießmal hatte ihn ein häuslicher Zwist, über den wir aus begreiflicher Delikatesse den Schleier der Verschwiegenheit breiten, schon vor der Zeit aus dem behaglichen Sorgenstuhle getrieben, in welchem er seinen nachmittäglichen Kaffee zu schlürfen pflegte. Nur so erklärt es sich, daß die Primaner noch nicht daran gedacht hatten, nach Art der Gemsen ihre übliche Wache auszustellen.

    Der Herr Direktor vernahm bereits auf dem Corridor einen Heidenlärm. Vierzig dröhnende Kehlen schrieen »Bravo!« und »Da Capo!«

    Samuel runzelte die Stirne.

    Jetzt verstummte das Chorgebrüll und eine klare, schneidige Stimme begann in komischem Pathos:

    »Non, wär wollen's för dießmal goot sein lassen. Sä haben säch wäder einmal nächt gehärig[7] vorbereitet, Heppenheimer! Äch bän sähr onzofräden mät Ähnen! Sätzen Sä säch!«

    Donnernder Applaus.

    Der Direktor stand wie versteinert.

    Bei den Göttern Griechenlands, – das war er selbst, wie er leibte und lebte …! Ein wenig carrikirt, – aber doch so täuschend ähnlich, daß nur ein Kenner den Unterschied herauszufühlen vermochte! Eine solche Blasphemie war denn doch, – dem Sprüchwort zum Trotze, – noch nicht dagewesen! Ein Schüler erfrechte sich, ihn, den souveränen Beherrscher aller Gymnasialangelegenheiten, ihn, den Verfasser der »Lateinischen Grammatik für den Schulgebrauch, mit besonderer Rücksicht auf die oberen Classen«, ihn, den renommirten Pädagogen, Aesthetiker und Kantianer, von der geweihten Höhe seines eigenen Katheders aus lächerlich zu machen! Proh pudor! Honos sit auribus! Das war ein Streich, wie[8] er nur in der Seele des Erz-Spitzbuben Wilhelm Rumpf zur Reife gelangen konnte!

    »Wollen Sä einmal etwas nähmen, Möricke«, fuhr die Stimme des pflichtvergessenen Schülers fort … »Was, Sä sänd onwohl? Gott, wenn mär jonge Leute in Ährem Alter sagen, sä sänd onwohl, so macht das einen sähr öblen Eindruck. Knebel, schreiben Sä einmal än's Tageboch: »Möricke, zom Öbersätzen aufgefordert, war onwohl« …«

    Jetzt vermochte der Direktor seine Entrüstung nicht länger zu bemeistern.

    Mit einem energischen Ruck öffnete er die Thüre, und trat unter die erschrockenen Zöglinge, wie der Leu unter die Gazellenheerde.

    Er hatte sich nicht getäuscht.

    »Knebel, schreiben Sä einmal än's Tageboch: Möricke, zom Öbersätzen aufgefordert, war onwohl.«

    Es war in der That Wilhelm Rumpf, der größte Taugenichts der Classe, der sich so frevelhaft [11] an der Majestät vergangen hatte. Erst seit vier Wochen zählte dieser Mensch zu Samuel Heinzerlings Schülern, und schon gebührte ihm vor allen Bengeln vom Primus bis zum Ultimus die Krone! Mit hochgezogenen Vatermördern, auf der Nase eine große papierene Brille, in der Linken ein Buch, in der Rechten das traditionelle Bleistiftchen haltend, – so stand er auf dem Katheder, und wollte eben eine neue Gotteslästerung ausstoßen, als der tiefbeleidigte Direktor auf der Schwelle erschien.

    »Rompf!« sagte Samuel mit Fassung, – »Rompf! Sä gähen mär zwei Tage än den Carcer. Knebel, schreiben Sä einmal än's Tageboch: – Rompf, wegen kändischen, onwördigen Benähmens mät zwei Tagen Carcer bestraft. – Heppenheimer, rofen Sä den Pedellen!«

    »Aber Herr Direktor …!« stammelte Rumpf, indem er die Papierbrille in die Tasche steckte und auf seinen Platz zuschritt.

    [12]

    »Keine Wäderrede!«

    »Aber ich wollte ja nur, ich dachte …«

    »Seien Sä ställ, sag' äch Ähnen!«

    »Aber erlauben Sie gütigst …«

    »Knebel, schreiben Sä ein: – Rompf wägen wädersetzlichen Betragens mät einem weiteren Tage Carcer belegt. – Äch bän's möde, mich äwig mät Ähnen heromzoschlagen. Schämen sollten Sä säch in den Grond Ährer Sääle hänein! Pfoi und abermals pfoi!«

    »Audiatur et altera pars, Herr Direktor. Haben Sie uns diese Lehre nicht stets an's Herz gelegt …?«

    »Goot! Sä sollen nächt sagen, daß ich meinen Präncäpien ontreu wärde. Was haben Sä zo Ährer Entscholdigong anzoföhren?«

    »Ich kann nur versichern, Herr Direktor, daß ich durchaus nichts Unziemliches beabsichtigte.[13] Ich gedachte mich lediglich ein wenig in der Mimik zu üben.«

    »Öben Sä Ähren lateinischen Stäl und Ähre grächische Grammatäk!«

    »Das thu' ich, Herr Direktor. Aber neben der Wissenschaft hat doch auch die Kunst ihre Berechtigung.«

    »Das habe äch nä in meinem Läben geläugnet. Wollen Sä ätwa Ähre Albernheiten för Konst ausgeben? Jädenfalls äst däse Konst sähr brodlos.«

    »O, bitte Herr Direktor!«

    »Seien Sä ställ! Wenn Sä so fortfahren, so wärden Sä öber korz oder lang Schäffbroch leiden. Knipcke, seh'n Sä einmal nach, wo der Heppenheimer mit dem Pedellen bleibt.«

    »Ach, für diesmal, Herr Direktor,« flüsterte Rumpf in schmeichlerischem Tone, – »für dießmal könnten Sie mir die Strafe noch erlassen.«

    [14]

    »Nächts da! Sä gäh'n än den Carcer. Doch wär wollen ons dorch däsen Zwäschenfall än onsrer Arbeit nächt stären lassen. Hutzler, repetären Sä einmal …«

    »Herr Direktor, ich war beim Vorübersetzen nicht zugegen. Hier ist mein Zeugniß.«

    »So! Sä waren wäder einmal krank. Wässen Sä, Hutzler, Sä sänd auch öfter krank als gesond …«

    »Leider, Herr Direktor. Meine schwächliche Constitution …«

    »Schwächläch? Sä schwächläch? Non, hären Sä einmal, Hutzler, äch wollte, jäder Mänsch onter der Sonne wäre so schwächläch wä Sä! Faul sänd Sä, aber nächt schwächläch …«

    »Faul? Aber ich kann doch nicht während eines Fieberanfalls …«

    [15]

    »Äch känne das! Sä wärden wäder einmal zo väl Bär getronken haben. Repetären Sä einmal, Gildemeister.«

    »Fehlt!« riefen sechs Stimmen zugleich.

    Samuel schüttelte mißmuthig das Haupt.

    »Weiß Keiner, warom der Gildemeister fehlt?«

    »Er hat Katarrh!« antwortete einer der sechse.

    »Katarrh! Wä äch so alt war, hatte äch nämals Katarrh. Aber wo bleibt denn der Knipcke und der Heppenheimer? Schwarz, gehn Sä einmal hinaus, kommen Sä aber gleich wäder!«

    Schwarz ging, und kam nach zehn Minuten mit dem Pedellen und den beiden Commilitonen zurück.

    »Herr Quaddler war mit Tapeziren beschäftigt,« sagte Heppenheimer in achtungsvollem Tone; »er mußte sich erst ein wenig umkleiden.«

    [16]

    »So! und dazo brauchen Sä eine halbe Stonde? Quaddler, äch fände, Sä wärden nachlässig äm Dänste!«

    »Sie entschuldigen ganz gehorsamst, Herr Direktor, aber die Herren sind erst vor zwei Minuten an meine Thüre gekommen.«

    »Oh!« riefen die drei Primaner wie aus einem Munde.

    »Non, äch wäll das nächt weiter ontersochen! Här, nähmen Sä einmal da den Rompf, ond föhren Sä ähn auf den Carcer. Rompf, Sä wärden säch anständig betragen und nächt alle Augenbläcke nach dem Pedellen rofen, wä das vor acht Tagen geschehn ist. Quaddler, Sä lassen säch durch nächts bestämmen, den Rompf auf die Vorflur zo lassen! Wenn ähm wäder schlächt wärd, so mag er das Fänster öffnen. Am Bästen ist's, Sä sätzen ähm alles Nöthige hinein in die Zälle, und lassen die Thöre ein för alle Mal[17] verschlossen. Freitag Abend kömmt er wäder heronter.«

    »Schön, Herr Direktor.«

    »Das Ässen können Sä säch dorch einen Ährer Freunde besorgen lassen. Verstanden?«

    Rumpf nickte.

    »So! und non fort mät Ähnen!«

    »Es ist also wirklich Ihr Ernst, Herr Direktor, mich für eine künstlerische Leistung …«

    Samuel Heinzerling lachte mit männlich-pädagogischer Würde.

    »Sä sänd ein drolliger Kauz, trotz aller Ährer Ongezogenheiten. Aber helfen kann äch Ähnen nächt. So lange Sä mär nächt darthun, was Ähre angäbliche könstlerische Leistung notzt und frommt, – ganz abgesehn von Ährer onziemlichen Tendenz, – so lange wärden Sä säch[18] in's Onabänderliche fögen mössen. Machen Sä jetzt, daß Sä hänauf kommen!«

    Wilhelm Rumpf biß die Lippen aufeinander, machte Kehrt, und verschwand mit Quaddler in der Dämmerung des Corridors.

    »Was haben Sie eigentlich verbrochen, Herr Rumpf?« fragte der Pedell, als sie die Treppe hinanschritten.

    »Nichts.«

    »Aber verzeihen Sie gütigst, Sie müssen doch was gemacht haben?«

    »Ich habe nur das gethan, was der Direktor beständig thut.«

    »Wo so?«

    »Nun, geben Sie einmal wohl Acht: Sähen Sä, mein läber Quaddler, der Rompf ist ein Taugenächts und verdänt eine exemplarische Zächtigong.«

    [19]

    »Herr Gott meines Lebens!« stammelte der Pedell, beide Hände über dem Kopf zusammenschlagend. »Nein, wer mir gesagt hätte, daß so etwas möglich sei … Aber das ist ja ordentlich graulich, Herr Rumpf! Weiß der ewige Himmel, wenn ich Sie nicht mit meinen eigenen Augen vor mir sähe, ich würde schwören, des gestrengen Herrn Direktors persönliche Stimme gehört zu haben! Tausend noch 'mal, das muß ich sagen! Sie können's noch weit bringen in der Welt! Wissen Sie, da war ich einmal drüben bei Lotz in der Bierstube, da war auch so ein Zauberkünstler, der machte Ihnen Alles nach, was Sie wollten, Vogelgezwitscher und Pferdewiehern, Hundegebell und Hochzeitspredigten. Aber so wie Sie hat er mich doch nicht aus Rand und Band gebracht!«

    »Glaub's, glaub's, läber Quaddler!« versetzte Rumpf, immer noch den Direktor imitirend.

    [20]

    »Und das haben Sie in seiner Gegenwart aufgeführt? Nein, hören Sie einmal, Nichts für ungut, Herr Rumpf, aber Alles am rechten Ort. So was geziemt sich nicht, und der Herr Direktor haben alle Ursache, im höchsten Grade ungehalten zu sein.«

    »Meinen Sä?«

    »Ich muß Sie recht schön bitten, Ihr Spiel jetzt sein zu lassen. Es verträgt sich nicht mit dem Ernst meines Amtes. Wollen Sie gefälligst hier herein spazieren!«

    »Mät Vergnögen …!«

    »Herr Rumpf, ich werde dem Herrn Direktor sagen, Sie hätten noch nicht genug an der Ihnen diktirten Strafe …«

    »Was gäht Sä meine Strafe an, Sä alter närrischer Quaddler!«

    »Was mich Ihre Strafe angeht? Nichts! Aber es geht mich viel, sehr viel an, ob Sie[21] fortfahren, den Herrn Direktor in respektwidriger Weise zu verspotten.«

    »Ich kann machen, was ich will.«

    »Das können Sie nicht.«

    »Doch, Quaddler. Äch kann sprechen, wä mär's paßt, und wäm's nächt gefällt, der dröckt säch, oder hält säch die Ohren zo.«

    »Nun, warten Sie!«

    »Worauf?«

    »Ich werde dem Herrn Direktor Bericht erstatten.«

    »Sagen Sie einen schönen Gruß von mir.«

    »Sie werden sich wundern.«

    Quaddler drehte den Schlüssel um und tappte langsam die Treppe hinunter.

    Im Saale der Prima ward inzwischen eifrig Sophokles interpretirt. Heppenheimer verdeutschte[22] gerade zum größten Jubel der übermüthigen Sippe das Wehgeschrei des unglücklichen Philoktetes:

    »Ai, Ai, Ai, Ai …«

    Der Direktor Samuel Heinzerling fiel ihm in die Rede.

    »Sagen Sä »Au, Au, Au, Au«. Das »Ai« als Interjektion des Schmerzes äst sprachwädrig.«

    »Ich dachte, »Au« sei bloß bei körperlichen Schmerzen gebräuchlich,« bemerkte Heppenheimer.

    »Non, dänken Sä välleicht, Philoktet habe bloß geistig gelätten? Sä scheinen mär den Gang der Tragödie ohne sonderliche Aufmerksamkeit verfolgt zu haben.«

    »Herr Direktor, es klopft!« sagte Knebel.

    »Sähn Sä einmal nach, Knipcke!«

    Knipcke eilte zu öffnen.

    »Was? Sä, Quaddler? Warom stären Sä ons schon wäder? Fassen Sä säch korz!«

    [23]

    »Ich wollte mir gütigst erlauben, ergebenst zu vermerken, der Primaner Rumpf spricht noch immer so, wie von wegen weßhalb Sie ihn bestraft haben.«

    »Was? Er sätzt die Comödie fort? Non, äch wärde die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen wässen! Knebel, schreiben Sä einmal ein, – oder nein, lassen Sä's läber! Es äst goot, Quaddler. Heppenheimer, fahren Sä fort. Also: Au, au, au, au, nächt: Ai, ai, ai, ai. Das Folgende können Sä etwa mät: »Ach, ihr äwigen Götter!« oder mät: »Allmächtiger Hämmel!« wädergeben!«

    Heppenheimer erledigte sein Pensum zu des Direktors leidlicher »Zofrädenheit«. Nach ihm übersetzte Schwarz »ongenögend«. Dann erscholl Quaddler's Klingel. Der Verfasser der Lateinischen Grammatik für den Schulgebrauch erklärte den Unterricht für geschlossen. In der Thüre[24] erschien Doktor Klufenbrecher, der Mathematiklehrer, der die Prima von drei bis vier über die Geheimnisse der analytischen Geometrie zu unterhalten hatte. Samuel Heinzerling reichte dem »geschätzten Herrn Collegen« herablassend, aber nicht ohne ein gewisses humanes Wohlwollen, die grübchenreiche Rechte und verfügte sich dann nach dem Direktorialzimmer, wo er sich nachdenklich auf seinem Amts- und Dienstsessel niederließ.

    Quaddler ging inzwischen an's Werk, die freie Stunde gehörig auszunützen. Rüstig stülpte er den Pinsel in den Kleistertopf und bestrich eine Tapetenbreite nach der andern mit duftender Klebematerie.

    Wilhelm Rumpf aber saß gähnend auf der Pritsche und versicherte im Selbstgespräch, er sei das Gymnasium mit seinen unmotivirten Freiheitsbeschränkungen bis über die Ohren müde.

    [25]

    Herr Samuel Heinzerling kraute sich jetzt in den Locken, rückte die große Brille mit den runden Gläsern zurecht und schüttelte zwei, drei, vier Mal das pädagogische Haupt.

    »Ein mäserabler Jonge, dieser Rompf!« murmelte er vor sich hin … »Aber äch glaube fast, auf dem Weg der Güte äst mähr bei ihm auszurichten, als mit Gewalt und Strenge. Äch wäll ähm einmal ärnst-nachdrocksamst in's Gewässen räden! Schade om ähn! Er gehört zo meinen begabtesten Schölern!«

    Er klingelte.

    Nach drei Minuten erschien Anny, Quaddlers sechzehnjährige Tochter. Sie war augenscheinlich im Begriff, einen Ausgang zu machen; dafür sprach das kokette Federhütchen, das sich anmuthig auf ihren dunklen Locken wiegte, und das bunte Shawltuch, das ihre vollen Schultern umfing.

    »Sie befehlen, Herr Direktor?« fragte sie mit einer graziösen Verbeugung.

    [26]

    »Wo ist Ihr Vater?« flüsterte Samuel mit einer für seine Verhältnisse außerordentlich reinen Aussprache des »i«.

    »Er kleistert. Haben Sie etwas zu besorgen, Herr Direktor?«

    »So, er kleistert. Na, dann wäll äch ähn nächt stören in seiner Kleisterei. Es äst nächts Besondres, Anny. Der Carcerschlössel stäckt ja?«

    »Ich werde einmal gleich fragen, Herr Direktor.«

    Wie ein Reh eilte das Mädchen die Treppe hinunter. Nach wenigen Sekunden war sie wieder zur Stelle.

    »Ja wohl, Herr Direktor, die Schlüssel stecken, sowohl der zur Vorflur wie der zur Zelle. Befehlen Sie sonst etwas?«

    »Nein, äch danke.«

    [27]

    Anny verabschiedete sich. Lächelnd blickte Samuel ihr nach.

    »Ein reizendes Kind!« murmelte er vor sich hin. »Ich gäbe väl darom, wenn meine Winfriede nur halb so väl savoir vävre besäße, – von Ismenen ganz zo geschweigen. Däser Quaddler äst ein paganus, ein homo incultus, und dessenohngeachtet verstäht er es, eine Charitin großzuzähen, während äch, der feingebäldete Kenner des classischen Alterthoms, äch, der homo, coi näl homani alienom äst, nächt äm Stande bän, eine meines Bäldongsgrades wördige Nachkommenschaft zo erzielen.«

    Er strich sich einige Mal über das glattrasirte Kinn, nahm dann seinen Hut vom Tisch und klomm die Stiege zum Carcer hinan.

    Wilhelm Rumpf war höchlich überrascht, als sich schon nach so kurzer Gefangenschaft die Thüre[28] in den Angeln drehte. Sein Staunen erreichte jedoch den Zenithpunkt, als er in dem unerwarteten Besucher den Direktor Samuel Heinzerling erkannte.

    »Non, Rompf?« sagte der ehrenfeste Pädagoge.

    »Was wünschen Sie, Herr Direktor?« entgegnete der Schüler im Tone einer resoluten Verstocktheit.

    »Äch wollte mäch einmal erkondigen, ob Sä in säch gehn, und einsähn, daß solche Puerilitäten der Aufgabe des Gymnasiums und dem in däsen Mauern herrschenden Geiste vollständig zowäder laufen …«

    »Ich bin mir nicht bewußt …«

    »Was, Rompf? Sä wollen säch noch auf die Hänterbeine stellen? Sehn Sä einmal, was wörden Sä wohl sagen, wenn Sä an meiner Stelle wären! Wörden Sä nächt däsen onar[29]tigen, öbermöthigen Wälhelm Rompf aus Gamsweiler noch ganz anders bei den Ohren nähmen? Hä?«

    »Herr Direktor …«

    »Das sänd doch Kändereien, wä man sä einem anständigen jongen Mann aus gooter Famälie nächt zotraut! Wässen Sä was? Beim nächsten dommen Streich wärde äch Sä relegären!«

    »Relegiren …?«

    »Ja, Rompf! Relegären! Drom gähn Sä än säch und lassen Sä dä Ongezogenheiten, die Ähnen wahrhaftig keine Ehre machen … Äch wäderhole Ähnen: sätzen Sä säch einmal an meine Stelle! …«

    Wilhelm Rumpf ließ das Haupt nachdenklich auf die Brust sinken. Er fühlte, daß die angedrohte Relegation nur noch eine Frage der Zeit sei. Mit einem Male zuckte ein diabolischer Gedanke durch sein Gehirn.

    [30]

    »Wenn ich denn einmal fortgejagt werden soll«, sprach er zu sich selbst, »so mag es denn auch mit Eclat geschehen!«

    Er lächelte wie der verbrecherische Held eines Sensationsromans nach gelungener Missethat zu lächeln pflegt und sagte im Tone einer beginnenden Zerknirschung:

    »Sie meinen, Herr Direktor, ich solle mich an Ihre Stelle versetzen …?«

    »Ja, Rompf, das meine äch.«

    »Gut, wenn Sie's denn nicht anders haben wollen, so wünsche ich viel Vergnügen!«

    Und damit sprang er zur Thüre hinaus, drehte den Schlüssel um und überließ den armen Direktor seinem unverhofften Schicksale.

    »Rompf! Es geschäht ein Onglöck! Ein Onglöck, sage äch! Öffnen Sä! Äch befähle es Ähnen!«

    »Rompf! Was fällt Ähnen ein! Äch relegäre Sä noch heute! Wollen Sä augenbläckläch öffnen! Augenbläckläch, sage äch!«

    [33]

    »Äch gäbe Ähnen härmät zwei Stonden Carcer,« antwortete Rumpf mit Würde. »Sä haben sälbst gesagt, ich solle mäch an Ähre Stelle versätzen.«

    »Rompf! Es geschäht ein Onglöck! Ein Onglöck, sage äch! Öffnen Sä! Äch befähle es Ähnen!«

    »Sä haben nächts mähr zo befählen! Äch bän gägenwärtig där Därektor! Sä sänd der Prämaner Rompf! Seien Sä ställ! Äch dolde keine Wäderräde!«

    »Läber Rompf! Äch wäll's Ähnen för däsmal noch verzeihen. Bitte, machen Sä höbsch auf. Sä sollen mät einer gelinden Strafe dorchkommen. Sä sollen nächt relegärt werden. Äch verspreche es Ähnen! Hären Sä?«

    Der »läbe Rompf« hörte nicht. Er hatte sich leise über den Vorflur geschlichen und eilte jetzt die Treppe hinab, um siegreich zu entweichen.

    [34]

    Als er an der Thüre des Pedellen vorüberkam, packte ihn eine prickelnde Idee.

    Er legte das Auge an's Schlüsselloch. Quaddler stand just auf der Leiter, den Rücken nach der Pforte gekehrt, und mühte sich, einen schwer bekleisterten Tapetenstreifen an die Wand zu kleben. Wilhelm Rumpf klinkte ein wenig auf und rief mit dem schönsten Heinzerling'schen Accent, der ihm zu Gebote stand, in's Zimmer:

    »Äch gehe jetzt, Quaddler. Beobachten Sä mär den Rompf. Der Mänsch beträgt säch wä onsännäg. Er erfrächt säch noch ämmer, seine ämpärtänenten Spälereien zo treiben. Bleiben Sä jetzt nor rohig auf Ährer Leiter. Äch wollte Ähnen nor noch sagen, daß Sä ähm onter keiner Bedängong öffnen! Der Borsche wäre äm Stande, Sä öber den Haufen zo rännen und – mär-nächts-där-nächts – dorchzogehn! Hären Sä, Quaddler?«

    [35]

    »Wie Sie befehlen, Herr Direktor. Entschuldigen Sie nur gütigst, daß ich hier oben …«

    »Sä sollen rohig bleiben, wo Sä sänd, ond Ähre Kleisterei erst fertig machen. Adiö!«

    »Ganz gehorsamster Diener, Herr Direktor.«

    Wilhelm Rumpf stieg nunmehr die Treppe wieder hinan und betrat die Regionen des Carcers.

    Samuel Heinzerling tobte fürchterlich. Jetzt schien er auch die Klingel zu entdecken, denn in demselben Augenblicke, da Rumpf sich hinter einem gewaltigen Kleiderschranke der Pedellenfamilie barg, erscholl ein wüthendes Geläute, gell und schrill, wie das Kreischen empörter Wald- und Wasserteufel.

    »Zo Hölfe!« stöhnte der Schulmann, – »zo Hölfe! Quaddler, äch bränge Sä von Amt ond Brod, wänn Sä nächt augenbläckläch heraufkommen![36] Zo Hölfe! Foier! Foier! Mord! Gewaltthat! Zo Hölfe!«

    Der Pedell, durch das unausgesetzte Geklingel an seinen Beruf gemahnt, verließ seine Privatbeschäftigung und erschien auf der Vorflur des Gefängnisses. Der heimtückische Primaner schmiegte sich fester in sein Versteck. Samuel Heinzerling hatte sich erschöpft auf die Pritsche gesetzt. Sein Busen keuchte; seine Nasenflügel arbeiteten im Tempo eines rüstigen Blasebalgs.

    »Herr Rumpf,« sagte Quaddler, indem er wie warnend wider die Thüre der Zelle pochte, »es wird Alles notirt!«

    »Gott sei Dank, Quaddler, daß Sä da sänd! Öffnen Sä mär! Däser mäserable Kärl sperrt mäch här ein … Es äst hämmelschreiend!«

    »Ich sage Ihnen, Herr Rumpf, die Späße werden Ihnen schlecht bekommen! Und daß Sie[37] den Herrn Direktor einen miserablen Kerl nennen, das werd' ich mir besonders vermerken!«

    »Aber Quaddler, sänd Sä denn verröckt?« eiferte Samuel im Tone der höchsten Entrüstung. »Zom Henker, äch sage Ähnen ja, daß der Rompf, der elende Gesälle, mäch här eingespärrt hat, als äch ähn besochen und ähm äns Gewässen räden wollte! Machen Sä jätzt keine Omstände. Öffnen Sä!«

    »Sie müssen mich für sehr dumm halten, Herr Rumpf. Der Herr Direktor hat eben noch mit mir gesprochen und mir strengstens anbefohlen, Sie unter keiner Bedingung herauszulassen. Und nun betragen Sie sich anständig, und lassen Sie das Klingeln, sonst häng' ich die Schelle ab.«

    »Quaddler, äch bränge Sä äns Zochthaus wägen wäderrechtlicher Freiheitsberaubong.«

    »Hören Sie einmal, wissen Sie, wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, so ist das[38] ewige Nachahmen des Herrn Direktors recht kindisch, nehmen Sie mir's nicht übel. Es ist wahr, der Herr Direktor sprechen ein wenig durch die Nase, aber so ein dummes Geklöne, wie Sie's da zusammenquatschen, so machen's der Herr Direktor noch lange nicht. Und nun sag' ich Ihnen zum letzten Mal, verhalten Sie sich ruhig und benehmen Sie sich, wie es sich geziemt …«

    »Aber äch wäderhole Ähnen auf Ähre ond Sälägkeit, der schändläche, näderträchtäge Borsche hat den Schlössel hänter mär heromgedreht, ähe äch noch woßte, was er vorhatte! Quaddler! Mänsch! Äsel! Sä mössen mäch doch erkännen! Thun Sä doch Ähre Ohren auf!«

    »Ein so dummes Geklöne, wie Sie's da zusammenquatschen, so machen's der Herr Direktor noch lange nicht.«

    »Was? Esel nennen Sie mich? Mensch nennen Sie mich? Ei, wissen Sie was, da fragt sich's doch noch sehr, wer von uns beiden der größte Mensch und der größte Esel ist. So was lebt nicht. Nennt so ein grüner Junge einen[41] alten ehrlichen Mann einen Esel! Selbst Esel! … Verstehen Sie mich? Aber warten Sie nur!«

    »Ein Äsel sänd Sä ond ein Ochse dazo!« stöhnte Heinzerling verzweifelnd. »Sä wollen also nächt öffnen?«

    »Ich denke nicht daran.«

    »Goot! Sehr goot!« ächzte der Schulmann mit verlöschender Stimme. »Sehr goot! Äch bleibe also im Carcer! Hären Sä, Quaddler? Äch bleibe äm Carcer!«

    »Es soll mich freuen, wenn Sie zur Vernunft kommen. Aber nun lassen Sie mich ungeschoren. Ich habe mehr zu thun, als Ihre Possen mit anzuhören!«

    »Quaddler!« rief Samuel wieder heftiger. »Äch sitze rohig Stonde för Stonde ab! Verstähen Sä? Stonde för Stonde! Wä ein ongezogener Jonge erdolde äch däse empörende Schmach! Hären Sä, Quaddler?«

    [42]

    »Ich gehe jetzt. Arbeiten Sie was.«

    »Heiliger Hämmel, mär schwändelt der Verstand! Bän äch denn wärkläch toll geworden! Mänsch, so gocken Sä doch wänägstens einmal dorch's Schlösselloch! Dann wärden Sä ja sähen …«

    »Ja wohl, damit Sie mir in die Augen blasen, wie neulich! Das fehlte mir noch! …«

    »Non denn, so gehn Sä zom Teufel. Mät der Dommheit kämpfen Götter sälbst vergäbens! Aber komm' äch Ähnen heraus! komm' äch Ähnen heraus! Äch gäb's Ähnen schräftläch: Sä sänd zom Längsten Pädäll gewäsen!«

    Quaddler tappte ärgerlich die Stiege hinunter. Dieser Rumpf war wirklich ein Ausbund von Impertinenz! Esel hatte er ihn genannt: Donner und Doria! Seit Frau Kathinka Quaddler das Zeitliche gesegnet, war dergleichen nicht vorgekommen …!

    [43]

    Ja, ja, die Herren Primaner!

    Samuel Heinzerling maß inzwischen mit großen Schritten die Zelle. Seine ganze Erscheinung gemahnte an den afrikanischen Löwen, den menschliche Gewinnsucht in den Käfig gebannt, ohne die stolze, urwüchsige Kraft seiner edlen Natur brechen zu können. Die Hände auf dem Rücken, das Haupt mit der grauen Mähne wehmüthig auf die rechte Schulter geneigt, die Lippen fest aufeinander gepreßt, – so wandelte er auf und nieder, auf und nieder, – die düstersten, menschenfeindlichsten Gedanken im Gemüthe wälzend.

    Plötzlich spielte ein breites Vollmondslächeln über seine Züge.

    »Es äst ond bleibt doch komäsch!« murmelte er vor sich hin. »Wahrhaftig! Wenn äch nächt so onmättelbar bei der Geschächte betheiligt wäre, äch könnte sä amösant fänden …«

    [44]

    Er blieb stehen …

    »Gereicht mär däse Öberlistung eigentlich zur Schande? Pröfe Däch, Samoël! Hat nächt ein bekannter Könäg dem Diebe, der ihm eine Uhr stehlen wollte, eigenhändig dä Leiter gehalten? Äst nächt selbst Först Bäsmarck von boshafter Hand ränkevoller Weise eingerägelt worden? Hondert andrer Fälle nächt zo gedänken! Ond doch begägnet dä Wältgeschächte besagtem König mät Hochachtong. Ond doch gilt Först Bäsmarck nach wä vor för den bedeutendsten Däplomaten Europa's! Nein, nein, Samoël! Deine Wörde als Scholmann, als Börger, als gebäldeter Denker leidet nächt äm Gerängsten onter däser peinlichen Sätoation! Berohige Däch, Samoël …«

    Er setzte seine Promenade in befriedigter Stimmung fort. Bald aber unterbrach er sich von Neuem.

    »Aber meine Prämaner!« stammelte er erbleichend.[45] »Wenn meine Prämaner erfahren, daß äch auf dem Carcer gesässen habe! Onerträglächer Gedanke! Meine Autorität wäre ein för alle Mal dahän! Ond sä wärden es erfahren! Sä mössen es erfahren! Äch bän ein för alle Mal däscredätärt! O ähr Götter, warom habt ähr mär das gethan!«

    »Herr Direktor«, flüsterte jetzt eine wohlbekannte Stimme an der Zellenthüre … »Sie sind noch lange nicht discreditirt! Ihre Autorität steht noch in vollem Flore …«

    »Rompf!« stammelte Samuel – »Schändlicher, gottvergeßner Mänsch! Öffnen Sä! Augenbläckläch! Betrachten Sä säch als moralisch geohrfeigt! Sähen Sä säch för dreifach relegärt an!«

    »Herr Direktor, ich komme, um Sie zu retten! Beleidigen Sie mich nicht!«

    »Zo rätten? Welche Onverschämtheit! Aufmachen sollen Sä, oder …«

    [46]

    »Wollen Sie mich ruhig anhören, Herr Direktor? Ich versichere Sie, Alles wird sich ausgleichen.«

    Samuel überlegte.

    »Goot,« sagte er endlich. »Äch wäll mäch herablassen … Räden Sä …«

    »Sehen Sie, ich wollte Ihnen nur zeigen, daß meine Kunst doch nicht so ganz ohne praktische Bedeutung ist … Verzeihen Sie, wenn ich dabei scheinbar die vorzügliche Hochachtung und Verehrung verletzen mußte, die ich Ihnen aus vollstem Herzen zu zollen mir freudig bewußt bin.«

    »Sä sänd ein Schelm, Rompf!«

    »Geben Sie mir Ihr väterliches Wort, Herr Direktor!«

    »Herr Direktor … Wie wär's, wenn Sie mir die Carcerstrafe erließen, die Drohung betreffs der Relegation zurücknähmen und mir erlaubten, über alles Vorgefallne das strengste Stillschweigen zu beobachten …?«

    [49]

    »Das gäht nächt! … Ähre Strafe mössen Sä absitzen …«

    »So? Na, dann leben Sie wohl, Herr Direktor. Klingeln Sie nicht zu viel!«

    »Rompf! Hären Sä doch! Äch wäll Ähnen was sagen … Rompf!«

    »Bitte …!«

    »Sä sänd in välen Bezähungen ein ongewöhnlicher Mänsch, Rompf … ond da wäll äch einmal eine Ausnahme machen … Öffnen Sä nor!«

    »Erlassen Sie mir die Carcerstrafe?«

    »Ja.«

    »Werden Sie mich relegiren?«

    »Nein, än Teufels Namen.«

    »Geben Sie mir Ihr väterliches Wort, Herr Direktor!«

    »Rompf, was onterstähn Sä säch …«

    [50]

    »Ihr väterliches Wort, Herr Direktor!«

    »Goot! Sä haben's!«

    »Jupiter Ultor ist Zeuge.«

    »Was?«

    »Ich rufe die Götter zu Zeugen an.«

    »Machen Sä auf!«

    »Gleich, Herr Direktor. Sie tragen mir's aber auch ganz gewiß nicht nach?«

    »Nein, nein, nein! Wärden Sä mäch non bald herauslassen?«

    »Sie ertheilen mir volle Absolution?«

    »Ja, onter der Bedängong, daß Sä Nämandem erzählen, wä schwär Sä säch vergangen haben. Äch habe Ähnen ja gesagt, äch halte Sä för einen ongewöhnlächen Mänschen, Rompf …«

    »Ich danke Ihnen für die gute Meinung. Mein Ehrenwort: so lange Sie Direktor des[51] städtischen Gymnasiums und Ordinarius der Prima sein werden, soll keine verrätherische Silbe über meine Lippen gleiten!«

    Und damit drehte er den Schlüssel um und öffnete …

    Wie der Uhland'sche König aus dem Thurme, so stieg Samuel Heinzerling an die freie Himmelsluft. Tief holte er Athem. Dann strich er sich mit der Rechten über die Stirne, als ob er sich besinne …

    »Rompf,« sagte er, »äch verstähe Spaß … Aber … nächt wahr, Sä thun mär den Gefallen, mäch nächt wäder mimisch zu copären? Sä … Sä machen dä Geschächte zo ähnläch!«

    »Ihr Wunsch ist mir Befehl!«

    »Goot! Ond non machen Sä, daß Sä hinonter kommen. Es äst noch nächt drei Värtel. Sä können noch am Onterrächt Theil nehmen!«

    »Aber würde man nicht stutzen, Herr Direktor?[52] Jedermann weiß, daß Sie mir drei Tage Carcer dictirt haben …!«

    »Goot! Äch gähe mät Ähnen.«

    So eilten sie selbander die Treppe hinab.

    »Quaddler!« rief der Direktor in's Erdgeschoß.

    Der Pedell erschien an der untersten Windung und fragte dienstbeflissen, was der Gebieter zu verlangen geruhe.

    »Äch habe dem Rompf aus verschädnen Grönden die drei Tage geschänkt,« sagte Samuel.

    »Ah …! Drum sind der Herr Direktor noch einmal zurückgekommen … Hm … Ja, aber was ich sagen wollte, der Herr Rumpf war gar nicht ruhig in seiner Zelle. Nichts für ungut, Herr Direktor, aber er hat geschimpft, wie ein Rohrspatz …«

    Sie wandelten über den Corridor dem Schulsaale zu.

    »Lassen Sä's goot sein, Quaddler. Äch wäll däßmal aus ganz besondren Motäven Gnade [55] för Recht ergehen lassen. Sä können den Carcerschlössel abzähen!«

    Quaddler schüttelte befremdet das Haupt.

    »So!« sagte Samuel. »Ond non kommen Sä mät nach der Präma, Rompf!«

    Sie wandelten über den Corridor dem Schulsaale zu. Der Direktor klopfte.

    »Entscholdigen Sä, Herr College,« flüsterte er eintretend im weichsten Moll, dessen sein würdevolles Organ fähig war … »äch bringe da den Rompf wäder! Knebel … Sä erlauben doch, läber Herr Klufenbrecher …? Knebel! Schreiben Sä äns Tageboch: Man sah säch bewogen, dem Rompf in Anbetracht seines aufrächtäg reuigen Benähmens die in der vorigen Stonde däktärte Carcerstrafe zo erlassen … So! Ond non wäll äch nächt weiter stären, verehrter Herr College … Haben Säs, Knebel? … däktärte Carcerstrafe zo erlassen …«

    [56]

    »Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Direktor?« fragte der höfliche Mathematiker.

    »Äch danke verbändlichst, äch habe för heute genog gesässen … Rompf, äch erwarte, daß Sä das Gelöbniß der Bässerung in jäder Hänsächt erföllen. Adieu, Herr College.«

    Sprach's und verschwand in den labyrinthischen Gängen des Schulgebäudes. – – – – –

    – – Wilhelm Rumpf hielt sein Versprechen auf's Gewissenhafteste.

    Er copirte von jetzt ab nur noch die übrigen Lehrer: Samuel Heinzerling's geweihte Persönlichkeit war ihm heilig und unverletzlich.

    Auch bewahrte er das unverbrüchlichste Stillschweigen, bis der Direktor im Herbste desselbigen Jahres auf wiederholtes Ansuchen in den Ruhestand versetzt wurde.

    Erst dann erfuhr die jauchzende Prima den Hergang jener unerwarteten Versöhnung.

    [57]

    Rumpf's »aufrächtäge Reue« war für die lachlustige Bevölkerung des Städtchens eine Quelle unendlicher Heiterkeit. Unter denen, die sich am meisten über die Farce amüsirten, befand sich der joviale Direktor Samuel Heinzerling, der treffliche Autor der lateinischen Schulgrammatik.

    Möge es ihm vergönnt sein, noch recht oft beim schäumenden Glase zu erzählen, wie er den gottlosen Schelm »Wälhälm Rompf« auf dem Carcer besuchte … »Rompf« seinerseits wird jenes schöne Rencontre im Gebiete Quaddlers nie vergessen, und sollte er so alt werden wie Grillparzer.

    Von demselben Verfasser ist früher erschienen:

    Samuel Heinzerlings Tagebuch. Humoresken. Mit 8 Orig.-Zeichnungen von G. Sundblad. 9. Aufl. Pr. 1 M.

    The Visit to the Cells. (Englische Uebersetzung des »Besuch im Carcer«.) Translated from the fifteenth German edition by Sophia Veitch. 3. edition. Pr. 1 M.

    Katheder und Schulbank. Humoresken. Mit 8 Originalzeichnungen v. G. Sundblad. 13. Aufl. Pr. 1 M.

    Die Mädchen des Pensionats. Humoreske. Mit 8 Orig.-Zeichnungen v. G. Sundblad. 23. Aufl. Pr. 1 M.

    Die Gespenster von Varzin. Groteskes Nachtstück. Mit Titelbild von Hans Kadeder. 3. Aufl. Pr. 1 M.

    Die Zwillinge. Humoreske. Mit 8 Originalzeichnungen von G. Guthknecht. 4. Aufl. Pr. 1 M.

    Die Feuerspritze. Humoreske. Mit 8 Originalzeichnungen von C. von Grimm. 5. Aufl. Pr. 1 M.

    Die Stumme von Sevilla. Komisches Epos. Eleg. brosch. 2 M. In Prachteinband mit reicher Goldpressung 3 M.

    Aus Sekunda und Prima. Humoresken. 22. Aufl. Pr. 1 M.

    Schulmysterien. Humoresken. 18. Aufl. Pr. 1 M.

    Initium fidelitatis! Humoristische Gedichte, 10. vermehrte Aufl. Pr. 1 M.

    Flatternde Blätter. Satirische und humoristische Skizzen. 3. Aufl. Eleg. brosch. 2 M.

    Schach der Königin! Humoristisches Epos. 3. völlig umgearbeitete Aufl. Eleg. brosch. 3 M.

    Fünfzigste Auflage.

    Der

    Besuch im Carcer.

    Humoreske

    von

    Ernst Eckstein.

    Mit sechs Illustrationen von G. Sundblad.

    Leipzig 1882

    Verlag von Fr. Thiel.

    Preis 1 Mark.

    Leipzig

    Druck von Fischer & Wittig.

    Weitere Anmerkungen zur Transkription

    Offensichtlich fehlerhafte Zeichensetzungen wurden stillschweigend korrigiert. Die Darstellung der Ellipsen (…) wurde vereinheitlicht.

    Der Schmutztitel am Anfang des Buches wurde entfernt.

    Das Exlibris am Ende (nicht Teil des Originalbuchs) wurde entfernt.

    Die Seitennummern der Illustrationsseiten wurden entfernt (3/4, 9/10, 31/32, 39/40, 47/48, 53/54).

    Korrekturen:

    S. 17: ährer zu Ährer

    ganz abgesehn von Ährer onziemlichen Tendenz,

    S. 55: Si zu Sä

    »Ond non kommen Sä mät nach der Präma, Rompf!«

    S. 56: unverbrüchlichte zu unverbrüchlichste

    Auch bewahrte er das unverbrüchlichste Stillschweigen,

    End of the ProjectEBook of Der Besuch im Carcer., by Ernst Eckstein

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    Transcriber’s Note

    Errors and inconsistencies in punctuation have been attributed to printer’s errors, and corrected.

    The Greek circumflex, which appears in the text as an inverted breve (^), is rendered here using a tilde (~).

    Please note the publisher’s decision to place footnotes at the bottom of each page, as well as the author’s note on this topic in the Preface. In keeping with his intent, footnotes have been moved to the end of this file.

    The cover image has been modified to include the volume number, and is placed in the .

    Please consult the notes at the bottom of this text for more details on the handling of textual issues.

    WORKS

    BY

    ERNST ECKSTEIN.

    CYPARISSUS. From the German by Mary J. Safford. One vol., paper, 50 cts.; cloth, 75 cts.

    HERTHA. From the German by Mrs. Edward Hamilton Bell. One vol., paper, 50 cts.; cloth, 75 cts.

    QUINTUS CLAUDIUS. From the German by Clara Bell. Two vols., paper, $1.00; cloth, $1.75 per set.

    PRUSIAS. From the German by Clara Bell. Two vols., paper, $1.00; cloth, $1.75 per set.

    NERO. From the German by Clara Bell and Mary J. Safford. Two vols., paper, 80 cts.; cloth, $1.50 per set.

    THE WILL. From the German by Clara Bell. Two vols., paper, $1.00; cloth, $1.75 per set.

    APHRODITE. From the German by Mary J. Safford. One vol., paper, 50 cts.; cloth, 90 cts.

    THE CHALDEAN MAGICIAN. From the German by Mary J. Safford. One vol., paper, 25 cts.; cloth, 50 cts.

    ECKSTEIN’S ROMANCES,

    12 volumes, cloth binding, in box, $9.50

    Quintus Claudius

    A ROMANCE OF IMPERIAL ROME

    BY

    ERNST ECKSTEIN

    From the German by Clara Bell

    IN TWO VOLUMES—VOL. I.

    REVISED AND CORRECTED IN THE UNITED STATES

    NEW YORK

    GEO. GOTTSBERGER PECK, Publisher

    117 CHAMBERS STREET

    Copyright, 1882, by William S. Gottsberger

    THIS TRANSLATION WAS MADE EXPRESSLY FOR THE PUBLISHER

    PREFACE

    TO THE FIRST GERMAN EDITION.

    It was in Rome itself, in the sublime solemnity of the Colosseum, among the ruins of the palaces of the Caesars and crumbling pillars of the temples of the gods, that the first dreamy outlines rose before my fancy of the figures here offered to the reader’s contemplation. Each visit added strength to the mysterious impulse, to conjure up from their tombs these shadows of a mighty past, and afterwards, at home, where the throng of impressions sorted and grouped themselves at leisure, my impulse ripened to fulfilment.

    I will not pause here to dwell on the fact, that the period of Imperial rule in Rome bears, in its whole aspect, a stronger resemblance to the XIXth century than perhaps any other epoch before the Reformation; for, without reference to this internal affinity, we should be justified in using it for the purpose of Romance simply by the fact, that hardly another period has ever been equally full of the stirring conflict of purely human interest, and of dramatic contrasts in thought, feeling and purpose.

    I must be permitted to add a word as to the notes.[A]

    I purposely avoided disturbing the reader of the story by references in the text, and indeed the narrative is perfectly intelligible without any explanation. The notes, in short, are not intended as explanatory, but merely to instruct the reader, and complete the picture; they also supply the sources, and give the evidence on which I have drawn. From this point of view they may have some interest for the general public, unfamiliar with the authorities.

    Leipzig, June 15, 1881.

    ERNST ECKSTEIN.

    [A] The publisher of this translation has, for the reader’s convenience, placed all the notes at the foot of the pages containing the corresponding text.

    QUINTUS CLAUDIUS.

    CHAPTER I.

    It was the morning of the 12th of September in the Year of Our Lord 95; the first cold gleam of dawn was shining on the steel-grey surface of the Tyrrhenian sea. To the east, over the gently undulating coast of Campania, the sky was tinged with that tender dewy-green which follows on the paling of the stars; to the west the waters still lay in impenetrable darkness. Their almost unruffled face was swiftly parted by a large trireme,[1] just now making its way from the south and opposite to Salernum, between the Posidium[2] promontory and the Island of Capreae.[3] The oars of the crew, who sat in rows on three ranks of benches, rose and fell in rhythm to a melancholy chant; the steersman yawned as he looked into the distance, hoping for the moment of release.

    A small hatchway—fitted with silver ornaments—now opened on to the deck from the cabin between decks; a fat round head with short hair showed itself in the opening, and a pair of blinking eyes looked curiously round in every direction. Presently the head was followed by a body, of which the squat rotundity matched the odd head.

    Well, Chrysostomus, is Puteoli[4] in sight yet? asked the stout man, stepping on to the deck and looking across to the blue-black rocks of Capreae.

    Ask again in three hours time, replied the steersman. Unless you can succeed in looking round the corner, like the magician of Tyana,[5] you must need wait till we have the island yonder behind us.

    What! exclaimed the other, drawing a little ivory map[6] from his tunic.[7] Are those rocks only Capreae?

    Thou sayest, O Herodianus! Out there on the heights to the right, hardly visible yet, stands the palace of the glorified Caesar Tiberius.[8] Do you see that steep cliff, straight down to the sea? That was where such useless fellows as you were dropped over into the water by Caesar’s slaves.

    Chrysostomus, do not be impudent! How dare you, a common ship’s-mate, make so bold as to scoff at me, the companion and confidential friend of the illustrious Caius Aurelius? By the gods![9] but it is beneath me to hold conversation with you, an ignorant seaman—a man who carries no wax-tablets[10] about him, who only knows how to handle the tiller and not the stylus—a common Gaul who is ignorant of all history of the gods—such a man ought not even to exist, so far as the friend of Aurelius is concerned.

    Oho! you are dreaming! you are not his friend, but his freedman.[11]

    Herodianus bit his lip; as he stood there, his face flushed with anger and turned to the growing day, he might have been taken for an ill-natured and vindictive man. But good temper and a genial nature soon reasserted themselves.

    You are an insolent fellow, he said laughing, but I know you mean no harm. You sea-folks are a rough race. I will burn a thank-offering to all the gods when this accursed sea-saw on the waves is over at last. Was there ever such a voyage! from Trajectum[12] to Gades[13] without landing once! And at Gades hardly had we set foot on shore, when we were ordered on board again! And if Aurelius, our noble master, had not had business to settle in Panormus[14] with his deceased father’s host, I believe we should have made the whole voyage from Hispania to Rome without a break. I will dance like the Corybantes,[15] when I am once more allowed to feel like a man among men! How long will it be yet before we reach Ostia?[16]

    Two days, not more, replied Chrysostomus.

    Aphrodite Euploia be most fervently thanked!

    What are you talking about? Who is that you are blessing?

    To be sure, my good Chrysostomus, replied the other with a triumphant smile, I was forgetting that a seaman from the land of the Gauls is not likely to understand Greek. Euploia, being interpreted, means the goddess who grants us a good voyage. Do not take my observation ill, but surely you might have picked up so much Greek as that in the course of your many voyages with the lamented father of our lord Aurelius.

    Silly stuff! retorted Chrysostomus. Besides, I never sailed in the Greek seas. Ten times to Ostia, eight times to Massilia,[17] twelve times to Panormus and a score of times northwards to the seas of the Goths up by the land of the Rugii[18]—that is the sum total of my annals. But Latin is spoken everywhere; even the Frisii[19] can make themselves understood more or less in the language of Rome; among the Rugii, to be sure, we talked in Gothic.

    A poor excuse! said Herodianus pathetically. However I have talked till I am thirsty! I will be on the spot again when the master appears.

    He carefully replaced his little ivory map in the bosom of his under-garment, and was about to withdraw, when a tall youth, followed by two or three slaves, appeared on the steps from below. The ship’s crew hailed their master with a loud shout, and Caius Aurelius, thanking them for their greeting, went forward while the slaves prepared breakfast[20] under an awning over the cabin roof; only one of them followed him.

    It was by this time broad daylight; the whole eastern sky glowed with flame behind the blue Campanian hills, a light breeze curled the no less glowing sea into a thousand waves and ripples, and the prow of the galley, which was decorated with a colossal ram’s-head[21] in brass, threw up the water in sparks of liquid gold. The palace of Tiberius on the top of the rocky isle seemed caught in sudden fire, at every instant the glory spread lower, kindling fresh peaks and towers, and up rose the sun in all the majesty and splendor of his southern might from behind the heights of Salernum.

    Herodianus, who had taken his place officiously close to his master, appeared to promise himself immense satisfaction in interpreting the young man’s mood of devout admiration by a long quotation of Greek poetry. He had already thrown himself into a pathetic attitude and laid his finger meditatively on his cheek, when Aurelius signed to him that he wished to be left undisturbed. The freedman, somewhat offended, drew back a step or two while Aurelius, standing by the side of his favorite slave Magus,[22] who preserved a discreet silence, leaned over the bulwark for a long space lost in thought, letting his eye wander over the open sea and linger for a while on the fantastic shapes of the rocks and mountains, which constantly shifted in form and grouping as the swift galley flew onwards.

    Capreae was already on their right hand, and the broad bay of Parthenope,[23] with its endless perspective of towns and villas, opened before them like a huge pearly shell; the dark ashy cone of Vesuvius[24] stood up defiantly over the plain where, a short time since, it had engulfed the blooming towns of Herculaneum, Pompeii and Stabiae. Now there rose from its summit only a filmy cloud of smoke, ruddy in the light of the mounting sun. Farther on, the quays of Puteoli were discernible, the stately buildings of Baiae[25] and the islands of Aenaria and Prochyta.[26] On the left hand the distance was unlimited; vessels laden with provisions from Alexandria[27] and merchant-ships from Massilia slowly crossed the horizon like visions; others, with every sail set, flew across the bay to disembark their precious freight in the emporium of Puteoli, whence it would be carried to lay at the feet of Rome, the all-absorbing and insatiable mistress of the world.

    Meanwhile the slaves had laid the table under the awning with fine cloths, had arranged couches and seats and strewn the spot with a few flowers, and were now standing ready to serve the morning meal at a sign from their young master. The weary night-rowers had half an hour ago been relieved by a fresh crew, and the fine boat flew on with double rapidity, for a fresh breeze had risen and filled the sails. In an instant the whole face of the waters had changed, and as far as the eye could reach danced crest on crest of foam.

    Aurelius wrapped himself more closely in his Tarentine travelling-cloak[28] and involuntarily glanced at Magus, the Gothic slave who stood by his side; but Magus did not seem to see his master’s look, he was gazing motionless and with knitted brows in the direction of Baiae. Then he shaded his eyes from the glare with his right hand.

    Hva gasaihvis.[29] What do you see? asked Aurelius, who sometimes spoke in Gothic to the man.

    Gasaihva leitil skipκύβιον, answered the Goth. A little boat out there not far from the point. If it is the same in your southern seas, as in our northern ones, these good folks would be wise to get their cockleshell to shore as fast as may be. When the sea is covered with eider-down in such a short time, it generally means mischief.

    You have eyes like a northern sea-eagle. It is indeed, a small boat, hardly visible among the tossing waves, it cannot have more than eight oarsmen at most.

    There are but four, my lord, said the Goth. And with them three ladies.

    The wind was rising every instant; the trireme parted the water like an arrow, and the prow, now rising and now sinking on the billows, dipped in them far above the large metal ornaments.

    It may indeed be a serious matter, said Aurelius; not for us—it must be something worse than this that puts the proud ‘Batavia’[30] in peril—but for the ladies in that little bark....

    He turned round. Amsivarius, he cried to the head oarsman. Tell your men to give way with a will; and you, Magus, go and desire Chrysostomus to alter our course.

    In a few seconds the vessel’s head was turned round a quarter of a circle and was making her way straight into the bay. The accelerated thud of the time-keeper’s hammer sounded a dull accompaniment to the piping wind; the sea surged and tossed, and the deep-blue sky, where there still was not a cloud to be seen, beamed incongruously bright over the stormy main. They were now within a hundred yards of the small boat, which was one of the elegant pleasure-barks used by the gay visitors to Baiae for short excursions in the bay. As the trireme came up with them, the rowers gave up their futile struggle with the raging elements and only tried to avoid being capsized. The ladies, it could be seen were much agitated; two of them, a richly-dressed woman of about forty and a young and blooming girl sat clinging to each other, while the third, tumbled into a heap at the bottom of the boat, held an amulet[31] in her hand, which she again and again pressed fervently to her lips.

    Aurelius gave a shout from the trireme, which the boatmen eagerly answered, and a sailor on board the Batavia flung a rope with a practised hand to the fore[Pg 15]most of the men in the smaller vessel—the slave hastily tied it fast and cried out ready, the sailor pulled firmly and steadily, the rope stretched taut, the little boat came on and in a few minutes lay under the lee of the galley like a fish judiciously hooked and landed. In two minutes more it was fast to the side of the trireme, and the ladies and the crew were placed in safety.

    Aurelius, leaning against the stern-bulwark, had watched the proceedings with anxious interest and now, as the ladies, exhausted by the tossing they had had, sank on to the couches under the canopy, he politely went forward and invited his unexpected visitors to go down into the more sheltered cabin rooms of the trireme. The younger lady rose at once, and with a dignified eagerness expressed their thanks. Nor was it long before the elder had quite recovered herself; only the old woman who held the amulet hid her pale face in the pillows as if she were stunned, while she trembled and quaked in every limb.

    Come, stand up, Baucis, said the young girl kindly. The danger is over.

    Merciful Isis[32] save and defend us! groaned the old woman, turning the amulet in her fingers. Preserve us from sudden death and deliver us in danger! I will offer thee a waxen ship,[33] and sacrifice lambs and fruits as much as thou canst desire!

    Oh, you superstitious simpleton! said the girl in her ear. How am I to bring you to your senses? Pray rather to the almighty Jupiter, that he may enlighten your ignorance! But come now—the noble stranger who has taken us on board his ship is growing impatient.

    A shrill cry was the only answer, for the vessel had given a sudden lurch and the old woman, who was sitting with her legs under her on the couch, was thrown off somewhat roughly.

    Oh, Isis of a thousand names! she whimpered piteously. That has cost me two or three ribs at least and a score of weeks on a sick-bed! Barbillus—you false priest—is that all the good your amulet is? Was it for this that I had my forehead sprinkled with water out of the sacred Nile,[34] and paid fifty sesterces[35] for each sprinkling? Was it for this that I laid fresh bread on the altars? Oh woe is me, what pain I am in!

    While she was thus besieging heaven with complaints, Magus the Goth had with a strong hand picked up the little woman and set her on her feet.

    There, leave off crying, mother, said he good-humoredly. Roman bones are not so easily broken! But make haste and get below; the storm is increasing fast. See, my master is leading your ladies down now. And as Baucis gave no sign of acting on the slave’s advice, she suddenly found herself lifted up like a feather in his strong and sinewy arms and carried to the hatchway, to the great amusement of the bystanders.

    Madam, said Aurelius to the elder lady, when his guests were snugly under shelter in the eating-room, I am a Roman knight[36] from the town of Trajectum in Batavia, far north of this, not far from the frontier of the Belgae. My name is Caius Aurelius Menapius, and I am on my way to Rome as being the centre of the inhabited world, in order to improve and extend my knowledge and perhaps to serve my mother-country. May I venture now to ask you and your fair companion, to tell me who you are that kind fortune has thus thrown in my way?

    My lord,[37] said the matron, with a gravity that was almost solemn, we can boast of senatorial rank. I am Octavia, the wife of Titus Claudius Mucianus,[38] the priest of Jupiter, and this is our daughter. We have been staying at Baiae since the end of April for the sake of my health. The sea-air, the aromatic breath of the woods and the delightful quiet of our country-house, which is somewhat secluded, soon restored my strength, and I take a particular pleasure in morning excursions on the bay. We started to-day in lovely weather to sail as far as Prochyta; then the storm overtook us, as you know, at some distance from the shore, and we owe it to you and to your good ship, that we are so well out of the danger. Accept once more our warmest thanks, and pray give us the opportunity of returning in our villa at Baiae the hospitality you have shown us on board your galley.

    With the greatest pleasure, said Aurelius eagerly, and all the more so, as I purposed remaining to rest at Baiae— but he colored as he spoke, for this was not the truth—he looked round in some embarrassment at Magus, who was standing humbly in a corner of the room and preparing to serve some refreshment. The eyes of the master and the slave met, and the master colored more deeply, while the slave laughed to himself with a certain satisfaction. Two other servants placed seats round the table in the old Roman fashion, for the custom of lying on a couch at meals was by no means universal in the provinces, and Aurelius knew that even in Rome women of high rank and strict conduct contemned this luxurious habit.

    The rocking of the vessel had ceased, for it had been steered into a sheltered cove of the bay, and before long a tempting breakfast was spread on the embroidered cloth; fish, milk, honey, eggs, fruit and a dish of boiled cray-fish, of which the scarlet mail contrasted picturesquely with the artistically-embossed silver-platter on which they were served.

    Aurelius begged his guests to be seated and led Octavia to the seat of honor at the upper end of the table. On her left hand her daughter, the fair Claudia, took her seat; Aurelius sat on the other hand and at the side of the table. Herodianus and Baucis, who was still very much discomposed, took their places at the other end of the table and at a respectful distance.

    You must take what little I can offer you, ladies, said the Batavian. We Northmen are plain folks....

    You are joking! interrupted Octavia. Do you imagine, that all the inhabitants of the imperial city are gourmands after the fashion of Gavius Apicius?[39]

    Well, said Aurelius in some confusion, we know at any rate that Rome is the acknowledged mistress of all the arts of refined enjoyment, and above all of the most extravagant luxury in food....

    Not half so much so as you believe, said Octavia. You gentlemen from the provinces fall, without exception, into that strange mistake. A Roman lady in the same way is to you the type of all that is atrocious, because a few reckless women have made themselves talked about. You forget that it is in the very nature of virtue to remain concealed and ignored. But tell me, my lord, whence do you procure this delicious honey?

    It comes from Hymettus,[40] replied Aurelius, who was somewhat disconcerted by the lady’s airs and manners. My friend here, the worthy Herodianus, procured it at Panormus.

    Ah! said Octavia, raising a polished emerald[41] mounted in gold to her eye, for she was short-sighted: Your friend understands the subject, that I must confess—do you not think so, Claudia my love?

    The young lady answered with vague abstraction, for some minutes she had sat lost in thought. She had hardly touched the delicacies that had been set before her, and she now silently waved a refusal to the slave who offered the much-praised honey. Even the vigorous struggle in which Herodianus was engaged with an enormous lobster[42] failed to bring a smile to her lips, and yet her expression had never been brighter or more radiant. Once and again her eyes rested on the face of the young Batavian, who was engaged in such eager conversation with her mother, and then they returned to the loop-hole in the cabin roof, where the pane of crystal[43] shone like a diamond in the sunshine.

    Octavia was talking of Rome, while Herodianus entertained Baucis with an account of Menander’s[44] comedies; thus Claudia could pursue her day-dream at her pleasure. She was in fancy again living through the events of the last hour—she pictured herself in the small open boat tossed on the angry waves; far away across the seething waters she saw the tall trireme—saw it tack to enter the bay. It was all vividly before her. And then the moment when the slave flung the rescuing rope! who was the man who stood, calm and proud, leaning over the bulwarks, undisturbed by the wrath of Nature? She remembered exactly how he had looked—how at the sight of that noble figure, which seemed as though it could rule the storm, a sudden sense of safety had come over her, like a magical spell. Then, when she found herself on board! At first she had felt ready to sob and cry like Baucis; but the sound of his voice, the wonderful look of gentle strength that shone in his face, controlled her to composure. Only once in her life had she ever felt like this before; it was two or three years since, when she was out on an excursion to Tibur[45] with her illustrious father. Their Cappadocian horses[46] had shied, reared, and then galloped off like the whirlwind. The driver was flung from his seat—the chariot was being torn along close to the edge of a towering cliff—her father had seized the floating reins just in time, and quietly saying: Do not be frightened, my child, in five seconds the horses were standing still as if rooted to the spot. The feeling she had had then, had to-day been vividly revived—and yet, how dissimilar were the two men in age, appearance and position!—It was strange. And once more she glanced at the face of their host, which was glowing with animation as he talked.

    Suddenly the head oarsman’s time-marking hammer ceased; the bright spot of light cast by the sun through the glass skylight on to the panelled wall, described a brief orbit and then vanished; the vessel had swung round and was at anchor.

    Madam, said Aurelius to Octavia, "allow me to offer you my services. We Northmen rarely use litters,[47] still—on the principle that a wise man should

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