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Himmel, Herrgott, Fatima: Der schönste Pilgerweg Portugals
Himmel, Herrgott, Fatima: Der schönste Pilgerweg Portugals
Himmel, Herrgott, Fatima: Der schönste Pilgerweg Portugals
eBook289 Seiten2 Stunden

Himmel, Herrgott, Fatima: Der schönste Pilgerweg Portugals

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Über dieses E-Book

Verträumte kleine Buchten, grandiose Steilküsten, beschau­liche Fischerdörfer, aber auch endlos weites Land, Schaf­herden und Eukalyptuswälder – wer von der Algarve aus über die Rota Vicentina und den Pilgerpfad am Tejo ent­lang nach Fatima, einen der bekanntesten Marien-Wall­fahrtsorte Europas, wandert, erlebt Portugal von seiner allerschönsten Seite.
Egal, ob man am südwestlichsten Zipfel Europas die »letz­te Bratwurst vor Amerika« verdrückt, im Schlafsaal einen internationalen Mädelsabend crasht oder während eines Mittagsschläfchens unter uralten Korkeichen von der feuchten Schnauze eines Jagdhundes wiederbelebt wird – jeder Tag ist ein Erlebnis.
Herbert Hirschler beschreibt humorvoll und sehr persön­lich einen der schönsten Weitwanderwege der Welt und gibt Einblicke in den Pilgeralltag, zu dem nicht nur Blasen, Knieschmerzen und Sonnenbrand gehören, sondern auch eine Menge irrwitzige Erlebnisse und skurrile Begegnungen.
Drei außergewöhnliche Wege in einem Buch:
• der historische Rota Vicentina
• der Fischerpfad (oder Fisherman's Trail)
• der Tejo-Weg nach Fatima
Aus dem Buch
»Santiago? No! Fatima! FATIMA!« Der alte Fischer sah mich mit traurigen Augen an. Er konnte nicht verstehen, dass ich unbedingt nach Santiago de Compostela pilgern wollte, anstatt nach Fatima. Es war der 19. April 2016, als mich auf dem Trilho das Areias, dem Küstenweg von Lissabon nach Porto, ein ordentlicher Regenguss in die Markthalle von Praia das Maçãs geschwemmt hatte.
Hier gab es alles zu kaufen, von Gemüse, Obst und Fischen über Blasenpflaster bis zu Marienstatuen, und es hatte sich schon in aller Herrgottsfrühe die einheimische Dorfelite versammelt, um bei ein paar Vinhos Tintos die Probleme der Welt zu besprechen. Sie waren allesamt Fischer, die schon seit Mitternacht am Meer ihre Netze ausgeworfen hatten. Nachdem sie ihren Fang in die Markthalle gebracht hatten, genossen sie ihren frühen Feierabend.
Als sie mich sahen, wurde es auf einmal still im Stall und geschätzte neuneinhalb Augenpaare (einer hatte eine schwarze Augenklappe) blickten mich verwundert an.
Bis ich die Zauberworte »Peregrino de Santiago« sagte. Plötzlich war ich mittendrin, statt nur dabei. Weil man einem tropfnassen Pilger einfach helfen muss, wurde ich kurzfristig in den Ältestenrat aufgenommen und hatte auch schon ein Glas Vinho Tinto in der Hand. Zehn Uhr vormittags, erster Kontakt mit Alkohol. Nach der dritten Runde verstand ich zwar weiterhin nur Bahnhof bei den unzähligen Wortfetzen, die mittlerweile von allen Seiten auf mich einprasselten, doch so viel war mir klar: Meine neuen portugiesischen Freunde waren allesamt enttäuscht, dass ich nicht nach Fatima pilgern wollte. Weil sie gar so verzweifelt schienen und sie mir langsam leidtaten, wollte ich die Lage etwas beruhigen und versprach einfach so ins Blaue hinein, dass ich irgendwann zurückkommen werde, um in den wichtigsten Marienwallfahrtsort Portugals zu pilgern.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. März 2024
ISBN9783800082391
Himmel, Herrgott, Fatima: Der schönste Pilgerweg Portugals
Autor

Herbert Hirschler

Herbert Hirschler, geboren 1965, ist als Songtexter für mehr als 700 Titel quer durch alle Genres der Musik verantwortlich. Er ist Romanautor und Verfasser von zwei Wanderbüchern, die mittlerweile zu den Standardwerken über die spanischen und portugiesischen Jakobswege zählen. Mit seinen Vorträgen über seine Pilgerreisen ist er im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. Er lebt mit seiner Familie in Ternitz im südlichen Niederösterreich.

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    Buchvorschau

    Himmel, Herrgott, Fatima - Herbert Hirschler

    Wetter: Hochsommer in Portugal.

    Sonstiges: Kaum zu glauben – nach all den Schwierigkeiten in der Letzten Woche bin ich jetzt wirklich in Portugal.

    Quartier: Hotel Algarve – zweckmäßiges Businesshotel, 80 Euro. Es ist sehr schwierig, eine Unterkunft zu finden. Zum Glück hilft mir eine nette Rezeptionistin in einem anderen Hotel, sonst hätte ich meine erste Nacht im Freien verbringen müssen.

    Ich sitze jetzt also im Flugzeug und bin am Weg nach Faro. Nach der gestrigen Geburtstagsfeier bei meinem Sohn Christoph und seiner Melly haben Moni und ich die Nacht bei unserer Tochter Sandra verbracht. Nach einem perfekten Frühstück hieß es am Flughafen Abschied nehmen. Als Moni ein paar kleine Tränchen bei mir entdeckte, bekam auch sie feuchte Augen, entschärfte aber die Situation mit »He, fang jetzt nicht an zu weinen. Du hast es so gewollt!« Ich bin so eine Heulsuse, aber da ist meine Frau mit schuld dran, weil ich mir so oft mit ihr diese herzzerreißenden Liebesschnulzen im Fernsehen anschauen mu… darf.

    Im Flieger lese ich die Karte mit Monis Wünschen und Gebeten, die sie mir für meinen Weg mitgegeben hat. Und wieder werden meine Augen feucht. Wenn das so weitergeht, wird es eine nasse Angelegenheit in Portugal. Aber das dürfte die einzige Feuchtigkeit auf meinem Weg sein, denn laut Wetterbericht wird es in den nächsten Wochen ziemlich heiß werden. Temperaturen von mehr als 30 Grad im Frühjahr sind doch etwas außergewöhnlich.

    Apropos Rota Vicentina – aufgrund des Elefantenknies und des späteren Einstieges in meine Wanderung habe ich beschlossen, nicht von der spanischen Grenze aus zu starten, sondern werde versuchen, noch heute mit dem Bus nach Lagos zu fahren, um morgen von dort loszumarschieren. Die Rota Vicentina besteht aus zwei parallel verlaufenden Hauptwegen. Der Historische Weg führt großteils durch das Hinterland der Algarve und der Alentejo-Region, nur wenige Kilometer verlaufen direkt an der Küste entlang. Man wandert durch ein Hügelland, es geht durch Oliven- und Korkeichenhaine, an Flüssen und Bächen entlang, durch Dörfer und kleinere Städte und man kann hier das ursprüngliche Portugal kennenlernen.

    Am Fishermen’s Trail ist man fast immer direkt am Atlantik unterwegs – meist auf schmalen Sandpfaden hoch über den eindrucksvollen Steilküsten Portugals. Immer wieder führen enge Steige durch die Klippen der oftmals bizarren Felsenlandschaft hinunter zu traumhaften Buchten, wo man die schönsten Strände meist für sich allein hat, weil es keine Zufahrtsmöglichkeiten gibt. Die Wege werden seit Jahrhunderten von den Einheimischen genutzt, um ans Meer zu kommen.

    Wenn man im Süden startet, ist man von Lagos bis zum südwestlichsten Zipfel Europas, dem Cabo de São Vicente, am Fishermen’s Trail unterwegs. Danach führen beide Wege parallel in den Norden, treffen und überlappen sich hin und wieder, bis dann der Fishermen’s Trail in São Torpes und der Historische Weg in Santiago do Cacém enden.

    Als leidenschaftlicher Küstenentlangmarschierer war natürlich der Fishermen’s Trail meine erste Wahl. Aber in der jetzigen Situation muss ich mir überlegen, ob ich meinem Knie die langen Etappen im knöcheltiefen Sand antun kann.

    Da ich über Hamburg fliegen muss, ist es bereits knapp vor 18 Uhr, als meine Maschine in Faro landet. Der Rucksack kommt rasch über das Rollband, aber ich brauche geschätzte zehn Minuten, bis ich ihn von dem Plastikschutz befreien kann, in den ich ihn in Wien wickeln ließ. Ohne Messer ist das schon eine Herausforderung.

    Um halb sieben trete ich in die heiße Sonne vor dem Flughafengebäude und stehe direkt vor einer Bushaltestelle. Ich quatsche einen Anzugträger an, ob ich von hier aus ins Zentrum von Faro komme. Da gerade ein Bus kommt, sagt er mir: »No – next« und macht eine ausladende Handbewegung. Während wir auf den nächsten Bus warten, versuche ich, über das Internet ein Hotel in Lagos zu buchen. Aber als ich die Buchung abschließen möchte, kommt die Meldung: »Die Finanztransaktion ist nicht möglich!« Auch ein zweiter Versuch geht schief, also muss ich telefonisch versuchen, ein Zimmer zu reservieren. Ich rufe ein Hotel in Lagos an und versuche, der Dame am Hörer zu erklären, dass ich heute noch gern einchecken möchte, aber etwas später komme. Und dass ich in bar zahlen muss, weil meine Kreditkarte nicht funktioniert. Als sie mein Minimalportugiesisch, gemixt mit Broken English, endlich versteht, sagt sie mir lapidar: »Sorry, Reception – only 9 clock – later no chance!«

    Etwas mulmig ist mir doch …

    Jetzt kommt ein Bus, mein Anzugträger deutet mir, dass es der richtige ist. Ich stelle mich in die Schlange vor der Fahrertür – mit dem Telefon am Ohr. Aber es nützt alles nichts, die Dame lässt nicht mit sich reden. Also rufe ich ein zweites Hotel an und bekomme dieselbe Auskunft. Nach 21 Uhr werden in Lagos anscheinend die Straßen hochgeklappt, die Türen verriegelt und die Fenster zugenagelt. Während ich mit dem Rezeptionisten verhandeln möchte, komme ich immer näher zum Busfahrer, der am Kassieren ist und einen leicht entnervten Eindruck macht. Ich bekomme mit, dass er fast kein Wechselgeld hat – und dass mein Anzugträger vor mir mit einem Fünfzigeuroschein bezahlt. Der Lenker sammelt die letzten Münzen zusammen und kann gerade noch herausgeben. Dann bin ich dran.

    Mit der linken Hand halte ich mein Telefon und versuche, den Mann am anderen Ende der Leitung davon zu überzeugen, dass ich ein armer Peregrino de Fatima bin, mit der rechten Hand suche ich in meiner Brieftasche nach 2,50 Euro Kleingeld. Ich finde aber nichts und gebe dem jetzt wirklich sauer dreinblickenden Buschauffeur einen Zwanziger. Auf einmal breiten sich von mehreren Seiten gleichzeitig gefährlich böse Schwingungen aus. Aus dem Hörer ist nur mehr ein aufgebrachtes Atmen zu vernehmen, weil ich es partout nicht wahrhaben möchte, warum man da keine Ausnahme machen kann. Und vom Lenkerplatz des Busses trifft mich ein Blick, der mich schaudern lässt. Na, das fängt ja gut an!

    Dabei läuft bei mir immer alles optimal – und was nicht optimal läuft, wird optimal gemacht. So ist es schon mein ganzes Leben, ich fühle mich als absolutes Sonntagskind, obwohl ich an einem Montag geboren bin. Ich habe das Gefühl, dass immer jemand auf mich aufpasst und alles zum Guten wendet. Aber – wo ist der jetzt? Wo war der die letzten Tage? Okay, das mit dem Knie ist nochmal gut gegangen. Also sollte ich mich da nicht beschweren. Und gleich drauf weiß ich, dass es ihn noch gibt. Denn mein Anzugträger dreht sich um, wahrscheinlich weil sich durch die Spannung hinter ihm seine Nackenhaare aufgestellt haben, sagt schnell: »Sem problemas!« und gibt dem Fahrer 2,50 Euro. Gleichzeitig sagt mir der Rezeptionist aus dem Hörer »Good bye« und legt auf. So – ein Problem gelöst, eines noch offen.

    Der Fahrer winkt mich weiter, ich bedanke mich bei Mr. Anzug und versuche, niemanden mit meinem breiten Rucksack zu verletzen, während ich mich durch die engen Reihen des Busses ganz nach hinten schleppe. Ein Sitzplatz wäre gut, aber aus!

    Mittlerweile bin ich am ganzen Körper platschnass, meine Schweißdrüsen arbeiten auf Höchsttouren. Aber nicht nur meine, wie ich bemerke. Im Bus liegt ein besonderes Aroma in der Luft. Mein Anzugträger ist nicht gerade ein Riese, daher steht er direkt in der aromatischen Einflugschneise von sechs bis acht Achselhöhlen in seiner unmittelbaren Umgebung. Ich trau mich fast nicht, meine Hände zu heben, um mich am Griff über meinem Kopf festzuhalten. Um meinen etwas verzweifelt dreinblickenden Geldgeber abzulenken, frage ich, ob er diesen Bus öfters nehmen muss. Schwer atmend und mit knappen Worten presst er ein »No, luckily not!« raus, bevor er in einen tranceartigen Zustand verfällt, aus dem er erst wieder erwacht, als er aussteigt. Ich rufe ihm noch ein »Muito obrigado!« – ein herzliches Dankeschön – hinterher, aber das hört er wahrscheinlich nicht mehr, weil er vor dem Bus gerade ein paar Kubikmeter frische Luft

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