Ed Bensons Partner: G.F. Barner 323 – Western
Von G.F. Barner
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Über dieses E-Book
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Die Männer starren zum Fluß, sehen das Floß, dann geht das Gebrüll los, und alles rennt auf das Ufer zu. Reiter preschen los. Ed Benson sagt heiser: »Mach eine Schlinge am Tauende, Jack, ich werde sie dann um einen Anlegepoller werfen.« Er blickt aufmerksam zum Ufer und sieht dort die Menschen kommen. »Fertig«, sagt da Lemmon kurz. »Ed, ich habe es. Ich schaffe es schon und bringe das Floß an das Ufer heran. Du verstehst dich wohl besser auf das Festmachen, wie?« Benson nickt kurz und gibt ihm das Ruder, dann nimmt er das Tau und sieht die Leute alle auf den einen Anlegeplatz zurennen. »Näher heran, noch etwas weiter links, Jack. Noch einen Schlag, gut so. Wenn ich es sage, dann herum mit dem Ruder, daß wir mit der Breitseite an den Steg stoßen. Hast du verstanden?« »In Ordnung, ich weiß schon Bescheid.« Das Floß schwimmt immer näher, und die ersten Leute rufen. »He, seid ihr den ganzen Fluß herunter gekommen? Seid ihr wirklich von oben aus dem Holzfällercamp?« »Ja, das sind wir«, sagt Benson.
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Ed Bensons Partner - G.F. Barner
G.F. Barner
– 323 –
Ed Bensons Partner
G.F. Barner
Die Männer starren zum Fluß, sehen das Floß, dann geht das Gebrüll los, und alles rennt auf das Ufer zu. Reiter preschen los.
Ed Benson sagt heiser: »Mach eine Schlinge am Tauende, Jack, ich werde sie dann um einen Anlegepoller werfen.«
Er blickt aufmerksam zum Ufer und sieht dort die Menschen kommen.
»Fertig«, sagt da Lemmon kurz. »Ed, ich habe es. Ich schaffe es schon und bringe das Floß an das Ufer heran. Du verstehst dich wohl besser auf das Festmachen, wie?«
Benson nickt kurz und gibt ihm das Ruder, dann nimmt er das Tau und sieht die Leute alle auf den einen Anlegeplatz zurennen.
»Näher heran, noch etwas weiter links, Jack. Noch einen Schlag, gut so. Wenn ich es sage, dann herum mit dem Ruder, daß wir mit der Breitseite an den Steg stoßen. Hast du verstanden?«
»In Ordnung, ich weiß schon Bescheid.«
Das Floß schwimmt immer näher, und die ersten Leute rufen.
»He, seid ihr den ganzen Fluß herunter gekommen? Seid ihr wirklich von oben aus dem Holzfällercamp?«
»Ja, das sind wir«, sagt Benson.
Er sieht das linke Ende des Floßes auf das Ufer zuschießen und ruft nun scharf: »Herum mit dem Ruder, Jack!«
Jack Lemmon reißt das Ruder herum, das Floß schwenkt träge und kommt mit der Breitseite krachend an die dicken Holzpfähle, die vor dem Anlegesteg eingerammt worden sind. Benson sieht nur den Poller, wirbelt das Tau hoch und läßt es fliegen. Zwei, drei Männer greifen zu, werfen das Tau über den Poller, und Benson macht langsam die Doppelwindung um den Balken locker.
Das Floß verlangsamt seine Fahrt und schiebt sich knarrend an den Rammblöcken entlang. Dann liegt es still und ruhig, und die ersten Männer springen auf das Floß.
Benson und Lemmon werden in einer Traube eingeklemmt, und wildfremde Leute schlagen ihnen auf die Schultern.
Es dauert nicht lange, dann kommen drei Männer an, die Benson kennt und die das Sägewerk leiten. Sie steigen ohne viel zu fragen auf das Floß und betrachten eingehend die langen Stämme.
»Ihr habt die Stämme schon gekürzt, was? Nur beste Ware und eine Höllenfahrt. Wir warten ewig auf Flößholz, ihr kommt gerade richtig. Was willst du dafür haben?« fragt einer der Männer.
»Hundertneun Stämme«, antwortet Benson knapp. »Ich denke, aus den Stämmen bekommt ihr gute neunzig Meter, was? Das ist alles bestes Holz. Nun gut, dreihundert?«
»Verkaufe nicht zu billig, mein Freund«, erwidert der eine Mann. »Für Flößholz zahlen wir vierhundert. Einverstanden…?«
»Einverstanden«, erklärt Benson sofort. »Vierhundert auf die Hand. Laßt ihr das Holz an Land schaffen?«
»Das ist in vier Stunden hochgebracht.«
Nach einer Stunde sind noch immer eine Menge Leute am Steg. Pferde ziehen die Stämme hoch. Lemmon steht dabei, hat die Pferde am Ufer und redet gerade mit einem der Inhaber des Sägewerkes.
»Sie wollen, daß wir für sie fahren, nur für sie«, sagt Lemmon heiser, als Ed heran ist. »Das ist Mr. Strike, er denkt, wir können jetzt jeden Monat eine Ladung herunterbringen. Was sagst du dazu, Ed? Strike, ich sagte schon, er ist der Boß hier.«
Benson erwidert: »Vielleicht mache ich die Fahrt, aber sicher bin ich nicht. Es ist die Hölle, den Fluß herunterzukommen, das können Sie mir glauben, mein Freund. Reden wir später darüber.«
Sie sind nach kurzer Zeit in einem der vielen Saloons der Stadt und trinken. Dann erinnert sich Benson an den Malcolm-Store, an Dan Malcolm und seine Tochter Rosalie. Er sagt zu Jack: »Kommst du mit? Ich denke, ich muß ein neues Hemd haben, Bruder. Ob Rosalie wohl im Store ist?«
Jack, der auf nüchternen Magen getrunken hat und leicht schwankt, erwidert: »Hin zu Rosalie, Bruder! Mann, wie konnten wir das vergessen?«
Er legt Ed schwer die Hand auf den Arm und stolpert mit ihm hinaus. Auf der Straße sind einige Leute, die sie noch von ihrem kurzen Aufenthalt in der Stadt vor zwei Monaten kennen.
Sie kommen zum Store und sehen von außen, daß Rosalie Malcolm da ist. Und da stürmt Jack auch schon brüllend in den Store hinein und auf das Mädel zu.
»Jack Lemmon«, sagt sie überrascht. »Und ich dachte, du hättest mich vergessen. Ich hörte schon, ihr seid den Fluß heruntergekommen, was niemand vor euch geschafft hat. Und wo ist Ed?«
Sie haben einen Abend mit ihr getanzt, als sie vor zwei Monaten hier waren. Und beide Männer haben einen mächtigen Spaß mit dem sonst ernsten Mädel gemacht. Sie haben sie geneckt und allerhand Streiche angestellt.
»Hier«, sagt Ed langsam und kommt ruhig durch die Tür herein. »Da bin ich, Rosalie. Ich brauche ein neues Hemd. Kann ich mir eins aussuchen?«
Er geht zum Ende des Regals, in dem Hemden liegen. Ruhig sucht er sich ein Hemd aus, hört Jack mit Rosalie lachen und weiß, daß es ihre Art ist, einem Scherz lächelnd zu begegnen. Sie scherzt mit Jack, zieht ihn etwas wegen seiner Whiskyfahne auf, und Ed kommt schweigend an den Tresen zurück.
Sie blickt in sein kantiges und scharfgeschnittenes Gesicht mit den rauchgrauen Augen und dem harten Mund, sieht auf seine an den Schläfen sich schon leicht grau werdenden Haare.
»Immer bist du ernst, Ed Benson«, sagt sie herb. »Ich glaube, ich habe dich nur zweimal lachen sehen.«
»Vielleicht bin ich zu schwerfällig, kann schon sein. Nun, du hast mit Jack deinen Spaß. Ich gehe wieder zum Saloon rüber, Jack. Du findest mich dort.«
Es wirkt irgendwie hastig und steif, als er den Preis bezahlt und sich dann aus dem Store drückt.
Rosalie Malcolm sieht ihm nach und seufzt leise.
»Nun, warum seufzt du?« fragt Jack Lemmon lächelnd. »Gibt es einen Grund, weshalb du ihm nachsiehst, als wenn er nie mehr wiederkommt?«
»Ich weiß nicht, er ist anders als du«, erwidert sie langsam und nachdenklich. »Er überlegt zuviel und ist zu ruhig. Ich möchte ihn einmal wild sehen.«
»Dann ärgere ihn nur damit, daß du morgen mit mir ausgehst«, schlägt Lemmon lächelnd vor. »Vielleicht wird er dann wild, wie?«
»Morgen ist drüben Tanz«, sagt sie und lächelt schon wieder. »Nun gut, wenn du meinst?«
Draußen geht Ed Benson wieder zum Saloon zurück. Er mietet für sich und Jack zwei Zimmer und geht nach oben. Ruhig setzt er sich auf die Bettkante, legt sich dann auf den Rücken und verschränkt die Arme unter dem Nacken.
Er liegt eine ganze Weile still und muß an Rosalie Malcolm denken. Vielleicht könnte sie ihm gefallen, aber sie hat eine verspielte Art, keinem ihrer Verehrer zu zeigen, was sie eigentlich will. Manchmal glaubt Ed, daß sie mehr für ihn übrig haben könnte, als für die anderen, aber wenn er sie mit den anderen lachen sieht, ist dieses Gefühl wie fortgeblasen.
Ed Benson steht schließlich wieder auf. Es mag fast elf Uhr sein, und aus dem Saloon schlägt der Lärm zu ihm hin. Er kommt durch den langen Flur, will gerade durch die Seitentür in den Saloon, als er einen Mann schnaufen hört und stehenbleibt.
Der Mann kommt die Treppe hoch, schwankt leicht und bleibt wie Ed stehen. Dabei sieht er Ed verstört an, und erst der Blitz in den alten und trotzdem hellen Augen sagt Ed, daß der alte Cliff Roan ihn erkannt hat. Und wie immer ist Cliff leicht angetrunken.
»Das ist der wilde Flußschiffer, sieh an«, sagt der alte Mann mit seiner knarrenden Stimme. »Bist du heil den Fluß heruntergekommen, Söhnchen? Habe es schon gehört, wie du es gemacht hast. Die Stadt redet von nichts anderem mehr als von deiner wilden Floßfahrt. Habe ich dir nicht gesagt, daß ein tapferer Mann es schaffen könnte?«
Er bewegt sich nun auf seinen krummen Beinen, und sein graues Haar hängt ihm wirr in die Stirn.
»Manchmal siehst du etwas, was andere Leute nicht sehen, wie, Cliff?« fragt Ed. »Was siehst du nun zum Beispiel?«
Cliff Roan steht unmittelbar vor ihm und sieht mit einer fast lächerlich wirkenden Kopfhaltung zu ihm hoch.
»Was ich sehe?«
Er schließt die Augen, schwankt leicht, und sein Gesicht verzieht sich.
»Du wirst noch mal sehr reich«, sagt der Alte dann langsam. »Sehr reich, Söhnchen. Gehst aber noch viele hundert Wege, ehe es soweit sein wird. Viele hundert Wege. Wirst mächtig reich, aber bist nicht glücklich, Söhnchen. Hast du einen Dollar für Cliff? Habe dir doch gesagt, daß du fahren konntest. Bist doch angekommen, wie? Siehst du, Cliff Roan weiß alles vorher.«
Der alte Roan soll nicht ganz richtig im Kopf sein, das behaupten jedenfalls die Leute. Aber es ist seltsam, daß Ed Benson, der viel mit Menschen aller Schattierungen zusammenkam, nie das Gefühl hatte, einen verrückten Mann vor sich zu haben. Er nimmt den Alten völlig ernst.
»Wieder Durst, Cliff?«
»Ich habe immer Durst, schrecklich Durst, Söhnchen. Hast du einen Dollar? Der Himmel wird es dir vergelten.«
»Da hast du etwas, Cliff. Und nun trink nicht zuviel, Alter.«
Er gibt dem alten Mann ein Geldstück, und der starrt auf die drei Dollar.
»Du bist immer freundlich, Benson«, sagt er dann heiser und nicht um eine Spur betrunken oder angeschlagen. »Du gehörst zu der Sorte, die es nicht mehr zu geben scheint. Soll das für mich sein? Ich habe doch nichts dafür getan.«
»Muß man immer etwas tun?«
»Immer, kein Hund bekommt einen Knochen umsonst, wenn er nicht wenigstens bellen kann.«