Irgendwas ist immer - Mein Tag-e-Buch
Von Michael Meisheit
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Über dieses E-Book
Wer würde nicht gerne einmal fremde Tagebücher lesen? Hier kann man das ungeniert tun. Michael Meisheit beschreibt kurzweilig und mit viel Witz alltägliche und ganz sicher nicht alltägliche Situationen. In 37 Kurztexten für zwischendurch.
Unter anderem dabei: George Clooney, ein Besuch auf einem Scientology-Schiff, die Modelparty, Bauarbeiterhumor, ein Flug mit Kyrgysztan Airlines, Beinahe-Joker bei Günter Jauch, ein Anruf von Gott, das hippe Berlin, die weite Welt und natürlich der ewige Streit mit Amor in der Angelegenheit „Traumfrau“. Außerdem erfährt man, warum man niemals versuchen sollte, wie Hugh Grant auszusehen, oder was bei einer türkischen Hochzeit schiefgehen kann.
Scheitern, lachen, lieben – irgendwas ist immer.
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Buchvorschau
Irgendwas ist immer - Mein Tag-e-Buch - Michael Meisheit
Vorwort
Vier Jahre aus meinem Leben. Das Jahrtausend war jung, ich nicht mehr ganz so. Mit Anfang dreißig entdeckte ich die Internetcommunity jetzt.de – ein Ableger des Jugendmagazins der Süddeutschen Zeitung. Die Website war Facebook und eigener Blog in einem, bevor es Facebook und Blogs für alle überhaupt gab. Man schrieb Tagebuch. Öffentlich. Ich tat es mit Lust und Leidenschaft. Zig Texte sind dabei entstanden. In diesem eBook sind nun meine Lieblingstexte versammelt. Was darin steht, ist alles genau so passiert. Und wenn nicht, dann merkt man das schon ...
Lieber Michael aus dem Jahr 1983
21.1.2003
Wer, wenn nicht ich, weiß, wie sehr Du es hasst, wenn man Dir das Ende eines Films vorab erzählt? Deswegen will ich Dir auch gar nicht zu viel über Deine Zukunft verraten. Aber ein paar kleine Hinweise – so unter Freunden – können doch nicht schaden, oder?
Du bist vielleicht noch ein wenig zu klein, um das jetzt so richtig zu verstehen. Aber falls Du eines Tages auf die wirklich sehr süße Idee kommen solltest, dass Du mit dem ersten Sex besser warten solltest, bis die Eine, die Wahre, die Einzige kommt, dann ... also ich will Dir ja nicht den unglaublichen Spaß am Warten nehmen ... aber die Eine, die Wahre, die Einzige freut sich ganz sicher ein Loch in den Bauch, wenn Du in den wichtigen Momenten weißt, was wohin gehört, und bereits einen gewissen Erfahrungsschatz in Eure Beziehung einbringen kannst. Nur mal so als Gedanke.
Und falls Du in ein paar Jahren mal zufällig in Griechenland Urlaub machen solltest und in einer Dorfdisco ein hübsches Mädchen aus Österreich kennenlernst, dann ist es sicher schnuffig, bei ihr auf schüchtern und zurückhaltend zu machen, obwohl sie offensichtlich Nähe sucht. Aber es könnte ja passieren, dass sie – und das ist jetzt nur reine Theorie – später heimlich mit Deinem besten Freund knutscht. Und so sehr Du den auch magst, er ist ja Dein bester Freund und hätte Dir diese schöne Erfahrung sicher auch gegönnt.
Gut, es spricht nicht wirklich etwas dagegen, fortwährend in schwarzen Stoffhosen und mit kuscheligen Pullis oder Polohemden herumzulaufen. Und auch die immer gleichbleibende Kurzhaarfrisur hat ganz sicher ihre Vorteile – wenig Pflegeaufwand und man wird sofort erkannt. Aber falls Du irgendwann Langeweile hast, guck doch mal beim Kaufhof in Wiesdorf bei der jungen Mode. Diese blauen Hosen – Jeans genannt – sind nicht so schlecht. Und der Opa-Friseur von deinem Stiefvater ist auch nicht der einzige in der Stadt. Sogar die Problematik um die Eine-Wahre-Einzige könnte man dann vielleicht noch einmal in einem anderen Licht betrachten ...
Zur Schule nur drei Worte: Das geht vorbei!
Es könnte sein, dass Du eines Nachts mit Freunden durch die Gegend fährst und vor lauter Langeweile dieses schwerwiegende Bedürfnis bekommst, einen Stapel Zeitungen vom Pförtner der Bayerwerke zu klauen. Kennen wir alle, ist nicht weiter schlimm. Auf die Frage, was Du mit 40 Ausgaben des Leverkusener Stadt-Anzeigers willst, möchte ich gar nicht eingehen. Aber denk doch bitte kurz darüber nach, ob der Hauptpförtner eines der größten Chemiekonzerne der Welt nicht vielleicht eine Videoüberwachung hat. Und das Kennzeichen von Peters Auto ist eigentlich recht gut beleuchtet. Oder?
Ja, unsere Mutter ist anstrengend. Das wird auch noch schlimmer. In dem Zusammenhang muss ich Dir mal eins sagen und dabei leider doch schon etwas aus der Zukunft verraten: Niemand – auch Du nicht – wird diese Frau je verändern. Das ist heute – im Jahr 2003 – wissenschaftlich bewiesen. Es wäre jetzt zu kompliziert, das genauer zu erklären. Vertrau mir da einfach. Also nicht ändern wollen! Gib’s auf. Beziehungsweise fang gar nicht erst an, es zu versuchen. Grundsatzdiskussionen darüber, ob man den Müll nicht besser nach einem Film runterbringt und nicht dann, wenn sie es will, sind sowieso uncool. Und, meine Güte, dann räumste halt mal Dein Zimmer auf. Später machste das eh freiwillig, spätestens wenn die Eine, die Wahre, die Einzige (oder eine ihrer Stellvertreterinnen) öfter mal vorbeischaut.
Zum Schluss noch ein paar wissenswerte Fakten: Dein Körper reagiert bei Batida de Coco und Blue Curaçao besonders empfindlich. In Opladen auf dem Marktplatz steht ein Kondomautomat. Matheleistungskurs ist keine so tolle Idee, wie es sich im ersten Moment vielleicht darstellen mag. Auch in Jugendherbergen gibt es Diebe. Im Finale zu sein heißt nicht automatisch, Welt- oder Europameister zu werden. 18. Januar 2003: 6,17,35,39,41,49 – Superzahl 8.
So, das reicht jetzt aber. Bleibt mir, Dir alles Gute für Deinen weiteren Lebensweg zu wünschen.
Liebe Grüße
Dein Michael
P.S.: Anbei noch eine Handynummer (Handys sind kleine, tragbaren Telefone). Ich weiß leider nicht genau, ab wann sie funktioniert. Probier’s einfach immer wieder mal. Und lass nicht locker, bis sie sich mit Dir treffen will!
Hallo Mister Michael, hier spricht Gott
11.6.2003
Das Telefon klingelt.
Ich: Ja!?
Gott: Ja, Tach, Gott hier. Sach mal, haste morgen schon was vor?
Ich (überrumpelt): Äh, Gott? Der Gott?
Gott: Welcher denn sonst? (bohrend) Hast du noch andere neben mir?
Ich: Öh, nee, also nur …
Gott: Gut! Jetzt sag doch mal: Hast du morgen Zeit?
Ich: Ich wollt Basketball spielen gehen und abends macht ein Freund ein neues Restaurant auf, da …
Gott: Aber das ist alles nicht so wichtig, oder?
Ich: Worum geht’s denn?
Gott: Also, ich arbeite gerade an so ’nem neuen Universum. Ein saugutes, das würde dir gefallen. Auf jeden Fall bin ich da im Moment an ’ner kniffligen Stelle. Beim Verständnis der verschiedenen Geschlechter füreinander. Und weißte, das will ich nicht wieder verbocken, deswegen muss ich mir da einfach mal ’nen Tag Zeit nehmen … und da brauch ich jemanden, der für mich einspringt.
Ich: Einspringt?
Gott: Ja, so als Gott. Du siehst ja selbst, der Laden brummt ganz schön. Da muss einer ein Auge drauf haben. Nur für einen Tag! Wie sieht’s aus?
Ich: Oh Gott. Wieso denn gerade ich?
Gott: Mh, och, du, also ... du hast keine Arbeit gerade, mit Beziehungen und so läuft auch nix, und bevor du dich weiter jeden Abend besäufst und immer dicker wirst, kannste ja auch mal was Sinnvolles machen.
Ich: Mein Gott, aber … Aber das ist doch schon ’ne Menge Verantwortung … Ich weiß nicht …
Gott: Pass auf, du musst echt nix groß machen. Von den ganzen Kriegen, Aids und Hungersnöten und so ’n Zeug lässte einfach die Finger. Mach ich auch. Das ist echt zu kompliziert. Hörst einfach mal, wer sich so beim Beten ins Zeug legt und guckst mal, ob da irgendwas mit Spontanheilungen, wettermäßig oder bei den Lottozahlen geht. Dann musste das ein bisschen regeln mit den Toten, das ist manchmal unangenehm, aber ich fahr einfach die Epidemien und so ein bisschen runter, dann kommste damit auch klar.
Ich: Mh. Aber merkt das denn keiner, dass nur ich da rumsitze? Und nicht du?
Gott: Wer soll das denn merken? Die Meisten glauben doch eh nicht an mich.
Ich: Ja, und was ist mit deinem Stellvertreter auf Erden? Checkt der das nicht?
Gott: Wer?
Ich: Johannes Paul der Zweite.
Gott: Wie? Der lebt noch? Aber ich hab doch … (tippt auf seiner Tastatur) … Scheiße, wenn man nicht alles selbst macht. ... Nee, vergiss den. Der