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Der Nebel der Wahrheit: Erster Teil
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eBook72 Seiten54 Minuten

Der Nebel der Wahrheit: Erster Teil

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Über dieses E-Book

Ein narzisstisch gestörter Psychopath verstört eine ganze Region. Er entführt Pärchen oder Frauen und unterzieht sie einem lebensentscheidenden Verhör. Wer das Verhör nicht besteht, ist des Todes.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum10. Sept. 2018
ISBN9783743875876
Der Nebel der Wahrheit: Erster Teil

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    Buchvorschau

    Der Nebel der Wahrheit - Mack Bleaston

    I

    Für ihn waren Menschen wie Straßen. Es gab sie früher und es wird sie in Zukunft geben. Die meisten Straßen vergisst man im Moment des Gehens. Man erinnert sich nicht an sie. Man fährt oder geht auf ihnen, aber sie haben keine Bedeutung. Einige wenige Straßen bleiben einem aber im Bewusstsein. Man verbindet etwas mit ihnen und ihr Name bleibt im Gedächtnis. Ansonsten sind die meisten Straßen eben nur nutzbar oder unnütz. Die meisten Straßen sind unnütz. Man kann sie getrost vergessen. Niemand scheint sie zu brauchen. Vielleicht bedeuten diese unnützen Straßen irgendjemand etwas, aber was kümmert es den, der sie nicht kennt? Eine Straße bleibt eine Straße. Und ein Mensch ist auch nur so eine Straße. Die überwiegende Mehrzahl ist definitiv unnütz. Eine Straße ist nicht deshalb wertvoll, weil sie eine Straße ist. Eine Straße ist nur ein Mittel zum Zweck. Es ist die Sentimentalität, die ihr etwas Magisches andichtet. Im Grunde ist aber eine Straße nur ein Haufen Dreck. Gebaut, um schneller voranzukommen. Aber wie oft sind sie verstopft? Sie sind oft eher ein Hindernis. Man muss kein Mitleid mit Straßen haben. Mit Menschen auch nicht. Sie existieren oft nur deshalb, weil man sie nicht eingeebnet und vergessen hat. Wen interessiert eine Straße in Brooklyn? Und wen interessiert es, ob man auf einer alten Straße etwas Neues errichtet? Eine Straße zu veredeln ist kaum möglich. In dem Moment, in dem man sich dieser Straße widmet, sie mit Bäumen und schönen Zierpflanzen verschönert, wird doch irgendwann jemand kommen und die Straße das vergessen machen. Die Straßen haben doch kein Gedächtnis. Sie vegetieren dahin und glauben, dass sie einen Sinn haben. Sie lieben irgendwelche anderen unnützen Straßen. Sie nennen ihr Viertel ihre Familie und das nur deshalb, weil sie nichts anderes kennen. Sie orientieren sich in ihrem engsten Umfeld, weil ihnen jede Sinngebung abhanden gekommen ist. Sie sind zu faul und bequem, sich Straßen zu suchen, die ihr Viertel erstrahlen lassen. Sie leben unter den ächzenden Automassen und den sich dahin schiebenden LKWs. Sie empfinden es als normal, dass man sie belastet und langsam morsch und morbide werden lässt. Sie glauben daran, dass sie deshalb da sind. Das, was aber eigentlich ihre Schönheit ausmachen könnte, ist ihnen nie in den Sinn gekommen. Sie könnten doch sagen, dass sie es leid sind, eine Straße zu sein. Sie tun es aber nicht. Sie lassen sich mit Schildern voll stellen und werden irgendwann abgerissen oder vergessen. Niemanden kümmert eine Straße.

    Er kramte in seinen Zetteln. Eine Rechnung und eine weitere. Ein gelber, ein blauer, ein sinnloser Brief nach dem nächsten. Bald würde er Besuch bekommen. Er kannte sie schon. Die nette Gerichtsvollzieherin, die all ihre Zöglinge als ihre Familie betrachtet. Die vielleicht Macht dabei empfindet. Vielleicht auch nicht. Er war froh, sich das Domizil geschaffen zu haben. Den Ort, an dem er bald über all das triumphieren konnte. Über all die Kleinlichkeit, die niedrige Dummheit. Die Primitivität der Straßen. 

    Er war nicht ohne Empathie oder Mitgefühl. Aber sie hatten ihm die ausgetrieben. Sich selbst sah er als falsch gelandet, als zu Unrecht gestrandet an. Sie hatten seine Liebe zu sich selbst fast zerstört. Diese Eigenliebe, die doch zu recht so stark und ausgeprägt war. Denn selbst wenn auch er nur eine Straße war, so war er doch immer ein König unter den Straßen. Er war schon einmal da, das wusste er. Vielleicht war er in früheren Zeiten ein König, ein Maharadscha oder ein Gott gewesen. Zumindest ein Wesen der höheren Sphäre. Dies war in ihm so tief verankert, dass er auf alles Wut empfand, das ihn an seiner gottgegebenen Überlegenheit hinderte. Er hatte das doch so oft bewiesen. Tatsächlich war er nicht einer dieser Spinner, die sich dem Alkohol ergaben und behaupteten, große Künstler oder Krieger oder was immer zu sein. Er kannte diese abgehalfterten Gestalten, die ihre erbärmliche Armut mit ihrer angeblichen Gutmütigkeit kaschierten. Die sinnlose Plastiken anfertigten, die Bilder malten, die ein Dreijähriger besser malen konnte. Die in den dunkelsten Gegenden hausten und sich dennoch wegen ihrer angeblichen Anständigkeit, die doch nichts anderes als Feigheit war,  nicht zu dem Abschaum zählten, der sie aber waren. Zwar waren es oft nicht die sinnlosesten Straßen, aber sie waren welk und gebrochen. Erbärmlich in ihrem Schrei nach unerhörter Liebe.

    Er hatte bewiesen, und das nicht nur einmal, dass er sie alle in die Tasche stecken konnte. Wenn sich nur ein Hauch einer Öffnung darbot, dann kroch er in diese Nische und besetzte sie mit Elan und Eifer. Seine Mission war nicht erfolglos geblieben. Seine ihm angeborene Hartnäckigkeit, seine unverbrüchliche Liebe zu sich selbst, seine Kraft und sein Scharfsinn. All diese Eigenschaften hatten ihn alles erleben lassen. Die schönsten Frauen, die größten Häuser und

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