Mein Abnehm-Tagebuch: Wie ich in einem Jahr 50 kg Fett loswurde
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Über dieses E-Book
Ein Tagebuch übers Abnehmen.
Und gleichzeitig ein Tagebuch über die böse, fade Bequem-Routine des Alltags mitsamt dem fiesen Schweinehund, der breit grinsend im Fett hockt und es noch schwerer zu machen scheint.
Ein Jahr voller Ambitionen, Rückschläge, Wunschvorstellungen und Seelenverirrungen. Mein Silvester-Vorsatz, den ich in einer halbherzigen Sektlaune ausgerufen hatte, ging über Umwege und das Prinzip des (dauerhaft) vertretbaren Verzichts dann doch noch in Erfüllung:
Von zuvor fast 140 kg speckte ich innerhalb eines Jahres fast 50 kg ab.
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Buchvorschau
Mein Abnehm-Tagebuch - Hope Vania Greene
Nacht X: Der Vorsatz
01.01.2015 – 00:33 Uhr
Wieder ein neues Jahr.
Und wieder knallen die Vollidioten von nebenan – NOCH IMMER! Genauso wie letztes Jahr. Diese Arschlöcher. Wenn sie noch miteinander knallen würden, dann ginge es ja noch. Aber nein, sie haben nichts Besseres zu tun, als einen fetten Kracher nach dem andern zu zünden. PÄNG! PÄNG!! PÄNG!!! Na immerhin: Sollte je Krieg ausbrechen, sind meine Ohren bestens gewappnet …
Ich habe nie verstanden, warum man an Silvester solch ein Gerölle veranstaltet. Außer früher vielleicht, in Kindertagen, als ich selbst noch Knallfrösche auf den Asphalt gedonnert habe. Das ist allerdings lange, lange her. Heutzutage mach ich das nicht mehr. Nicht, weil ich plötzlich zum Green-Freak mutiert wäre, sondern weil es mir einfach zu anstrengend ist, meinen Körper in die Kälte zu hieven, um eine Rakete zu starten. Und was ist denn schon so eine Rakete? Was sagt die aus? Stellt sie irgendwas dar? Und überhaupt: Was sind schon so läppische Symbole wert?
Ach, bei meinem Glück hätte so ein Ding womöglich einen Fehlstart … risse mir einen Finger ab oder ein Auge aus. Hat es alles schon gegeben! Was? Das sind nur Ausnahmen? So gesehen ist jeder zufällige Unfall eine Ausnahme von der ach so glücklichen Regel des sanften Durch-den-Alltag-Gleitens … Wir wohnen alle in unserer ganz eigenen Blase der Glückseligkeit – bis sie womöglich irgendwann zerplatzt. Manche tun so einiges, um das fragile Konstrukt besonders schnell zum Bersten zu bringen, andere tun gar nichts, hüllen sich in Samt und Watte, in ein bauschig-weiches Leichentuch. Wozu zähle ich mich? Natürlich zur letztgenannten Fraktion. Womöglich bin ich sogar eine Hardlinerin, wenn es darum geht. Denn: Ich habe nicht vor, meinen Korpus in das Silvester-Gefecht zu werfen und darauf zu hoffen, dass er dabei unversehrt bleibt. Und mal ehrlich: Mein Balg bietet eine viel zu große Zielfläche, als dass ich das Prinzip Hoffnung walten lassen könnte. Und wer weiß … ginge ich zu Silvester raus, käme womöglich irgendwer auf die Idee, mich als Detonationspuffer oder sonst was verwenden zu wollen …
Ja, der Körper – der ist bei mir in den letzten Jahrzehnten so unendlich in die Breite gewachsen, dass ich froh sein kann, wenn ich ihn überhaupt noch nach draußen gewuchtet bekomme … Zu fett. Einfach zu fett. Ich seh es selbst. Und wenn ich mal vergesse, was ich sehe, schaue ich in die Gesichter der anderen Menschen und sehe, was ich nicht sehen will … wenn ich denn mal andere Leute sehe … was ich eigentlich auch nicht will … aber manchmal nicht umgehen kann …
Der Sekt schmeckt dieses Jahr irgendwie schaler als sonst … ach, Silvester, wozu ist dieser Mist überhaupt gut? Ach ja: Die ganze Chose ist, wenn man das Geknalle und Gefeiere abzieht, auch eine Nacht, oder eigentlich nur ein Moment, in der man VORSÄTZE schmieden kann … Vorsätze fürs neue Jahr, ach – fürs ganze Leben!
Soll ich heute Nacht auch mal einen guten Vorsatz machen? Jetzt, während ich mir hier einen pikanten Erdnussflip nach dem anderen reinschiebe und dann mit süßem Sekt nachspüle?
Soll ich mir hier und jetzt vornehmen, endlich diese widerwärtigen Fettberge loszuwerden?
Ja, soll ich? Wird dann aus mir ein besserer Mensch werden? Wären dann - wenn es soweit wäre - alle zufrieden? Ich überlege ernsthaft, die Rollläden hochzureißen und die Welt da draußen lallend zu befragen, ob ich dann okay wäre … Ja, überlege ich ernsthaft. Kommt vom Alk.
Aber letztendlich ist die Überlegung doch nicht ernsthaft genug, damit ich meinen fetten Arsch vom Sofa hochstemme und zum Fenster torkle. Nee, da mach ich die Sache doch lieber mit mir selbst aus und stelle mir einfach nur vor, wie ich in meinem Bärchen-Pyjama auf die Straße wanke, auf die menschenleere, schwefelverseuchte Straße, vereist und arschkalt, und das einzige, was mir antwortet, ist das widerwärtige hallende Echo meiner verspeckten Stimme … Darauf trink ich einen!
Im Fernsehen läuft auch nur Scheiße. Wie jedes Jahr um diese Zeit. Nach den typischen Abendessen-Flicks (neuerdings sogar in diversen Dialekten nachgesäuselt), immer der gleiche Mist: Entweder wird gebumst, bis die LEDs glühen, oder es werden Uralt-Konzerte auf den Schirm geschmissen. Wenn man Glück hat, sind es nicht nur geleckte Schlager-Heinis, die ihre Stimmen in den Äther kippen, hin und wieder spielen auch ein paar coole Bands. Letztes Jahr, irgendwann um 2:30 Uhr, oder so, spielte eine echt knackige Combo … mit einem supersüßen Sänger … ach, wie heißen die nochmal …?
Mhm, der Sekt schmeckt doch echt gut, nicht so beschissen sauer wie letztes Jahr – da war der wohl nicht gescheit gezuckert oder überlagert, was weiß ich. Lecker, zusammen mit den Chips, echt klasse. Dumm nur, dass die Tüte gleich leer ist. Hab ich noch eine? Dann muss ich die aber erst mal suchen … Uff, der Sekt zieht aber ganz schön rein. Na ja, ich hab auch nen ganz schönen Zug … Hab ich halt bei allem, auch beim Essen. Wenn mir was schmeckt, ess ich gern schnell und viel. Nicht nur Chips, alles, Erdnüsse, Schokolade, Fleisch, ja, viel Fleisch, ich liebe Fleisch, aber auch Nudeln, Reis, Kartoffeln, gebratene Kartoffeln, ja, ich liebe gebratene Kartoffeln, oder frittierte. Lecker, ja. Ich hab eigentlich gar keine No-Gos, wenn es ums Essen geht. Ich schaufle mir alles rein, Hauptsache, einen Augenblick lang Befriedigung.
Boah, jetzt ist es fast zwei Uhr und irgendwelche Arschlöcher sind immer noch am Knallen! Wahrscheinlich haben die auch kein schönes Leben … ich hol mir jetzt doch noch ne Tüte Chips …
Scheiße, egal, welchen Fernsehkanal ich anstelle, ich seh nur Romantik, Rumgemache und Rumba-Rhythmen in Schlagersänger-Mündern! Kommt mir alles zu schnell vor.
Die neue Tüte Chips schmeckt irgendwie fad. Haben diese unfähigen Hersteller wieder so eine beschissene Änderung der Gewürzmischung verbrochen? Nicht ganz dicht. Nur von Bekloppten umgeben. Und diese ewigen Paarungen im Fernsehen will ich auch nicht sehen. Ah, da auf dem Sender laufen Comics. Oder sind das Animes? Gottes Willen, selbst da ziehen sie sich aus …
Ach, ich stell das jetzt ab und schreib hier gescheit was rein, schmiede mir nen soliden Vorsatz, einen einzigen – damit es endlich mal flutscht! Oder anders gesagt: Dass sich überhaupt mal irgendetwas in meinem lahmarschigen Leben ändert! Darauf noch ein Glas!
Ja, süß, aber lecker. Macht aber Hunger. Diese Chipstüte hab ich gleich auch schon wieder alle. Die Aromen von den Kartoffeldingern, diese scharfen, umarmen das prickelnde Süß des Sektes! Und mich füllt das auf, mich puffert das ab. Komme mir jetzt aber ein wenig wie eine gefüllte Weihnachtsgans vor, nur schon viel zu alt, um gut zu schmecken …
Ach ja, der Vorsatz. Nicht weiter verschieben. Raus damit.
Also:
Ich beschließe hiermit, verdammt offiziell, um exakt 2:13 Uhr am 01.01. des Jahres 2015, dass ich, verdammt nochmal, meine fetten 138 kg loswerden will!
Jawoll, es sind 138 schwabbelige Dreckskilos Fett (und was sonst noch in so einem Körper ist – was schert mich, was sonst noch in mir steckt?).
Das FETT muss weg!
Endlich weg!
Igitt, hab die Tastatur meines Laptops verschmiert. Rutsch jetzt drauf rum wie ein wildes Kind auf einem zugefrorenen Teich mit Huppeln. Mist. Ich bin ein übles Schwein!