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DIE RACHE DES TOTEN: Ein Horror-Roman
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DIE RACHE DES TOTEN: Ein Horror-Roman
eBook245 Seiten3 Stunden

DIE RACHE DES TOTEN: Ein Horror-Roman

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Über dieses E-Book

Joel Hampton ist ein vielversprechender junger Anwalt, ein glücklich verheirateter Mann und Familienvater – bis die entsetzlichen Alpträume beginnen; bis er in sich eine fremdartige Kraft fühlt, die seine Seele zu ersticken droht; bis zu jener Nacht, in der Joel Hampton zu einem messerstechenden Ungeheuer wird, das seine Familie auslöschen will...

Jetzt – dreißig Jahre später – ist er besessen von der Rache an einer Frau, die er nie gekannt hat, die jedoch ihrem Liebhaber einen qualvollen Tod bereitet hat...

Dennis M. Clausens Horror-Roman Die Rache des Toten aus dem Jahr 1982 verknüpft Elemente des klassischen Rache-Thrillers mit Aspekten der Reinkarnation, woraus eines des atmosphärischsten und fesselndsten Genre-Werke der 1980er Jahre entstanden ist.

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SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Mai 2019
ISBN9783743869967
DIE RACHE DES TOTEN: Ein Horror-Roman

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    Buchvorschau

    DIE RACHE DES TOTEN - Dennis M. Clausen

    Das Buch

    Joel Hampton ist ein vielversprechender junger Anwalt, ein glücklich verheirateter Mann und Familienvater – bis die entsetzlichen Alpträume beginnen; bis er in sich eine fremdartige Kraft fühlt, die seine Seele zu ersticken droht; bis zu jener Nacht, in der Joel Hampton zu einem messerstechenden Ungeheuer wird, das seine Familie auslöschen will...

    Jetzt – dreißig Jahre später – ist er besessen von der Rache an einer Frau, die er nie gekannt hat, die jedoch ihrem Liebhaber einen qualvollen Tod bereitet hat...

    Dennis M. Clausens Horror-Roman Die Rache des Toten aus dem Jahr 1982 verknüpft Elemente des klassischen Rache-Thrillers mit Aspekten der Reinkarnation, woraus eines des atmosphärischsten und fesselndsten Genre-Werke der 1980er Jahre entstanden ist.

    DIE RACHE DES TOTEN

    Der menschliche Geist - ganz gleich, für welchen Zeitraum er isoliert wird - entwickelt in der Abgeschlossenheit seine innere Kraft und wird stärker, bis er schließlich eines Tages ausbricht und alle Dämme sprengt; gleich einem wilden Fluss, der sich unaufhaltsam seinen Weg zum Meer sucht.

    Und alles, was dieser menschliche Geist beschlossen hat, wird in die Tat umgesetzt werden...

      Erstes Kapitel

    1.

    Oktober 1926

    Judd McCarthy zerrte an den Riemen der großen Segeltuchtasche, die er auf seinen Schultern trug. Gleichzeitig fiel sein Blick auf seine schmutzigen Lederstiefel, die auf dem Schotter des Eisenbahndammes mahlende Geräusche erzeugten. Einen Pistolengürtel und ein Jagdmesser hatte er um die Hüfte geschnallt und ein schwarzer, breitkrempiger Schlapphut thronte verwegen auf seiner Stirn. Unablässig wanderte seine rechte Hand zwischen den Schulterriemen und dem Griff des .45er Smith-and-Wesson-Colts, der aus dem Halfter herausragte, hin und her, während seine Augen pausenlos die Umgebung beobachteten, damit ihm nur keine verdächtige Bewegung in den Büschen rechts und links der Bahnlinie entging.

    Heute Morgen hatte man ihn nach Carson geschickt, um dort die Lohngelder für die Hanley Brothers Construction Company in Danvers abzuholen. Im Augenblick befand er sich bereits auf dem Rückweg, nur noch wenige Meilen vom Lager der Arbeiter entfernt. Die Sonne näherte sich dem westlichen Horizont und seine Wachsamkeit verstärkte sich, denn er wusste, dass das vor ihm liegende Sumpfgelände bei hereinbrechender Dunkelheit die geeignetste Stelle für einen möglichen Überfall war.

    Schon während des ganzen Tages fragte sich McCarthy, was Fred Hanley wohl dazu bewogen hatte, ihn ausgerechnet an einem Tag nach Carson zu schicken, an dem die Eisenbahn nicht verkehrte. Irgendetwas musste dahinterstecken, denn für gewöhnlich holten zwei oder drei schwerbewaffnete Männer die Lohngelder und brachten sie im Zug nach Danvers.

    »Die Männer murren schon, weil sie noch immer kein Geld bekommen haben«, hatte Fred Hanley gesagt. »Ich wage es nicht, noch einen Tag länger zu warten, bis die Bahn endlich wieder fährt. Du musst das Geld holen, Mac, denn mit dir legt sich bestimmt keiner an!«

    Judd McCarthy arbeitete nun bereits seit zwei Jahren für die Hanley Brothers Construction Company und hatte sich im Laufe dieser Zeit in zahllosen Kämpfen und Schlägereien einen fast legendären Ruf erworben. Er galt als der stärkste Mann in Carver County.

    Er war riesengroß und hatte mächtige Schultern, die das Gewicht der Segeltuchtasche kaum zu spüren schienen. Seine Hände waren durch die jahrelange harte Arbeit zerschunden und rissig, aber aus seinen Augen sprachen Freundlichkeit und Wärme, die man ihm auf Grund seines raubeinigen Äußeren kaum zugetraut hätte. Aufmerksam musterten seine großen braunen Augen die Umgebung.

    Der Indianersommer, wie man hier im Mittleren Westen den Altweibersommer nennt, hatte seinen Einzug gehalten. Die Stoppeln des gerade geernteten Weizens ragten noch aus der verdorrten Erde, auf den frisch umgegrabenen Äckern wehte ein leichter Wind die ersten bunten Blätter umher und überall in den Büschen lockten die Fasan-Hennen die Hähne, deren schriller Ruf gelegentlich weit über die einsame Prärie schallte. In den zahlreichen kleinen Tümpeln sammelten die Bisamratten eifrig abgefallene Zweige und Schilfgräser, während hoch oben am Himmel die Wildgänse ihre V-förmige Flugformation übten und sich zum Zug in den Süden rüsteten.

    McCarthy blieb einen Augenblick lang stehen und sah ihnen zu. Sehnsuchtsvoll lauschte er auf ihre heiseren Schreie.

    »Der Himmel weiß, wie gerne ich jetzt auch nach Süden ziehen würde!«, entfuhr es ihm und sein irischer Akzent war nicht zu überhören. »Doch meine Kate meint, dass es an der Zeit ist, mit dem Zigeunerleben Schluss zu machen, und sie hat Recht!«

    Beim Gedanken an Kate fiel ihm wieder ein, dass er in Carson City ein Geschenk für sie gekauft hatte. Er fasste in eine seiner Overall-Taschen und zog ein kleines goldenes Medaillon hervor, das in seiner riesigen Pranke fast verschwand.

    Während er es bewundernd betrachtete, dachte er wieder an den Ringkampf, zu dem ihn der Farmer Tobin aufgefordert hatte, während er-auf das Eintreffen der Geldsendung wartete. Sie hatten gewettet - der Gewinner sollte das gesamte Geld erhalten. Tobin war der größte und stärkste Mann weit und breit, doch McCarthy hatte sich seinen eisernen Griffen immer wieder entziehen können, und schließlich lag Tobin bewegungsunfähig auf dem Boden und musste aufgeben.

    »Ja, Ja, Tobin«, sagte McCarthy und lachte leise vor sich hin, während er unverwandt das Medaillon betrachtete. »Du bist eben doch nur ein Norweger, der sich besser nicht mit einem Iren anlegen sollte! Trotzdem danke ich dir, denn mit deinem Geld konnte ich meiner Braut solch ein schönes Geschenk kaufen!« Ein warmes Leuchten trat in McCarthys Augen, als er an seine Kate dachte, und er sagte: »Ich habe dir ein Versprechen gegeben, Kate, und ich werde es halten. Nichts auf der Welt soll mich daran hindern! Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt.«

    Sorgfältig verstaute er das Medaillon wieder in seiner Overall-Tasche und dann setzte er seinen Weg fort. Nur das mahlende Geräusch, das seine Sohlen auf dem groben Kies des Dammes verursachten, war zu hören. Rechts und links der Eisenbahnlinie dehnte sich das Sumpfland, das er noch hinter sich bringen musste. Auf den Weizenfeldern kurz vor der Stadtgrenze von Danvers k0nnte er sich dann sicher fühlen. Er war schon beinahe zu Hause. Wahrscheinlich wartete seine Kate bereits am verabredeten Ort, weiter südlich am Little Sioux River, doch er musste erst noch die Lohngelder im Lager der Arbeiter abliefern und sich seinen Anteil auszahlen lassen, bevor er sich frei fühlen durfte.

    Leise summte er die Melodie einer irischen Ballade vor sich hin, doch als er an den Rand des Sumpfgebietes kam, wo die Gräser und Büsche besonders dicht neben den Gleisen wucherten, verstummte er. Die Eisenbahngesellschaft nahm es mit der Instandhaltung der Little Sioux Line offenbar nicht sehr genau, denn hier hatte schon lange niemand mehr das Gebüsch gerodet. Wachsam ging McCarthy weiter. Seine rechte Hand befand sich jetzt immer in unmittelbarer Nähe des Revolvergriffs.

    Er hatte die plötzliche Bewegung im Gebüsch noch nicht einmal richtig registriert, als er auch schon die Pistole gezogen und auf die Stelle gerichtet hatte. »Wer ist da?«, brüllte er laut in das Dickicht. »Wer auch immer dort lauert, kommt besser heraus, und zwar augenblicklich, bevor ich ihm den Schädel weg puste!«

    Die Gräser wiegten sich im leichten Wind, doch alles blieb ruhig. Ganz langsam bückte sich McCarthy, ohne das Gebüsch auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er packte einen Stein und richtete sich dann wieder zu seiner ganzen Größe auf.

    »Dies ist meine letzte Warnung! Wenn du nicht rauskommst, wird es dir noch leidtun!«, brüllte er wieder.

    Aber auch diesmal kam keine Antwort. Da holte McCarthy aus und schleuderte den Stein haargenau dorthin, wo er die Bewegung im Gebüsch wahrgenommen hatte. Ein kurzer Schrei durchschnitt die Stille, ein kurzes Rascheln folgte, die Schilfgräser zitterten ein wenig und dann war wieder alles so ruhig wie vorher.

    Langsam näherte sich McCarthy dem Gebüsch. Als er die Grashalme und das Schilf vorsichtig beiseite bog, seufzte er, denn genau vor ihm, auf einem trockenen Fleckchen, lag ein prächtiger Fasan, dem der Steinwurf das Genick gebrochen hatte. Die Augenlieder des Hahnes bewegten sich noch einige Male, dann lag er still und starrte mit offenen Augen in den Himmel.

    »Oh, nein! So habe ich es doch nicht gemeint! Ich wollte dich erschrecken, aber doch nicht umbringen!« McCarthy legte den Revolver auf den Boden und strich zärtlich über die rotbraun schimmernden Federn. Plötzlich lief ein leichtes Zittern durch den kleinen Körper und dann war der Hahn tot.

    »Ich wollte dir doch nur Angst machen!«, wiederholte McCarthy seufzend und betrachtete das tote Tier voller Trauer, während er noch immer das leichte Zittern unter seiner großen Hand zu spüren glaubte.

    In einiger Entfernung begannen die Grillen ihr Abendkonzert und ab und zu platschte ein Frosch geräuschvoll ins Wasser, doch McCarthy schien nichts davon wahrzunehmen sondern streichelte immer noch unverwandt den toten Vogel. Endlich riss er sich los, hob mit seinem Messer ein Loch im weichen Boden aus und begrub den Hahn unter einer dicken Schicht schwarzer Erde. Nachdem er noch Gras und Halme über das kleine Grab gebreitet hatte, erhob er sich, nahm seinen Revolver und den Beutel wieder auf und machte sich auf den Weg zurück zum Bahndamm.

    Die Sonne berührte schon beinahe den westlichen Horizont, als er endlich das Sumpfland hinter sich gelassen hatte und auf die kahle Fläche der abgeernteten Weizenfelder hinaustrat. Im Licht der tiefstehenden Sonne warfen die Stoppeln lange Schatten, und in einiger Entfernung schlängelte sich der Little Sioux River in unzähligen Windungen durch die Prärie nach Süden. McCarthy dachte wieder an seine Kate, die sicher schon ungeduldig wartete, und beschleunigte seine Schritte, um schneller nach Danvers zu kommen.

    Einige hundert Meter östlich der Eisenbahnlinie lag ein kleines Wäldchen. Als er hinüberblickte, wusste er instinktiv, dass dort jemand im Schatten der Bäume stand. Doch als er genauer hinsah, fuhr ein heftiger Windstoß in die Äste und trieb bunte Blätter hinaus auf die flache Prärie.

    Sicherheitshalber griff McCarthy zum Revolver. Er war überzeugt, dass er sich nicht getäuscht hatte und sich irgendjemand dort drüben versteckt hielt. Noch bevor er die Waffe richtig gezogen hatte, sah er eine menschliche Gestalt aus dem Schatten hervortreten und ihm zuwinken. Erleichtert ließ er den Revolver in den Halfter zurückgleiten, weil er sofort erkannt hatte, wer dort auf ihn gewartet hatte.

    Augenblicklich verließ er den Bahndamm und ging quer über das Stoppelfeld auf das Wäldchen zu...

    Doch das war noch nicht das Ende. Das kam erst Tage später, vielleicht auch Wochen oder Monate später. Eigentlich war das auch völlig gleichgültig, denn in der entsetzlichen, undurchdringlichen Finsternis gab es keine Zeit mehr. Seine langsam nachlassenden Kräfte und sein schwindender Wille waren das Maß aller Dinge.

    Zuerst benutzte er sein Messer, doch die Klinge war den wütenden Attacken nicht gewachsen und brach ab. Danach verfeuerte er das Magazin des Revolvers und beobachtete fasziniert, wie orangerote Flämmchen aus dem Lauf züngelten, während ihm das Echo der Schüsse in den Ohren hallte. Aber auch jetzt war es noch nicht zu Ende.

    Jedes Mal, wenn er hinfiel, kamen die Ratten und beschnupperten seine feuchten Kleider. Von Mal zu Mal wurden sie dreister und schließlich konnte er sie nur noch mit Hilfe des abgebrochenen Messers in Schach halten. Doch sie gaben nicht auf, ungerührt kamen sie wieder und wieder aus der Dunkelheit. Und er wurde immer schwächer.

    Schließlich hörte er seine Schreie, zuerst Schreie des Schmerzes und der Wut, dann die Schreie der Verzweiflung. Doch als er immer schwächer wurde, wurden auch seine Schreie leiser, bis er nichts mehr hörte außer dem leisen Tappen unzähliger, eiliger Füßchen. Sie waren überall.

    Als das Ende kam, lag er bäuchlings auf der Erde. Die Ratten spürten, dass er sich selbst auf gegeben hatte, und sie kamen näher. Er hörte das Tappen ihrer Füße, als sie an seinem Ohr vorbeiliefen, und spürte ihr Fell an seiner Wange. Als er den scharfen, durchdringenden Schmerz in seinem Armfühlte, war er bereits zu schwach, um etwas zu empfinden.

    Während ihn alle Lebenskräfte verließen, erfüllte ihn ein ungeheurer Zorn. Wie leicht war es gewesen, ihn hereinzulegen! Und als die Dunkelheit immer näher kam und ihn immer enger einschloss, wehrte sich seine Seele gegen die Nacht, denn er hatte noch nicht vollbracht, was er sich vorgenommen hatte.

    In diesem Augenblick dachte er an das Medaillon. Er fasste in seine Tasche, um nachzusehen, ob es sich noch dort befand. Doch sein Körper fühlte längst nichts mehr und seine Hand bewegte sich keinen Zentimeter...

    2.

    Nachdem Judd McCarthy bis zum Abend nicht nach Danvers zurückgekehrt war, schickte die Hanley Brothers Construction Company einen Suchtrupp los, weil man anfangs vermutete, dass er überfallen worden war. Doch als alle Nachforschungen kein Ergebnis brachten, neigte man immer mehr zu der Annahme, dass Judd McCarthy die Lohngelder geraubt hatte und geflohen war. Man setzte fünftausend Dollar Belohnung aus und stellte Judd McCarthy auf die Fahndungsliste.

    Für die Arbeiter der Baufirma kam das Verschwinden McCarthys nicht völlig unerwartet, denn sie kannten ihn als unsteten Menschen, der sich von Zufällen treiben ließ. Und so wunderten sie sich überhaupt nicht, dass er die Gelegenheit, reich zu werden, sogleich beim Schopf ergriffen hatte. Sie verfluchten ihn, weil sie nun wiederum keinen Lohn erhielten, aber gleichzeitig waren sie auch der Meinung, dass Fred Hanley das Dümmste getan hatte, was er nur machen konnte, indem er ausgerechnet Judd McCarthy mit dieser Aufgabe betraut hatte.

    Einige Wochen nach McCarthys Verschwinden gab die Baufirma das Wassergewinnungsprojekt am Little Sioux River endgültig auf. Fred Hanley zog an die Ostküste, wo er als Privatmann lebte, bis er im Jahr 1936 starb. Von seinem Bruder Ben Hanley wusste man nur, dass er nach Florida gegangen war. Mehr war nicht bekannt. Einige Wochen lang harrten die meisten Arbeiter aus, weil sie immer noch hofften, dass Judd McCarthy plötzlich auftauchen würde, doch nach und nach gaben sie auf und zogen fort. Schließlich geriet die Geschichte in Vergessenheit, und nur diejenigen, die damals für Fred Hanley gearbeitet hatten und danach in Danvers geblieben waren, sprachen noch manchmal davon.

    Im Jahre 1927 wurde die Little Sioux Line zwischen Danvers und Carson endgültig wegen Unrentabilität eingestellt. Die Jahre kamen und gingen. Im Winter überzog eine glitzernde Schneedecke die weite Landschaft, im Frühling brach das Eis und das Wasser des Little Sioux River suchte sich wieder seinen Weg nach Süden, zuerst zum Mississippi und dann weiter zum Meer. Im Sommer wiegte sich das Getreide im Wind und in jedem Herbst kehrte der Indianersommer wieder und Jahr für Jahr rüsteten die Wildgänse zum Flug in den Süden.

    Die Wirtschaftskrise zwang viele Farmer, die das Land am Little Sioux River bebaut hatten, ihre Höfe zu verlassen und in Kalifornien oder Oregon ihr Glück zu suchen.

    Der Zweite Weltkrieg und der Krieg in Korea hinterließen ihre Spuren, und bis zum Oktober 1959 hatten sich so unendlich viele Ereignisse in Carver County zugetragen, dass sich nur noch ganz wenige alte Menschen überhaupt an den Namen Judd McCarthy erinnern konnten.

    Er war nur einer von Tausenden gewesen, die damals als Arbeiter über Land zogen, und das Geheimnis seines Verschwindens lag endgültig unter der Erde der Prärie begraben. Aber bevor er nach Carson gegangen war, hatte er ein Versprechen gegeben, und nichts in der Welt sollte ihn daran hindern, dieses Versprechen zu halten.

      Zweites Kapitel

    1.

    Oktober 1959

    Als Joel Hampton erwachte, war er in Schweiß gebadet und seine Frau sah ihn beunruhigt an. Sie rüttelte ihn sanft an der Schulter.

    »Was ist los?«, flüsterte er mühsam, weil sein Mund völlig ausgetrocknet war. Dann fielen ihm die Augen wieder zu.

    »Wach auf, Joel!«, sagte Susan. Sie schien ihm endlos weit entfernt. »Du hattest wieder einen Alptraum.«

    »Alptraum?«, fragte er schlaftrunken.

    »Ja, du hast im Schlaf gesprochen!«

    Mühsam setzte er sich auf. Er blinzelte. »Ich habe im Schlaf gesprochen?« Allmählich setzte die Erinnerung ein.

    »Ja«, bestätigte Susan und hörte sich sehr besorgt an. »Du hast mich zu Tode

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