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VENUS RETTET IHREN RUF: Der Krimi-Klassiker!
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eBook218 Seiten2 Stunden

VENUS RETTET IHREN RUF: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

»Geben Sie mir doch bitte die Schlüssel zum Labor.«

Der Hausmeister brummte.

»Sie sehen doch selbst, dass die Schlüssel nicht im Kasten liegen. Wahrscheinlich ist Monsieur Philippart noch da.«

»Er arbeitet viel zu viel«, stellte Agnes fest.

Doch Jacques würde nicht mehr Gelegenheit haben, zu viel zu arbeiten. Er lag tot vor dem weitgeöffneten Panzerschrank. Mit geschlossenen Augen und eingefallenen Wangen lag er blutüberströmt am Boden. Infolge des großen Blutverlusts war sein Gesicht von durchsichtiger Blässe. Seine zerbrochene Brille saß ihm noch auf der Nase...

 

Der Roman Venus rettet ihren Ruf des französischen Schriftstellers Pierre Apesteguy (* 12. September 1902 in Biarritz; † 17. November 1972 in Cagnes-sur-Mer) erschien erstmals im Jahr 1965; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der französischen Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Feb. 2022
ISBN9783755407256
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    Buchvorschau

    VENUS RETTET IHREN RUF - Pierre Apesteguy

    Das Buch

    »Geben Sie mir doch bitte die Schlüssel zum Labor.«

    Der Hausmeister brummte.

    »Sie sehen doch selbst, dass die Schlüssel nicht im Kasten liegen. Wahrscheinlich ist Monsieur Philippart noch da.«

    »Er arbeitet viel zu viel«, stellte Agnes fest.

    Doch Jacques würde nicht mehr Gelegenheit haben, zu viel zu arbeiten. Er lag tot vor dem weitgeöffneten Panzerschrank. Mit geschlossenen Augen und eingefallenen Wangen lag er blutüberströmt am Boden. Infolge des großen Blutverlusts war sein Gesicht von durchsichtiger Blässe. Seine zerbrochene Brille saß ihm noch auf der Nase...

    Der Roman Venus rettet ihren Ruf des französischen Schriftstellers Pierre Apesteguy (* 12. September 1902 in Biarritz; † 17. November 1972 in Cagnes-sur-Mer) erschien erstmals im Jahr 1965; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte im gleichen Jahr.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der französischen Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    VENUS RETTET IHREN RUF

    Erstes Kapitel

    Von der Rue de la Source bog das Taxi in die Rue Raffet ein. Kurz vor dem Ende der Sackstraße gelangte es zur Kreuzung Rue Jasmin, und der Chauffeur blendete ein paarmal warnend seine Fernlichter auf.

    »Halt!«, rief Dean Forester.

    Links, unmittelbar unter den Fenstern des großen Salons, hatte er Agnes’ Wagen entdeckt. Selbst in der abendlichen Dunkelheit, die von der spärlichen Straßenbeleuchtung kaum durchdrungen wurde, konnte man die Umrisse der weißen Floride klar erkennen, die zwischen den Wagen stand, die dort geparkt hatten. Die Bewohner der Straße hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, abends ihre Autos in der Ausbuchtung am Ende der Rue Raffet abzustellen.

    Einige Meter weiter hielt das Taxi vor der hohen, holzgeschnitzten Eingangstür. Dean Forester bat den Chauffeur, auf ihn zu warten. Er wollte nur Agnes abholen und anschließend mit ihr zusammen in dem Taxi zum Theater fahren. Der junge Amerikaner hatte seiner Verlobten geraten, zu solchen Gelegenheiten die Floride nicht mehr zu benützen. Sie hatten sich beide oft genug darüber geärgert, dass sie um diese Zeit, zu der überall in Paris die Theater und Varietés mit ihren Vorstellungen beginnen, in der Innenstadt niemals einen Parkplatz finden konnten.

    Erstaunt stellte Dean Forester fest, dass die Eingangstür zum Hause Perret verschlossen war. Er zog an dem Klingelzug mit dem kupfernen Griff. Im Innenhof ertönte schwaches Läuten. Gleich darauf erklang das Summen des automatischen Türöffners. Dean stieß die Tür auf und bemerkte sogleich, dass nirgends im Hause Licht brannte.

    »Es ist niemand zu Hause«, rief ihm der Hausmeister von seiner Loge aus zu.

    Dean drehte sich um.

    »Ich bin es, Monsieur Boniface«, sagte er liebenswürdig.

    Der alte Hausmeister steckte seinen kahlen Kopf durch die Öffnung. Ein zahnloses Grinsen verzog seinen Mund und gab seinem Gesicht einen äußerst gutmütigen Ausdruck.

    »Ich habe gar nicht erwartet, dass Sie heute vorbeikommen würden, Monsieur Forester! Das gnädige Fräulein hat schon vor einer guten Viertelstunde mit ihrem Herrn Vater zusammen das Haus verlassen.«

    Dean Forester konnte nichts aus der Ruhe bringen, und schon gar nicht eine solche Lappalie. Mit gelassener Stimme teilte er dem Hausmeister mit, dass Vater und Tochter bestimmt schon in kürzester Zeit wieder zurückkommen würden.

    »Außerdem steht die Floride vor dem Haus, und Agnes weiß, dass ich sie abholen wollte.«

    »Bitte, Sie sind ja hier zu Hause«, stellte der Hausmeister noch immer freundlich lächelnd fest und knipste im Hausflur das Licht an.

    »Einen Augenblick noch, Monsieur Boniface! Bitte, lassen Sie die Tür einen Moment offen. Ich möchte nur schnell dem Taxifahrer Bescheid sagen, der draußen auf mich wartet, dass ich ihn nicht mehr brauche.«

    Eine bemerkenswerte Kleinigkeit war Dean Forester nicht entgangen: Die Fenster des Laboratoriums waren hell erleuchtet... Er ging hinaus, verhandelte mit dem Chauffeur und erklärte ihm, dass er wahrscheinlich ziemlich lange werde warten müssen. Der Mann machte ein unwilliges Gesicht. Doch Dean Forester wandte seine ganze Überredungskunst auf, um ihn dazu zu bringen, sich bis zu seiner Rückkehr zu gedulden. Schließlich zog er eine ziemlich große Banknote aus der Tasche, zerriss den Schein in zwei gleiche Teile und übergab die eine Hälfte dem Chauffeur. Mit Verschwörermiene steckte er den Kopf durch das Fenster und flüsterte ihm mit gesenkter Stimme zu:

    »Die andere Hälfte bekommst du nachher, mein Freund, wenn du jetzt brav auf mich wartest.«

    Augenblicklich hellte sich das verdrießliche Gesicht des Fahrers auf, und mit verständnisinnigem Augenzwinkern sagte er zu Dean:

    »Man könnte ja fast meinen, Sie kommen aus Texas! Und da...« Er hob die Arme und breitete sie weit aus. »Da gibt’s alles im Überfluss!«

    Dean Forester hielt es nicht für nötig, den guten Mann über seine Herkunft aufzuklären. Der biedere Chauffeur kannte die Vereinigten Staaten wahrscheinlich nur aus den Wildwestfilmen. Und Dean mit seiner Größe von einszweiundneunzig, seinen breiten, kräftigen Schultern, seinem scharfgeschnittenen Gesicht, den blonden Haaren und den stahlblauen Augen, stand ja wirklich den Revolverhelden und kühnen Draufgängern der Filme, mit denen Hollywood den ahnungslosen Europäer über das amerikanische Alltagsleben informiert, in nichts nach.

    »Bravo, mein Lieber«, lobte er den Taxifahrer. »Es lebe Texas! Bis nachher also!«

    Er ging ins Haus zurück und schloss die Tür zur Straße hinter sich. Der Hausmeister hatte seinen Platz am Schiebefenster der Loge nicht verlassen.

    »Ich werde jetzt zu Bett gehen«, teilte er Forester mit. »Einen schönen guten Abend wünsch' ich, Monsieur Forester, und wenn ich Ihnen die Tür wieder öffnen soll..

    Der Amerikaner unterbrach ihn.

    »Rauchen Sie Zigarren, Monsieur Boniface?«

    Der Zerberus blickte ihn erwartungsvoll an. Was für eine Frage!

    »Jeden Sonntag, den der Herrgott werden lässt, leiste ich mir meinen Stumpen!«

    »Na, dann werden Sie eine richtige Havanna sicherlich zu schätzen wissen!«

    Der alte Mann stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als er das Glasröhrchen sah, das sein Besucher ihm entgegenstreckte und dem er eine dicke Zigarre mit roter Bauchbinde entnahm. »Haben Sie vielleicht Feuer, Monsieur Boniface?« Dean biss das eine Ende der Zigarre mit den Zähnen ab und entzündete sie mit den Streichhölzern, die ihm der Hausmeister gegeben hatte. Boniface hingegen bat den großzügigen Spender um die Erlaubnis, sich diesen seltenen Genuss für den Weihnachtsabend vorbehalten zu dürfen.

    »Bah«, machte Dean geringschätzig. »Bis dahin werden Sie schon noch mehr von mir bekommen.« Genießerisch zog er den Rauch seiner Zigarre ein. »Sagen Sie mir, Monsieur Boniface...« Er sprach den Satz nicht gleich zu Ende, sondern stieß erst eine dicke Rauchwolke aus. »Das ist wohl Jacques, der um diese Zeit hier noch arbeitet?«

    »Natürlich! Monsieur Philippart hätte bestimmt nicht vergessen, das Licht zu löschen und mir die Schlüssel in den Kasten zu werfen, wenn er schon gegangen wäre.«

    »Also, dann können Sie den Laden hier dichtmachen. Ich habe nicht die geringste Lust, mich in der leeren Wohnung meines zukünftigen Schwiegervaters zu langweilen. Lieber gehe ich eine Weile zu unserem Freund Philippart hinauf und leiste ihm Gesellschaft.«

    »Wie Sie wünschen, Monsieur Forester«, gab der Hausmeister zurück und löschte das Licht. »Ich lege mich jetzt aufs Ohr. Ach, ja, was ich noch sagen wollte«, er gähnte ungeniert, »schreien Sie ruhig laut, wenn ich Ihnen die Tür öffnen soll. Ich werde nämlich von Tag zu Tag schwerhöriger. Das Alter macht sich eben bemerkbar.«

    Dean ging durch den gepflasterten Innenhof. Das Wohnhaus und das Gebäude, in dem das Laboratorium untergebracht war, lagen sich gegenüber. Auf der linken Seite konnte man im Schatten des Vordachs kaum die drei Stufen erkennen, die zu einer Glastür hinaufführten. Rechts lag das Laboratorium, dessen erleuchtete Fenster helle Lichtflecken auf den regennassen Asphalt zeichneten.

    Jacques Philippart arbeitete im Forschungsbüro im ersten Stock. Er stand über einen großen Zeichentisch gebeugt und überprüfte die komplizierten Entwürfe. Hin und wieder verglich er seine Berechnungen mit den mathematischen Formeln und Zahlenkolonnen, die am Rande der durchsichtigen Blätter verzeichnet waren. Das Zeichenpapier war mit Tesafilm an den Ecken auf den Tisch geklebt, und in einer Schreibschale lagen, peinlich geordnet, die Geräte, die Jacques Philippart für seine Arbeit benötigte: Bleistifte, Lineale, Rechenschieber, Kompass. Er widmete sich seiner verantwortungsvollen Aufgabe mit äußerster Sorgfalt. Da er nicht sehr groß war, musste er seine Arbeit auf einem Holzschemel stehend verrichten. Unter seinem weißen Mantel, der ihm fast bis zu den Knöcheln reichte, konnte man die schmalen Schultern und die Konturen des schmächtigen Körpers erkennen, Philippart hatte ein ausgesprochen intelligentes Gesicht, und seine Augen blickten mit jener Offenheit und Unbestechlichkeit in die Welt, die für einen Wissenschaftler, der seine Aufgabe ernst nimmt, unerlässlich sind. Im strahlend hellen Licht der Deckenlampe bemühte sich der junge Forscher, die Entwürfe und Berechnungen seines Meisters zu begreifen, die ihn immer von neuem verwirrten. In der nächtlichen Stille, ganz allein in dem kahlen Raum, glich er mehr einem Mönch in seiner Zelle als einem Raketenforscher des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine kleinen dunklen Augen hinter der strengen Stahlbrille wirkten freundlich und gütig, und sein ganzes Benehmen und Aussehen schien auf den ersten Blick das Vertrauen, das Professor Perret nach Jahren gemeinsamer Forschungsarbeit in ihn setzte, zu rechtfertigen.

    Seit er infolge dieser engen Zusammenarbeit zum Mitwisser eines der größten und bedeutungsvollsten Geheimnisse unserer Zeit geworden war, hatte es sich der junge Wissenschaftler ganz ungewollt angewöhnt, bei jeder erdenklichen Gelegenheit den Kopf zu schütteln; es war direkt zum Tick geworden. Die schwierigen Probleme, vor die ihn die phantastischen Theorien seines hochgeschätzten Lehrers immer wieder stellten, forderten einfach dazu heraus. Der Abschuss einer Rakete zum Mond barg keinerlei Schwierigkeiten mehr in sich, das versteht sich von selbst. Und auch die Landung auf dem Mars war heutzutage nur noch eine Sache der Vorbereitung. Aber nach Ansicht des Professors stellten diese ersten Schritte zur Eroberung des Weltraums durchaus nichts Besonderes dar. Seiner Meinung nach waren sie etwa der Überquerung des Ärmelkanals durch Bleriot zu vergleichen. Von den Erkenntnissen und Leistungen von Brauns und Abramows sprach er stets mit größter Geringschätzung und verglich die Geschosse, die sie entwickelt hatten, im Scherz oft mit harmlosen Vorortszügen.

    Jacques Philippart hingegen ging von der Vorstellung aus, dass der Mars, genau wie Jupiter oder Saturn, von der Sonne durch eine größere Entfernung getrennt ist als unsere Erde. Ein Nachbarplanet also, der relativ leicht zugänglich ist. Wollte man jedoch die anderen Planeten, diejenigen nämlich, die der Sonne näher liegen als die Erde, erobern, so musste man seiner bescheidenen Meinung nach im Zusammenhang mit der Entfernung und der Fernsteuerung des Geschosses auf beträchtliche Schwierigkeiten stoßen, vor allem im Hinblick auf die Probleme der Schwerkraft und der variablen Anziehungskräfte, die sich möglicherweise sogar als völlig unüberwindlich erweisen konnten... Tatsächlich fehlte es Jacques Philippart vollkommen an dem unbekümmerten Optimismus, der manchen Menschen von der Natur mitgegeben ist und sie dazu veranlasst, jede neue, noch so schwierig scheinende Aufgabe mit größter Energie anzupacken, ohne ein mögliches Fehlsehlagen überhaupt in Betracht zu ziehen. Dieser Mangel kam ihm jedes Mal wieder zu Bewusstsein, wenn der Professor seine Einwendungen ganz einfach mit neuen verwirrenden Berechnungen und Formeln abtat. Dann stürzte sich der junge Raketenforscher, natürlich immer noch kopfschüttelnd, von neuem in seine Arbeit und widmete sich jeden Tag zwölf Stunden lang oder gar noch länger den Formeln und Entwürfen, deren Kühnheit ihm den Atem benahm. Kurz, er überwand niemals die Kluft, die den Lehrer vom Schüler, die den schöpferischen Geist vom abführenden Organ trennt.

    Unerwartet wurde er in seiner Arbeit gestört. Die Tür zum Hof war eben geöffnet worden. Er hob den Kopf und lauschte nach draußen.

    »Hallo! Jack!«

    »Kommen Sie doch herauf, Dean!«

    Mit ein paar großen Sätzen sprang Forester die Treppe hinauf. Als er in das Forschungsbüro eintrat, lag ein breites, freundliches Lächeln auf seinen Zügen. Schon im Hof hatte er die Zigarre weggeworfen, die er sich eben erst angezündet hatte. Bei einem Mann, der seiner selbst so sicher war, konnte man das nur als ein Zeichen von Nervosität auslegen.

    »Ich habe Sie erwartet«, sagte Jacques zu ihm.

    »Wieso?«, fragte der Besucher überrascht und streckte ihm die Hand entgegen.

    Er schüttelte die schmale Hand des Ingenieurs kräftig. Der Gegensatz zwischen den beiden Männern, dem urwüchsigen, unbekümmerten Amerikaner und dem kleinen, etwas empfindsamen Franzosen, war beinahe, komisch. Sie wirkten so ungleich wie David und Goliath.

    »Ich wusste gar nicht, dass Sie mich erwartet haben«, gab Dean zurück. »Natürlich freue ich mich immer, einen so netten und sympathischen Menschen wie Sie zu sehen. Aber eigentlich bin ich gar nicht hierhergekommen, um Ihnen einen Besuch abzustatten.«

    »Ich weiß«, erwiderte Jacques. »Agnes hat mich gebeten, Ihnen etwas auszurichten. Sie musste ihren Vater zu dem Empfang der russischen Raketenforscher begleiten. Er findet in der Societé Savante statt. Es tat ihr schrecklich leid...«

    »Ach, wie schade. Das ist wirklich dumm. Was hat denn die arme Agnes bei den alten Knaben zu suchen?«

    »Na, Sie können sich ja denken, dass sie selbst nicht gerade begeistert war. Aber anscheinend will der Professor die russischen Koryphäen zu sich einladen. Die Herren aus Moskau sind alle in Begleitung ihrer T rauen gekommen, und Sie wissen ja selbst, dass Agnes seit dem Tod von Madame Perret die Dame des Hauses ist. Sie können sich sicher vorstellen, wie das ist: Man muss repräsentieren, Süßholz raspeln... Agnes kann da sehr von Nutzen sein.«

    »Deswegen braucht sie doch nicht gleich Überstunden machen«, murrte der sitzengelassene Verlobte. »Es genügt doch, wenn sie die Sputniks und Luniks samt Gefolge morgen empfängt. So ein Unsinn, deshalb gleich heute zu dem Empfang zu rennen!«

    »Der Professor ist es nicht gewohnt, Erklärungen abzugeben«, warf der Ingenieur ein wenig scharf ein. »Agnes hat sich nach ihm gerichtet, und ich habe Ihnen Bescheid gesagt.«

    »Da habe ich ja noch Glück gehabt, dass ich zu Ihnen heraufgekommen bin!«

    »Sonst wäre ich sowieso zu Ihnen gekommen, Agnes wollte die Nachricht für Sie nicht bei dem alten schwerhörigen Boniface hinterlassen. Sie hat sich gleich gedacht, dass Sie warten würden, und sobald ich gegenüber Licht bemerkt hätte, hätte ich Ihnen natürlich Bescheid gegeben,«

    Dean runzelte die Brauen. Er versuchte krampfhaft, ärgerlich und bekümmert auszusehen. Er musste unter allen Umständen vermeiden, dass Jacques auch nur den geringsten Verdacht schöpfte, dass ihn Agnes’ Abwesenheit gar nicht berührte, sondern ganz im Gegenteil hochwillkommen war. Andererseits musste er sich jedoch sehr in acht nehmen, seine Enttäuschung nicht zu übertreiben.

    »Warum hat Agnes ihren Vater denn nicht im Wagen zu dem Empfang gefahren?«, erkundigte er sich. »Die weiße

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