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EIN FREISPRUCH MIT FOLGEN: Der Krimi-Klassiker!
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eBook214 Seiten2 Stunden

EIN FREISPRUCH MIT FOLGEN: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Die glasigen Augen des Mannes starrten mit einem verwunderten Ausdruck auf die bunt bemalten Karussell-Figuren. Aus einer Wunde über seinem rechten Auge floss Blut über sein Gesicht. Einen Moment lang schwankte er leicht, dann stürzte er lautlos zu Boden.

Im Krankenhaus kam Jaime Dodson, Verschwender und Playboy, wieder zu sich - und er wurde beschuldigt, seine Schwester Sheilah ermordet zu haben...

 

Der Roman Ein Freispruch mit Folgen von Helen Nielsen (* 23. Oktober 1918 in Roseville, Illinois; † 22. Juni 2002 in Prescott, Arizona) erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1967 (unter dem Titel Ein folgenschwerer Freispruch).

Der Verlag DER ROMANKIOSK veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Thriller-Klassikers in seiner Reihe DIE MITTERNACHTSKRIMIS.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Nov. 2021
ISBN9783755401131
EIN FREISPRUCH MIT FOLGEN: Der Krimi-Klassiker!

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    Buchvorschau

    EIN FREISPRUCH MIT FOLGEN - Helen Nielsen

    Das Buch

    Die glasigen Augen des Mannes starrten mit einem verwunderten Ausdruck auf die bunt bemalten Karussell-Figuren. Aus einer Wunde über seinem rechten Auge floss Blut über sein Gesicht. Einen Moment lang schwankte er leicht, dann stürzte er lautlos zu Boden.

    Im Krankenhaus kam Jaime Dodson, Verschwender und Playboy, wieder zu sich - und er wurde beschuldigt, seine Schwester Sheilah ermordet zu haben...

    Der Roman Ein Freispruch mit Folgen von Helen Nielsen (* 23. Oktober 1918 in Roseville, Illinois; † 22. Juni 2002 in Prescott, Arizona) erschien erstmals im Jahr 1964; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1967 (unter dem Titel Ein folgenschwerer Freispruch).

    Der Verlag DER ROMANKIOSK veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Thriller-Klassikers in seiner Reihe DIE MITTERNACHTSKRIMIS.

    EIN FREISPRUCH MIT FOLGEN

    Erstes Kapitel

    Die Orgel des Karussells am Hanson-Pier quietschte. Das bedeutete zusätzliche Arbeit für Domingo Alvarez, der ohnehin noch den Baldachin streichen und die Farben der Pferde da und dort auffrischen musste. Auch an den Luftschiffen sollte etwas ausgebessert werden, und eines der kleinen Autos war überhaupt nicht mehr zu gebrauchen. Die Arbeit nahm kein Ende. Domingo, dessen schwarzes Haar an den Schläfen zu ergrauen begann, freute sich, dass der Sommer vorbei war. Vom Labor Day an kamen aus den eleganten Strandhotels von Cypress Point, das dreißig Kilometer weiter an der Küste lag, keine mit Fremden beladenen Autos mehr herüber. Die Hauptattraktion - das Fischerboot, mit dem der alte Hanson vom Pier aus sein Geschäft betrieb - schaukelte verschlafen vor Anker, und die einzigen Kunden des Rummelplatzes waren jetzt, um halb neun Uhr, während ein später Sonnenuntergang dunkelrote und korallenfarbene Streifen an den Himmel malte, Domingo Alvarez’ sechs Enkelkinder.

    Für sie war es ein Festtag - die ganze Anlage gehörte ihnen allein. Die vier älteren saßen in den kleinen Autos, die zwei jüngsten bettelten immer wieder um eine weitere Runde auf dem Karussell. Der sechsjährige Ramon ritt ein schwarzes Pferd am äußersten Rand der Plattform; Carlos, der kleinste, saß fest seine Taille umklammernd hinter ihm. Für diese beiden, die Freude seiner schwindenden Jahre, ließ Domingo den veralteten Mechanismus noch mal anlaufen; dabei rechnete er sich im stillen aus, wieviel von seinem spärlichen Gewinn an die Reparatur der Ausstattung gewendet werden müsste. Herb Catcher, der drüben auf der anderen Straßenseite seine Garage und Werkstätte hatte, würde ihm wohl ein wenig helfen. Herb war ein Anglo, ein guter Mensch; er würde einen alten Mann, der es schwer hatte, seine Würde zu bewahren, nicht beschwindeln.

    »Schneller!«, rief Ramon. »Schneller, Großpapa!«

    Diese Kinder! Sie brüllten und befahlen wie junge Prinzen; sie trieben es schon bald so schlimm wie die Kinder der Anglos. Domingo stieß den Hebel vor, und die Orgel gab ein ohrenbetäubendes Kreischen von sich. Er runzelte die Stirn; der Schaden musste schlimmer sein, als er gedacht hatte. Dann aber hörte er einen noch unheimlicheren Laut: Carlos hatte vor Schrecken aufgeschrien. Domingo blickte zu ihm hin. Das schwarze Pferd befand sich gerade der Autostraße gegenüber; jetzt kam es im Bogen auf ihn zu. Er sah, wie Ramons kleiner Körper auf dem Sattel steif wurde, wie seine Hände die Zügel umklammerten. Hinter ihm heulte Carlos weiter. Die beiden weißen Gesichter jagten vorbei. Erneut waren sie der Straße gegenüber, erneut schrien die beiden auf, und jetzt deutete Ramon mit einer wilden Handbewegung auf irgendetwas. Domingo schob den Hebel zurück und sprang auf die Plattform. Er zwängte sich bis zu dem schwarzen Pferd durch und nahm den kleineren in seine Arme.

    »Chito! Chito!«, befahl er. »Ramon, qué pasa?«

    Die alte Orgel schwieg ächzend. In verlangsamter Fahrt näherte sich die Gruppe neuerlich der Landstraße. Domingo hielt das verängstigte Kind dicht an seine Schulter gepresst, während Ramon, vor Entsetzen sprachlos, noch immer auf den Gegenstand seines Schreckens hinwies... Wenige Meter vom Karussell entfernt stand ein hochgewachsener barhäuptiger Mann. Schweres dunkles Haar fiel ihm in die Stirn. Es war ein elegant in Tweedjacke und enganliegende Hose gekleideter Anglo mit Schuhen aus feinem Leder, was, wie Domingo wusste, das untrügliche Kennzeichen des Gentlemans war. Er stand mit gespreizten Beinen, vorgebeugten Schultern und gesenktem Kopf da. Dann hob er den Kopf - und Carlos vergrub zitternd sein Gesicht unter Domingos Arm.

    Schuld daran waren in erster Linie die Augen des Mannes. Sein verglaster in Schock erstarrter Blick war mit dem flehenden Ausdruck eines verwundeten Kindes auf die lebendigen Gestalten des Karussells gerichtet. Und es lag auch an seinem Gesicht, denn über dem rechten Auge lief eine Risswunde, und Blut floss in dünnen Bächen über seine Wangen. Im Hintergrund gewahrte Domingo undeutlich bei einer Straßenschranke eine farbige metallische Masse, doch war das nur ein flüchtiger Eindruck, bevor der Fremde, wie betrunken schwankend, in sich zusammensank und mit gespreizten Beinen zu Domingos Füßen fiel.

    Das Krankenhaus von Cypress Point war zwar klein, aber im Entwurf ein Wunder moderner Architektur. Die mittleren Korridore wurden ausschließlich vom Pflegepersonal benutzt. Zu jedem Saal und zu jedem einzelnen Krankenzimmer gelangten die Besucher durch eine Schiebetür, die von einer Außenrampe her hineinführte. Jaime Dodsons Zimmer blickte aufs Meer, und wäre er bei Bewusstsein gewesen, so hätte er eine prachtvolle Aussicht genießen können. Der Himmel war wolkenlos; eine sanfte Brandung schlug sachte gegen den Strand, und drüben am Horizont glitt ein Schiff der Küstenwache wie ein bewegliches Ausstattungsstück einer allzu perfekten Theaterkulisse vorbei. Aber von alledem wusste Jaime Dodson nichts. Er saß entspannt in die Kissen gelehnt mit geschlossenen Augen im Bett; sein Atem ging ruhig. Die Wunde über dem rechten Auge war ordentlich verbunden worden. Sein Gesicht hatte nach wie vor etwas beinahe Kindliches, jenen ergreifenden Ausdruck völliger Fassungslosigkeit, der dem alten Domingo Alvarez aufgefallen war.

    Jaime Dodson wusste nichts von der Anwesenheit des Wachmanns hinter seiner Tür; er ahnte nur undeutlich, wenn er gerade bei Bewusstsein war, dass er des Mordes verdächtigt wurde. Im Augenblick empfand er nicht einmal das. Die Injektion, Sodium Amytal, übte ihre Wirkung aus. Das Entsetzen der letzten achtundvierzig Stunden machte einer künstlich erzeugten Euphorie Platz.

    »Jaime«, sagte die Stimme bei seinem Ohr, »Jaime, hörst du mich? Ich bin’s, Steve. Steve Quentin. Ich möchte dir helfen.«

    Draußen kreisten zwei Möwen am Horizont. Der Wachmann trat auf der Rampe einen Schritt vor und stützte sich mit den Armen auf das Geländer. Unten schob sich eine blaue Limousine zwischen die parkenden Wagen; ihm entstieg ein Polizeibeamter in Zivil, der zum Wachmann emporblickte, nickte und mit raschen Schritten das Haus betrat.

    Der Pavillon im Haupttrakt war ein geräumiger, kreisförmiger Bau aus Glas und weißen Ziegeln. Der Beamte ging rasch auf das Mädchen an der Pforte zu.

    »Guten Morgen, Captain Lennard«, sagte sie freundlich, als ihr Blick auf ihn fiel. »Der Patient hat eine ruhige Nacht gehabt.«

    Lennard war ein schlanker Mann, mit einer inneren Robustheit, die unter seinem sorgfältig geschnittenen Anzug etwas förmlich Vibrierendes hatte. Man hätte ihn für einen Börsenmakler halten können, wäre nicht das scharfe Auge gewesen, das alles, was in seinem Blickfeld lag, sofort aufzunehmen, abzuschätzen und zu späterem Gebrauch zu bewahren schien.

    »Das freut mich«, sagte er. »Meine Nacht war weniger ruhig. Kann man jetzt zu ihm hinaufgehen?«

    Das Mädchen zögerte. »Mr. Quentin ist bei dem Patienten«, sagte sie.

    »Quentin?« Lennard überlegte scharf. »Wenn Quentin die Verteidigung übernimmt, wird es nicht ohne Kampf zu einer Anklage kommen«, sagte er.

    Ein Mädchen an der Pforte eines Krankenhauses pflegte so lange nicht weiter als eine höfliche und tüchtige Miene über einer weißen, gestärkten Uniform zu sein, bis eine gewisse Zusammensetzung von Worten sie plötzlich in eine ganz normale, klatschsüchtige Frau verwandelt. »Verteidigung?«, wiederholte sie. »Also war es ein Mord?«

    Lennard runzelte die Stirn. »Schon gut. Rufen Sie das Zimmer an, bitte, und melden Sie dort, dass ich auf dem Weg nach oben bin.«

    Er ging rasch auf den Aufzug zu. Auf einer in die Mauer eingelassenen Bronzeplatte stand die Inschrift Krankenhaus von Cypress Point - 1950 und, darunter: Erbaut von den Architekten S. und J. Dodson. Ironie des Schicksals! Das Hospital war Sheilah Dodsons erster großer Auftrag gewesen. Damals war Sheilah - eine brillante Frau voller Vitalität, die später die Berühmtheit von Cypress Point werden sollte - kaum dreißig Jahre alt gewesen. Jaime - das J. im Namen - war ihr Bruder. Er war zehn Jahre jünger und so launenhaft und unberechenbar wie seine Schwester ausgeglichen und methodisch war. Was Lennard - abgesehen von Dorfgeschwätz - tatsächlich über ihn wusste, bezog sich auf eine Reihe von Arreststrafen wegen Trunkenheit am Steuer. Sein Vorstrafenregister war nicht das eines Verbrechers, sondern das eines haltlosen Jungen, der sich und seinen Weg noch nicht gefunden hatte. Letzterer schien nun klarer vorgezeichnet. Lennard trat mit grimmiger Miene in den Aufzug. Er hatte soeben die tote Sheilah im Leichenhaus verlassen und befand sich nun auf dem Weg in den dritten Stock, um Jaime Dodson die Vorladung zur Leichenschau auszuhändigen.

    Der Korridor im dritten Stock mutete wie ein breiter Lichtschacht an. Lennard trat aus dem Lift und ging rasch auf den Schreibtisch der Pflegerin zu. Als alter Praktiker hielt er dabei im Gedächtnis fest: Weiße Kaukasierin, schwarzes Haar, braune Augen, ein Meter sechzig groß, Gewicht: hundertzehn Pfund, Alter: zwanzig. Sie war wesentlich erfreulicher anzusehen als der langbeinige Mann im Tweedanzug, der, die eine Hand am Telefon, an den Tisch gelehnt, da stand. Er war mittleren Alters, hatte eine graue Strähne in seinem wilden, buschigen, sandfarbenen Haar und einen leichten, neuenglischen Tonfall in der Stimme.

    »Was Mrs. Carpenter vorige Nacht geträumt hat, ist mir völlig egal, und wenn sie’s in Technicolor geträumt hat«, sagte er barsch. »Ich verlange, dass alle Besudle für den Rest des Vormittags abgesagt werden.«

    Lennard zog die Aufmerksamkeit der Schwester auf sich und legte seine Dienstmarke vor sie auf. den Tisch. »Ich möchte Jaime Dodson sprechen«, sagte er.

    Er hatte keine Gelegenheit, ihre erregte Stimme zu hören. Der Mann im Tweedanzug legte den Telefonhörer auf und wandte sich ihm brüsk zu. »Das geht nicht«, sagte er. »Keinesfalls im Laufe der nächsten Stunde.«

    Lennard blickte ihn mit halbzugekniffenen Augen an. »Ich bin Captain Lennard von der Kriminalpolizei«, sagte er. »Ich habe meinen Besuch bei Dr. Pitman angemeldet.«

    »Pitman hat mit dieser Sache nichts zu tun.« Mit seinem Vollmondgesicht erinnerte der Mann an einen streitlustigen Engel. »Ich bin Dr. Curry. Mr. Quentin hat mich zugezogen, um seinen Mandanten zu untersuchen.«

    »Zugezogen? Gibt es nicht genug Ärzte im Hospital?«

    »Ich bin Psychiater«, sagte Curry. »Und jetzt werden Sie mich freundlichst entschuldigen - ein Patient wartet auf mich.«

    Curry schritt eilig durch die Halle auf den breiten Mittelgang zu, der dem internen Verkehr des Krankenhauses diente. Vor einer geschlossenen Tür blieb er stehen. Die Hand auf der Klinke, drehte er sich um - und sah Lennard neben sich stehen.

    »Dodson ist schon von zwei Psychiatern untersucht worden«, protestierte der Polizeibeamte. »Beide stellten fest, dass er geistig normal ist.«

    Curry öffnete die Tür. »Tut mir leid«, sagte er, »ich kann Sie nicht hineinlassen.«

    »Aber ich bin dienstlich hier.«

    »Das tut nichts zur Sache. Sie müssen trotzdem warten, bis ich fertig bin.«

    Damit betrat Curry eilig das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Am Krankenbett saß Steve Quentin, ein blonder, etwa vierzigjähriger, besonnen und energisch aussehender Mann. Seinem Gesicht war die Anspannung der letzten zweiundsiebzig Stunden anzumerken, doch hatte er trotzdem die erforderliche halbe Stunde gefunden, um sich zu rasieren und umzukleiden; zum Schlafen war er allerdings nicht gekommen.

    Er fragte gespannt: »Wer war das?«

    Dr. Curry näherte sich dem Bett. »Ein schlechtgelaunter Kriminaler«, sagte er. »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken...« Jetzt stand er über den Patienten gebeugt. Jaime atmete mühsam; sein Kopf bewegte sich rastlos auf dem Kissen hin und her. Curry blickte auf. »Wie lange ist er schon in diesem Zustand?«, fragte er scharf.

    »Wie meinen Sie das?«

    »Es muss ihn etwas aufgeregt haben.«

    Quentin zögerte. »Vielleicht der Lärm soeben in der Halle draußen«, vermutete er.

    Currys gefurchte Stirn glättete sich. »Möglich«, sagte er. »Manchmal reagiert ein Patient auf solche Weise. Das ist individuell verschieden; man weiß nie genau, was man zu erwarten hat... Sind Sie sicher, dass diese Unterhaltung nötig ist, Quentin?«

    »Allerdings«, erklärte Steve. »Ich habe die Untersuchungsergebnisse der amtlichen Psychiater studiert und ich weiß, dass Lennard hier ist, um Jaime vor den Untersuchungsrichter zu laden. Der Indizienbeweis gegen ihn ist ziemlich schwerwiegend. Ich werde ihn vielleicht gegen eine Mordanklage zu verteidigen haben. Wie kann ich das, wenn sein Geist blockiert ist?... Verstehen Sie das nicht, Doktor? Jaime kann sich an nichts erinnern, was sich zwischen seinem vom Diener belauschten Streit mit seiner Schwester und dem Augenblick, als man ihn, fast eine Stunde später, beim Karussell am Hanson-Pier auffand, ereignet hat. Ich will wissen, was diesen Gedächtnisverlust verursacht hat.«

    Dr. Curry rückte einen Stuhl an das Bett heran. »Wollen Sie bitte die Vorhänge zuziehen, Mr. Quentin?«, sagte er. »Ich möchte keine Ablenkung und keinen Lichteinfall. Patienten unter Narkose sind höchst beeinflussbar.«

    Steve Quentin ging zum Fenster. Der Wachmann stand noch immer träge an das Geländer gelehnt da; sein Interesse galt einem kleinen Boot mit rotem Segel. Quentin zog langsam die Vorhänge vor. Seine Augen folgten dem roten Segel, bis es verschwand, doch nahmen sie das Bild gar nicht richtig auf, weil Dr. Curry hinter ihm bereits angefangen hatte, nach einem Stück verlorener Zeit zu forschen.

    »Jaime, hören Sie mich? Jaime, ich möchte Ihnen helfen.«

    Steve zog mit einem Ruck die Vorhänge vollends zu. Jaime hatte nun die Augen geöffnet und starrte verwirrt ins Leere.

    Dr. Curry sprach leise und eintönig weiter: »Erinnern Sie sich an die Party bei Ihrer Schwester?«, fragte er.

    Jaimes Mund bewegte sich unsicher. »Sheilah«, sagte er mit belegter Stimme.

    »Ja. An die Party bei Sheilah.«

    »Acht Uhr.«

    Curry nickte. »Die Einladung war für acht Uhr. Aber Sie kamen früher. Der Diener sagt, Sie seien schon vor sieben gekommen. Er brachte etwas zu trinken...«

    Jaimes Miene hellte sich auf. »Martinis«, sagte er. »Albert Trenchs Spezialmischung.«

    »Worüber haben Sie und Sheila gesprochen?«

    Hier setzte Widerstand ein; Jaimes Geist kämpfte gegen seine Erinnerungen. Seine Finger zupften nervös an den Betttüchern.

    »Trench hörte Sie streiten«, bohrte Curry nach. »Worüber, Jaime?«

    »Wegen Greta«, sagte Jaime. »Wegen meiner Freundin.«

    »Passte Sheilah Ihre Freundin nicht?«

    »Ihr gefiel nie ein Mädchen, das mir gefiel. Ich habe sie gewarnt. Ich verlangte von ihr, sie dürfe Greta nichts sagen. Ich sagte ihr...« Jaime schien seine Zuhörer zu vergessen. Sein Tonfall änderte sich, wurde scharf und zornig. »Ich werde Greta heiraten... Du kannst mich nicht daran hindern... Nein, das kannst du nicht!«

    Curry warf einen Blick auf Steve. Der stand, den Rücken der Tür zugewandt; sein Gesicht war leicht verschwitzt. Er wollte etwas sagen, aber Curry brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.

    »Was erwiderte Sheilah, als Sie ihr das sagten?«, fragte er weiter.

    »Sie sagte: Ich entlasse dich, Jaime. Ich habe es Steve gesagt. Ich entlasse dich

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