Eine Stute namens Charly
Von Beatrice Kobras
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Buchvorschau
Eine Stute namens Charly - Beatrice Kobras
Titel
Beatrice Kobras
Eine Stute namens Charly
Impressum
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Rechteinhabers unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Die Handlung und ihre Personen sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
3. Auflage 2023
Impressum
Texte: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras
Umschlag: © 2023 Copyright by Beatrice Kobras
Verantwortlich für den Inhalt:
Beatrice Kobras, Dobrovského 146/17, 35301 Mariánské Lázné, Tschechische Republik, www.k-obras.de
Vertrieb: BookRix GmbH & Co. KG, München
Widmung
Für Rosi und Gauner die inzwischen im Pferdehimmel sind.
Endlich auf den Reiterhof
Es war ein wunderschöner vorsommerlicher Frühlingstag Ende Mai. In allen Gärten sprießten die ersten Blüten an den Bäumen hervor. Die Tulpen spitzten ihre ersten Blätter vorsichtig aus der Erde und die weißen Blüten der Kirschbäume wirkten wie ein zarter Schleier, der sich über das Land zog. Die ganze Landschaft war erwacht von ihrem langen Winterschlaf und hatte das Eis des Winters endlich von sich abgeschüttelt. Die ersten warmen Sonnenstrahlen kitzelten Pia auf ihrer sommersprossigen Nase, als sie von der Schule auf ihrem Fahrrad nach Hause fuhr. Ihre Oma wartete bereits mit dem Essen auf sie.
Pia lebte mit ihrer Mutter und ihrer Oma in einer Reihenhaussiedlung in Rhede im Münsterland. Ihren Vater hatte sie nie kennen gelernt. Er war schon lange vor ihrer Geburt weggegangen und hatte kein Interesse gezeigt, seine Tochter aufwachsen zu sehen. So war die Oma von Pia bei ihnen eingezogen, die für ihr Enkelkind sorgte, als wäre sie ihr eigenes Kind. Pias Mutter fuhr jeden Tag nach Bocholt in ein Büro, in dem sie arbeitete. So hatte Pias Mutter die Aufgabe des Vaters übernommen und Pias Oma die Aufgaben einer Mutter.
Heute sollte ein ganz besonderer Tag sein. Der wichtigste Tag ihres Lebens. Pia hatte von ihrer Mutter die Erlaubnis bekommen, in den nahe gelegenen Reitstall zu fahren, um dort die Pferde ganz aus der Nähe bewundern zu können. Schon als kleines Kind waren sie alle zusammen im Urlaub in Lippizza gewesen. Dort, wo all die wunderbaren Lippizaner gezüchtet werden und Pia brach damals in Tränen aus, als ihre Mutter von ihr verlangt hatte, sich von diesen wunderbaren Tieren zu trennen, da die Anlage geschlossen wurde. Die ganze Fahrt über hatte Pia geweint und immer nur von dem Fohlen gesprochen, welches den ganzen Tag nicht von ihrer Seite gewichen war.
Gerade im Münsterland gibt es sehr viele Reitställe. Dort ist die Pferdehochburg und jedes Mal, wenn Pia von ihrer Mutter gesucht wurde, stand sie am Rande der Sommerwiese des nahegelegenen Reitstalles. Nun war der Tag gekommen, an welchem sie ganz offiziell auf den Hof fahren durfte um zu fragen, ob sie die Pferde aus der Nähe ansehen dürfe, sie streicheln und ihnen ganz nahe sein.
Voller Elan stieg Pia, die inzwischen endlich zu Hause angelangt war, von ihrem Drahtesel und stürmte zu ihrer Oma in die Küche.
„Du bist aber heute früh da., stellte die Oma fest. „Das Essen ist noch nicht fertig. Ein wenig musst Du dich noch gedulden.
„Ach Mensch! Wie lange dauert es denn noch?, fragte Pia. „Du weißt doch, dass ich heute in den Reitstall fahren darf. Was gibt es denn zu essen?
„Bohnengemüse mit Kartoffeln.", antwortete die Oma.
„Baaah! Bohnengemüse mit Kartoffeln. Und es war so ein schöner Tag heute … Kann ich nicht gleich fahren?"
„Na, essen wirst Du wohl noch können. Dann kannst Du fahren."
„In den Reitstall willst du?", fragte ihre Oma nochmals nach.
„Ja!", bestätigte Pia.
„Ja hat das denn die Mami erlaubt?", wollte Pias Oma verwundert wissen.
„Ja! Hat sie!", antwortete Pia genervt.
„Pass bloß auf, dass dir nichts passiert! Die sind ja so groß, die Pferde., erklärte ihre Oma. „Ja!
, maulte Pia.
„Aber darauf setzen tust Du dich nicht, gell?", versicherte sich die Oma.
„Nein! Nur fragen, ob ich auf den Hof darf, um mir die Pferde aus der Nähe anzusehen und zu streicheln, wenn man mich lässt.", beruhigte Pia ihre Oma.
„Versprich mir, dass Du dich nicht daraufsetzt!", forderte die Oma eine Bestätigung.
„Ja!, antwortete Pia immer mehr genervt. Dann ging sie in ihr Zimmer und warf ihren Schulranzen in die Ecke. „Bohnengemüse!
, maulte Pia. „Damit dir nichts passiert!", maulte Pia weiter und ließ sich auf ihr Bett fallen.
Lange hatte sie es nicht ausgehalten auf ihrem Bett in ihrem Zimmer und stapfte sauer zurück in die Küche. „Gibt es jetzt bald Essen?", fragte sie ihre Oma.
„Setz dich. Wir können sofort essen."
Pia setzte sich auf die Küchenbank, stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch, ihre Oma stellte das Essen hin und gelangweilt stocherte sie in ihren Bohnen herum.
„Jetzt iss!, bat Pias Oma eindringlich. „Dann kannst Du schneller losfahren!
Eilig stopfte Pia sich die heißen Bohnen und Kartoffeln in den Mund und als ihr Teller endlich leer war, rief sie mit vollen Backen: „Ich bin weg!" Stürzte durch die Türe, sprang auf ihr Fahrrad und strampelte kauend und schluckend in Richtung Stall.
Nach zwanzig Minuten Fahrt kam Pia endlich am Stall an, stellte ihr Fahrrad am Koppelzaun ab und brachte ihr Fahrradschloss an Rad und Zaun an. So, wie es ihre Oma immer gepredigt hatte, damit es ihr nicht gestohlen werden konnte, denn sie hatte es erst im Februar zu ihrem zwölften Geburtstag bekommen. Auf der rechten Seite des Platzes neben dem Reitplatz im Freien liefen einige Pferde in einem abgezäunten elektrisch betriebenen Gestell im Kreis. Auf dem Reitplatz kämpfte eine Reiterin mit ihrem Pferd, welches lieber zurück auf die Koppel wollte, um Gras zu fressen und keine Lust hatte, seine Lektionen unter seiner Reiterin durchzuführen. Am Rand stand ein großer blonder Mann, der aussah, als würde er auf diesem Reiterhof arbeiten und rief: „Lass dir das nicht gefallen! Nimm die Sporen! Da bäumte sich der Schimmel noch mehr unter seiner Reiterin auf und versuchte nun rückwärts zur Koppel zu gelangen. „Hier!
, rief der blonde Mann der Reiterin zu. „Nimm die Gerte!" Und reichte sie der Reiterin auf das Pferd. Drei Schritte lief das Pferd, dann bockte es und stieg. Vorsichtig setzte seine Reiterin Sporen und Gerte ein, doch das ermutigte das Tier noch viel weniger zur Arbeit.