Die harte Ranch: G.F. Barner 312 – Western
Von G.F. Barner
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Über dieses E-Book
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Der Mann, der reglos im Schatten des Vorbaudaches lehnt und seine Stadt beobachtet, dieser Mann zuckt zusammen. Er sieht Jerry Lewis kommen, und der Anblick des kleinen Mannes aus Kansas gibt ihm Grund genug, seine Augenlider halb zu schließen. Sheriff John Ellison erkennt Jerry Lewis bereits auf hundert Schritt. Der kleine Kansasmann wagt sich in die Stadt, in eine Stadt, die praktisch einem Mann gehört: James Hadley Ornell. Im Augenblick, das weiß Ellison nur zu gut, denn er beobachtet seit Stunden die Straße, ist niemand der Männer von der Ornell Ranch in der Stadt. Aber sie können kommen und werden jeden Mann der O'Willis-Ranch vertreiben. Sie sind stark und groß genug, obwohl sie zum ersten Male in diesen vier Jahren eine Niederlage hingenommen haben. Der Sheriff erinnert sich an Doc Wendels Gerede über drei Männer von James Ornells Ranch, die er behandelt hat. Diese drei sollen angeblich auf dem Land der O'Willis Lady gewesen sein, den kleinen Lewis und seine Freunde gestellt haben. Es heißt sogar, daß Dana O'Willis selbst dabei gewesen sein soll, aber... der Sheriff hat sich darum nicht gekümmert. Vielleicht nur deshalb nicht, weil er keine Aufforderung von James Ornell dazu bekommen hat. »Großer Gott«, sagt Ellison bitter. »Eines Tages werden sie schießen. Ich wollte, ich könnte einen bremsen, wenn nicht beide. Aber weder dieses Mädel noch der alte James geben nach. Sie kauft Mavericks, etwas, was den Alten wild machen muß, da es in der Hauptsache Ornell-Mavericks sind. Ich kann nicht immer beide Augen zumachen und schweigen. Ich muß eines Tages eingreifen.
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Buchvorschau
Die harte Ranch - G.F. Barner
G.F. Barner
– 312 –
Die harte Ranch
G.F. Barner
Der Mann, der reglos im Schatten des Vorbaudaches lehnt und seine Stadt beobachtet, dieser Mann zuckt zusammen.
Er sieht Jerry Lewis kommen, und der Anblick des kleinen Mannes aus Kansas gibt ihm Grund genug, seine Augenlider halb zu schließen.
Sheriff John Ellison erkennt Jerry Lewis bereits auf hundert Schritt. Der kleine Kansasmann wagt sich in die Stadt, in eine Stadt, die praktisch einem Mann gehört: James Hadley Ornell.
Im Augenblick, das weiß Ellison nur zu gut, denn er beobachtet seit Stunden die Straße, ist niemand der Männer von der Ornell Ranch in der Stadt. Aber sie können kommen und werden jeden Mann der O’Willis-Ranch vertreiben. Sie sind stark und groß genug, obwohl sie zum ersten Male in diesen vier Jahren eine Niederlage hingenommen haben.
Der Sheriff erinnert sich an Doc Wendels Gerede über drei Männer von James Ornells Ranch, die er behandelt hat. Diese drei sollen angeblich auf dem Land der O’Willis Lady gewesen sein, den kleinen Lewis und seine Freunde gestellt haben. Es heißt sogar, daß Dana O’Willis selbst dabei gewesen sein soll, aber... der Sheriff hat sich darum nicht gekümmert. Vielleicht nur deshalb nicht, weil er keine Aufforderung von James Ornell dazu bekommen hat.
»Großer Gott«, sagt Ellison bitter. »Eines Tages werden sie schießen. Ich wollte, ich könnte einen bremsen, wenn nicht beide. Aber weder dieses Mädel noch der alte James geben nach. Sie kauft Mavericks, etwas, was den Alten wild machen muß, da es in der Hauptsache Ornell-Mavericks sind. Ich kann nicht immer beide Augen zumachen und schweigen. Ich muß eines Tages eingreifen. Und für niemanden hier gibt es einen Zweifel, für wen ich reiten werde.«
Er weicht tiefer in den Schatten zurück und legt die linke Hand an die Brust. Jetzt wird sein Stern nicht mehr blinken können. Außerdem ist hier der Schatten tief genug. Der kleine Bursche Lewis soll ihn nicht zu früh sehen.
Lewis kommt. Er reitet wie ein Mann, der niemals angegriffen worden ist, dem es geradezu gut zumute ist.
»Joel sollte hier sein«, sagt Ellison dumpf. »Es würde gut sein, ihn hier zu haben. Wenn einer den alten Narren aufhalten kann, dann ist es sein Sohn, aber er wird vielleicht nicht mehr kommen.«
Er ist einmal mit Joel Ornell zur Schule gegangen. Er ist mit ihm geritten, er ist schließlich einer der besten Reiter auf der Ornell-Ranch geworden. Dieser John Ellison. Und als der Alte dann einen Sheriff brauchte, da hat man ihn, John Ellison genommen. Er ist ein Ornell-Mann, er ist für diese Ranch geritten, er hat mit den Männern gelacht, gestritten und gesungen. Und darum wird er Zeit seines Lebens ein Ornell-Mann bleiben. So sagen es die Leute. Daß es vielleicht im Laufe einer gewissen Zeit in einem Mann Veränderungen gibt, das ahnt kaum einer. Es ist nicht allein jene Änderung, der fast jeder Mann im Laufe seines Lebens unterliegt, es ist dieses Amt, das Sheriff John Ellison übernommen hat. Und es ist dieser Stern, auf den er geschworen hat, Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben.
Ellison tritt ganz in den Schatten und sieht Jerry kommen. Lewis reitet vorbei, der Sheriff ruft ihn nicht an, aber er verfolgt ihn genau mit seinen Blicken.
Lewis reitet jetzt haargenau, als wenn er nur dieses eine Ziel in der Stadt kennt, auf den Saloon zu. Dort singt Lilly McDonald. Dorthin kommen viele Reiter aus diesem Land.
Das Lächeln einer Frau vom Schlage einer Lilly McDonald macht manchen Cowboy für den Rest seiner Wochenarbeit glücklich. Es ist so in diesem Land.
Jerry biegt in den Hof ein, und der Sheriff sagt sich:
»Er ist zu vorsichtig, um sein Pferd auf der Straße zu lassen. Nun ja, schlau ist der Bursche schon.«
Dann geht John Ellison los. Er kommt beim Store vorbei und sieht Lyndell Wyman in der Tür stehen. Auch Wyman muß Jerry gesehen haben. Er hüstelt und fragt leise:
»Ob es klug von dem kleinen Kansasmann ist, John?«
Einen Augenblick bleibt Ellison stehen. Lyndell ist ein alter Mann, der schon zur Indianerzeit gehandelt hat. Er blickt manchmal so weltfremd drein, daß sie alle denken, er ist ein Träumer.
»Ich werde ihm einige Dinge sagen, Lyndell.«
»Damit ergreifst du Partei, Junge.«
»Ach, zum Teufel«, murmelt Ellison heiser. »Lyndell, wir können gleich tauschen, wenn du magst. Was soll ich denn tun? Wenn sich zwei draußen prügeln und keiner kommt und beschwert sich über den anderen, dann kann ich nur zusehen. Wenn sich der alte James nicht meldet, dann heißt das, daß er keine Einmischung wünscht. Und bei der Lady ist es genauso, verstehst du? Dieser Kansasjunge ist gerade gut genug, um aus einer Prügelei eine Schießerei werden zu lassen. Und eine Schießerei in dieser Stadt dulde ich nicht.«
»Danach wirst du auch gerade gefragt werden, Junge.«
»So?« fragt Ellison langgezogen. »Lyndell, was immer ich tue, ich werde es für diese Stadt tun.«
»Und die Stadt lebt von der Ornell-Ranch und deren Freunden.«
»Das sagt nichts.«
Lyndell hebt die Augenbrauen leicht an und nickt.
»Du hast also eigene Gedanken, wie?«
»Wenn ich sie habe, dann sind es meine, Lyndell.«
»Ich verstehe«, erwidert der alte Storebesitzer leise. »Nur, denke nie laut, es könnte gefährlich für dich sein.«
»Für mich? Ich bin der Sheriff, Mann. Wie meinst du das?« fragt Ellison heftig.
»Ich kenne jemanden«, sagt Lyndell warnend. »Dieser jemand hat das meiste Geld in diesem Land. Er bestimmt über die Bank. Er hat mehr Einfluß als alle andern zusammen. Und er geht über Leichen, wenn es sein Ziel erfordert. Weißt du das nicht, Junge?«
Einen Augenblick ist es Ellison, als wenn ihm eine kalte Hand um die Kehle gelegt würde. Er denkt wieder an Larry O’Willis Tod und schluckt.
Dann geht er, ohne eine Antwort zu geben, weiter.
Hinter ihm aber senkt der alte Lyndell Wyman den Kopf und sagt bitter:
»Schwer für dich, Sheriff, sehr schwer. Ich möchte nicht tauschen. Niemand wird das tun, denn niemand will gern sterben. Und das kannst du, wenn es hart auf hart geht. Du tust mir leid, Junge. Und ich mir selbst, daß ich so ein alter Mann bin.«
In dieser Sekunde sieht er einen Mann auftauchen. Der Mann ist groß, hager, hat ein Raubvogelgesicht mit unter schweren Lidern verborgenen Augen, und er sieht die Straße hoch.
Es ist Geronimo Hatherwell, ein Mann dessen Großmutter Indianerin gewesen ist und der mit zwei Brüdern und einem Verwandten in den Bergen westlich der Stadt lebt.
Obwohl Geronimo der Älteste in der Sippe ist, obwohl diese Sippe groß ist und sie weniger als hundert Rinder auf der kleinen, halbverfallenen Ranch besitzen – er hat immer Geld. Und das reichlich.
»Widerlicher Bursche«, sagt Wyman bissig. »Ich mag ihn nicht und die meisten seiner Leute noch weniger. Wenn er nicht so schnell mit seinem Schießeisen sein würde – ich bin sicher, irgend jemand würde ihn längst davongejagt haben.
Manchmal glaube ich, schafft er sogar Troy Beham. Er ist gefährlich wie eine Natter. Und er hat immer Geld. Woher eigentlich?«
Wyman blickt sich nach dem Sheriff um, aber der ist schon im Saloon verschwunden.
Dort steigt in dieser Minute Jerry Lewis über einen Eimer im Gang des Stalles hinweg. Jerry hat sein Pferd eingestellt und ist jetzt auf dem Weg nach draußen.
Er kommt aus der Tür, macht drei Schritte und hört es dann in diesem leeren Hof irgendwo kratzen.
Mit einem Schlag wird Jerry Lewis bewußt, daß es tödlich gefährlich sein kann, in dieser Stadt einen Besuch zu machen. Er senkt die Hand, bereit, sich hinzuwerfen und zu schießen, wenn es sein muß. Einen Augenblick hat er die wilde Furcht in sich, daß es krachen kann und er nicht einmal jemanden zu sehen bekommt.
Aber dann sagt genau an der Ecke des Stalles – keine drei Schritt von der Tür entfernt – John Ellison ruhig:
»Du könntest schon nicht mehr leben, mein Freund, wenn hier ein anderer Mann gestanden hätte. Jerry, warte.«
Jerry Lewis senkt erleichtert die Hand. Er wendet sich um, aber er sieht wenig von Ellison. Einen Moment fragt sich Jerry, ob Ellison nicht einige Dinge übertreibt. Er hätte ihn genausogut im Licht einer Laterne anreden können. Aber dann sagt er sich bitter, daß Ellison ein Ornell-Mann ist.
»Ja, was ist, Sheriff?« fragt er rauh und wendet sich nun ganz der Ecke zu. »Ich will nur einen Besuch machen, mehr nicht.«
»Entweder«, erwidert Ellison, »bist du ein Narr, oder du bist lebensmüde. Ich halte nichts von Selbstmördern, Jerry.«
»Und ich«, sagte Jerry scharf und bissig, »nichts von Männern, die keine Männer sondern Waschlappen sind und sich Befehle geben lassen.«
Er sieht deutlich, daß der dunkle Schatten von Ellison zuckt. Seine Worte tun ihm eine Sekunde später leid, aber sie sind gesprochen worden.
»Hör zu«, antwortet Ellison, ohne auf den Angriff einzugehen. »Jerry, da laufen eine Menge Gerüchte um. Zuerst sollen Leute einige Freunde von dir auf ihrem Gebiet erwischt haben, dann habt ihr...«
»Moment, es ist eine Falle gewesen«, gibt Jerry scharf zurück. »Sie haben uns auf ihre Seite gelockt, wir wissen das, wenn wir es auch nicht beweisen können. Für dich sind wir natürlich nur so hingeritten, um etwas anzufangen, wie?«
»Was ich denke, oder glaube, Jerry, das ist meine Sache, willst du dir das merken?« sagt Ellison nicht ohne Bitterkeit. »Ihr habt euch revanchiert, nicht schlecht, soviel ich gehört habe. Aber, Jerry, von dieser Stunde an ist jemand ziemlich wild. Ich kenne ihn und weiß, daß er sich etwas ausdenken wird. Es kann sein, daß er Beham einen Befehl gibt.«
»Mit anderen Worten, du weißt, daß Beham einen Befehl bekommen hat, wie? Ich habe sie herübergelockt, es ist wahr. Ich sage es dir mitten ins Gesicht, ich habe es getan. Sie hätten mich nie erwischen können, wenn wir das gewollt hätten. Wir haben es nicht gewollt, verstanden? Und Beham ist also losgelassen worden, um mich kleinen, unbedeutenden Mann zu erwischen?«
»Ich sage, ich weiß es nicht.«
»Und das soll ich auch noch glauben,