Fünf Dichter aus Coimbra
Von Dom Dinis, Sá de Miranda, Antero de Quental und
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Über dieses E-Book
Im Ergebnis spiegelt sich eine persönliche, subjektive Wahl, die mit einem einführenden und synthetischen Blickpunkt in Einklang gebracht werden mußte. Zu Namen wie König Dinis und Sá de Miranda kommen jene, die besonders im 19. Jahrhundert das kollektive Gedächtnis prägten. Eine Erinnerung, die die Stadt von der Literatur bewahrt und die Literatur von der Stadt. Es ist die Rede von Dichtern wie Antero de Quental und Camilo Pessanha. Aber die lyrische Intensität der Landschaft, die die Stadt gewinnt, kann und muss auch an Dichtern wie Fernando Assis Pacheco gemessen werden – der vielleicht die bittersten Verse über Coimbra und seine Welten, die für ihn diejenigen der Kindheit und Jugend waren, geschrieben hat. Zweisprachige Anthologie (portugiesisch / deutsch) mit Auswahl und Einführung von Luís Quintais, Illustrationen von Alya Kuznetsova und Übersetzung von Orlando Grossegesse.
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Buchvorschau
Fünf Dichter aus Coimbra - Dom Dinis
Mitwirkende
Alya Kuznetsova grafikdesignerin und Illustratorin aus Moskau, die seit drei Jahren in Coimbra lebt und der portugiesischen Kultur und Sprache zwei Studienjahre widmete. Seit 2010 arbeitet sie als Illustratorin und Grafikdesignerin in Werbeagenturen und Designstudios. Ihre Illustrationen erschienen in internationalen Klassikern wie Dhan Gopal Mukerjis Hari, the Jungle Lad (Meshcheryakov Verlag, Moskau 2016), und Ivan Efremovs Cutty Sark (Meshcheryakov Verlag, Moskau 2017).
Luís Quintais dichter, Essayist, Anthropologe und Professor an der Universität Coimbra. Unter seinem dichterischen Werk sind O vidro (2014), Arrancar penas a um canto de cisne. Poesia 2015–1995 (2015), A noite imóvel (2017), Agon (2018) und Ângulo morto (2021) hervorzuheben. Seine Poesie wurde in Portugal mit einigen der wichtigsten Lyrikpreise ausgezeichnet und wurde in verschiedene europäische Sprachen übersetzt, u.a. ins Deutsche: Glas und Die reglose Nacht (beide in Berlin: Aphaia). Persönliche Webseite: luisquintaisweb.wordpress.com
Orlando Grossegesse seit 1990 in Portugal, zuerst in Coimbra, dann in Braga, wo er seither an der Universität von Minho vor allem in den Bereichen (komparativer) Literatur-, Kultur- und Übersetzungswissenschaft lehrt und forscht. Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (1981–86). Zahlreiche Publikationen, vor allem zu Eça de Queirós, José Saramago und deutsch-portugiesische Beziehungen. Literarische Übersetzungen aus dem Spanischen (u.a. Enrique Vila-Matas) und Portugiesischen (u.a. Mário de Sá-Carneiro).
Einleitende Worte
Worum geht es in dieser Anthologie? Sie entspringt einer historischen Kontingenz – einem Zufall, der ganz unterschiedliche dichterische Stimmen aus verschiedenen Jahrhunderten hier versammelt. Die Zeitspanne ist weit – sie reicht von König Dinis im Spätmittelalter bis Fernando Assis Pacheco in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zur historischen Kontingenz, die Stimmen aus verschiedenen Epochen vereint, kommt diejenige der Auswahl – auch sie erfolgte zufällig. Doppelter Auftrag, zweifache Absicht: an erster Stelle geht es darum, Dichter zu versammeln, die in Coimbra geboren wurden oder dort lebten, und die – nicht immer gleich und mehr oder weniger deutlich – von der Stadt berührt wurden oder auch von der Landschaft, die die Stadt umgibt und prägt. Und an zweiter Stelle sollen dem Leser eine Reihe von Dichtern und Gedichten nahegebracht werden. Dabei sind die einen eher im Kanon portugiesischer Literatur vertreten als andere. Im Ergebnis spiegelt sich eine persönliche, subjektive Wahl, die mit einem einführenden und synthetischen Blickpunkt in Einklang gebracht werden mußte.
Zu Namen wie König Dinis und Sá de Miranda kommen jene, die besonders im 19. Jahrhundert das kollektive Gedächtnis prägten. Eine Erinnerung, die die Stadt von der Literatur bewahrt und die Literatur von der Stadt. Es ist die Rede von Dichtern wie Antero de Quental und Camilo Pessanha. Aber die lyrische Intensität der Landschaft, die die Stadt gewinnt, kann und muss auch an Dichtern wie Fernando Assis Pacheco gemessen werden – der vielleicht die bittersten Verse über Coimbra und seine Welten, die für ihn diejenigen der Kindheit und Jugend waren, geschrieben hat.
Die Beziehung zwischen Dichtung und Identität ist komplex, und hier besteht nicht die Absicht, diese Fragestellung zu vertiefen. In jedem Fall, ist es wichtig, ihre Komplexität hervorzuheben und daraus einige Schlüsse zu ziehen.
Hier geht es um die Identität der Dichtung, nicht um die Identität eines Volkes oder um den spirit of place, den eine Stadt oder ein Gebiet haben kann. Und die in dieser Anthologie vorgestellten Dichter sollten immer unter diesem Vorbehalt gelesen werden. Hierzu noch ein paar Bemerkungen.
Zu welchem Land, welchem Ort oder welcher Stadt gehört derjenige, der wie der Philosoph Wittgenstein nicht Bürger einer bestimmten Gemeinschaft ist?
Poesie schreiben bedeutet, den Sinn und den Klang der Welt in einem einzigen Wurf herauszufordern.
Das bedeutet nicht, sich einer originellen Erfahrung anzunähern, sondern schlicht die Möglichkeit eines Eingreifens.
Es geht darum, in dieses Spiel von Spannungen zwischen Klang und Sinn einzugreifen, allerdings dies zu tun ohne Vorwarnung, ohne Erlaubnis, auch ohne der Tradition Ehre zu erweisen, trotz der Rolle, die die Tradition spielt in allem, was wir tun, und trotz des unbändigen Strebens derjenigen, die sich vom blinden Fleck der Tradition davonstehlen möchten.
Was gibt es also mehr an Identität in den Gedichten als die tiefe Identität dieses Spiels von Klang und Sinn? Sehr wenig.
Aber in diesem Wenigen kann eine Welt liegen.
Es steht in der Macht der Poesie, eine Welt zu affirmieren. Und wann wird diese Affirmation entscheidend und bedeutender Bestandteil des poetischen Sprachspiels? Wenn diese Welt bedroht ist. Und auf die eine oder andere Art steht jede Poesie ständig unter Bedrohung. Eine Bedrohung, die existenziell ist, wenn man an den Sprachschwund und Sprachtod denkt, denen der Dichter unter Mobilisierung all seiner expressiven und formalen Mittel entgegenwirkt; Mittel, die ihm eigentlich