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Sprachbilder und Metaphern in der Mediation
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eBook253 Seiten2 Stunden

Sprachbilder und Metaphern in der Mediation

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Über dieses E-Book

Metaphern, Vergleiche, Fabeln, Parabeln und Geschichten - immer wieder benutzen Medianden und Mediatoren sprachliche Bilder, um ihre Gedanken, Emotionen oder Sachverhalte auszudrücken.

Angelehnt an die Ausbildungsziele und die Phasen einer Mediation vermittelt das Buch, wie eine bildhafte Sprache Medianden und Mediatoren bei der gemeinsamen Lösungssuche unterstützen kann.

Die Autoren Brigitte und Ernst Spangenberg sind seit über 20 Jahren Mediatoren und Ausbilder. Ihre facettenreichen Erfahrungen spiegeln sich in den zahlreichen Dialogbeispielen und Formulierungshilfen wider und verdeutlichen, dass eine Mediation durchaus ernst, gleichzeitig aber auch humorvoll gestaltet werden kann.

Ergänzt wird dieses praxisnahe Lehrbuch durch einen umfangreichen Fundus an sprachlichen Musterbildern und Übungsfragen.

Für angehende und erfahrene Mediatoren eine interessante und unterhaltsame Einführung in die Arbeit mit Sprachbildern.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. März 2013
ISBN9783943951936
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    Buchvorschau

    Sprachbilder und Metaphern in der Mediation - Brigitte Spangenberg

    1 Einleitung und Übersicht

    Die Bevölkerung wächst. Je dicht gedrängter Menschen wohnen und arbeiten, umso konfliktträchtiger wird ihr Zusammenleben. »Der Konflikt ist eine Wachstumsbranche« schreiben die Wissenschaftler Roger Fisher und William L. Ury in ihrem Erfolgswerk Getting to Yes, das vor über 30 Jahren erschienen ist (Roger Fisher, William L. Ury, »Getting to Yes«, 1981 – deutscher Titel »Das Harvard-Konzept«. Eine Methode zur konstruktiven und friedlichen Einigung in Konfliktsituationen). Eine Wachstumsbranche ist aber auch die Konfliktvermittlung, besonders die Mediation.

    1.1 Begriffe

    Unter Mediation ist ein freiwillig gewähltes, außergerichtliches Verfahren zu verstehen, dessen Ziel es ist, einen Konflikt zwischen zwei oder mehr Personen, den Medianden, mit Hilfe eines allparteilichen Dritten, des Mediators, eigenverantwortlich zu lösen. Grundlage der Lösung sind die Interessen und Bedürfnisse aller Konfliktbeteiligten. Von einem Konflikt spricht man, wenn, durch das Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen, Interessen o. ä. schwierige Situationen entstehen, die zum Zerwürfnis führen können. Der Begriff Konflikt ist für den Anwendungsbereich der Mediation weit gefasst. Er reicht vom Ehe- und Familienstreit, von Miet- und Nachbarschaftsproblemen, Konkurrenzen im Arbeits- und Wirtschaftsleben, eskalierenden Interessensgegensätzen zwischen Lehrern, Schülern und Eltern bis hin zu politischen, ethnischen oder religiösen Differenzen.

    Eine wesentliche Aufgabe der Mediation ist es, Verständnisbrücken zwischen den Medianden zu schaffen. Zu den erfolgreichen Werkzeugen, die in der Mediation zur Verständnisvermittlung eingesetzt werden, zählen Sprachbilder, insbesondere die Metaphern.

    Eine Metapher ist eine rhetorische Ausdrucksweise, die ein Wort oder einen Begriff nicht in seiner wörtlichen Bedeutung verwendet, sondern in abgeleiteter Form leicht verständlich darstellt. Diese Übertragung (metaphorá = Übertragung, metaphérein= übertragen) verleiht einer Aussage Bildhaftigkeit und Kraft. Man kann von einem Beziehungsproblem zweier Menschen sprechen oder davon, dass sie ihre Beziehung auf die leichte Schulter genommen haben. Die Metapher von der leichten Schulter zeigt uns besser, worum es geht, als die ausführliche Darstellung des zugrunde liegenden Sachverhalts.

    Die Mediation, also die Einschaltung eines neutralen Dritten bei der Lösung von Konflikten, ist ein sehr altes Verfahren in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Dennoch gleicht die Verhandlung einer Dorfgemeinschaft im Mittelalter oder die Anrufung des Leopardenpriesters in einem Streitfall im Wesentlichen den heutigen Strukturen und Prinzipien einer Mediation. In der Natur und der Geschichte der Mediation begegnen wir einem Schatz an Wissen und Erfahrungen.

    Unsere Sprache ist reich an Bildern und Metaphern. Jedes Volk, jede Zeit, jeder Mensch hat seine eigenen Sprachbilder, seine eigenen Metaphern. Die rosenfingrige Morgenröte, eine formelhaft wiederkehrende Wendung aus der Ilias, ist eine Metapher aus dem griechischen Altertum, der Frosch auf der Leitung eine Metapher unserer Zeit. Die im Einzelfall am besten geeignete Metapher richtet sich danach, in welcher Lebenswirklichkeit und in welcher Metaphernwelt die Gesprächspartner leben.

    Metaphern sind Sprechblumen (Jean Paul). Sie machen den Kern, den Reichtum und den Humor unserer Alltagssprache aus.

    1.2 Geschichte, Entwicklung, Inhalt

    Philosophen und Linguisten

    Eine Metapher ist eine Übertragung. Wenn ein Ritter Heinrich der Löwe genannt wird, so werden auf ihn die Qualitäten eines Löwen wie Mut oder Kraft übertragen. Die Qualitäten eines Löwen auf einen Menschen zu übertragen bedeutet, den Begriff des Löwen metaphorisch zu verwenden.

    Zwei Wissensgebiete nehmen sich besonders der Sprachbilder, der Metaphern an, die Philosophie und die Linguistik.

    Am Anfang stehen die Vorsokratiker. Sie argumentieren in Bildern. Heraklit denkt die Weltordnung als ein Werden und Vergehen, die er metaphorisch mit dem Strömen eines Flusses vergleicht; Panta rhei – Alles fließt. Für seinen Gegenspieler Parmenides ist der Weg der Erkenntnis metaphorisch eine Fahrt, die aus dem Dunkel ins Reich des Lichtes führt. Dort empfängt ihn die Göttin der Wahrheit und verkündet ihm die höchste Wahrheit: »Was ist, ist.«

    Berühmt ist das Höhlengleichnis Platons, ein Sprachbild, mit dem er veranschaulicht, dass die Ideen das Sein begründen. Die Realität unseres irdischen Daseins entspricht danach der Sicht eines Menschen, der in einer Höhle mit dem Rücken zum Ausgang angekettet ist. Er erlebt auf der Wand vor sich nicht mehr, als das Schattenspiel der Ereignisse außerhalb der Höhle. Die sichtbare Welt verhält sich zum Reich der Ideen wie die Schatten der Höhlenwand zur sonnendurchfluteten Außenwelt. Beide Philosophen benutzen das Licht als wesentliche Metapher: bei Parmenides steht es für die Wahrheit, bei Plato für die ideale Welt.

    Sprachbilder, Metaphern sind eine Einladung zur Kreativität. Ein berühmtes Beispiel ist die Kausalitätstheorie von Aristoteles, die dieser aus einer schlichten Metapher vom Hausbau entwickelt hat. Darin unterscheidet er die Wirkursache von der Zweckursache. Die Wirkursache antwortet auf die Frage, wie und wodurch ein Haus hergestellt wird, z. B. durch Handwerker, die Stein auf Stein setzen. Die Zweckursache geht der Frage nach, welchem Zweck das Haus dienen soll, z. B. als Wohnung oder Lagerraum. Ob das Haus zum Wohnen oder als Lager bestimmt ist, wirkt sich darauf aus, was und wie die Handwerker arbeiten. Der Zweck wird auf diese Weise zur Ursache.

    Immer wieder greifen Philosophen auf Sprachbilder, auf Metaphern zurück, wenn es darum geht, einen schwierigen Gedanken zu vermitteln.

    Sie nutzen Metaphern zur Übertragung einer philosophischen Aussage ins bildhaft Anschauliche. Hans Blumenberg macht den Begriff der Metapher zum Gegenstand des Philosophierens. Er unterscheidet in seinen »Paradigmen zu einer Metaphorologie« (Hans Blumenberg, Paradigmen zu einer Metaphorologie, 5. Aufl. 1997) zwischen Metaphern als Redeschmuck, die sich in ihre ursprüngliche Bedeutung zurückverwandeln lassen, und absoluten Metaphern, die konstitutive Bestandteile des Denkens sind. Eine solche absolute Metapher ist das Licht, das bereits in zwei metaphorischen Deutungen von Parmenides und Platon verwendet wurde. Die Metapher des Lichts verbraucht sich nicht. Sie bleibt als Nährlösung metaphorischen Denkens erhalten. Sie ist eine komprimierte Figur des Wissens. Wie unerschöpflich eine Metapher sein kann, zeigt Blumenberg in seiner Schrift »Schiffbruch mit Zuschauer« (Hans Blumenberg, Schiffbruch mit Zuschauer: Paradigma einer Daseinsmetapher, 5. Aufl. 1997), in der er das Schiff als Schicksalsmetapher in seiner historischen Entwicklung verfolgt.

    Im Anschluss an Blumenberg hat Ralf Konersmann ein »Wörterbuch der philosophischen Metaphern« (Ralf Konersmann, Wörterbuch der philosophischen Metaphern (WPM), 3. Aufl. 2010) herausgegeben. Einzelne Autoren beschreiben darin nach dem Vorbild Blumenbergs vierzig absolute Metaphern, darunter die Erde, das Fließen, den Organismus, den Weg, das Wohnen, das Streiten. Diesen systematisch erfassten Titelmetaphern folgt eine Auflistung weiterer, (etwa) eintausend Metaphern.

    Die Philosophen misstrauen den Sprachbildern oftmals wegen ihrer fehlenden Eindeutigkeit. Linguisten bezeichnen sich als unbekümmerte Pragmatiker, die definieren, kategorisieren und praktizieren.

    Wir werden uns in diesem Buch nicht mit den unterschiedlichen Orientierungen innerhalb der Linguistik auseinandersetzen. Uns interessieren Sprachbilder und Metaphern im Bereich von Kommunikationssituationen, die durch Sender und Empfänger bestimmt sind. Sie sind nach unserer Erfahrung die Ausdrucksform, die eine Botschaft am prägnantesten verkörpert und die am einfachsten zu verstehen ist.

    Was Metaphern so einprägsam macht, ist ihre Sinnlichkeit. Damit kommen sie der Struktur unserer Wahrnehmung entgegen, die ebenfalls sinnlich angelegt ist. Das Gehirn hat für jeden Sinn ein eigenes Zentrum. Die visuelle Abteilung ist für das Sehen zuständig, die auditive Abteilung für das Hören, die kinästhetische für das Fühlen, die olfaktorische für das Riechen und die gustatorische für das Schmecken. Input und Output unseres Gehirns, also die eingehenden Erfahrungen und die daraus sich ergebenden Erkenntnisse und Reaktionen einschließlich der Sprache sind gleichermaßen sinnlich.

    Kommt die folgende Botschaft im Gehirn an »Lass das! Bedenke die negativen Konsequenzen!«, fühlt sich keines der Sinnesressorts für die Entschlüsselung und eine Reaktion zuständig. Dieser Satz ist frei von Sinnlichkeit.

    Ändert man die Botschaft in: »Lass das, Du gerätst in Teufels Küche!«, wird jedes der fünf sinnlichen Zentren dazu aufgerufen, seinen Beitrag zum Verständnis zu leisten. Vor dem inneren Auge könnte das Bild einer Teufelsküche mit einer schwarzen gehörnten Gestalt entstehen, die einen Spieß in das weißglühende Feuer hält. Im inneren Ohr wäre das Brausen des Feuers zu hören. Man könnte den Sturz in die Tiefe fühlen und den Gestank von Verbranntem riechen oder schmecken. Der einfache Satz: »Lass das!« wird durch den Zusatz »Du gerätst in Teufels Küche!« zu einer Warnung, die alle fünf Sinne in anschaulicher Plastizität und Eindringlichkeit anspricht.

    Allerdings werden diese fünf Sinneszentren nicht in gleicher Weise aktiv. Welche Sinneskanäle von den Metaphern primär angesprochen werden, hängt von der sinnlichen Ausrichtung des Empfängers ab, ist also von Mensch zu Mensch verschieden.

    Für viele Menschen sind die Augen das Tor zur Welt. Das Auge wird bei ihnen zum Leitsinn und ihr Verstand orientiert sich an Bildern. Sie benötigen eine anschauliche Vorstellung, um etwas einzusehen, damit ihnen etwas klar wird. Ein bildhafter Input führt zu einem entsprechend bildhaften Output. Ihre Sprache ist also auf das bildhaft farbige Sichtbarmachen ausgerichtet. Treffen solche Gesprächspartner auf einander, bildet die unbewusste Präferenz für das Visuelle eine Verständnisbrücke zwischen ihnen.

    Deutlich schwieriger ist die Verständigung zwischen Menschen mit unterschiedlichem Leitsinn, etwa zwischen einem visuellen Gesprächspartner und einem Kinästheten. Das hat zu der Empfehlung geführt, während einer Kommunikation zunächst den sprachlichen Leitsinn des Gegenübers zu erkunden, um die für ihn passende Sinnessprache zu verwenden. Wenn aber in einer Mediation mehrere Medianden mit unterschiedlichen Leitsinnen kommunizieren, lässt sich diese Empfehlung kaum umsetzen.

    Den Ausweg aus diesem Dilemma schaffen die Sprachbilder, weil sie meist mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen. Die Bandbreite ihrer Sinnlichkeit erlaubt es, die spezifische Ausrichtung eines Gesprächspartners zu vernachlässigen. Wer seine Botschaften in Metaphern fasst, darf erwarten, dass sie ankommen. Das gilt vor allem für alltägliche Metaphern, bei denen die Verständnisschnittmenge von Sender und Empfänger groß ist. Es gilt eingeschränkt für Metaphern mit einem weiten Begriffshorizont, der vielfältige Deutungsmöglichkeiten zulässt. Das Kapitel »Die Sinne des Menschen« (Kap. 5.5) vertieft diese Thematik.

    Eine wesentliche Qualität von Sprachbildern ist ihre Gesamtwirkung. Sie kann positiv, negativ oder neutral sein. Allerweltsmetaphern werden ohne besondere emotionale Anteilnahme aufgenommen. Sie sind bereits Bestandteil unserer Alltagssprache: Das Metaphorische merken wir ihnen meist nicht mehr an. Beispiele sind Lebensabend, Motorhaube oder Bergrücken. Andere Metaphern erwecken ein positives Gefühl. Aus ihrem Bestand gehen die Lösungs- und Ressourcenmetaphern hervor, mit denen wir uns ausführlich befassen werden. Ein Beispiel sind die lachenden Kinderaugen, die sich Eltern wünschen, oder das Goldklümpchen. Das Gegenteil sind Metaphern, die eine schlechte Stimmung vermitteln, etwa das Bild vom schwarzen Loch oder das dicke Ende. Dazu gehören die Konfliktmetaphern, die uns in jeder Mediation beschäftigen.

    Welche Emotion eine Metapher auslöst, ist nicht immer vorhersehbar. Das Bild der lachenden Kinderaugen ist grundsätzlich erfreulich, kann aber denjenigen traurig stimmen, der sie vermisst. Die Metapher von der Teufels Küche kann fröhliche Kreativität anregen oder Angst und Ekelgefühle auslösen.

    Charakteristisch für eine Metapher ist ihr weiter Bedeutungshorizont. Nehmen wir die Metapher vom Schiff. Sie kann für die Freiheit und Weite stehen, für eine örtliche Ungebundenheit, aber auch für Abenteuer. Wer zur See fährt, dem steht die Welt offen. Genauso kann das Schiff ein Symbol der Geborgenheit sein, das in den sicheren Hafen zurückkehrt. Es kann aber auch Enge oder Gefahr versinnbildlichen. Das Schiff ist eine Metapher mit einer Vielfalt von Deutungsmöglichkeiten, die vom Lebensschiff bis zum Staatsschiff reichen.

    Eine Metapher ist eine Ressource, deren Bedeutungsreichtum sich auf unterschiedliche Weise ausschöpfen lässt. Wir kennen bereits das Licht als eine Ressourcenmetapher, die sich als das Licht der Wahrheit, aber auch als das Licht des Lebensglücks deuten lässt. Wer zur Beschreibung einer Problemsituation eine Metapher benutzt, kann erkennen, wie diese Metapher zum Schlüssel wird und seine Gedanken auf produktive Weise in eine bestimmte Richtung lenkt.

    Mit einer Metapher kreativ umzugehen bedeutet, den in ihr schlummernden Gehalt zu erwecken. Über eine Beziehungskrise lässt sich leichter sprechen, wenn man sie mit einem schlingernden Schiff vergleicht, als sachlich nüchtern zu beschreiben, wie kritisch eine Beziehung erlebt wird. Die sinnliche Qualität macht die Metapher zu einer Verständnisbrücke. Dabei spielt es keine Rolle, ob man das Schiff ruder- und richtungslos dahintreiben sieht, scharfe Kommandorufe hört, die Schlingerbewegung in der Magengrube spürt, die salzige Meeresluft schmeckt oder alle Sinneseindrücke gleichzeitig hat. Je nach der Sinneserfahrung des Sprechers oder Zuhörers bei dem Gebrauch einer Metapher verändern sich ihre emotionale Intensität und ihr sachlicher Gehalt.

    Die Metapher kennzeichnet nicht nur die Problemsituation, sondern bietet zugleich mehrere Lösungsansätze an. Man kann das Schiff sich selbst überlassen, das Steuer in die Hand nehmen oder die Aufgabenverteilung innerhalb der Mannschaft neu ordnen, kann entweder sofort oder erst im nächsten Hafen von Bord gehen. Jede dieser Varianten entspricht einem Lösungsmodell mit Vorzügen und Nachteilen. Wer beispielsweise das Schiff sofort verlassen möchte, muss sich einem Rettungsboot anvertrauen oder über Bord springen. Wie jemand auf eine Ehekrise reagieren möchte, kann er im Rahmen eines Sprachbildes, einer Metapher erklären. Am Ende bleibt nur noch die Aufgabe, die gefundene Metaphernlösung in die Realität umzusetzen.

    Mit Hilfe einer Metapher kann man den Blickwinkel auf ein Problem verändern. So wird es möglich, sich aus einer festgefahrenen Situation mit neuen Handlungsalternativen zu befreien. Menschen haben schon immer die Fähigkeit genutzt, durch eine Veränderung ihres Blickwinkels eine unangenehme Erfahrung erträglich zu gestalten. Bereits Epiktet schrieb, es sei leichter, seine Sichtweise auf die Welt zu verändern als die Welt selber. Die Technik, eine Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, wie wir es gerade mit der Metapher vom schlingernden Schiff praktiziert haben, bezeichnet Paul Watzlawick als Reframing (Umrahmen).

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