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Minka: und das Rätsel der Wassermagie
Minka: und das Rätsel der Wassermagie
Minka: und das Rätsel der Wassermagie
eBook458 Seiten5 Stunden

Minka: und das Rätsel der Wassermagie

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Über dieses E-Book

In dieser Geschichte geht es um die junge Katze Minka, die eine Hexenkatze werden will.
Auf ihrem weg zu diesem Ziel muss sie viele Hürden meistern, Rätsel lösen, dunkle Magie benutzen und ihre Freunde belügen.
Doch zu welchem Preis? Und was erfährt sie auf dieser Reise vorallem über sich selbst?
Begleite Minka in eine Welt voller Magie und Zauberei.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum31. Okt. 2023
ISBN9783384016041
Minka: und das Rätsel der Wassermagie
Autor

Claudia Heimann

Claudia Heimann wurde 1983 im Neu-Ulmer Landkreis geboren. Heute lebt sie im Ulmer Raum und liebt es, in die Welt der Fantasie abzutauchen. In ihrer Welt schlummert in jeder Blüte eine Fee und hinter jedem Berg wartet ein Drache. Schon als Kind konnte sie von Märchen nie genug bekommen. Sie liebt es Geschichten zu erzählen und anderen damit ein Leuchten in die Augen zu zaubern.

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    Buchvorschau

    Minka - Claudia Heimann

    Kapitel 1

    Nur ein Traum?

    Minkas rechtes Ohr zuckte kaum spürbar. Was war das für ein Geräusch? Ihr leerer, grummelnder Magen klang jedenfalls anders. Vorsichtig lugte sie aus einem umgefallenen Holzfass hervor und stellte die Schnurrhaare auf. Niemand war zu sehen. Neugier packte sie. Mucksmäuschenstill setzte sie eine Pfote vor die andere: vorbei am roten Backsteinhaus, einem kaputten Blumentopf und dem halb zerfallenen Holzzaun.

    „Warte", flüsterte ein zartes Stimmchen verzweifelt.

    Minka blieb stehen. Leichter Regen fiel auf sie herab und sickerte in ihr rot-weißes Fell. Ihre Ohren huschten in sämtliche Richtungen.

    Dicke Tropfen platschten von der löchrigen Regenrinne des Hauses in eine Pfütze. Weit entfernt hörte sie eine Eule im Dunkel der Nacht kreischen.

    Wieder erklang das fremde Geräusch. Es musste aus dem verwilderten Garten auf der anderen Seite des Zauns kommen.

    Minka drehte sich um, ging ein paar Schritte zurück und fädelte sich bei einem lockeren Brett durch den Gartenzaun. Das Gras, welches hier wuchs, war mindestens dreimal so hoch wie sie selbst. Kein Tier wagte es, hierher zu kommen, da Herr Gromhild, der Besitzer des Hauses, sie stets mit geladener Schrotflinte vertrieben und einige Tiere so bereits ins Totenreich befördert hatte. Ein fast perfekter Ort für Minka. Immerhin wurde sie hier von den anderen Katzen in Ruhe gelassen. Selbst in der Nacht wagte sich kaum jemand an diesen Ort. Auch Minka hatte Angst. Wer lässt sich schon gerne von einer Schrotflinte durchlöchern? Aber es gab keinen Platz, an dem sie sich vor ihren Artgenossen sicher fühlte.

    Grashalme raschelten.

    „Hier drüben!", hörte sie das Stimmchen ein weiteres Mal flehen.

    Minka starrte ins Dunkel. Plötzlich sah sie ein bläuliches Licht am Boden durch das Gras schimmern. Sie spähte nach oben zum Haus der Gromhilds. Das Fenster in Richtung Garten war dunkel. Somit konnte Minka es wagen, in selbigen hineinzuschleichen. Mucksmäuschenstill und behutsam tastete sie sich auf ihren Pfoten voran. Langsam bahnte sie sich ihren Weg durch das dichte Gras zu dem bläulichen Leuchten.

    Schließlich, vor der Quelle des Lichts angekommen, blinzelte sie ungläubig. Alle Angst war in diesem Moment aus ihrem Inneren verflogen. Was sah sie da? Einen kleinen, schwach leuchtenden Menschen – nur wenig größer als ihre Pfote. Eine winzige Menschenfrau mit Flügeln lag vor ihr auf dem Boden.

    „Bitte, hilf mir!", klagte das Wesen nun ein drittes Mal.

    Minka senkte den Kopf und schnupperte. Die blau leuchtende Frau roch angenehm nach frischem Morgentau. Minka neigte den Kopf zur Seite und stupste sie sanft mit ihrer Pfote. „Etwas wie dich habe ich noch nie gesehen."

    „Bitte, hilf mir. Ich werde verfolgt. Sie sind mir dicht auf den Fersen und ich habe kaum noch Magie. Bitte versteck‘ mich vor ihnen, dann erklär ich dir auch alles. Wir müssen schnell fort von hier, antwortete sie mit müder Stimme. Ihr Körper zitterte leicht. Ein Windstoß fegte durch das Gras und ließ sie noch einmal erschaudern. „Bitte, flehte die kleine Menschenfrau ein weiteres Mal. „Sie dürfen mich nicht …", doch dann verlor sie ihr Bewusstsein.

    Nun zuckte Minkas linkes Ohr. Sie hörte das Tröpfeln winziger, von zitternden Grashalmen herabfallender Wasserperlen. Heute Nacht waren die beiden nicht die einzigen Besucher dieses unfreundlichen Gartens. Ihr Gefühl trieb sie an, die Beine in die Pfoten zu nehmen, als wäre der alte Gromhild selbst hinter ihr her.

    Unwillkürlich duckte sie sich und versuchte, ihre Angst zu bändigen. Die kleine Frau hatte recht. Sie musste fort von hier. Aber dann bliebe das kleine Wesen zurück, das doch Hilfe brauchte. Würden sie beide fliehen, würde das Leuchten auch beide verraten.

    Erneut raschelte es im Gras. Diesmal kam es gleich von mehreren Seiten.

    Minkas Herz pochte wie wild in ihrer Brust. Das Herzklopfen raubte ihr den Atem.

    Etwas huschte so nah an ihnen vorbei, dass sie einen Windhauch verspürte.

    Behutsam nahm sie die kleine Frau in ihr Maul, in der Hoffnung, sie in der Panik nicht auch noch zu verschlucken.

    Der Regen wurde stärker. Er trommelte gegen die Fensterscheiben und spritzte in alle Pfützen. Er verschluckte sämtliche Geräusche und ließ prasselnd sein Lied auf die Erde fallen.

    Der passende Moment für Minka, sich mitsamt der kostbaren Fracht unscheinbar davonzuschleichen. Erst durch das halb lose Brett im Holzzaun, dann am kaputten Blumentopf und dem roten Backsteinhaus vorbei.

    Sie sah sich um. Niemand war ihr gefolgt. Schnell huschte sie hinter das Haus der Gromhilds. Ein Haufen Gerümpel diente ihnen als Versteck. Ein umgefallenes leeres Holzfass war seit einigen Monaten Minkas Zuhause.

    Sie streckte den Kopf in das Fass und ließ vorsichtig das kleine Wesen aus ihrem Maul gleiten.

    Dann ging sie drei Schritte zurück und schüttelte sich das Wasser aus ihrem Fell.

    Anschließend sah sie nach der kleinen Frau. Sie atmete und ihre Flügel zitterten leicht. Ein Glück, sie lebte noch, doch das bläuliche Licht, das von ihr ausging, schien Minka weiterhin zu verräterisch.

    Sie rollte sich beschützend ein und umschloss mit ihren Beinen das zarte Ding. Behutsam leckte Minka die kleine Frau weitestgehend trocken. Dabei achtete sie ganz besonders darauf, die zerbrechlich wirkenden Flügel unberührt zu lassen.

    Danach legte sie ihren struppigen Schwanz ganz sanft auf das Wesen, damit das Licht verborgen blieb. Minka wollte bis zum Morgengrauen wach bleiben, um über die Fremde zu wachen, doch bald schon wurden ihre Augen schwer und immer schwerer, und irgendwann holte sie der Schlaf ein.

    Im Morgengrauen riss Minka ihr Maul auf, streckte ihre Zunge heraus und gähnte ausgiebig. Sie war immer noch müde und öffnete langsam die Augen. Ein seltsamer Traum kam ihr in den Sinn. Der Traum eines kleinen, blau leuchtenden Menschen, der obendrein Flügel hatte. Was für ein Unsinn, ging es ihr durch den Kopf.

    Doch dann bewegte sich plötzlich etwas unter ihrem Schwanz. Sie stellte ihr Fell auf und erstarrte vor Schreck.

    Eine kleine Menschenhand schob den struppigen Schwanz sanft zur Seite. „Guten Morgen", wurde Minka nun freundlich von der kleinen Frau begrüßt.

    Minka sprang auf und starrte sie überrascht an. „Dann war es doch kein Traum?!", fragte sie sich selbst. Sie schüttelte ihren Kopf, blinzelte einige Male, doch die blau leuchtende Frau verschwand nicht. Sie saß direkt vor ihr auf dem Boden und wirkte immer noch schwach.

    Die kleine Menschenfrau lächelte müde. „Du hast aber schöne Augen. Ich bin Minella."

    Minka setzte sich. „Miii-nelll-laaa", wiederholte sie laut und etwas gedehnt. Zudem konnte sie die Bemerkung über ihre Augen kaum ernst nehmen, die unterschiedliche Farben hatten. Und das sollte ‚schön‘ sein.

    „Ja, genau, antwortete die kleine Menschenfrau und unterbrach ihre Gedanken. „Gefällt dir mein Name?

    Minka riss erschrocken die Augen auf. „Heißt das etwa, du verstehst, was ich sage?"

    „Ja, natürlich. Schließlich bin ich eine Fee. Es tut mir leid, dass wir uns unter diesen widrigen Umständen kennengelernt haben. Wie heißt du, wenn ich fragen darf?"

    Minka starrte sie fassungslos an. Erst nach einigen Sekunden der Stille fand sie ihre Stimme wieder. „I-ich b-bin Minka", stotterte sie.

    Minella räusperte sich, rappelte sich auf und machte einen reizenden Feenknicks vor ihr. „Danke, Minka. Danke, dass du mir das Leben gerettet hast."

    Minka schaute verlegen auf den Boden. „Dir das Leben gerettet? Übertreibst du da nicht etwas?"

    „Nein, antwortete Minella ernst und setzte sich wieder. „Schatten waren hinter mir her. Und Schatten sind dafür bekannt, dass sie niemanden am Leben lassen, wenn sie erst mal ihre Beute erwischt haben.

    „Schatten?" Minka war verwirrt. Wie konnten Schatten gefährlich sein?

    „Ja, Schatten. Beschworene Kreaturen, die verschiedene Gestalten annehmen können und nur im Dunkeln wandeln."

    Minka hörte, was die Fee sagte, doch wie sollte sie all das glauben können? Träumte sie vielleicht immer noch? Vorsichtig biss sie sich auf die Zunge. Autsch!, sie verzog leicht das Gesicht, gab aber keinen Mucks von sich. Das hier war definitiv kein Traum. „Was sind denn beschworene Kreaturen? Und warum waren sie hinter dir her?"

    Die Fee gähnte ausgiebig und rieb sich die Augen. „Du hast von der magischen Welt wohl keine Ahnung, oder? Weißt du denn überhaupt etwas?"

    Minka nickte. „Ich weiß, dass es Hexen gibt und dass sie Hexenkatzen haben. Einmal kam eine Hexe durch die Stadt. Ich hörte von den anderen, dass nur Hexenkatzen ein schwarzes Fell und leuchtend grüne Augen bekommen. Als Hexenkatze bist du etwas Besonderes und keiner würde es auch nur wagen, dich zu ärgern. Sie seufzte und setzte hinzu: „Wie schön wäre es, eine Hexenkatze zu sein.

    „Ach ja?, fragte die Fee. „Was hält dich davon ab?

    Minka setzte einen skeptischen Blick auf. „Na, ich wüsste gar nicht, wie ich eine Hexenkatze werden kann."

    Minella verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich verstehe. Was, wenn ich dir da weiterhelfen kann?!"

    Minka wandte sich von ihr ab. „Wie willst du mir denn helfen können? Du kannst dir ja kaum selbst helfen. Und wie sollte eine zerzauste Katze wie ich jemals eine Hexenkatze werden?"

    „Wer sagt denn, dass du keine werden kannst? Du hast selbst gesagt, dass Hexenkatzen ein schwarzes Fell bekommen. Und das stimmt auch. Wenn sie die Hexenkatzenschule erfolgreich bestanden haben, bekommen sie ein schwarzes Fell, grüne Augen und dürfen sich eine Hexe oder einen Druiden aussuchen, bei dem sie leben wollen."

    „Einen Druiden? Gibt es dann auch Druidenkatzen?"

    Minella kicherte. „Aber nicht doch. Nicht alle Druiden haben eine Katze. Manche Leben mit anderen Tieren oder auch mit Feen. Einige unter ihnen haben gar keinen Begleiter. Doch eine Hexe ist nie lange allein unterwegs. Deshalb hat sich die Bezeichnung Hexenkatze eingebürgert."

    Minka dachte nach. „Warum ist das bei Hexen anders als bei Druiden?"

    Die Fee runzelte die Stirn. „Also, soweit ich das weiß, sind Hexen meist geselliger als Druiden. Viele Druiden streifen allein durch die Welten. Und so, wie mir es beigebracht wurde, können Druiden auch von normalen Tieren und Pflanzen Magie beziehen. Mit Hexenkatzen oder Feen geht das allerdings einfacher. Meine Theorie ist aber, dass Frauen besser dafür geeignet sind, die Geschicke der Welt zu lenken. Weshalb sonst liegt diese Aufgabe überwiegend bei den Hexen? Womöglich haben sie schlichtweg das nötige Feingefühl."

    „Das macht Sinn, ja. Abgesehen davon hatte Minella mit dem Teil eine Hexenkatze zu werden nicht ganz unrecht. Ihr zerzaustes Erscheinungsbild würde mit der Verwandlung in eine Hexenkatze vermutlich verschwinden. Die Aussicht auf ein festes Dach über dem Kopf und keine Futtersorgen mehr war ebenfalls sehr verlockend. „Und wie könntest du mir helfen?

    „Ganz einfach, indem du mir hilfst. Ich muss zu einer befreundeten Hexe. Sie lebt hinter der Stadt in einem Wald. Doch ich bin immer noch schwach. Die Flucht vor den Schatten hat beinahe meine ganze Magie aufgebraucht. Ich kann mich nicht lange unsichtbar machen und schaffe den Weg nicht, ohne entdeckt zu werden. Wenn du mich zu ihr bringst, kann sie dir bestimmt dabei helfen, eine Hexenkatze zu werden."

    Minka schaute gebannt zu Minella. Sie hatte vielleicht die Chance, eine waschechte Hexenkatze zu werden und von hier fortzukommen. Keiner würde sie mehr ärgern und jagen. Alles, was sie dafür tun musste, war, Minella zu einer Hexe zu bringen. Wie schwierig konnte das schon werden?!

    Ein Grummeln erfüllte das Fass. Minkas Magen meldete sich zu Wort. Seit drei Tagen hatte sie nichts zu essen auftreiben können.

    „Kann es sein, dass du Hunger hast?" Minella schaute sie fragend und mitfühlend zugleich an.

    Minka nickte. „Schon seit ein paar Tagen. Der ständige Regen macht die Futtersuche auch nicht leichter. Die Menschen sind bei Regenwetter ungern draußen. Sie seufzte, ging ein paar Schritte an der Fee vorbei und schaute aus dem Versteck: „Aber heute scheint das Wetter besser zu sein. Sie streckte die Nase in die Luft und schnupperte, als ein Windstoß zwischen den Häusern an ihr vorbei pfiff. Sie roch geräucherten Fisch, getrocknetes Fleisch und verschiedenes Geflügel. Verträumt wandte sie sich wieder der Fee zu. „Heute ist Markt. Vielleicht habe ich Glück und finde dort etwas. Aber wenn die anderen Katzen mich erwischen …" Sie wagte kaum daran zu denken, was dann mit ihr geschehen würde.

    „Was passiert dann?", hakte Minella nach.

    Minka stieß einen tiefen Seufzer aus. „Sie mögen mich nicht. Warum, weiß ich selbst nicht so genau. Sie tun das, was Bartos ihnen sagt. Und Bartos ist der Anführer der Katzen in dieser Stadt. Er hat mir nur allzu deutlich befohlen, mich nicht mehr blicken zu lassen."

    Minella stemmte die Hände in ihre Hüften. „Versprichst du mir, dass du mich zu Ravella bringst, helfe ich dir, etwas zu essen zu bekommen. Mit Bartos werden wir schon irgendwie fertig. Allerdings darf niemand erfahren, wohin wir unterwegs sind. Was sagst du dazu?"

    Minka schaute sie fragend an. „Und wie willst du das anstellen?"

    Minella grinste. „Lass mich das nur machen. Das ist doch das Mindeste, was ich für dich tun kann. Schließlich hast du mir das Leben gerettet. Gähnend streckte sie sich. „Aber lass mich noch ein kleines Nickerchen machen. Danach können wir los.

    Frischer Fisch

    Minkas Ohren huschten unentwegt von einer Seite zur anderen. Ihre Augen suchten jeden Spalt und jede Nische ab, in der sich eine Katze hätte verstecken können. Auf keinen Fall wollte sie Bartos oder einer der anderen Katzen in die Pfoten laufen, die mit ihm befreundet waren.

    Sie schlich von einem Blumentopf zu Holzkisten, Bänken, Karren und lief auch ein Stückchen neben einer Kutsche her, die durch die vielen Menschen auf den Straßen gezwungen war, dicht an den Häusern entlang zu fahren.

    Unmittelbar vor dem Marktplatz, versteckt zwischen einer Hauswand und einem Regenfass, blieb Minka stehen. Ein großes Grasbüschel, das hier wuchs, machte ihr Versteck perfekt.

    „So weit so gut. Und was schlägst du nun vor?", flüsterte sie Minella zu, die dicht neben ihr flog.

    Tagsüber war das Leuchten der Fee so schwer zu erkennen, dass zumindest die Menschen Mühe hatten, sie überhaupt zu sehen. Bei Tieren war das schon etwas anderes.

    „Was hättest du denn gerne?", wollte Minella wissen.

    Minka schaute zu den Ständen, die nicht weit weg waren. Je schneller sie sich wieder verstecken konnte, umso besser. „Der Stand da drüben hat frischen Fisch aus dem Fluss. Sie streckte die Nase in die Luft und schnupperte. Das Wasser lief ihr im Maul zusammen. „Der duftet immer so lecker.

    Minella flog ein Stück an Minka vorbei und wandte sich dann zu ihr um. „Also, hör‘ zu. Ich werde diesen Menschen verzaubern. Sobald ich das getan habe, wird er in deine Richtung schauen und dir einen Fisch entgegenstrecken. Dann weißt du, dass du aus deinem Versteck kommen kannst."

    Minka setzte sich. „Bist du dir auch wirklich sicher? Ich weiß, dass Bartos und seine Bande hier herum schleichen. Das tun sie immer, wenn Markt ist. Ich würde es echt gerne vermeiden, ihnen in die Pfoten zu laufen."

    „Mach dir keine Sorgen. Minella flog zu Minka und streichelte ihr über die Nase. „Der Händler wird sie verjagen, wenn sie in deine Nähe kommen. Und anschließend gehen wir sowieso zu Ravella und du wirst diese Rabauken vermutlich so schnell nicht mehr zu Gesicht bekommen.

    Minka seufzte. Sie schielte, als sie Minella vor ihrer Nase in die Augen schaute. „Also gut. Du hast recht. Ich muss einfach nur daran denken, dass ich eine Hexenkatze werden kann."

    „Ganz genau. Minella lächelte. „Dann pass jetzt mal gut auf.

    Plötzlich wurde die Fee durchsichtig, und im nächsten Augenblick war sie verschwunden. „Achte du nur auf den Händler", hörte Minka die Stimme der Fee noch rufen. Dann war nichts mehr von ihr zu hören.

    Aufmerksam beobachtete sie den Mann. Mit einem Mal schaute er verwirrt um sich. Anschließend stand er wie erstarrt da. Wenige Augenblicke später schielte er zu dem Regenfass hinüber und nickte kurz. Dann suchte er sich einen der dicksten Fische aus und streckte ihn in Minkas Richtung.

    Minka war verblüfft. Wie viel Magie wohl nötig war, um einen Menschen zu verzaubern? Mut stieg in ihr auf und der Gedanke, Bartos in die Pfoten zu laufen, war plötzlich wie weggeblasen.

    Nun vollständig aus ihrem Versteck gelockt, rief der Fischverkäufer lächelnd ihren Namen.

    Minka freute sich auf den Fisch und konnte es kaum erwarten, als ein nur allzu vertrautes Gesicht vor ihr auftauchte.

    Bartos stellte sich ihr in den Weg.

    Minka erstarrte und riss panisch die Augen auf. Sie spürte, wie sich jedes Haar an ihrem Körper aufstellte.

    „Minka, Minka, Minka …, begann Bartos. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so dumm bist und dich noch mal hierherwagst. Er war mindestens einen Kopf größer und seine gelben Augen verrieten nichts Gutes, als sie auf Minka herabblickten und sie durchbohrten.

    „Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?", wagte sie es, ihn kleinlaut zu fragen.

    „Das weißt du immer noch nicht? Du bist …"

    „Verschwinde, du räudiges Mistvieh!", brüllte der Händler und warf seinen Schuh nach Bartos. Erfolgreich traf er ihn an dessen Hinterteil.

    „Das wirst du mir büßen, Minka", rief Bartos ihr noch zu, während er floh und zwischen den Marktständen verschwand.

    Minka stand da wie angewurzelt. Ihr Herz pochte. Erst der Geruch des Fisches, den der Mann ihr direkt vor die Pfoten legte, löste sie aus ihrer Starre.

    Er lächelte ihr zu. „Lass ihn dir schmecken und richte Ravella einen schönen Gruß von mir aus." Dann drehte er sich um und kümmerte sich wieder um seine Kundschaft.

    Minka sah sich kurz um, schnappte den Fisch und huschte zurück zum Regenfass.

    Am liebsten hätte sie dieses Festmahl genossen und sich Zeit dafür genommen, doch sie hatte Angst, dass Bartos oder einer seiner Lakaien sie finden und ihr nicht einfach nur den Fisch stehlen würden. Also verschlang sie ihn, so schnell sie nur konnte.

    „War das eben Bartos?", fragte Minella, die plötzlich neben ihr auftauchte.

    Minka fiepte kurz auf und drückte sich gegen die Hauswand. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Fee. „Hast du mich erschreckt, platzte es aus ihr heraus. Sie seufzte, um die Anspannung in ihrem Körper zu vertreiben. „Ja, das war er.

    „Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe. Das wollte ich nicht. Bitte iss weiter."

    Nachdem sich Minka wieder beruhigt hatte, aß sie den Rest des Fisches auf. Nur der Kopf, die Flossen und die Gräten blieben übrig. Mit vollem Bauch fing sie an, sich zu putzen.

    „Ist er eigentlich dein Vater?", wollte Minella wissen.

    Minka lachte trocken. „Nein, nein. Aber das dachte ich auch mal."

    „Das wundert mich nicht. Minella setzte sich auf den Boden. „Seine Augen sind genauso gelb wie dein linkes. Und deine rotbraun gestreiften Fellflecken sehen wie sein gesamtes Fell aus. Die gleiche Farbe und genauso langhaarig. Nur deine weißen Flecken sind kurzhaarig. Das ist schon sehr ungewöhnlich.

    „Ja, ist es. Minka seufzte. „Jedes Mal, wenn ich mich in einer Pfütze oder einer Fensterscheibe sehe, könnte ich losheulen. Und als wäre die unterschiedliche Felllänge nicht schon genug, ist auch noch mein rechtes Auge auf der weißen Seite meines Kopfes blau und nicht gelb. Ich weiß echt nicht, warum ich so gestraft bin.

    Minella verschränkte die Arme vor der Brust. „Und warum mögen die anderen Katzen dich nicht? Vor allem dieser Bartos scheint ja nicht gerade der netteste Zeitgenosse zu sein."

    Minka leckte sich die letzten Fischreste von der Pfote. „Das weiß ich auch nicht. Vorhin wollte er mir etwas sagen, doch dann traf ihn bereits der Schuh des Händlers."

    Minella lachte. „Ja, das war ein Volltreffer."

    Auch Minka musste lachen. „Ja, das stimmt. Das hat er sich wirklich verdient."

    Als sie sich fertig geputzt hatte, bahnte sie sich erneut ihren Weg durch die Straßen. Wieder suchten ihre Augen alles ab und ihre Ohren zuckten wild von links nach rechts.

    Minellas Zauber musste sie ihre letzten Kräfte gekostet haben, denn sie hatte Minka gebeten, auf ihr reiten zu dürfen.

    Bereits drei Querstraßen weiter hörte Minka ein verdächtiges Geräusch hinter sich.

    „Zwei Katzen folgen uns", flüsterte Minella ihr zu.

    Minka beschleunigte ihren Schritt. Immer mehr Katzen hefteten sich an ihre Pfoten, bis sie schließlich panisch zu rennen begann. Da waren bestimmt zwanzig Katzen hinter ihr her. Allesamt vermutlich sogenannte Freunde von Bartos.

    Fast hatten die anderen Katzen sie eingeholt, als sie plötzlich langsamer wurden. Ging etwa allen gleichzeitig die Puste aus? Doch Minka war das eigentlich egal. Sie rannte weiter. Jetzt musste sie nur noch um eine Ecke. Dann würde sie die Brücke über den Fluss erreichen, die aus der Stadt führte.

    Kaum war sie auf der Brücke, hielt sie abrupt an und stolperte fast über ihre Pfoten. Beinahe wäre sie in den dicken Bartos gedonnert. Entsetzt wich sie zurück. Hinter ihm standen fünf weitere Katzen, die ihr den Weg versperrten. Die Meute, die sie verfolgt hatte, war auch längst hier. Sie war umzingelt.

    „Minka, Minka, Minka …, begann Bartos erneut. Dann riss er die Augen auf und wandte sich an die anderen. „Seht ihr die Fee auf ihrem Rücken? Habe ich es euch nicht gesagt? Sie ist das Kind eines Dämons. Wieso sollte sie sich sonst mit einer Fee herumtreiben?

    Die anderen pflichteten ihm lautstark bei. Ein ohrenbetäubendes Katzengejaule erfüllte die Straßen.

    Bartos sah Minka in die Augen, während sich sein Fell in alle Richtungen aufstellte.

    Minka kauerte sich zusammen. Ihr ganzer Körper zitterte vor Angst. „Ich bin kein Dämon, sagte sie wimmernd. „Lasst mich doch einfach gehen. Ihr werdet mich nie wieder sehen.

    „Damit du Unheil in der Welt anrichtest? Nein, ganz bestimmt nicht, fauchte Bartos sie an. „Genau hier bist du vor einem halben Jahr aufgetaucht. Nebel stieg aus dem Fluss empor und kroch über die Brücke. Und als er sich verzog, lagst du auf dem Boden. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Seit du hier bist, regnet es öfter. Du bist nicht nur das Kind eines Dämons, sondern auch verflucht. Sieh dich doch nur an. Und solange du lebst, wird dieser Fluch auf unserer Stadt liegen.

    Minka sah in seinen Augen puren Hass und Abscheu. So hatte er sie noch nie angesehen. Ihr Herz pochte so wild, dass es kurz davor war, aus ihrer Brust zu springen.

    Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Nebel stieg vom Fluss auf und hüllte die Brücke damit ein. Verwirrtes Maunzen erklang.

    „Lasst euch nicht in die Irre führen", brüllte Bartos. Er klang auf einmal so nah.

    Plötzlich baute sich eine dunkle Gestalt vor Minka auf. Sie erstarrte. Eine Tatze mit messerscharfen Krallen zeigte sich im Nebel. War das ihr Ende? Doch dann hörte sie ein Krächzen.

    Kurz darauf flog ein Rabe auf die Gestalt zu und warf sie zu Boden.

    „Lauf, Minka, drängte Minella. „Lauf aus der Stadt, so schnell du kannst.

    Das musste man ihr nicht zweimal sagen. So schnell sie ihre Beine trugen, rannte sie los. Drei Mal versperrte ihr eine der Katzen den Weg, doch der Rabe kam ihr stets zu Hilfe.

    Selbst als die Brücke längst hinter ihr lag, wollte sie nicht stehen bleiben. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und ihre Sicht verschwamm. War sie wirklich das Kind eines Dämons? War sie vielleicht selbst einer? Wo kam der Nebel plötzlich her? Und was war an einer Fee so schlimm? Minella schien freundlich und hilfsbereit zu sein.

    „Minka, pass auf!", warnte die Fee.

    Doch es war zu spät. Minka rannte quer über den Friedhof und steuerte geradewegs auf ein ausgehobenes Grab zu. Sie versuchte, rechtzeitig stehen zu bleiben, doch sie stolperte und stürzte. Bis sie unten ankam, überschlug sie sich zwei Mal. Sie spürte einen harten Schlag auf ihren Kopf. Dann war alles schwarz um sie herum.

    Nur ein Schatten

    „Minka! Minka, mach die Augen auf."

    War das nicht eben Minellas Stimme? Langsam öffnete Minka die Augen.

    „Oh, Neflar sei Dank, du lebst. Minella wirkte erleichtert. Tränen flossen über ihre Wangen. „Kannst du aufstehen?

    Minka schüttelte noch leicht benommen ihren Kopf, um vollständig zu sich zu kommen. „Ich versuch‘s. Vorsichtig rappelte sie sich auf. „Autsch!, schrie sie auf, als sie versuchte, das linke vordere Bein zu belasten.

    „Was ist? Hast du dir wehgetan?" Minellas Stimme war mit Besorgnis erfüllt.

    „Mein linkes Bein. Es tut so weh. Minka schluchzte. „Ich glaube, du musst allein weiter. Lass‘ mich einfach zurück. Sie kauerte sich zu einem kleinen zitternden Häufchen zusammen und legte ihren struppigen Schwanz dicht an ihren Körper. Sie war bereit, ihren großen Traum vom Leben als Hexenkatze aufzugeben.

    „Du glaubst doch nicht, dass ich dich hier zurücklasse. Komm schon. Bis zum Wald ist es nicht mehr weit. Ravella wird dein Bein wieder heilen. Das verspreche ich dir."

    Minka reagierte nicht und vergrub den Kopf in ihrem Fell.

    „Minka, bitte. Wir haben schon Abend. Bald wird es dunkel und dann werden die Schatten wieder auftauchen."

    Minka blieb still. Alles, was sie von sich gab, war ein leises Schluchzen.

    Dann ertönte ein lautes, energisches Krächzen.

    Minka schaute vor Schreck nach oben.

    Ein Rabe saß oberhalb des Grabes und blickte auf sie herab.

    „Minka, ich glaube, das ist der Rabe, der uns vorhin geholfen hat."

    Konnte das sein? Aber wieso sollte ausgerechnet ein Rabe ihr helfen?

    Wieder krächzte er und flatterte dabei mit den Flügeln.

    „Willst du etwa auch, dass ich weitergehe?", fragte Minka ihn.

    „Krääääh, krääääh", bekam sie von ihm zur Antwort.

    Sie sah sich um. Das Grab, in das sie gestürzt war, war tief. Nie im Leben würde sie es dort allein wieder hinaus schaffen. Schon gar nicht mit einem verletzen Bein.

    „Und wie soll ich hier wieder heraus kommen?", fragte sie den Vogel. Sie rappelte sich erneut auf und versuchte nun, mit drei Beinen aus dem Grab zu klettern – vergebens.

    Nach einigem schmerzerfüllten Maunzen gab sie auf.

    Der Rabe krächzte und flog zu ihr herab. Er packte sie im Genick und schaffte es gerade so, sie aus dem Loch zu bekommen. Dann setzte er sie auf dem Boden ab, ließ los und flog davon.

    Minka stand da wie begossen. „Was war denn das gerade?"

    „Ich weiß es nicht, antwortete ihr Minella. „Doch lass uns jetzt weitergehen. Wir müssen vor Anbruch der Nacht unbedingt den Wald erreichen.

    Die Sonne war bereits kurz davor, den Boden zu berühren, als Minka endlich die beiden Felsen erblickte, zwischen denen der Weg in den Wald führte. Mit ihrem verletzten Bein konnte sie nur humpeln.

    Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, als die Steinwände immer höher wurden. Doch es lag nicht an ihnen. Sie witterte instinktiv Gefahr.

    „Lauf, Minka!, hörte sie Minella rufen. „Lauf! Dort drüben ist ein Schatten. Versuch, nur dort zu laufen, wo die Sonne den Boden berührt.

    Minka sammelte ihre letzten Kräfte und beschleunigte ihren Schritt. Überall im dichten Gestrüpp hörte sie es auf einmal rascheln. Sie sah, wie Minella bereits den schützenden Wald erreicht hatte und ihr ermutigend zurief. Doch was sie genau sagte, konnte Minka nicht verstehen. Zu laut pochte der Schmerz durch die Knochen bis in ihre Ohren.

    Endlich hatte auch sie den Waldrand mit ihrer Vorderpfote erreicht, als an ihrem linken Hinterbein gezerrt wurde. Sie schrie auf, stürzte und versuchte, sich mit aller Macht nach vorne zu bewegen – erfolglos.

    Minella zog an ihrer Vorderpfote, doch wie hätte das ausreichen sollen?

    Minka drehte ihren Kopf nach hinten.

    Vor ihr bäumte sich eine dunkle Kreatur auf. Ein größerer Stein erschuf genug Dunkelheit, damit ein Schatten sich manifestieren konnte.

    „Ahhh, Minellaaaa. Hilf mir! Was soll ich tun?", schrie Minka verzweifelt.

    Der Schatten zog sie immer näher zu sich.

    Plötzlich sah Minka etwas Schwarzes im Himmel. Ein Rabe flog mit rasanter Geschwindigkeit auf den Schatten zu. Im nächsten Moment stieß er ihn nach vorne zu Minka.

    Der Schatten glitt über sie hinweg und als er über die Grenze des Waldes kam, zerbarst er in tausend kleine Fetzen, die in der Luft verglühten.

    Minka ignorierte die Schmerzen in ihrem Bein und kroch hinter den ersten Baum, so schnell sie nur konnte. Völlig erschöpft blieb sie auf dem Boden liegen.

    „Gönn dir erst mal eine Pause, Minka. Minella streichelte ihr sanft über die Nase. „Hier sind wir sicher. Wie du gesehen hast, sind die Schatten nicht mächtig genug, um in Ravellas Wald einzudringen.

    Minka hörte zwar, was die Fee sagte, doch sie war zu müde, um zu antworten. Ihr Bein pochte vor Schmerz, aber selbst das schien im Moment nicht wichtig. Die Müdigkeit, die schon seit einer ganzen Weile in ihren Gliedern steckte, kam nun zum Vorschein und schlug mit voller Wucht zu.

    Zuhause bei einer Hexe

    „… einfach unsichtbar gemacht … gesagt, dass … dir komme. Danach … ohne zu zögern, den Fisch … er … was gut bei dir."

    War das nicht eben Minellas Stimme? Mit wem redete sie nur? Minka blinzelte noch leicht benommen, entschied dann aber, die Augen vorerst zuzulassen.

    „… ist gut … nie gedacht … so viel durchmachen müsst … hierher zu gelangen. Gut … Callidus geschickt…"

    Minkas linkes Ohr zuckte. Das eben war sicher nicht Minellas Stimme. Außer, sie war von jetzt auf gleich stark gealtert. „Wer ist das?", murmelte sie vor sich hin.

    „Ich … froh, dass du … leicht überzeugen … mit dir zu kommen. Das macht vieles leichter. Bist … wirklich sicher …"

    „Schhhh … ist wach", erklang nun auch eine männliche Stimme.

    Plötzlich war alles still. Nur das Knistern von brennendem Holz war zu hören. Der dezente Rauchgeruch eines Feuers hing in der Luft.

    Dann hörte Minka, wie ein Stuhl über einen Holzboden schabte, woraufhin auch schon eine Tür aufging. Schritte erklangen und wurden immer lauter. Der wohlige Duft von Morgentau stieg ihr in die Nase. Sie öffnete benommen die Augen und sah Minella direkt vor sich.

    Die Fee kam dicht an sie heran und streichelte ihr über die Nase. „Wie geht es dir?"

    „Ich fühle mich irgendwie seltsam." Minka sah sich um. Sie war in einem fremden Haus und lag auf einer weichen Decke. Hinter ihr brannte ein Feuer im Kamin und vor ihr, in einem Sessel, saß eine alte grauhaarige Frau. War das etwa die Hexe, von der Minella gesprochen hatte? Aber wie war sie hierhergekommen? Dann fiel ihr Blick auf zwei leuchtend grüne Augen. Neben der Frau saß eine schwarze Katze auf der Lehne des Sessels. Minka stockte der Atem: eine Hexenkatze.

    Alle drei sahen sie lächelnd an.

    Minella zeigte auf die Frau. „Das ist Ravella, die Hexe, von der ich dir erzählt habe. Dann zeigte sie auf die Katze. „Und das hier ist ihr Hexenkater Callidus.

    „Hallo, Minka, begrüßte Ravella sie. „Tut es dir irgendwo weh?

    Minka stutzte. Hatte sie ihr gerade eine Frage gestellt?

    „Schon gut, Minka, du kannst ihr antworten. Hexen können Katzen verstehen", erklärte ihr Minella.

    Minka sah an sich hinab. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr linkes Bein dick mit einer Stoffbinde eingewickelt war. Vorsichtig versuchte sie, es zu bewegen. Alles, was sie spürte, war ein dumpfes Gefühl. Sie setzte sich auf und sah zu Ravella. „Nein, es tut nichts weh, aber es fühlt sich seltsam an."

    Ravella nickte. „Das ist normal. Ich habe dir etwas gegen die Schmerzen gegeben. Dein Bein ist gebrochen. Ich musste es schienen."

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