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Die 23 Tage von Listed: Jan Kofoeds erster Fall auf Bornholm
Die 23 Tage von Listed: Jan Kofoeds erster Fall auf Bornholm
Die 23 Tage von Listed: Jan Kofoeds erster Fall auf Bornholm
eBook318 Seiten3 Stunden

Die 23 Tage von Listed: Jan Kofoeds erster Fall auf Bornholm

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Über dieses E-Book

Bornholm: Auf seinem Heimweg von Svaneke nach Listed wird Hans Andresen umgebracht. Weshalb wird ein harmloser Fischer zum Opfer? Die Mordermittler Jan Kofoed, Ditte Holm und Christian Dam stoßen bei ihrer Arbeit auf verlassene Freundinnen, undurchsichtige Kollegen von früher, verschwiegene Nachbarn und einige seltsame Bornholmer. Unterstützt von ihrer Chefin Karen Rasmussen, entwirren sie nach und nach die Knoten. Mit Köpfchen, Wagemut und etwas Glück arbeiten sie sich bis zur Aufklärung der Tat vor. Das alles vor dem Hintergrund der einmaligen Bornholmer Landschaft und dem zuweilen rauen Alltag auf der Insel.
"Die 23 Tage von Listed" ist der Auftakt einer Krimireihe um Jan Kofoed, einen erfolgreichen und anerkannten Mordermittler, der nach einem persönlichen Schicksalsschlag auf seine Heimatinsel zurückkehrt, um dort seine letzten Dienstjahre zu verbringen.
Unterstützt wird er von der Polizeipsychologin Ditte Holm, die lieber vor Ort als vom Schreibtisch aus ermittelt. Und dem jungen und sehr ehrgeizigen Christian Dam. Vierte wichtige Person ist Karen Rasmussen, die Chefin der Bornholm Polizei.
Die Reihe erzählt nicht nur von Verbrechen und Aufklärung, sondern beleuchtet auch die private Seite der Ermittler und ihrer Partnerinnen und Partner. Bei aller Schönheit ist Bornholm nicht immer die perfekte Idylle, sondern es werden auch die Herausforderungen deutlich, die für ein Leben auf der Insel zu meistern sind.
Mehr Informationen unter www.bornholmkrimi.de.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum21. Nov. 2023
ISBN9783758379079
Die 23 Tage von Listed: Jan Kofoeds erster Fall auf Bornholm
Autor

Carl Harry Kirkeby

Carl Harry Kirkeby betrat 1967 mit seinen Eltern und seiner Schwester erstmals Bornholm. Seitdem ist er fast jedes Jahr wieder dort gewesen und das zu allen Jahreszeiten. So ist die Insel zu seiner zweiten Heimat geworden. Er verfasste unter anderem Namen einige Reiseführer über Bornholm, Jütland, Kopenhagen und Dänemark. 2022 bekam er die Idee für eine Krimireihe auf Bornholm, deren Auftakt ,Die 23 Tage von Listed´ ist. In seinem deutschen Leben lebt der gebürtige Lübecker Jan Scherping als Personalberater und Coach in Schwerin und veröffentlicht auf seiner Website regelmäßig Blogs zu seinem Berufsalltag. www.nord-coach.de

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    Buchvorschau

    Die 23 Tage von Listed - Carl Harry Kirkeby

    Auf seinem Heimweg von Svaneke nach Listed wird Hans Andresen umgebracht. Weshalb wird ein harmloser Fischer zum Opfer? Die Mordermittler Jan Kofoed, Ditte Holm und Christian Dam stoßen bei ihrer Arbeit auf verlassene Freundinnen, undurchsichtige Kollegen von früher, verschwiegene Nachbarn und einige seltsame Bornholmer. Unterstützt von ihrer Chefin Karen Rasmussen, entwirren sie nach und nach die Knoten. Mit Köpfchen, Wagemut und etwas Glück arbeiten sie sich bis zur Lösung vor. Das alles vor dem Hintergrund der einmaligen Bornholmer Landschaft und dem zuweilen rauen Alltag auf der Insel.

    Carl Harry Kirkeby betrat 1967 mit seinen Eltern und seiner Schwester erstmals Bornholm. Seitdem ist er fast jedes Jahr wieder dort gewesen und das zu allen Jahreszeiten. So ist die Insel zu seiner zweiten Heimat geworden. Er verfasste unter anderem Namen Reiseführer über Bornholm, Jütland, Kopenhagen und Dänemark. 2022 bekam er die Idee für eine Krimireihe auf Bornholm, deren Auftakt „Die 23 Tage von Listed" ist.

    In seinem deutschen Leben arbeitet der gebürtige Lübecker Jan Scherping als Personalberater und Coach in Schwerin und veröffentlich auf seiner Website u.a. regelmäßig Blogs zu seinem Berufsalltag.

    www.nord-coach.de

    Inhaltsverzeichnis

    Personenverzeichnis

    Tag 1 und 2

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Tag 3

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Tag 4

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Tag 5

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Tag 6

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Tag 7

    Kapitel 22

    Tag 8

    Kapitel 23

    Tag 9

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Tag 10

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Tag 11

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Tag 12

    Kapitel 32

    Tag 13

    Kapitel 33

    Tag 14

    Kapitel 34

    Tag 15

    Kapitel 35

    Tag 16

    Kapitel 36

    Tag 17

    Kapitel 37

    Tag 18

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Tag 19

    Kapitel 40

    Kapitel 41

    Tag 20

    Kapitel 42

    Tag 21

    Kapitel 43

    Tag 22

    Kapitel 44

    Tag 23

    Kapitel 45

    Kapitel 46

    Kapitel 47

    Kapitel 48

    Personenverzeichnis

    Ermittler auf Bornholm

    Christian Dam, jung, aufstrebend und ehrgeizig

    Ditte Holm, studierte Psychologin und lieber auf der Straße aktiv

    Jan Kofoed, erfolgreich und landesweit bekannt, für die letzten Dienstjahre wieder auf Bornholm tätig

    Karen Rasmussen, Chefin der Bornholmer Polizei, verheiratet mit dem Bibliothekar Tom

    Bornholmer (A-Z)

    Hans Andresen, Fischer und Opfer

    Lærke Dam, Volksschullehrerin und verheiratet mit Christian

    Hans Davidsen, Makler in Rønne

    Hans und Lisbeth Hansen, Nachbarn von Hans Andresen

    Christina Hjorth, Nachbarin von Hans Andresen und Porzellanmalerin

    Lone Holm, Mitarbeiterin im Bauamt (Byg og Miljø) und mit Ditte verheiratet

    Kerstin Holmboe, Kunsthandwerkerin in Pedersker

    Frederik Lykke, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, verheiratet mit Tine, das gemeinsame Kind heißt Malthe

    Familie Madsen, Nachbarn von Hans Andresen

    Aage Munch, Leiter der Bornholmer Polizeibehörde

    Claus Nielsen, Notar in Nexø

    Ben Petersen und Frau, Nachbarn von Hans Andresen

    Dorthe Pihl, wohnte lange in Gentofte (Seeland), seit 2018 Witwe und nun wieder auf ihrer Heimatinsel

    Sonja Skovgaard, Witwe (Jens-Ole † 2018) und Partnerin von Jan Kofoed

    Dänemark

    Brandur Thomsen, Immobilienentwickler aus Kopenhagen

    Polen

    Jakub Grabowski, Getränkehändler in Kołobrzeg (Kolberg)

    Henryk Michalski, leitender Ermittler der Polizei in Szczecin (Stettin) Adam Nowak, Fischer in Świnoujście (Swinemünde)

    Schweden

    Gülce Durmuskaya, Freundin von Gunilla Stenström

    Lasse Hellström, Leitender Ermittler der Polizei in Ystad

    Bengt Magnusson, Fischer in Simrishamn

    Erik Persson, Getränkehändler in Kivik

    Gunilla Stenström, Freundin von Hans Andresen

    Thorbjörn Ulfsson, stellvertretender Marktleiter bei ICA in Ystad

    Tag 1 und 2

    1

    „Bald beginnt mein schönes Leben", dachte Hans Andresen. Den Schnitt, der seinem letzten Gedanken folgte, bemerkte er nicht einmal mehr. Er sank zusammen und fiel vorneüber, sein Blut ergoss sich in weitem Strahl über Gras und Steine, Ameisen und Käfer, es lief zum Meer hin. Auf dem Wanderweg zwischen Svaneke und Listed war es kurz vor Mitternacht wieder ganz still, und so allein lag Andresen bis zum nächsten Montagmorgen um kurz vor 7 Uhr.

    Dann kam eine Joggerin mit ihrem Hund herangelaufen. Die Sonne hatte sich aus dem Meer erhoben und strahlte auf Bornholms Ostküste. Es war noch frisch an diesem Maimorgen, aber der Tag versprach, warm zu werden. Der Labrador der jungen Frau begann zu bellen, was ungewöhnlich war. Sie sah sich um, ob hinter einem Gebüsch oder einem Baum Gefahr lauerte. Nein, das schien nicht so. Weiter vorne aber erblickte sie einen rot-blauen Haufen mitten auf dem Weg. Sie rief ihren Hund zurück und näherte sich ganz vorsichtig.

    Sie erkannte einen blauen Overall, wie ihn die Fischer gerne trugen. Sie sah Haare. Und geronnenes Blut auf dem gesamten Weg und weit nach links und rechts hinaus. Sie fummelte ihr Handy aus der Gürteltasche und wählte den zentralen Notruf 112.

    „Hallo, Mona Jensen aus Bornholm hier. Auf dem Wanderweg von Svaneke nach Listed liegt ein Toter. Sieht jedenfalls so aus. Ich will da nicht so dicht rangehen."

    „Vielen Dank, wir informieren sofort die Bornholmer Polizei. Bitte bleibe dort, bis die Kollegen eintreffen", sagte der Mann am anderen Ende der Leitung.

    „Das tue ich, ja."

    „Und wenn es möglich ist, setz´ dich bitte so hin, dass du andere Jogger oder Spaziergänger warnen kannst. Schaffst du das?"

    Es gelang Mona Jensen noch kurz ein „Ja" herauszupressen. Dann übergab sie sich. Schnell hatte sie sich wieder gefangen, fand eine Bank, von der sie den Blick in beide Richtungen hatte, und setzte sich mit ihrem Labrador dorthin.

    Es dauerte nicht lange, bis ein nächster Jogger des Weges kam. Mona rief ihm zu, er solle umdrehen, auf dem Weg läge ein Toter, die Polizei sei unterwegs. Der Mann stoppte, stutzte kurz, zog sein Handy heraus und versuchte, den rot-blauen Haufen zu fotografieren. Er näherte sich langsam, um noch bessere Bilder aufzunehmen. Erst als Mona damit drohte, dass sie ihn kenne und ihn der Polizei melden würde, steckte der Mann sein Handy wieder ein, schaute Mona böse an und machte kehrt. Bis die Polizei endlich kam, hatte sich ein solches Schauspiel vier weitere Male wiederholt. Mona Jensen zitterte.

    2

    Der Alarm weckte die Bereitschaftspolizisten Kenneth Knudsen und Simon Berger in Nexø. Wenige Minuten später sprang Berger zu Knudsen in den Wagen, und mit eingeschaltetem Blaulicht rasten sie Richtung Svaneke. Berger rief Mona an. Er bat sie, ihm per Handy ihren genauen Standort zu senden. Denn der Wanderweg war nur von wenigen Stellen zugänglich. Der Standort kam prompt.

    Berger wusste, dass in dieser Woche bei einem Mord der Ermittler Christian Dam sofort informiert werden sollte. „Ich warne ihn schon mal vor", sagte Berger und wählte seine Nummer.

    Sie erreichten Svaneke, wo sie nicht so rasen konnten. Viele Kinder waren unterwegs, um vom Markt mit den Bussen in ihre Schulen gebracht zu werden. Aufgeregt zeigten diese auf den Polizeiwagen mit seinem Signal. Knudsen steuerte den Wagen durch den Hafen, dann die Straße hoch und rechts Richtung Gudhjem. Kaum war er am Ortsausgang, drückte er noch einmal auf das Gaspedal.

    „Du nimmst gleich vorne die erste Straße nach Listed rein", wies ihn Berger an. Das tat Knudsen, dann stellten sie den Wagen rechter Hand ab. Sie nahmen ein Absperrband aus dem Kofferraum und rannten den Weg durch den Wald hoch. Oben angekommen, sahen sie das Meer und das unbewaldete und gleichermaßen unebene Gelände. Sie liefen ein kurzes Stück. Dann erblickten sie auch schon eine winkende Mona Jensen auf einer Bank. Ein kleines Stück weiter begann ein kurzer bewaldeter Abschnitt. Sie zeigte auf einen blauen Haufen mitten auf dem Weg unmittelbar davor. Die beiden Polizisten stoppten ihren Lauf und näherten sich Schritt für Schritt dem rot-blauen Bündel.

    Sie sahen einen Mann mit aufgeschlitztem Hals. Aus dem waren Unmengen an Blut herausgeflossen und hatten die Umgebung bedeckt. Berger nahm sein Handy heraus und rief Christian Dam an.

    „Christian, ihr dürft kommen. Ein Mann mit aufgeschlitztem Hals. Wir brauchen den Doc und die Spurensicherung. Und Jan ganz sicherlich auch. Kein schöner Anblick."

    Derweil hatte Knudsen die Zeugin etwas weiter von der Leiche hingesetzt und ihr eine Decke umgelegt. Die junge Frau fror nicht nur wegen des frischen Morgens. Ihr Hund zerrte an der Leine und wollte gehen. „Er hat noch nicht gefrühstückt", erklärte Mona lächelnd.

    „Du kannst gleich los. Ich will nur kurz notieren, wie du den Mann hier gefunden hast. Wenn die Rønner Kollegen später noch Fragen haben, können sie ja zu dir kommen", beruhigte Knudsen sie. Berger begann das Absperrband um die vereinzelten Bäume und größeren Gesteinsblöcke zu wickeln.

    Mona Jensen erzählte, dass sie hier entlanggelaufen war, wie sie es fast täglich täte. Dass der Hund angeschlagen hätte, sie dann die Leiche entdeckt und die Polizei angerufen habe. Sie nannte auch voller Empörung den Namen eines Joggers, der während ihrer Wartezeit versucht hatte, sich der Leiche zu nähern. Und der, als sie ihn gebeten hatte, das zu unterlassen, weggegangen war, ihr dabei aber den Mittelfinger gezeigt hatte. Sie zeigte in Richtung Leiche: „Die Kotze dahinten ist übrigens von mir." Knudsen nickte, das hatte er sich gedacht.

    Dann machte Mona Jensen sich auf den Weg, und ihr Labrador lief noch schneller in Richtung Frühstück. Inzwischen hatten sich auch einige Schaulustige eingefunden. Das Signal des Einsatzwagens war unüberhörbar gewesen, und so hatte sich schnell herumgesprochen, dass die Polizei sich hier aufhielt. Die antwortete allerdings auf keine der Fragen, die ihr von den Schaulustigen zugerufen wurden. Sie warteten stattdessen auf die Ermittler aus Rønne, die das hier alles übernehmen würden.

    3

    Christian Dam war Politiassistent bei der Bornholmer Polizei, die natürlich in Rønne angesiedelt war. Ein Politiassistent war auf Stufe 8 von 10 Karriereschritten, es wurde absteigend gezählt. Bis zu Dänemarks Polizist Nummer 1, dem Rigspolitichef, war es also noch ein sehr weiter Weg. Wenn überhaupt. Er hatte gerade sein kleines Fitnessprogramm absolviert, das aus Liegestützen, Sit-ups, Seilspringen, Hanteln und einigen Übungen mehr bestand. Zu diesem allmorgendlichen Ritual gehörten danach ein Energydrink namens State, den einige der bekanntesten dänischen Sportler bewarben, sowie eine heiße Dusche. Nun saß er gerade in Rønne mit seiner Frau Lærke beim Frühstück, als der Anruf von Berger kam.

    Svaneke, Listed, er überlegte kurz. Das war am anderen Ende der Insel. Stolze 40 Kilometer entfernt. Was, wenn die Anruferin sich irrte? Nun gut, erst einmal sollten die Kollegen aus Nexø checken, was da wirklich auf dem Weg lag.

    Christian spielte kurz durch, was er tun musste, wenn die Joggerin recht hatte. Seine Frau kam zu ihm: „Was Schlimmes?"

    „Keine Ahnung, eine Frau behauptet, zwischen Svaneke und Listed liegt ein Toter. Die Kollegen Knudsen und Berger sind unterwegs, um das zu prüfen."

    „Das heißt, wenn das stimmt, musst du auf die andere Seite?"

    „Ja, aber erst einmal will ich hören, was die beiden sehen."

    „Gut, mein Schatz,, sagte Lærke. „Ich muss los. Sie gab ihm einen Kuss und ging in den Flur. Lærke war Volksschullehrerin, und der Unterricht würde in 20 Minuten beginnen. Sie wohnten noch zentral in Rønne, suchten aber derzeit ein größeres Haus in Rønne und Umgebung, denn sie hatten mit der Familienplanung begonnen. Christian war 34, sie selbst 28. Und es sollte ja nicht bei einem Kind bleiben.

    Sie öffnete die Wohnungstür und drehte sich noch einmal zu ihrem Mann um. Doch der befand sich bereits in einem Tunnel und wartete nur auf den Rückruf der Nexøer Kollegen.

    4

    Nachdem er die Bestätigung von der Ostküste erhalten hatte, rief Christian sofort Jan Kofoed, der als Chefpolitiinspektør den dritthöchsten dänischen Rang besaß, an. Dieser hatte sich zwar gerade zum Frühstück hingesetzt, versprach aber, sich umgehend auf den Weg zu machen.

    Jan. Christian musste grinsen. Jan war ein Unikum, er war der Chef und das einzige Mitglied der Bornholmer Abteilung für Mordermittlungen. Denn tatsächlich gab es diese Abteilung eigentlich gar nicht, bei maximal einem Mord pro Jahr war sie überflüssig. Für diesen einen Fall schickte man seit Jahrzehnten Ermittler aus Kopenhagen auf die Insel.

    Doch Jan war in Polizeikreisen und auch in der Politik eine Legende. In der Bevölkerung war er nicht sonderlich bekannt, doch intern hatte er sich große Anerkennung erarbeitet. Zum einen durch seine hohe Erfolgsquote bei Ermittlungen, zum anderen durch sein souveränes und empathisches Auftreten. Man musste vermutlich sehr lange suchen, um jemanden zu finden, der Schlechtes über ihn sagte.

    Nach einem persönlichen Schicksalsschlag hatte er darum gebeten, seine letzten Dienstjahre auf seiner Heimatinsel verbringen zu dürfen. Diesen Wunsch wollte man ihm nicht abschlagen. Er musste sich nur verpflichten, auch bei anderen Ermittlungen konstruktiv mitzuarbeiten. Das tat er. Unterstellt war er formal weiterhin Kopenhagen, aber auf Bornholm musste er sich Karen Rasmussen fügen, der Chefin der Bornholmer Polizei. Das hatte in diesem ersten Jahr problemlos geklappt.

    Christian freute sich, von dem großen alten Mann der dänischen Polizei noch lernen zu können. Nun hatten sie augenscheinlich ihren ersten gemeinsamen Mordfall. Er steuerte den Wagen hinaus aus der Stadt in Richtung Svaneke.

    Derweil hatte Jan den Kaffee, den er zum Frühstück hatte durchlaufen lassen, in eine Thermoskanne geschüttet. Er aß noch schnell eine Scheibe Brot, dann griff er Notizblock und Thermoskanne und ging zu seinem Wagen. Der alljährliche Bornholmer Mordfall war eingetreten.

    Er näherte sich dem Waldgebiet von Almindingen. Durchgeschnittene Kehle. Wenn das stimmte, was die Nexøer Kollegen berichtet hatten, dann sah das nach einem Profi aus. Der sicherlich nicht auf der Insel wohnt. Sondern auf dem Festland oder in Schweden. Oder Deutschland. Oder Polen.

    In Listed hatte die Polizei die südliche Zufahrt abgesperrt, um Parkraum für Dienstwagen zu sichern. Medien und Schaulustige mussten sich irgendwo anders in dem idyllischen Fischerdörfchen einen Parkplatz suchen.

    Mit Jan war auch Knud Rømer, der Rechtsmediziner, angekommen. Er war ein Glückfall für Jan und seine Kollegen, denn eigentlich gab es keinen Rechtsmediziner auf der Insel, der wurde im Bedarfsfall aus Kopenhagen eingeflogen. Rømer arbeitete als Chirurg am Bornholmer Krankenhaus im Ullasvej, besaß aber eine Ausbildung als Rechtsmediziner und konnte so im Falle eines Falles gerufen werden. Gemeinsam gingen die beiden Richtung Tatort.

    „Die Nexøer haben etwas von durchgeschnittener Kehle gesagt, begann Jan. „Ich bin gespannt, was du sagst, Knud.

    „Ja, nickte Rømer. „Ich hoffe, dass ich dir schnell sagen kann, wie es passiert ist. Dann musst du nur noch herausfinden, wer es getan hat. Er grinste: „Ich rufe dich so schnell wie möglich an."

    Oben angekommen, ging Jan zu Christian, der kurz zuvor angekommen war und mit den Nexøer Kollegen sprach.

    „Guten Morgen, Jan, begrüßte Christian ihn. „Also, gefunden hat den Mann eine Joggerin. Die Kollegen hier haben ihre Aussage aufgenommen. Sie wohnt in Listed, wir können ihr jederzeit Fragen stellen, wenn wir noch welche haben, sie ist wieder zu Hause.

    Jan nickte und ging hinüber zur Leiche. Ein durchaus stattlicher Mann lag zusammengekrümmt und starr in einem See aus getrocknetem Blut. Die Spurensicherung bewegte sich sehr vorsichtig über das felsige Gelände. Die Sonne stand inzwischen etwas höher und wärmte den Tatort. Er schaute sich um. Der Weg lag die meiste Zeit frei, nur hier führte er kurz zwischen einigen Bäumen hindurch. Gut möglich, dass hinter dem letzten gut getarnt der Mörder gewartet hatte.

    Rømer kam auf ihn zu: „Ja, so wie ich das sehe, war das ein einzelner Schnitt. Sehr sauber und vermutlich sehr schnell. Erstklassige Arbeit. Ich bin nicht sicher, dass das Opfer den Schnitt bemerkt hat. Weitere Einstiche gibt es nicht. Er riecht noch immer nach Fisch und Alkohol, auch wenn er vermutlich seit ungefähr 23 Uhr hier liegt. Vielleicht kann ich dir nach der Obduktion mehr sagen."

    In diesem Moment kam jemand von der Spurensicherung auf Jan zu und zeigte ihm eine Brieftasche. „Die müssen wir mitnehmen, ich will dir nur sagen, dass der Mann Hans Andresen heißt und in Listed am Strandstien wohnt. Oder gewohnt hat, besser gesagt. Ein Mobiltelefon hat er auch bei sich, ich denke, dass wir den Code knacken können. Weder Autoschlüssel noch Hausschlüssel haben wir gefunden." Jan nickte und nahm sich den Ausweis. 1967 war der Mann in Esbjerg geboren worden. Er merkte sich die Hausnummer am Strandstien.

    Er ging wieder hinüber zu Christian: „Hier ist für uns nicht viel zu holen. Ich habe gerade Ditte angerufen, dass sie kommen soll. Du fährst nach Svaneke und erkundigst dich dort nach dem Mann. Er heißt Hans Andresen. Ich vermute, dass er im Hafen oder auf einem Boot arbeitet, Rømer sagt, der Mann riecht intensiv nach Fisch. Und nach Alkohol. Vielleicht war er in der Räucherei beschäftigt, Fischkutter gibt es ja kaum noch. Du bekommst gleich ein Foto von ihm aus Rønne. Die machen ihn gerade per Photoshop etwas schöner, als er heute Morgen aussieht. Ich fahre mit Ditte nach Listed und schaue mir seine Wohnung an. Ditte kann sich bei den Nachbarn umhören." Christian nickte und ging Richtung Parkplatz.

    5

    Svaneke erwachte. Die östlichste Stadt Dänemarks, gut 1.000 Einwohner und ein Touristenmagnet. Die Fischräucherei, die Glasbläserei, die Bonbonfabrik, das vielfach prämierte Svaneke Bryghus mit seinen Craft Bieren, der kleine Hafen, die malerischen Häuser rund um die knallrote Kirche sowie zahlreiche andere Boutiquen lockten die Besucher. Da blieb der von dem durch sein Opernhaus in Sydney weltberühmten Architekten Jørn Utzon gezeichnete Wasserturm am Nordrand von ihnen fast unbeachtet.

    Die Geschäfte stellten gerade ihre Hinweistafeln vor die Tür, die Restaurants wiesen schon mal auf das Mittagsangebot hin. Bei Brugsen marschierten die Menschen mit ihren Lebensmitteleinkäufen rein und raus. Die ersten Touristen wanderten den Kirchhügel hinauf.

    Christian parkte seinen Wagen am Hafen. An dem Geländer ein kleines Stück weiter standen drei ältere Männer, sie unterhielten sich intensiv, hielten Kaffeebecher in der Hand, rauchten und blickten mit viel Kennerschaft in den Hafen. Christian ging auf sie zu. Er stellte sich vor und zeigte das Bild von Andresen: „Kennt ihr den? Die Männer schauten prüfend auf sein Handy. „Das ist Hans aus Listed, Hans Andresen. Was ist mit dem?, fragte einer.

    „Wo arbeitet der?", wich Christian aus.

    „Bei ihm, Kofoed", antwortete einer der Männer und zeigte auf ein Fischerboot. Vor dem standen zwei Kühlwagen. Kisten mit Flundern wurden vom Schiff getragen, gewogen und verschwanden im Kühlraum.

    Christian ging hinüber und stellte sich vor: „Ich bin Christian Dam von der Polizei in Rønne. Kann ich dich mal wegen Andresen sprechen?"

    Der Fischer schaute ihn an: „Der ist heute nicht zur Arbeit gekommen."

    „Ich weiß, deswegen will ich dich ja sprechen."

    „Aha. Ja, da musst du warten, bis alles verladen ist, dann komme ich zu dir." Man sah, wie es in besagtem Kofoed ratterte. Was die Polizei wohl von ihm wollte? Christian dachte, der wird wohl nicht mit Jan verwandt sein. Auf Bornholm hieß gefühlt jeder zweite Kofoed.

    Er ging zur Imbissbude am Südrand des Hafens und holte sich einen Kaffee. Als die letzte Tür der Kühlwagen geschlossen war, stieg auch Fischer Kofoed aus seinem Boot und kam auf Christian zu.

    „Andersen also, was ist mit ihm? Er ist heute nicht zur Arbeit gekommen."

    „Ja, das wird er auch in Zukunft nicht. Er ist tot. Christian hatte sich für die weniger mitfühlende Vorgehensweise entschieden. „Man hat ihn heute früh auf dem Wanderweg von Svaneke nach Listed gefunden. „Wie das? Fischer Kofoeds Augen hatten sich weit geöffnet. Eine Mischung aus Neugier und Entsetzen sprach aus ihnen. „Ist er gestürzt? Oder wurde er umgebracht?

    „Dazu kann ich nichts sagen. Wir ermitteln das gerade, log Christian. „Seit wann arbeitet er für dich? Fischer Kofoed dachte kurz nach: „Frühjahr 2019. Ja, genau."

    „Wie kam es dazu?"

    „Ich war mit meiner Frau den Samstag nach Malmö gefahren, am Wochenende bin ich nicht auf See. Als wir abends mit der Fähre zurückgekommen sind, habe ich an der Tankstelle unten am Hafen noch getankt. Er hat da an der Kasse gejobbt und fragte, ob ich gerade mit der Fähre gekommen sei. Wie man so beim Bezahlen kurz redet. Ich sagte, ja, als Fischer hätte ich dazu in der Woche keine Zeit. Da erzählte er mir, dass er früher auch als Fischer unterwegs war. In Esbjerg. „Und da hast du ihn gleich engagiert?

    „Nein, so schnell ging das nicht. Aber mein Vater, von dem ich das Boot übernommen habe, hatte mir ein paar Tage vorher mitgeteilt, dass er nicht

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