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Ich war erst Fünf: Traumatherapie trifft auf Märchen
Ich war erst Fünf: Traumatherapie trifft auf Märchen
Ich war erst Fünf: Traumatherapie trifft auf Märchen
eBook146 Seiten5 Stunden

Ich war erst Fünf: Traumatherapie trifft auf Märchen

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Über dieses E-Book

Die folgsame Hexe Funktionella lässt ihr kleines Zaubermarmeladenlädchen hinter sich, um ihre geliebte, unauffindbare Fledermaus zu suchen. Sie hat die sichere Vermutung, dass ihre böse Großmutter Perfekta und eine dunkle Tat hinter dem Verschwinden steckt.

Auf ihrer Suche wird Funktionella immer wieder mit eigenen, furchtbaren Kindheitserinnerungen konfrontiert. Sie hofft, ihre Fledermaus noch früh genug zu finden, um ihr selbige Erfahrung von Missbrauch durch die böse Großmutter ersparen zu können.

Auf ihrem Weg gelangt Funktionella schließlich mit Hilfe ihrer selbstsicheren Tochter Schillerella, in die Trauma-Schule Schloss Geistreich, um dort ihr verkümmertes Kleines Ich (ihr Inneres Kind) wieder zum Wachsen zu bringen. Dort angekommen trifft Funktionella auf unterschiedlichste Mitschüler, die das gleiche Schicksal von Kindesmisshandlung durchlebt haben wie sie.

Während die mutige Tochter Schillerella parallel zum Schulaufenthalt ihrer Mutter die Rettung der vermissten Familienfledermaus übernimmt, erhält der Leser nicht nur Details aus dem Verlauf einer Traumatherapie, sondern bekommt auch einen Einblick in die Seele betroffener Kinder.

Trotz des intensiven Themas und einiger aussagekräftiger Textpassagen, wurde versucht, das Buch mit einem lachenden Auge zu schreiben, um Betroffene zu motivieren, sich professionelle Hilfe zu holen, damit später ein positiver Blick in die Zukunft ermöglicht werden kann. Durch einzelne Erklär-Passagen sollen auch Bezugspersonen und Außenstehende informiert und für diese Thematik sensibilisiert werden.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Sept. 2023
ISBN9783757842246
Ich war erst Fünf: Traumatherapie trifft auf Märchen
Autor

Melanie Feyli

Melanie Feyli, geboren in einer Kleinstadt in Niedersachsen, lebt in einem verschlafenen 400-Seelendorf im Grünen. Ihr Leben war maßgeblich geprägt durch das Arbeiten in einer Regionalbank, bis ein Schicksalsschlag ihr Tun abrupt beendete. Daraus resultierende, plötzlich auftretende, schwarze Kindheitserinnerungen und den anschließenden Verlauf einer langjährigen Traumatherapie, verarbeitet sie in diesem Märchen, was jedoch definitiv keines ist.

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    Buchvorschau

    Ich war erst Fünf - Melanie Feyli

    * Für mein „Inneres Kind" *

    „Beim Tanzen gibt es keine Fehler nur Variationen"

    Flavio Alborino

    (Tanzschulbesitzer, Salsalehrer, Künstler aus Freiburg)

    ***

    „Der Tanz ist das stärkste Ausdrucksmittel der Seele"

    Thomas Niederreuther, 1909 – 1990,

    (deutscher Kaufmann, Maler und Schriftsteller)

    Die folgsame Hexe Funktionella lässt ihr kleines Zaubermarmeladenlädchen hinter sich, um ihre geliebte, unauffindbare Fledermaus zu suchen. Sie hat die sichere Vermutung, dass ihre böse Großmutter Perfekta und eine dunkle Tat hinter dem Verschwinden steckt.

    Auf ihrer Suche wird Funktionella immer wieder mit eigenen, furchtbaren Kindheitserinnerungen konfrontiert. Sie hofft, ihre Fledermaus noch früh genug zu finden, um ihr selbige Erfahrung von Missbrauch durch die böse Großmutter ersparen zu können.

    Auf ihrem Weg gelangt Funktionella schließlich mit Hilfe ihrer selbstsicheren Tochter Schillerella, in die Trauma-Schule „Schloss Geistreich, um dort ihr verkümmertes „Kleines Ich (ihr „Inneres Kind") wieder zum Wachsen zu bringen. Dort angekommen trifft Funktionella auf unterschiedlichste Mitschüler, die das gleiche Schicksal von Kindesmisshandlung durchlebt haben wie sie.

    Während die mutige Tochter Schillerella parallel zum Schulaufenthalt ihrer Mutter die Rettung der vermissten Familienfledermaus übernimmt, erhält der Leser nicht nur Details aus dem Verlauf einer Traumatherapie, sondern bekommt auch einen Einblick in die Seele betroffener Kinder.

    Trotz des intensiven Themas und einiger aussagekräftiger Textpassagen, wurde versucht, das Buch mit einem lachenden Auge zu schreiben, um Betroffene zu motivieren, sich professionelle Hilfe zu holen, damit später ein positiver Blick in die Zukunft ermöglicht werden kann. Durch einzelne Erklär-Passagen sollen auch Bezugspersonen und Außenstehende informiert und für diese Thematik sensibilisiert werden.

    Prolog

    Ich bin nicht mehr, wie ich war, aber ich werde mich wieder finden (irgendwo musste ich schließlich sein :-)). Derzeit sieht mich meine Umgebung nicht mehr so wie ich damals war, weil ich häufig „in mir bin". Ich habe nämlich genug Dinge mit mir selbst zu klären.

    Oft würde ich gern mal wieder zum Hexentanzplatz gehen, doch ich habe Sorge, dass ich der Schrittfolge von männlichen Magiern nicht mehr folgen kann. Das ist hexenärgerlich, denn ich hätte schon Lust auf eine Rumba (nicht falsch verstehen, denn ich tanze gern). Wenn Hexer bei der Choreo beginnen zu führen, verliere ich die Kontrolle und verfalle in ein Verhalten, als sollte ein Gespenst das erste Mal durch eine massive Wand schweben. Ich verlasse einfach die Geisterstunde und werde unsichtbar.

    Mein Hexeneinmaleins hat sich geändert, sodass ich jetzt anders rechne, aber aus meiner heutigen Sicht, besser als zuvor. Also Ihr Kinderseelentöter, rechnet ab jetzt mit mir, denn die Zeit, Kindern solch` furchtbare Dinge anzutun, muss beendet werden. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen. Wir gemeinsam können die Stille laut werden lassen und dieses Mal im positiven Sinne. Also seid mutig, ergreift Initiative und schaut nicht mehr weg.

    Einen Zauberspruch gegen sexuellen Missbrauch an Kindern konnte Funktionella, die Hauptfigur dieses Buches, leider nicht finden, denn diesen gibt es nicht. Solche Kinder, denen diese Not widerfahren ist, müssen besser geschützt sowie unterstützt werden. Das ist die Aufgabe von uns Erwachsenen. Denkt einmal darüber nach!

    Glossar

    Achtsamkeit:

    Die bewusste Konzentration auf einen Moment, ohne diesen zu bewerten.

    Anspannung:

    Die psychische Anspannung ist die erhöhte Aktivität des Nervensystems -> Stress.

    Amygdala:

    Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems unseres Gehirnes. Hier werden auf uns eintreffende, emotionale Äußerungen (Sinnesreize), gemeinsam mit dem Hippocampus geprüft und bestenfalls verarbeitet. Im Mandelkern der Amygdala ist vor allem die Entstehung von Angstgefühlen verankert. In Notfällen kann Amygdala unter anderem in unserem Körper einem lebensrettenden Fluchtreflex auslösen.

    Bauch. Unser zweites Gehirn:

    Die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn findet über die Darm-Hirn-Achse statt. Information über unser Wohlbefinden, Sättigung usw. werden von hier aus weitergeleitet.

    Bauchgefühl:

    Intuition, nicht vom Verstand geleitete Einschätzung.

    Beschämung:

    Das Gefühl der Bloßstellung, Verlegenheit, Scheu.

    Depersonalisierung:

    Depersonalisierung bedeutet, das eigene Erleben seines Körpers innerhalb einer Dissoziation von außen zu betrachten und dabei abgeschnitten von den eigenen Gefühlen zu sein.

    Dissoziation:

    Schutzfunktion des Körpers. Bei allzu großer Angst hat unser Körper die Fähigkeit, die Wahrnehmung von unserem Bewusstsein abzuspalten.

    Fantasie-, Traumreise:

    Von einem Vorleser gesprochene „Tagträume" oder auch Geschichten. Sie können durch den Textinhalt, musikalischer Untermalung sowie Betonung, für den Zuhörer bestenfalls zur Beruhigung und Spannungslösung dienen.

    Flashback:

    Durch einen Schlüsselreiz, plötzlich auftretende, realitätsnahe Erinnerungen eines früheren Ereignisses.

    Gedankenkreise:

    Unter Gedankenkreisen versteht man immer fortwährende Gedanken, die sich nur um ein und dasselbe Thema/Problem drehen, ohne hierzu jemals eine Lösung zu finden.

    Glaubenssätze:

    Glaubenssätze sind „Lebensregeln" oder Meinungen, die Kinder von ihren Bezugspersonen unbewusst übernommen haben. Die heutigen Erwachsenen haben diese alten Werte so verinnerlicht, dass sie sie nur schlecht ablegen können und nicht selten immer noch nach ihnen leben und für gut und richtig befinden.

    Großhirnrinde:

    In der Großhirnrinde werden Signale der Sinnesorgane in gezielte Eindrücke umgewandelt.

    Hippocampus:

    Schnittstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis im Mittelhirn. Er ist bei der Verarbeitung von sowohl Gedächtnisprozessen als auch bei der räumlichen Orientierung beteiligt.

    Innerer Helfer:

    Eigens erstellte Fantasiefiguren, in denen man Zuflucht finden oder Trost und Kraft schöpfen kann. In unserer Fantasie können sie uns beraten, was sie in einer Entscheidungssituation an unserer Stelle tun würden. Wir versetzten uns bei dem Vorgang gedanklich in eine andere Person, Wesen, Ebene und betrachten die Dinge somit aus einer anderen Perspektive (über den Tellerrand hinaus).

    Inneres Kind:

    Aus Sichtweise der Psychologie geht man davon aus, dass seelische Erfahrungen der Kindheit die Verhaltensweise für das spätere Erwachsenenalter prägen.

    Innerer sicherer Ort:

    Mental erstellter Ort in der Fantasie, indem man sich zurückziehen, entspannen und ein sicheres Gefühl genießen kann und darf.

    Limbisches System:

    Das limbische System liegt zwischen dem Zwischenhirn und den beiden Großhirnhemisphären. Das Affekt- und Triebverhalten gegenüber der Umwelt wird in dieser Region reguliert.

    Mittelhirn:

    Im Mittelhirn findet u.a. die Steuerung der Bewegung sowie das Öffnen und Schließen der Augenmuskeln statt.

    Mut:

    Die Fähigkeit, Angst zu überwinden. Die Überwindung, sich zu einer Handlung zu entscheiden, die gegebenenfalls negativ ausgehen könnte.

    Narzisstische Persönlichkeitsstörung:

    Personen mit diesem Störungsbild zeigen nach außen ein weit überzogenes Selbstwertgefühl. Sie besitzen wenig Einfühlungsvermögen und verspüren das ständige Verlangen nach Bewunderung.

    Nein (ist ein vollständiger Satz):

    „Nein bedeutet das Gegenteil von „Ja. Mit der richtigen Betonung ist es verständlich genug und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Jede von uns ungewollte Zustimmung ist ein „Nein" zu uns selbst.

    Nummer gegen Kummer:

    11611, Kostenfreie Telefonberatung für Kinder und Eltern.

    Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS):

    Folge eines traumatischen Erlebnisses, welches erst zeitlich versetzt zu einer starken, seelischen Belastung führt. Um im Alltagsleben wieder Fuß fassen zu können, benötigen Betroffene zum größten Teil eine intensive psychologische Langzeitbegleitung.

    Scham:

    Das Gefühl uns in moralischer Sicht eine Blöße gegeben zu haben.

    Scheinkontrolle:

    Man nimmt an, über eine gewisse Verhaltensweise (trägt immer grüne Schuhe beim Fußball) eine etwaige Kontrolle über eine kommende Situation zu besitzen-> Sieg. Verändert man die Verhaltensweise, so die Denkweise, (trägt heute rote Schuhe), so ändere sich auch der Ausgang einer Situation->Niederlage.

    Selbstliebe:

    Die uneingeschränkte Liebe zu sich selbst mit allen Schwächen und Stärken.

    Schuld:

    Man trägt die emotionale Verantwortung für eine zurückliegende Handlung.

    Selbstwert:

    Das eigene Wertempfinden für sich selbst, dass sich sowohl aus unserem Inneren bildet als auch durch Rückmeldung Dritter oder aber durch Interaktion mit Dritten in uns selbst empfunden wird.

    Skill:

    Fertigkeiten, Handwerkzeuge, um mit unseren Belastungen besser umgehen oder von diesen ablenken zu können. (z.B. Sport treiben, Bücher lesen…).

    Stammhirn:

    Im Stammhirn werden die Körperfunktionen wie Atmung, Blutdruck sowie Reflexe gesteuert.

    Täterentmachtung:

    Gedankliche Konfrontation des Opfers mit seinem Täter. Ziel hierbei ist es, seinen Peiniger zu stellen bzw. ihm die Macht gegenüber der damalig betroffenen Person zu entziehen.

    Thalamus:

    Teil des Zwischenhirns. Hier befindet sich die Sammelstelle für die Sinneneindrücke auf ihrem Weg zur Großhirnrinde.

    Transaktionsanalyse:

    In der Transaktionsanalyse (Transaktion hier: Informationsaustausch zwischen zwei Menschen) werden die verschiedenen Persönlichkeitszustände beider Gesprächspartner psychologisch analysiert. Diese wiederum sind in drei ICH-Zustände unterteilt. Menschen können stimmungsabhängig innerhalb dieser Zustände, im Rahmen einer Unterhaltung, hin- und her wechseln.

    Eltern-Ich: Eigene innere Stimme, die aufgrund von Prägungen der Bezugspersonen aus Kindheitstagen resultiert.

    Erwachsenen-Ich: Eigene, logische Erfahrungen bilden die Reaktion auf den Gesprächspartner.

    Kind-Ich: Das Verfallen in kindliches Verhalten, das eventuell im Kindesalter unterdrückt wurde und sich nun auch im Alter in Albernheit oder Bockigkeit „unangemessen" zeigt.

    Der situationsbedingte ICH-Zustand entscheidet den Ausgang eines Gespräches.

    Trauma:

    Langanhaltende psychische Not, ausgelöst durch ein zurückliegendes prägnantes Negativereignis wie z.B. Krieg, Naturkatastrophen oder Gewalt.

    Trigger:

    Reizauslöser, die bestimmte Verhaltensweisen, basiert auf Erinnerungen, in uns auslösen.

    Vier Phasen der Angst:

    Unsere Vorstellung (1) /Fantasien/Hineinsteigerung. Die Angst (2) an sich. Erste körperliche Anzeichen wie Schweiß und erhöhter Herzschlag, Lähmung (3) und oder Beschleunigung des Gefühls, der Situation ausgesetzt zu sein. „Richtiges" Denken ist nicht mehr möglich, Bewegung blockiert. Erinnerungen (4) aus der Vergangenheit können auftreten, hochgradige Angst.

    Zugangskanäle von Skills:

    Zugangskanäle von Skills wirken sowohl über die Gedanken, Sinne, den Körper als auch über unsere Handlungen.

    Zwischenhirn:

    Hier werden die überlebenswichtigen Funktionen des Menschen wie Atmung, Stoffwechsel, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Körpertemperatur, das Sexualverhalten sowie der Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert

    Erläuterungen „Das etwas andere Inhaltsverzeichnis":

    Dissoziation

    Flashback

    Glaubenssätze

    „Nein" ist ein vollständiger Satz

    Das innere Kind

    Notrufnummern

    Gedankenkreise

    Skills

    Zugangskanäle von Skills

    Fantasiereise, Traumreise, Imaginationsübung

    Trigger

    Trauma

    PTBS-Posttraumatische Belastungsstörung

    Der innere sichere Ort

    Der innere Helfer

    Transaktionsanalyse / Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich, Kinder-Ich

    Was ist Mut?

    Bauchgefühl

    Scheinkontrolle

    Selbstwert

    Täterentmachtung

    Das Empfinden von Schuld und Scham

    Beschämung und Scham

    Redensart „Geh dahin, wo der Pfeffer wächst"

    Selbstliebe

    Kastagnetten (Herkunft und Symbolik)

    Achtsamkeit

    Skills Spannungskurve

    Anspannungskurve der Angst

    Frühwarnzeichen der Angst

    Die vier Phasen der Angst

    Depersonalisierung

    Narzisstische Persönlichkeitsstörung

    Prüfung von eintretenden Sinnesreizen in unserem Gehirn (Vergleichsbeispiel)

    Skizze „Reaktionen des gesunden Gehirns auf einen eintretenden Sinn"

    Zusammenfassung „Rückblick und Ausblick"

    Bedeutung des Tanzes „Paso Doble"

    Skizze „Reaktion des Traumagehirns auf einen eintretenden Sinn

    Halloween

    Walpurgisnacht/Hexensabbat

    Schädling Fransenflügler/Thripse

    Das Zirpen von Grillen

    In Funktionellas Heimatort

    Funktionella rührte mit einer Holzkelle in dem für sie viel zu großen Kessel Glücksglitzerhokuspokusmarmelade. Das war ihre absolute Spezialität. Ihr müsst wissen, dass diese Komposition in ihrem schrulligen kleinen Hexenladen als DER RENNER gehandelt wurde. Hexen und Hexer oder auch die, die es noch werden wollten, machten sich von weit her auf die Besen, um von dem Glück in Gläsern ein wenig bekommen zu können. Man möge denken, dass das in diesen Kreisen leicht herbeizuzaubern sei, aber das war ein Irrglaube. Gerade den Glückszauber heraufzubeschwören war besonders schwer und zauberintensiv, denn dieser bildete sich erst dann, wenn man eine geheime Zutat in den Kessel hinzugab, von der nur Funktionella Kenntnis hatte, dachte sie. Das kleine Häuschen, in dem sie lebte, war ultimativ windschief. In mühevollem Zauber hatte sie so einige Stürme über das Dach ziehen lassen, um diesen Charme zu erreichen, den sie so sehr an ihrer Hütte liebte. Die Aufgabe unserer Hexe war es, nachts Marmelade zu zaubern, währenddessen sie tagsüber die Ware in der angrenzenden Scheune verkaufte. Zeitgleich gab sie Kurse in „Das Weben aus Spinnenfäden" für angehende Junghexen. Die Beschäftigung von Tümpi, ihrer kleinen plüschigen, leicht fülligen, Fledermaus war hierbei, die dafür benötigte Spinnenzucht zu betreuen. Hier hatten die Hege und Pflege der Tiere oberste Priorität. Nur eine zufriedene Spinne konnte schließlich Fäden bester Qualität hervorbringen. Tümpi und Funktionella bildeten ein Dreamteam. Sie gingen gemeinsam durch Pech und Schwefel, grünen Glibber und Zahlensalat. Gegen Zahlen, müsst Ihr wissen, hatten beide mittlerweile eine starke Allergie ausgebildet. Zahlen seien einfach zu genau, um sie gut finden zu können.

    Funktionella war eine kleine Hexe im durchaus besten Alter von ziemlich genau 949,7 Jahren. In dem winzigen Ort, in dem sie lebte, war sie bei den weiblichen Hexen nicht besonders gut angesehen, da sie durch ihren äußerst buckligen Gang, was im Übrigen in der Zauberwelt als ziemlich attraktiv galt, keinen guten Ruf hatte. Dazu kam noch, dass sie eine quirlige Tochter mit einem äußerst schrägen Charakter allein erzog, ohne dass dabei ein Hexer seinen Zauberspruch dazu gegeben hatte. Was aber ihren Ruf dann absolut zum Scheitern brachte, war, dass sie zum Übel aller mit dem Verkauf ihrer Glücksmarmelade einen so großen Erfolg erzielte, sodass sie sich den Luxus leisten konnte, ihr Häuschen mehr und mehr schrulliger gestalten zu können und im letzten Jahr ihren Flugbesen sogar gegen einen elektrischen, fliegenden Wischmopp hatte tauschen können. Alles hatte wahrlich seine Ordnung, nur eines störte unsere Hexe enorm. Der mehr und mehr wachsende Stapel an Steinperlen, der sich unter der Feuerstelle inmitten ihrer Hütte mehrte und mehrte. Die nutzlosen kleinen Perlen erhielt Funktionella bereits seit ihrem 100. Lebensjahr. Das müsste auf „menschisch einem etwaigen Alter von ca. fünf Jahren entsprechen. Hatte sie aus Sicht ihrer Hexenverwandtschaft ihre täglichen Arbeiten brav zur Zufriedenheit ausgeführt, sammelte sich zur Belohnung Funktionellas eine weitere, für sie nutzlose Steinperle auf dem ohnehin schon überhöhten Haufen. Machte unsere kleine Hexe jedoch Fehler, so blieb zwar eine Perle aus, sie musste den Tag allerdings zur Strafe ohne ihre geliebte Tümpi verbringen und das war für Funktionella ein nur schwer auszuhaltender Zustand. Sie hasste die Perlen daher so sehr, dass irgendetwas passieren musste, beschloss sie schließlich. So konnte es nicht weitergehen. Sie nahm daher all` ihren Mut zusammen und zauberte den ungeliebten Steinhaufen zwischen hexische Blumenerde, verschenkte ihn als Baumaterial an die hiesigen Heimwerkermärkte, verkochte einen Anteil heimlich unter ihre Marmelade oder verschickte mehrere Säcke davon in das „Land, wo der Pfeffer wächst.

    „Fast geschafft, dachte sie, denn nur noch ein kläglicher Rest sammelte sich unter der Feuerstelle. Wenn täglich nur eine Perle dazu kam, dachte sie, konnte sie die Menge gut und gerne unter die Marmelade mischen und verkochen. Allein bei dem Gedanken, den großen Haufen somit nahezu komplett entsorgt zu haben, stieg ein wohliges Gefühl in ihr auf. „Sowas musste wohl so ähnlich wie Glück sein, schmunzelte die Hexe und mit einem spanischen, schwungvollen Hexentanz auf ihrem alten Reisigbesen begleitete sie alsbald auch die letzte Steinperle geschickt zur Tür hinaus.

    Der Leser muss wissen: Funktionella selbst konnte kein Glück empfinden; nicht einmal durch künstlich verhextes Zaubermarmeladenglück. Sie war zwar in der Lage herzlich zu lachen, dafür blieb ihr selbst der Zauber vom Glücklichsein verborgen.

    „Oh – meine Marmelade. Die hätte ich beinahe vergessen, gluckste Funktionella gedankenversunken in sich hinein. „Nun aber flugs an den Zauber gemacht.

    „Glitzer, Blitzer, ei der Daus,

    Glitzerzauber komm` heraus."

    Nichts – kein Glitzer, kein Glimmer. Funktionella kratzte sich mit einer Stricknadel am Kopf und steckte diese zurück in ihren Haardutt. „Lass` mich noch einmal sehen, es schimmert noch zu wenig, sagte die kleine, bucklige Hexe, sich an ihrem Damenbart zupfend. Die Küchenuhr aus beweglichen Küchenschaben zeigte mittlerweile „Kurz vor viel zu spät. „Ach du lieber Hexenkessel. So ein Mist, fasste sich Funktionella an die Stirn, denn sie hätte ihren kleinen Scheunenladen schon längst öffnen müssen. „Sicher standen die Kunden schon in Zweierreihen, dachte sie, aber so war es gar nicht. In der Zauberwelt war man einfach nie pünktlich, nur Funktionella selbst. Sie war ständig zu früh. Sie schlüpfte also schnell in ihre Filzpantoffeln und huschte in ihr Lädchen. Dort angekommen, fiel ihr erster Blick, wie immer, auf ihre geliebt, gefüllte Regalwand. Sofort nahm die kleine Hexe eine gesunde Gesichtsfarbe an, was im Land der Magie kein gutes Zeichen war. „Das hältst du doch nicht unter dem Hexenumhang aus. Ihre kleine plüschige Fledermaus Tümpel hingegen, saß tiefenentspannt, verklebt und rülpsend auf dem Fußboden. Sie hatte fast den gesamten Vorrat Glücksmasse weggenascht. Verschmitzt grinsend saß das Fledermaushaustier wie ein sattes Hexenkind auf dem Boden und freute sich des Lebens. Es schien nicht nur von dem Zauberzucker, sondern auch von dem übergroßen Glücksgefühl wie berauscht zu sein. „Tüüüüüüüüüüümpeeeeeeeeel! Bist du denn von allen bösen Hexen besessen? Wie soll ich denn so schnell Nachschub zaubern? Du wirst dir den Magen verderben. Das war fast unser gesamter Bestand. Sie nannte ihre Fledermaus mit vollständigem Namen. Das konnte nichts Gutes bedeuten, wusste Tümpi und leckte weiter ihre verklebten Flügel, denn im Moment war es ihr „flitzpiepenschnuppe. Wütend stampfte Funktionella auf. „Schietwetter und Grottenolme nochmal. Was machen wir denn jetzt? Sie machte kehrt und lief zurück in ihr windschiefes Haus. In den Kessel schauend, war Funktionella beruhigt, zumindest die schon „vorgehexte Marmelade vorzufinden. „Mit einigen wenigen meiner Hexensprüche musste sich doch endlich dieser Glitzer bilden, dachte sie. Nichts tat sich jedoch. Funktionella versuchte es abermals und abermals. Die Suppe sah mehr und mehr aus wie Haferschleim vom Vortag, den Funktionella noch gut von ihrer ungeliebten Hexenoma kannte. „Noch mal", dachte sie und schwang erneut ihren kleinen, leicht verschmierten Zeigefinger in die Luft und sprach den Zauberspruch, jedoch tat sich nichts.

    „Hexenspruch und ei der Daus.

    Glitzerglimmer komm` heraus."

    Alsbald fing das Gebräu an zu brodeln und färbte sich schwarz. Ein Nebel bildete eine graue Wolke über dem Kessel und ihre Großmutter Perfekta erschien darin.

    Ein schräges Frauenlachen ertönte und ein Hexenlied erklang, dass Funktionella aus Kinderzeiten sofort erkannte. Ihr Zauberkleid legte sich angsterfüllt an ihren kleinen Hexenkörper und Funktionella hatte das Gefühl, schnell ihre Hütte verlassen zu müssen, doch ihre Zauberkraft konnte ihrem Wunsch nicht folgen. Die Situation war beklemmend und unangenehm für sie. Ganz genau wie damals, als sie noch ein kleines Hexchen war.

    Zwei Zaubertöpfe bewegten sich vom Regal und schlugen aneinander, was so viel bedeutete wie „Kundschaft, Kundschaft. „Oh – ich komme, antwortete Funktionella noch etwas von der realitätsnahen Erinnerung benommen. Sie befand sich gedanklich nun wieder im Jetzt und Hier, in ihrer kleinen, vertrauten Hexenhütte am Rande des schützenden Waldes. „Komme schon, ertönte ihre Stimme erneut und schwungvoll bog sie mit ihrem „Besen für jede Gelegenheit aus der Türe heraus in ihr gut riechendes Scheunenlädchen.

    „Hexe Valiumella. Was kann ich für dich tun?, und mit einem hexischen „alles gut Lächeln wurden die einkaufenden Gäste wie stets durch unsere Hexe begrüßt. „Ach, Funktionella. Ich hätte gern zwei große Gläser der Glückshokuspokusmarmelade. Einmal in Geschmacksrichtung Krähenfuß und einmal Knöterich bitte. „Sehr gern, Valiumella, entgegnete Funktionella und war froh, dass ihre Fledermaus noch einige wenige Exemplare dieser Sorten von ihrer großen Naschaktion verschont gelassen hatte. „Sehr gern, wiederholte Funktionella abermals. Die beiden Hexen verabschiedeten sich daraufhin, in gewohnter Weise, so wie sie es Woche um Woche taten. Schaute man schlussendlich abends auf den Tag zurück, konnte man sagen, dass auch heute wieder allerlei magische Kunden im wahrsten Sinne „glücklich gemacht wurden. Es gab diverse Verkäufe, einige Bestellungen und allerlei Anmeldungen zu den neuen Spinnenwebkursen für kleine Hexen.

    Magisch kaputt fühlte sich Funktionella als die Abendsonne bereits durch das Scheunenfenster schien. Die kleinen Spinnen krabbelten aus der Webkammer und schmiegten sich um Funktionellas Beine, als wollten sie mit ihr reden. „Na, Ihr Kleinen? Was macht Ihr denn hier, Ihr Schlingel? Hex, hex. Zurück mit euch in euer Zimmer, stupste sie eine besonders dicke Spinne der Krabbelfamilie auf den Rücken und lächelte ihr nach. Traurig zog die dicke Spinne ab und sah zu Boden. Unbeirrt jedoch hexte Funktionella den Boden rein, lüftete die gewebten Spinnengardinen, rückte die restlichen Marmeladengläser auf den Regalbrettern gerade und fütterte schlussendlich auch ihre Spinnentiere. „Endlich Hexenabend für heute, dachte Funktionella, während sie ihr Scheunenlädchen gerade zuzaubern wollte, als sie plötzlich ein starker Gedankenblitz traf, der sie erschaudern ließ. „Moment einmal. Sonst füttert doch Tümpi, Tümpi, Tümpiiiiiii, Tüüüüüüümpiiiiiiii? Schlagartig hatte sich ihre Gesichtsfarbe verändert und sie wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Keine schmatzende Fledermaus kam ihr entgegen, kein leicht muffiger Geruch durchzog ihr Geschäft und überhaupt hatte sie schon lange nicht mehr fledermausisch geküsst. Wie das geht, werde ich später erklären, denn jetzt wäre das wohl ein völlig falscher Zeitpunkt dafür. Fast panisch durchsuchte Funktionella ihr Zuhause, durchkämmte das anliegende Wäldchen und fragte benachbarte Hexen, jedoch von Tümpi keine Spur. „Sicher hat sich meine Fledermaus den Magen verdorben und liegt irgendwo hilflos und braucht mich. Wie konnte das nur passieren? Warum ist es mir nicht eher aufgefallen?, fragte sich Funktionella, wo Tümpel und sie gegenseitig doch so ein absolutes Gespür füreinander hatten. Bis zur Erschöpfung suchte Funktionella die ganze Nacht nach ihrer Fledermaus und schlief schließlich zwischen den Spinnen ein, um sich von ihnen trösten zu lassen. Sie konnte nur hoffen, dass Tümpi sich nach diesem Futtergelage, wie so häufig, in einer ihrer Verstecke vergraben hatte, um ihrem dicken Bäuchlein ein wenig Ruhe zu gönnen. Und dieses konnte gut und gerne zwei bis drei Nächte dauern.

    Am anderen Morgen ging Funktionella aufrechter als sonst, so schlecht ging es ihr mittlerweile. Ihr Teint war rosig. Für eine Hexe ihres Alters wirkte sie zunehmend jünger und jünger. Das war im Land der Magie der absolut optische Verfall, aber Funktionella war es egal. Kraftlos stand sie vor ihren diversen Hexentiegeln und begann erneut Glitzermus zu zaubern.

    „Glitzer, Blitzer ei der Daus – Glitzerglück, komm

    schnell heraus".

    Die Zaubermarmelade funkelte alsbald in den schönsten Farben und zumindest das ließ Funktionella kurzfristig durchatmen. Mühevoll verpackte sie den süßen Aufstrich wie gewohnt in herzlich verzauberte Gläser und verstaute das „Glück in Gläsern" auf die dafür hergerichteten Regalbretter. Natürlich erschien unsere kleine Hexe auch an diesem Morgen pünktlich in der Scheune, allerdings allein aus dem Grunde, um die Möglichkeit zu nutzen, ihre magische Kundschaft, um weitere Informationen über Tümpis Verschwinden zu befragen. Hierbei hoffte sie auf neue Zauberspruchtheorien und Mithilfe ihrer teilweise weit gereisten Gäste.

    Man riet ihr, sich in tiefen Hexengedanken zu üben, sich dem Kartenlegen zu verschwören oder auch einer neuer Kräuterhexengruppe anzuschließen. Bis zum Abend hatten sich aber leider keine weiteren Erkenntnisse ergeben. Funktionellas Sorge um Tümpi wuchs und wuchs. Ihr Herz trocknete zunehmend ein und fühlte sich so schwer an, dass sie dachte, ihre Beine könnten sie nicht mehr tragen. Die kleine Hexe suchte die gesamte Nacht und braute sich in der schlaflosen Zeit zumindest einen „Ich habe fünf Stunden geschlafen-Espresso".

    Am kommenden Morgen war sie gerade emsig damit beschäftigt, ihre Spinnenzucht zu versorgen, als ein erneut übelriechender, grauer Nebel den Raum verdunkelte. Schemenhaft erhellten sich darin die ungeliebten Gesichter ihrer Hexenverwandtschaft sowie tanzende Noten mit einer ihr bekannten, immer wiederkehrenden Melodie ihrer Kindheit. Oh weh, eine schlimme Erinnerung vergangener Zeit wollte Funktionella in den Bann ziehen. Nebenan wurde zeitgleich ein ungehaltenes Stimmengewirr in ihrem kleinen Lädchen laut. Das morsche Holz des Verkaufsraumes bog sich von den schiefen Tönen.

    „Ja, da brennt doch der Glimmer im Hexenkessel an. Was ist da denn los? Fast dankbar, dieser unangenehmen Situation des Nebels und der Musik entfliehen zu können, schwang Funktionella sich flugs auf ihren „Besen für jede Gelegenheit und flog in ihre Verkaufsscheune. Eine Woge der Ungehaltenheit schlug ihr dort entgegen. Ein sehr großer Hexer ergriff zuerst das Wort. „Hexe Funktionella, seit Jahren fliege ich von weit her, um von deiner Glücksmarmelade zu kosten. Nun zeigt sie keinerlei Wirkung mehr. Sie schafft es nicht mehr, mich glücklich zu machen. Zaubere mir sofort das Glück herbei. Das Leben ist nur noch grau und ungerecht. Ich möchte sofort meine Hexentaler zurück. Mit verschränkten Armen und einer beeindruckenden Kopfbewegung machte sich der verärgerte Hexer seiner Wut Luft. „Zeigt keine Wirkung?, funkte eine andere alte Hexe dazwischen „Betrügen will uns das junge Ding. Sie will uns alten Magiern die Taler aus der Tasche ziehen. Nichts weiter will sie! Gib uns sofort die richtige Glücksmarmelade raus, damit ich meinen Hexenschuss endlich wieder deutlicher spüren kann, so wie früher! Zu einer echten Hexe gehört schließlich ein ordentlicher Hexenschuss; das weiß schon der winzigste Hexenschüler." Funktionella trat einen Schritt zurück. Sie musste zunächst zur Besinnung kommen. Was wollten ihr die Kunden damit sagen? Was hielten Sie ihr vor? Ihre Marmelade war wie immer. Verhext wurden darin saubere Zungenbrechersprüche, gepaart mit einer ihrer Steinperlen und weiter nichts. Das Ganze dann mühevoll gerührt und aufgekocht, bis der Glitzerzauber schließlich entstand. Für diese Mischung hatte Funktionella jahrelang immer wieder geübt und geübt, bis ihr das Resultat gut genug erschien, um es schließlich verkaufen zu können. Sie dachte nach. Oder sollte ihre Kundschaft eventuell recht haben? War es denn überhaupt möglich, wahres Glück herbeizaubern?

    Funktionellas öffentliches Ansehen bekam einen Knacks. Und tatsächlich, schon kurz darauf schlossen sich auch die Nachbarschaftshexen den Kritikern an. So laut, bis diese auch die Hexerschaft der Stadt anzog. Es war schon erstaunlich, wie schnell Funktionellas lang erkämpfter Hexenzauber seine Magie verlor und sie mehr und mehr als hässliche, kleine und vor allem dumme Hexe betitelt wurde. Mit völlig aufrechter Statur und einer jugendlichen Frische, die jede Hexe des Landes zum Erschaudern brachte, ging sie an diesem Abend zu Bett, um den Tag noch einmal gedanklich durch ihre Hexenglieder fahren zu lassen. Sie fühlte sich elender als jene halb zerdrückte Küchenschabe, die sie erst neulich auf dem Fußboden ihrer windschiefen Hütte hatte, liegen sehen.

    Als schließlich der Morgen graute, stand sie kraftlos aus Sorge um Tümpi auf, schürte das Kaminfeuer und öffnete ihre Webkammer. Schon in wenigen Minuten erwartete sie kleine Hexenkinder zum frühhexischen Weben. Sie dekorierte die Tische wie gewohnt mit bunten Gummispinnen zum Naschen und rückte ihre Webstühle in Position. Ihre Gedanken waren dennoch nur bei Tümpi und ihre Stimmung hatte einfach den Tiefpunkt erreicht. Noch vertieft in alle „Wo bist du Zaubersprüche, bemerkte Funktionella schließlich, dass die Zeit ihrer Lehrstunde bereits verstrichen war, als sie sich auf ihren Unterricht zurückbesann. Sämtliche Leckereien lagen noch unberührt auf den Tischen. Das gesamte Webgarn war gut sortiert an Ort und Stelle und keiner der Sitzplätze bot ein fröhliches Durcheinander, wie es ihr aus vergangenen Webstunden bekannt war. Lediglich eine frisch gesponnene Girlande neuer Spinnfäden mit dem Text „Halt dich von unseren Kindern fern. Niemand sieht dich hier noch gern, hing von den Balken ihrer Scheunendecke. Tränen bahnten sich ihren Weg in die Hexenaugen. Kleine grüne, funkelnde Wutblasen feuerten aus Funktionellas Ohren und ihre schweren Hexenstiefel begannen alsbald einen blitzenden Tanz, den selbst das Fegefeuer noch nicht gesehen hatte. Funktionella ließ Revue passieren. All die Jahre hatte die etwas zu klein geratene Hexe ihre Tage und Nächte für das Glück anderer und somit auch ihre besten Jahre gegeben. Gerade die Kinder lagen ihr am Herzen und bis dato schätzten das auch deren Eltern so. Wie oft hatte sie mit den Kleinen hexischen Unsinn getrieben und ihnen ihre Traurigkeit genommen? Gelang ihren Schützlingen etwas nicht gleich, so wurde der Webstuhl immer und immer wieder in die richtige Position gebracht. Die gesamte Hexerschaft bestätigten Funktionella immer wieder in ihrem Tun. Genauso verhielt sich auch die Kundschaft ihres kleinen Scheunenlädchens. Es war für alle stets eine Grundvoraussetzung auch an Hexenfeiertagen eine Extraportion „Funktionella-Glück von ihr herbeigehext zu bekommen. Auch wenn Funktionella selbst oft müde und erschöpft war, so war es ihr dennoch immer wieder eine Bestätigung und Freude, den Wünschen der Kunden gerecht werden zu können. Ihre Arbeit war ihr stets wichtig und somit ihre windschiefe Scheune für die Hexenwelt durchgehend geöffnet, auch feiertags versteht sich. „Moment mal, dachte sich unsere Hexe „was habe ich da gerade gedacht? Für alle Belange geöffnet? Nur für ein Bedürfnis wohlweislich nicht, und das war offensichtlich meines". Genau im

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