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Tod in Moustiers: Commissaire Papperins elfter Fall
Tod in Moustiers: Commissaire Papperins elfter Fall
Tod in Moustiers: Commissaire Papperins elfter Fall
eBook419 Seiten5 Stunden

Tod in Moustiers: Commissaire Papperins elfter Fall

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Über dieses E-Book

Es könnte alles so schön sein, in dem malerischen Städtchen Moustiers-Sainte-Marie. Doch der für seine Fayencen berühmte Ort wird von dem erbitterten Konkurrenzkampf zweier Fayencemanufakturen erschüttert. Als die Leiche des Geschäftsführers eines der beiden Ateliers gefunden wird, eskaliert der Streit. Die Inhaber der beiden verfeindeten Unternehmen sind überzeugt: es war Mord. Sie beschuldigen sich gegenseitig, diese heimtückische Tat begangen zu haben. Die gendarmerie nationale geht von einem Suizid aus und möchte den Fall schnellstmöglich ad acta legen.
Commissaire Papperin, den eine Freundin gebeten hat, sich dieses Falles anzunehmen, glaubt nicht an einen Selbstmord. Er muss an zwei Fronten kämpfen – einmal gegen den Leiter des örtlichen Gendarmeriekommandos, der sich dagegen wehrt, dass die verhasste police nationale sich in seine Zuständigkeit drängt und zum anderen gegen den skrupellosen Mörder, der ihm immer einen Schritt voraus zu sein scheint.
SpracheDeutsch
Herausgeberambiente krimis
Erscheinungsdatum1. Juni 2023
ISBN9783945503355
Tod in Moustiers: Commissaire Papperins elfter Fall
Autor

Hold Ignaz

Ignaz Hold ist ein Pseudonym. Der Autor, ein reiselustiger Wissenschaftler, hat seit über einem Vierteljahrhundert in der Provence eine zweite Heimat gefunden und kennt diesen Fleck Europas wie seine Westentasche. Er erholt sich, wann immer sein Beruf es ihm erlaubt, vom Stress des Alltags in seinem Haus in der Haute Provence. Dorthin, in die ländliche Idylle eines provenzalischen Dorfes, zieht er sich zurück, um zu schreiben. Neben nüchternen Fachbüchern entstehen dort seine Provencekrimis, in denen er den ganzen provenzalischen Mikrokosmos mit all seinen Problemen, Charakteren, landschaftlichen und kulinarischen Reizen einfängt und in spannende Krimis einfließen lässt.

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    Buchvorschau

    Tod in Moustiers - Hold Ignaz

    IGNAZ HOLD

    TOD IN MOUSTIERS

    Commissaire Papperins elfter Fall

    Buch

    Es könnte alles so schön sein in dem malerischen Städtchen Moustiers-Sainte-Marie. Doch der für seine Fayencen berühmte Ort wird vom erbitterten Konkurrenzkampf zweier Fayencemanufakturen erschüttert. Als die Leiche des Geschäftsführers eines der beiden Ateliers gefunden wird, eskaliert der Streit. Die Inhaber der beiden verfeindeten Unternehmen sind überzeugt: Es war Mord. Sie beschuldigen sich gegenseitig, diese heimtückische Tat begangen zu haben. Die gendarmerie nationale geht von einem Suizid aus und möchte den Fall schnellstmöglich ad acta legen.

    Commissaire Papperin, den seine Freundin gebeten hat, sich dieses Falles anzunehmen, glaubt nicht an einen Selbstmord. Er muss an zwei Fronten kämpfen: Einmal gegen den Leiter des örtlichen Gendarmeriekommandos, der sich dagegen wehrt, dass die verhasste police nationale sich in seine Zuständigkeit drängt, und zum anderen gegen den skrupellosen Mörder, der ihm immer einen Schritt voraus zu sein scheint.

    Autor

    Ignaz Hold ist ein Pseudonym. Der Autor, ein reiselustiger Wissenschaftler, hat seit über einem Vierteljahrhundert in der Provence eine zweite Heimat gefunden und kennt diesen Fleck Europas wie seine Westentasche. Er erholt sich, wann immer sein Beruf es ihm erlaubt, vom Stress des Alltags in seinem Haus in der Haute Provence. Dorthin, in die ländliche Idylle eines provenzalischen Dorfes, zieht er sich zurück, um zu schreiben. Neben nüchternen Fachbüchern entstehen dort seine Provencekrimis, in denen er den ganzen provenzalischen Mikrokosmos mit all seinen Problemen, Charakteren, landschaftlichen und kulinarischen Reizen einfängt und in spannende Krimis einfließen lässt.

    Ignaz Hold

    TOD IN MOUSTIERS

    Commissaire Papperins elfter Fall

    ambiente-krimis

    Personen und Handlungen in diesem Roman sind frei erfunden und orientieren sich nicht an lebenden oder toten Vorbildern oder an tatsächlichen Geschehnissen. Etwaige Ähnlichkeiten sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

    ambiente-krimis,

    Michael Heinhold

    Am Feilnbacher Bahnhof 10

    83043 Bad Aibling

    Erste Auflage 2023

    Copyright © 2023 by Ignaz Hold

    Alle Rechte vorbehalten

    E-Book-Konvertierung: CPI books GmbH, Leck

    Umschlagfoto: Michael Heinhold

    ISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-945503-35-5

    ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-945503-34-8

    „À Moustiers, tout est singulier …"

    Marcel de Provence et Simone Garnier,

    La légende de la chaîne de Moustiers, 1961

    Karte

    Commissaire Papperins Provence

    Vor längerer Zeit

    Abendliche Dämmerung breitete sich über den Bergen der Haute Provence aus. Die Sonne war längst hinter den Höhenrücken verschwunden. Es herrschte friedvolle Ruhe. Plötzlich zerriss ein lauter Knall die abendliche Stille.

    Volltreffer, Jean-André!"

    Jacques schlug seinem Freund anerkennend auf die Schulter. Gut hundert Meter vor den beiden strauchelte ein riesiges Wildschwein, kippte zu Boden, raffte sich jedoch wieder auf und verschwand taumelnd im Gebüsch.

    „Nein! Schau doch, er läuft weg."

    „Er kommt nicht weit. Dein Schuss war gut. Los, wir folgen ihm."

    Die beiden Freunde mussten nicht lange suchen. Unter einer knorrigen, verkrüppelten Eiche lag der Eber. Schwer atmend schaute er die beiden Jäger an, versuchte aufzustehen, brach aber wieder zusammen.

    „Fangschuss!, sagte Jacques. „Ich hab‘ meine Pistole nicht mit. Hast du deine?

    Jean-André nickte, nestelte seine alte Manurhin aus dem Rucksack und zielte.

    „Ich kann es nicht", gestand er. Es war etwas völlig anderes, aus großer Entfernung auf das Wild zu schießen oder direkt vor ihm zu stehen und ihm in die brechenden Augen zu blicken.

    „Mach du es! Ich hole inzwischen den Pickup."

    Er gab seinem Freund den Revolver und wandte sich ab. Er wollte und konnte nicht mit ansehen, wie Jacques dem Eber den Fangschuss verpasste.

    Er war schon einige Dutzend Meter durch die kniehohe Macchie gestapft, als ihn der Knall des Schusses einholte.

    Vor einem halben Jahr

    Adéline Lautier umarmte ihre Freundin.

    Salut Jeannine! Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über deinen Besuch freue. Wie lange ist es her, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben?"

    „Ach sehr lange. Der Beruf, meine Beförderung und mein Umzug nach Toulon. Ich hatte einfach keine Zeit. Das letzte Mal, als ich hier war, hat dein Vater noch gelebt."

    „Ja, vorletztes Jahr ist er gestorben. Das war sehr, sehr traurig. Aber jetzt zu dir! Wie geht es dir? Wie ist dein neuer Job als commissaire de police in Toulon? Und wie ist dein Verhältnis zu deinem Chef? Äh, nein! Der ist jetzt ja nicht mehr dein Chef. Seid ihr jetzt …?"

    Sie warf Jeannine einen fragenden Blick zu. Nach kurzem Zögern erwiderte diese:

    „Nein, zurzeit ist es … etwas schwierig."

    Insgeheim dachte sie aber: Ich liebe ihn noch immer. Aber er ist so anders, seit dem Anschlag auf ihn im Sommer.

    „Aber wart ihr nicht…?"

    „Lass uns von was anderem reden, wehrte Jeannine die Neugierde ihrer Freundin ab. Ich bin gekommen, weil ich etwas von dir möchte.

    „Ich weiß. Du hast am Telefon gesagt, du bräuchtest etwas von meinem Atelier. Was genau ist es?"

    „Du wirst dich nicht daran erinnern. Vor fünfundzwanzig Jahren haben meine Eltern geheiratet".

    „Hattest du mir nicht mal geschrieben, dass sie sich getrennt haben?"

    „Das stimmt. Aber seit einem Jahr sind sie wieder zusammen."

    „Oh, dann müssten sie ja heuer ihre silberne Hochzeit feiern. Aber … Du bist doch schon dreißig, oder sogar noch etwas älter?"

    „Ich war damals sieben. Meine maman hat mich in die Ehe mitgebracht."

    „Verstehe. Und jetzt haben sie Silberhochzeit."

    „Oui, les noces d’argent", bestätigte Jeannine. „Sie hatten damals nur eine kurze Hochzeitsreise gemacht. Hierher in die Fayencestadt Moustiers-Sainte-Marie. Mich hatten sie mitgenommen. Damals haben sie deinen Vater und sein Atelier kennengelernt und sich von ihm ein Geschirrservice töpfern lassen. Tiefe und flache Teller, Schüsseln, eine Socière und eine große Terrine. Alles aus feinster Keramik, handbemalt mit dem typischen Moustiersdekor. Auf den Unterseiten standen die Namen und das Hochzeitsdatum meiner Eltern unter der Glasur."

    „Ja, seit damals sind wir befreundet. Aber an das Service kann ich mich nicht mehr erinnern. Was ist damit?"

    La grande soupière, die große Terrine mit dem Deckel, die hat maman letztes Jahr fallen lassen und sie ist in tausend Scherben zersplittert. Meine Eltern waren sehr traurig. Die würde ich ihnen gerne zur silbernen Hochzeit wieder schenken. Falls Du sie nochmal nachmachen kannst. Ich habe ein Foto dabei."

    „Welch hübsche Idee! Das sollte kein Problem sein. Papa hat von allen seinen größeren Aufträgen die Musterzeichnungen aufgehoben. Ich finde deine Terrine mit Sicherheit in seinen Unterlagen. Bis wann brauchst du sie?"

    „Im kommenden Februar ist der Hochzeitstag. Also rechtzeitig vorher."

    Pas de problème! Jetzt haben wir Spätsommer. Darf ich das Foto sehen? Jeannine gab ihr das Bild, das Adéline lange betrachtete. Dann meinte sie: „Eine sehr altmodische Form. Die vielen Ecken, Ausbuchtungen und der verschlungene Griff am Deckel. Soll ich nicht lieber etwas Moderneres machen?

    Mais non! Sie soll wieder genauso werden. Das hat meinen Eltern damals sehr gefallen."

    „Okay, dann mache ich das so. Aber jetzt sollten wir auf unser Wiedersehen anstoßen. Du hast sicher viel zu erzählen – von deinem neuen Job und deinem alten Chef. Was hältst du von einem apéro auf meiner Veranda im Abendsonnenschein? Un kir? Kir-pêche oder kir-cassis, was magst du lieber?" Jeannine entschied sich für den Wein mit Pfirsichlikör.

    Nachdem sie auf der kleinen, von Bougainvilleen umrankten Terrasse Platz genommen und sich zugeprostet hatten, entwickelte sich eine angeregte Unterhaltung. Jeannine erfuhr von Adélines Sorgen um das Atelier. Seit dem Tod ihres Vaters seien viele alte Kunden abgesprungen und mit ihren relativ teuren, in Handarbeit gefertigten Produkten sei es nicht einfach, neue Kunden in größerer Zahl zu finden. Außerdem machten ihr und den anderen alteingesessenen Ateliers die Billigprodukte schwer zu schaffen, die in großen Mengen aus China importiert würden.

    „Unsere alten Muster sind zwar gesetzlich geschützt und dürfen nicht nachgemacht werden. Aber die Chinesen umgehen den Rechtsschutz, indem sie die Dekors leicht abwandeln oder neue Fantasiemuster erfinden, die sie auf ihre Billigwaren applizieren. Aber das ist Ramsch, Fabrikware, die in Massenproduktion hergestellt wird. Wir mit unseren Manufakturen können da preislich nicht mithalten."

    „Und wie wehrt ihr euch dagegen?"

    „Eigentlich können wir nichts machen. Wenn wir uns auf das Billig-Preisniveau einlassen würden, dann könnten wir bald zumachen. Unsere Herstellungskosten sind einfach zu hoch."

    „Das sieht hoffnungslos aus. Du tust mir leid. Wie stellst du dir vor, geht es weiter?"

    „Es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Kunden beginnen langsam zu merken, dass das nicht die ursprüngliche Fayence ist, die sie kaufen, und wenden sich wieder unseren Manufakturprodukten zu. Nicht die Touristen, die sind mit der Chinaware zufrieden. Aber die Besserverdienenden in den größeren Städten wollen die echte Moustiersfayence. Und so bekommen wir wieder vereinzelte Anfragen von den Nobelgeschäften dort. Aber, wie gesagt, das ist nur ein Hoffnungsschimmer, aber noch lange kein Durchbruch."

    Sie hob ihr Glas und prostete Jeannine zu.

    „Aber lass uns von etwas Schönerem reden. Ich zeige dir mein Atelier, die Töpferei, den Brennofen, die Malstube und den Ausstellungsraum und stelle dir meine Mitarbeiter vor."

    „Oh ja, das interessiert mich sehr. Aber noch eine Frage: Wie teuer wird sie werden – die Terrine?"

    „Du bist doch meine Freundin! Mach dir da keine Sorgen. Was anderes: Du bleibst doch zum dîner hier? Mein … sie zögerte etwas. „… Freund ist zu wenig, Mann, Lebensgefährte … Paul … kocht heute. Etwas Provenzalisches hat er gesagt. Er kann toll kochen. Einverstanden?

    Jeannine nickte.

    „Dann kannst du auch hier übernachten und musst nicht bei Dunkelheit den weiten Weg nach Toulon zurückfahren. Mein Gästezimmer ist bereit."

    Jeannine überlegte eine Weile. Einerseits musste sie morgen wieder in ihrem Kommissariat sein. Spätestens um neun Uhr. Gut zwei Stunden würde sie für die etwa 130 km brauchen. Wenn sie jetzt zum Abendessen hierblieb – und das konnte sie ihrer Freundin wohl nicht abschlagen –, dann würde es sehr spät werden. Und mit Sicherheit gab es zu dem sicher hervorragenden Menü einen ebenso ausgezeichneten Wein, auf den sie eigentlich auch nicht verzichten wollte. Dass sie in angeheitertem Zustand Auto fuhr, wie ihr Freund und früherer Chef Jean-Luc bei seinem letzten Fall, kam für sie nicht in Frage. Noch dazu die lange Nachtfahrt auf den teils engen Bergstraßen! Also entweder musste sie auf den Wein zum dîner verzichten, oder sie übernachtete hier bei ihrer Freundin. Dann sollte sie aber am nächsten Tag relativ früh starten – spätestens um halb sieben.

    „Also, wenn es dir wirklich nicht zu viel Mühe macht, dann würde ich dein Angebot gerne annehmen. Ich muss dann allerdings morgen sehr früh losfahren – spätestens um halb sieben."

    Génial! Bei mir fängt der Tag sowieso um sechs Uhr früh an. Dann können wir noch zusammen frühstücken. Ich freue mich, und Paul wird sich auch freuen."

    Ein halbes Jahr später – Ende Februar

    Die Konferenz im Präsidium des conseil régional der südfranzösischen Verwaltungsregion PACA – Provence-Alpes-Côte d’Azur – hatte doch länger gedauert als commissaire Jean-Luc Papperin gedacht und befürchtet hatte. Er hasste diese aus seiner Sicht völlig nutzlosen Pflichttermine, die den teilnehmenden Politikern und Verwaltungsbeamten vor allem zur Selbstdarstellung und Selbstbeweihräucherung dienten. Die dringend nötige Erarbeitung von Reformkonzepten hatte dagegen nur eine untergeordnete Rolle eingenommen. Die meisten drängenden Probleme waren vertagt und auf die lange Bank geschoben worden. Diese Konferenzen waren für alle höheren Beamten der Region PACA Pflichttermine. Trotzdem war Papperin den beiden letzten Konferenzen ferngeblieben. Er hatte damals seinen Stellvertreter hingeschickt. Deswegen hatte er das Treffen dieses Mal nicht erneut schwänzen können.

    Frustriert von den Zeit und Nerven raubenden, endlosen Diskussionen mit den Bürokraten der Regionalverwaltung und ermüdet von der langen Autofahrt war er zuhause in Cabanosque angekommen. Obwohl der Abend noch relativ kühl war – der Frühling hatte den Winter noch nicht so richtig verdrängt –, setzte sich Papperin mit einem Glas Rotwein auf die Steinbank im Innenhof der alten Ölmühle. Durch die noch laublosen Äste der Platane beobachtete er die Wolken. Angeleuchtet von der bereits hinter den Hügeln versunkenen Sonne schwebten sie rosarot am sich langsam verdunkelnden Himmel.

    Er genoss die Ruhe, die nur von den leisen Abendgeräuschen der Natur durchbrochen wurde – dem sanften Rauschen des Windes, dem gelegentlichen Ruf eines Vogels, dem Quaken der Kröten unten am Bach.

    Bald war der Stress des Tages vergessen. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf. Er dachte an den vergangenen Winter, an die Olivenernte im Dezember, als sie mit klammen Fingern in der Eiseskälte die Oliven von den Zweigen gestreift hatten. Er hatte sehr viel mitgearbeitet damals, weil seine Mutter Odile nicht genügend Pflücker hatte engagieren können. Die Coronapandemie hatte das Arbeiterangebot auch in diesem Berufssektor stark reduziert – wie überall in der Wirtschaft. Trotzdem hatten sie eine zufriedenstellende Ernte eingebracht, so dass das Familienunternehmen Ancien Moulin à Huile F. Papperin, das von der Familie Papperin seit Generationen betrieben und jetzt von seiner Mutter Odile fortgeführt wurde, halbwegs gut durch die coronabedingte Wirtschaftskrise gekommen war.

    Er dachte an seinen letzten Fall und die harmonische Zusammenarbeit mit Jeannine, seiner liebsten Kollegin, früheren Mitarbeiterin, Freundin und Geliebten, die damals gerade zur Kommissarin in Toulon befördert worden war. Wie es ihnen gelungen war, die heimtückischen, unter dem Deckmantel der Coronapandemie begangenen Morde aufzuklären. Immer noch war er betroffen und schuldbewusst, dass er dabei Jeannine in Todesgefahr gebracht hatte.

    Mit Wehmut erinnerte er sich an die Wochen seiner Rekonvaleszenz, die er in dem Luxus-Reha-Hotel in Hyères verbracht hatte, um seine Schussverletzungen ausheilen zu lassen. Es war nicht nur der medizinische Erfolg, der sich dank der Kompetenz der Ärztinnen und Ärzte, der fürsorglichen Pflege und nicht zuletzt durch das luxuriöse Ambiente überraschend schnell eingestellt hatte und der ihn seine Reha in so guter Erinnerung blieben ließ. Vor allem, dass Jeannine sich freigenommen hatte, um eine ganze Woche dort bei ihm zu bleiben, verlieh dieser Zeit einen besonderen Glanz.

    Seit damals hatten sie sich nur ganz selten gesehen. Die zunehmende Kriminalität an den Küsten der Côte d’Azur und im provenzalischen Hinterland hatte ihn voll in Anspruch genommen und keine Zeit für Privates gelassen. Erst jetzt auf der Konferenz hatte er Jeannine wieder getroffen. Für ihn war es der einzige Lichtblick auf diesem sonst so öden und nervigen Meeting gewesen. Doch irgendwie war das Band der Harmonie, des stillschweigenden einander Verstehens zerrissen, das sie damals umfangen hatte.

    Warum nur war ihr Verhalten plötzlich so zurückhaltend geworden, so distanziert, fast frostig? Direkt gemieden hatte sie ihn auf der Konferenz. Hatte er etwas falsch gemacht, fragte er sich. Sollte ihn das Attentat und die plötzliche Todesnähe verändert haben? War er missmutig, menschenscheu geworden? Es stimmte schon, er hatte ihre Beziehung vernachlässigt, sie lange Zeit nicht mehr angerufen, geschweige denn getroffen. Früher, als sie noch brigadière in der Mordkommission von Aix-en-Provence war mit ihm, Papperin, als Chef, da hatten sie sich täglich gesehen, zusammen über Ermittlungsakten gebrütet, waren zu gemeinsamen Einsätzen gefahren. Dieser Zusammenhalt war jetzt zerrissen, seit sie Kommissarin in Toulon war, gute achtzig Kilometer von Aix entfernt. Aber lag es wirklich an dieser lächerlich kleinen Entfernung, fragte er sich selbstkritisch.

    „Wir müssen uns aussprechen, murmelte er vor sich hin. „So darf es nicht weitergehen.

    Er nahm sich vor, Jeannine anzurufen. Gleich morgen früh wollte er das tun. Heute wollte er den Tag in aller Ruhe auf der Bank im Hof seiner Ölmühle ausklingen lassen – einfach in die Luft schauen, ein bisschen in der Zeitung schmökern und dabei den wunderbaren Roten vom Weingut Château Sainte Roseline genießen. Ungetrübt von telefonischem Beziehungsstress.

    Papperin trank einen Schluck, setzte das Glas wieder auf dem Steintisch ab und zog La Provence aus seiner Jackentasche. Den ganzen Tag über hatte er keine Minute Zeit gefunden, auch nur einen kurzen Blick in die Zeitung zu werfen. Jetzt endlich war Ruhe eingekehrt. Er schlug sie auf und vertiefte sich in die lokale Berichterstattung. Zwischendurch nahm er immer wieder einen Schluck von dem wunderbar tanninhaltigen und trotzdem samtweichen Rotwein.

    Er stutzte, als er die fette Überschrift auf Seite drei sah:

    Geheimnisvoller Mord vor einem Marseiller Bordell

    Commissaire Mahut ermittelt gegen die Chinesen-Mafia

    „Sieh an, mein Kollege Mahut in Marseille. Hat er schon wieder einen Mord im Rotlichtmilieu am Hals", murmelte Papperin. Bei einem seiner letzten Fälle, hatte er mit commissaire Mahut kurze Zeit zusammengearbeitet. Eigentlich sollte er es seinem Kommissarkollegen schon nachtragen, wie dieser es elegant geschafft hatte, sich um alles zu drücken und die ganze Arbeit auf Papperin abzuwälzen. Ein Lebenskünstler, dachte Papperin. Aber insgeheim bewunderte er ihn auch dafür. Manchmal täte auch ihm solch eine lässige Dienstauffassung gut, die alle beruflichen Probleme und Sorgen von seinem privaten Leben fernhielt.

    Weniger aus Interesse an diesem Verbrechen, eher schon aus Mitgefühl mit Raymond Mahut, dem Chef der Mordkommission des für die Marseiller quartiers nord zuständigen Dezernats der police judiciaire fing er an, den Artikel zu lesen

    „In der Nacht von Freitag auf Samstag gegen drei Uhr früh wurde Yve Ribesse, ein polizeibekannter Ganove, vor einem Bordell im 14. Arrondissement auf offener Straße erschossen. Der die Untersuchung leitende Kommissar Raymond Mahut sagte unserer Zeitung, er gehe von einem geplanten und von einem professionellen Killer ausgeführten Mord aus. Es sei amtsbekannt, dass der Ermordete im Hafenbezirk eine wichtige Rolle gespielt habe. Nach Hinweisen, die den Strafverfolgungsbehörden vorliegen, gehörte er einer mafiaähnlichen, kriminellen Organisation an, die sich in einem erbitterten Machtkampf mit zwei konkurrierenden Banden um die Vorherrschaft auf dem südfranzösischen Drogenmarkt befindet.

    Nähere Auskunft zu den Details des Verbrechens werde er bei der morgen stattfindenden Pressekonferenz geben, betonte der Kommissar auf die Nachfrage unseres Reporters. Commissaire Mahut vermutet jedoch, dass die Tat von der in Marseille tätigen sogenannten Chinesen-Mafia verübt wurde. Denn die verwendete Munition weise auf eine Pistole des Typs Norinco QSW hin, ein chinesisches Fabrikat, das überwiegend in China Verwendung findet."

    „Da hat mein Kollege Mahut einen haarigen Fall am Hals. Mit den Chinesen ist nicht zu spaßen", dachte Papperin, froh darüber, dass dieser Mord nicht in seinem Zuständigkeitsbereich stattgefunden hatte. Er legte die Zeitung beiseite, nahm einen Schluck von seinem Rotwein und blickte durch die blattlosen Äste der Platane in den inzwischen nachtschwarzen Himmel. Er trank einen weiteren Schluck, stellte das Weinglas auf den Steintisch zurück, schloss die Augen und lauschte auf die sanften Geräusche der provenzalischen Nacht.

    Vielleicht sollte er Jeannine doch gleich anrufen? Oder war es schon zu spät? Er ließ das Display seines Smartphones aufleuchten. Einundzwanzig Uhr zweiunddreißig stand dort. Nein, um diese Zeit schlief sie mit Sicherheit noch nicht. Also scrollte er in der Telefonliste zu ihrer Nummer und drückte auf den grünen Button. Es läutete mehrmals, bis sie das Gespräch annahm.

    „Nett, dass du auch mal anrufst, meldete sie sich. „Dir scheint ja nichts mehr an mir zu liegen.

    „Jeannine, das stimmt doch nicht. Du bist es doch, die mich in der letzten Zeit meidet. Heute, auf dem Kongress, da bist du mir direkt aus dem Weg gegangen. Was ist los, Jeannine? Magst du mich nicht mehr?"

    „Also, jetzt verdrehst du die Dinge. Du bist es doch, der mich abweist. Du weißt doch genau, letzthin in Hyères, als du in der REHA warst. Da bin ich zu dir gekommen, habe mir extra Urlaub genommen, um bei dir zu sein. Aber du warst so mit dir beschäftigt, dass du mich gar nicht zur Kenntnis genommen hast."

    „Aber das war doch so schön und harmonisch."

    „Das hast nur du so empfunden. Eigentlich wollte ich … Ich hatte gehofft, dass du …"

    Leises Wimmern klang aus Papperins Handy.

    „Warum weinst du?"

    „Nach all dem Grauen, das ich durchgemacht hatte. Ich allein auf der Yacht, mit den beiden Verbrechern. Und du…"

    „Aber Jeannine!"

    „Du bist eben ein Egoist und denkst nur an dich. Ich bin dir nichts wert. Das habe ich in Hyères gemerkt."

    „Aber ich liebe dich doch!"

    „Ja dann, wenn du eine Frau zum Schlafen brauchst. Auf diese Liebe kann ich verzichten."

    „Spinnst du jetzt? Wenn es mir nur um das Schlafen mit einer Frau ginge, da gäbe es genug Möglichkeiten. Aber ich…"

    „Bordelle oder Straßennutten meinst du? Dann geh doch zu denen!"

    „Jeannine, du verstehst mich nicht! Ich will …"

    „Du willst, du willst! Es geht dir immer nur um dich."

    „Jeannine, aber das stimmt doch gar nicht!"

    „Ach, hau ab! Ich will dich nicht mehr sehen."

    Abrupt war das Gespräch unterbrochen. Fassungslos schaute Papperin auf sein Handy. Sollte er sofort zurückrufen? Nein! Er hatte schließlich auch seinen Stolz. Es war doch sie, die im Unrecht war.

    Frustriert und innerlich erschüttert steckte er sein Handy ein, nahm die Weinflasche und sein Glas und ging ins Haus.

    Dienstag, siebter März

    Im kleinen Büro des Atélier Lautier in Moustiers-Sainte-Marie brütete Adéline Lautier über den Dateien, die sie von ihrem Steuerberater per E-Mail geschickt bekommen hatte.

    „Es will und will nicht aufwärts gehen", seufzte sie beim Anblick der Umsatzstatistik. Fast alle Artikel, die das Atélier Lautier fertigte, wiesen einen deutlichen Abwärtstrend auf. Nur eine Produktlinie gab Anlass zur Hoffnung: Das neue service pour le dîner aus hellgrauem Ton, dessen Formen sie selbst designt und ausgeformt hatte und das mit dem feinen Dekor bemalt war, das ihr Urgroßvater vor mehr als hundert Jahren entworfen und das sie vor Kurzem im Archiv wiederentdeckt hatte. Das Dinnerservice stieß ganz offensichtlich auf das Interesse ihrer Kunden. Ob es die sehr eigenwillige, moderne Formgebung der Teller, Schalen und Terrinen war, die zu diesem starken Umsatzwachstum geführt hatte, oder die fein ziselierte, konservativ-altmodisch wirkende Bemalung mit Fantasiepflanzen und -tieren, konnte sie nicht sagen. Aber sie vermutete, dass es eher das sehr ansprechende Dekor nach dem Entwurf ihres Urgroßvaters war, das für den unerwarteten Verkaufserfolg verantwortlich zeichnete. Trotzdem: Insgesamt sah die wirtschaftliche Lage des Ateliers Laurier alles andere als gut aus.

    „Ich werde wohl einige Artikel und Produktlinien aus dem Sortiment nehmen müssen", überlegte sie und strich die mit den dicksten Minuszeichen versehenen Positionen mit einem roten Marker an.

    „Und dafür mehr mit meinen neuen Formen und den alten Mustern arbeiten", entschied sie.

    Mit Schwung wurde die Tür aufgerissen und prallte an das dahinterstehende Aktenregal.

    „Adéline, hast du das schon gesehen?"

    Ghyslaine Colpart war ins Büro gestürmt und knallte eine etwa weinflaschengroße Fayencevase auf Adélines Schreibtisch. Entrüstet und vor Aufregung außer Atem stammelte sie:

    C’est une cochonnerie! Eine Sauerei ist das! Du musst das verhindern!"

    Adéline Lautier blickte ihre Verkäuferin erschrocken an:

    „Was gibt es denn so Schlimmes, das dich derart erregt? Ist im Laden etwas passiert?"

    „Der Marrasse, dieses Schwein, klaut unser Erfolgsdekor. Schau es dir doch an, das Stück da! Das darf der doch gar nicht!"

    Jetzt wandte Adéline ihren Blick der vor ihr stehenden Vase zu. Sie hatte die typische Form, wie sie ihr Konkurrent Jacques Marrasse für seine Fayencen verwendete. Aber die Bemalung! Das gab es doch nicht! Eins zu eins waren das die Fantasiepflanzen und -tiere ihres Urgroßvaters. Auch die Farben waren identisch.

    „Wo hast du das her?", fragte sie ihre Verkäuferin.

    „Ein Kunde hat mich darauf aufmerksam gemacht."

    „Wie?"

    „Er hat gesagt, er habe in unserem Schaufester gesehen, dass wir auch diese Motive verwenden. Dann hat er mir diese Vase gezeigt. Er suche eine deutlich größere, aber mit derselben Bemalung. Ich habe ihn gefragt, woher er die Vase habe. Vom Atelier Marrasse hat er gesagt und mir die Rechnung gezeigt. Hundertzehn Euro! Mit unserem Design!"

    Adéline nahm die Vase, drehte sie langsam in ihrer Hand und betrachtete mit scharfem Blick jedes einzelne Bild. Dann schüttelte sie fassungslos den Kopf.

    „Das ist das Dekor unseres einzigen Erfolgsmodells. Das darf er nicht nachmachen. Nein, das geht wirklich nicht. Dieses Muster wurde in meinem Atelier entwickelt, von meinem Urgroßvater. Und Jacques Marrasse klaut uns das einfach, bemalt seine Produkte damit und verkauft sie, als wäre es seine Erfindung. Das kann er nicht machen. Noch dazu ohne uns zu fragen und um Erlaubnis zu bitten. Das ist Plagiat. Das ist verboten. Schließlich gibt es ein Urheberrecht in Frankreich."

    „Was machen wir jetzt? Was willst du dagegen unternehmen?", fragte Ghyslaine.

    „Ich gehe sofort zu Jacques und stell ihn zur Rede."

    Sie riss ihren Steppanorak vom Kleiderhaken, schlüpfte hastig hinein und hängte sich ihre Handtasche mit Schwung über die Schulter. Wütend verließ sie das Atelier.

    ***

    Adélines Atelier lag am südwestlichen Ortsausgang von Moustiers an der Avenue Frédéric Mistral. Bis zum Betrieb ihres Konkurrenten, der Faïencerie Jacques Marrasse, am anderen Ortsende hatte sie ein gutes Stück zu laufen. Erregt und innerlich aufgewühlt wie sie war, hatte sie keinen Blick für das malerische, mittelalterliche Dorf. Es galt als einer der schönsten Orte Frankreichs. Sie sah nicht die romanische Kirche mit ihrem in drei Etagen von schlanken Rundbogenfenstern durchbrochenen Turm. Auch dem golden blitzenden Stern an der Kette, die die Felsschlucht hinter dem Dorf überspannte, widmete sie keinen Blick. Sie überquerte die romanische Brücke über den ravin de notre dame, dessen wasserreiche Fluten das Dorf in einer tiefen Schlucht durchschnitten.

    Als sie am Posten der police municipale vorbeikam, stoppte sie. Sollte sie hineingehen und eine Anzeige erstatten? Sie zögerte kurz. Nein! Erst wollte sie Jacques die Leviten lesen. Also ging sie weiter und erreichte endlich Jacques Marrasses Verkaufsladen. Sofort fielen ihr die vielen Exponate im Schaufenster auf, die mit ihren Motiven bemalt waren. Eine Unverschämtheit!

    Melodisches Glockengeläute erklang, als sie die Türe zum Verkaufsraum aufstieß. Die wenigen Kunden im Raum blickten erstaunt auf, als sie die junge Verkäuferin anblaffte:

    „Wo ist Jacques?"

    Als die junge Frau nicht sofort antwortete, sondern sie nur verständnislos anstarrte, fauchte sie:

    „Na wer wohl? Dein Chef!"

    Ah … madame Lautier …bonjour", stammelt die Verkäuferin, als ihr bewusst wurde, wer diese Frau war, die so zornig in den Laden gestürmt war. Sie kannte Adéline Lautier eigentlich nur als freundlichen und umgänglichen Menschen. Ihr jetziges harsches Auftreten war völlig untypisch.

    Monsieur Marrasse arbeitet. In seinem Büro. Aber er hat gesagt, dass er nicht gestört werden darf."

    Mit einem gezischten „je m’en cogne – das ist mir scheißegal" durchquerte Adéline den Laden und riss die Tür mit der Aufschrift BUREAU auf.

    „Sag mal, was fällt dir ein, einfach unser Dekor nachzumachen? Das darfst du nicht!"

    Salut Adéline. Ich habe schon darauf gewartet, dass du kommst. Setzen wir uns doch. Un café? Ou de l’eau?"

    „Ich will keinen Kaffee und kein Wasser. Ich will wissen, was in dich gefahren ist, dass du unser dessin einfach klaust.

    „Aber das habe ich doch gar nicht. Das ist ein typisches Moustiersmuster. Das kann jeder verwenden."

    „Da bin ich anderer Meinung. Dieses dessin wurde von unserem Atelier entworfen. Deshalb steht es uns zu. Ausschließlich uns."

    „Jetzt setz dich erst mal! Dann reden wir in Ruhe."

    Widerwillig folgte sie ihm zu den Ledersesseln, die um einen niedrigen Glastisch standen. Monsieur Marrasse öffnete eine der Badoitflaschen, die auf dem Tisch standen und goss das sanft sprudelnde Wasser in zwei Gläser.

    „Wieso greifst du uns plötzlich an?", fragte Adéline mit ruhiger Stimme. Ihr war bewusst geworden, dass sie nur mit klarem Kopf und guten Argumenten bei Marrasse etwas würde erreichen können, aber nicht mit emotionalen Attacken oder Wutausbrüchen.

    „Mein Vater ist doch immer gut mit dir ausgekommen. Auch seit ich unser Atelier führe, hat doch alles immer bestens funktioniert. Wir sind Konkurrenten, aber wir haben uns nie bekämpft – so wie du das jetzt angefangen hast. Also lass das bitte künftig."

    Marrasse schaute sie wortlos an und trank einen Schluck aus seinem Wasserglas.

    „Das ist unser Dekor, fuhr Adéline fort. „Und das weißt du. Das hat mein Urgroßvater entworfen, damals um die Jahrhundertwende. Ich glaube 1901 war das.

    Auch Adéline trank jetzt von ihrem Mineralwasser.

    „Und du weißt, dass das unser größter Umsatzbringer ist. Du darfst das nicht kopieren. Das ist nicht fair!"

    Marrasse setzte sein Glas ab und blickte Adéline mit fast unmerklichem Kopfschütteln an.

    „Was heißt hier fair? Jean-André … dein Vater … ist tot." Er machte eine Pause und trank wieder einen Schluck Wasser.

    „Und du als Frau bist doch gar nicht in der Lage, seinen Betrieb weiter zu führen. Jeder weiß, dass es immer schlechter

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