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Gedanken zum Gedenken: Gedenk-, Aktions- und Feiertage
Gedanken zum Gedenken: Gedenk-, Aktions- und Feiertage
Gedanken zum Gedenken: Gedenk-, Aktions- und Feiertage
eBook573 Seiten6 Stunden

Gedanken zum Gedenken: Gedenk-, Aktions- und Feiertage

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Über dieses E-Book

Dieses Buch enthält eine Auswahl von Gedenktagen für jeden Tag im Jahr. Die Einträge sind persönlich ausgewählt und nicht gänzlich humorlos kommentiert. Ausgespart sind solche Tage, die nicht an einem festen Datum begangen werden. So ist für jeden Tag etwas dabei. Aber natürlich ist es auch erlaubt, in diesem Band wie in einem Tagebuch zu blättern und zu schmökern
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum13. Juni 2023
ISBN9783757855789
Gedanken zum Gedenken: Gedenk-, Aktions- und Feiertage
Autor

Ute-Marion Wilkesmann

Studierte Grafikdesign und Islamwissenschaften, Arbeit als Fachübersetzerin für Pharma und Medizin.

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    Buchvorschau

    Gedanken zum Gedenken - Ute-Marion Wilkesmann

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Januar

    Februar

    März

    April

    Mai

    Juni

    Jumi

    Juli

    August

    September

    Oktober

    November

    Dezember

    Meine Bücher bisher

    Vorwort

    Meine Quellen dafür, welche Gedenktage es gibt, sind:

    http://www.kleiner-kalender.de/rubrik/internationale-tage-der-vereinten-nationen.html

    https://www.philognosie.net/kunst-kultur/uebersicht-welttage-festtage-und-feiertage-liste

    https://www.unesco.de/presse/internationale-tage-und-jahre

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gedenk-_und_Aktionstagen

    Erst später habe ich eine Seite mit kuriosen Feiertagen entdeckt. Meine Regel: In Notfällen darf ich sie verwenden. Das heißt, nur wenn es nichts ‚Normales‘ gibt:

    https://www.kuriose-feiertage.de/kalender/

    Feiertage, die nicht auf ein festes Datum fallen, sondern z. B. auf den dritten Samstag im Monat usw., habe ich nicht berücksichtigt.

    Die Auswahl der Tage, wenn ich mehr hatte, als Platz war, ist einem halbsubjektiven Raster gefolgt. Das heißt, Tage, die ich blöde finde, habe ich unter den Tisch fallen lassen (plopp). Bin ich der Meinung, dass ein Tag ein moralisches Recht auf seinen Platz hat, habe ich ihn auf jeden Fall aufgenommen. Was natürlich auch eine völlig persönliche Entscheidung ist.

    Die intensive Arbeit mit dem Internet hat mir zwei Dinge deutlich vor Augen geführt: Man solle nie einer einzigen Quelle trauen. Es gibt nämlich Fälle, wo einfach die Daten für den entsprechenden Tag falsch angegeben werden. Oder aber es fehlt ein Hinweis, dass ein bestimmter Feiertag nicht an ein festes Datum gebunden ist. Auch die extrem subjektive Bewertung von Bedeutungen konnte ich feststellen. Sollte ich einmal geglaubt haben, in sachlichen Fragen biete Wikipedia große Kompetenz, habe ich diesen Glauben abgelegt. Deutlich zeigt sich, dass einzelne Gruppen sich nach vorne drängen: Gedenktage in Osttimor häufen sich. Oder obskure religiös-christliche Feiertage stehen in der Liste, die niemand kennt und niemand (sorry) braucht.

    Leider tauchen in Onlinetexten sehr viele Fehler auf. Bei Zitaten ist es üblich, Fehler durch ein [sic] zu kennzeichnen, damit die Leser erkennen, dass nicht der Zitierende schludrig war. Da bei den vielen Fehlern in Internettexten manche Zitate einfach mit ‚sic‘ überhäuft und somit schwer lesbar waren, habe ich mich entschlossen, Grammatik- und Rechtschreibfehler ohne entsprechende Anmerkung zu korrigieren. Ich schreibe keine wissenschaftliche Abhandlung. Trotzdem habe ich immer (nach bestem Wissen und Gewissen) auf meine Quellen verwiesen. Ich habe nicht jedes Mal hinzugesetzt, wann ich sie im Internet abgerufen habe. In der Regel war es 2023.

    Mir selbst hat dieses Buch eine Menge Erkenntnisse gebracht. Ich sah mich gezwungen, mich in Themen einzuarbeiten, auf die ich sonst nie gestoßen wäre. Auch bei Fakten, die mir bekannt waren, konnte ich Konkreteres erfahren. Wer Spaß daran hat, auch einmal in Dinge einzutauchen, die er sonst überliest, dem kann ich die Quellen empfehlen. Auch wenn es sicher lästig ist, sie abzutippen. Bei den Links hoffe ich, fehlerfrei gearbeitet zu haben, da ich sie kopiert, und nicht abgetippt habe.

    Überhaupt Fehler. Ich bemängele gern, dass moderne Druckwerke, Zeitungen und Internettexte voller Fehler sind. Dennoch können sie vorkommen. Trotz sorgfältigen Korrekturlesens kann es sein, dass in meinem Text welche stehen. Erfahrung zeigt: Mit Sicherheit werden in den Texten Dinge falsch geschrieben oder auch einmal Wörter wiederholt werden usw. Ich entschuldige mich bei meinen Lesern dafür. Der Grund ist nicht Schludrigkeit oder Gleichgültigkeit. Die kosten für ein professionelles Lektorat würden um ein Vielfaches höher sein, als ich als Einnahmen aus diesem Buch erwarten kann.

    Meinen Lesern wünsche ich viel Freude bei der Lektüre!

    Wuppertal, Juni 2023

    Ute-Marion Wilkesmann

    Januar

    1. Januar

    Es gibt heute ein paar Feiertage, aber ich werde sie nicht ausführlich berücksichtigen. Es ist der 1. Januar, da habe ich mit Kalender ab- und aufhängen, Konten buchen und ähnlichen spannenden Tätigkeiten genug zu tun. Woran der Leser sehen kann: Viele dieser Tage (Mitte Oktober bis Anfang Mai) habe ich sozusagen live verfasst.

    Neujahr – das kennt wohl jeder in der westlichen Hemisphäre. Und auch Chinesen z. B. können das einfach nachschlagen.

    Unabhängigkeitstag in Haiti. Es war bis 1804 französisch.

    Unabhängigkeitstag im Sudan. Er war bis 1956 ägyptisch-britisch.

    Dann gibt es noch den wichtigen Feiertag, den sicher auch jeder kennt: Beschneidung des Herrn. Heute gedenken mehrere Konfessionen der Beschneidung Jesu acht Tage nach dem Fest seiner Geburt.

    Wie gut, dass ich sowieso keine Zeit habe. Das wäre nix geworden.

    2. Januar

    Ich sag’s gleich: Wir befinden uns mitten in einer mageren Gedenk-Feier-Aktionstag-Zeit. Ich bin dafür, dass sich jemand mal für die gleichmäßige Verteilung der Gedenktage einsetzt. Freuen wir uns einfach auf den 18. Jumi, der dieser Aufteilung gewidmet ist.

    Ein Tag, den ich eigentlich wegen seines großen Bekanntheitsgrades gar nicht vorstellen muss, ist der Berchtoldstag in der Schweiz. Jemand hier, der ihn nicht kennt? Bitte Hand heben.

    Der Berchtoldstag¹ ... war ursprünglich ein Feiertag in Gegenden mit alemannischer Bevölkerung, insbesondere in Teilen der Schweiz – wo er via die Berner Herrschaft über die Waadt auch in die französischsprachige Westschweiz gelangt ist – sowie in Liechtenstein. Er fällt in den verschiedenen Gegenden bald früher, bald später in die Zeit des Jahresanfangs und wird im historischen Zürcher und Berner Einflussgebiet am 2. Januar, im Kanton Graubünden am 5. Januar und im thurgauischen Frauenfeld am dritten Montag im Januar begangen.

    Damit und noch viel mehr sei in diesem Zusammenhang genug aus Wikipedia zitiert. (Anmerkung: Wenn ich König von Deutschland wär – wer versteht noch, warum das hier steht?)

    Da der Tag sich in der Schweiz abspielt, möchte ich noch den wichtigen Hinweis geben, dass das Schweizer Wort ‚Idiotikon‘ keineswegs der plumpe Versuch ist, eine psychiatrische Anstalt zu verunstalten. Es handelt sich vielmehr um ein Mundartwörterbuch. Mehr aus der Schweiz zu diesem aufregenden Tag kann man natürlich in der Schweiz lesen. Wie beispielsweise:

    Laut dem Schweizer Idiotikon steht der Berchtoldstag mit dem am 6. Januar stattfindenden Dreikönigstag in Verbindung.

    Nebst der Schweiz feiern auch das Elsass und Lichtenstein den Berchtoldstag.²

    3. Januar

    Weiterhin stehen wir in einer Einöde. Kein Gedenken, kein Feiern, kein Agieren. Soll ich den Tag des Stollen-Werfens aus dem kleinen Kalender wählen? Es geht darum, alten und bis dahin hart und ungenießbar gewordenen Stollen wegzuwerfen, im wahrsten Sinne des Wortes. Erstens finde ich, dass Stollen keineswegs bereits am 3. Januar ungenießbar ist, es sei denn, er stammt noch aus dem vorvorigen Jahr. Zweitens mag ich Lebensmittel nicht wegwerfen, die noch genießbar sind – selbst harten Stollen kann man tunken, dann schmeckt er wieder! Und drittens habe ich ganz besondere Aversionen dagegen, mit Lebensmitteln zu spielen. Auch wenn sie am Ende vielleicht gegessen werden, geht mir das gegen den Strich. Vielleicht gehöre ich einer untergegangenen Menschengruppierung an, die noch zu viel Ehrfurcht vor Essbarem hat.

    Der Vollständigkeit halber seien noch die zusätzlichen Tage aus dem kuriosen Kalender aufgeführt, die sämtlich aus den USA kommen:

    Der internationale Women Rock! Day, vermutlich – Vorsicht, Kalauer! – das Gegenstück zum Internationalen Men Hose! Day.

    Der internationale J. R. R. Tolkien Day, das Gegenstück zum französischen Jules-Vernes-Jour.

    Tag der schokolierten Kirschen. No comment.

    Feiertag des Schlafens (Festival of Sleep Day). Die Witze dazu sind selbst mir zu flach und zu peinlich.

    Tag des Strohhalms (National Drinking Straw Day). Der dürfte angesichts der Glastrinkhalm-Vorherrschaft bald obsolet sein.

    4. Januar

    Heute ist der Welt-Braille-Tag oder auch: Welttag der Brailleschrift. Wie spricht man Braille aus? Wikipedia gibt die Lautschrift als an. Also in normalen Buchstaben ist das für mich Brail. So kenne ich das auch. Da schaue ich in YouTube, da gibt es häufig Aussprachebeispiele. Und was sagt die Sprecherin: Braille wie Brille³. Au. Peinlich. Das ist so schaurig wie die deutsche Aussprache von Pay-Pal. Eine Kombination von Pay (Pei) wie bezahlen und Pal wie Freund (im Englischen). Wie oft höre ich PeiPol? Es gruselt. Aber es ist ja Brail- und nicht Pal-Tag.

    Wer es noch nicht weiß: Braille ist eine Blindenschrift, die 1825 von dem Franzosen Louis Braille entwickelt wurde. Da war er erst zarte 16 Jahre alt, aber bereits schwerst sehbehindert.

    Es gibt auch einen Blindenschrift-Übersetzer: „Braille besteht aus verschiedenen Punkte-Kombinationen. Diese können Sie mit unserem Blindenschrift-Übersetzer kennenlernen."

    Und hoch lebe die Wikipedia mit ihren unzähligen Unabhängigkeitstagen: Heute wird in Myanmar seit 1948 der Unabhängigkeitstag gefeiert. Davor war es britisch.

    1993 leitete die Regierung [...] einen Demokratisierungsprozess ein [...]. Ein Referendum über den Entwurf der neuen Verfassung setzte die Militärjunta für Mitte Mai 2008 an.

    Die Junta wirtschaftete das einst wohlhabendste Land Südostasiens herunter, das heute zu den 20 ärmsten Nationen der Welt zählt. Das Pro-Kopf-Einkommen sank auf 200 Dollar im Jahr.

    Wie viele Jahre wird das in Deutschland dauern? Wetten werden noch angenommen.

    5. Januar

    Der heutige Nationale Tag des Vogels ist ein amerikanischer Gedenk- und Aktionstag; das national bezieht sich also auf die USA. Der Tag wird von vielen deutschen Webseiten aufgenommen, dennoch heißt es in den deutschen Texten meist auch „Nationaler Tag des Vogels", ohne das ‚Amerikanische‘ zu ergänzen. Manche Quellen spielen erst einmal mit Redensarten um den Vogel (jemandem einen Vogel zeigen, der frühe Vogel frisst den Wurm, komischer Vogel usw.). Aber es bleibt nicht aus, dass sehr ausgiebig auf die Gefahren für die Vogelwelt in der heutigen Welt hingewiesen wird. Jeder hat plötzlich ein Vogelgewissen.

    „Laut Schätzungen sind in etwa 12% aller Vogelarten vom Aussterben bedroht. ... Der illegale Handel und die artgerechte Haltung von Vögeln sind dabei Hauptaugenmerk der Kampagnen am National Bird Day."

    Zum Anlass des Nationalen Tag des Vogels möchten wir auch auf das harte Los der Individuen aufmerksam machen, die als Nahrung oder zur Belustigung und Zurschaustellung für den Menschen gezüchtet und ausgebeutet werden. ... Der weitaus überwiegende Teil von ihnen lebte unter fürchterlichen Haltungsbedingungen – nur um ein gesichtsloses Supermarktprodukt und vermeintlicher Gaumenschmaus zu werden.

    Manche dieser Appelle vergessen vor lauter Ernsthaftigkeit die Wirkung ihrer Worte. Mich lockt das zum Lachen. Wie oben: Hätten die Leute lieber ein Supermarktprodukt mit Gesicht? Und mit einem Namensschildchen um den Hals? Wäre es dann weniger schlimm?

    „Allein in Europa sind in den letzten 24 Jahren die Bestände der Vögel auf beispielsweise Äckern und Wiesen um mehr als 30 Prozent gesunken."

    Eingeführt wurde der Tag 2003 von Tierschützern, die gegen den Handel mit wild gefangenen Papageien, Kakadus und Sittichen ein Zeichen setzen wollten. Dann hätten sie auch gleich einen Schritt weitergehen und den Handel mit Vögeln allgemein mit einem Zeichen versehen können, oder? Es ist wahrscheinlich meine Zeichensetz-Allergie, die mich so sprechen lässt.

    Da ich jetzt meinen Anteil zum allgemeinen Verzweifeln beigetragen habe, zum Schluss einer meiner berühmten Witze. Heute mit der Extranote Geschmacklosigkeit: Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Fasan und einem Huhn? Antwort: Der Fasan ist ein Vogel, den manche Menschen verzehren. Das Huhn ist ein Vogel, den manche Menschen nicht verzehren.

    6. Januar

    Die Heiligen Drei Könige sind ein kirchliches Fest. Egal, wie das gefeiert wird, kennen die meisten noch das Bild der Könige, die zur Krippe pilgern. Dabei haben sie reichlich Geschenke unterm Arm. Eine Tradition, die ich kenne, ist das Abbauen des Weihnachtsbaums und Entfernen des anderen weihnachtlichen Gedönses aus deutschen Wohnzimmern und Vorgärten. Erstaunlicherweise soll das ein US-amerikanischer Brauch sein. Er scheint in meiner Nachbarschaft auf jeden Fall nicht verbreitet, wo die Vorgärten teils bis spät in den Februar noch Lichtlein tragen.

    Und dann ist da noch das Dreikönigstreffen der FDP (falls es die bei Erscheinen des Buchs überhaupt noch gibt). Ob die wohl immer drei Könige einladen? Und gibt es noch genug Könige? Was macht die FDP, wenn alle Länder königsfrei sind? Ernennt sie Könige aus den eigenen Reihen?

    Den drei Weisen (weiter oben waren es noch Könige, Kalauer: hoffentlich keine Waisen) aus dem Morgenland, nämlich Caspar, Melchior und Balthasar, bin ich persönlich verbunden. Immerhin habe ich mal in der Kölner Balthasarstraße gewohnt!

    Seit mehr als hundert Jahren begeht die katholische Kirche am 6. Januar den Afrikatag, an dem weltweit Spenden für Afrika, speziell für die Ausbildung und Förderung von Priestern, Ordensleuten und Katecheten, gesammelt werden. Hand aufs Herz: Habe ich davon schon mal gehört? Nein.

    Irgendwie, so gedenktagmäßig gesehen, ein langweiliger Tag. Im Grunde noch langweiliger als die Tage ganz ohne Gedenktage.

    Verabreden sich der russische, der französische und der englische König am 6. Januar um 14 Uhr in Paris. Der russische König kommt erst am 8. Januar an, als die anderen beiden gerade wieder abfahren wollen. „Wo bist du gewesen, warum kommst du so spät?, wollen die erzürnten Kollegen wissen. Antwort: „Ich musste in Deutschland umsteigen.

    7. Januar

    Der Tag des alten Gesteins ehrt Steine und Fossilien. Oder eher: Man wird angehalten, sie zu ehren. Es ist eine nordamerikanische Einrichtung, die vor allem von Gedenktagsammlern gern aufgegriffen wird. Sonst ist die Gedenkttag-Ausbeute mager. Förmlich nicht erwähnenswert.

    In der orthodoxen Kirche wird heute Weihnachten, in Kambodscha der Tag der Befreiung / Tag des Sieges (Sieg über das Regime der Roten Khmer) gefeiert. Die Feiertage haben sich in der dritten Sitzung der Vereinigten Gedenk-, Feier- und Aktionstage (VGFAT) entschieden, dass ab sofort in den Ländern mit orthodoxen Gläubigen vermehrt Fossilien zu Weihnachten überreicht werden sollen. In Kambodscha gibt es wenige orthodoxe Christen, daher wird vorgeschlagen, dass an diesem Gedenktag Kambodschaner den ganzen Tag lang ein Stück aus irgendeiner Hausmauer deutlich sichtbar am Körper oder auf dem Kopf tragen. Das könnte dann international übernommen werden.

    Kambodscha, am Ende des Bürgerkriegs eines der ärmsten Länder der Welt, konnte seitdem erhebliche Fortschritte im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung erzielen und ist heute eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens. Was mit Sicherheit an der Verteilung der alten Steine liegt.

    Seit 1821 wird in Liberia der Ankunft der ersten Übersiedler der American Colonization Society ein Jahr zuvor gedacht: dem Pioneer‘s Day. Geheimwissen: Jeder Übersiedler brachte einen alten Stein mit.

    Was nun wirklich die Frage aufwirft: Wie alt muss ein Stein sein, um als alter Stein zu gelten? Vermutlich ist nicht altes Gemäuer gemeint, oder doch? Diese Fragen sollen in der vierten Sitzung der VGFAT beantwortet werden.

    8. Januar

    Wieder sehe ich hier keinen Tag, der ernst gemeint sein könnte. Da ich ein sehr ernsthafter Mensch bin, kommen die anderen für mich nicht in Frage. Was soll ich denn mit einem Tag des Schaubades? Wird also in den USA nur einmal im Jahr gebadet? Da kann man nur hoffen, dass es 364 Tage des Duschens gibt.

    Der kleine Kalender trägt allerdings einen ehrwürdigen Tag bei, den Männerbeobachtungstag. Warum gibt es keinen Frauenbeobachtungstag? Ich habe zumindest keinen gefunden. Vielleicht werden wir Frauen täglich beobachtet? Das würde einiges erklären. Was mit ‚beobachten‘ gemeint ist, wird nicht definiert.

    Wenig überraschend nutzt ein Datingportal diesen Tag und überrascht uns mit äußerst wichtigen statistischen Details:

    Demnach schauen Frauen zuerst ins Gesicht, dann auf die Zähne und die Statur. Weniger interessant sind Oberkörper, Po und – das Gemächt. Übrigens: Über 90 Prozent der Frauen beobachten zumindest hin und wieder Männer⁹.

    Und wer das Wort ‚Gemächt‘ nicht mehr kennt: äußere Genitalien des Mannes (Hoden und Glied)¹⁰. Sind die Verfasser dieses Datingportals so verschüchtert, altbacken oder zu verschämt? Wenn sie Rücksicht auf zarte Seelen nehmen, würde ich empfehlen: „Demnach schauen Frau zuerst in die Visage, dann auf die Beißerchen und die Figur."

    Der kuriose Kalender bietet noch das griechische Fest der Frauen, Yinekokratia, zum Glück ohne Angabe dubios verdrehter Statistiken.

    Da wechseln ... Frauen und Männer ihre Rollen: Männer bleiben zu Hause bei den Kindern, kochen das Essen und kümmern sich um den Haushalt. Die Frauen gehen dann nicht etwa dahin, wo Männer das Geld verdienen. Neiheiiin, sie gehen dahin, wo Männer Urlaub machen!¹¹

    9. Januar

    Die heutigen in ‚meinen‘ Kalendern aufgeführten Feiertage sind durch die Bank weg unterhalb meiner Wahrnehmungsgrenze. Das Wort ist falsch: Meine Wahrnehmungswollensgrenze ist gemeint. Wer’s versteht. Eine Kleinigkeit, die ich aber gerade heutzutage wichtig finde:

    1907 wurde an diesem Tag das Gesetz zum Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie in Deutschland erlassen.

    Dann habe ich noch etwas gefunden, das mir gut gefällt: Am 9. Januar 1908 wurde Simone de Beauvoir geboren.

    Vor ihrem Durchbruch als Schriftstellerin mit den existentialistischen Romanen Sie kam und blieb (1943) und Das Blut der anderen (1945) studierte die »Tochter aus gutem Hause« – zunehmend gegen den »erstickenden Konformismus« und die »bedrückende Tyrannei« des Bürgertums revoltierend – Philosophie an der Sorbonne und der renommierten Ecole Normale Superieure, um dann zehn Jahre lang an Lyzeen in Marseille, Rouen und Paris Philosophie zu unterrichten. Zu Hause war sie zeitlebens in Montparnasse. In getrennten Wohnungen genossen Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre »die Vorteile des Lebens zu zweit und keine seiner Unannehmlichkeiten«. Freiheit und »vollständiges gegenseitiges Vertrauen« waren die Grundlage ihrer Beziehung. Hier schrieb sie sechs Romane, darunter das preisgekrönte Werk Die Mandarins von Paris (1955), Erzählungen, ein Drama, Essays zu Themen aus Philosophie, Literatur, Politik und Gesellschaft und ihre Autobiographie in vier Bänden.¹²

    Den Link kann ich auch für weitere Informationen empfehlen.

    10. Januar

    Der heutige Tag der Blockflöte betrifft mich persönlich. Ich habe als Kind, wie das damals häufig üblich war, mit Blockflöte als erstem Instrument begonnen. Geniale Höhen habe ich nicht erreicht, dennoch habe ich lange eine Flöte besessen und auch ein wenig gespielt. Als ich um die zwanzig meine schwarze Phase hatte, erstand ich auch eine fast schwarze Blockflöte. Die war ziemlich teuer, vermutlich qualitativ gut. Ich war ganz bescheiden. Die musisch Begabteren spielten Alt-Flöte oder so was. Mit Abschluss der schwarzen Phase habe ich zwar meine Flöte noch etwas behalten, aber irgendwann ist sie mit den entsprechenden Noten zu einer Verkaufsbörse gewandert und hat mir einen Umzug mitfinanziert.

    „Viele Erst- und Zweitklässler hätten [beim Blockflötenspielen] mit motorischen Schwierigkeiten zu kämpfen, ‚die wären vielleicht mit dem Klavier oder der Geige besser bedient‘." ¹³

    Da widerspreche ich vehement. Geige ist für Kinder doch ein quälendes Instrument, wenn man nicht zufällig von den Eltern zum Wunderkinddasein getriezt wird. Auch kann man die Grundzüge des Blockflötespielens autodidaktisch erlernen (so wie ich).

    Und noch etwas mache dem Hobby zu schaffen: Die Kinder hätten heutzutage weniger Zeit und auch weniger Durchhaltevermögen. „Sie werden daheim auch weniger unterstützt beim täglichen Training, sagt Ulla Schmidt. „Das trifft aber auf alle Instrumente zu, fügt sie hinzu.¹⁴

    Ha, ich hab’s doch immer schon gewusst, die Kinder von heute können nix mehr. ;-).

    Ein weiterer Tag wäre für mich auch ein paar Jahre lang hochinteressant gewesen, der Ehrentag der Zimmerpflanze. So Anfang vierzig entdeckte ich Hydrokultur und Zimmerpflanzenzucht für mich. Keine Fensterbank war vor mir sicher, kein Samen. Mit einem Psion Organizer¹⁵ (wer kennt ihn noch?) habe ich ein kleines Programm geschrieben, um Düngen und Wässern in der richtigen Abfolge (3 x Wässern, dann 1 x Düngen) korrekt durchzuführen. Da kommen noch einige lustige Erinnerungen bei mir an die Oberfläche, aber dies ist ja keine Autobiographie.

    In Benin ist heute das Vodoofest, eingeführt von Präsident Nicéphore Dieudonné Soglo. Legendär berüchtigt für den Voodoo-Kult sind angebliche Zombies.

    In keinem Land wird Voodoo so sehr gefeiert wie im westafrikanischen Benin. Dort hat die alte Religion sogar einen eigenen Feiertag. Doch trotz der starken Präsenz ist Voodoo für viele Menschen nur schwer zu verstehen und in Worte zu fassen.

    Das Fon ist die Sprache, die in Benin am weitesten verbreitet ist. In dieser Sprache heißt Voodoo: Gott oder Gottheit.

    Laut aktueller Schätzung bekennen sich heute noch etwa zwölf Prozent der fast elf Millionen Einwohner Benins öffentlich zum Voodoo. Parfait Bessam, der ebenfalls nach Ouidah gekommen ist, um am Strand zu feiern, erlebt das so: „Wir sind noch mit Voodoo geboren worden. Heute geht man eher in die Kirche. Immer mehr hören auf, Voodoo zu praktizieren."¹⁶

    In Benin hat also das Fon, das Telefon, so eine weite und althergebrachte Bedeutung! Das ist erschütternd und in der Geschichte des Telefons bisher unerwähnt. Man betrachte also ab heute alle Menschen, die auf Visitenkarten, Geschäftspapier und Webseiten eine Fon-Nummer angeben mit Vorsicht. Ein geheimer Vodoo-Kult mit einem Zahlencode für Gott, von wegen, die Zahl der Anhänger nimmt ab! Im Übrigen fasziniert mich ein Land, in dem es Vornamen wie Parfait gibt. Nie wieder esse ich ein Zitronen-Parfait!

    11. Januar

    Das Begehen des amerikanischen Spring-in-eine-Pfütze-und-bespritze-Deine-Freunde-Tags kann man auch lassen. Hat eigentlich noch niemand den Es-fällt-ein-Sack-Reis-in-China-um-Tag eingeführt? Der könnte alle überflüssigen Gedenktage ersetzen und auch vorhandene Lücken füllen.

    Der Tag des deutschen Apfels ist mir ein Herzensanliegen . Ich liebe Äpfel! Es gibt in Deutschland wirklich viele alte Sorten, „gibt es noch" könnte man sagen. Ist die Zahl der Apfelsorten vergleichbar mit der Anzahl der Brotarten? Das müsste mal jemand statistisch vergleichen.

    Eine wichtige Erkenntnis fand ich dazu, na wo? – im Internet:

    „An apple a day keeps the doctor away". Und auch wenn der tägliche Apfel natürlich nicht jeden Gang zum Doktor erspart, steckt in ihm doch so einiges, was dem menschlichen Körper guttut ¹⁷.

    Erschütternd. Ich hatte das bis zum heutigen Tag immer wörtlich genommen und mich nur gefragt, ob der Umkehrschluss auch gilt: „Kein Apfel? Dann kommt der Arzt!" Womit man einfach die Zahl der ärztlichen Hausbesuche wieder erhöhen könnte. Vor allem hatte ich schon einen Anwalt beauftragt, vom Erfinder dieses Satzes Schadensersatz zu verlangen, da ich vor 37 Tagen trotz der täglichen Apfeldosis eine schwere Erkältung bekam.

    Wieder bereichert uns Wikipedia mit einem Unabhängigkeitsgedenken. Ich sage extra nicht Unabhängigkeitstag, denn darum geht es heute gar nicht. In Marokko forderten 67 marokkanische Nationalisten, wahrlich eine riesige Zahl, 1944 vom französischen Protektorat die Unabhängigkeit in Form der Unterzeichnung des Unabhängigkeitsmanifestes. Siebenundsechzig Nationalisten. Wenn wir alles zum Feiertag machen, was 67 Menschen als Forderung unterzeichnen, können wir endlich alle Feiertagslücken füllen.

    12. Januar

    Es ist eine Langweilerphase, ohne Zweifel. Da haben wir heute den Festtag der fabelhaften wilden Männer – den finde ich einfach doof.

    Ferner beglückt uns der kleine Kalender mit dem Curry-Hühnchen-Tag.

    Außerdem begehen wir heute den Nationaltag der Apotheker, zu unterscheiden vom Nationaltag der Apotheken. Ich bin wirklich froh, dass beides gefeiert wird.

    „Wir sagen Danke! ... Auch wenn der Gedenktag vor allem in den USA gefeiert wird, so finden wir, dass dieser Tag eine perfekte Gelegenheit ist, Kunden, Partner, Mitarbeiter und Freunde herzlich zu grüßen."¹⁸

    Schnell mal Werbung mit dem Tag gemacht, obwohl der gar nicht den Kunden usw. gilt. Tse, tse. Eine andere Seite stellt an diesem Tag die Ausbildungen im pharmazeutischen Bereich vor. Das passt ja. Mich erfreut wieder ein Satz:

    Du interessierst dich für den pharmazeutischen Bereich, allerdings möchtest du nicht studieren? Dann kann die Ausbildung zum Pharmazeutisch-technischen Assistent (kurz PTA) oder zum Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten (kurz PKA) für dich von Interesse sein.¹⁹

    Was für eine schöne Vorstellung. Da will jemand nicht studieren. Es soll ja auch Leute geben, die können nicht studieren, weil die Schulergebnisse, die Schullaufbahn oder die Auffassungsgabe nicht reichen. Das darf man aber nicht sagen, schsch, das wäre diskriminierend. Also eigentlich hätten alle PTAs oder PKAs studieren können – sie wollten nur nicht. Ich persönlich finde das viel diskriminierender, weil damit allen, die etwas nicht wollen unterstellt werden kann, dass sie es nicht können. Als ob ein Mensch nur dann ein gleichwertiger Mensch ist, wenn er studieren will oder nicht will. Dabei hat die Würde des Menschen nur mit dem Menschsein zu tun und sonst nichts.

    Seit 1985 gibt es in Indien noch den National Youth Day. Indiens Regierung bestimmte den Geburtstag des Philosophen Swami Vivekananda (12. Jan. 1863) zum Tag der Jugend. Danke Wikipedia für diesen bedeutenden Eintrag!

    Kommt ein wilder Mann in eine Apotheke und verlangt nach einem Curry-Hühnchen. „Wir führen keine Curry-Hühnchen, sagt die als PTA verkleidete Apothekerin zu ihm. „Fabelhaft, typisch, dann nehme ich ein Paprika-Huhn, erwidert der Mann.

    13. Januar

    Zu den Tagen heute kann ich nur sagen: Sack-Reistag!

    Der Lass-Deine-Träume-wahr-werden-Tag zum Beispiel ist einfach flüssig, zweifachflüssig oder überflüssig. (Mein Kalauer-Großvater wälzt sich vor Lachen in der Urne).

    Schweden und Norwegen feiern den St.-Knut-Tag. Ganz wichtig für unser Allgemeinwissen ist auch die Übersetzung dieses Tages: schwedisch tjugondedag jul oder tjugondag Knut; norwegisch St. Knuts dag oder tyvendedags jul; finnisch nuutinpäivä. Auch frage ich mich, ob dies wieder so eine christliche Übernahme heidnischer Bräuche ist. Denn eigentlich, so sagen alte Quellen, hieß der Tag einst der Sanfte-Knutsch-Tag. (Die Asche meines Großvaters kreist mittlerweile in Spiralen vor Lachen).

    Wer kennt sie nicht, die Lorelei? Wenn es auch meines Wissens keinen Loreleitag in Deutschland gibt, ist es in Nordindien doch anders. Dort wird Lohri gefeiert. Im Indogermanischen²⁰ gibt es das Wort ‚Loharari‘. Leicht zu erkennen ist, dass sowohl das indische Lohri als auch das deutsche Lorelei davon abstammen. (Großvaters Asche ächzt, sie kann nicht mehr.)

    Der ukrainische und belarussische Volksfeiertag Malanka ist Silvester, wenn man den julianischen Kalender verwendet. Auch dieser Tag hat einen sehr alten Bezug zur Lorelei/zum Lohri: Malanka lässt sich rasch analysieren: Ma-Lang-Haar, mein langes Haar. Und was ist das anderes als die blonde Lorelei am Rheinufer? (Großvater hat mir soeben per Rauchzeichen mitgeteilt, dass er sehr stolz auf mich ist.)

    14. Januar

    In den USA wird heute der nationale Zieh-dein-Haustier-an-Tag begangen. Ich sehe vor meinem inneren Auge sofort mehrere Pekinesen und ähnliche Kleinhunde mit rosa Rückendeckchen. Nicht mein Ding. Passt aber in mein Bild (Teilbild) von Amerika und vor allem älteren Amerikanerinnen. Aber was sage ich? Ich sehe auch hier immer öfter mit Kleidung geschützte Hunde. Offenbar ist das alte Wissen, dass Hunde ein Fell auch zum Kälteschutz haben, verlorengegangen. Der heutige Mensch denkt, das Fell ist zum angenehmen Streicheln da. Das erklärt einiges.

    Lieber ist mir da heute der Welttag der Logik (World Logic Day), der immerhin von der UN ausgerufen wurde. Unter anderem sollen mit Logik befasste Institutionen unterstützt „und das öffentliche Verständnis der Logik und ihrer Auswirkungen auf Wissenschaft, Technologie und Innovation"²¹ verbessert werden. Es lässt sich fragen, oder ehrlicher: Ich frage mich, ob mehr Logik in Öffentlichkeit und Privatleben wirklich irgendetwas verbessert. Oder ob da nicht der gängige gesunde Menschenverstand völlig ausreichen würde. Eine Umbenennung in den Welttag des gesunden Menschenverstandes (gM) könnte ich beantragen. Dumm nur, dass beispielsweise Populisten diesen gM für sich beanspruchen, genau wie die Logik, die sie emotional nutzen.

    Der Psychologe Prof. Dr. Markus Knauf von der Uni Gießen sagte in einem Interview u. a., dass sein Credo sei, „Für moralische Fragestellungen an sich hilft uns Logik nicht weiter, aber sie hilft uns, moralische Werte umzusetzen".²² Mal ganz abgesehen vom Inhalt des Gesagten frage ich mich, warum ein Psychologe zur Logik befragt wird. Da sagt mein Bauchgefühl doch glatt: Da hätte ich jemand anderen interviewt. (Auch wenn Knauf meint, dass uns das Bauchgefühl schon mal trügt und nicht immer verlässlich ist. Potztausend.)

    Dazu fällt mir heute spontan ein neuer zu feiernder Tag ein: der „Zieh-deinen-Professor-an-Tag". Wer bietet mehr?

    15. Januar

    Der Nationale Hut-Tag aus den USA passt fürs englische Königshaus, nicht für mich.

    Ebenfalls aus den USA stammt der Nationaltag der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. Das setzt dem Fass die Hüte auf.

    In Nordkorea feiert man heute den Chosŏn’gŭl-Tag oder Hangeul-Tag (Tag des koreanischen Alphabets). Der Status des Hangeul-Tages als gesetzlicher Feiertag wurde 1991 in Südkorea auf Druck der führenden Arbeitgeber abgeschafft, um die Zahl der Arbeitstage zu erhöhen. 2013 wurde wieder der alte Status als gesetzlicher Feiertag eingeführt. Schön zu sehen, dass Arbeitgeber sich nicht immer durchsetzen.

    Außerdem ist heute Wikipedia-Tag. In großer Selbstbescheidenheit wird dort dieser Tag nicht in der Gedenktagliste geführt (Stand 11. Mai 2023).

    Der Vorläufer von Wikipedia war Nupedia, in dem Experten Artikel schrieben, die von anderen Experten begutachtet wurden. Oder vornehm: Artikel wurden mittels Peer-Review geprüft und veröffentlicht. Am 15. Januar 2001 wurde die neueste Version unter dem Namen Wikipedia freigeschaltet. Hier kann sich nun jeder anmelden, Beiträge verfassen, kommentieren usw. Dadurch stieg die Zahl der Artikel und Nutzer in Blitzesschnelle, musste man doch kein Experte auf einem bestimmten Gebiet mehr sein. Der Siegeszug der ehrenamtlichen, freiwilligen Verfasser begann, und das Konzept der Schwarmintelligenz²³ in Kombination mit dem kollaborativen Schreibprozess bildete nun die neue Grundlage für Wikipedia. Trotz der Fülle und Aktualität der Informationen hat Wikipedia unter Lehrkräften einen schlechten Ruf: Da Wikipedia auf dem Prinzip des Crowdsourcing²⁴ basiert und theoretisch jeder Artikel erstellen und bearbeiten kann, wird Wikipedia in der schulischen und akademischen Welt als nicht vertrauenswürdige Quelle angesehen. Vorteil von Wikipedia: Die Artikel sind meistens viel aktueller, da sie schneller bearbeitet werden können. Des Weiteren sind sie für den ersten Einstieg in ein Thema ideal, um sich einen Überblick zu verschaffen und die im Artikel vorgeschlagenen Quellen für die beginnende Recherche zu nutzen.²⁵

    Meine Erfahrungen mit den Gedenktagen aus der Wikipedia-Liste haben meine kritische Haltung gegenüber dieser Enzyklopädie, bei all ihrer Leistung, deutlich verschärft.

    16. Januar

    Heute könnte es mal wieder einen Gedenktag geben, der für mich Sinn macht: den Martin Luther King Day. Natürlich ist eine solche Einschätzung subjektiv. Wenn ich mir die Gedenktagslisten insgesamt anschaue, also auch die, die ich nicht als Grundlage genommen habe, ist eine solche Auswahl immer von der persönlichen Einstellung gefärbt. Leider wird der Martin-Luther-King-Tag immer am dritten Montag im Januar gefeiert,²⁶ er fällt somit unter den Tisch meiner Regeln für die Aufnahme von besonderen Tagen. Und wann ist der 16. Januar schon mal ein dritter Montag? Schade.

    Sind die Vereinigten Staaten wirklich so ein Sammelsurium von Albernheiten? Von keinem Land bzw. Staat gibt es so viele sinnlose Gedenktage. Damit wird doch das Wort ‚Gedenktag‘ einer Inflation unterzogen und entwertet. Oder was kann ich zum Nationalen Nichts-Tag oder dem Würdige-einen-Drachen-Tag sagen? Ja, sicher kann ich etwas dazu sagen. Da ich heute einen extrem humorlosen Tag habe, mag ich noch nicht einmal einen Witz dazu basteln. Aber nur zu: Liebe Leser, erzählt heute einen kleinen selbsterfundenen Witz, in dem Nichtstun und Drachen vorkommen.

    17. Januar

    Ausgiebig widme ich mich heute dem Art’s Birthday, der 1963 entstand und bei dem es sich um eine von Robert Filliou initiierte Hommage an die Kunst handelt. Nicht das ich je davon gehört hätte. Noch mehr staunte ich, als ich las, dass es sich bei Filliou um einen Fluxus-Künstler handelt. Auch davon hatte ich noch nie gehört. Es ist ein packendes Thema, ich versuche mich zu beschränken (Beschränken ist die erste Bürgerpflicht, so im Bürgerlichen Gesetzbuch auf Seite 545, Absatz 3, Zeile 2) verewigt.

    Der Art’s Birthday wurde von Filliou (1926–1987) willkürlich auf den Tag seines eigenen Geburtstags, den 17. Januar, gelegt, der Geburtstag der Kunst auf einen Tag 1.000.000 Jahre davor, das war 1963 demnach 998.038 v. Chr.

    Im Internet gibt es viel Hits, da handelt es sich aber meist Hinweise auf Kunstveranstaltungen, nicht um erklärende Seiten. Da halte ich mich dann an Wikipedia, die hier sehr detailliert ist. Es ist noch zu klären, was denn Fluxus-Kunst ist. Auch hier hilft ein kunstbeflissener Wikepedianer weiter:

    Fluxus war gleichzeitig eine Form der Aktionskunst, eine Bewegung unter Künstlern gegen elitäre Hochkunst, und der Versuch, neue kollektive Lebensformen zu schaffen. (Hans Belting) ... Es geht um in das Leben einwirkende Produktionsprozesse und nicht um die Abschottung der Kunst vor dem Leben. Das Leben ist ein Kunstwerk, und das Kunstwerk ist Leben. (Emmett Williams)

    Fluxus integriert Video, Musik, Licht, Geräusche, Bewegung, Handlungen und diverse Materialien. Ein weiterer Unterschied zum Happening besteht in der Trennung zwischen Künstler und Publikum.

    Wem’s nicht gefällt, muss auf den 18. Januar, also morgen, warten.

    18. Januar

    Die Gedenkanlässe heute sind wundersam. Also nicht voller Wunder, sondern zum Wundern. Zumindest einen finde ich ganz heiter wegen des Wegs, über den das Datum hergeleitet wird. Das Datum für den Welttag des Schneemanns lässt sich von seiner Form ableiten: Die 8 steht symbolisch für den Schneemann und die 1 für seinen Stock oder Besen. Der Tag geht zurück auf den Deutschen Cornelius Grätz aus Reutlingen und das Jahr 2010. Grätz sammelt seit 1997 leidenschaftlich alles, was mit Schneemännern zu tun hat. Seine inzwischen über 3.000 Objekte umfassende Sammlung gilt als eine der weltweit größten Kollektionen rund um Schneemänner.

    Ich bitte um Verlegung dieses Tags auf den 8. Februar. In meiner Erfahrung ist dann die Chance auf Schnee größer. Die Bedeutung der 8 kann bleiben. Und die 2 ... hmmm ... da kann sich jeder etwas am Ende dieses Buches notieren.

    Komplett unangemessen finde ich den heutigen – natürlich – amerikanischen Winnie-Puuh-Tag. Da gibt es wirklich bessere Figuren aus dem Zeichentrickbereich.

    Wikipedia führt noch den Reichsgründungstag auf. Er wurde im Deutschen Reich von 1871 bis 1918 begangen. Das ist wieder so typisch Wikipedia. Dieser lange abgeschaffte Tag wird erwähnt mit Link, andere wichtige Termine fehlen komplett.

    19. Januar

    Draußen liegt Schnee oder könnte zumindest welcher liegen. Vielleicht ist die Gedenktaglage deshalb heute wieder einmal desolat.

    Warum finde ich den US-amerikanischen Nationalen Popcorn-Tag in deutschen Listen (z. B. dem kleinen und dem kuriosen Kalender)? Ist das Angst vor Leere oder Komplettierungswahn? Machen sich bei mir jetzt auch diese Angst und der Wahn breit, weil ich etwas schreibe, statt einfach eine halbe leere Seite einzufügen? Und letzte wichtige Frage: Warum ist heute nicht der Haferriegeltag?

    Dann haben wir noch den Poe-Toaster-Tag. Da er aus Amerika kommt, ist es kein Tippfehler für einen peinlichen Po-Toaster-Tag.

    Der Poe Toaster (engl. to toast, auf jemanden anstoßen) war eine mysteriöse Gestalt, die über 60 Jahre (1949–2009) alljährlich dem verstorbenen US-amerikanischen Autor Edgar Allan Poe (1809–1849) an dessen Geburtstag Tribut zollte. Sie trug dabei einen schwarzen Mantel und einen schwarzen Hut; ihr Gesicht war verschleiert²⁷. Ich bin für etwas mehr Nationalstolz und schlage daher Tage vor wie den Goethe-Zuproster-Tag oder den Kurt-Schwitters²⁸-Toaster-Tag (KSTT; mit Marmelade auf Leberwurst). Wobei sich fragen lässt, ob wir am KSTT den Künstler einfach mal toasten, ein spezieller Design-Toaster nach ihm benannt wurde oder wir ihm doch zuprosten.

    20. Januar

    In den USA wird heute der Ehrentag der Pinguine begangen. So nett ich die Vögel finde, warte ich doch lieber auf den Weltpinguintag im April, um mich seitenweise darüber auszulassen.

    Die kuriosen Kalendertage stammen alle bis auf ein baskisches Fest aus den USA: Tag der Kaffeepause; Trommelfest von San Sebastián

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