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Der Freibrief
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eBook160 Seiten2 Stunden

Der Freibrief

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Über dieses E-Book

Karl-Heinz Berger hat einen Menschen erschlagen
– und ist sich keiner Schuld bewusst.
Seine Verhaftung ist unausweichlich, bleibt aber aus.


Der Parteivorsitzende Karl-Heinz Berger tötet Ewald Friedländer. Ein schneller Aufräumtrupp steht ihm unverhofft zur Seite, um in seiner Villa die Spuren des Verbrechens, für das er sich nicht schuldig fühlt, zu beseitigen. Wer die dunklen Gestalten sind, die alles wieder in den ursprünglichen Zustand bringen, erfährt er nicht. Auch über die angekündigten und immer wieder aufgeschobenen Untersuchungen klärt man ihn nicht auf. Monatelang verbringt er damit, auf diese zu warten und zwielichtige Berater und Anwälte aufzusuchen. Der Zweifel an der Richtigkeit seines Tuns – auch in der Vergangenheit – wird immer größer.
Das Konstrukt, das seine privaten und berufliche Existenz war, löst sich in Luft auf, er rutscht immer weiter in ein surreal-alptraumhaftes Labyrinth und fügt sich einer nicht greifbaren, mysteriösen Macht. – Eine Macht, die ihn letztlich rettet und von jeder Schuld freispricht. Doch wird er sich tatsächlich nicht für den Mord verantworten müssen?
SpracheDeutsch
HerausgeberHollitzer Verlag
Erscheinungsdatum18. Apr. 2023
ISBN9783990940792
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    Buchvorschau

    Der Freibrief - Stefan Franke

    DER FREIBRIEF

    STEFAN FRANKE

    DER FREIBRIEF

    Roman

    leerleer

    Mit freundlicher Unterstützung von

    leerKulturleer

    Stefan Franke: Der Freibrief

    Roman

    Wien, Hollitzer Verlag, 2023

    Umschlaggestaltung und Satz: Daniela Seiler

    Hergestellt in der EU

    Alle Rechte vorbehalten

    © HOLLITZER Verlag, 2023

    www.hollitzer.at

    leerleer

    ISBN Druckausgabe: 978-3-99094-078-5

    ISBN ePub: 978-3-99094-079-2

    Mein Dank gilt weiterhin F. K.

    Es gibt nur etwas, das schlimmer ist als Ungerechtigkeit, und das ist Gerechtigkeit ohne Schwert in der Hand.

    Wenn Recht nicht Macht ist, ist es Übel.

    Oscar Wilde

    Wie kann denn ein Mensch überhaupt schuldig sein.

    Wir sind hier doch alle Menschen, einer wie der andere.

    Franz Kafka

    1

    Ewald Friedländer war tot – so viel stand fest. Es war so sicher wie das Amen im Gebet. Darüber konnte man nicht streiten.

    Karl-Heinz Berger hatte ihn mit einem Hammer erschlagen, vorsätzlich und heimtückisch. Zuvor hatte KHB ihm noch eine Tasse Tee angeboten, um ihn dann brutal von hinten zu erschlagen. Er hatte zwei, drei, vier Mal zugeschlagen, seine Hände zitterten dabei nicht einmal. Jetzt lag der Mann tot und blutüberströmt in seinem Wohnzimmer. KHB stand reglos da, blickte auf die immer größer werdende Blutlache und den vor ihm liegenden Körper und dachte über seine Situation nach. Es war Mord, zweifellos, vorsätzlicher Mord. Aus der Ferne war Sirenengeheul zu hören, auf- und abschwellend, stetig immer lauter werdend.

    Plötzlich läutete es.

    KHB ging langsam Richtung Entree, die Tür war offen und ein Mann, den er nicht kannte, stand breitbeinig vor ihm und erwartete ihn bereits. Der Typ war groß und ziemlich muskulös, er trug einen schlecht sitzenden schwarzen Anzug, der von der Stange zu kommen schien. Jetzt baute sich dieser Muskelprotz mitten in der Eingangshalle auf, blickte ihn argwöhnisch an und wusste vermutlich nicht, dass er mit seinen billigen Schuhen auf feinstem Carrara-Marmor stand. KHB hatte seinen Chauffeur erwartet, der ihn, wie jeden Tag, pünktlich um neun Uhr abholen sollte. An diesem verhängnisvollen Morgen jedoch nicht. Das war noch nie vorgekommen.

    ››Wer sind Sie?‹‹, fragte KHB forsch.

    Der Mann antwortete nicht, als wäre mit seiner Erscheinung zu rechnen gewesen, und sagte nur: ››Ich werde mich um einige Angelegenheiten kümmern müssen.‹‹

    ››Das kann ich mir nicht vorstellen‹‹, meinte KHB und versuchte in Gedanken festzustellen, wer dieser Mann eigentlich war, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung.

    Der Mann sah ihn feindselig an, drehte seinen Kopf Richtung Eingangstür und rief: ››Er kann es sich nicht vorstellen.‹‹

    Gelächter war alles, was darauf zu hören war. Unmöglich zu sagen, ob da draußen nur eine Person stand oder ob es mehrere waren.

    ››So geht das nicht. Jetzt schaue ich mir einmal an, wer da vor der Tür steht. Mein Chauffeur wird einiges zu erklären haben‹‹, sagte KHB wild entschlossen und wollte schon an dem Mann vorbei.

    Gleich fiel ihm auf, dass er das nicht hätte laut sagen müssen und dass er dadurch dem Mann eine gewisse Berechtigung einräumte und seine Anwesenheit somit akzeptiert hatte. Der Fremde fasste es jedenfalls so auf und sagte: ››Bleiben Sie lieber im Haus.‹‹

    ››Ich will weder im Haus bleiben noch möchte ich von Ihnen angesprochen werden. Ist das klar?‹‹

    ››Es war nur ein gut gemeinter Ratschlag‹‹, sagte der Fremde und trat einen Schritt beiseite.

    Vor dem Haus standen schwarze Limousinen mit Blaulicht und verdunkelten Scheiben. Ein dicker Mann, der eifrig in sein iPhone tippte, hob langsam seinen Blick und sagte: ››Sie sollen doch im Haus bleiben. Hat man Ihnen das nicht gesagt?‹‹

    Irgendwie musste KHB diese Menschen loswerden, er hatte einen Mord begangen, nicht auszudenken, was passieren würde, wenn diese Leute die Leiche entdecken würden. Er wäre verloren, dachte er, und würde für viele Jahre ins Gefängnis wandern. Erst jetzt entdeckte er, dass sein Hemd voll Blutspritzer war. Er musste es loswerden, seine Spuren verwischen. Also ging er wieder ins Haus zurück. Der iPhone-Mann folgte ihm.

    ››Was wollen Sie hier eigentlich?‹‹, fragte KHB und sah, dass der zweite Mann es sich bereits im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte.

    Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Bluttat entdeckt werden würde.

    ››Das kann ich Ihnen gerne sagen‹‹, antwortete der Mann, ››wir werden die Schweinerei, die Sie verursacht haben, wieder in Ordnung und alles in den ursprünglichen Zustand bringen.‹‹

    ››Wie darf ich das verstehen? Es ist doch zweifellos ein …‹‹

    ››Darüber möchte ich nicht urteilen‹‹, fiel ihm der Mann ins Wort, ››ich bin nur beauftragt, Ihnen in dieser Angelegenheit zur Seite zu stehen. Und ich bin nicht dazu befugt, Ihnen weitere Auskünfte zu geben. Gehen Sie bitte in Ihr Arbeitszimmer und warten Sie. Zu einem späteren Zeitpunkt werden Sie mehr erfahren, aber jetzt lassen Sie uns bitte arbeiten.‹‹

    KHB war mit der Situation überfordert, glaubte, im falschen Film zu sein. Er hatte Kopfschmerzen und ihm war übel.

    ››Und noch etwas: Wechseln Sie bitte Ihr Hemd, stecken Sie das alte in einen Plastiksack und händigen Sie uns diesen aus.‹‹

    Im Arbeitszimmer, in das KHB besonders langsam eintrat, als fürchtete er, dass es zu weiteren unliebsamen Störungen kommen könnte und als würde sein langsames Eintreten eine solche Störung verhindern, hoffte er, in Ruhe gelassen zu werden. Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung und unverändert zu sein, doch bei genauerem Hinsehen bemerkte er, dass gewisse Gegenstände nicht mehr an ihrem gewohnten Platz lagen. Irgendjemand hatte sein Arbeitszimmer durchsucht, nicht grob und unmotiviert, sondern mit Bedacht, man erkannte die Veränderung nicht gleich, umso weniger, als die größte Veränderung in der Anwesenheit eines weiteren Mannes bestand, der an KHBs Schreibtisch saß und in den Laptop starrte.

    ››Herrgott! Können Sie uns bitte einfach nur arbeiten lassen. Wie kann man nur so renitent sein‹‹, sagte der Mann gereizt, ohne von dem Laptop aufzublicken.

    ››Was machen Sie bitte in meinem Arbeitszimmer?‹‹, fragte KHB.

    ››Ich kläre Ihre Angelegenheiten, aber das sollte wohl ohnehin klar sein. Also halten Sie sich bitte an unsere Anweisungen und zu unserer ständigen Verfügung.‹‹

    ››Ich bin also verhaftet?‹‹, fragte KHB fast erleichtert.

    ››Nein‹‹, sagte der Mann gelangweilt, klappte den Laptop zu und stand auf, ››Sie dürfen nur nicht weggehen. Verstehen Sie?‹‹

    ››Nicht weggehen? Sollte ich vielleicht doch meinen Anwalt zu Rate ziehen?‹‹

    ››Ich bin nicht dazu da, Ihnen diese Auskünfte zu geben. Und jetzt gehen Sie bitte in Ihr Wohnzimmer oder wohin auch immer, aber bleiben Sie im Haus und zu unserer Verfügung.‹‹

    ››Das ist doch eine Unverfrorenheit!‹‹

    ››Zeigen Sie sich einfach nur kooperativ. Sie werden alles zur rechten Zeit erfahren. Genügt das nicht? Seien Sie doch froh, dass sich alles in Wohlgefallen auflösen wird.‹‹

    ››In Wohlgefallen? Was soll das bedeuten?‹‹

    ››Sie werden noch feststellen, wie sehr wir Ihnen behilflich sind. Ein Normalsterblicher würde aus so einer misslichen Situation nicht schadlos hervorgehen.‹‹

    Der Mann trat jetzt dicht an KHB heran und deutete auf das blutbefleckte Hemd.

    ››Wechseln Sie jetzt bitte das Hemd. Und händigen Sie mir dieses aus, damit ich es für Sie entsorgen kann.‹‹

    ››Ist das wirklich nötig?‹‹

    ››Wir müssen alle Corpora Delicti verschwinden lassen. Verstehen Sie? Den Hammer hat mein Kollege bereits sichergestellt.‹‹

    KHB hörte nicht wirklich zu, viel wichtiger war ihm, Aufklärung über seine Lage zu bekommen, die Anwesenheit dieser Menschen machte ihm aber ein konzentriertes Nachdenken unmöglich. Wer waren diese Leute? Wollten sie ihm tatsächlich helfen? Und lebte er nicht in einem Rechtsstaat, in dem er sich für seine Tat verantworten musste?

    ››Wer kann schon sagen, ob Sie weiterhin so viel Glück haben werden. Momentan dürfte alles in Ihre Richtung laufen‹‹, sagte der Mann mit dem knochigen Gesicht.

    KHB schien das nicht zu beruhigen, er suchte den Blick des hageren Mannes und erschauderte. Er war ein positiver Mensch, neigte dazu, immer an das Gute zu glauben, Schlechtes erst bei dessen Eintritt als gegeben anzunehmen. Hier schien ihm das aber nicht angemessen zu sein, irgendwie kam es ihm vor, als würde er traumwandlerisch durch diese merkwürdigen Szenen ziehen, man konnte alles als Unfug, als einen völlig misslungenen Unfug abtun, den ihm aus unbekannten Gründen, vielleicht weil heute der 1. April war, sein Chauffeur gespielt hatte, es wäre eine Möglichkeit, vielleicht brauchte er nur laut aufzulachen und schon würde er aus diesem Albtraum erwachen und der Spuk hätte ein Ende. Vielleicht würde man später sagen, dass er keinen Spaß verstanden habe, darin sah KHB aber keine allzu große Gefahr, vielmehr fiel ihm wieder ein, dass er einen Mord begangen hatte und eine Leiche in seinem Wohnzimmer lag. War dem so, würde er sich stellen und mit den Konsequenzen leben müssen, alles andere würde keinen Sinn machen; war alles Theater, so wollte er mitspielen. Es lag also in seiner Hand, dachte KHB, noch konnte er die Dramaturgie seines Lebens selbst bestimmen.

    ››Bitte lassen Sie mich für einen Moment allein‹‹, sagte er und setzte sich an seinen Schreibtisch.

    ››Jetzt scheint er es begriffen zu haben‹‹, hörte er den anderen im Weggehen sagen.

    Wie von Sinnen durchwühlte er seine Papiere, alles war akkurat geordnet und abgelegt, aber seinen Ausweis fand er nicht. Er fand nur alte Meldezettel, abgelaufene Reisepässe und eine Kopie seines Führerscheins. Als er wieder aus seinem Zimmer kam, sah er gerade noch, wie seine Haushälterin, Frau Svoboda, von zwei Männern in einen anderen Raum gedrängt wurde.

    ››Guten Morgen!‹‹, hatte er ihr noch zugerufen und dabei etwas unbeholfen die Hand gehoben, aber sein Gruß blieb ungehört. Nun stand KHB mit abgelaufenen Reisepässen in der Hand im Flur und sah zu, wie Männer in dunklen Anzügen nervös durch sein Haus liefen.

    ››Bin ich jetzt verhaftet oder nicht?‹‹, brüllte KHB, ohne einen wirklichen Ansprechpartner gefunden zu haben, mehr ins Nichts.

    ››Jetzt fangen Sie schon wieder damit an‹‹, sagte einer der Männer, ››wir antworten auf solche Fragen nicht, aber das haben wir Ihnen doch schon gesagt.‹‹

    ››Das werden wir noch sehen‹‹, sagte KHB entschlossen, ››hier sind meine Papiere, zeigen Sie mir jetzt bitte die Ihrigen und nennen Sie mir endlich den Grund Ihres Hierseins.‹‹

    ››Grundgütiger!‹‹, sagte der Mann, ››wir sind wohl die einzigen Menschen, die Ihnen in dieser fast aussichtslosen Situation zur Seite stehen. Aber offenbar wollen Sie das aus irgendeinem Grund nicht erkennen und uns auch noch verärgern.‹‹

    Kopfschüttelnd wandte sich der Mann von KHB ab.

    ››Aber Sie sollten zumindest einen Blick darauf werfen‹‹, meinte KHB.

    ››Ihre Papiere sind doch völlig bedeutungslos und noch dazu bereits abgelaufen‹‹, sagte der Mann verächtlich, ››eine Kontrolle kann somit ausbleiben.‹‹

    Was war das jetzt? Woher konnte der Typ das überhaupt wissen, wo er die Papiere doch nur oberflächlich, mehr aus den Augenwinkeln, als gewissenhaft geprüft hatte.

    ››So nehmen Sie sie schon‹‹, insistierte KHB und fuchtelte dabei wild mit seinen Ausweisen vor dem Gesicht seines Gegenübers herum.

    Der Mann wich einen Schritt zurück.

    ››Sie sind schlimmer als ein kleines Kind, wissen Sie das? Ein Nein akzeptieren Sie wohl nicht? Es ist mir völlig schleierhaft, was Sie sich davon versprechen. Sie müssen doch davon ausgehen, dass wir über Ihre Person Bescheid wissen, sogar ein Affe würde verstehen, dass wir nichts

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