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Fußball der Zukunft: Wie Frauen den Sport revolutionieren
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eBook224 Seiten3 Stunden

Fußball der Zukunft: Wie Frauen den Sport revolutionieren

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Über dieses E-Book

Zuschauerrekorde in Barcelona (über 90.000 in der Champions League), Hollywoodstar Natalie Portman gründet in Los Angeles einen neuen Klub: den Angel City FC, wo die Nationalspielerin Almuth Schult das Tor hütet, und auch in Deutschland füllen die Klubs inzwischen mit Spielen der Frauen die großen Stadien. Dazu eine Europameisterschaft in England, die den Sport auf ein ganz neues Level gebracht hat, und neue TV-Verträge auch für die deutsche Bundesliga.
Bekommen die Frauen endlich die gewünschte Aufmerksamkeit? Dieser Sammelband bietet einen Überblick zum aktuellen Stand des Fußballs der Frauen in Deutschland, Europa und natürlich den USA. Dazu konnten die beiden Herausgeber:innen hochkarätige Autor:innen gewinnen. Neben Texten von Expert:innen wird es Interviews mit prominenten Spielerinnen und Funktionär:innen geben, beispielsweise Laura Freigang von Eintracht Frankfurt oder Ralf Kellermann vom VfL Wolfsburg.
Mit einem Vorwort von Tabea Kemme (ehemalige Nationalspielerin und aktuelle Sky-Expertin).
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum14. Apr. 2023
ISBN9783730706831
Fußball der Zukunft: Wie Frauen den Sport revolutionieren

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    Buchvorschau

    Fußball der Zukunft - Alina Ruprecht

    Justin Kraft und Alina Ruprecht

    WIE DIE FRAUEN DEN FUSSBALL REVOLUTIONIEREN

    EINLEITUNG

    31. Juli 2022: Im Wembley-Stadion läuft gerade die 79. Minute des Endspiels der Europameisterschaft zwischen England und Deutschland. Vieles lief bisher für die Gastgeberinnen, die mit 1:0 führen. Dann aber kommt Sydney Lohmann mit all ihrer Power und dribbelt von außen nach innen, während sich Tabea Waßmuth klug nach außen bewegt. Waßmuth bekommt den Ball, schaltet schnell und bedient die mitgelaufene Lina Magull: Tor! Pure Ekstase bei den deutschen Fans im Stadion und in der Heimat. Schweigen im Großteil des ikonischen britischen Nationalstadions. Ein Gänsehautmoment in der Geschichte des deutschen Fußballs der Frauen – auch wenn es zum Titelgewinn nicht reichen sollte.

    18 Millionen Menschen verfolgten dieses Spiel in Deutschland live vor dem TV. Es war das meistgesehene Fußballspiel des Jahres. Rund 87.000 Fans waren im Stadion. Ein Jahr der Rekorde, ein Jahr des Anstoßes für den Fußball der Frauen in Deutschland und auf der Welt.

    Um zu verstehen, welche Kraft der Fußball hat, genügt oftmals schon ein Blick in Kinderaugen, wenn junge Menschen auf ihre Idole treffen und plötzlich strahlen. Kinder sind die Zukunft, die Basis – in der Gesellschaft insgesamt wie auch im Fußball. Doch in vielen Bereichen sind es überwiegend Männer, die die großen Bühnen besetzen. Repräsentanz in der Gesellschaft erfahren deshalb oft nur Jungen. Im Fußball war und ist das nicht anders. Wie wichtig Diversität im Spitzensport aber ist, zeigte das Jahr 2022 eindrucksvoll. Die Europameisterschaft der Frauen in England präsentierte der Welt unter anderem strahlende Kinderaugen – nicht nur jene von Jungen, sondern auch von Mädchen. Mädchen, die den Fußball lieben und die sich mit Spielerinnen auf der größten aller Bühnen identifizieren. Die wahrnehmen, dass sie die Chance haben, es selbst eines Tages weit zu bringen. Männer spielen seit vielen Jahrzehnten erfolgreich Fußball. Frauen auch. Jetzt aber bekommen sie eine Sichtbarkeit, die es in dieser Form noch nie gab.

    Der Fußball der Frauen hat sich in den vergangenen Jahren auf der ganzen Welt rasant entwickelt. Vorreiternationen wie die USA, oder in jüngerer Zeit England und auch Spanien, haben in verschiedenen Bereichen gezeigt, dass die historischen Missstände durch gesellschaftliche und strukturelle Unterdrückung ebenso riesig sind wie das Potenzial, das sich nun für die kommenden Jahrzehnte aufgetan hat. In diesem Buch werden viele Autorinnen und Autoren sowie Expertinnen und Experten ein differenziertes Bild zum Status quo des Fußballs der Frauen zeichnen und teilweise auch die Zukunft des Fußballs skizzieren. Immer mit dem Blick über den Tellerrand und weit über die deutschen Grenzen hinaus. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird dennoch auf Deutschland und der Bundesliga liegen. Auch Deutschland zählte einst zu den Vorreiternationen. Zahlreiche Titel auf Verbandsund Klubebene, etliche Top-Spielerinnen und prägende Persönlichkeiten – Deutschland war das Maß aller Dinge im europäischen Fußball der Frauen. War.

    Vorreiter mit Nachholbedarf: Fußball der Frauen in Deutschland

    Denn das gilt heute längst nicht mehr. Nach der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land stagnierte die Entwicklung, bis andere Nationen den DFB überholt hatten. Volle Stadien, große Titel, die ersten großen Fernsehverträge, eine faire Bezahlung der Spielerinnen, Professionalisierung der Top-Ligen – all das erreichten andere Nationen früher als Deutschland. Manches davon ist bis heute ein großes Thema. Wenn es um Professionalisierung geht, hat die Bundesliga noch viel Arbeit vor sich.

    Die Spielerinnen des VfL Wolfsburg und des FC Bayern München bekommen ausreichend Gehalt, um sich auf den Sport konzentrieren zu können. Eintracht Frankfurt holt dahingehend auf. Bei allen anderen Klubs gibt es zahlreiche Spielerinnen, die einerseits den Anforderungen einer Profisportlerin gerecht werden und andererseits in einem Nebenjob arbeiten müssen. Mehrere Erhebungen haben gezeigt, dass eine Spielerin in der Bundesliga durchschnittlich rund 40.000 Euro pro Jahr verdient. Beachtet werden muss dabei, dass vor allem die Wolfsburgerinnen und die Münchnerinnen diesen Durchschnitt weit nach oben heben. Die meisten Spielerinnen liegen also deutlich unterhalb des Mittelwerts. Das führt zu ungleichen Bedingungen und Wettbewerbsverzerrung. Spielerinnen, die nicht bei den drei großen Klubs spielen, haben nicht die Rahmenbedingungen, um sich optimal entwickeln zu können. Nicht selten wird mit Wirtschaftlichkeit argumentiert. Ignoriert wird in dieser Argumentation allerdings, dass der Fußball der Männer und seine Protagonisten bei Klubs und Verbänden eine große Verantwortung dafür tragen, dass sich der Fußball der Frauen nie professionalisieren oder entwickeln konnte. Im Gegenteil: Er hat dazu beigetragen, dass positive Entwicklungen rückgängig gemacht wurden. Volle Stadien gab es auch in der Vergangenheit. Bei der WM 1971 besuchten mehr als 110.000 Zuschauer*innen das Finale zwischen Dänemark und Gastgeber Mexiko im Aztekenstadion von Mexiko-City.

    Ein kleiner historischer Exkurs, der beweist, dass der Fußball der Frauen in der Moderne nicht einfach aus dem Boden gestampft wird. Die gesellschaftlichen Bedingungen sind in vielen Ländern nur andere als damals und Frauen haben sich in großen Teilen der Gesellschaft emanzipiert. Und tatsächlich gibt es mittlerweile einen wachsenden Druck auf die großen Verbände, der aus dem eigenen Handeln in der Vergangenheit entstandenen Verantwortung gerecht zu werden. Auch in Deutschland hat sich so in den letzten Jahren etwas bewegt. Zwar langsamer als in anderen Ländern, aber immerhin in die richtige Richtung.

    Klubs, die in der Bundesliga der Männer spielen, haben nach unterschiedlichen Wegen gesucht, sich bei den Frauen ebenfalls zu etablieren. Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 treten beispielsweise den langen Weg aus der Kreisliga bis in die Bundesliga an. Der BVB will dabei auf ein natürliches Wachstum ohne Vorschüsse setzen, bei Schalke wird sich das ähnlich verhalten. Einerseits gab es Lob für dieses Vorgehen, das auf die eigene Strahlkraft setzt, andererseits wird kritisiert, dass Dortmund damit nicht aktiv genug zur jetzt dringend benötigten Weiterentwicklung beiträgt. Auch RB Leipzig startete 2016 in der Landesliga und spielt mittlerweile in der 2. Bundesliga. Aufsehen erregte zudem der Einstieg einer Gruppe von Investorinnen und Investoren bei Viktoria Berlin, die den Klub zeitnah in die Bundesliga bringen möchte und mit progressiven sowie zukunftsorientierten Ideen lockt.

    Anders hat es Eintracht Frankfurt gemacht. Die SGE hat 2020 den sehr erfolgreichen Traditionsklub 1. FFC Frankfurt übernommen – offiziell war von einer Fusion der beiden Frauenabteilungen die Rede. Auch der 1. FSV Mainz 05 ging diesen Weg. Die Mainzer kooperieren zunächst mit dem TSV SCHOTT Mainz, den sie anschließend übernehmen werden.

    Revolution oder ein zweiter Fußball der Männer?

    Beim Blick auf das Schicksal von Turbine Potsdam scheinen Übernahmen wohl alternativlos zu sein. Die Potsdamerinnen waren jahrelang das Pendant zu Frankfurt im deutschen Spitzenfußball. Beide lieferten sich packende Duelle, gewannen jeweils die Champions League und bildeten zahlreiche Weltklassespielerinnen aus. Sie waren das Herz des deutschen Fußballs der Frauen. Für Potsdam scheint diese Ära gerade zu enden. Einer von zahlreichen Gründen ist, dass sich Klubs ohne eine finanzstarke Männerabteilung nicht mehr halten können. Ein nahezu irreparabler Zustand, der zugleich ziemlich paradox ist.

    Denn einerseits ist das große Thema dieses Buchs, wie Frauen den Fußball revolutionieren. Auf der anderen Seite wird häufig sichtbar, wie abhängig Männer diesen Sport von sich gemacht haben. An Turbine Potsdam oder auch der SGS Essen wird das besonders deutlich, weil diese Klubs im Oberhaus auf Dauer nicht überlebensfähig sind. Die strukturell und finanziell besten Bedingungen haben Klubs, die im Fußball der Männer erfolgreich sind. Es ist zweifelsohne eine Kehrseite der Medaille, dass Traditionsklubs auseinanderfallen – weil sie jahrelang nicht von jenen unterstützt wurden, die im Fußball das Sagen hatten.

    Damit verbunden ist ein weiteres Thema, das durchaus kritisch gesehen werden kann, vielleicht sogar muss: Wer revolutioniert diesen Sport tatsächlich? Sind es wirklich Frauen, die ihren Sport in die aus ihrer Perspektive richtigen Bahnen lenken, oder sind es doch wieder Männer, die das Wachstum kontrollieren und nach eigenen Interessen steuern? Die FIFA, die UEFA und auch der DFB als Beispiel für viele Verbände sind in den letzten Jahrzehnten nicht gerade als besonders progressiv aufgefallen, wenn es um Diversität ging. Unter diesen Dächern befinden sich aber zahlreiche Klubs, Organisationen und Persönlichkeiten, die im Fußball der Frauen etwas bewegen wollen.

    Zweifelsohne wurden auch positive Dinge bewirkt. Die Frauen profitieren von vorhandenen Strukturen, dem Know-how und den Erfahrungswerten. Gleichzeitig entsteht in den letzten Jahren zunehmend der Eindruck, dass der Fußball der Männer nachgebaut werden soll. Aufblähung der Wettbewerbe, Bevorzugung der ohnehin schon finanzstarken Klubs und eben das Aussterben von traditionsreichen Klubs oder gar wichtigen Regionen. Wenn wir also von einer Revolution schreiben, dann meinen wir auf der einen Seite die positive Veränderung im Jetzt. Auf der anderen Seite geht es mit Blick in die Zukunft aber auch darum, aus den Entwicklungen im Fußball der Männer zu lernen, sich davon an den richtigen Stellen abzugrenzen und eigene Nischen aufzubauen.

    Viele Klubs warben in der Vergangenheit vor allem mit familienfreundlichem Publikum. Doch das umfasst nur einen Teil dessen, was den Fußball der Frauen speziell macht: Er ist nämlich inklusiver. Die Protagonistinnen und Protagonisten, aber auch die Zuschauer*innen sind diverser und sorgen dafür, dass die Atmosphäre in den Stadien für viele Gesellschaftsgruppen angenehmer ist als bei Spielen der Männer. Auch die Nahbarkeit der Spielerinnen ist ein Thema, mit dem sich der Fußball der Frauen aktuell positiv abgrenzt. Mit steigendem Bekanntheitsgrad wird das zunehmend zur Herausforderung. Und doch ist der einfache Zugang etwas, was vielen beim durchkapitalisierten Fußball der Männer fehlt. Der Kontakt zur Basis ging dort schon vor vielen Jahren verloren. Das gilt es bei den Frauen zu verhindern. Wenn aber jene die Richtung bestimmen, die schon bei den Männern dafür verantwortlich waren, dass diese Distanz Schritt für Schritt aufgebaut wurde, dann drohen langfristig ähnliche Szenarien.

    EM 2022 wirkt nach: Kurzer Aufschwung oder Nachhaltigkeit?

    Allzu düster sollte man die Zukunft aber nicht malen. Ja, der Fußball der Frauen befindet sich gerade in einer wichtigen Übergangsphase, in der viele Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt werden. Das bringt automatisch Sorgen und Kritikpunkte hervor. Doch gerade die Europameisterschaft in England hat im Sommer 2022 zeigen können, wie sich beides miteinander verbinden lässt: Event, Wachstum auf allen Ebenen und gleichzeitig Nahbarkeit. Selbst in Deutschland entstand mit zunehmendem Turnierverlauf eine Welle der Begeisterung. Obwohl der DFB im Fußball der Frauen historisch so erfolgreich war wie keine andere Nation in Europa, war das überraschend. Der Verband selbst, aber auch die Medien und die Gesellschaft insgesamt hatten dieses Thema in den vergangenen Jahren allenfalls stiefmütterlich behandelt. Ein starkes, erfolgreiches, vor allem aber sympathisches Nationalteam konnte bei einer vom Gastgeber gut organisierten EM 2022 viele Herzen erobern und wichtige Aufmerksamkeit gewinnen.

    Es entstand ein regelrechter Hype, der sich anschließend auch auf die Bundesliga übertrug. Noch vor der Winterpause wurde der bisherige Zuschauer*innen-Rekord geknackt. In der Saison 2013/14 kamen 156.355 Fans in die Stadien, nach nicht mal der Hälfte aller Spiele sind es 2022/23 bereits knapp 200.000 Menschen gewesen.

    Es ist eine neue Sichtbarkeit entstanden, die sich auch im Medieninteresse widerspiegelt – zumindest teilweise. Gerade in Deutschland wird es wohl noch viel Zeit brauchen, bis Frauen auf den Startseiten und Covern der Sportmedien zur Normalität geworden sind. Alexandra Popp auf der Titelseite des „kicker oder Juliane Wirtz gemeinsam mit Bruder Florian auf dem „11 Freunde-Cover – bisher eher die Ausnahme als die Regel. Die Berichterstattung erfolgt zudem in zu vielen Teilen oberflächlich. Fragen auf Pressekonferenzen drehen sich gern mal um Lifestyle-Themen, anstatt taktische Systeme zu diskutieren oder andere sportliche Aspekte zu behandeln.

    Rekord: Die Kulisse beim EM-Finale 2022 im Londoner Wembley-Stadion.

    Wer mal in England, Skandinavien oder Spanien Profispiele besucht oder Interviews gelesen hat, wird schnell ein größeres und ernsthafteres Medieninteresse feststellen. Auch wenn der Weg noch weit ist, ist im deutschen Sportjournalismus aber ein kleiner Aufbruch zu spüren.

    Und so zieht sich diese Aufbruchstimmung durch fast alle Bereiche des Fußballs. Die Europameisterschaft in England war dabei nicht der Ausgangspunkt. Schon zuvor ist beispielsweise durch die reformierte Champions League oder die Entwicklungen in anderen europäischen Ländern vieles in Gang gekommen. Allerdings hat die EM den Fortschritt befeuert.

    Der neue TV-Vertrag: Fluch, Segen oder doch beides?

    Die großen Streaminganbieter und TV-Sender haben endgültig ein Potenzial erkannt und sind bereit, mehr Geld für Rechte zu investieren. So wurde 2022 ein neuer TV-Vertrag abgeschlossen, der dem Fußball der Frauen mehr Sichtbarkeit im Free-TV einerseits, aber auch höhere Einnahmen andererseits ermöglicht. Mit rund fünf Millionen Euro pro Jahr wird die Bundesliga so viel Geld einnehmen wie noch nie. Ein Meilenstein. Mit DAZN und Sport1 sind zudem zwei große Anbieter hinzugekommen, die die Bundesliga nun auch dorthin bringen, wo ohnehin schon viele Fußballfans sind.

    Ein häufig genannter Kritikpunkt war, dass die deutsche Spitzenliga bei Magenta Sport „versteckt" wurde. Bis zur Saison 2026/27 werden alle Spiele bei DAZN und Magenta Sport laufen. Sport1 erhält die neu geschaffenen Montagsspiele und die Öffentlich-Rechtlichen dürfen insgesamt zehn Partien pro Saison zeigen. Hinzu kommen noch Highlightpakete, an denen neben den genannten Anbietern auch Sky beteiligt ist. In Sachen Sichtbarkeit und Zugang ist das ein großer Fortschritt für den deutschen Fußball der Frauen.

    Aber auch hier gibt es Bedenken. Denn zusätzlich zu den Montagsspielen wird der komplette Spieltag zerstückelt. Die sechs Spiele laufen ab der Saison 2023/24 allesamt einzeln von Freitag bis Montag. Was im Fußball der Männer vor allem aus finanzieller Perspektive Sinn ergibt, ist im Fußball der Frauen durchaus ein Risiko. Das Interesse an Klubs wie SGS Essen, MSV Duisburg, SV Meppen oder auch anderen kleineren Teams ist vergleichsweise gering. Auch das fußballerische Niveau ist in den unteren Bereichen der Bundesliga zwar gestiegen, jedoch immer noch entwicklungsfähig. Das ist in anderen Ligen – egal, ob bei Männern oder Frauen – durchaus ähnlich. In der Bundesliga der Männer gibt es ebenfalls Klubs, die im relativen Vergleich kaum Publikum anziehen. Wenn nun Meppen gegen Duisburg oder Essen gegen Bremen spielt, dann könnten die Einschaltquoten aber zum Problem werden. Die übertragenden Sender sind keine Wohlfahrtsunternehmen. Sie verfolgen wirtschaftliche Interessen.

    Eine Spieltagsstruktur mit Parallelspielen und Konferenzen lehnte der DFB allerdings entschieden ab. Eine Entscheidung, die kritisch gesehen werden kann. Womöglich hätten gerade die kleineren Klubs sehr davon profitiert, wenn sie im Windschatten der Größeren hätten mitfahren können. Nun müssen sie sich in Einzelspielen irgendwie selbst tragen. Und auch hier wird die Qualität der Übertragung eine Rolle spielen. Wie viel Aufwand sind die jeweiligen Rechteinhaber bereit zu betreiben? Wie viele Kameras werden aufgestellt? Wie viele Expertinnen und Experten sind vor Ort? Und wie viele Interviews sowie Berichte wird es im Rahmenprogramm geben? Magenta Sport hatte sich hier in den letzten Jahren auf ein Minimum beschränkt. Auch die Öffentlich-Rechtlichen hielten sich zurück. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist das oftmals nachvollziehbar. Gleichwohl hat der Fußball der Frauen nur dann die Chance auf Wachstum, wenn die Präsentation stimmt.

    Auch das ist eine Erkenntnis der Europameisterschaft in England, die Quoten waren sensationell. Das Endspiel ließ sowohl das WM-Finale als auch das Champions-League-Finale der Männer in Deutschland hinter sich. Auf Klubebene ist ebenfalls ein weiterer Anstieg der Quoten möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

    Neben der Berichterstattung wird das auch Themen wie die Anstoßzeiten betreffen. Wo gibt es die richtigen Nischen in der Konkurrenz zum Fußball der Männer? Wie können beide durch klug zusammengestellte Spielpläne sogar harmonieren? Gemeinsame Auswärtsfahrten bieten beispielsweise den Fans die Möglichkeit, beide Teams zu besuchen. Es ist ein großer Berg an Aufgaben, der jetzt auf den DFB wartet.

    Raus aus dem DFB? Deutschland am Scheideweg

    Der Verband hat sich durch die TV-Verträge etwas Zeit erkaufen können, nachdem es von einigen Klubs viel Gegenwind und Druck gab. Mit einem Austritt und einer eigenen Dachorganisation nach dem Vorbild der DFL wurde einerseits gedroht, andererseits gab es immer wieder das Gedankenspiel, unter das Dach der DFL zu wechseln. 2022 hat man sich nun doch für eine weitere Zusammenarbeit

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