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Danach: Die Entfaltung einer neuen Welt
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eBook358 Seiten4 Stunden

Danach: Die Entfaltung einer neuen Welt

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Über dieses E-Book

Dreißig Jahre "Danach"

Ein kosmisches Ereignis hat die Denk- und Lebensweise der Menschen positiv verändert. Alternative, die Gemeinschaft fördernde Wohn- und Lebensmodelle entstehen. In Deutschland bildet sich ein neuer Staat, dessen Bürger sich hauptsächlich an immateriellen Werten orientieren. Das Licht scheint endgültig gesiegt zu haben.
Doch noch immer sind im Verborgenen satanische Kräfte aktiv. Die Schwarzmagierin Milena will in die Vergangenheit zurückreisen, um das Wunder, das einst die Herzen der Menschen für die Liebe geöffnet hat, zu verhindern. Dazu benötigt sie die Hilfe Lennys. Dieser ist schon einmal in Atlantis ihren Verführungen erlegen und muss nun beweisen, dass er nicht erneut der dunklen Macht verfällt.
Auch Surya wird mit karmischen Verstrickungen konfrontiert. Sie begibt sich auf den Weg des Tantra, der sie zu tiefer innerer Weisheit führt.

Der spannende Roman ist eine wunderbare Inspiration für alle, die sich auf ein freies Leben in einem zukünftigen spirituellen Zeitalter freuen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum9. Nov. 2022
ISBN9783347776333
Danach: Die Entfaltung einer neuen Welt
Autor

Susanne Ehlert

Susanne Ehlert, 1954 im Ruhrgebiet geboren, verfügt über mediale Fähigkeiten und hat von Kindheit an präkognitive Träume. Neben ihrer Arbeit als Architektin widmet sie sich seit vielen Jahren der Selbsterforschung und Meditation. Ihr inspirierendes Wirken als Visionärin für eine neue Gesellschaft ist davon motiviert, Alternativen zu einer rein an technologischem Fortschritt ausgerichteten Welt zu finden.

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    Buchvorschau

    Danach - Susanne Ehlert

    Einleitung

    Im einst so wohlhabenden Deutschland hatten Finanzcrash, Missernten und Naturkatastrophen zu einer weitgehenden Verarmung der Bürger geführt. Immer öfter wurden Lügen aufgedeckt, die dem Volk vor Augen führten, dass es von den Politikern seit langem nach Strich und Faden betrogen worden war. Es kam zu Unruhen und in den Großstädten sogar zu Straßenkämpfen. Als dann noch ein Krieg aufflammte, der Europa in Angst und Schrecken versetzte, beteten viele Menschen verzweifelt zu Gott und flehten um Hilfe.

    Plötzlich, an einem lauen Spätherbstabend, bereitete ein Geschehen, das später nur als „Das Ereignis" bezeichnet wurde, dem grausamen Krieg und der Verderbtheit der Menschen ein Ende. Ein Meteoritenhagel verursachte auf der ganzen Welt Tsunamis, Erdbeben und Vulkanausbrüche. Auch Teile Deutschlands versanken im Meer. Zugleich kam es zu einer gewaltigen Sonneneruption. Bewusstseinserweiternde Partikel regneten auf die Erde herab und für eine kurze Zeit war die Intensität der Sonneneinstrahlung immens hoch. Beides führte dazu, dass die Menschen in aller Deutlichkeit ihre Schattenseiten, aber zugleich auch ihren göttlichen Kern erkannten.

    Auch nach dem kosmischen Ereignis hielt die herzöffnende Wirkung der Sonne an. Ein ganz neues Lebensgefühl entstand. Man begegnete seinen Mitmenschen fortan mit Liebe und Achtsamkeit. Das einstige egoistische Verhalten war einem Gefühl des „Wir" gewichen. Zudem aktivierte die erhöhte Sonneneinstrahlung bei einigen Menschen die Zirbeldrüse. Kinder mit paranormalen Fähigkeiten wurden geboren, zu denen auch Surya, Lenny und Leon gehörten.

    Nach vielen Jahren intensiver Arbeit, in denen alle Bürger mit viel Engagement und Freude am Wiederaufbau des Landes mit angepackt hatten, blühte das Leben in Deutschland langsam wieder auf.

    Doch im Osten Deutschlands, nahe Oberhofen, hatten abgeschirmt in einem Bunker, etwa zweihundert Menschen von dem kosmischen Wunder und seinen positiven Konsequenzen nichts mitbekommen. Sie lebten weiterhin im alten egoistischen Bewusstsein inmitten einer Tabuzone. Seit der Katastrophe hatte diese niemand mehr betreten, denn ein scheinbar unüberwindbarer Giftstreifen, ausgelöst durch einen Biowaffenabwurf im Krieg, schnitt sie von dem Rest der Zivilisation ab.

    Eines Tages jedoch entdeckte einer von ihnen durch Zufall eine Möglichkeit, die trennende Barriere zu überwinden. Dadurch ergab sich für ein paar Skrupellose die Gelegenheit, in die umliegenden Dörfer vorzudringen und Raubüberfälle zu begehen. Dabei schreckten sie sogar vor Morden nicht zurück.

    Surya, die zu dieser Zeit in Karlsruhe Raum- und Landschaftsplanung studierte, erfuhr auf telepathische Weise von den besorgniserregenden Vorfällen. Zusammen mit ihren Kommilitonen Lenny und Leon schmiedete sie einen Plan, die Situation ohne Gewalt zu lösen. Die drei ahnten nicht, auf was für ein gewagtes Unterfangen sie sich eingelassen hatten, denn ein schwarzmagischer Bann umgab die Bunkeranlage. Doch mit Hilfe ihrer Psi-Kräfte gelang es ihnen schließlich, ihr Vorhaben zu einem guten Ende zu führen.

    Eine geniale Erfindung

    Surya hatte sich noch nicht ganz von der gefährlichen Aktion in Oberhofen erholt, als die Einladung zu einer Ratssitzung ins Haus flatterte. Sie fühlte sich schwach und ausgelaugt, wie immer, wenn sie ihre paranormalen Fähigkeiten über die Gebühr in Anspruch genommen hatte. Ihr empfindsamer Körper brauchte Ruhe und ihr aufgewühlter Geist Entspannung, doch der Rat der Länder war schon für den übernächsten Abend zu einer Sondersitzung einberufen worden. Einige Ratsmitglieder hatten den dringenden Wunsch geäußert, mehr Informationen zur aktuellen Lage in der Tabuzone zu erhalten, obwohl Lenny bereits einen ausführlichen Bericht darüber abgegeben hatte.

    Trotz ihres angeschlagenen Gesundheitszustands wollte Surya keinesfalls die Sitzung versäumen, denn ihr war beim Erhalt des Schreibens eine Idee gekommen, wie sie die Ratsmitglieder am besten vom Frieden in Oberhofen überzeugen konnte. Nach einem großen Schluck einer speziell für sie angefertigten flüssigen Aufbaunahrung fühlte sie sich soweit gestärkt, dass sie telepathisch mit Lenny und Leon, die auch eingeladen worden waren, in Kontakt treten konnte. Sie schlug vor, sich eine Stunde später im Gemeinschaftsraum ihrer Studentenwohngemeinschaft zu treffen.

    Lenny, den sie seit gut einem Jahr innig liebte, stammte aus den östlichen Ländern, während sie in Karlsruhe geboren war. Ihre Eltern gehörten zu den Pionieren, die hier nach dem Zusammenbruch der alten Systeme neue Formen des Gemeinschaftslebens erprobten und maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt beteiligt waren. Mit Leon hingegen war sie schon seit frühester Jugend befreundet. Er hatte genau wie sie die Sommerschule für Kinder mit Psi-Begabungen in Schliersee besucht. Sie bewunderte seine ausgeglichene Art und fühlte sich stets wohl in seiner Nähe. Auf ihr lebhaftes, quirliges Wesen hatte er immer einen besänftigenden Einfluss.

    Als Surya am Nachmittag bei einer großen Tasse Kräutertee Lenny und Leon ihren Vorschlag unterbreitete, war Lenny sofort begeistert, doch Leon hatte Bedenken.

    „Die neue Technik ist nicht wirklich ausgereift, kann gut sein, dass es schiefgeht, meinte er. „Am besten machen wir gleich einen Probedurchlauf, dann werden wir ja sehen, ob es funktioniert.

    Zwei Tage später, am Augustabend des Jahres 30 DA, radelten die drei Studenten zum neuen Rathaus der Stadt. Als Surya ihr Rad abstellte, musste sie sich erst den Schweiß von der Stirn wischen, denn draußen herrschte immer noch eine große Hitze und seit Tagen wehte schon kein Wind mehr, der sonst vom nahen Meer her Erfrischung brachte. Als sie jedoch den Sitzungssaal betrat, umgab sie eine wohltuende Kühle. Im ganzen Raum verteilt wuchsen großblätterige Pflanzen, teils bis unter die Decke, und auf einer Seite der Wand floss Wasser langsam und gleichmäßig in ein Becken aus hellem Sandstein. Aber nicht nur die angenehme Temperatur überraschte sie, der Raum selbst strahlte eine Lebendigkeit aus, die ihrem Körper sofort neue Energie verlieh.

    Surya interessierte sich sehr für Innenarchitektur und ihre Wirkung auf das Wohlbefinden der Menschen. Schon als Kind stellte sie alle Naselang die Möbel in ihrem Kinderzimmer um und bekniete ihren Vater, die Wände immer wieder in neuen Farben zu streichen. Mit Erstaunen beobachtete sie, wie sich dadurch die Atmosphäre im Raum veränderte. Überdies besaß sie einen ausgeprägten Schönheitssinn, mit dem sie so manches Mal ihre Eltern zur Verzweiflung gebracht hatte. Alles, was sie als hässlich oder störend empfand, ließ sie einfach mit ihrer Gabe der Dematerialisation verschwinden. Ein bewunderndes Lächeln umspielte deshalb ihre Lippen, als sie sich weiter im Raum umsah, denn alles machte auf sie einen harmonischen und wohlgestalteten Eindruck.

    Für die Ratsmitglieder standen mit weichem gelbem Polster versehene Sessel mit Holzlehnen zur Verfügung. Sie waren halbkreisförmig um ein Rednerpult herum angeordnet. Weitere Sitzgelegenheiten mit Tischchen entdeckte Surya vor raumhohen Fenstern, von denen aus man die Aussicht auf den Hafen von Karlsruhe genießen konnte. Als sie sich gerade mit Lenny und Leon dort niederlassen wollte, erschien eine junge Frau und bat sie, die reservierten Plätze neben Frau Lehmann, der Ratsvorsitzenden, einzunehmen.

    Wie üblich begann die Versammlung mit fünf Minuten meditativen Schweigens. Surya jedoch konnte sich nicht recht konzentrieren, denn sie war immer noch in die Einzelheiten der Einrichtung vertieft. Als aber die Ratsvorsitzende neben ihr ihre Rede begann, hörte sie der sehr selbstsicher wirkenden Frau um die Vierzig aufmerksam zu. Direkt im Anschluss an eine kurze Begrüßung kam diese ohne Umschweife zur Sache:

    „Nach all den harten, entbehrungsreichen Jahren des Wiederaufbaus hatten wir bei der letzten Sitzung einstimmig beschlossen, endlich einen neuen Staat zu gründen, wobei wir uns auf ein Mindestmaß an Gesetzen für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung beschränken wollten. Bis vor kurzem schien das durchaus machbar zu sein. Dabei sind wir natürlich davon ausgegangen, dass nach dem großen Wunder alle Bürger bemüht sein würden, aus der steten Erfahrung tiefer Nächstenliebe heraus ausschließlich gewaltfrei zu handeln. Nun mussten wir zu unserem Bedauern feststellen, dass in der Wildnis nahe Oberhofen noch Menschen im alten Bewusstsein der Trennung und Zwietracht leben, die vor Mord und Überfällen nicht zurückschrecken. Sie ziehen sich angeblich tagsüber in einen ehemaligen Bunker zurück.

    Laut Ihrem Bericht, Herr von Breda, Frau Lehmann wandte sich nun an Lenny, „haben Sie und Ihre Kommilitonen durch Ihr beherztes Eingreifen dafür gesorgt, dass dieser Bunker nicht mehr, oder nur noch teilweise besteht und von den Menschen dort keine Gefahr mehr ausgeht. Doch einige der Anwesenden können das nicht recht glauben. Sie möchten Ihnen gern ein paar Fragen dazu stellen.

    Surya bemerkte, wie ein älterer Mann das Wort ergreifen wollte, doch sie kam ihm zuvor. „Frau Lehmann, bevor wir hier lange reden, habe ich einen anderen Vorschlag. Wir haben Ihnen etwas mitgebracht, womit wir Sie vielleicht besser überzeugen können. Es gibt da eine geniale Erfindung, die unsere ‚Forschungsgruppe für paranormale Fähigkeiten‘ entwickelt hat. Eine Minikamera, mit der man eine Szene dreidimensional einfangen kann. Und das Besondere daran ist: Sie vermittelt dem Zuschauer sogar die Atmosphäre vor Ort! Die Forschungsgruppe hatte sie Leon zur Erprobung mitgegeben, und wir haben damit in Oberhofen erste Aufnahmen gemacht. Es mag sein, dass das Hologramm ein wenig unscharf ist, denn wir stehen noch ganz am Anfang mit dieser neuen Technik."

    Surya gab Lenny einen Wink. „Um den Film anschauen zu können, brauchen wir dieses Gerät hier."

    Die Ratsmitglieder reckten interessiert die Köpfe, als Lenny einen kleinen quadratischen Kasten so in die Luft hob, dass ihn alle sehen konnten.

    „Bei Berührung dieses Mediums werden die Aufnahmen aktiviert und stehen dem Betrachter als wirklichkeitsgetreues Hologramm zur Verfügung, fuhr sie fort. „Sie werden also gleich den Eindruck haben, selbst in der Wildnis zu sein.

    Ein überraschtes Murmeln ging durch die Zuhörermenge, als Surya konzentriert ihre Hand auf den Kasten legte. Im Nu meinte jeder, sich mitten in einer urwüchsigen Landschaft zu befinden. Die Sonne stand hoch am Himmel und ihre Sonnenstrahlen waren wärmend auf der Haut zu spüren. Es lag eine leichte, fast fröhliche Stimmung in der Luft, die sich schlagartig veränderte, als die Kamera auf eine riesige Anlage aus Beton schwenkte, die sich etwa mannshoch ein Stück weit entfernt aus dem Waldboden erhob. Große Stücke ihrer fast zwei Meter starken Betondecke waren herausgebrochen und Teile der dicken Außenwände fehlten, sodass man ungehindert einen Blick ins völlig zerstörte Innere richten konnte. Der Bunker schien sich über mehrere Stockwerke unterirdisch erstreckt zu haben, doch seine einstige Konstruktion konnte man jetzt nur noch schwer nachvollziehen. Von diesem demolierten Gebäude ging eine äußerst unangenehme Energie aus, die alle frösteln ließ. Surya stöhnte und fühlte ihre neugewonnen Kräfte schwinden. Rasch löste sie ihre Hand von dem Gerät. Das Hologramm verschwand.

    Lenny, der mitbekommen hatte, dass es seiner Freundin nicht gut ging, fuhr fort, die Sachlage zu erklären. „Sie haben nun den jetzigen Zustand der Anlage gesehen. Hier wohnten bis vor kurzem etwa dreißig Personen, die dort die große Katastrophe überlebt haben. In dem Bewusstsein dieser Menschen war noch sehr viel Negativität, die sie weiterhin ausleben wollten. Die starke, herzensöffnende Strahlung der Sonne, so wie sie für uns seit dem Ereignis normal ist, bereitete ihnen unsagbare Schmerzen. Deshalb blieben sie tagsüber im Bunker und kamen nur nachts heraus, um ihr Unwesen in Oberhofen zu treiben. Da wir die Anlage aber teilweise dematerialisiert haben, konnten diese Personen dem Licht der Sonne nicht mehr ausweichen." Lenny machte eine Pause und wartete auf etwaige Reaktionen seitens der Ratsmitglieder.

    „Ja und dann?" fragte schließlich Frau Lehmann etwas ungeduldig.

    „Sie wären wahrscheinlich bei lebendigem Leibe verbrannt, wenn Leon sie nicht auf eine niedriger schwingende Daseinsebene geleitet hätte. Da passen sie viel besser hin und können bei uns keinen Schaden mehr anrichten."

    Surya bemerkte, wie die Ratsvorsitzende Leon bei Lennys Worten eindringlich musterte. Obwohl er nur Jeans und ein einfaches weißes Hemd trug, war er mit seinem klaren, feingeschnittenen Gesicht und den kurzen, nach hinten gekämmten Haaren eine Erscheinung, die Eindruck hinterließ. Jeder hier im Saal wusste von den ungewöhnlichen Fähigkeiten der Trues, und schließlich war Leon Markwardt der Bekannteste von ihnen.

    „Das heißt also, sie sind für immer von der Bildfläche verschwunden! Und die anderen? Sie erwähnten, dass in dem Bunker noch viel mehr Personen überlebt haben. Ihrer Schätzung nach etwa zweihundert?"

    „Richtig. Die sind aber bereits vor vielen Jahren aus dem Schutzraum ausgezogen und wohnen längst oberirdisch in selbstgezimmerten Hütten. Sie haben sich langsam an die intensive Sonnenstrahlung gewöhnt. Diese Menschen begegneten uns freundlich und wir glauben, dass sie vollkommen friedfertig sind. Sie haben sich sicher nicht an den Gräueltaten beteiligt. Es wird allerdings noch lange dauern, bis wir sie problemlos in unsere Gesellschaft integrieren können. Sie würden sich mit ihrem jetzigen Entwicklungsstand bei uns überhaupt nicht wohl fühlen. Deshalb schlagen wir vor, alles so zu lassen, wie es ist. Doch überzeugen Sie sich selbst!"

    Surya legte ihre Hand wieder auf das Gerät.

    Nun entstand ein Hologramm, das einen freien Platz zeigte, an dessen Rändern sich ein paar Hütten befanden, die nicht so aussahen, als ob sie sehr fachmännisch erbaut worden wären. Mehrere Menschen in abgerissenen Kleidern saßen auf rohen Holzstämmen in der Sonne und bereiteten allem Anschein nach gemeinsam eine Mahlzeit vor. Sie lachten viel dabei. Ein paar sangen oder pfiffen sogar, Kinder unterschiedlichen Alters spielten lauthals schreiend miteinander Fangen. All das war genauso deutlich zu hören wie das Zwitschern der Vögel. Die Atmosphäre, die mit dieser Szene einherging, war heiter und friedlich. Ein älterer, ziemlich wüst aussehender Mann, der der Chef der Gemeinschaft zu sein schien, ging auf Lenny zu. Seine Augen strahlten voller Liebe. Doch von ihm ging auch ein strenger säuerlicher Geruch aus, der plötzlich den Sitzungssaal durchströmte.

    Surya schmunzelte, als sie sah, wie Frau Lehmann die Nase rümpfte und ein Fenster öffnete.

    „Dieser neuartige Film ist ja fantastisch, aber man muss doch nicht alles miterleben!" Frau Lehmann schüttelte den Kopf.

    „Ist aber doch eine tolle Erfindung, nicht wahr?", meinte Surya grinsend.

    „Ja, allerdings! Die Anwesenden klatschten laut Beifall. „Wirklich super, rief eine junge Frau aus, „so sehen die Filme der Zukunft aus!"

    „Also, ich bin der Meinung, wir sollten uns dem Vorschlag der Studenten anschließen und die Menschen in der Tabuzone unbehelligt wohnen lassen. Sie machen wirklich einen harmlosen Eindruck, bestätigte Frau Lemann. „Wer ist denn dieser Mann neben Herrn von Breda? Er riecht zwar furchtbar, strahlt aber viel Liebe und eine gewisse Vertrauenswürdigkeit aus.

    „Das ist Sven, mein Großvater, antwortete Lenny. „Es würde jetzt zu weit führen, zu erklären, was ihn in die Wildnis verschlagen hat, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass er bereits dauerhaft im neuen Bewusstsein lebt und handelt. Ich möchte gern mit ihm in Kontakt bleiben. Vielleicht könnte ich ihn ja in regelmäßigen Abständen in der Tabuzone besuchen.

    „Deinen Vorschlag finde ich echt gut, stimmte ihm Leon zu. „Sven würde bestimmt dafür sorgen, dass die kleine Gruppe in Frieden an ihrem Ort bleibt. Er fungiert nicht nur als ihr Chef, er ist auch so etwas wie ihr spiritueller Lehrer.

    Die Ratsmitglieder waren sofort einverstanden. Man sprach noch ein wenig über die Lebensumstände in der Wildnis und darüber, wie man den Menschen in Zukunft möglicherweise helfen könnte.

    „Sie hausen ja fast so wie die Menschen im Mittelalter, meinte die Vorsitzende stirnrunzelnd. „Was wird Ihrer Meinung nach dort am meisten gebraucht?

    „Es fehlt eigentlich an allem, es gibt keine Medikamente und wie Sie deutlich gemerkt haben, keinerlei Hygieneartikel. Falls Lenny ab und zu die Menschen besucht, könnte man überlegen, ob er nicht zuerst ein paar medizinische Hilfsgüter mitnimmt", schlug Surya vor.

    „Über diese Anregung stimmen wir bei unserer nächsten Versammlung ab. Ich denke, dies ließe sich leicht bewerkstelligen, meinte Frau Lehmann. „Doch nun beantworten Sie uns bitte noch die Frage, die hier einige Ratsmitglieder bewegt. Warum war das Dematerialisieren der Anlage so schwierig und gelang nur teilweise? Ich glaube, Herr von Breda möchte sich dazu äußern.

    „Es lag daran, dass ein magischer Bann großräumig um die Anlage herum gelegt wurde. Deshalb konnte sie auch erst nicht aufgefunden werden, erläuterte Lenny. „Wir haben eine Zeitlang gebraucht, bis wir diesen Bann durchbrechen konnten, und dann war der Bunker selbst noch mit einer energetischen Schutzschicht versehen, die sich einfach nicht entfernen ließ. Aber Surya, also Frau Gundlach, hat schließlich einige Schwachstellen darin gefunden. Auf die hat sie dann ganz gezielt ihre Gabe der Dematerialisation gerichtet.

    Surya nickte und hoffte insgeheim, dass die Sitzung nun langsam zu Ende ging, doch dann sprach Lenny noch unaufgefordert über die Zeit in Davor, als die Reichen und Mächtigen diesen Bunker gebaut hatten. Er meinte, es wären die gleichen Personen gewesen, die damals auf globaler Ebene versucht hätten, ihre Mitmenschen zu kontrollieren und zu manipulieren und sogar vor magischen und satanischen Ritualen nicht zurückschreckten. Ausführlich beschrieb er ein paar dieser Praktiken, von denen er vermutete, dass sie damals beim Bau der Bunkeranlage angewandt worden waren.

    Er muss sich Literatur zu dem Thema verschafft haben, wunderte sich Surya. Woher sonst weiß er auf einmal so viel über Magie?!

    „Nicht erst in Davor, bereits in uralten Zeiten, etwa in Atlantis, gab es schwarze Magier, die eine große Macht besaßen und diese für finstere Zwecke missbrauchten. Hoffen wir, dass der Bewusstseinswandel die Menschen so nachhaltig verändert hat, dass etwas Derartiges nie wieder passiert", schloss Lenny seine Rede.

    „Ja, das war aber wirklich sehr weitreichend erklärt, meinte die Ratsvorsitzende, „aber durchaus interessant. Nun, da jetzt auch in den östlichen Wäldern niemand mehr wohnt, der gewaltbereit ist, steht der baldigen Gründung unseres neuen Staates nichts mehr im Wege. Da kann man ja wirklich von einer gelungenen Mission sprechen!

    Die Ratsvorsitzende bedankte sich mit einem Handschlag bei den Studenten für ihren mutigen Einsatz und überreichte Surya bei der Verabschiedung einen großen bunten Blumenstrauß.

    Surya freute sich, einen wichtigen Beitrag zum Frieden im Land geleistet zu haben und meinte gut gelaunt zu Lenny und Leon: „Ist doch bestens gelaufen! Mein Gott, was war ich anfangs nervös! Schließlich war es ja nicht ganz klar, ob wir das mit dem Film wirklich hinkriegen. Bei der Probe sah alles so verschwommen aus und die Spezialeffekte klappten gar nicht. Dafür diesmal aber umso besser. Sie konnte plötzlich nicht mehr aufhören zu kichern. „Habt ihr auch das Gesicht von der Lehmann gesehen, als es so brutal anfing zu stinken?

    „Na und ob. Lenny lachte. „Der Geruch hat sicher einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Komm, Schatzi, wir lassen das Rad stehen und gehen noch ein wenig zu unserer Lieblingsbank, da sind wir ungestört!

    „Und was mache ich mit dem Blumenstrauß? Der muss schnell ins Wasser!"

    „Den nimmt sicher Leon mit."

    Leon schaute nicht gerade begeistert, doch bevor er sich versah, hatte Lenny ihm das Gebinde schon in die Hand gedrückt und lief engumschlungen mit Surya in Richtung Schlosspark.

    Staatsgründung

    Ein Jahr nach der Ratssitzung wurde endlich das Gründungsdatum des neuen Staats bekanntgegeben. Als Termin hatten die Ratsmitglieder den Vollmond nach Lichtmess, der Wiederkehr des Lichts, gewählt. Der Vollmond fiel in dem Jahr auf den 3.2. 32 DA, einen Sonntag.

    DA war inzwischen die gängige Abkürzung für „Danach, also die Zeit nach dem Ereignis, das die Welt verändert hatte. Numerologisch gesehen erschien dieses Datum sehr günstig zu sein, denn die 32 war in der Zahlenmystik eine glückliche, eine Schöpfungszahl, und die Quersumme des 3.2.32, also eine „1, zeigte die Gründung als einen kompletten Neubeginn an. Außerdem fand sich die Zahl 32 auch im Grundriss der Bundeshauptstadt Karlsruhe wieder.

    Karlsruhe, in dessen Zentrum sich ein ehemaliges Schloss befand, war schon länger Regierungssitz. Von der Schlossanlage, deren Umrisse einer Sonne ähnelten, führten 32 Straßen wie lange Sonnenstrahlen in alle Himmelsrichtungen. Diese Symbolik erinnerte die Menschen stets an das Sonnenwunder bei dem Ereignis, doch auf eine Änderung des Namens in „Sonnenstadt", wie viele vorschlugen, konnte man sich nicht einigen. Letztendlich entschied ein Volksentscheid, die Sonne zumindest mit ins Staatswappen aufzunehmen.

    Der Rat der vereinigten vier Länder, der sich während der Übergangszeit bewährt hatte, war als Regierungsform beibehalten, doch von 12 auf 32 Mitglieder erweitert worden. Immer noch hatte das südliche Bergland die wenigsten Bewohner und war deshalb nur mit drei Räten vertreten, die östlichen Wälder hingegen mit sechs, die nördlichen Inseln schickten neun Abgeordnete und VEM, die vereinigte Mitte, das Land mit den meisten Bewohnern, besaß zwölf Politiker im Rat. Hinzugezogen wurden jeweils zwei „Trues", die aus jedem Bundesland stammen konnten. Die Politiker wurden von den Bürgern gewählt, hingen aber keinerlei Partei an. Das alte Parteiensystem war nach dem Ereignis schnell abgeschafft worden, weil die Gefahr zu groß war, dass man wie früher mehr gegeneinander statt miteinander arbeitete. Man sah dieses System als ein Relikt aus den Zeiten der in Gesinnungsgruppen spaltenden Dualität an und wählte stattdessen direkt Neutralität wahrende Menschen, die sich durch Aufrichtigkeit und Güte auszeichneten. In der Regel kam es im Rat immer zu einstimmigen Entscheidungen oder zumindest zu einer Zweidrittelmehrheit, aber es gab auch eine Entscheidungshoheit, dies war ein auf fünf Jahre gewähltes Ratsmitglied, dem einer der zwei Weisen zur Seite gestellt war. Wenn es die Umstände erforderten, wurden auch noch Fachexperten zur Hilfe geholt, die völlig unabhängig von eigenen Interessen Beistand leisteten.

    Man war sich einig, dass im neuen Staat vorrangig die spirituelle Entwicklung seiner Bewohner gefördert werden und dieser eine Vorbildfunktion für andere Nationen haben sollte. Bei der Namensgebung suchte man lange nach einer passenden Bezeichnung, die diesen Wunsch zum Ausdruck bringen könnte. Es gab verschiedene Vorschläge aus allen Ländern. Eine Zeitlang favorisierten die Menschen den Namen Luccanien, bei einer Bürgerbefragung fand dann aber Swarganien die meiste Zustimmung, denn Swarga, ein altes Sanskritwort, bedeutete übersetzt so viel wie „zum Licht". Dieser Name wurde seit einem Jahr im Volksmund verwendet, sollte aber bei der Staatsgründung offiziell werden.

    Schon mehrere Monate vor Beginn des dreitägigen Gründungsfests liefen die Vorbereitungen dafür auf Hochtouren. Viele Gebäude der Stadt wurden neu gestrichen, und der teilweise noch recht unansehnliche Strand mit Palmen und viel Sand aus dem Norden bestückt. Für die Feier, die im ganzen Land auf großen Bildschirmen übertragen werden sollte, erwartete man mehr als 20.000 Menschen. Besucher aus dem Inland, aber auch Staatsoberhäupter und Gäste aus dem Ausland.

    *

    An diesem Festtag wollte Surya erst ihr dünnes, eng geschnittenes blaues Kleid tragen, das ihre schlanke Figur wunderbar betonte, doch letztlich entschied sie sich für eine helle Leinenhose mit lachsfarbenem, langarmigem Shirt, über das sie eine warme Jacke zog. Ihre dunkelblonden, schulterlangen Haare hatte sie entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit mit Kämmchen hochgesteckt, sodass ihr schmales apartes Gesicht, in dem große, fast schwarze Augen unter kräftig geschwungenen Augenbrauen blitzen, besonders gut zur Geltung kam.

    Um einen Platz möglichst nahe an der Bühne zu ergattern, hatte sie extra den Wecker gestellt und Lenny überredet, sich bereits im Morgengrauen mit ihr auf den Weg zu machen. Wenn Surya sich etwas in den Kopf setzte, konnte sie beharrlich auf ihr Anliegen bestehen. Ihr Freund kannte ihre Eigenart und kam ihr in den meisten Fällen entgegen.

    Lenny war zwei Jahre älter als Surya. Er besaß eine drahtige, schlanke Figur und trug am liebsten seine schwarzen, langen Haare als Zopf zusammengebunden. Mit seinem kantigen Kinn und seinem selbstbewussten Auftreten wirkte er sehr attraktiv, sodass sich viele Frauen nach ihm umdrehten.

    Noch etwas schlaftrunken fanden die zwei unter einer Buche nur noch einen kleinen Platz, von dem aus man eine gute Sicht zur Bühne hatte, denn es waren bereits mehr als hundert Teilnehmer zu den Gründungsfeierlichkeiten in den Schlosspark gekommen. An diesem Frühlingsmorgen herrschten noch sehr kühle Temperaturen, sodass die meisten in dicke Decken eingehüllt auf ihren mitgebrachten Kissen saßen.

    Surya gähnte laut und Lenny konnte es sich nicht verkneifen, sie ein wenig zu necken: „Wer wollte denn unbedingt so früh aufstehen, Schätzchen, fragte er grinsend und streichelte dabei seine fröstelnde Freundin. „Wir könnten jetzt noch im warmen Bett liegen, kuscheln und später einen heißen Kaffee trinken!

    Doch Surya schüttelte energisch den Kopf. „Später hätten wir überhaupt keinen gescheiten Platz mehr bekommen. Du weißt doch, wie sehr ich mich auf das Fest gefreut habe! Schließlich erlebt man ja eine Staatsgründung nicht alle Tage. Aber erzähl mir bloß nicht noch einmal etwas von einem heißen Kaffee, den könnte ich jetzt echt gut gebrauchen."

    „Überraschung, meine Süße, Lenny kramte in seinem Rucksack und holte eine Thermoskanne heraus. „Ich habe vorhin noch extra einen Kaffee für dich aufgebrüht. Bei seinen Worten goss Lenny das heiße Getränk in eine Tasse und überreichte sie lächelnd seiner Freundin.

    Surya trank schweigend, bewegt von der einfühlsamen Art, mit der sich Lenny stets um sie kümmerte. Vor ihm hatte sie nur eine einzige Beziehung gehabt, zu Justin, dem Bruder ihrer Freundin Mara. Auch jetzt noch verstand sie sich gut mit ihm, aber Liebe war es für sie nie gewesen. Lenny aber berührte sie in den Tiefen ihrer Seele. Manchmal konnte sie es gar nicht fassen, dass sie wirklich ein Paar waren, und es überfiel sie eine unerklärliche Angst, ihn eines Tages zu verlieren.

    Gegen zehn Uhr kam Unruhe in die schweigende Menge, die inzwischen auf der großen Rasenfläche rund um das Schloss zu einer unüberschaubaren Größe herangewachsen war. Jemand hatte gesehen, wie neben der Bühne vor dem Schloss lautlos einer der wenigen Gleiter, die nicht über festgelegte Bahnen schweben mussten, landete. Diese Sorte Gleiter bewegte sich frei im Luftraum und wurde nur bei besonderen Gelegenheiten eingesetzt.

    „Jetzt kommen wahrscheinlich der Erste und Naila", meinte Surya, die ihre Glieder streckte und ein paar Yogaübungen machte, um wieder beweglich zu werden. „Wenn die beiden eintreffen, sind sicher bald alle Ratsmitglieder da und wahrscheinlich auch die Staatsgäste. Ja, genau, sieh mal, da stellen doch ein paar Leute total bequem aussehende Stühle vor der Bühne auf, die

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