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Der 30jährige Baukrieg: Protokoll eines genervten Bauherrn
Der 30jährige Baukrieg: Protokoll eines genervten Bauherrn
Der 30jährige Baukrieg: Protokoll eines genervten Bauherrn
eBook442 Seiten2 Stunden

Der 30jährige Baukrieg: Protokoll eines genervten Bauherrn

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Über dieses E-Book

Bauen in Hagen! Bauen in Deuschland?
Ein wütender, genervter Bauheer.
Ein bebauungsfähiges, schönes Grundstück.
Korrespondenz, Bauplanungen, Bauanträge, Klageschriften, Akten- und Gesprächsnotizen in chronologischer Reihenfolge.
Papierreste eines Bauwunsches dessen Durchsetzung gegen alle Widerstände der Politik, Stadtverwaltung und streibaren Nachbarn mehr als dreißig! Jahre gedauert hat.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum28. Feb. 2023
ISBN9783757894177
Der 30jährige Baukrieg: Protokoll eines genervten Bauherrn
Autor

Paul-Rainer Zernikow

Geboren 1947 in Hagen/Westfalen als Sohn eines Architekten. Internatszögling mit Musketierausbildung in Reiten und Fechten. Architekturstudium in München. Jurastudium in München und Münster. Referendarausbildung in Paris bei Monsieur Peter avocat a la Cour. Bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr leidenschaftlicher Fußballer. Ein Jahr Schauspielunterricht im Schauspielstudio Gmelin/München. 1977 Zulassung zur Rechtsanwaltschaft beim Amts- und Landgericht Hagen. 1987 Zulassung zum Notariat beim Oberlandesgericht Hamm. Verheiratet zwei Kinder. Mit dem Buch: »Der Hornist« schrieb der Autor seinen ersten Roman. Anlässlich seines sechzigsten Geburtstages seine Biografie: »60 Jahre eines unbekannten Promis, unpolitische Lebensjahre eine 68ers«, die wilde Gedankenwelt der sechziger Jahre. Es folgten die Romane: »Antiochia, das Gelübde des Kreuzritters« und »Die rosarote Hutschachtel« Dazu kamen: »Der Sohn des Scharfrichters« und »Der Troubadour des Teufels« Jetzt folgten: »Der Dreißigjährige Baukrieg« und »Den Mädels ins Höschen geholfen.«

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    Buchvorschau

    Der 30jährige Baukrieg - Paul-Rainer Zernikow

    -Teil I-

    (Der Weg bis zur Baugenehmigung)

    Man schrieb das Jahr 1989, genauer, den Monat April. Die Rezeptur war angerührt. Ein Architekt, der zum Bauträger mutieren wollte, ein wunderschönes, landschaftlich gut platziertes Eckgrundstück, ein paar nette und ein paar doofe Nachbarn und eine gerüttelte Mischung von Beamten auf Gemeinde- und Bezirksleben.

    Der Bauboom war schon einige Jahre vorbei. Die guten Lagen der Gemeindeflächen strotzten vor Reihenhausanlagen und Eigentumswohnungen. Auch der letzte Häuslebauer hatte von Bauherren-Modellen, Steuerabschreibungen und staatlichen Bauprogrammen profitiert. Notare rieben sich die Hände und Bauträger tanzten vor Freude auf den Tischen. Die sogenannten „Baulöwen" füllten ihre Taschen. Man kannte sich. Die Politiker, die etwas bewegen konnten und die Bauvereine oder Versicherungen, die wohlwissend in Grundstücke investiert hatten.

    Jeder war stolz auf seine Beziehungen, ob auf Gemeinde-, Bezirks - oder Bundesebene. Die politische Arbeit lohnte sich. Ganze Landstriche wandelten sich um von Landwirtschaft in Bauwirtschaft und dieses auf so wundervolle Art und Weise.

    Die Baudezernenten der Städte, damals noch Stadtbauräte genannt, konnten und wollten Zeichen setzen. Sie wollten Träume verwirklichen. Die Stadtplanung war die eleganteste Art, über Gemeindegrenzen hinaus bekannt zu werden, eigenen Stil zu entwickeln und für sich selbst Baudenkmäler moderner Prägung zu setzen!

    Auch in einer kleinen Gemeinde des Ruhrgebiets, ganz am Rande des Sauerlandes, war es nicht anders. Man sehnte sich nach „Bauen für die Zukunft." Junge Familien sollten preiswerten neuen Wohnraum finden. Bauvereine sollten in sozialen Wohnungsbau investieren. Planungen über Planungen rollten heran. Die Beamten kamen gar nicht mehr nach, so viele Bauanträge wurden gestellt. Je mehr Finanzmacht in individuellen Händen steckte, desto mehr konnte verwirklicht werden.

    Es war die Zeit der Planer und Macher mit Beziehungen zur Politik und Verbindungen zur Bauwirtschaft. Bauunternehmer jeglicher Schattierung hatten viel zu tun. Die Beziehungsdrähte glühten, jeder war sich nahe. An den Theken der Stadt boomten die Geschäfte. Abends gesoffen, morgens getroffen. So wurden Bürgermeister zu Machern und profitierten von chancenreichen Verbindungen. Ob Sonderpreise für private Baugrundstücke oder Schwimmbäder, die von bekannten Bauunternehmern in die große Bausumme gepackt wurden. Jeder bekam etwas ab vom großen Kuchen.

    Manche Städte profitierten von diesen Entwicklungen, andere litten unter nicht mehr gut zu machenden Bausünden dieser Zeit. Auch der Stadtbaurat einer kleinen Stadt am Rande des Ruhrgebietes träumte den wunderbaren Traum einer Lebensverwirklichung in Steinen. Fest betoniert und für immer gegossen, so sollte sie aussehen die Traumwelt aus Zement.

    Das erste Denkmal war bereits geschaffen. Eine sogenannte Hochstraße aus festem Beton, die Straßenfläche in Spuckweite von Wohnzimmerfenstern und Balkonfassaden. Grundeigentümer wurden abgefunden, um diese Bausünde abzusegnen. Sie sagten Ja zum schnellen Geld und übersahen das Nein für die Zukunft.

    Ein Mensch, der mit seinen Untergebenen, Abhängigen gnadenlos umging und manchem für immer „seelisch das Rückgrat" brach. Ein Chef und Vorgesetzter, der in hinterhältiger Weise einem sehbehinderten Beamten bei dessen Referat in die dunkelste Ecke zitierte und ihm damit jeden Nachteil gönnerhaft einräumte. Dieser Mensch, der jeden Architekten als armseligen Bittsteller behandelte, rühmte sich, in dieser kleinen Stadt Zeichen für die Zukunft zu setzen, für ihn und für ewig über die Stadtgrenzen hinaus. So sollte ein weiterer Traum in Erfüllung gehen. Fünf Säulen einer Stadt, am Horizont für jeden erkennbar.

    Fünf mehrgeschossige Hochhäuser mussten es sein, die Zukunft verheißen sollten und Wohnraum bieten für die Bürger, die hoch hinauswollten.

    Der Süden der Stadt war dafür auserkoren. Doch dieser Traum zerschlug sich an der unerbittlichen Realität, die wohl die Stadtplanung mit den aktuell kalkulierten Bevölkerungszuwächsen plötzlich nicht mehr zuließ. Eine weitere große Bausünde blieb der bereits hochgradig geschundenen Stadt erspart. Welch wunderbares Schicksal. Neue Stadtbauräte kamen, neue Träume wuchsen. Die Stadtplanung änderte sich. Andere Zeichen wurden gesetzt.

    Im Schatten dieser ursprünglichen Hochhausplanung (die fünf Säulen einer Stadt) war ein wunderschönes Eckgrundstück verblieben. Es war eine ehemals verplante Freifläche zwischen den Hochhäusern, variabel und angedacht für Spielzwecke der Kinder, die in diesen Hochtürmen einmal glücklich aufwachsen sollten.

    Die ursprüngliche Stadtplanung veränderte sich grundlegend. Wo Hochhäuser wachsen sollten, entstanden nunmehr Wohnbauten jeder Art und Prägung. Von acht- bis sechsgeschossigen Wohnhäusern bis hin zu Terrassenbauten und ausgeprägten Reihen- oder Gartenhofhäusern. Wundersame Neuerungen einer plötzlich geborenen Vermarktungsstrategie, die jede Art neuen Wohnraums für einen kaufwilligen Bürger, ob jung oder alt, an den Mann oder die Frau brachten.

    Die sonst so gefällige Architektur gefühlten individuellen Wohnens wurde abgelöst durch massenhafte, gleichstrukturierte Außenfassaden und von vorgegebenen Musteraufteilungen der Wohnräumlichkeiten. Individuelle Wünsche der Bauherren wurden ausgetauscht durch vorgefasste rasterähnliche Grundrissflächen einer langweiligen, aber angeblich praktischen Wohnraumnutzung. Hat man eines gesehen, hat man alle gesehen!

    Bauplanung vom Reißbrett der Architekten, die Massen verkaufen mussten, zu erschwinglichen Preisen.Pläne für eigenwilliges, extravagantes Wohnen waren unbezahlbar geworden.

    Fluch der Marktwirtschaft und Herabstufung des Architekten zum „Klötzchenbauer" mit oder ohne Garage. Hier wurden Wünsche vom Markt vorgegeben. Etwas anderes war nicht mehr im Angebot. Der Architekt war für die Masse der Bauwilligen nicht mehr finanzierbar.

    Das in Spanien entdeckte und entwickelte Produkt eines Etageneigentums wurde zum Markenzeichen eines neuen Baustils in allen Städten. Jeder wollte Eigentum, ob im Reihenhaus oder in der Eigentumswohnanlage.

    Aus Mietern wurden Eigentümer, die jeden Meter ihres erworbenen Wohnumfeldes gegen fremden Eingriff verteidigten.

    Wo früher ein Hausmeister das Sagen hatte, nahm nunmehr der Verwalter seinen Platz ein. Eigentümerversammlungen wurden das neue Schlachtfeld von Vielrednern und Interessenvertretern.

    Gemeinschaftseigentum, Sondereigentum, Teilungsgenehmigung, Eigentümerbeschlüsse und Wirtschaftspläne waren neue Vokabeln für die, die sich plötzlich Eigentum leisten konnten.

    Mit Argusaugen wurden kleinste Veränderungen am Baukörper verfolgt, Verwalter auf Missstände aufmerksam gemacht und Gerichte beschäftigt, sollte auch nur ein Eigentümer aus der Reihe tanzen und das Gesamtbild der Wohnanlage stören.

    Jede Markise gleichfarbig, jeder Außenanstrich abgestimmt und für individuelle Ideen keinerlei Platz mehr.

    Nachbarn für immer zerstritten, wo die Wasseruhr versagte oder Mehrkosten nicht mehr überprüfbar waren. Jeder Meter Sondereigentums verteidigt, jeder Gartenzaun argwöhnisch beäugt.

    Neues Terrain für Erbsenzähler und Deutschtümler.

    Selbst bei einer Veräußerung war man gesetzlichen Schranken unterworfen.

    Jeder wollte gefragt sein und jeder wollte Einfluss nehmen auf die Mitbewohner bzw. Miteigentümer. So wechselten Wohngemeinschaften von bierseligem Vereinsgetue zu ewiger Zerstrittenheit, die nur mit Ausstieg gelöst werden konnten.

    Neue Spielfelder für Notare und Rechtsanwälte, die das Wohnungseigentumsgesetz in ihrer praktischen Anwendung kennenlernen durften.

    Selbst bei Anschaffung im Ausland, ob in spanischen Reihenhaussiedlungen oder Bauansiedlungen in der Türkei, übten sich deutsche Eigentümer in Kampferprobter Manier im Einsatz ihrer Glaubensgrundsätze in Eigentumsfragen.

    Es entstanden Beziehungs- und Interessengemeinschaften, die meistens eines gemein hatten: „dagegen zu sein".

    War man untereinander schon zerstritten, so half hier immer ein drohender Feind von außen, der zu mindestens in dieser Schlagrichtung wieder alle vereinte. Was früher außenpolitisch fruchtete, klappte jetzt auch im kleinen, individuellen Kampf um Eigentumsfragen.

    Dieses vorerwähnte wunderbare Eckgrundstück, ehemalige Schattenfläche turmähnlicher Hochhäuser, sollte eines Tages auch einer verdienten Bebauung zugeführt werden. War es doch als Restfläche einer jetzt abgeschlossenen Bebauung übriggeblieben. Ehemals unbewachsen als Abstellfläche für Baugerätschaften, Containern, Kränen und diversen Mischmaschinen, zeigte es nunmehr nach Jahren der Nachbarbebauung leichtes Grün, geprägt vom jungen Aufwuchs, von Bäumen und Sträuchern.

    Ein scheinbares Kleinparadies in Grün. Umringt von Eigentümern, die akribisch darauf achteten, ob sich irgendetwas veränderte.

    War es doch auch so verführerisch, seinen Gartenabfall alljährlich dort zu deponieren, ohne dass dieses auf den ersten Blick auffiel.

    Wie schön war es, eine derartige Oase in seiner Nachbarschaft zu wissen. Ein grüner Fleck, der die feinstrukturierte Nachbarbebauung so reizvoll umgarnte. Ach, wie herrlich!

    Doch insgeheim wusste jeder, der dort gekauft hatte, dass eine Bebauung in der Luft lag, ja, das Grundstück nahezu „nach einer Bebauung schrie".

    Nur diese Rufe wollte keiner mehr hören. Hatte man sich doch auf seiner Eigentumsparzelle so gut arrangiert, war doch alles inzwischen so vollendet und ruhig. Jeder der ursprünglichen Käufer und Eigentümer der Nachbarbebauung kannte den Passus in seinem Notarvertrag, der in ausdrücklicher Form auf die zukünftige, geplante Bebauung in zweigeschossiger Bauweise verwies und damit rechtlich bindend jedem klar machen musste, dass sich dort jederzeit etwas verändern konnte.

    Aber Veränderungen wollte man nun nicht mehr. Hatte man sich doch selbst verändert in dieser Zeit. Hatte man sich doch eingerichtet, alles so schön fertig und wohlstrukturiert. Nein, verändern wollte sich keiner mehr, es war doch so anheimelnd, wie es sich nunmehr darstellte.

    Als man noch einen eigenen Bauwunsch hatte und alles dafür in Kauf nahm, um seine individuellen Pläne zu verwirklichen, hatte man das in die weite Zukunft geschoben, so weit, dass man es gar nicht mehr wahrhaben wollte, dass sich etwas verändern könnte. Vielleicht kam so etwas auch gar nicht mehr?

    Der Grundstückseigentümer, plötzlich verstorben, die Erben unauffindbar. Ja, so könnte es sein. So herrlich einfach.

    Doch dann kam der Tag X, im April 1989.

    Mit ihm der Wunsch des Grundstückseigentümers und Architekten, seine bereits lang geplante Bebauung zu verwirklichen und per Bauvoranfrage an die städtische Beamtenöffentlichkeit zu tragen.¹/²/³/⁴/⁵

    Die Stadtverantwortlichen witterten Problemstellungen, politische Einflussnahme, nachbarliche Interessenvertretungen.

    Der Hinweis auf die rechtlichen Bindungswirkungen in den Notarverträgen interessierte letztlich nicht. Hier ging es um Interessen von Mehrheiten. Hier standen Wählerstimmen auf dem Spiel. Hier gab es einflussreiche Nachbarn.

    Der Baudezernent krümmte sich wie ein Wurm. Er wollte „um Gotteswillen" keine öffentliche Diskussion, keine neue politische Streitebene, besonders nicht vor den anstehenden Kommunalwahlen.

    Sollte doch der Bauwillige verdammt nochmal erst einmal selbst mit den Nachbarn reden und sich selbst den Boden für eine zukünftige Bebauung bestellen.

    Nur keinen Stress!

    Ja und ob man überhaupt bauen dürfe, das müsse erst die übergeordnete Behörde, der Regierungspräsident Arnsberg, entscheiden.

    Und was war überhaupt mit dem Abstand zum Wald. Hier war die Forstbehörde gefragt.

    Auch das Grünflächenamt könnte Bedenken haben, lauerte dort ein nicht erkannter Lurch oder ein Albino-Frettchen? War da vielleicht ein erhaltenswerter Baum? Vielleicht nicht da, aber dort!

    Hindernisse über Hindernisse.

    War es nicht die Stadtverwaltung selbst gewesen, die die ursprüngliche Stadtplanung verlassen hatte und Verantwortung dafür trug, dass dort etwas ganz anderes verwirklicht wurde als ursprünglich erdacht?

    Waren es die gleichen Beamten, die jede Fläche einmal unbedenklich einer Bebauung zugeführt hatten und sich nunmehr sperrten? War so etwas überhaupt möglich?

    Der Bauwillige registrierte dieses Verhalten mit einem gewissen Erstaunen, hatte er doch in seiner eigenen langen Schaffensphase als Architekt die wundersame Veränderung der Flächennutzung, mit der bedenkenlos Baurecht geschaffen wurde, haarklein miterlebt.

    Und jetzt?

    Das politische Klima hatte sich verändert.

    Die Zeichen wurden plötzlich auf „Grün" geschaltet.

    Jeder Lurch, jeder Grashalm erschien plötzlich erhaltens- und schützenswert. Auch die ehemals gnadenlose Baupolitik musste sich anpassen, ging plötzlich auf Schmusekurs, den Förster an ihrer Seite.

    Baugrenzen und Waldabstand, das waren die neuen Schlagwörter.

    Wollte man dies alles ernst nehmen, so konnte man auf einer Fläche von immerhin ca. 3500 qm lediglich ein Zelt aufstellen. Ein Zelt, wo sich die Nachbarn besaufen konnten, um es anschließend wieder abzubauen.

    Der Antragsteller, so ist es nun mal häufig, wollte lieb sein.

    Er ist ja ein Bittsteller, kein Bauberechtigter, wie es das Gesetz an sich vorsieht.

    Hier saß er nun, vom forschen Auftritt eines Bau-Wünschers zum devoten Bittsteller mutiert. Er wollte besonders brav sein und selbst mit den Nachbarn sprechen. Es waren ja alle an und für sich vernünftige Leute.

    Im Beisein seines Sohnes, der selbst Anrainer war und die Nachbarn teils persönlich kannte, bat er um die erste Interessenversammlung.

    Dabei wurde sofort klar, jeder Nachbar hatte individuelle Wünsche, aber alle nur einen gemeinsamen Wunsch: Jede Bebauung zu verhindern!

    Was war denn eigentlich mit den Unterschriften in den Notarverträgen, was war denn mit der Aufklärung nach der Vertragszeichnung im Hinblick auf die geplante Nachbarbebauung. Nichts, vergessen, einem neuen Ziel geopfert! Vielleicht konnte man sich als Masse über Recht und Verträge hinwegsetzen?

    Man hatte den Nachbarn im Übrigen bei entsprechender Zustimmung auch das Erstellen eines Stellplatzes oder einer Garagenanlage in Aussicht gestellt. Ja das war ein Angebot.

    Jeder wollte eine Garage in Fertigbauweise gerne erhalten zum Vertragspreis oder aber vielleicht auch gratis?

    Alles schien möglich.

    Auch Angebote über Bargeldzahlungen als Entschädigung oder Schmerzensgeld standen bei den Nachbarn zur Diskussion. Wie hieß der Film eigentlich?

    Der Bauwillige und sein Interessenvertreter verstanden die Welt nicht mehr. Alle hatten unterschrieben oder doch zu mindestens jeder der Voreigentümer hatte um die zukünftige Bebauung gewusst, bereits lange vor dem ersten Spatenstich.

    Hatten sie es vergessen? Nein, sie wollten vergessen, kraft ihrer Masse Mensch, die nunmehr eine andere Richtung vorgab.

    Die Gespräche mit den Nachbarn, die anfangs in friedlicher und freundlicher Atmosphäre stattfanden, eskalierten immer mehr, so dass manche Sitzungen mit üblen Beschimpfungen endeten, obwohl doch jeder an sich eine „gute Kinderstube" genossen hatte.

    Die einen forderten und die anderen sahen, ob der gegebenen Rechtssituation nicht

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